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Teilen Sie Ihre Erinnerungen mit uns!

Die Pfaueninsel – ein magischer Ort voller Geschichte, Natur und persönlicher Erinnerungen. Viele Menschen verbinden dieses zauberhafte Eiland mit prägenden Erlebnissen: der erste Kuss auf einer Bank im Grünen, ein Heiratsantrag unter den alten Bäumen, der erstaunte Blick des Kindes auf einen Pfau oder einfach unvergessliche Familienausflüge.

Haben Sie alte Fotos von sich auf der Pfaueninsel oder Geschichten, die Sie dort erlebt haben? Wir möchten Ihre Erinnerungen für ein digitales Album sammeln. Egal ob kurios, romantisch, humorvoll oder bewegend – Ihre Erlebnisse machen die Pfaueninsel lebendig!

Seit zwei Jahrzehnten wacht Jan Uhlig als Parkleiter über die Pfaueninsel. Und findet immer noch Anlässe zum Staunen.

Herr Uhlig, was macht die Pfaueninsel aus Ihrer Sicht aus?

Die alten Eichen natürlich. Etwa ein Drittel unseres Baumbestandes besteht aus ihnen, also ungefähr 3000 Exemplare. Wir haben hier auch die älteste Traubeneiche Deutschlands auf der Insel. Die ist mindestens 400 Jahre alt und hat einen Stammumfang von fast sechs Metern. Das ist schon etwas ganz Besonderes.

Schicken Sie uns bis zum 31. März 2025 Ihre Geschichten und Fotos an 
oeffentlichkeitsarbeit(at)spsg.de 

oder per Post an
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Öffentlichkeitsarbeit
Postfach 60 14 62
14414 Potsdam.

Bitte vergessen Sie nicht, einen Kontakt anzugeben, damit wir mit Ihnen in Verbindung treten können. Selbstverständlich werden wir nur mit Ihrer Zustimmung Ihre Beiträge online oder offline präsentieren. Wir freuen uns, Ihre Erinnerungen zu bewahren und sie mit anderen zu teilen!

Das Baumsterben betrifft aber auch Sie auf der Pfaueninsel.

Leider ja, wie aktuell viele Parks und Gärten in Deutschland. Wir bei der Stiftung haben aber vergleichsweise günstige Bedingungen für die Anzucht und Pflege neuer Bäume, weil hier täglich überwiegend dieselben Mitarbeiter arbeiten. Und ein Gärtner, der seine Bäume über viele Jahre begleitet, verfügt über einen enorm wertvollen Wissensschatz. Der betrachtet einen Baum und kann sich noch daran erinnern, wie dieser vor zehn, zwanzig Jahren aussah. Unser Eigenregie-Betrieb ist die beste Chance, die Gehölzbestände wieder zu etablieren. Nicht zuletzt, weil die Gärtner auf diese Art und Weise eine Verbindung zu den Gehölzen aufbauen und dementsprechend motiviert sind.

Was stehen im Winter bei Ihnen für Arbeiten an?

Das hängt von der Witterung ab. Zu den klassischen Aufgaben gehört eigentlich der Winterdienst. Je nach Witterung müssen wir auch die Gehölze aus dem Schilf partiell herausschneiden. Die Pflege der mit Schilf bewachsenen Uferzonen dient dem Erhalt des Parkbildes. Für diese Arbeit braucht man aber mindestens eine Woche Frost, damit sich die Gärtner sicher auf dem Eis bewegen können. Von Oktober bis Ende Februar dürfen wir auch Gehölzschnittmaßnahmen durchführen, weil in diesem Zeitraum beispielsweise die Brutvögel nicht aktiv sind. Wegen der zahlreichen anstehenden Arbeiten sind fünf Monate aber ein ziemlich enges Zeitfenster dafür.

Was schätzen Sie im Winter besonders an der Pfaueninsel?

Ich empfinde Raum und Zeit anders und bewege mich bewusster über die Insel. Die Wege hier wurden damals als Vermittler zwischen den alten Eichen angelegt. Sie führen uns von einem Baum zum nächsten, so ist das bis heute. Wenn die Bäume nun nicht belaubt sind, gewinnen sie stark an Präsenz. Man kann die Eichen in ihrem Habitus besser wahrnehmen. An den Stämmen gehe ich immer sehr ehrfürchtig und voller Respekt vorbei. Wir haben hier einige Eichen, die an Gemälde von Caspar David Friedrich erinnern, und behandeln sie bei der Baumpflege auch entsprechend. Wenn wir beispielsweise einen Ast einkürzen müssen, lassen wir es so aussehen, als wäre es ein natürlicher Bruch gewesen.

Was wünschen Sie sich für die Pfaueninsel im Jahr 2025?

Ich freue mich sehr drauf, dass das Schloss endlich wieder zugänglich sein wird. Und ich hoffe, dass wir eine gute Eröffnung haben werden und viele Besucher zu uns kommen. Wir stecken mitten in den Vorbereitungen. In unserer Gärtnerei werden bereits die Blumen für unsere Frühjahrspflanzung angezogen. Mein Wunsch ist, dass wir den Leuten etwas Schönes bieten, dass sie hier eine positive Erfahrung machen. Und dass wir ihnen zeigen können, was den Gärtnerberuf ausmacht.

Man braucht eine gewisse Leidenschaft. Aber auch viel Geduld. Aus so einer Mischung kann einiges erwachsen. Ich kann mich noch genau an ein Gemälde erinnern, das ich zu Beginn meiner Zeit als Parkleiter betrachtet habe. Es stammte aus den 1820er Jahren und darauf war ein weißer Pfau vor dem Schloss zu sehen. Seitdem hatte ich immer den Wunsch, den Besuchern solch einen Anblick zu präsentieren. 2011, nach Abschluss der Sanierung der Voliere, war dann ein günstiger Zeitpunkt dafür. Wir haben uns mit viel Mühe zwei Zuchtpaare von weißen Pfauen besorgt. Und jetzt ist es unserem Tierpfleger Herr Wunderlich tatsächlich gelungen, diese besonderen Vögel nachzuzüchten. Für mich sind das kleine Glücksmomente: Weiße Pfauen im tiefsten Preußen und noch dazu vor dem weißen Pfaueninsel-Schloss, das ist ein unglaublich schöner Anblick.

Jan Uhlig, Jahrgang 1969, ist Forstwirt, Vermessungstechniker und Diplomingenieur für Landschaftsarchitektur. Seit 2004 arbeitet er als Fachbereichsleiter Pfaueninsel/Glienicke für die SPSG.

Der Beitrag ist zuerst erschienen im SPSG-Magazin SANS,SOUCI. 01.2025

Eine Gipsbüste Friedrichs des Großen nach der Totenmaske

Bis in den April 2025 wird in der Zedernholzgalerie von Schloss Schönhausen ein besonderes Porträt von Friedrich dem Großen zu sehen sein: ein künstlerisch zwar nicht herausragendes, aber sehr bemerkenswertes Bildwerk des Wachsbossierers, Bildhauers und Malers Johann Eckstein (1735–1817), das direkt nach der Totenmaske Friedrichs des Großen entstand. Bislang wurde es hauptsächlich im Depot der Stiftung aufbewahrt. Es ersetzt die eigentlich dort stehende Marmorbüste Friedrichs des Großen von Heinrich Bettkober (1746–1809), die als Exponat an der Ausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert“ ausgeliehen wurde.

Bemerkenswerter Ersatz aus dem Depot

Die Entstehung der Totenmaske

An Friedrichs Todestag, am 17. August 1786, nahm Eckstein selbst im Auftrag des neuen Königs Friedrich Wilhelm II. dem gerade Verstorbenen die Totenmaske ab. Der berühmte Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadow (1764–1850), für den Eckstein zeitweise arbeitete, berichtete 1812 dem bayrischen Kronprinzen Ludwig über den Prozess:

Er (Eckstein) „war in Potsdam als der König starb; bei Anlage der Maske von Gips hatte Eckstein um recht viel und es recht gut zu haben, bis hinter die Ohren, und den halben Hals mitgeformt; nun hatte er Mühe, die Gipsform los zu bekommen, und er klopfte deshalb mit einem hölzernen Klöppel an den Schädel, darüber wurden die Kammerhusaren, die zugegen waren, böse, so hätte er Prügel bekommen. In diese Form goß er zwei Wachs Abdrücke, davon ich den einen u. der Doctor Heinrich Meier den andern besitzt; denn gleich danach machte dieser Eckstein daran die Augen auf u. gab den Theilen nach seinem Dünken Veränderungen und Verbesserungen, wodurch er alles verdarb.“ (So zitiert bei Götz Eckardt, Johann Gottfried Schadow 1864–1850. Der Bildhauer, Berlin 1990, S. 224.)

Die originale Negativform, mit der Eckstein die beiden Wachsausgüsse herstellte, ist verloren. Schadow erwarb sein Exemplar der Totenmaske mit geschlossenen Augen wahrscheinlich direkt von Eckstein, als dieser 1796 nach Amerika auswanderte. Vermutlich hat Schadow aus finanziellen Gründen nach 1812 sein Exemplar an den aus Böhmen stammenden Wachsbossierer und Inhaber eines Wachsfigurenkabinetts in Wien, Johann Georg von Dubsky verkauft. Von diesem gelangte die Maske wohl 1824 an die Berliner Kunstkammer und später ins Hohenzollern-Museum. Im Zweiten Weltkrieg ging sie verloren.

Der aufbewahrte Wachsausguss mit geöffneten Augen befand sich vor 1945 ebenfalls im Hohenzollern-Museum. Er müsste Schadows Bericht zufolge ein Wachsausguss nach der von Eckstein bereits bearbeiteten Totenmaske sein.

Von der Totenmaske stellte Eckstein also zwei Varianten her, eine mit geschlossenen Augen und eine mit geöffneten Augen.

Aus der Totenmaske entsteht eine Büste in zwei Versionen

Johann Eckstein erhielt die Erlaubnis, die Totenmaske zu vervielfältigen und eine Büste daraus zu entwickeln. Der damalige Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) beschrieb die erste Ausformung des Bildnisses folgendermaßen: „Die Büste …. gleicht ganz ungemein dem verstorbenen Könige; zwar hatte sich sein Gesicht nach dem Tode sehr verändert, allein, so wie er tot war, ebenso siehet auch die Büste aus.
Die Gipsbüste Ecksteins wurde mehrfach nachgegossen, wobei die Stiftung zwei Ausformungen bewahrt. Das nun in Schönhausen ausgestellte, starr und leblos wirkende Bildnis gelangte im Jahr 1900 aus Privatbesitz an das Hohenzollern-Museum. Die zweite Variante (ebenfalls ehemals Hohenzollern-Museum) befindet sich heute im Arbeits- und Schlafzimmer von Schloss Sanssouci. Sie weicht in kleinen Details von der hier gezeigten ab (bspw. an der Rüsche des Halstuchs) und erscheint etwas „gemildert“ von der Drastik der Totenmaske. Augen- und Mundpartie wirken weniger eingefallen, eine von der Nachwelt sicher gewünschte Idealisierung. 

Auch interessant:

Die Marmorbüste Friedrichs des Großen von Heinrich Bettkober befindet sich derzeit in der Ausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert“, die vom 18. Oktober 2024 bis 6. April 2025 in der Ausstellungshalle Pei-Bau des DHM in Berlin stattfindet. 

Die Alabastergruppe „Pluto und Proserpina“ neu im Schloss Oranienburg

Schloss Oranienburg ist seit kurzem um ein kostbares Kunstwerk reicher: Die zierliche, nur 32 Zentimeter hohe Alabastergruppe „Raub der Proserpina“ steht nun auf einem Tisch im Vorzimmer des Königs gemeinsam mit der Feuerzeugweckuhr von Pierre Fromery und einem Vasensatz aus Japan, Edo-Zeit (Ende 17./Anfang 18. Jahrhundert) bestehend aus einem Deckelgefäß mit „Löwen-Knauf“ und zwei Flötenvasen mit Dekor im Imari-Stil. Diese Kombination aus Objekten verschiedener Sammlungen der SPSG erweckt den Eindruck eines Schautisches und gibt einen Einblick in die Welt der Künste und des fürstlichen Sammelns zu Beginn des 18. Jahrhunderts.

Die Skulpturengruppe aus gräulichem Alabaster zeigt den gewaltsamen Entführungsakt der Proserpina (in der griechischen Mythologie Persephone) durch Pluto (griechisch: Hades). Dabei zeigt das Bildwerk seine ganze Dramatik vor allem beim Betrachten der Vorderseite: Rechts umfasst der Gott der Unterwelt, dargestellt als bärtiger Mann in mittlerem Alter und mit einer Krone auf dem Kopf, mit seinem linken Arm die Hüfte der jungen Frau. Sein rechter Arm ist auf der Rückseite unter einem Tuch verborgen, mit seinem linken Bein geht er einen Schritt nach links, der rechte Fuß ist leicht verdreht auf dem Ballen aufgesetzt. Das Gesicht mit leicht geöffnetem Mund und einem zugleich angestrengten, aber auch erstauntem Ausdruck ist dem Betrachter zugewandt. Angesichts des Kraftaufwands, mit dem er das Mädchen hochhebt, zeichnet sich seine Rücken- und Oberarmmuskulatur deutlich angespannt ab. Dagegen hängt Proserpina eher schlaff über Plutos Unterarm, sie hat die Bodenhaftung zur Erde bereits verloren. Ihr Körper beschreibt einen Bogen weg von dem drängenden Gott hinunter zu der am Boden liegenden Frauengestalt. Diese Abwärtsbewegung wird noch unterstützt durch ihren erhobenen linken Arm und das Tuch, das sie über sich fortzuziehen scheint. Ihr verzweifelter Gesichtsausdruck wendet sich nach unten zu ihrer Mutter, die mit der Rechten die Hand ihrer Tochter greift und versucht, diese Plutos Griff zu entwinden.

Die Szene erzählt von der Entführung von Proserpina, Tochter von Göttervater Jupiter (Zeus) und Ceres (Demeter), Schwester und Frau des Jupiter sowie Göttin des Ackerbaus und der Ernte. Verschiedene Autoren der Antike beschäftigten sich mit dem Mythos, die älteste ausführliche Schilderung stammt von Homer in seiner „Hymne für Demeter“ (7./6. Jahrhundert v. Chr.), in Rom weit verbreitet wurde sie durch die „Metamorphosen“ von Ovid (1. Jahrhundert n. Chr.).

In einer idyllischen, ewig frühlingshaften Landschaft am See Pergusa auf Sizilien pflückte die schöne Proserpina, fast noch ein Kind, mit ihren Gefährtinnen Blumen. Dort sah und begehrte sie Pluto, der Gott der Unterwelt, der zuvor durch Amors Pfeil für die Liebe empfänglich geworden war. Pluto bat seinen Bruder Jupiter, ihm das Mädchen zur Frau zu geben. Jupiter blieb jedoch unentschieden, da Proserpina nicht freiwillig in die sonnenlose Unterwelt gegangen wäre. So raubte Pluto sie schließlich gewaltsam in seinem von unsterblichen Pferden gezogenen goldenen Wagen und nahm die sich sträubende Jungfrau mit in sein dunkles Reich. Ihre Hilferufe hörten weder Jupiter noch ihre Freundinnen. Auch Ceres nicht, doch sie suchte nun überall nach ihrer Tochter. Währenddessen ließ sie auf Sizilien die Saat und Feldfrüchte verdorren. Als sie erfuhr, dass Proserpina nun Königin der Unterwelt und Totengöttin sei, flehte sie Jupiter an, ihr die Tochter zurückzugeben. Der Göttervater urteilte daraufhin diplomatisch, um sowohl den Wünschen seines Bruders Pluto als auch seiner Schwester und Frau Ceres zu entsprechen: Proserpina hatte bei Pluto Granatapfelkerne gegessen und sich somit an ihn gebunden. Von nun an sollte sie die Hälfte des Jahres in der Unterwelt und die andere Hälfte bei der Mutter auf der Erde leben. Ceres war jedes Mal, wenn die Tochter wieder zu Pluto zog, so traurig, dass sie vergaß, der Natur ihre Segnungen zu schenken. So entstanden dieser Legende nach durch die zwischen Ober- und Unterwelt wandelnde Proserpina die Jahreszeiten.

Dieser Frauenraub-Mythos erfreute sich bis in das 18./19. Jahrhundert sowohl in der Literatur als auch in der bildnerischen Kunst großer Beliebtheit. Dabei boten sich den Künstlern unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten: erotisches Sinnbild, moralisierendes Beispiel oder die Interpretation vom Kreislauf der Natur, vom Absterben und Wiederaufleben in den Jahreszeiten. (Christiane Brehm: Der Raub der Proserpina. Studien zur Ikonographie und Ikonologie eines Ovidmythos von der Antike bis zur frühen Neuzeit. Dissertation. Münster (Westf.) 1996, S. 2. Online)

Im Dunkeln der Geschichte

Bei der vermutlich um 1700/20 entstandenen Alabastergruppe „Pluto und Proserpina“ handelt es sich nicht um alten Schlösserbesitz. Über ihre Herkunft ist wenig bekannt. Die Westberliner Schlösserverwaltung erwarb sie 1966 in einem Berliner Auktionshaus für Schloss Charlottenburg als ein Werk des Bildhauers Georg Franz Ebenhech(t) (um 1710–1757). Diese Zuschreibung kann aus stilistischen und Datierungsgründen kaum stimmen. Die künstlerische Darstellung ist mit Ebenhechts um 1750 gearbeiteten Parkskulpturen in Sanssouci, wie zum Beispiel eine Marmorgruppe mit gleichem Thema, nicht vergleichbar. Die Gliedmaßen und fein ausgearbeiteten Gesichter erinnern vielmehr an Werke des in Österreich und Schlesien wirkenden Bildhauers Matthias Steinle (1643/44–1727) und an dessen Elfenbeingruppe „Pluto und Proserpina“ (ca. 1695–1700, Privatbesitz). Auch in Böhmen tätige Künstler, wie Lazar Widmann (1699–1769) oder sein Umkreis, schufen kleine Skulpturengruppen in Elfenbein oder Alabaster.

Der unbekannte Bildhauer unserer Gruppe kannte sicher berühmte Vorbilder der Renaissance und des Barocks, die den antiken Mythos als Skulptur wiedergaben, wie Giambolognas (um 1524/29–1608) Meisterwerk „Raub der Sabinerinnen“ (1583, Florenz, Loggia dei Lanzi). Ebenso können die 1621/22 von Giovanni Lorenzo Bernini (1598–1680) geschaffene Marmorgruppe „Pluto und Proserpina“ in der Villa Borghese in Rom sowie François Girardons (vor 1628–1715) „Raub der Proserpina durch Pluto“ (1677–99) im Park von Versailles mit einer ähnlichen Komposition als Dreiergruppe mit der halb liegenden Ceres am Boden herangezogen werden.

Über die Restaurierung der „Pluto und Proserpina“-Gruppe vor der Aufstellung im Schloss Oranienburg schreibt die Skulturenrestauratorin der SPSG Alexandra Streich:
„Schon lange befand sich die Alabastergruppe im Depot. Sie war verschmutzt und war an einigen Stellen bereits gekittet, doch die Anbindung an den Stein war bereits verloren. Die Kittungen bestanden teilweise aus Gips, teilweise aus Polyesterharz, darunter lagen zum Teil alte Klebungen aus Schmelzkleber. Der linke Fuß der Proserpina hatte sich gelöst.“

Erst nach der feinen Reinigung der Skulptur mit Wattestäbchen war es möglich, den linken Fuß der Proserpina sowie den rechten Arm der Ceres als spätere Ergänzungen zu identifizieren. Der hierfür verwendete Alabaster besaß einen wärmeren Farbton als das originale Material. Für diese These sprach auch, dass der rechte Unterarm der Ceres etwas zu kurz war und im Vergleich zum Rest ihres Körpers und ihres linken Armes nicht proportional erschien.

Einige der alten Kittungen wiesen zu starke Schäden auf und mussten daher entfernt und neu angefertigt werden, dafür wurde ein Mörtel aus Marmormehl und einem Acrylklebstoff verwendet. Mit größter Vorsicht wurde der winzige gelockerte rechte Unterarm der Ceres sowie die rechte Hand der Proserpina abgenommen und mit Hilfe von Glasfaserstäben wieder verdübelt und erneut verklebt.

Der linke Fuß der Proserpina wurde auf die gleiche Weise wieder angesetzt. Auch hier wurde Marmormehl in Kombination mit einem Acrylharz verwendet, um die Risse zu schließen.

Die neu angefertigten Ergänzungen wurden mithilfe von Acrylfarben retuschiert und an den Alabaster angeglichen.

 

 

Der Winter ist bald da und mit ihm die Vorfreude auf die Weihnachtszeit: eine Zeit der festlich gedeckten Tafeln, des Genusses und des Schlemmens. Doch die üppige Tafel ist nicht nur ein modernes Vergnügen – es hat eine lange Tradition, wie einige Stillleben aus unserer Gemäldesammlung eindrucksvoll zeigen. Sie sind nicht nur meisterhafte Kunstwerke, sondern auch Zeugnisse von Genuss, Vergänglichkeit und Symbolik. Auf den Gemälden erwachen Früchte, Prunkgeschirr und delikate Speisen mit feinstem Pinselstrich zum Leben – und bieten möglicherweise Inspiration für die eigene festliche Tafel!

Der 25. Jahrestag der Wiedereröffnung von Schloss Rheinsberg als Museumsschloss am 6. Mai 1991 ist Anlass für eine besondere Jubiläumsschau: In der Ausstellung „Rheinsberg 25. Wiedererweckung eines Musenhofs“ entfaltet sich ab dem 1. Mai das ‚kleine Wunder’ von Rheinsberg.

Seit einigen Wochen arbeitet Christian Leubner, Maler im Schirrhof der Stiftung, an den Türen des Turmtreppenhauses im Orangerieschloss. Mit viel Geduld und ruhiger Hand pinselt er die Konturen einer Eichenmaserung auf die Kiefertüren.

Bislang war die Identität der Dargestellten auf einer Zeichnung im Berliner Kupferstichkabinett nicht bekannt. Durch Vergleiche mit gesicherten Porträts kann sie nun jedoch als die italienische Primaballerina Barbara Campanini, genannt „Barbarina“, identifiziert werden. Der preußische Hofkupferstecher Georg Friedrich Schmidt hat die berühmte Künstlerin kurz nach ihrer Ankunft in Berlin um das Jahr 1745 gezeichnet. Auch der Hofmaler Antoine Pesne verewigte die junge Frau auf mehreren Porträts, eines davon hing sogar im Schreibzimmer Friedrichs II. („des Großen“) im Berliner Schloss – eine besondere Ehre für eine Künstlerin und Nichtadelige! Ein Porträt über eine außergewöhnliche Frau und ihre Bildnisse.
 

Nahe dem Park Sanssouci, verborgen hinter einem hellen Mauerwerk, liegt einer der wichtigsten Orte der SPSG. Und zugleich einer, den kaum jemand kennt. „Schirrhof“ heißt er. In den so bezeichneten Betriebsstätten wurden vor der Motorisierung Gespanne hergestellt und gewartet. 

Wiedererweckung eines Musenhofs

Als am 1. April 1991 Schloss und Garten Rheinsberg in die Obhut der damaligen Schlösserstiftung Potsdam-Sanssouci übergeben wurden, war der einstige Musenhof am Grienericksee in einem wahrhaft traurigen Zustand. Innen wie außen trug das Schloss die Spuren der über Jahrzehnte währenden Nutzung als Sanatorium. Doch der Mythos Rheinsberg, vom jungen Friedrich (II.) begründet und durch Menzel, Fontane und Tucholsky unsterblich gemacht, tat seine Wirkung: Fünf Wochen später hatte sich das Sanatorium in ein Museumsschloss verwandelt – möglich geworden durch die Hartnäckigkeit einiger tatkräftiger Rheinsberg-Enthusiasten.

Seit der Eröffnung von Schloss Rheinsberg am 6. Mai 1991 ist viel geschehen. Schloss und Lustgarten wurden restauriert, es gab große Ausstellungen, der „Musenhof“ findet wieder überregionale Beachtung. Museumsschloss und Kurt Tucholsky Literaturmuseum mit der Galerie zeitgenössischer Kunst, die Musikakademie Rheinsberg und die Kammeroper Schloss Rheinsberg locken alljährlich tausende Besucher an, inzwischen fast zwei Millionen.

Die Dargestellte in Schmidts Zeichnung ist nach links gewandt; das scharfe Dreiviertelprofil lässt ihre rehartigen Gesichtszüge besonders zur Geltung kommen. Ihr schwarzes Haar ist am Ansatz weiß gepudert und zu einer kompakten Frisur geformt, die an der Seite in eine Locke mündet. Der Haarschmuck besteht aus blauen und roten Blüten; rechts außen sind kleinere fliederartige weiße Blüten erkennbar. Die Dargestellte trägt einen Mantel, der am Kragen mit einem hellen Pelz verbrämt ist. Im Hintergrund ist ein stattlicher Innenraum mit kannelierten Säulenpilastern erkennbar. Aufgrund des engen Bildausschnitts sowie der Seitenansicht wirkt die Zeichnung lebensnah und intim. Der zielgerichtete Blick der Dargestellten lässt es so erscheinen, als hätte Schmidt sie inmitten eines Gesprächs mit einer dritten Person eingefangen.

Warum tut er das? Warum wird nicht einfach eine Eichentür eingesetzt? Die Antwort ist ganz einfach – aus Denkmalschutzgründen. Auch im Original waren die Türen aus Kiefernholz, die mit Farbe und Handwerkskunst zu Eichenholz „gefälscht“ wurden. Das war um 1860. Italiens Architektur und Gestaltung war en vogue und der preußische König Friedrich Wilhelm IV. war ein ganz besonderer Liebhaber des südländischen Flairs. Aus Kosten und Zeitgründen wurde jedoch bei den Materialien geschummelt. Eichenholz war teuer und schwer, menschliche Arbeit dagegen günstig und daher wurde mit Ölfarbe auf den Kieferntüren das Eichenholz imitiert. Wandoberflächen wurden nicht mit echtem Naturstein verkleidet, die Steine wurden aufgemalt. Die ursprüngliche Gestaltung des Treppenhauses in dieser Form findet sich auch in anderen repräsentativen Treppenhäusern wie zum Beispiel im Schloss Babelsberg.

Das ovale Turmtreppenhaus ist eines von sechs Treppenhäusern im Orangerieschloss, es führt auf die Türme mit den beiden Galerien, von denen man einen weiten Blick in die umgebende Landschaft hat.

Schloss Rheinsberg um 1990 und 2015.
Foto oben: Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten / unten: Leo Seidel © SPSG

Obwohl Georg Friedrich Schmidt (1712–1775) vornehmlich für seine Stiche bekannt ist, war er auch ein begnadeter Zeichner (sowie Maler). Im Jahre 1737 schloss er seinen Wehrdienst ab und reiste von Berlin nach Paris, um dort seine Ausbildung zum Kupferstecher fortzusetzen. Dank einem Empfehlungsschreiben des preußischen Hofmalers Antoine Pesne wurde er von dem erfolgreichen Graphiker und Verleger Nicolas de Larmessin aufgenommen. 1742 gelang ihm mit einem Stich nach Hyacinthe Rigauds Porträt des Grafen d’Evreux der Durchbruch; 1744 wurde der protestantische Schmidt sogar mit einer Sondergenehmigung Ludwigs XV. in die renommierte Pariser Kunstakademie aufgenommen. Nun wurde Friedrich II. auf ihn aufmerksam und berief ihn noch im selben Jahre zurück nach Berlin. In der Folgezeit stach der Künstler unter anderem die Illustrationen für die vom König verfassten Œuvres du philosophe de Sans-Souci. Auf eine Einladung der Zarin Elisabeth hin verbrachte er die Jahre 1757–1762 in St. Petersburg, wo er bei dem Aufbau der Kunstakademie mithalf. Zurück in Berlin widmete er sich zunehmend der Herstellung von Radierungen in der beliebten Manier Rembrandts.

Die Tänzerin Barbara Campanini erblickte 1719 im italienischen Parma das Licht der Welt und wurde 1739 durch Vermittlung ihres Tanzmeisters Rinaldi Fossano über Nacht zu einem Star in Paris. Nach großen Erfolgen in London, Dublin und Venedig gelang es Friedrich II., sie mit einer wahrhaft fürstlichen Gage von 7.000 Talern für die kommende Opernsaison zu engagieren. Aufgrund einer Beziehung mit dem britischen Adeligen James Stuart Mackenzie suchte die Barbarina dieser Verpflichtung zu entkommen, wurde jedoch schließlich von einer militärischen Eskorte des Königs aus Venedig nach Berlin überführt. Hier bezog sie eine großzügige Unterkunft am westlichen Ende der Behrenstraße, nahe dem heutigen Pariser Platz. Am 13. Mai 1744 feierte sie ihr Debüt an der Königlichen Oper. Neben ihrer Schönheit bestaunte man vor allem ihre meistervolle Beherrschung des Entrechats, d. h. ihre Fähigkeit beim Sprung die Beine vielfach übereinander zu kreuzen. Besonders eindrücklich ist der Zauber der Barbarina im Reisebericht des Schaffhausener Kavaliers Johann Konrad Peyer erfahrbar, der im Frühjahr 1746 einige Monate in der preußischen Residenzstadt weilte und die Tänzerin mehrfach „live“ erlebte.

Im mittleren und oberen Geschoss sind Zugänge zu Wohnungen, die ursprünglich zu den Apartments des Schlosses gehören. Darin wurden nahestehende Bedienstete der hier jeweils logierenden Gäste des Königshauses untergebracht. Erst in den 1920er Jahren wurden auch die Wohnungen im Mittelbau des Orangerieschlosses vermietet. Ein erster langjähriger Mieter war beispielsweise der „Königl. Prinzl. Obergärtner i. R.“ Albert Kiekleben, der in der Wohnung im 1. Obergeschoss lebte.

Bereits im 19. Jahrhundert musste das Treppenhaus wohl wegen der intensiven Nutzung renoviert werden. Zunächst wurde die aufwändige Bemalung in den bauzeitlichen Farben und Materialien wiederholt, später strich man aber die Wände relativ schmucklos mit einem hohen Ölfarbenpaneel – diese ließ sich besser abwischen – und einfarbigen Oberwandanstrichen in Leimfarbe. Die schönen Natursteintreppen überstrich man ebenfalls mit Ölfarbe. Bei der letzten Sanierung, die wahrscheinlich in den 1990er Jahren durchgeführt wurde, wurde dann das ursprüngliche Farbkonzept komplett verdrängt, die Treppenuntersichten genauso wie die Wände wurden in einem zitronengelben Farbton gestrichen.

Seit 1991 sind 42,5 Millionen Euro in die Sanierung und Restaurierung des gesamten Gebäudeensembles und des Gartens geflossen. Dächer und Schlossfassaden wurden instand gesetzt, der Marstall zum Besucherzentrum umgestaltet, das 1945 zerstörte Theater bis Ende 1999 wieder aufgebaut und ein neues Gästehaus für die Musikakademie errichtet.

1749 fiel die Barbarina bei dem König in Ungnade, als sie gegen seinen Willen Carl Ludwig von Cocceji, den Sohn des Großkanzlers Samuel von Cocceji, heiratete. Um die Situation zu entschärfen, erwirkte der Großkanzler eine Versetzung der Frischvermählten in das schlesische Glogau (Głogów, Polen), wo Carl Ludwig rasch in der preußischen Verwaltung aufstieg. Die Karriere der Barbarina war jedoch beendet; auch dürfte sie nur noch selten nach Berlin zurückgekehrt sein. 1788 ließ sich das Paar scheiden. Die Barbarina gründete in Barschau, einem Gut zwischen Glogau und Liegnitz (Legnica, Polen), ein Stift zum Unterhalt verarmter Adelstöchter, welches bis zum Ersten Weltkrieg existierte. 1789 wurde das soziale Verdienst der ehemaligen Tänzerin vom Nachfolger Friedrichs II., König Friedrich Wilhelm II., anerkannt und sie erhielt den Titel einer Gräfin. 1799 verstarb sie in Barschau, das seitdem dem Kupferbau zum Opfer gefallen und geflutet worden ist.
 

Erst eine eingehende Untersuchung durch das Restaurator:innen-Team brachte die ursprüngliche Fassung wieder an das Tageslicht. Mit Hilfe von akribischer Detailarbeit der Stiftungshandwerker:innen erhält das Treppenhaus nun wieder diese Fassung zurück und der repräsentative Innenraum ist wieder in seiner ganzen Schönheit zu sehen. 

Handwerk im Schloss ist ganz schön knifflig, aber nie langweilig: Christian Leubners Chefin, die Malermeisterin Bianca Furkert sucht für den Herbst noch nach einem oder einer Auszubildenden, der – oder die – Lust hat, alte und neue Techniken zu lernen und im historischen Umfeld mit Farbe zu arbeiten.

Die Paradeschlafkammer im Schloss Rheinsberg, 1990 und 2015.
Foto oben: Wolfgang Bittner / unten: Leo Seidel; beide © SPSG

Das Aussehen der Barbarina ist durch mehrere Porträts verbürgt. Das älteste bekannte Bildnis stammt von der berühmten venezianischen Pastellmalerin Rosalba Carriera (1673–1757), welche die Tänzerin wohl kurz vor ihrem internationalen Durchbruch in Italien porträtierte. Die tänzerische Pose mit den angewinkelten Armen, in den grazilen Händen ein fließendes Tuch, verweist auf das Metier der Dargestellten.
 

Danke an den fachlichen Input von Daniel Goral (Schlossleiter Orangerieschloss) und Restaurator Ekkehardt Fischer.

 

 

Insgesamt zeigen sich jetzt 36 Schlossräume umfassend restauriert, wozu die berühmte Bibliothek Friedrichs zählt. Weitere Höhepunkte sind die Gewölbte Kammer mit ihren einzigartigen illusionistischen Malereien, die Paradeschlafkammer des Prinzen Heinrich mit ihrem kostbaren Seidengewebe oder der Spiegelsaal mit seinem bauzeitlichen Dielenfußboden, über den nicht nur die preußischen Prinzen, sondern auch Fontane und Tucholsky gegangen sind.

In Berlin fertigte der Hofmaler Antoine Pesne (1683–1757) mehrere Porträts an. Das bekannteste zeigt die tanzende Barbarina vor einer kulissenartigen Gartenarchitektur. Das Tamburin und die einem Leopardenfell ähnelnde Draperie über ihrem Rock legen nahe, dass hier die Rolle als Bacchantin (ein weibliches Mitglied aus dem Gefolge des Weingottes Bacchus) in Johann Gabriel Seyffarths Oper „Alessandro e Poro“ (Sommer 1744) verewigt wurde. Bemerkenswerterweise erhielt das Bildnis einen Ehrenplatz im Schreibzimmer Friedrichs II. im Berliner Schloss. Bislang waren lebensgroße ganzfigurige Bildnisse hochrangigen Persönlichkeiten vorbehalten. Die Darstellung einer Künstlerin in diesem Format, dazu noch in den Privaträumen des Königs, war ein Novum in Preußen und spiegelt die Hochachtung Friedrichs II. wider. Heute ist das Gemälde im Neuen Flügel von Schloss Charlottenburg zu besichtigen.
 

Der Spiegelsaal im Schloss Rheinsberg, 1990 und 2013.
Foto oben: Wolfgang Bittner / unten: Leo Seidel; beide © SPSG

Um dieselbe Zeit malte Antoine Pesne für das Ovale Speisezimmer des Königs im Potsdamer Stadtschloss ein lebensgroßes Brustbild der Tänzerin. Erneut ist sie in einem mit Spitze und Tressen geschmückten Bühnenkostüm dargestellt und schlägt mit den Händen ein Tamburin.
 

Der Abschluss der Restaurierung des Muschelsaals, einer der Festsäle im Schloss, ist das Präsent zum Jubiläum: Nach fast 100 Jahren erhält der Raum derzeit seine von Carl Gotthard Langhans erdachte Ausstattung zurück – Dank des Engagements der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten und der Kulturstiftung der Freunde sowie der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin.

Auch im Rheinsberger Lustgarten hat sich viel verändert: Die Schlossinsel zeigt sich wieder wie im Jahre 1769. Obelisk, Egeriagrotte, Heckentheater und Stadtmauer wurden umfassend wiederhergestellt.

Das Porträt hing über einem Kanapee und wurde von zwei fêtes galantes von Nicolas Lancret flankiert.
 

Die Egeriagrotte im Lustgarten Rheinsberg, 1994 und 2009.
Foto oben: © SPSG / unten: Leo Seidel © SPSG

Heute werden die drei Gemälde in der Gelben Atlaskammer im Neuen Flügel von Schloss Charlottenburg präsentiert. Ein 1745 datiertes Wandbild von Pesne, das ebenfalls im Ovalen Speisezimmer hing, stellte wohl auch die Barbarina, mit einem Partner tanzend, dar. Dieses Werk, welches über dem Kamin hing, gilt als Kriegsverlust.
 

Nach 25 Jahren ist es an der Zeit, ein Resümee zu ziehen: Im Rahmen der Ausstellung „Rheinsberg 25. Wiedererweckung eines Musenhofs“ (1. Mai – 31. Oktober 2016) laden wir Sie ein, an 25 Stationen im Schloss und im Garten auf die außerordentlichen Leistungen der Wiederherstellung von Schlossanlage und Lustgarten Rheinsberg zurückzublicken. Es werden neue Erkenntnisse präsentiert und Ausblicke in die Zukunft gegeben.

Aber Rheinsberg wäre nicht Rheinsberg, würde es nur in die Vergangenheit schauen: In Kooperation mit der Akademie der Künste Berlin und dem Kurt Tucholsky Literaturmuseum werden Mitglieder und Stipendiaten in Schloss und Garten mit künstlerischen Interventionen besondere thematische Akzente setzen.

Ein weiteres Porträt von Antoine Pesne, das 2015 auf dem Kunstmarkt angeboten wurde, zeigt die Tänzerin im Gärtnerinnenkostüm neben einem Dudelsackspieler. Womöglich handelt es sich bei dem etwas steif wirkenden Bildnis um das Werk (oder eine Kopie), welches der Reisende Peyer im Schloss Monbijou, der Residenz der Königinmutter Sophie Dorothea, sah: „Die Barberini im ganzen Stand, wie sie tanzt, als eine Gärtnerin, wobei sie ihren Schurz mit beiden Händen anfaßt. Sie ist vom Königl. Hofmaler Pesne gemalt und besser getroffen als die Kopie, die ich bei M[onsieu]r. Pesne gesehen habe.“
 

Künstlerische Interventionen zur Jubiläumsausstellung: Skulptur von Klaus Kleine, die viele Assoziationen zum historischen Umfeld zulässt. Foto: Detlef Fuchs © SPSG

Schloss und Lustgarten Rheinsberg

Schloss Rheinsberg war von 1736 bis 1740 das Refugium des künstlerisch ambitionierten Kronprinzen Friedrich (II., der Große). Wie kein anderes Schloss besticht Rheinsberg durch seine malerische Lage am Grienericksee. Hier verbinden sich Natur, Architektur und Kunst zu einem harmonischen Ganzen. Zahlreiche Kunstwerke schmücken die Räumlichkeiten des Schlosses und laden zu einer Reise in die Zeit des 18. Jahrhunderts ein.

Durch umfangreiche Restaurierungen gelang es in den vergangenen Jahren, die originalen Raumdekorationen aus der friderizianischen Zeit (um 1740) sowie die unter Prinz Heinrich geschaffenen frühklassizistischen Raumfassungen (um 1786) zurückzugewinnen. Sie vermitteln gemeinsam mit den ausgestellten Gemälden und kunsthandwerklichen Objekten einen Eindruck von der Wohnkultur, dem Lebensgefühl und der Sammeltätigkeit der einstigen Besitzer.

Der Vergleich mit den Pesne’schen Porträts, insbesondere dem ganzfigurigen Porträt als Bacchantin, belegt glaubhaft, dass es sich in Schmidts Zeichnung ebenfalls um die Barbarina handelt. Die Dargestellten weisen dieselben großen Augen, dasselbe Mündchen, dasselbe leichte Doppelkinn sowie dieselbe Frisur auf. Auch die Accessoires stimmen nahezu exakt überein: Die identische Anordnung der blauen nelkenartigen Blüten um eine zentrale rote Blüte deutet darauf hin, dass in beiden Bildnissen derselbe Haarschmuck abgebildet ist, wohl eine Art Haarreif. Auch der doldenartige Haarschmuck aus kleinen weißen Blüten erscheint an derselben Stelle. Tatsächlich ist die Verwendung künstlicher (also haltbarer) Blüten aus Seide, sogenannter „italienischer Blumen“, für die Kostüme der Barbarina durch eine Rechnung gesichert. Offenbar fand die Begegnung mit Schmidt während oder kurz nach einer Aufführung statt, als sich die Tänzerin ihres Kostüms erst teilweise entledigt, dafür aber einen wärmenden Mantel übergeworfen hatte.

Der Bühnenschmuck, welcher das Haar von Schmidts Barbarina ziert, legt eine Entstehung in den Jahren 1744–1748 nahe, als sie ihre Berliner Erfolge feierte. Aufgrund der besonderen Übereinstimmung mit dem Pesne’schen Porträt für das Schreibzimmer des Königs lässt sich der Entstehungszeitraum sogar noch genauer auf das Jahr 1745 eingrenzen. Als Schmidt im Herbst 1744 nach Berlin zurückkehrte, stand die Stadt regelrecht im Bann der Tänzerin. Es ist also nicht verwunderlich, dass auch der neue Hofkupferstecher, der mit 600 Talern übrigens weniger als ein Zehntel des Gehalts der Barbarina bezog, sich für die Tänzerin interessierte und sie zeichnete.

Kronprinz Friedrich ließ die Hauptachse des Lustgartens mit dem charakteristischen Gartenportal sowie die lange Querachse anlegen, die er später in Sanssouci wiederholte. Vier Jahre nach seinem Regierungsantritt schenkte Friedrich seinem Bruder Heinrich 1744 Schloss und Garten, der das Anwesen innerhalb eines halben Jahrhunderts auf mehr als 300 Hektar erweiterte.

Der jüngere Bruder des Königs ließ u. a. die Feldsteingrotte und das Heckentheater anlegen und öffnete den Garten mit der Anlage der Erdterrassen jenseits des Sees, die er mit dem Obelisken und der einzigartigen Perspektivallee schmückte, in die Landschaft hinein.

Unter Heinrich entwickelte sich das Schloss zu einem innovativen Zentrum der Fest-, Theater- und Musikkultur. Diese Tradition ist mit der Kammeroper Schloss Rheinsberg und der Musikakademie Rheinsberg heute wieder mit Leben erfüllt.

In mancher Hinsicht stellt Schmidts Zeichnung das schönste Porträt der Tänzerin dar. Rosalba Carrieras und Antoine Pesnes zahlreich überlieferte Bildnisse zeichnen sich meist durch eine gewisse Typenhaftigkeit aus. Auch in ihren Porträts der Barbarina tritt das Individuelle der Dargestellten hinter die erkennbare Handschrift der Künstlerin bzw. des Künstlers zurück. Schmidts Barbarina weist dagegen eine bemerkenswerte Lebendigkeit und Individualität auf. Besonders reizvoll ist zudem, dass die Zeichnung als einzige kein Rollenporträt darstellt. Vielmehr deutet sich im geselligen Entstehungskontext des Bildes die Bedeutung der Barbarina für das Berliner Gesellschaftsleben der 1740er-Jahre an. Für diese Zeit ist ihre Teilnahme an exklusiven gesellschaftlichen Ereignissen wie Empfängen und Banketten überliefert. Auch ihr eigenes Quartier in der Behrenstraße soll ein sozialer Hotspot gewesen sein.

 

Zum Vertiefen:

Reisebericht Johann Konrad Peyers, in Helmut Eckert: Von Oper und Schlössern in Berlin und Charlottenburg 1746. Berichte eines Besuchers, in: Festschrift der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg zu ihrem hundertjährigen Bestehen, 1884–1984, Berlin 1984, S. 213–226.

Rita Unfer Lukoschik: Italienerinnen und Italiener am Hofe Friedrichs II., Berlin 2008.

Franziska Windt: Friedrichs Bühne, in: Friederisiko – Friedrich der Große, Bd. I: Die Ausstellung, München 2012, S. 344–361.

 

 

Auf dem heutigen Schirrhof gehen knapp 60 Mitarbeiter:innen ganz verschiedenen Handwerksberufen nach, maurern, tischlern, schmieden, malern. Gemeinsam kümmern sie sich um die Gebäude und Anlagen der Stiftung, von Potsdam bis Rheinsberg, von Oranienburg bis Königs Wusterhausen. Ihre Arbeit lässt sich grob in zwei Kategorien einteilen: Da wären zunächst die Notfälle und kurzfristigen Einsätze. Wenn irgendwo der Strom ausfällt, eine Tür klemmt, ein Graffito auf einer Wand auftaucht oder eine Alarmanlage sich meldet, rücken die entsprechenden Expert:innen aus und lösen das Problem sofort.

In die zweite Kategorie fallen planbare Projekte. An diesem freundlichen Donnerstagvormittag nimmt sich Malergeselle Daniel Henning zum Beispiel gerade die Fenster von Schloss Paretz vor. Nachdem sie in der benachbarten Tischlerei aufgearbeitet wurden, erhalten sie von ihm nun einen neuen Anstrich. Er arbeitet schon seit 24 Jahren für die Stiftung. Langweilig werde der Job nicht. „Das ist hier nicht wie bei normalen Betrieben, bei denen man ein Zimmer tapeziert und dann geht es weiter zum nächsten Objekt. Wir haben ja auch mit historischen Räumen zu tun und das ist schon was Besonderes.“ Zuletzt hat Henning im Treppenaufgang des Orangerieschlosses im Park Sanssouci die Wände in Sandsteinoptik gestrichen. „Wir bekommen regelmäßig Schulungen in solchen alten Maltechniken. Da gibt es dann immer wieder neue Herausforderungen.“

Auch Torsten Janke ist von alten Handwerkstechniken fasziniert. Janke leitet den Schirrhof seit zwei Jahren. Zuvor hat der Tischlermeister in Düsseldorf erfolgreich einen eigenen Betrieb geführt. In seiner Freizeit erlernt er traditionelle Handwerke. So hat er bei einem Uhrmacher Praktika absolviert und einem Bootsbauer über die Schulter gesehen, um sich sein eigenes Kajak bauen zu können. Man spürt die Begeisterung, wenn er von seiner Arbeit erzählt. „Die Handwerker früherer Jahrhunderte konnten schon richtig was! Mich beeindruckt immer wieder, was die ohne die modernen Hilfsmittel, die uns heute zur Verfügung stehen, alles hinbekommen haben.“ Doch auch mit Hilfsmitteln müssen seine Mitarbeiter:innen großes Geschick an den Tag legen. „Historische Sachen“, so nennen sie hier all die Materialien und Objekte, mit denen sie zu tun haben, die sie aufarbeiten, reparieren und ausbessern. Und mit denen sie natürlich besonders vorsichtig umgehen müssen. Janke war von Anfang an beeindruckt, wie bedacht seine Leute arbeiten: „Die Mitarbeiter sind alle wirklich hervorragend ausgebildet.“

Wenn sie Vorstellungsgespräche führen, lassen die Meister:innen gerne Probe arbeiten. 20 Minuten würden da schon reichen. „Ein erfahrener Meister sieht ganz schnell, ob jemand was draufhat. Da muss man nur beobachten, wie der Bewerber sich bewegt oder wie er mit dem Material umgeht.“ Janke ist es wichtig, dass auf dem Schirrhof auch  ausgebildet wird. Dass hier nicht allein Bauten und Anlagen bewahrt werden, sondern auch ein reicher Wissensschatz weitergegeben wird. „Wir lassen hier das richtige Handwerk weiterleben. Und zwar hoffentlich für die nächsten Jahrzehnte und länger.“ Sein persönliches Ziel besteht darin, dass alle Meister- und Gesellenstellen besetzt sind, wenn er selbst in Rente geht. „Das wäre mein Traum. Dann hätte ich den Schirrhof für die Zukunft vorbereitet.“ Aktuell sucht er dringend im Meisterbereich Wasserversorgung eine:n Mitarbeiter:in für die Heizungsanlagen.

Der Geselle oder die Gesellin wäre Martin Prill unterstellt. Prill ist als Brunnenbaumeister der Leiter des Meisterbereichs Wasserversorgung und sozusagen der Herr über das gigantische Leitungssystem der Schlösser und Gärten. Tropft in der Bildergalerie ein Hahn, sind im Neuen Garten Wurzeln in die Rohre gewachsen oder fällt in einem Büro die Heizung aus, dann klingelt sein Telefon. 

Neben seinem Schreibtisch hängt eine historische Karte der 95 Kilometer langen Brauchwasserleitungen, die unter Park Sanssouci vergraben sind. Brauchwasser darf zum Gießen verwendet werden, ist jedoch nicht zum Trinken geeignet. Entstanden ist das System zum großen Teil zu Zeiten von König Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861). Herzstück war das im Stile einer Moschee erbaute Pumpwerk an der Havelbucht. Mit einer beachtlichen Leistungsstärke von 80 PS war die Dampfmaschine damals eine der größten in Preußen gebauten. Heute sorgt in der „Moschee“ eine moderne Kreiselpumpe für den Transport des Wassers. 500 Kubikmeter Wasser pro Stunde speist sie an Sommertagen ins Netz. „Was davon nicht direkt genutzt wird, landet im 8000 Kubikmeter großen Reservoir auf dem Ruinenberg“, erklärt Prill. Wenn es von dort 42 Meter hinabströmt, genügt der Eigendruck, um die Fontänen im Park Sanssouci zu betreiben. Jeden Tag dreht einer von Prills Mitarbeiter:innen eine Runde durch den Park und öffnet von Hand die Schieber. 

Auch im Winter fließt immer etwas Frischwasser durch die Leitungen. Aber nicht für die Fontänen, sondern für die Goldfische, die in den Becken leben. Prill hat zwar kein Verständnis für die Besucher:innen, die ihre Haustiere hier aussetzen, verantwortlich fühlt er sich für sie aber trotzdem. „Wir sorgen dafür, dass da mit dem Frischwasser immer genug Luft in die Becken reinkommt. Denn auch Goldfrische brauchen Luft.“ In ganz trockenen Wochen lässt er als Sparmaßnahme die Fontänen ausstellen, damit die Parkanlagen weiter bewässert werden können. „Die Gärtner haben Vorrang“, so Prill. „Wir stellen sicher, dass die immer wässern können. Und wenn die Stadt uns sagt, dass wir tagsüber kein Wasser aus der Havel entnehmen dürfen, dann pumpen wir eben nachts.“ Auch Prill ist schon über 20 Jahre in der Stiftung. Es fällt auf, dass die meisten hier lange dabei sind. Wer auf dem Schirrhof ankommt, bleibt nicht selten bis zum Ruhestand.

Reparieren, nicht austauschen

Der Schlosser Mario Pfeiffer hatte gar keinen anderen Arbeitgeber. Er begann im September 1989 auf dem Schirrhof eine Lehre und ist bis heute geblieben. Wie hat sich die Arbeit in all der Zeit verändert? „Erstaunlich wenig“, sagt er zunächst, dann fällt ihm aber doch etwas Entscheidendes ein: „Heute ist die Devise: So viel erhalten wie möglich, so viel restaurieren wie nötig.“ Es geht seit vielen Jahren schon nicht mehr schwerpunktmäßig darum, dass etwas so aussieht, wie es irgendwann einmal ausgesehen hat, sondern dass, wenn möglich, die ursprünglichen Materialien bestehen bleiben. Man tauscht nicht mehr so schnell etwas aus, lässt unter Umständen auch Schäden bestehen. 

Gerade machen Pfeiffer und ein Kollege einen historischen Zaun mit sogenanntem Schuppengeflecht fertig für den Abtransport. Er soll nach seiner Aufarbeitung wieder zurückkehren auf den Klausberg, wo er seit der vorletzten Jahrhundertwende steht. Alle Teile, die noch stabil genug waren, haben sie auf Anweisung der zuständigen Restaurator:innen lediglich neu anstreichen lassen und nicht ersetzt. Was original ist, hat erst einmal seine Berechtigung. „Zeitwert“ nennen sie das. Oft geht es auch darum, zu markieren, dass etwas alt ist, dass es eine Vergangenheit hat.
„Am Posttor sind noch Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen. Die sollten wir auch so belassen, damit die Geschichte am Objekt nachvollziehbar bleibt.“ Nicht nur Tore oder Zäune, sondern auch Türschlösser werden geschont. Mit ihrer Reparatur haben Pfeiffer und seine Kollegen am meisten zu tun. „Wenn du an einem kaputten Schloss arbeitest, das 150 oder 200 Jahre alt ist, dann weißt du nicht, wie lang das dauert. In jedem anderen Betrieb würden sie die Dinger einfach wegschmeißen und für 50 Euro was Neues kaufen. Wir bauen hier im Zweifel jedes kleine Einzelteil nach, damit das alte Schloss erhalten bleibt.“

Auch wenn man selbst nicht im Handwerk arbeitet, kann man verstehen, warum Pfeiffer und all die anderen gerne jeden Morgen herkommen. Sie leisten schlichtweg sehr sinnvolle Arbeit hier. Welterbe bewahren, das heißt eben auch Tore ausbessern, das heißt Wände anstreichen, das heißt verstopfte Rohre durchspülen. Viel ist in den Schlössern und Gärten von der Bewahrung der Vergangenheit für die Zukunft die Rede. Auch auf dem Schirrhof geht es genau darum, um Vergangenheit und Zukunft, aber es kommt noch etwas hinzu: die Gegenwart. Hier ermöglichen sie all ihren Kolleg:innen in den Gärten, in den Restaurierungswerkstätten, in den Schlössern und Büros ihre Arbeit. Tag für Tag sorgen sie dafür, dass der Laden läuft. Zuverlässig, unauffällig, im Hintergrund. Und wenn den Schirrhof kaum jemand kennt, dann gibt es dafür einen einfachen Grund – weil die Leute dort einen ziemlich guten Job machen.

Eine Übersicht über alle Ausbildungsberufe und die aktuellen Angebote in der Stiftung finden Sie auf
www.spsg.de/jobs-ausbildung
Bei Fragen rund um die Ausbildung wenden Sie sich bitte an:
Elke Herrmann 0331.96 94-157, e.herrmann(at)spsg.de 

 

Der Beitrag ist zuerst erschienen im SPSG-Magazin SANS,SOUCI. 04.2024

Eine weibliche Ikone der Malerei wird 300 – Birgit Morgenroth macht sich auf die Spurensuche in die Sammlungen der SPSG nach den Gemälden der Berliner Malerin.

 

Wie die „Kranzwerfende Viktoria“ zum Symbol für sportlichen Erfolg wurde

Es ist das Sport- und Tourismus-Highlight des Jahres: Heute startet die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Vier Wochen lang feiern die Deutschen ihren Lieblingssport zusammen mit Millionen Fans aus aller Welt.

Zu diesem Ereignis passend ist uns in den Sammlungen der SPSG ein ganz besonderes Stück deutscher Fußballgeschichte aufgefallen. Die höchste Fußball-Auszeichnung war Jahrzehnte lang die Meistertrophäe „Kranzwerfende Viktoria“. Sie zeigt eine junge geflügelte Göttin auf einem Felsen sitzend. Den rechten Fuß und den linken Arm stützt sie auf dem Felsen auf, das linke Bein hängt locker davon herab. Der Kopf ist leicht nach rechts unten gewandt. Mit dem rechten Arm – in der Hand hält sie als Siegeszeichen den Lorbeerkranz – holt sie zum Wurf aus, als wolle sie ihn einem imaginären Sieger zuwerfen.

Seit diesem Herbst steht die „Fliegende Viktoria“ wieder auf ihrem Podest an der obersten Treppe, die zum Orangerieschloss im Park Sanssouci führt. Die Bronzeplastik ist der Abguss einer antiken Marmorstatue, die der Berliner Bildhauer Christian Daniel Rauch (1777-1857) restauriert und mit Flügeln ergänzt hatte. Die „Fliegende Viktoria“, die eher zu landen scheint, musste 2021 aus statischen Gründen entfernt werden. In der östlichen Pflanzenhalle der Orangerie wartete sie fast zwei Jahre auf ihre dringend notwendig gewordene Restaurierung. Ein Spenderpaar der Freunde der preußischen Schlösser und Gärten e.V. erbarmte sich der im schlechten Zustand befindlichen Bronze und finanzierte die Restaurierung.

Wiederherstellung des Kronleuchters im Rittersaal von Schloss Rheinsberg 

Glas ist ein fragiler Werkstoff, der auch ohne äußere Einwirkung zerbrechen kann. Seine Moleküle sind nicht in einem Kristallgitter symmetrisch angeordnet, sondern chaotisch, zufällig verteilt wie bei einer Flüssigkeit in erstarrtem Zustand. Damit wird ihre Beweglichkeit zwar sehr stark reduziert, doch sie können sich noch minimal gegeneinander verschieben. Auslöser dafür sind meist ungünstige oder schwankende klimatische Bedingungen. Diese Beschaffenheit führt gerade bei historischen Glasobjekten häufig zu unerwünschten Alterungsprozessen, denn in der frühen Neuzeit verwendete man heute nicht mehr gebräuchliche Rezepturen. Bei brandenburgischen Glasprodukten des ausgehenden 17. und des 18. Jahrhunderts ist Korrosion bzw. die Glaskrankheit gut dokumentiert. Auch thermische Spannungen, die Sprünge hervorrufen, kommen immer wieder vor. Altes Glas kann also ohne erkennbaren Auslöser plötzlich bersten.

So lag im Rittersaal von Schloss Rheinsberg im Spätsommer 2023 einer der zwölf Glasarme des Kronleuchters in unzählige Teile zerbrochen auf dem Fußboden. (Abb. 1) Bei dem Leuchter handelt es sich um den einzigen historischen Glasarmkronleuchter aus der Zechliner Glashütte – seit 1737 königliche Hofglasmanufaktur und nur rund acht Kilometer nördlich von Rheinsberg gelegen – im Schloss aus dem Bestand der Stiftung.

Anna Dorothea Therbusch geborene Lisiewska (1721 bis 1782) ist heute vor 300 Jahren geboren worden. Sie hatte bereits zu Lebzeiten einen Stand erreicht, der im 18. Jahrhundert eigentlich undenkbar war: Sie war eine gesellschaftlich und beruflich höchst anerkannte Malerin in Berlin. Ihr Vater, im polnischen Olesko geboren und in Berlin Hofmaler dreier preußischer Könige, unterrichtete sie und legte damit das Fundament für ihre Karriere als Porträtmalerin. Alles Weitere erlernte sie autodidaktisch. Sie war wissbegierig und lernte schnell. Zeitzeugen beschreiben sie als selbstbewusst, ehrgeizig und freiheitsliebend. Ihre frühen Berliner Werke sind geprägt vom Einfluss des französischen Malers und Direktors der Berliner Kunstakademie, Antoine Pesne, der in Berlin ebenso wie Annas Vater eine Werkstatt und ein Atelier hatte. Das Gemälde „Gesellschaft beim Federballspiel“ (heute befindet sich das Bild in der Bildergalerie in Rheinsberg), das Anna Dorothea im Alter von nur 20 Jahren entwarf, zeigt deutlich beides, die Übernahme der damals modischen französischen Malkultur und erstaunliche Eigenkompositionen.
 

Die eigentliche „Kranzwerfende Viktoria“ (1841), das Vorbild für die spätere Trophäe, stammt vom Bildhauer Christian Daniel Rauch (1777–1857). Eine Bronzereplik von 1846 befindet sich auf der obersten Terrasse des Orangerieschlosses im Park Sanssouci. Bei der „Viktoria“ handelt sich um ein Kunstobjekt mit spannender Geschichte, das häufig reproduziert wurde – ein wahres Meisterwerk des 19. Jahrhunderts. Und es prägte die deutsche Fußballgeschichte des 20. Jahrhunderts mit!

Nicht nur ein Einschussloch an der linken Seite des Halses und ein Granatsplittereinschlag am linken Oberarm aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges beeinträchtigten das Erscheinungsbild der Göttin. Schwarze Krusten auf der Patina waren ebenfalls oberflächliche Schönheitsfehler. Viel dramatischer waren die Schäden durch die eindringende Feuchtigkeit, auch die Verankerung war nicht mehr gewährleistet. 

Schnell war klar, dass eine Restaurierung durch Klebung ausgeschlossen war. Der Arm musste in Handarbeit rekonstruiert werden. Erfreulicherweise hat uns dabei das LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim in Nordrhein-Westfalen unterstützt. Die manuelle Glasfertigung, wie sie in dieser traditionsreichen Glashütte in Petershagen bei Minden noch heute praktiziert wird, steht seit Ende letzten Jahres als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit auf der UNESCO-Liste. (Abb. 2) Das Restaurierungsprojekt würde also grundsätzlich auf dem Einsatz historischer Methoden beruhen. Wir hofften, gleichlaufend neue Erkenntnisse über die technischen Verfahren zur Herstellung derartiger Kronleuchter zu gewinnen, die nicht nur in Schloss Rheinsberg, sondern auch in zahlreichen anderen preußischen Schlössern hingen.

Lose Flügel

Im Oktober 2023 transportierte die Bildgießerei Seiler GmbH aus Schöneiche bei Berlin die Viktoria in ihre Werkstatt und begann mit der Restaurierung. Die während des Krieges entstandenen Löcher konnten geschlossen werden, die schwarzen Krusten wurden entfernt, vorsichtig, möglichst ohne Beeinträchtigung der originalen Patina. Beide Flügel mussten neu befestigt werden, und zur besseren Stabilität der Figur auf dem Sockel wurde sie von innen mit einem Montagerahmen gefestigt. Somit steht sie nun sicher wieder auf ihrem angestammten Platz.

Doch zunächst stockt die künstlerische Karriere und geht in bürgerliche Bahnen über. Anna Dorothea heiratete 1742 den vermögenden Berliner Gastwirt Ernst Friedrich Therbusch und bekam mindestens drei Kinder. Sie widmete sich 18 Jahre der Familie und dem Haushalt, verfeinert ihre Malkunst im Verborgenen, argwöhnisch beäugt von ihrer Schwiegermutter. 1760 will sie wieder in die Öffentlichkeit mit ihrer Kunst. Sie reist 1761 nach Stuttgart, denn der fürstliche Hof dort galt, nach Casanova, als der brillanteste von ganz Europa. Sie wird mit Arbeit überhäuft, Ehrenmitglied der Stuttgarter Akademie und in das Institut der freien Künste von Bologna aufgenommen. Am Kurpfälzischen Hof in Mannheim und für den Herzog von Württemberg nimmt sie Aufträge entgegen und stellt sie in Berlin fertig. Es sind Porträts von Fürstinnen, Mätressen, Herrschern und dem aufkommenden Großbürgertum. 1766 wagt sie sich nach Paris.
 

Beziehung von Sport, Kunst und Geschichte

Was haben diese drei Dinge miteinander zu tun? Sehr viel. Bereits in der Antike gab es bedeutende Sportveranstaltungen, die damals nicht nur Wettbewerbscharakter hatten, sondern auch eine Ehrerbietung an die Götter und Göttinnen sein sollten. Ein wichtiger Aspekt war das Recht der Gewinner:innen darauf, den Göttern eine Statue mit dem eigenen Namen widmen zu dürfen. Eine große Ehre. Bereits in der Antike – vor allem jedoch im Römischen Reich – durften Frauen und Mädchen in Ausnahmefällen an Sportaktivitäten und Wettkämpfen teilnehmen. Es gibt aus dieser Zeit dementsprechend viele Skulpturen von Athlet:innen, die aufgrund ihrer künstlerischen Bedeutung immer wieder kopiert und aufgestellt wurden, auch in Preußen im 18. und 19. Jahrhundert.

Wenn etwas unwiederbringlich verloren ist, braucht es eine Vorlage für die Rekonstruktion. Zum Zweck der Abformung eines der noch intakten Glasarme musste daher zunächst ein Ortstermin anberaumt werden. Nach Rheinsberg reisten der leitende Glasmacher Korbinian Stöckle und Museumsdirektorin Dr. Katrin Holthaus; von Seiten der SPSG waren die Fachbereichsleiterin für Glas, Ine Schuurmans und ich als zuständige Kustodin dabei. Mit viel Ruhe und Fingerspitzengefühl entnahm unsere Restauratorin einen der Glasarme. (Abb. 3)

Die Antike „beflügelte“ Christian Daniel Rauch

Die Entstehung des Bronze-Abgusses hat eine lange Vorgeschichte. Von 1824 bis 1826 war der Berliner Bildhauer Christian Daniel Rauch (1777-1857) mit der Restaurierung zweier antiker Viktorien aus dem 1. Viertel des 1. Jahrhunderts n. Chr. beschäftigt. Die beiden fast identischen Marmorfiguren bildeten in der Antike vermutlich Gegenstücke in der Dekoration einer architektonischen Anlage. Friedrich der Große erwarb die von Bartolomeo Cavaceppi in Rom restaurierten Originale von dem italienischen Sammler und Händler Giovanni Ludovici Bianconi. Seit vor 1772 standen sie im Halbrondell vor dem Neuen Palais im Park Sanssouci an den jeweils äußeren Positionen und rahmten andere antiken Statuen. Während der Napoleonischen Zeit wurden sie nach Paris gebracht und dort mit ergänzten Flügeln ausgestellt. 1815 kehrten sie nach Berlin zurück, wo sie König Friedrich Wilhelm III. später für das Königliche Museum (heute: Altes Museum) bestimmte. Sie stehen dort noch immer (allerdings ohne Flügel) in der Rotunde zu beiden Seiten einer Tür. 

Während des Restaurierungsprozesses ergänzte Rauch an den antiken Originalen noch einmal die Flügel in Bronze. Am 12. Februar 1825 schrieb er dem Hofrat Böttiger in Dresden: „(…) Die beiden großen [Victorien] sind bis auf einen Arm in griechischem Marmor säuberlich restaurirt und werden eine schöne aber auch originelle Zierde unseres Museums sein, und welche Zierde geben ihnen erst die in Metall getriebenen Flügel! Die schönste werde ich formen lassen und womöglich sauber in Metall gießen lassen.“

Tatsächlich führte Christoph Heinrich Fischer (um 1800-1868) 1836 diesen Bronzenachguss aus. Seine Signatur und das Datum befinden sich auf der Plinthe. 1855 ist diese Figur in der Bildergalerie von Sanssouci nachweisbar. Später schmückte man die beiden Treppenabgänge der obersten Terrasse des Orangerieschlosses mit der „Fliegenden Viktoria“ und ihrem Pendant, der „Sitzenden Viktoria“, ebenfalls nach einem Modell von Rauch, die von Fischer jedoch erst 1846 gegossen und vor zwei Jahren restauriert wurde.

Sie wollte in die berühmteste Akademie des 18. Jahrhunderts aufgenommen werden, die Académie Royale de Peinture et Sculptures. Sie schafft es als eine der wenigen Frauen im zweiten Anlauf und scheitert doch an dem frivolen und verschwenderischen Lebensstil des Ancient Régimes Frankreichs. 1768 kehrt sie völlig überschuldet nach Berlin zurück. Wenige Jahre nach ihrer Rückkehr verstirbt ihr Mann und sie ist auf die Einkünfte ihrer Malkünste angewiesen. In den letzten 20 Jahren ihres Lebens in Berlin entstehen die meisten ihrer Werke. Sie ist eine gefragte Porträtistin der Berliner Gesellschaft und des preußischen Adels, selbst Friedrich der Große lässt sich von ihr malen, die einzige Frau, die er beauftragt. Gemeinsam mit ihrem Bruder, Christian Friedrich Reinhold Lisiewski betreibt sie ein Atelier Unter den Linden. Sie entwickelt eine spezielle Farbe, ein Rosa, das den Menschen auf den Porträts eine besondere Leichtigkeit einhaucht und das unverwechselbar für sie als Künstlerin spricht. 1782 stirbt die 61-Jährige und wird in Berlin beerdigt, der Berliner Akademiedirektor Bernhardt Rode entwirft ihr Grabmal.

Ganz analog, mit Papier und Bleistift, zeichnete Stöckle daraufhin eine Schablone. Mit präzisen Maßen versehen sollte sie als Grundlage für die 1:1-Replik dienen. (Abb. 4) Der intakte Arm wurde anschließend wieder eingesetzt.

Die erste Ehrung dieser ungewöhnlichen Frau mit einer Ausstellung fand 1971 in Potsdam statt. Die Generaldirektion der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci stellte zum 250. Geburtstag von Anna Dorothea Therbusch im Kulturhaus „Hans-Marchwitzka“ eine beeindruckende Sammlung ihrer Gemälde zusammen. Erst in den letzten 30 Jahren wird sie wiederentdeckt, als weibliche Ikone der Malerei. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg besitzt 15 ihrer Werke, verstreut in den Schlössern von Potsdam, Berlin und Rheinsberg.
 

Viktoria alias Nike

Wichtig war natürlich auch das Gewinnen an sich und schnell hatte sich Viktoria (griech. Nike), die Göttin des Sieges, als Symbolfigur etabliert. Geflügelt und mit einem Lorbeerkranz in den Händen zeichnet sie seit mehr als 2.000 Jahren die Sieger:innen aus. Als Insigne für einen besonderen Erfolg kann der Lorbeerkranz auch für sich alleinstehen.

Die mythologische Viktoria ist bis heute populär. Vor allem in der Neuzeit und Moderne fand sie Verbreitung im sportlichen, wissenschaftlichen und militärischen Kontext. 1964 wurde die Sportmarke „Nike“ ins Leben gerufen mit dem deutlich erkennbaren Verweis auf die Siegesgöttin im Namen und bekleidet seither die erfolgreichsten Sportler:innen unserer Zeit – und die, die es werden wollen.

Genau genommen fliegt Viktoria nicht, sondern ist im Begriff zu landen: Die imposanten Flügel sind in der Vorderansicht zu einem spitzen V geweitet, was die Bewegung nach unten verstärkt. Viktoria trägt einen engen ionischen Chiton (Unterkleid) mit zwei vor der Brust gekreuzten Bändern, auf denen Rosetten angebracht sind. Im Kreuzungspunkt befindet sich eine kleinen Scheibe mit dem Kopf der Gorgo Medusa, einer Schreckgestalt der griechischen Mythologie mit Schlangenhaaren, die jeden, der sie anblickt, zu Stein erstarren lassen. Um die Hüften und über dem linken Arm trägt Viktoria ein Himation, ein rechteckiges Manteltuch. Fragen werfen die beiden Gewandknöpfe an den Schultern auf. Vielleicht gehen sie auf ältere griechische Vorbilder aus dem 4. Jh. v. Chr. zurück, als sie eine echte Funktion besaßen. In der linken Hand hält Viktoria den Lorbeerkranz, in der rechten die Reste eines verlorenen Attributs.

Mitunter wird auch der griechische Name Nike für die Darstellung der Siegesgöttin verwendet. Der Dichter Hesiod hatte sie etwa 700 v. Chr. in der Mythologie als Göttin eingeführt. Als Tochter des Titanen Pallas und der Styx kam sie Zeus im Kampf gegen die Titanen zu Hilfe, besaß aber keinen individuellen Charakter. Anfangs drückte ihre bildliche Umsetzung nur den abstrakten Begriff des Sieges aus. Seit dem frühen Hellenismus verkündete sie militärische Erfolge siegreicher Feldherren, aber auch sportliche Siege. Im Römischen Reich wurde aus Nike Viktoria und damit die Schutzgöttin des römischen Kaisers. Als Siegessymbol trägt sie in ihrer Rechten den Lorbeerkranz.

Für die Glasmacher:innen der Glashütte Gernheim stellte sich nun die Aufgabe, eine hitzebeständige Schiene oder Vorlagenform zu entwickeln. Damit würden sie eine am Ofen aus dem zähflüssigen Glas gezogene Stange mit identischen Kurven versehen. (Abb. 5) Wie hatte die Zechliner Hütte dieses Problem gelöst? Bei Untersuchung des intakten Arms fielen uns punktuelle Einbuchtungen an den Wendepunkten der Bögen auf. Wir fanden dieselben Spuren auch auf den Armen anderer Kronleuchter im Schloss. Sie legen den Schluss nahe, dass man im 18. Jahrhundert wohl lediglich Nägel zu diesem Zweck verwendet hatte, die mit den gewünschten Abständen in ein Brett geschlagen waren. 

 

 

Trophäe im deutschen Fußball

Es verwundert also nicht, dass diese antike Ikonographie der Viktoria mit Lorbeerkranz auch für den Fußball und die deutsche Meisterschaft von Bedeutung war: Im Jahr 1900 stiftete das „Komitee für die Beteiligung Deutschlands an den Olympischen Spielen“ dem Deutschen Fußball-Bund einen Wander-Ehrenpreis in Gestalt der „Victoria“ (damals noch mit „c“ geschrieben), die alljährlich zwischen den Vereinen des Rugby- und den Vereinen des Fußball-Verbandes ausgespielt werden sollte. Seit 1903 erhielt den Preis der Deutsche Fußballmeister. Der VfB Leipzig war die erste Mannschaft, die sich über die „Victoria“ freuen konnte. Sie wurde bis 1944 jedes Jahr verliehen. Da es sich um einen Wanderpokal handelte, von dem nur ein Exemplar existierte, musste die Trophäe immer vom vorherigen Siegerverein an den nächsten weitergereicht werden.

Dann verschwand sie in den Wirren des Krieges. Ersatzweise wurde ab 1949 die bis heute verwendete Meisterschale an den besten Fußballverein Deutschlands vergeben. Die ursprüngliche „Viktoria“-Trophäe tauchte erst 1990 wieder auf und befindet sich heute im Deutschen Fußball Museum in Dortmund.

Alle Fotos: Nicole Romberg

Am Ofen wurden als nächstes drei Ösen angesetzt. (Abb. 6) Sie sollten jeweils einen gläsernen Behang mittels Verdrahtung tragen. Eines der originalen Behangteile hatte den Sturz im Rittersaal überstanden, die beiden zerbrochenen Traubenbehänge konnten aus dem historischen Bestand ergänzt werden. Glücklicherweise verwahrt die SPSG eine umfangreiche Sammlung mit Kronleuchter-Ersatzteilen, darunter originale Zechliner Produkte, jedoch keine Arme.

Warum ausgerechnet die „Viktoria“ von Rauch?

Es handelt sich um das vielleicht erfolgreichste Werk des Bildhauers Rauch und es gab eine große Zahl an einflussreichen Liebhaber:innen dieser Skulptur. Rauch fertigte sie im Auftrag des bayerischen Königs Ludwig I. 1841 als lebensgroße Marmorskulptur für die Walhalla in Regensburg an. Ludwig war begeistert, ebenso der preußische König Friedrich Wilhelm IV., der direkt zwei exakte Kopien in Auftrag gab – eine für das Berliner Schloss und eine als Geschenk für Queen Victoria. Er ließ auch kleinere Versionen in Bronze und Porzellan anfertigen. Das Meisterwerk Rauchs gehörte schnell zu den meistbewunderten Skulpturenschöpfungen des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Es entstanden Repliken, Kopien und Nachgüsse in allen möglichen Materialien und Größen für den Adel und das Bürgertum.

Die zuletzt anzusetzende Kerzentülle entstand separat. (Abb. 7) 

Nur wenige Kunstwerke der Geschichte lösten eine so langanhaltende Faszination aus, nachdem sie geschaffen wurden, und sind noch derart lange kulturell bedeutend. 60 Jahre nach ihrer Entstehung entschied ein Gremium, sie zum Vorbild für die Meisterschaftstrophäe zu nehmen. Die von Rauchs Werkstattmitarbeiter Julius Franz als Verkleinerung angefertigte Bronzeversion der „Kranzwerfenden Viktoria“ von 1846 wurde als Modell verwendet.

Die Rauch‘sche „Viktoria“ erfreute sich auch im europäischen und außereuropäischen Ausland großer Beliebtheit, wo man ebenfalls Kopien, Abgüsse und Druckgrafiken sammelte. Wir sehen sie heute noch an öffentlichen Orten als Denkmalskulptur, in vielen Museen und sogar als Tattoo-Motiv!

Zahlreiche Anläufe waren nötig, um ein Ergebnis zu erzielen, das in den Proportionen mit der Vorgabe exakt übereinstimmte. Dieses wurde schließlich erneut erhitzt und mit einem kleinen Posten Glas auf den fertigen Arm geschmolzen, der zuvor auf dieselbe Temperatur gebracht werden musste. Nur langjährige Erfahrung befähigt zu einem solchen Kunststück. (Abb. 8)

Ruhmreicher Bildhauer

Trotz der Berühmtheit der Siegestrophäe ist der Name ihres Schöpfers der breiten Gesellschaft kaum im Gedächtnis geblieben. Doch der Bildhauer Christian Daniel Rauch gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstlern des gesamten 19. Jahrhunderts und prägte mit seinen Werken unter anderem das Stadtbild Berlins. Als er in Bad Arolsen nördlich von Kassel geboren wurde, war sein späterer Ruhm nicht abzusehen. Nachdem er seine Ausbildung zum Bildhauer unterbrechen musste, um Kammerdiener der Königin Luise von Preußen zu werden, nützte ihm das durchaus. Er arbeitete weiterhin privat an seinen Skulpturen, bis sein Talent vom Königspaar mit einem Rom-Stipendium belohnt wurde. Dort schuf er nach dem plötzlichen Tod der Königin unter anderem ihre national und international sehr beachtete Grabskulptur, die man heute im Mausoleum im Schlossgarten Charlottenburg bewundern kann.

Rauch wurde zum Preußischen Hofbildhauer befördert und gestaltete bedeutende Kunstwerke für verschiedene europäische Königshäuser. Eines seiner Meisterwerke steht noch heute Unter den Linden in Berlin, das monumentale Reiterstandbild Friedrichs des Großen (1851).

Alexander Reich ist Schlossassistent am Schlossmuseum Oranienburg.

 

Weitere Informationen zum Thema Frauen im Sport im antiken Griechenland (engl.)
Mehr zur Geschichte der Viktoria-Trophäe auf der Website des FC Bayern

Mehr zur 5.000 Werke umfassenden Skulpturensammlung der SPSG

 

Weil es immer wieder zu Fehlversuchen kam, fertigten die Glasmacher:innen alle Elemente des Arms in mehrfacher Ausführung, bevor sie sie miteinander zu einem Ganzen verbanden. Immer wieder überprüften sie alle Arbeitsschritte. (Abb. 9) 

Eine besondere Schwierigkeit stellte die Neuanfertigung eines Tropftellers dar. Im Hüttenbestand existierte keine geeignete Holzform zum Ausblasen. Stöckle entwickelte also ein digitales „Model“ am Rechner. In Eigenleistung beauftragte das Museum dann einen Drechsler mit der Anfertigung dieser zweiteiligen Form, die nach einigen Wochen mit der Post kam. Erneut kehrten die Glasmacher:innen an den Ofen zurück. Zunächst drückten sie den heißen, leicht vorgeblasenen Glasposten mit der Pfeife in eine offene Holzform mit Rippenstruktur. Die so vorstrukturierte Glasmasse, wurde in das neue Model eingeblasen und somit in die gewünschte Form gebracht. (Abb. 10 und 11) Abschließend wurde die geschlossene obere Hälfte abgetrennt und der Rand nach dem Auskühlen von Heikko Schulze Höing in der Museumswerkstatt plangeschliffen. Der erfahrene Veredler widmete sich gleichfalls dem Ansatz des runden Glasarms, den er für das Einstecken vierkantig zuschleifen musste. 

Was in der Theorie bereits bekannt war, bestätigte dieses schöne Kooperationsprojekt: Glasarmkronleuchter wurden im 18. Jahrhundert keinesfalls Stück für Stück mit enorm großem Aufwand, sondern vorindustriell in Serie produziert. Ihre Konstruktion beruhte auf dem Baukastenprinzip. Alles andere wäre unwirtschaftlich gewesen. Sicherlich hat die Zechliner Glashütte damals Dutzende nahezu identischer Arme eines Typs fortlaufend von Hand hergestellt, ebenso alle anderen Bestandteile, so die hohlgeblasenen Schaftkugeln und den unterschiedlichen Behang. Danach mussten sie nur noch zusammengefügt werden.

Als statische „Seele“ diente der eiserne, meist versilberte und dadurch den Glanz des Glases reflektierende Schaft. Auf ihm waren Hohlglaskugeln und -baluster aufgereiht. Dazwischen befanden sich – je nach Größe des Kronleuchters – zwei bis drei hölzerne Schalen, umschlossen von einer versilberten oder vergoldeten Glasschüssel. Diese Schalen werden als Holzkuchen bezeichnet. Sie waren aus mehreren Stücken zusammengeleimt, um die im Holz vorhandenen Spannungen langfristig auszugleichen. In symmetrisch angeordnete, eckige Löcher auf der Oberseite steckte man die Arme ein. (Abb. 12) 

Wenn ihnen wie dargestellt kleine gläserne Ösen angeschmolzen waren, konnten die Arme überaus dekorativen Behang tragen. Im Ganzen entwickelten Glasarmkronleuchter dank ihrer hohen Lichtbrechung und der optischen Reflexe eine besonders effektvolle Wirkung. Mit ihrer Transparenz fügten sie sich zudem wunderbar in jedes Interieur ein. Daher ist die Beliebtheit der Glasarmkronen am preußischen Hof wenig erstaunlich. Allein in Schloss Rheinsberg, das der spätere König Friedrich II. (1713–1780) in seiner Kronprinzenzeit zwischen 1736 und 1740 als Residenz ausstatten ließ, hingen elf „Cristallene Kronen“, davon allein vier mit je 8 Armen im „Marmor Sahl“. Dass diese Erwerbungen Kronleuchter ganz aus Glas waren und aus der königlichen Hofglasmanufaktur stammten, ist aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft zur erst kurz vorher gegründeten Zechliner Hütte naheliegend. Nicht ganz ohne Belang für das kronprinzliche Budget wird ihr, gegenüber Kronleuchtern mit Metallgestell und Bergkristall- oder Glasbehang, weitaus erschwinglicherer Preis gewesen sein. Durch die geographische Nähe zum Hersteller, blieben Reparaturen überdies mittels vorhandener Ersatzteile unkompliziert und bezahlbar. Friedrichs Schatullrechnungen dokumentieren derartige Maßnahmen bereits für die Jahre unmittelbar nach ihrer Hängung. So stellte der Pächter der Glashütte Johann George Stropp (1742–1772) die Reparatur eines stark "zerbroch. Cronenleuchters" sowie die Ergänzung neuer Arme und „Zierathen“ am 11. Dezember 1748 für insgesamt 78 Reichstaler in Rechnung. Dieser Kronleuchtertyp bedurfte also schon immer besonderer Aufmerksamkeit. (Abb. 13)

Nachdem Friedrich II. das Schloss Rheinsberg seinem jüngeren Bruder Prinz Heinrich (1726–1802) schenkte, ließ dieser, insbesondere ab 1763, umfangreiche Veränderungen an der Ausstattung und sogar den Grundrissen vornehmen. Obgleich nur fünf Räume erhalten blieben, scheint er doch alle Zechliner Glasarmkronleuchter behalten zu haben: Bei Heinrichs Tod wurden noch immer dreizehn „Glaskronen“ im Schloss bestätigt. Der Empfindlichkeit des Werkstoffs ist geschuldet, dass leider nur ein sehr kleiner Teil dieser frühen, preußischen Leuchter erhalten blieb.

Den fertig rekonstruierten Glasarm und seinen Tropfteller konnten wir unlängst aus der Gernheimer Hütte abholen und zurück nach Rheinsberg bringen. Dort wurde er durch SPSG-Restaurator Benjamin Glasberger zunächst wieder mit Behang ergänzt. Mit großer Freude setzte Ine Schuurmans ihn schließlich wieder an den verwaisten Platz. (Abb. 14) Endlich ist der fragile, wunderschön funkelnde und überaus kostbare Kronleuchter im Rittersaal wieder komplett.

Die mit dem Restaurierungsprojekt verbundenen Reisekosten konnten dank der eingeworbenen Spenden anlässlich eines von Dr. Sibylle Badstübner-Gröger für den Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark initiierten Benefizkonzerts am Pfingstmontag in Schloss Rheinsberg gedeckt werden. 

Dr. Verena Wasmuth ist Kustodin für Kronleuchter und Beleuchtungskörper, Glaskunst sowie Metallkunst bei der SPSG.

Die große Spendenbereitschaft zeigt, dass der Park Sanssouci für viele Menschen ein ganz persönlicher Ort ist.

Noch bis Ende Oktober läuft die Open-Air-Ausstellung „Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können“ im Park Sanssouci. An dreißig Stationen präsentiert die SPSG hier ihre Strategien im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels. Vor allem der alte Baumbestand ist durch Trockenheit und starke Sonneneinstrahlung erheblich bedroht. Aber es geht in der Ausstellung nicht nur um die vielen kreativen Maßnahmen der Gärtner:innen, sondern auch darum, die Besucher:innen auf Ideen zu bringen, wie sie sich ganz einfach im Alltag für Umwelt- und Klimaschutz einsetzen können. Denn so wie das grüne Welterbe für alle da ist, braucht es unser aller Schutz, um auch noch künftigen Generationen Freude und Erholung schenken zu können.

Aus diesem Grund hat die Stiftung eine Reihe ganz neuer symbolischer Patenschaften aufgesetzt. Schon ab einem Euro können Privatpersonen oder Unternehmen unter einer Vielzahl von Formaten wählen. Wir freuen uns sehr über die große Resonanz. Knapp 30 abgeschlossene Patenschaften für Blühwiesen haben einen Quadratkilometer Lebensraum für Fluginsekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge gesichert. 15 Schafpatenschaften unterstützten die Arbeit unserer flauschigen Rasenmäher. Und 20 Spender:innen setzten sich mit einer Patenschaft für die Pflege von Bäumen im Park Sanssouci ein.

Das rege Engagement beweist, wie viele Menschen das grüne Welterbe als Bereicherung und als Teil ihrer ganz privaten Lebensumwelt verstehen. So etwa im Falle Gabriele Wegners, für deren Spende es wohl keinen schöneren Anlass hätte geben können: „Wir wollten unserem Enkelkind zur Geburt etwas Besonderes schenken, etwas, das es jahrelang begleiten und mit ihm wachsen kann. So kamen wir auf die Idee, eine Apfelbaumpatenschaft zu verschenken, die den Eltern und uns viel Freude macht.“

Dass der Park Sanssouci, diese weltweit bekannte Attraktion, ein sehr persönlicher Ort ist, daran erinnern auch die Widmungen auf den vielen gestifteten Parkbänken. „Für alle, vor allem Anja! Dein Lieblingsmensch“, heißt es da auf einer Plakette im Marlygarten. Und Isabel P. & Mathias W. bieten Flaneur:innen mit dem Satz „Die Sonne scheint für alle.“ einen Sitzplatz auf den Orangerieterrassen an. 

Der Begriff „Welterbe“ mag ein wenig abstrakt klingen, in diesen Widmungen zeigt sich, was er alles bedeuten kann. Hier im Park Sanssouci begegnen sich Menschen, hier entdecken sie Neues, zeigen sich gegenseitig etwas, haben zusammen Freude an ihrer Umwelt. Hier ruhen sie sich aus, hören einander zu oder lauschen in sich hinein. Wir möchten uns herzlich bei allen bedanken, die Anteil am Erhalt dieses Orts nehmen und dazu beitragen, ihn zu bewahren. Aufgrund der regen Nachfrage bieten wir die Patenschaften auch über das Ende der Ausstellung hinaus an.

Eine Übersicht aller verfügbaren Patenschaften und weitere Informationen finden Sie in unserer Onlinekarte auf spsg.de/patenschaften

SPENDENKONTO
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten
Commerzbank Potsdam
BIC: COBADEFFXXX
IBAN: DE19 16040000 0100177501

Verwendungszweck bitte angeben:
Re:Generation Patenschaft SP0030

IHR KONTAKT ZU UNS
Tina Schümann, 0331.96 94-432
t.schuemann(at)spsg.de 
Sarah Kimmerle, 0331.96 94-323
s.kimmerle(at)spsg.de 
Leonie von Gadow, 0331.96 94-278
l.vongadow(at)spsg.de 

 

Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 04.2024

Sommerzeit heißt Ferienzeit! Wir kehren unserem Arbeitsplatz den Rücken und gehen auf Reisen, genießen Zeit in den heimischen Gärten oder am See. Oder wir werfen einmal einen Blick auf historische Büros – oder besser gesagt: Arbeits- und Schreibzimmer. Unsere Graphische Sammlung birgt eine Auswahl an herrlichen Aquarellen von Innenräumen aus preußischen Schlössern und Palais im 19. Jahrhundert. Wir haben hier die schönsten Arbeitszimmer zusammengestellt – zwei davon sind heute noch im Original zu bewundern!

Von einer malerischen Pflanze, die Lebensraum und Schmuck zugleich ist.

Johann Heinrich Hintze: Bibliothek im Schloss Sanssouci, Potsdam, 1842/43

Der Klassiker: Die kreisrunde Bibliothek Friedrichs der Großen im Schloss Sanssouci gehört mit ihrer Zedernholzvertäfelung und den vergoldeten Ornamenten zu den schönsten Raumschöpfungen des Rokokos. 

Der Efeu (Hedera helix) ist nicht nur ein bekanntes Klettergewächs, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil vieler Parkanlagen – so auch im Park Sanssouci. Wenn im Herbst die meisten Pflanzen ihre Blütezeit hinter sich haben, entfaltet der Efeu seine volle Pracht. Von Mitte September bis November zeigt er seine kleinen grün-gelben Blüten und wird so zu einer wertvollen Nahrungsquelle für Insekten. Doch der Efeu ist nicht nur optisch ansprechend und ökologisch bedeutsam, er gehört auch zu den „Gewinnern“ des Klimawandels: „Er wird kräftiger und breitet sich schon ziemlich stark in unseren Parks aus.“, erklärt Sven Hannemann, Leiter eines der Parkreviere im Park Sanssouci.

Leopold Zielke: Arbeitszimmer Friedrich Wilhelms III. im Kronprinzenpalais, Berlin

Schlicht und ergreifend: König Friedrich Wilhelm III. wird ein eher nüchtern-ernstes Wesen nachgesagt. Vergleichsweise sparsam und wenig prunkvoll war auch sein Arbeitszimmer im Kronprinzenpalais Unter den Linden.

Unbekannter Künstler: Schreibkabinett der Kronprinzessin im Schloss Charlottenhof, 1833/34 © SPSG

Ein südländischer Traum in Rosa, Türkis und Silber: Das Schreibzimmer der Kronprinzessin und späteren Königin Elisabeth im Schloss Charlottenhof. Der Schreibtisch ist – wie fast alles am und im Schloss – natürlich ein Entwurf Karl Friedrich Schinkels.  

Johann Heinrich Hintze: Wohnzimmer der Kronprinzessin Elisabeth, sog. Grünes Eckzimmer, im Berliner Schloss, 1838

Großstadtdschungel: Im Berliner Schloss stattete Königin Elisabeth ihr Arbeitszimmer nicht nur mit zahlreichen Gemälden und Skulpturen aus, sondern verwandelte es mithilfe einer Vielzahl an exotischen Pflanzen in eine regelrechte grüne Oase.

Die Farben und verspielten Formen der Pflanze, vor allem an Baumstämmen, verleihen dem Park Sanssouci im Herbst eine besondere Atmosphäre. „Es gibt Stellen in unserem Park, die durch den Efeu einfach malerisch aussehen“, schwärmt der Parkrevierleiter. Die von Efeu überwucherten, abgestorbenen Bäume schaffen eine pittoreske, oft melancholisch-schöne Szene, die an Werke von Künstlern wie Caspar David Friedrich (1774–1840) erinnern. Der angenehm leicht süßliche Honigduft der Blüten, der letzte warme Tage ins Gedächtnis ruft, lässt die Parkbesucher:innen noch einmal den Sommer Revue passieren. Das Summen der Bienen ist nur in den Efeuranken noch deutlich zu hören. Efeu bietet mit seinen späten Blüten Insekten eine letzte wichtige Nahrungsquelle bevor der Winter kommt. 

Heilige Hallen: König Friedrich Wilhelm IV. hatte eine besondere Vorliebe für die Gotik und das Mittelalter. So ließ er in der Erasmuskapelle im Berliner Schloss – einer der ältesten Bauteile des großen Schlosskomplexes mit einem beeindruckenden Schlingrippengewölbe – eine Zwischendecke einziehen und nutzte fortan das obere Geschoss als großzügiges Arbeits- und Studierzimmer. 

Nach Carl Graeb: Arbeitszimmer der Prinzessin Augusta von Preußen im Schloss Babelsberg, Potsdam, 1853

Im Schloss Babelsberg, dem Sommersitz des Prinzen Wilhelm und seiner Frau Augusta, war sämtliches Mobiliar auf die neogotische Architektur des Gebäudes abgestimmt, so auch im Arbeitszimmer Augustas. Nicht zu sehen: Der Panoramablick in den Park durch die Erkerfenster, ganz links im Bild abgeschnitten.

Der Mythos der würgenden Pflanze

Efeu wird oft fälschlicherweise als eine direkte Bedrohung für Bäume angesehen, da es den Mythos gibt, dass er Bäume erstickt und sie „tötet“. Das sei jedoch nicht korrekt, erklärt Sven Hannemann, „solange Efeu nur am Stamm eines Baumes wächst, stellt er in der Regel keine Gefahr dar. Er entzieht dem Baum keine Nährstoffe und schädigt ihn auch nicht.“ Das gilt insbesondere für robuste Bäume mit großen Kronen wie beispielsweise einer Douglasie. Bei Bäumen mit kleineren Kronen, wie etwa bei Zieräpfeln oder Weißdorn, kann der Efeu die Krone überwuchern und die Photosynthese verhindern. „Es ist also ein Abwägungsprozess: Solange der Efeu den Stamm hochwächst, ist er in den meisten Fällen harmlos. Erst wenn er die Krone überwuchert, wird er zu einem Problem. Dann wird er von den Gärtner:innen abgeschnitten und herausgezogen“, so Sven Hannemann weiter. 

Carl Graeb: Arbeitszimmer der Kaiserin Augusta im Palais Kaiser Wilhelms I., Berlin

In Berlin bewohnten Wilhelm I. und seine Frau Augusta nicht das Berliner Schloss, sondern das „Alte Palais“ Unter den Linden. Von ihrem eleganten Arbeitszimmer, das im ersten Obergeschoss direkt über demjenigen ihres Gatten lag, konnte Augusta das rege Treiben auf dem Boulevard beobachten. Deutlich zu erkennen sind das Zeughaus und die Oper.

Carl Graeb: Berliner Schloss, Schreibzimmer Friedrichs II.

Zum Schluss noch einmal Friedrich der Große: Auch im Berliner Schloss ließ sich der König ein kreisrundes Arbeitszimmer einbauen – wie auch die Bibliothek in Sanssouci in Anlehnung an das runde Turmzimmer seiner geliebten Kronprinzenresidenz Rheinsberg. Ursprünglich blassgrün gefasst, erhielt der Raum zur Zeit Friedrich Wilhelms IV. einen blauen Anstrich.

Efeu ist Nahrungsquelle, Lebensraum, Schmuck und Medizin

Neben seiner optischen Schönheit und Funktion als Spätblüher spielt das Klettergewächs eine zentrale Rolle im Ökosystem. Die schwarzen Beeren des Efeus, die im Spätwinter und Frühling reifen, sind für Vögel wie Amseln und Drosseln eine wichtige Nahrungsquelle. Für den Menschen hingegen sind die Beeren ungenießbar, können aber in der Medizin verarbeitet werden, etwa als Bestandteil von Hustensaft. Darüber hinaus ist Efeu auch ein idealer Lebensraum für viele Tiere. Vögel nutzen die dichten Ranken und Blätter als Nistplatz. „Der Efeu erfüllt damit eine Multifunktion in den Parks. Er ist nicht nur optisch attraktiv, sondern trägt auch zur biologischen Vielfalt bei.“, betont Sven Hannemann.  Im Laufe seines Lebens verändert Efeu sein Erscheinungsbild. „Es ist fast wie eine Art Metamorphose“, erklärt der Parkrevierleiter und verweist auf die Blätter des Efeus, die in seiner Jugend und im Alter unterschiedlich aussehen. Ein junger Efeu trägt mehrlappige Blätter, während er nach etwa sechs Jahren eine andere Form annimmt, in der er auch anfängt Blüte zu tragen. Diese Wandlungsfähigkeit trägt zur Einzigartigkeit des Efeus bei.

Die Symbolik der Kletterpflanze reicht weit zurück. In der griechischen Mythologie war er eng mit dem Weingott Dionysos verbunden, der noch heute häufig mit einem Efeukranz symbolisiert wird. Auch bei Hochzeiten wird der Efeu gelegentlich als Kranz verschenkt. Er steht für Treue und Unsterblichkeit. Diese Symbolik spiegelt sich auch auf Friedhöfen wider, wo der er oft als pflegeleichte und langlebige Pflanze auf Gräbern verwendet wird.

Noch bis in den November hinein blüht der Efeu und zeigt sich in seiner vollen Pracht. Ein weiterer Grund, den Park Sanssouci in den Herbstmonaten zu besuchen und beim Spaziergang noch mal genauer hinzusehen auf die vielseitige Pflanze, die Lebensraum und Schmuck zugleich ist.


Alle Bilder © SPSG / Tanja Spillner

Im Rahmen der Ausstellung „Re:Generation. Klimawandel im Grünen Welterbe – und was wir tun können“ bieten die Psychologist4Future mehrere Workshops und Rundgänge zum Umgang mit dem Klimawandel an. Ein Interview mit Constanze Meyer, psychologische Psychotherapeutin und Achtsamkeitslehrerin. Sie lädt im September erneut zu einem Achtsamkeitsrundgang durch die Ausstellung ein.

Interviews mit Gästen der Ausstellung Re:Generation

Alles so schön grün hier. In Kleingartenanlagen und heimischen Beeten ist von der Dürre der letzten Jahre kaum noch etwas zu spüren. Bartnelken, Gladiolen und Lilien blühen um die Wette, Bienen summen umher und die Rasen sind grün. Nach dem überdurchschnittlich nassen Winter 2023/24 haben sich die Grundwasserspiegel in Berlin und Brandenburg etwas erholt. Doch der erste Eindruck täuscht leicht über den tatsächlichen Zustand unserer Gärten hinweg.

„Seit 2018 beobachten wir, dass sich unser Garten wandelt, wo durch die Trockenheit die Sträucher und Bäume anfangen zu schlappen“, berichtet Sven Kerschek. Der großgewachsene Mittfünfziger arbeitet seit 1990 bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), erst zwölf Jahre im Gartenteam des Parks Sanssouci, danach 20 Jahre als Leiter im Neuen Garten. Kaum jemand kennt die Parks in Potsdam so gut wie er. Rund 80 Prozent der Bäume seien geschädigt und werden in den kommenden Jahren verloren gehen, erzählt er. Nicht nur die zunehmenden Dürreperioden wirken sich auf die Flora in Brandenburg aus, auch Hitzestress, Starkregen und heftigere Stürme setzen den Pflanzen und Gehölzen zu. 

„Am Anfang haben wir überlegt, wie wir den Park Sanssouci retten können. Aber irgendwann mussten wir uns eingestehen, dass wir diesen Garten nicht mehr retten können, sondern den Fokus darauf legen müssen, wie wir ihn für künftige Generationen wieder aufbauen können“, berichtet Kerschek. In privaten Gärten mit geringen Baumbeständen mag es nicht ganz so drastisch aussehen, aber die milderen Winter und heißeren Sommer mit langen Phasen ohne Regen setzen auch den Sträuchern, Bäumen und Wiesen in unseren Gärten zu. Die vertrockneten Rasen der vergangenen Sommer haben wir wohl alle noch in Erinnerung. Doch gerade in Brandenburg, mit den trockensten Böden deutschlandweit, gab es in den letzten Jahren bereits Rationierung von Trinkwasser und das Verbot, den eigenen Garten zu sprengen. Wenn es dann doch einmal regnet, kommt immer öfter Starkregen in großen Mengen und kurzer Zeit vom Himmel. Die Böden sind dann oft gar nicht in der Lage, das viele Wasser aufzunehmen.

Wie kamen Sie dazu, sich als Psychotherapeutin mit der Klimakrise zu beschäftigen?

Mich hat 2019 die Bewegung „Fridays for Future“ sehr berührt: diese ernsthaften und entschlossenen Jugendlichen, teilweise ja noch Kinder, die mit ihren Klimastreik-Aktionen das gefährliche Ausmaß der Klimakatastrophe ins Bewusstsein einer globalen Öffentlichkeit trugen. In der Psychotherapie haben wir für diese Verantwortungsübertragung an Jüngere einen konzeptionellen Begriff: „Parentifizierung“. Und mit dieser ungesunden Rollenumkehr haben wir es aus einer psychologischen Perspektive auch hier zu tun. Die Idee, mein psychotherapeutisches Wissen mit ökologischem Engagement zu verbinden, kam mir 2020 bei meinem ersten Kontakt mit den Psychologists4Future. Mittlerweile sind sie ein eingetragener Verein mit über 1000 Aktiven und haben es sich zur Aufgabe gemacht, den notwendigen gesellschaftlichen Transformationsprozess psychologisch und sozialgerecht mitzugestalten.

Hallo, seid ihr das erste Mal in Potsdam und im Park Sanssouci?

Hi, ich bin Anaelle. Ja, wir kommen aus Frankreich und sind gerade zu Besuch in Berlin. Wir haben versucht, aus Berlin herauszukommen, damit die Kinder Radfahren und Rumlaufen können. Deswegen haben wir uns umgeschaut und nach einem Ort gesucht, der nicht weit von Berlin entfernt ist und wo wir etwas Natur finden können.

Habt ihr euch die Ausstellung schon angeschaut?

Ja, wir haben jetzt drei Stationen gesehen. Wir waren erst etwas verwundert, als wir die Farben gesehen haben. Wir dachten erst, es wäre ein Laufweg und dass es um Sport geht – weil das Zeichen an der ersten Station eine Stoppuhr war (lacht). Dann haben wir verstanden, dass es um die Bäume im Park geht.

Welche Station hat dir denn am besten gefallen?

Diese Station hier – man kann einen Baum umarmen! Wir haben nicht gewusst, dass es gut ist, einem Baum eine Umarmung zu geben, aber dann habe ich gelesen, dass es gesund für das Herz-Kreislauf-System ist.

Habt ihr schon einen Lieblingsort hier im Park?

Ja, wir mochten den Springbrunnen an der Orangerie. Wir haben dort eine kleine Pause gemacht und eine Art Regenbogen in der Fontäne gesehen. Wir haben noch nicht den ganzen Park besucht, aber es ist wirklich ein schöner Ort.

Die SPSG besinnt sich daher zurück auf alte Stärken. „Ab 2025 werden wir eine Baumschule auf dem Ruinenberg etablieren. Da haben wir ganz sandigen Boden, ganz wenig Wasser. Und da heißt es dann für die Jungpflanzen einfach: Überlebst du, hast du Glück gehabt und darfst in den Garten, stirbst du, hast du Pech gehabt“, erklärt Kerschek den Ansatz. Früher hätten sie Baumschulware eingekauft, die unter idealen Bedingungen gezogen worden wurde. Wenn diese dann in den märkischen Sand des Parks Sanssouci verpflanzt wurde, hätten die Bäume den Schock ihres Lebens bekommen. Bereits Friedrich der Große hatte Baumschulen in der Region anlegen lassen und auf dieses eigene Saatgut müsse man sich nun wieder zurückbesinnen. 

Saatgut selbst gewinnen – das könne man auch im eigenen Garten, betont Dr. Wanda Born. Die promovierte Agrarökonomin berät mit ihrer Werkstatt für Biodiversität DAUCUM Unternehmen, Kommunen und auch private Gartenbesitzer:innen. Aus eigenem Saatgut könne man Pflanzen ziehen, die bereits besser an die widrigeren Bedingungen angepasst sind und gleichzeitig auch die Biodiversität unterstützen. „Die Klimakrise und die Biodiversitätskrise gehen Hand in Hand und triggern sich auch gegenseitig“, meint Dr. Born. Doch während das Klima durch zunehmende Wetterextreme und die Klimabewegung im öffentlichen Bewusstsein angekommen ist, läuft der Verlust der Artenvielfalt viel schleichender ab. Zudem gehe es neben dem Aussterben ganzer Gattungen auch um den Verlust an verschiedenen Ökosystemen und vor allem auch der genetischen Vielfalt.

Private Gärten könnten hier einen entlastenden Faktor darstellen, so Dr. Born: „Gärten in Städten sind oftmals zu Rückzugsorten für viele Arten geworden, weil hier Pestizide und Herbizide weniger zum Einsatz kommen.“ Und das könne man bewusst fördern, indem man die Strukturvielfalt im Garten erhöhe. „So, dass ich eben nicht nur den Rasen habe und vielleicht noch irgendwo ein paar Blumen, sondern zum Beispiel auch eine Hecke mit einheimischen Wildpflanzen, einen Tümpel, den ich auch bepflanzen kann, irgendwo vielleicht noch ein wenig Totholz und auch offenen Boden, den die meisten Wildbienen benötigen“, empfiehlt die Biodiversitätsexpertin. Damit Blumen blühen und Früchte wachsen können, sind wir auf natürliche Bestäuber angewiesen. “In China haben wir diesen Punkt schon lange, dass Blüten von Nutzpflanzen mit der Hand bestäubt werden müssen. Und Insekten gibt es nur, wenn wir ihnen auch Lebensräume bieten“, so Dr. Born. Die in den letzten Jahren so populär gewordenen Insektenhotels würden hier nur bedingt Abhilfe schaffen, da über 70 Prozent der Wildbienen im Boden nisten. „Bei Tagfaltern heißt das zum Beispiel, nicht nur Nektarpflanzen wie den Schmetterlingsflieder zur Verfügung zu stellen, sondern auch geeignete Raupenfutterpflanzen, lange Gräser, wo viele Arten ihre Eier ablegen, und Überwinterungsmöglichkeiten.“

Nehmen psychische Störungen oder Krankheiten im Zuge der Klimakrise zu?

Vorweg, eine Beschäftigung mit Bedrohungslagen ist immer belastend und löst in der Regel eine Reihe unterschiedlicher Gefühle aus, wie zum Beispiel Angst, Wut oder Hilflosigkeit. Diese Gefühle sind angemessen und nicht pathologisch, das heißt, sie sind eine gesunde und normale Reaktion auf die wahrgenommene Bedrohungssituation. Ein gesunder Umgang mit diesen Gefühlen erfordert jedoch ein hohes Maß an emotionaler Kompetenz und Resilienz. Gefühle wie Ängste oder Wut sollten nicht dauerhaft vermieden oder verdrängt werden, da sie uns zum Handeln motivieren können und eine zukunftsorientierte Haltung begünstigen. Dies gilt auch für die Beschäftigung mit ökologischen Bedrohungsszenarien. Wir sprechen an dieser Stelle von Klimastress. Wenn diese Belastungen allerdings dauerhaft zu stark werden und als Folge der Alltag nicht mehr bewältigt werden kann, dann kann sich eine psychische Störung entwickeln.

Zur Zunahme von Extremwetterereignissen gehören auch lange Hitzeperioden. In diesem Zusammenhang müssen wir mit massiven Auswirkungen auf die psychische Gesundheit rechnen. So drohen bei anhaltender Hitze zunehmende Aggressivität, nach dem dritten Tag eine höhere Quote an Psychiatrieeinweisungen und höhere Suizidraten. Hier können auch bereits bestehende psychische Erkrankungen verstärkt werden, zudem kann sich die Wirkweise von Psychopharmaka verändern.

Hi, wollt ihr euch kurz vorstellen?

Hallo, ich bin Marcel und ich bin der Papa von Josephine. Wir kommen beide aus Potsdam.

Was hat euch denn heute besonders gut hier im Park gefallen?

Josephine: Das Basteln hat mir gefallen!

Ihr habt ja gerade bei der Mitmach-Aktion hier im Forum teilgenommen. Was habt ihr denn Schönes gebastelt?

Marcel: Ein Insektenhotel…
Josephine: … für die Ohrenkneifer!

Die freuen sich sicher, bald einzuziehen. Die Ausstellung beschäftigt sich auch mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Park. Habt ihr schon Klimaveränderungen wahrgenommen?

Marcel: Also, wirklich mitbekommen noch nicht, aber man merkt natürlich, dass es immer heißer wird. Wenn es dann mal regnet, ist es eigentlich auch schon wieder zur falschen Zeit, weil der Boden zu trocken ist – und der schafft es dann gar nicht, alles aufzunehmen. Dann hast du, wie jetzt gerade, überall diese Überschwemmungen. 

Das Fehlen der Insekten macht auch Sven Kerschek Angst: „Vor zehn Jahren ist man im Sommer über die Autobahn gefahren und konnte danach sein Auto grundreinigen. Das haben wir schon seit Jahren nicht mehr. Da müssen wir auch mal was liegen lassen. Rasen, zum Beispiel, hat die schlechteste Biodiversität, die es überhaupt gibt. Wenn man unbedingt Rasen haben will, kann man den vielleicht verkleinern und daneben auch mal etwas wachsen lassen.“ Den Rasen schon früh im Jahr kurz zu mähen sei ohnehin nicht mehr ratsam, meint auch Dr. Born: „Wenn ich den erst im Juni mähe, dann hält sich die Feuchtigkeit im Wurzelbereich viel besser. Der Biodiversität und letztlich auch der Klimaanpassung tue ich damit einen Gefallen. Rasenbewässerung ist dagegen nicht mehr zeitgemäß in Brandenburg.“ Kurz geschorener Rasen verdunste über die gekappten Kapillaren wesentlich mehr Wasser. Übrig bleibt dann oft nur eine gelb verbrannte Steppenlandschaft, wie wir sie in den vergangenen Jahren in vielen Parks und Privatgärten gesehen haben. 

Neben der Strukturvielfalt im Garten rät Dr. Born auch dazu, die kalte Jahreszeit im Garten zu nutzen. Im Juli sei das Zeitfenster für Wintergemüse wie zum Beispiel Endivien-Salate. „Der Vorteil ist ganz klar, dass die Winter zuverlässiger geworden sind, was die Extremwetter angeht. Wenn ich im Spätsommer nochmal Gemüse anbaue, das auch kältere Temperaturen aushält, kann ich mir das viele Gießen sparen“, so Dr. Born. Dafür würden sich Rote Bete, viele Rettichsorten oder auch Pastinaken eignen. Und wenn man dann alte und samenfeste Sorten nimmt, die man so nicht im Supermarkt bekommt, steigere man gleichzeitig noch die genetische Vielfalt im eigenen Garten und trage zu deren Erhalt bei.

Und die gelte es in jedem Fall zu bewahren, denn Biodiversität sei eine Art Versicherung für krisenhafte Umbrüche, wie sie mit dem Klimawandel einhergehen, meint Dr. Born. Auch Sven Kerschek rät Gartenbesitzer:innen, auszuprobieren, was sich mit dem heißeren und trockeneren Klima verträgt und dabei auf Vielfalt zu setzen. „Einfach darüber nachdenken, was man da genau anpflanzt und vielleicht auch mal ein einheimisches Gehölz nehmen, das wenig Wasser braucht. Dann haben Sie schon ganz viel getan.“

 

Veranstaltungen

Wintergemüse anbauen – jetzt ist die richtige Zeit!
Workshop für Groß und Klein ab 6 Jahre mit DAUCUM, Werkstatt für Biodiversität
Samstag, 13. Juli, 14 Uhr
Park Sanssouci, Zur Historischen Mühle, 14469 Potsdam, Forum an der Teeküche am Chinesischen Haus
Treffpunkt: Chinesisches Haus
Eintritt: 18 Euro / ermäßigt 10 Euro inkl. Material
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Alte Sorten und Saatgutgewinnung bei Tomaten
Workshop für Groß und Klein ab 6 Jahre mit DAUCUM, Werkstatt für Biodiversität
Donnerstag, 29. August, 14 Uhr
Park Sanssouci, Zur Historischen Mühle, 14469 Potsdam, Forum an der Teeküche am Chinesischen Haus
Treffpunkt: Chinesisches Haus
Eintritt: 18 Euro / ermäßigt 10 Euro inkl. Material
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Ausstellung

Re:Generation
Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können
Open-Air-Ausstellung im Park Sanssouci
27. April – 31. Oktober 2024
Park Sanssouci, Zur Historischen Mühle, 14469 Potsdam
Eintritt: frei
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Die Aussichten der weiteren Erderhitzung können auch Menschen verunsichern, die selbst noch nicht direkt betroffen sind. Merken Sie das in ihrer täglichen Arbeit? 

Ja, das merke ich, wenn bereits eine direkte Betroffenheit im eigenen Umfeld besteht. Ich behandle zahlreiche Patient:innen aus dem Havelland, dort haben wir es seit mehreren Sommern mit Dürren und Waldbränden zu tun. Viele dieser Patient:innen haben Gärten, betreiben etwas Landwirtschaft und sie fragen sich, wie das weitergehen soll. Sie haben große Sorgen, was noch auf sie zukommen wird und wie sie das bewältigen sollen.

Insgesamt spiegeln sich die Belastungen durch die akkumulierenden multiplen Krisen der letzten Jahre in meiner täglichen Arbeit wider. Es sind ja nicht nur die ökologischen Krisen, die Menschen an ihre Grenzen treibt. Denken Sie an die Folgen von Corona, Stichwort Vereinzelung, Einsamkeit, Angst vor Ansteckung und so weiter oder die psychischen und ökonomischen Folgen des Ukrainekriegs.

Hey! Seid ihr öfter hier im Park Sanssouci?

Hi, ich bin Norbert und ich wohne in Berlin-Wilmersdorf. Ich war schon zwei, drei Mal hier. Wir denken immer: Das ist ganz weit von Berlin, aber ist es eigentlich nicht. Man ist schnell in Potsdam. Wir sind heute mit einer Freundin aus Barcelona hier und wir zeigen ihr den Park.

Ihr habt gerade eine Station der Ausstellung Re:Generation angeschaut. War das eure erste Station? 

Wir sind gerade zufällig auf die Ausstellung und diese Station hier aufmerksam geworden. Von Weitem haben wir sie gesehen und sind dann mal nähergekommen. Die anderen Stationen werden wir uns jetzt wahrscheinlich auch noch anschauen.

Habt ihr davor bereits mitbekommen, dass der Park Sanssouci mit dem Klimawandel zu kämpfen hat?

Das wussten wir nicht, nein. Ich meine, dass es in Brandenburg nicht genug regnet, das weiß man aus den Nachrichten. Dass dann auch nicht genug Grundwasser vorhanden ist, das ist schon bekannt. Brandenburg ist ein großes Flächenland mit viel Wald und viel Grün, da braucht es natürlich viel Wasser.

Was gefällt euch denn besonders gut hier im Park?

Die Blumen! Wir kommen gerade aus Paris und waren auch in Versailles – das war auch schön und imposant. Also alles wirklich akkurat gemacht, aber eher etwas karg. Ganz im Gegensatz zu den Blumen und Pflanzen hier. Und der Schatten natürlich! Der ist sehr willkommen, wenn man hier anderthalb Stunden durch die Sonne läuft.

Wir bedanken uns bei allen Interviewpartner:innen und freuen uns auf viele weitere Gäste. Die Ausstellung Re:Generation läuft noch bis 31. Oktober 2024. Der Eintritt in den Park Sanssouci und zur Ausstellung ist frei!

 

Ausstellung

Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können
Open-Air-Ausstellung im Park Sanssouci
27. April bis 31. Oktober 2024
Park Sanssouci, Zur Historischen Mühle, 14469 Potsdam
Eintritt: frei
www.spsg.de/regeneration

 

Was raten Sie Menschen, die Ängste oder psychische Störungen angesichts der Klimakrise entwickeln oder befürchten? Wie sollen sie damit umgehen?

Erst einmal geht es darum, eigene Gefühle zuzulassen und ernst zu nehmen. Des Weiteren ist es hilfreich, mit anderen über die Gefühle und Belastungen zu sprechen und sich Räume für Austausch zu suchen. Am besten mit Menschen, von denen wir erwarten können, dass sie uns verstehen und annehmen.

Notwendig ist auch eine gesunde Selbstfürsorge zu pflegen, sich Pausen von der Informationsflut über die Krisen zu gönnen und das zu tun, was wirklich psychisch nährt und Freude macht.

Die Ursachen werden dadurch nicht aufgehoben, wir können aber Spannungs- und Angstzustände reduzieren. Achtsamkeits- und Atemübungen, künstlerische Arbeit, Musikmachen oder Sport beruhigen und sorgen dafür, dass wir klar denken können, und nicht in einen Panikmodus kommen, sondern handlungsfähig bleiben. Sehr hilfreich ist auch eine Meditationspraxis, in der Achtsamkeit und Mitgefühl zur Mit- und Umwelt gestärkt wird. In so eine Erfahrungspraxis werden wir beim Achtsamkeits-Rundgang einsteigen.

Was ich unbedingt noch empfehlen möchte, was mir persönlich auch sehr geholfen hat, als ich begann mich intensiver mit den Krisen zu beschäftigen, war, mich mit anderen zu verbinden. Die ökologischen Krisen sind kein individuelles, sondern ein kollektives Problem, das wir nur gemeinschaftlich angehen können. Deshalb empfehlen wir auch gerne sich einer passenden Gruppe anzuschließen und sich für wirksamen Klimaschutz einzusetzen.

Der Achtsamkeits-Rundgang durch den Park Sanssouci findet ja im Rahmen der aktuellen Ausstellung „Re:Generation“ statt. Diese zeigt die Schäden, die durch Klimawandelfolgen verursacht wurden und wie Besucher*innen ihren Handabdruck vergrößern können. Wie finden Sie diese Ausstellung?

Ich finde die Ausstellung gut gelungen, da sie meiner Einschätzung nach auch ein Publikum sensibilisieren kann, das sich möglicherweise sonst nicht intensiv mit den Auswirkungen der ökologischen Krisen beschäftigt. Auch die Farbgebung, das Signalrosa in der Verbindung zum Grün der Pflanzen finde ich ästhetisch ansprechend. Mit den expliziten Hinweisen auf die Schäden an den wunderschönen, Jahrhunderte alten Bäumen macht die Ausstellung die Krisen emotional erfahrbarer. Die emotionale Bedeutung von Bäumen und Wald sind tief in unser kollektives Gedächtnis eingeschrieben, so handeln viele Märchen und Mythen von Wald und Bäumen. Wenn Bäume sterben, das lässt einfach nicht kalt.

Gleichzeitig zeigt die Ausstellung vorbildlich Anpassungsmaßnahmen und Handlungsmöglichkeiten auf und vermittelt, wie die Schäden begrenzt werden können und Bäumen und dem Ökosystem partiell geholfen werden kann. Für mich hat das etwas sehr Tröstliches.

Was können Teilnehmende bei Ihren Achtsamkeitsrundgängen erwarten?

Nach einer Einführung und ersten Sitzmeditation im Forum werden wir einen meditativen Rundgang in den Teil der Ausstellung machen, in dem Bäume und Pflanzen im Fokus stehen. Naturerfahrungen, der Kontakt mit Bäumen, Pflanzen und Tieren, auch die Stille wirken stressreduzierend, stärkend und somit Resilienz fördernd. Zum Abschluss gibt es einen Austausch und wir werden uns überraschen lassen, was sich durch Teilen unserer Erfahrungen an Handlungsimpulsen entfalten kann. Und es wird noch Tipps zu Resilienz und Selbstfürsorge geben, sodass wir Mut für die Zukunft schöpfen und den Blick fürs Schöne behalten. 

 

Veranstaltungen zum Thema

Klimagefühle
Workshop zum Umgang mit Emotionen durch den Klimawandel mit Alexandra Rausch, psychologische Psychotherapeutin
Sonntag, 15. September, 11 Uhr
Park Sanssouci, Zur Historischen Mühle, 14469 Potsdam
Treffpunkt: Chinesisches Haus
Eintritt: 10 Euro / ermäßigt 8 Euro
Weitere Informationen und Tickets

Achtsamkeit im Park – Meditationen und Impulse
Rundgang durch den Park Sanssouci mit Constanze Meyer, psychologische Psychotherapeutin und Achtsamkeitslehrerin
Samstag, 28. September, 10 Uhr
Park Sanssouci, Zur Historischen Mühle, 14469 Potsdam
Treffpunkt: Chinesisches Haus
Eintritt: 10 Euro / ermäßigt 8 Euro
Weitere Informationen und Tickets

Das gesamte Begleitprogramm

 

Ausstellung

Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können
Open-Air-Ausstellung im Park Sanssouci
27. April bis 31. Oktober 2024
Park Sanssouci, Zur Historischen Mühle, 14469 Potsdam
Eintritt: frei
www.spsg.de/regeneration

 

In der Parkgärtnerei von Sanssouci kann auch bei tiefstem Frost von „Winterruhe“ keine Rede sein. Mathilda Fischer, für ein Jahr bei uns im Bundesfreiwilligendienst, hat die Gärtnerinnen und Gärtner auch im Januar wieder besucht und einmal mehr Spannendes rund um das Thema Aussaat und Aufzucht von Pflanzen erfahren. Wie lange dauert es wohl, die kleinen Buchsbäume im Parterre von Schloss Sanssouci aufzuziehen? Und welche unterschiedlichen Bedingungen für das Aussäen von Pflanzen gibt es eigentlich? Diese und weitere Fragen beantwortet sie im neuesten Beitrag unserer kleinen Gärtnerei-Serie. (Alle Artikel der Serie auf einen Blick »)

Neue Einblicke ins Leben am Prinzenhof in Glienicke verschafft die aktuelle Sonderpräsentation „Glienicke entzückt mich“ (17.08.-31.10.2024) dank einzigartiger Exponate des Berliner Privatsammlers Bernd Schmidt. Insbesondere Besucher:innen mit Interesse am Umland der Glienicker Brücke als historischen Ort und an der Authentizität besonderer Dokumente kommen hier auf ihre Kosten. Was macht diese Ausstellung besonders? Woher kommt das Interesse des pensionierten Ingenieurs Schmidt an Prinz Carl von Preußen? Und was ist sein Lieblingsausstellungsstück? 

Während die Frühjahrsbepflanzung für den Park Sanssouci längst vollständig vorbereitet ist und nur noch darauf wartet, im März in die Beete gesetzt zu werden, laufen in der Gärtnerei derzeit bereits die Vorbereitungen für die Sommerbepflanzung 2017 auf Hochtouren. Die Liste der Aussaaten ist lang, und zahllose Stecklinge wollen gesteckt werden. Schon beim Aussäen des Saatguts müssen die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Pflanzenarten beachtet werden. Dabei unterscheidet man Frostkeimer, Bedecktsamer und Nacktkeimer. Die Aussaaterde ist aber bei allen gleich: nährstoffarmes Substrat, das die Pflanzen anregt, Wurzeln zu bilden und kräftig heranzuwachsen.

Für die Frostkeimer hieß es am 19. Januar: rein in die Erde und raus in die Kälte – denn wie der Name schon erahnen lässt, benötigen diese speziellen Samen den Frost, damit ihre Keimung angeregt wird. Aus den kleinen Körnern wächst innerhalb weniger Monate das farbintensive Steife Eisenkraut heran. Im Sommer 2017 wird es zwar nicht im Park Sanssouci zu bewundern sein, kultiviert wird es aber trotzdem weiterhin, denn sicher steht es in einem der kommenden Jahre wieder im Bepflanzungsplan. Vorerst müssen die Keimlinge jedoch ca. 10 bis 14 Tage draußen verbringen – im Gegensatz zu manchen von uns genießen sie den Frost und die Kälte geradezu.

Keine „Klassische Ausstellung“

Im Spätsommer und Herbst erscheint ein Besuch in unseren historischen Parks vielen besonders idyllisch. Wer sich dieser Tage zum Park und Schloss Glienicke aufmacht, wird zusätzlich mit einem spannenden Blick auf originale Briefe, Bücher und persönliche Dokumente von Prinz Carl von Preußen, ehemaliger Besitzer des Anwesens, belohnt. Im Mittelpunkt der aktuellen Sonderpräsentation „Glienicke entzückt mich“ – das Zitat stammt aus einem Brief von der Schwester Charlotte von Preußen, Alexandra Feodorowna, an Prinz Carl – stehen Exponate des Sammlers Bernd Schmidt. Sie werden ergänzt durch wenige, selten gezeigte Stücke der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Die Objekte der kleinen, aber feinen Schau beleuchten das damalige Leben in Glienicke und bieten eine verdichtete Darstellung der ständigen Präsentation im Schloss.

Ort der Sehnsucht – damals wie heute

Prinz Carl von Preußen (1801-1883) erwarb das mediterran anmutende Landgut an der Havel als Anfang Zwanzigjähriger und beauftragte Karl Friedrich Schinkel mit der Umgestaltung des ehemaligen Gutshauses in eine herrschaftliche Villa. Zudem widmete der Prinz dem Garten, der ursprünglich von Peter Joseph Lenné gestaltet wurde, große Sorgfalt. Bis zu seinem Lebensende hatte der Sommersitz Glienicke, der für die Familie des Prinzenpaars ein Ort der Sehnsucht darstellt, eine wichtige Bedeutung in ihrem Leben.

Die Präsentation beleuchtet zum einen das Leben von Prinz Carl, unter anderem dargestellt durch eine prächtige Urkunde des Johanniterordens, dessen Herrenmeister er war, sowie eine Auswahl von Büchern, die seine Reisen dokumentieren. Auch seine Frau, Prinzessin Marie, geborene Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach (1808-1877), verbrachte viele Sommer in Glienicke. Ihr Interesse an der Medizin wird durch spezielle Bücher zur Heilkunde, die ihr gewidmet sind, belegt. Neben 33 teils mehrteiligen Leihgaben sind fünf Exponate der SPSG-Sammlung zu sehen. Die Ausstellungsstücke werden in Vitrinen nach Themen präsentiert: Bibliothek von Prinz Carl – Prinz Carl als Sammler und als Herrenmeister des Johanniterordens, Weißer Salon – Feste und Gäste bei Marie und Carl, Roter Salon – Post von Prinz Carls Schwester, der Zarin Alexandra Feodorowna, Grüner Salon – Prinzessin Marie, Schlafzimmer (von Marie) – Gedichte auf Glienicke mit Hörstation.

Anders als die Frostkeimer, benötigen die Bedecktsamer keinen Frost, sondern Dunkelheit. Um ihre Keimung anzuregen, bedecken die GärtnerInnen sie mit Sand und einem Deckel, daher der Beiname Dunkelkeimer. Nach der Keimung, die etwa 2 Wochen dauert, werden die kleinen Pflanzen mit einem Pikierhölzchen pikiert und umgetopft.

Neue Aspekte vom Leben in Glienicke

Unter den Ausstellungsstücken befinden sich einige bislang nicht publizierte Briefe der Zarin mit Details zu Glienicke und zu Geschenken an Marie und Carl, beispielsweise zu einem kostbaren Stein für Marie zur Hochzeit. „Dies regte uns an, im Geheimen Staatsarchiv das Testament von Marie zu lesen, in dem durch ihre dort vermerkten Vererbungen bekannt wurde, welchen Schmuck und welche anderen wertvollen Dinge sie besaß und an wen diese gingen. So erfuhren wir, dass sie Ehrenmitglied des Johanniterordens war, dem sie Schmuck und eine große Summe Geld spendete“, so Dr. Silke Kiesant, die Leiterin der Skulpturensammlung und Uhrensammlung der SPSG und Kuratorin der Sonderpräsentation.

Auch einen nicht veröffentlichten handgeschriebenen Bericht des preußischen Majors Adolf Schlüsser über eine Inspektionsreise des Prinzen Carl 1837 nach Russland können sich Interessierte anschauen. Auf der Reise inspizierte der Prinz die dortige Armee, den Hof und das Staatswesen – zu verstehen als Hinweis auf die intensive Beziehung zwischen Russland und Preußen in der damaligen Zeit.

Ebenfalls bislang unveröffentlicht sind die präsentierten Gedichte über Glienicke als Geschenk von Hofhandwerkern Carls und Maries zu deren Silberhochzeit 1852. Glienicke als Sujet in der Dichtung war bislang weitgehend unbekannt, was unsere Vorstellung von der Kultur und dem Alltag an einem preußischen Prinzenhof erweitert.

Nacktkeimer schließlich werden weder in die Erde eingepflanzt, noch benötigen sie Frost zum Keimen. Wie wird also ihre Keimung angeregt? Die Antwort: Licht. Das Saatgut der Nacktkeimer, auch Lichtkeimer genannt, wird auf die Erde aufgelegt und mit einer Glasscheibe abgedeckt, die verhindert, dass Schädlinge oder anderes Saatgut auf die Erde gelangen. Bis die Nacktkeimer ausgesät werden, dauert es allerdings noch etwas; erst Anfang März heißt es für die Keimlinge von beispielsweise Petunien oder Männertreue: Rauf auf die Erde!  

Unmittelbarer Kontakt mit dem Sammler

Besonders an der Ausstellung war der unmittelbare Kontakt zum Sammler. Er selbst hatte sich mit seinen „Schätzen“ an die SPSG gewandt. Bernd Schmidt transkribierte die zahlreichen Briefe der Zarin an ihren Bruder (und einiges mehr) und schlug Exponate mit Glienicke-, Prinz-Carl- sowie Prinzessin-Marie-Bezug vor. Silke Kiesant betont: „Ganz besonders toll an der Ausstellung ist, unter anderem die Briefe von Alexandra Feodorowna im Original zu sehen und zu lesen, ihren eigenen Witz zu erfahren. Auch das Meldebuch aus dem Prinz-Carl-Palais am Wilhelmplatz in Berlin und das Meldebuch auf Reisen sind wunderbare Stücke, die uns über das Who-is-who der damaligen Gesellschaft (Künstler:innen, Gelehrte, Militärs, Adelspersonen) Auskunft erteilen. Sie gaben sich die Klinke in die Hand!“

Bei der Vermehrung der Pflanzen unterscheiden die GärtnerInnen zweierlei Methoden: Die generative und die vegetative Vermehrung. Die Vermehrung über Saatgut ist generativ, das heißt: Der Mutterpflanze wird Saatgut abgenommen, aus dem viele kleine Jungpflanzen entstehen; sind diese herangewachsen, wird ihnen wiederum Saatgut abgenommen, und so weiter.

Anders läuft es bei der vegetativen Vermehrung: Diese funktioniert durch Stecklinge. In der Parkgärtnerei Sanssouci wird diese Art der Pflanzenvermehrung unter anderem für Buchsbäume angewandt.

Ronja Blohm im Gespräch mit Bernd Schmidt

Lieber Herr Schmidt, Sie pflegen eine umfangreiche Privatsammlung. Woher kommt Ihre Sammelleidenschaft?

Das begann als Jugendlicher. Ich hatte schon damals Interesse an allen alten Sachen, speziell an Büchern, da hier ein Einblick in vergangene Zeiten möglich war. Es existieren mehrere Sammlungen.

Welche Bereiche umfasst Ihre Sammlung?

Zum einen eine Büchersammlung mit Werken aus dem 17. bis zum 19. Jahrhundert mit verschiedenen Schwerpunkten, vor allem Preußen und die napoleonische Zeit. Bis 2018 sammelte ich zum Thema des Königreichs Westphalen unter Jerome Napoleon. Seitdem sammele ich mit dem Schwerpunkt Prinz Carl von Preußen, vor allem Bücher, Briefe, Dokumente, Urkunden und Kleinantiquitäten.

Woher kommt Ihr Interesse speziell an Prinz Carl von Preußen?

Schon länger unternehme ich umfangreiche Rund- und Studienreisen im In- und Ausland und sehe mir Schlösser, Parks, Museen usw. an. Dabei interessieren mich vor allem Architektur, Parkanlagen und Schlossinventar mit den Bibliotheken. Vor ungefähr sechs Jahren besuchte ich Schloss Glienicke. Wie in vielen Schlössern befanden sich auch hier Bibliotheksräume, aber es fehlten die Bücher. Da ich selbst eine Bibliothek habe, versuchte ich auch über die Landesgrenzen hinaus auf Auktionen und bei Kunsthändlern Bücher aus Sammlungen von Prinz Carl anzukaufen. Im Laufe der Zeit kamen dann weitere Stücke dazu und das Interesse stieg, mehr über sein Leben und seine Kunstsammlungen in Erfahrung zu bringen.

Haben Sie eine persönliche Beziehung zu Glienicke?

Ja. Ich komme gern hierher. Das Schloss ist überschaubar groß und die Parkanlagen sind sehr schön angelegt. Die vielen Kunstschätze und Marmorfiguren mit italienischem Flair gefallen mir gut. Besonders beeindrucken mich der Eingangsbereich mit der Löwenfontäne und die Marmorfigur der Venus.

Wie kam es zu der Idee einer Sonderpräsentation mit Ihren Objekten?

Als nach einigen Jahren die Sammlung durch die Briefe der Kaiserin Alexandra Feodorowna und den Petersburger Reisebericht des Prinzen Carl einen bestimmten Umfang erreichte und die Transkription der Dokumente ihren Abschluss fand, was mit ziemlich viel Arbeit verbunden war (76 Briefe in einem Jahr), entstand der Wunsch und das persönliche Anliegen, diese Sammlung einem größeren Publikum näher zu bringen. Ich möchte meinen besonderen Dank an Dr. Silke Kiesant richten, ohne deren tatkräftige Unterstützung diese Ausstellung nicht möglich gewesen wäre.

Worauf freuen Sie sich bei der Sonderpräsentation am meisten?

Meine größte Freude wäre es, wenn die Ausstellung beim Publikum einen guten Eindruck hinterlassen würde und vielleicht bei einigen Besuchern das Interesse an Kunstsammlungen und daran, sich mit dieser interessanten Materie und Zeitgeschichte näher zu befassen, geweckt würde.

Haben Sie ein oder mehrere Lieblingsobjekt(e)?

Aus Prinz Carls Sammlung interessieren mich besonders die Bücher, speziell die Meldebücher, die einen unmittelbaren, persönlichen Einblick in die zahlreichen nationalen und internationalen Kontakte, besonders zu Künstlern und Wissenschaftlern, und seine umfangreiche Reisetätigkeit geben.

Vielen Dank für diese Informationen.

Die Buchsbäume, die beispielsweise auf dem Parterre unterhalb von Schloss Sanssouci als Umrandung der Beete zu finden sind, werden eigenhändig in der Parkgärtnerei gezüchtet, um die Gefahr einer Pilzerkrankung der Pflanzen zu verringern. Die Aufzucht der kleinen Büsche ist jedoch eine langwierige Angelegenheit, denn sie brauchen viel Zeit, um groß und stark zu werden. Stecklinge dieser Pflanze benötigen mindestens zwei bis drei Monate, um Wurzeln zu bilden.

Schreibwerkstatt für Besuchende

Am Ende des Schlossrundgangs können Besucher:innen im Foyer ihre eigene Glienicke-Geschichte aufschreiben, etwa besondere Erlebnisse in und mit diesem UNESCO-Weltkulturerbe (gern auch ein Gedicht!), und damit an einem Gewinnspiel teilnehmen. Wir verlosen 2x je eine Jahreskarte für die Schlösser der SPSG. Die Auslosung der Gewinner:innen findet am 8. November 2024 statt. Viel Glück!

„Glienicke entzückt mich“ – Ausgewählte Stücke aus einer Berliner Privatsammlung
Sonderpräsentation, 17. August bis 31. Oktober 2024

Sonderführungen 
am 17., 23., 31. August; 
6., 9., 13., 21., 27. September; 
5., 11., 19., 25., 31. Oktober 2024, jeweils 14 Uhr
Eintritt Sonderführungen: 10 Euro / ermäßigt 8 Euro

Schloss Glienicke
Königstraße 36, 14109 Berlin 
Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag 10–17.30 Uhr, Besichtigung mit Führung, letzter Einlass 17 Uhr
Eintritt: 6 Euro / ermäßigt 5 Euro

 

Dr. Silke Kiesant, Kustodin für Skulpturen und Uhren der SPSG, sowie die wissenschaftliche Volontärin Ronja Blohm haben die Sonderpräsentation erarbeitet.

Eine Pflanze, die ebenfalls eine lange Zeit zum Heranwachsen benötigt, ist die Echeverie. Diese wasserspeichernde Pflanze wird im Park Sanssouci in unterschiedlichen Größen angepflanzt, deshalb unterziehen die GärtnerInnen sie immer mal wieder einer „Verjüngungskur“: Dazu werden die unteren Blätter der Echeverien abgelöst – und voilà, schon sieht sie wieder jünger aus.

Vermehrt wird diese Pflanze durch sogenannte Kindel, das sind vollständige kleine Pflanzen, die zunächst an der Mutterpflanze wachsen. Dann werden sie abgetrennt und gesteckt, um anschließend munter zu neuen Echeverien heranzuwachsen.

Anstelle der Kindel kann auch ein Blatt der Pflanze als Steckling verwendet werden. Allerdings dauert diese Variante der Vermehrung länger, denn während das Kindel nur eine Wurzel bilden muss, bevor es heranwachsen kann, muss das Blatt neben der Wurzel erst auch noch eine eigene Pflanze bilden.

Zu finden sind die Echeverien, deren Aussehen an Seerosen erinnert, an den Römischen Bädern im Park Sanssouci, wo kleinere Exemplare für Ornamente und größere für die Randbepflanzung der Beete genutzt werden.

Diesmal habe ich in der Parkgärtnerei von Sanssouci viel über das Aussäen und Vermehren von Pflanzen erfahren. Bei meinem nächsten Besuch warten wieder neue spannende Themen auf mich, denn die Gärtnerinnen und Gärtner planen schon die nächsten Arbeitsschritte: Sämlinge für die Gärten werden ausgesät und pikiert, Hochstämme geschnitten und gedüngt, Pflanzen gestutzt, Erde gedämpft und vieles mehr. Ich bin gespannt!

Fotos: Hans Bach, Mathilda Fischer und Matthias Röhl © SPSG

Patricia Vester ist Künstlerin, Illustratorin, Autorin, Diversity Trainerin und Aktivistin für BIPoC (Black, Indigenous People of Colour). Sie entwickelt künstlerisch-kreative Lehrmethoden und bietet Prozessbegleitung für Museen und Institutionen an. Für die Ausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“ hat sie eine künstlerische Intervention im Stile einer Graphic Novel gestaltet, deren Illustrationen raumgreifend zu sehen sind. Sie beschäftigt sich mit dem Leben der Bilillee Ajiamé Machbuba, einer jungen afrikanischen Frau, die im 19. Jahrhundert als 10jährige auf dem Sklavenmarkt gekauft, nach Europa gebracht und als Mätresse missbraucht wurde. Patricia Vester hinterfragt kritisch die museale Praxis aus der Perspektive einer Schwarzen Deutschen und fragt nach: Wem gehören Lebensgeschichten und wer darf sie wie erzählen? Im Rahmen der Ausstellung im Schloss Charlottenburg lädt sie zu rassismuskritischen Rundgängen und Workshops ein.
 

Am 19. Juli ist #PalaceDay – der jährliche Aktionstag des Netzwerks Europäischer Königsschlösser, dem auch die SPSG angehört. Der #PalaceDay widmet sich jedes Jahr einem bestimmten Thema. In diesem Jahr ist das Motto: "Horsing around European Courts" (sinngemäß: Alles rund um die Pferdezucht an europäischen Höfen). Entwickelt wurde es anlässlich der Reitwettbewerbe der diesjährigen Olympischen Spiele in Paris.

Es ist eine gute Gelegenheit, die Geschichte der königlichen Residenzen aus einem originellen Blickwinkel zu erzählen, denn Pferde sind ein fester Bestandteil der Kultur und der Gesellschaft der königlichen Residenzen. Sie sind als beliebte Motive in Gemälden, Skulpturen und Dekorationen zu finden. Auch an den preußischen Höfen haben Pferde eine wichtige Rolle gespielt. Vor allem ein bestimmtes Pferd aus Sanssouci hat es in die Geschichtsbücher geschafft, doch dazu gleich mehr.

Das Pferd, eine kulturelle Ikone

Pferde trugen zur Manifestation der Macht eines Monarchen bei und waren ein wesentlicher Bestandteil im royalen Alltag, nahmen an königlichen Festen, Jagden und Kriegen teil und waren wichtiges Transportmittel. Die Reitkunst ist in Europa und darüber hinaus ein wesentlicher Bestandteil des materiellen und immateriellen Kulturerbes. Ställe waren oft Zentren der Exzellenz, sowohl was die Auswahl der Pferde und die Entwicklung der Reitkunst betrifft als auch als Ort der Weitergabe von Wissen über Pferde und Pferdezucht. Sie sind zudem Teil unseres architektonischen Erbes und oft materielle Erweiterungen der Macht eines Monarchen. Heute werden die Ställe an europäischen Höfen zwar hier und da noch für Pferde genutzt, meist aber übernehmen sie inzwischen andere Funktionen, wie die Unterbringung von (Kunst-) Sammlungen oder Gastronomie. Auch Kutschen, die die Mitglieder des Hofes von A nach B transportierten, können heute noch bewundert werden, zum Beispiel in der Remise in Schloss Paretz. Ebenso sind Reitkleidung und musikalische Kompositionen bis heute erhalten.

Frau Vester, Sie sind vielseitige Künstlerin und Aktivistin. Was hat Sie veranlasst, sich für rassismuskritische Bildung einzusetzen?

Ich bin Schwarze Deutsche und möchte mich nicht länger in Museen getriggert fühlen. Ich wünsche mir für alle Kinder und Jugendlichen eine Auseinandersetzung mit Rassismus in musealen Kontexten. Angefangen bei Beschriftungen und Darstellungen, über die Ansprache des Personals bis hin zum Inhalt des Museumsshops. Ich beschäftige mich mit kolonialem Erbe und allen damit zusammenhängenden aktuellen Notwendigkeiten, Unwägbarkeiten und Decolonize-Ansätzen. Hierzu gibt es in den Museen, insbesondere in der Bildungsarbeit viele offene Fragen, die kreative Lösungen brauchen.
 

Friedrich II. und die Pferde

Als Friedrich II. (1712-1786) 1740 die Regentschaft antrat, standen in seinen Marställen über 4.000 Pferde, die nun alle einen Namen bekamen. Wurden die Pferde zunächst nach äußeren Merkmalen benannt, so trugen sie später mitunter die Namen bedeutender Staatsmänner oder Generäle, auch wenn diese fremden oder gar feindlichen Höfen angehörten, wie Brühl oder Kaunitz. Dennoch soll der Umgang des Königs mit all diesen Tieren immer pfleglich und schonend gewesen sein. Peitsche und Sporen waren tabu. Es gibt sogar einen Beleg, der eine gewisse Diskrepanz zwischen Friedrichs Einstellung zu Pferden und den ihm nahestehenden Menschen vermuten lässt. In einem Schreiben Friedrichs an seinen engsten Vertrauten und Geheimkämmerer Fredersdorf vom 2. Oktober 1745 teilt er zuerst den Verlust der Pferde Annemarie und Champion mit, bevor er auf den Tod seiner Offiziere Wedell, Blankenburg, Bredow oder Prinz Albert von Braunschweig eingeht. Letzterer war immerhin sein Schwager, also der Bruder seiner Gemahlin.

Wie sind Sie zur SPSG, zur Mitarbeit an der Ausstellung gekommen?

Ausgangspunkt war mein Beitrag zu der Publikation „Das Museum dekolonisieren“, erschienen im transcript Verlag, woraufhin die Stiftung auf mich zukam. Mit Bettina Harz und Susanne Evers, Mitarbeiterinnen der Stiftung, konnte ich Ideen zur Sonderausstellung ausloten und meine Wünsche in Hinblick auf einen rassismuskritischen Wandel einbringen.

Und welche Erfahrung haben Sie in dieser Zusammenarbeit gemacht?

Ich bin sehr dankbar für die Offenheit, das Vertrauen und die Achtsamkeit beider Mitarbeiterinnen, im Umgang mit den von mir eingebrachten Geschichten, Nachlässen und Konzepten. Es hat sich gezeigt, dass die Stiftung in allen Ebenen auf dem Weg ist, einen neuen Blick auf ihre Sammlungen zuzulassen und diesen auch zu teilen. An dieser Stelle ist nun eine Verstetigung der gemeinsamen Arbeit das Wichtigste. Für kommende Generationen national und international muss mit rassismuskritischen Ansätzen umgegangen werden und mehr Museen müssen sich im Verlernen kolonialer Sprache und Vorgehensweisen in postkolonialen Ausstellungsentwicklungen üben.

Es ist dringend notwendig, sich auf diesem Weg von nicht mehr zeitgemäßen Ausstellungsansätzen und -konzepten bis hin zu Beschriftungen in unseren Schlössern und Gärten zu verabschieden beziehungsweise offen aufzuklären zum Beispiel über Raubgut oder Pflanzen und Objekte aus Unrechtkontexten. Die große Frage, wem letztlich das gesamte Konzept des mittelverschlingenden Entstaubens und immer wieder neu Vergoldens, des Sammelns und des Bewahrens dient – der Geschichtsvermittlung oder schlicht dem Machterhalt? Diese Frage bleibt!

Condé – Das letzte und berühmteste Leibreitpferd Friedrichs II.

Der Fliegenschimmel-Wallach wurde 1766 geboren und 1777 im Alter von elf Jahren in England für Friedrichs Marstall erworben und erst ab dann von Stallmeister Wetge zugeritten. Nachdem Friedrich II. das erste Mal auf seinem neuen Pferd ausgeritten war, gab er ihm den Namen Condé – nach Louis II. de Bourbon-Condé, wenngleich dieser bereits 90 Jahre tot war. Condé wurde schnell zum Lieblingspferd des Königs. 

Zu seinen Hauptaufgaben gehörten regelmäßige Ausritte sowie die Teilnahme an den Potsdamer Frühjahrs- und Herbstparaden. In den Parkanlagen und sogar im Schloss durfte sich Condé frei bewegen. Hier wurde es vom Oberstallmeister Graf von Schwerin betreut. Der Marchese Lucchesini, letzter Vorleser Friedrichs II., berichtet nach eigener Beobachtung: „Während des Gespräches trabt der Condé immer hinter dem König her und beschnuppert seine Rocktaschen, aus denen sich das Pferd Melonenschnitten und Feigen hervorzieht.“
Und aus anderer Quelle wissen wir über diesen Vierbeiner: „Er wurde nur durch gelegentliche Spazierritte und während der alljährlichen Potsdamer Herbstparade von den Freuden des Parks von Sanssouci abgehalten, wo er mit einem silberbestickten blausamtenem Reiterzeug ausgeputzt war. Der große Preußenkönig konnte sich bereits damals den Luxus einer innigen Tierliebe zu seinem Leibreitpferd Condé leisten. Die Privilegien gegenüber seinen Artgenossen waren einzigartig, denn diese wurden damals zur harten Arbeit in der Landwirtschaft und beim Militär herangezogen. Condé durfte im Schloßpark frei herumlaufen, ohne daß ihm dabei Grenzen gesetzt wurden, selbst vor dem Runden Salon machte er nicht halt. Dabei können dann auch schon mal einige Fliesen zerbrechen, die für solch einen gewichtigen Besucher nun mal nicht gedacht sind. Innige Tierliebe – sofern auf Gegenseitigkeit beruhend – ist oft die einzige wahre Liebe im Leben. Sie zeigt sich dann, wenn selbst nach einem solchen Malheur harte Konsequenzen seitens der staatstragenden Obrigkeit ausbleiben.“  (Aus „Einmal quer durch den runden Salon von Sanssouci“ von Budras/Berg (1998), siehe Literatur unten)

Auf dem Rücken von Condé machte der Alte Fritz am 4. Juli 1786 auch seinen letzten Ausritt. Nach seinem Tode am 17. August befolgte man dessen testamentarische Order, Condé auf königlichen Weiden einen schönen "Lebensabend", das "Gnadenbrot", zu gewähren. Der inzwischen 20-jährige Schimmel kam dann zum Gestüt Neustadt an der Dosse und 1790 zur neu gegründeten Königlichen Tierarzneischule nach Berlin, wo er am 18. April 1804 im Alter von 38 Jahren starb. Er hat seinen prominenten Besitzer also um 18 Jahre überlebt. Der beneidenswerte Gesundheitszustand von Condé war unter anderem das Resultat guter Ernährung. Auch in seinen letzten Jahren konnte er ausgewählte weiche Gräser genießen, die ihm auf großen gepflegten und üppigen Koppeln zur Verfügung standen.

Sie haben zur Ausstellung rassismuskritische Rundgänge und Workshops erarbeitet: Wen und was wollen Sie erreichen?

Mein Fokus liegt auf den bisher unerzählten Geschichten von Macht, Missbrauch und kultureller Aneignung im Museumskontext. Und hier können wir entgegen vorherrschender Meinung schon in der Unterstufe anfangen die Geschichten derer zu teilen, die ebenso als Kinder auf den Gemälden festgehalten sind und die nie wieder leise sein wollen. Es gibt keine Altersbeschränkung für diese Themen, es gibt nur Beschränkungen in der Herangehensweise der Vermittlung.
 

Ein Pferdeskelett und seine Geschichte

Das Skelett von Condé ist erhalten geblieben und gehört heute zu den Sammlungsbeständen der Freien Universität Berlin. Es befindet sich im Anatomischen Museum des Institutes für Veterinär-Anatomie. Doch auf welchem Wege gelangte es dorthin? Zunächst waren die fleischlichen Überreste ehrenvoll in Sanssouci neben Friedrichs Windhunden begraben worden, bevor sie später ins Hohenzollern-Museum im Schloss Monbijou kamen (bis 1895). Das Skelett wurde bis 1969 im Zootomischen Museum der Tierarzneischule an der Charité ausgestellt, und befindet sich seit 1995 im besagten Anatomischen Museum, wo es für Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen und die breite Öffentlichkeit zugänglich ist.

Dank einer Leihgabe durch das Institut für Veterinär-Anatomie konnte die SPSG das Skelett im Rahmen der großen Jubiläumsausstellung „Friederisiko. Friedrich der Große“ anlässlich des 300. Geburtstags von Friedrich II. zeigen. Sie fand vom 28. April bis 28. Oktober 2012 im Neuen Palais in Sanssouci statt.

Friedrich lag das Schicksal von Tieren am Herzen, die fürstliche Jagd empfand er als grausam – und das in einer Zeit, als man Tiere vor allem als nützliche, aber empfindungslose Kreaturen ansah. Er setzte sich stark für Tiergesundheit ein. Dass das Skelett seines Pferdes Condé auch nach über 200 Jahren noch existieren und wissenschaftlichen Erkenntnissen dienen würde, damit hätte er sicher nicht gerechnet.

Was dürfen die Teilnehmer:innen erwarten?

Hier mappen Jugendliche sich skizzierend selbst, um herauszufinden, was das alles mit ihrem heutigen Leben zu tun hat, was in Schlössern rassistisch war und ist und warum die bloße Existenz dieser Schlösser ihre Zukunft bestimmt. Hier erzählen Kinder in Gemälden Kindern, die die Gemälde betrachten, aus ihrer Lebenswelt. Hier werden Rahmen verschoben und Szenen und Geschichten außerhalb der Gemälderahmen beleuchtet.

Hier verbinden wir Details aus Gemälden mit dem aktuellem Track von Celina Bostic „Nie wieder leise“, hinterfragen, wobei wir nie wieder leise sein wollen und steigen an Humboldt vorbei selbst auf den Berg, um zu sehen, wer schon vor ihm da war. Und nicht zuletzt versuchen wir, diese bisher unbeleuchteten Details auch inklusiv erlebbar zu machen.

 

Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 03.2023

 

Nie wieder leise!
Rassismuskritischer Rundgang und Workshop mit Künstlerin und Vermittlerin Patricia Vester
Samstag, 09.09., 10.09., 16.09., 23.09. und 14.10.2023, jeweils 10:30 und 15 Uhr
8 Euro / ermäßigt 6 Euro
Tickets: https://spsg.reservix.de
Weitere Informationen
 

Schlösser. Preußen. Kolonial.
Biografien und Sammlungen im Fokus
Sonderausstellung
4. Juli – 31. Oktober 2023
Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel, Spandauer Damm 10-22, 14059 Berlin
www.spsg.de/kolonial

 

 

 

Zum Netzwerk Europäischer Königsschlösser (ARRE):

2001 haben sich die Trägerinstitutionen der bedeutendsten Schlossmuseen Europas zum Netzwerk Europäischer Königsschlösser ARRE (franz.: Association des Résidences Royales Européennes) zusammengeschlossen. Dies ermöglicht ihnen die Zusammenarbeit und den Wissens- und Erfahrungsaustausch über die Erhaltung und Bekanntmachung des ihnen anvertrauten reichen Kulturerbes im Interesse ihrer Millionen Besucherinnen und Besucher, die sie jedes Jahr willkommen heißen. ARRE hat die Aufgabe, das Netzwerk der Europäischen Kaiser- und Königsschlösser zu entwickeln und zu verwalten, indem es insbesondere Veranstaltungen zum Zweck des Erfahrungsaustausches und Schulungen organisiert sowie Partnerprojekte, gemeinsame Werbung, Koproduktionen und gemeinsame Publikationen durchführt. Das Netzwerk hat heute mehr als 100 Mitglieder aus 15 Ländern. Am 19. Juli 2024 findet die neunte Ausgabe des #PalaceDay statt.

Literatur

Wolfgang Grittner: Auszug aus einem Beitrag für das Deutsche Tierärzteblatt (3/2013), anlässlich des 300. Geburtstages von Friedrich dem Großen und der Friederisiko-Ausstellung der SPSG im Jahr 2012 im Neuen Palais in Potsdam.

Klaus-Dieter Budras, Rolf Berg (Institut für Veterinär-Anatomie der Freien Universität Berlin): Einmal quer durch den runden Salon von Sanssouci. „Condé“ – das letzte Leibreitpferd Friedrich II von Preußen als Zeitzeuge der Geschichte Preußens und der Veterinärmedizin in Berlin, in: Reiten und Zucht in Berlin und Brandenburg-Anhalt, 1 (1998), S. 20-22.
 

Veranstaltungen der SPSG zum ARRE-Themenjahr „Horsing around European Courts“

Goldene Wagen und stolze Pferde
Eine Veranstaltung zum ARRE-Themenjahr 2024: „Horsing around European Courts“
Samstag, 20.07.2024, 15 Uhr & Samstag, 05.10.2024, 15 Uhr
Schlossremise Paretz, Parkring 1, 14669 Paretz / Ketzin 
Treffpunkt: Schlosskasse
10 €, ermäßigt 8 €
Anmeldung ab 4 Wochen vor dem Termin: 033233.7 36-11 oder schloss-paretz(at)spsg.de
barrierefrei

Pferd und Jagd in Glienicke
Gartenführung mit Schlossleiterin Anke Berkhoff, SPSG, zum ARRE-Themenjahr 2024: „Horsing around European Courts“
Sonntag, 20.10.2024, 14 Uhr
Schlossgarten Glienicke, Königstraße 36, 14109 Berlin 
Treffpunkt: Schlosskasse
10 €, ermäßigt 8 €
Anmeldung ab 4 Wochen vor dem Termin: 0331.96 94-200
nicht barrierefrei
 

Weiterführende Links

https://twitter.com/Palace_Day
https://www.instagram.com/palaceday

SLIDER | Friedrich II.

Johann Georg Ziesenis: Friedrich II.

Im Lustgarten Rheinsberg gibt es jetzt ein neues-altes, originales-kopiertes Kunstwerk zu entdecken: Der historische Obelisk hat sein Reliefporträt des Prinzen August Wilhelm von Preußen zurückerhalten – in meisterhafter Kopie. 

Die Golddecke des Malachitzimmers erstrahlt in neuem Glanz

Es handelt sich um eines der aktuell größten und teuersten Restaurierungsprojekte der SPSG: Die ornamentreiche, teils vergoldete Stuckdecke im Schlaf- und Toilettenzimmer von König Friedrich Wilhelm IV. im Orangerieschloss wurde aufwendig in Stand gesetzt. Die Höhe und die Größe der Decke hielt für das Restauratorinnen-Team einige Herausforderungen bereit.

Gartenkunst, Poesie, Musik und Astronomie – das sind die Eckpfeiler der idealen Harmonielehre, die sich personifiziert in den vier großen Medaillons an der teils vergoldeten, außergewöhnlich detailreichen und nun restaurierten Decke des Malachitzimmers zu erkennen geben. Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) bestimmte die Gestaltung seines Rückzugsraums selbst mit, wie königliche Entwürfe zeigen.

Seinen Namen trägt der mit mehr als 110 qm Fläche größte und aufwendig eingerichtete Wohnraum mit Alkoven, einem Wohnbereich mit Sitzmöbeln und einem kleinen Kabinett mit Schreibtisch und Chaiselongue, aufgrund des hier verwendeten Steinmaterials Malachit. Pfeiler, Vasen, Schreibtische und Tischplatten sind eingefasst oder bestehen im Ganzen aus dem wertvollen, leuchtend grünen Gestein. Im Zusammenspiel mit dem dunkelroten Damast an den Wänden und Möbeln, den vergoldeten Spiegelrahmen, Armlehnen und der Stuckornamentik an der Decke erzeugt dies eine eindrucksvolle Farbigkeit.
 

Die Galerieholländerwindmühle am Schloss Sanssouci gehört zu den bekanntesten Mühlen Deutschlands. Ihr Standort geht auf das Jahr 1738 zurück, als die erste Mühle gebaut wurde. Es gab also bereits eine, als Friedrich II. in Sanssouci lebte. Die Mühle ist heute ein aktives technisches Museum, in dem seit 2003 mit Windkraft Bio-Getreide zu Schrot und Mehl verarbeitet wird und so die Anerkennung „Handwerksmüllerei in Wind- oder Wassermühlen“ als Immaterielles Kulturerbe nutzen darf. Neue Flügel machen die Mühle nun fit für die nächsten Jahre. Ein Besuch lohnt sich.

 

Durchhängende Decke

Doch von all dem war lange nichts zu sehen. Im Inneren des knapp sieben Meter hohen Raums verdeckte ein riesiges Gerüst die Sicht, die wertvollen Wandbespannungen waren bedeckt und die Objekte gut verpackt. Mehr als acht Monate arbeiteten die beiden Restauratorinnen Carina Ostendorf-Köpnick und Friederike Hänold im Auftrag der SPSG an der spätklassizistischen Decke. „Von unten war es nicht zu sehen, aber die Decke hängt in der Mitte 12 Zentimeter durch“, berichtet die SPSG-Restauratorin Dagmar Dammann, die das Projekt betreut. Sie kennt das Phänomen bereits von früheren Arbeiten in dieser Höhe: Große Decken hängen durch. „Beim Gerüstaufbau wird dies dann unbedingt berücksichtigt, damit die Restauratorinnen genügend Platz zum Arbeiten haben. An den Deckenrändern benutzen sie also einen Hocker, in der Mitte können sie stehen. […] Das meiste war Über-Kopf-Arbeit.“
 

Sie steht neben dem Schloss Sanssouci und überragt das berühmte Lustschloss von Friedrich dem Großen – jetzt wieder mit weit ausgebreiteten Armen mit beigen Segeln: die Historische Mühle von Sanssouci. Sie hat neue Flügel bekommen. Die alten Flügel von 1993, eine Stahlkonstruktion mit aufgebauten Holzteilen, sollte ursprünglich nur instandgesetzt werden. Nach einer genauen Begutachtung entschieden sich die SPSG als Eigentümer und die Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e. V. als Betreiber der Mühle für einen Neubau.

Die Holzkonstruktion, vor das die Segel aufgespannt werden, wurde seit der Wiedererrichtung der Mühle bereits einmal vom Betreiberverein in Eigenleistung gründlich erneuert. Nun ging es darum, das gesamte Flügelkreuz einer Generalinstandsetzung zu unterziehen. Die Ruten, so nennt man jedes der zwei 24 Meter langen und durch den Wellkopf durchgesteckten Teile, besteht eigentlich aus vier Platten, die zusammengeschweißt sind. Der mittlere Bereich geht durch den sogenannten Wellkopf und auf diesem Teil liegt eine große Last; das führt zu Materialermüdung in der Mitte der Flügel. Die Mühlenvereinigung bat die niederländischen Mühlenbauer um Hilfe. Die Profis aus dem Mutterland der Windmühle haben eigens dafür entwickelte Computerprogramme, die eine Prognose abgeben, wie lange eine Konstruktion noch halten wird.
 

Instandhaltung gegen die Schwerkraft

Wie genau sind die Restauratorinnen vorgegangen? Hauptaufgabe war die Aufarbeitung der vergoldeten Leisten mit den Schmuckelementen. Die ursprüngliche Goldfassung war an vielen Stellen aufgeplatzt und hing in Teilen Jahrzehnte lang herunter. Diese sogenannten Schollen mussten vorsichtig aufgeweicht und zurückgebogen werden. „Es brauchte mehrere Durchgänge und viel Geduld, um die Schollen in ihre ursprüngliche Position zurückzubringen. Immer wieder versuchten sie, sich auf ihre alte Position zu biegen. Es war auch ein Kampf gegen die Schwerkraft“, erinnert sich Friederike Hänold. Mit Stuckmaterial und Kreidekitt verputzten die Fachfrauen dann die Löcher und Risse. Nach diesen aufwändigen Vorarbeiten konnte mit dem Vergolden begonnen werden.

Weitere Goldfassungen am Gesims (oberer Wandabschluss mit Profil) und der Voute (als Rundung ausgeformter Übergangsbereich zwischen Wand und Decke) wurden ebenfalls konserviert und restauriert. Zu einem Teil besteht die Decke aus einer glatten weißen Fläche. Dort schlossen die Restauratorinnen vor allem Risse und entfernten Wasserflecken. Im Malachitzimmer misst die Deckenfläche inkl. Voute 130 Quadratmeter Fläche. Das umlaufende Gesims 42 Meter Länge und einen Meter Höhe, das heißt ganze 42 Quadratmeter Gesims-Oberfläche und waren in Stand zu setzen.
 

Neue Flügel statt instandgesetzte

Nach der Prognose der Niederländer ging der Rat an die SPSG – die Stiftung war Bauherr – die Flügel nicht instand zu setzen, sondern neu zu bauen. Damit muss die SPSG in den kommenden fünf bis sieben Jahren nicht erneut mit einer Reparatur rechnen. Ein weiterer Vorteil: Die Wettersituation in Potsdam hat sich im Laufe der Jahre geändert und es gibt mehr und heftigere Windböen – bis zu Windstärke 7 oder 8 in den Spitzen. Die Bauherren nutzten die Gelegenheit gleich eine moderne Sicherheitseinrichtung einzubauen, die es ermöglicht, die Drehzeiten der Mühlenflügel zu begrenzen. Dabei handelt es sich um eine Art Bremsklappe, die sich bei starkem Wind (bei über 15 Flügelumdrehungen pro Minute) aufstellt, damit die Flügel nicht so hochtourig arbeiten und weniger abgenutzt werden. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 145.000 Euro, statt ca. 120.000 Euro für die Instandhaltung.
 

Viele Schichten in Bewegung

Die Decke ist jetzt fest, wir wissen aber nicht, was in 50 Jahren ist, so Carina Ostendorf-Köpnick. „Deshalb wurden nicht nur die Risse gekittet, sondern auch der Deckenputz an das Schilfrohrgeflecht geklebt. Die Decke ist kompliziert geschichtet.“ So bestehen die Deckenbalken und die darauf befestigten Dachlatten aus Holz, darauf befindet sich ein Putzträger aus Schilfrohrgeflecht, mit dem sich der Putz verzahnt. Es gibt also mehrere unterschiedliche Materialien, die arbeiten, und das unterhalb der vergoldeten Stuckleisten. Einige Stuckleisten sind zur besseren Fixierung über die Dachlatten mit Schrauben verbunden worden. Die Diplomrestauratorin mit Spezialisierung auf Wand- und Architekturfassung Dammann staunt: “Und was für eine unglaubliche Menge an Ornamenten! Die Gestaltung der Decke muss so viel Mühe gemacht haben, das ist von unten in diesen Einzelheiten gar nicht erkennbar.“
 

Weiterverwendung von alten Flügelteilen

Die alten Teile sollten zunächst verschrottet werden, doch ein Teil der Konstruktion wird einer anderen Mühle dienen. Die äußeren 10 Meter der 1,2 Tonnen schweren Flügel gehen zur denkmalgeschützten Langerwischer Paltrockwindmühle südlich von Potsdam. Nachdem der Knickpunkt innen ausgeschnitten wird, können sie noch für kürzere Flügel genutzt werden. Es gibt also eine Weiterverwendung.
 

Was passiert eigentlich mit der erzeugten Windmühlenenergie?

Der Müller der Historischen Mühle, Frederic Schüler, informiert gern dazu: „Tatsächlich ist die Mühle in erster Linie eine Getreidemühle. Die Mühle wird vom Wind mechanisch angetrieben, die Maschinen, die hier arbeiten, sind in der Lage, Getreidekörner unterschiedlich zu vermahlen, es entstehen Flocken, Schrot, Grieß, Mehl und Kleie. Das Ganze geschieht unter Lebensmittelgesichtspunkten, d.h. wir stellen hier Produkte her, die wir verkaufen dürfen und die biozertifiziert sind. Wir verkaufen Brot, das aus unserem Mehl gebacken wird. Die Bäckerei Fahland bezieht hierzu Roggen- und Dinkelprodukte von uns“.
Zu museumspädagogischen Zwecken gibt es zudem einen Generator, der elektrische Energie produziert, sobald Energie reinkommt. Sie bleibt in der Mühle und versorgt eine Reihe von Glühlampen, die dann romantisch flackern, je nachdem, wie schnell sich die Flügel drehen. Mal mehr, mal weniger hell, es kommt eben auf den Wind an. „Im Moment haben wir eine erdgasbetriebene Fußbodenheizung für das Erdgeschoss, aber vielleicht gelingt es uns mittelfristig einen Generator zu installieren, der das Wasser der Fußbodenheizung erhitzen kann. Das würde natürlich die Betriebskosten dieses Gebäudes senken, der Einbau aber wäre erstmal sehr teuer.“, so Schüler.
 

Gold und Gelatine

375 Blatt echtes, hauchdünnes Gold wurden auf Flächen von 1 cm² bis zu 20 cm² aufgebracht, um Fehlstellen zu ergänzen. Auch sogenannte Ölvergoldungen nahmen die Konservatorinnen Ostendorf-Köpnick und Hänold vor. Es ist eine preiswertere und schnellere Art der Vergoldung, die allerdings nicht ganz so hell glänzt wie die höherwertigere Polimentvergoldung.

Die größte Herausforderung war die Fassungsfestigung mit Gelatine. Dies geht nur bei Raumtemperaturen um die 12 Grad. Wenn die Temperatur zu hoch ist, funktioniert diese sogenannte Warmleimfestigung nicht. Im September 2023 betrug die Temperatur bis zu 25 Grad unter der Decke, weshalb eine fast zweiwöchige Pause eingelegt werden musste.  Normalerweise ist es im Schloss immer eher kühl, doch weil überall Schutzfolien hingen, fehlte der Luftaustausch.
 

Die Mühle darf nicht unbeaufsichtigt drehen, das wäre, so Müller Schüler, einfach zu gefährlich. Damit sei es unwahrscheinlich, dass so viel Energie produziert würde, dass es sich lohne, sie zu verkaufen, denn der Personalaufwand wäre so hoch, dass keine günstige Energie erzeugt werden würde – auch wenn Windenergie natürlich nachhaltig ist.
 

Dringend erforderliche Arbeiten

Auf den ersten Blick wirkte der Zustand der Decke mit ihrer vergoldeten Stuckornamentik, den allegorischen Darstellungen, dem Gesims und den Wandkonsolen angegriffen, doch nicht bedroht. Die Dramatik zeigte sich im Detail, einige Teile drohten abzubrechen und herab zu fallen. Die Restaurierung war daher dringend erforderlich. Auch fürchteten die Restaurator:innen neue Schäden durch Erschütterungen, die bei den umfassenden Baumaßnahmen unweigerlich auftreten würden. . Die Kosten für die Restaurierung der Decke im Malachitzimmer betrugen 145.000 Euro und wurden durch die großzügige Spende der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten möglich.

Die Restaurierungsarbeiten im Orangerieschloss gehen dank der Sponsoren weiter: Diverse Uhren und zwei Kronleuchter aus dem Boulle- und dem Malachitzimmer wurden zerlegt und liegen in Boxen im Raffaelsaal, sie werden derzeit restauriert. Die Bezüge der Möbel und auch das Parkett des Bodens im Malachitzimmer bedürfen ebenfalls der Restaurierung.
 

Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e. V.
Der Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V. hat sich unmittelbar nach der Wende gegründet, im Dezember 1990. Er war aus dem Arbeitskreis Mühlen beim Kulturbund der DDR hervorgegangen, der sich bereits vor der Wende für den Wiederaufbau der Historischen Mühle engagierte. Seit 1995 betreibt der Verein die Historische Mühle in Sanssouci. Museumsleiter ist Torsten Rüdinger.
Mehr zur Geschichte der Historischen Mühle auf der Website des Vereins

Genug Gründe für Ihren (erneuten) Besuch
Neben einer herrlichen Aussicht und der Möglichkeit, die neuen Flügel mit eigenen Augen zu begutachten, erwartet die Besucher:innen eine interessante und abwechslungsreiche Ausstellung zur Geschichte der Mühle und der Getreideverarbeitung. Das mit Sanssouci-Mehl gebackene Brot kann im Museumsladen in der Historischen Mühle erworben werden.

Auch gibt es ein museumspädagogisches Angebot, das von Schulklassen und Kindergruppen genutzt werden kann.

Informationen zu Gruppenführungen der Mühlenvereinigung
 

Weitere Informationen zum Besuch: www.spsg.de/historische-muehle

 

 

 

 

 

Weitere Informationen zum Orangerieschloss

Weitere Informationen zu den Freunden der PSG und zur Restaurierung Orangerieschloss in Sanssouci

 

 

 

Mit der Ausstellung „Schlösser für den Staatsgast“ im Schloss Schönhausen wird derzeit gezeigt, wie die beiden jungen deutschen Staaten in den Schlössern Schönhausen und Augustusburg um die Gunst internationaler Staatsgäste buhlten. In Berlin bot immer auch das Schloss Charlottenburg eine standesgemäße Kulisse für hochrangige Staatsbankette und Empfänge.

Rudolf G. Scharmann ist seit 1995 Schlossleiter in Charlottenburg und erinnert sich.

Im Rahmen unserer aktuellen Ausstellung „Schlösser für den Staatsgast. Staatsbesuche im geteilten Deutschland“ im Schloss Schönhausen haben wir am 17. April 2016 den Architekten und Verleger Dr.-Ing. Philipp Meuser zu Gast – er wird in einem Vortrag das Gebäude des ehemaligen Staatsrats am Schlossplatz in Berlin-Mitte vorstellen. Es gilt als Meisterwerk der Berliner Nachkriegsarchitektur. Wir haben Herrn Dr.-Ing. Meuser gebeten, Ihnen hier bei uns im Blog schon einmal eine kleine Einführung in das Thema zu geben.

Die Stadt Oranienburg‬ wird dieses Jahr 800 Jahre alt – und feiert dies am 24. April mit dem ‪Orangefest‬ in und um das Schloss. Das Fest für die ganze Familie ist jedoch nur der Auftakt des Jubiläums, eines von vielen Angeboten und Veranstaltungen rund ums Jahr. Schlossbereichsleiterin Berit Gloede verrät, was die Besucher anlässlich des Festes und das ganze Jahr hindurch erwartet.

Die SPSG präsentiert auf ihrer Webseite seit kurzem die Zeichnungen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) in einer neuen kostenfrei zugänglichen Visualisierung (http://uclab.fh-potsdam.de/fw4/). Sie ist das erste Ergebnis der Zusammenarbeit der SPSG mit der Fachhochschule Potsdam und eröffnet neue Perspektiven auf diese einzigartigen Bestände der Graphischen Sammlung der Stiftung.

Dr. Carsten Dilba ist Kunsthistoriker und wissenschaftlicher Redakteur der SPSG, er betreut das Projekt seitens der SPSG und stellt es hier vor.

Für die Ausstellung „Schlösser für den Staatsgast. Staatsbesuche im geteilten Deutschland“ konnten wir Zeitzeugen gewinnen, die bereit waren, uns im Rahmen der Ausstellung ihre Geschichte(n) zu erzählen. Eine davon ist Rita Löwenstein: Ab 1974 war sie im Schloss Schönhausen tätig, dem wichtigsten Gästehaus der DDR-Regierung. Zunächst Mitarbeiterin im Servicebereich, machte Löwenstein 1982 ihren Meister und war fortan Oberkellnerin, bis 1990.

Sensationeller Fund im Lenné-Jahr 2016: Im ungarischen Nationalarchiv in Budapest lagerte unerkannt der früheste große Entwurf des Gartenkünstlers Peter Joseph Lenné

Vor 333 Jahren, am 29. Mai 1683, wurde der Maler Antoine Pesne in Paris geboren. Fast alle Schlösser der Stiftung bewahren Arbeiten des einstigen preußischen Hofmalers; die Gemäldesammlung der SPSG umfasst rund 200 seiner Werke. Sammlungskustodin Dr. Franziska Windt über ein besonderes Kleinod.

Dr. Franziska Windt ist Kustodin der Gemäldesammlung der SPSG 

Vor 230 Jahren, am 17. August 1786, stirbt König Friedrich II., der Große, im Schloss Sanssouci: Umgeben von Ärzten und Vertrauten, auf deren Rat er jedoch selten hörte. Über die letzten Wochen, Tage und Stunden des schwer kranken Monarchen – der trotz seines Leidens bis zuletzt ein Genussmensch war.

Wie entsteht eigentlich die Blumenpracht, die alljährlich die Spaziergänger von Sanssouci so begeistert? Mathilda Fischer, für ein Jahr bei uns im Bundesfreiwilligendienst, ging in die Parkgärtnerei von Sanssouci und fragte nach. In den nächsten Monaten wird sie die Arbeit der Gärtnerinnen und Gärtner begleiten und hier regelmäßig berichten, wie aus tausenden kleinen Stecklingen, Zwiebeln und viel Saatgut ein bezauberndes Blütenmeer nach historischen Vorbildern entsteht.

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Mathilda Fischer, für ein Jahr bei uns im Bundesfreiwilligendienst, nimmt Sie auch im Dezember wieder mit in die Parkgärtnerei von Sanssouci. Ihre Frage an unsere Stiftungsgärtner: Wie entsteht eigentlich das Blütenmeer, das alljährlich Millionen von Menschen aus aller Welt so begeistert? Diesmal geht um das tausendfache Topfen und Stutzen von wachswilligen Zöglingen.

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Auch im Dezember hat Mathilda Fischer, für ein Jahr bei uns im Bundesfreiwilligendienst, wieder die Parkgärtnerei Sanssouci besucht und den GärtnerInnen über die Schulter geschaut. Bei ihrer Recherche, wie die alljährliche Blumenpracht von Sanssouci entsteht, erfuhr sie diesmal, wie durch richtiges Wässern Schädlinge vermieden werden können oder wie Fuchsien schön gerade und natürlich heranwachsen.

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Seit zwei Jahren kooperiert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) mit der Schule am Schloss in Berlin-Charlottenburg, um Schülerinnen und Schülern einen anderen Zugang zum Schloss Charlottenburg zu ermöglichen. Mit dem Ende des Schuljahres 2015/16 wurde der zweite Durchgang erfolgreich abgeschlossen, der dritte startet in Kürze.

Der Frühling nähert sich mit großen Schritten. In der Parkgärtnerei von Sanssouci hat er bereits Einzug gehalten. Schon seit Anfang März heißt es für die Stiefmütterchen und viele andere Pflanzen: „Tschüss Gewächshaus und Hallo Park!“ Mathilda Fischer, für ein Jahr bei uns im Bundesfreiwilligendienst in der Denkmalpflege, nimmt Sie wieder mit in die Parkgärtnerei und begleitet gemeinsam mit Ihnen die Gärtnerinnen und Gärtner beim Pikieren von Pflanzen, Düngen von Hochstämmen, bei der Aussaat der Pflanzen und vielem mehr. (Alle Artikel der Serie auf einen Blick »)

Friedrich Wilhelm I. von Preußen (1688-1740), von 1713 bis zu seinem Tod König in Preußen, war eines ganz sicher: ein sparsamer Monarch. Ansonsten versteht sein Wesen bis heute wohl niemand – bis auf den Theologen und Schriftsteller Jochen Klepper. Anlässlich des 277. Todestages des „Soldatenkönigs“ blickt SPSG-Historiker Dr. Jürgen Luh in den Roman „Der Vater“ und auf das Selbstbildnis des Königs.

Lange bevor Friedrich Wilhelm I. starb, war er ein kranker Mann. Gelenksentzündungen, Gicht, Wassersucht, Fettleibigkeit hatten ihn zu einem unzufriedenen und unbeweglichen Menschen gemacht; er konnte sich in seinen letzten Jahren im Grunde nur noch im Rollstuhl fortbewegen. Seiner Umwelt wurde er noch ungemütlicher als er es durch sein cholerisches Temperament bereits war, noch öfter schwankte seine Stimmung zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt.

Seine Tochter Wilhelmine und sein Sohn Friedrich litten darunter. In ihrem Briefwechsel aus diesen Jahren tauschten sie sich über die Probleme, die ihnen ihr Vater machte, die sie mit ihm und seiner Art hatten, immer wieder, meist wenig verständnisvoll, aus. Konnte der Vater krankheitsbedingt bettlägerig nichts tun, sie nicht im Auge behalten, nicht bevormunden, waren die beiden erleichtert. Friedrich Wilhelm tat ihnen, dachten sie an gute Tage, wohl leid, Verständnis für die Art ihres Vater aber hatten sie wenig.

Das gilt auch für fast alle, die sich historiographisch mit dem Leben Friedrich Wilhelms I. beschäftigt haben; sein Wesen mochte niemand. Nur Jochen Klepper versuchte, den König über das Politische, das stets gelobte Innenpolitische hinaus, „Preußens größter innerer König“ sei Friedrich Wilhelm gewesen, auch als Mensch zu fassen und vor allem zu verstehen; er hat sich in seinen Tagebuchaufzeichnungen mehrmals mit Friedrich Wilhelm verglichen, gar indentifiziert.

Über die vom König gemalten Bilder hat Klepper zuerst Zugang zum Wesen Friedrich Wilhelms gesucht – und für sich auch gefunden. In seinem Buch „In tormentis pinxit“, „Unter Qualen gemalt“, erklärte er erstmals – aus den Bildern heraus – Charakter, mehr noch aber die Seele des zweiten Königs in Preußen. In seinem berühmten Roman „Der Vater“ gab er ein, sein, Gesamtbild Friedrich Wilhelms, das unsere Sicht auf den König stark geprägt hat. Mit diesem Bild sich auseinanderzusetzen, lohnt sich selbst für die neue Forschung.

Momentan verzaubert der Park Babelsberg mit der Austellung „Pückler. Babelsberg – Der grüne Fürst und die Kaiserin“ tausende Besucher. Damit er allerdings so gepflegt und farbenfroh aussieht, bedarf es vieler Helfer, die die Babelsberger Blütenpracht erst ermöglichen. Mathilda Fischer, für ein Jahr bei uns im Bundesfreiwilligendienst in der Denkmalpflege, besuchte Pücklers Helfer in Babelsberg und berichtet hier über die Vorbereitungen im Park Babelsberg. (Alle Artikel der Serie auf einen Blick »)

Diesmal war ich allerdings nicht im gewohnten Umfeld der Parkgärtnerei von Sanssouci, sondern habe mich zu neuen Geschichten in den wunderschönen Park Babelsberg aufgemacht. Was passiert eigentlich hinter den Kulissen des Parks, in dem derzeit die Ausstellung „Pückler. Babelsberg – Der grüne Fürst und die Kaiserin“ zu sehen ist, eines der Highlights 2017? Bei meinem Besuch liefen die Arbeiten auf Hochtouren, um den Park in ein Meisterwerk ganz nach Pücklers Vorstellungen zu verwandeln. Widmen wir uns nun den Menschen, die dafür sorgen, dass die Parks so farbenfroh und gepflegt aussehen – den GärtnernInnen.

Am 1. Juli 2017 lädt die Bayerische Schlösserverwaltung in Kooperation mit KulturMuseumTalk zum #HohenzollernWalk auf die mittelalterliche Cadolzburg in Franken ein. Tanja Praske, die den „Social Walk“ im Netz koordiniert, fragte uns, ob wir das Projekt nicht durch einen eigenen Beitrag aus dem fernen Preußen ergänzen bzw. begleiten möchten. Das wollten wir gern, und rasch war die inhaltliche Verbindung gefunden: Der Cadolzburger Altar. Ein Fragment dieses mittelalterlichen Kunstwerks ist heute im Jagdschloss Grunewald in Berlin ausgestellt – als eines der ältesten Stücke in den Sammlungen der SPSG. Über die Geschichte des Cadolzburger Altars, seine Reise nach Berlin und seine Bedeutung für die preußischen Hohenzollern schreibt unser wissenschaftlicher Redakteur Carsten Dilba.


Der frühe Tod der Königin Luise am 19. Juli 1810 in Hohenzieritz rief in Preußen tiefe Trauer hervor, denn die Gemahlin Friedrich Wilhelms III. war wegen ihrer Schönheit und ihres gewinnenden Wesens bewundert und geliebt worden. Mit einem Grabmonument machte der junge Bildhauer Christian Daniel Rauch Preußens Königin der Herzen unsterblich – er schuf ein Meisterwerk der deutschen Skulptur des 19. Jahrhunderts. Rudolf G. Scharmann, Kunsthistoriker und Schlossleiter Charlottenburg, stellt uns Luises Tempel für die Ewigkeit – das Mausoleum im Schlosspark Charlottenburg – vor.

Bei Besuchen im Park Babelsberg entdecke ich jedes Mal Neues – der Blick für Details wird dank der verschiedenen Sichten und der verträumten Freiheit dieses Landschaftsgartens geschärft. Wenn ich wiederum in den Park Sanssouci gehe, dann fühle ich mich in der Zeit zurückversetzt und bewundere die königliche Anmut und die gepflegte Präzision dieses Parks. Doch was ist es eigentlich, das diese beiden Parks so einzigartig wirken lässt? Ich, Mathilda Fischer, für ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst in der Denkmalpflege, habe mich auf die Suche nach den kleinen, aber feinen, ebenso wie den deutlichen Unterschieden und Gemeinsamkeiten in den beliebten Potsdamer Gärten gemacht.

Babelsberg. Ein Landschaftsgarten in reiner Form.

In Babelsberg verwirklichte Hermann Fürst von Pückler (1785 – 1871), Nachfolger Peter Joseph Lennés (1789 – 1866), ab 1842 seine Visionen und Ideen der Landschaftsarchitektur. Der Stil der Landschaftsgärten entwickelte sich um 1800 in England und bildete einen starken Kontrast zu den französisch geprägten Barrockgärten, denn die Landschaft sollte natürlich und unberührt wirken. Ein Landschaftsgarten versuchte der Natur ihre Geheimnisse zu entlocken.

Läuft man als Besucher heute durch die wunderbaren Parks und Gärten, die im 18. und 19. Jahrhundert in und um Potsdam angelegt wurden und heute wieder liebevoll gepflegt werden, kann man sich kaum vorstellen, dass ein großer Teil davon ab 1961 absichtlich vernichtet wurde. Weil die Havel der damaligen Ost/West-Grenze entsprach, begann mit dem Mauerbau in Babelsberg die Planierung von Pleasureground und die Zerstörung reizvoller Sichten.

Von Jens Arndt und Angelika Kranz

Peter Joseph Lennés grandiose Idee der "Sichtachsen" wurde pervertiert: Denn auch die Grenzer wollten "Sichten". Allerdings in anderem Sinne: es ging ihnen um "freies Sicht- und Schussfeld", um Fluchten zu verhindern. Dazu wurden einst kunstvoll geschwungene Wege und Hügel rücksichtslos mit Planierraupen weggebaggert, Parkarchitekturen abgerissen und große Flächen mit Pflanzengift devastiert. Die wundervollen Sichtbeziehungen der Kulturlandschaft rund um die Glienicker Brücke waren durch Streckmetallzäune und Wildwuchs gekappt.

Heutzutage ist die Fotografie aus dem Alltag der Menschen kaum noch wegzudenken. Jedes Smartphone verfügt über die Technik, ein gestochen scharfes Foto zu schießen und Millionen Momentaufnahmen werden jeden Tag über Kurznachrichtendienste versandt. Und am 19. August, dem "World Photo Day", werden Menschen explizit dazu aufgerufen, ihre Bilder und Geschichten im Internet zu teilen. Auch in der Sammlung der SPSG befindet sich ein ganz besonderes Foto:

Wir schreiben das Jahr 1856 - die Fotografie steckt in den Kinderschuhen und ist noch kein Massenmedium. Und dennoch beschließt der Fotograf Johann Franz Michiels (1823-1887), dass Neue Palais im Park Sanssouci abzulichten. Die älteste Fotografie des Neuen Palais entsteht! Die Historie dieser Aufnahme und wie sie in den Besitz der Stiftung gelangte, erläutert Eva Wollschläger, Leiterin des KPM-Archivs des Landes Berlin.

Dank eines Hinweises meiner Kollegin, Claudia Sommer, der Leiterin der Graphischen Sammlung, wurden wir auf das Angebot eines Berliner Auktionshauses aufmerksam gemacht, das Teile einer fotografischen Folge des aus Brügge stammenden Fotografen Johann Franz Michiels (1823-1887) versteigerte. Schon bei der Vorbesichtigung stellte sich heraus, dass der Erwerb eines bestimmten Fotos aus diesem Konvolut eine wichtige Lücke in der fotografischen Dokumentation der SPSG schließen würde: die 1856 von Michiels angefertigte Fotografie des Neuen Palais.

Am 31. Oktober 2017 jährt sich der Thesenanschlag Martin Luthers an der Tür der Wittenberger Schlosskirche zum 500. Mal. Gemälderestauratorin Anja Wolf nimmt das Reformationsjubiläum zum Anlass, um ein Gemälde des Wittenberger Malers Lucas Cranach d. J. vorzustellen, das uns nach seiner technologischen Untersuchung überraschende Dinge erzählt.

Lucas Cranach d. Ä. (1472–1553) und seine Frau Barbara waren mit Martin Luther und dessen Frau Katharina von Bora nicht nur durch Traubezeugung und gegenseitigen Taufpatenschaften eng verbunden. Der sächsische Hofmaler Cranach trug mit seiner manufakturartigen Produktion von Lutherbildnissen sowie der Erfindung protestantischer Bildthemen maßgeblich zur Verbreitung des „neuen Glaubens“ bei. Sein Sohn Lucas Cranach d. J. (1515–1586) ist ab 1537 als Maler im Betrieb seines Vaters nachweisbar. 1550 übernahm er die Werkstatt und führte sie 30 Jahre lang als gefragter Porträtist bedeutender Persönlichkeiten seiner Zeit sowie als Maler reformatorischer Themen erfolgreich weiter. Dennoch wurde sein Oeuvre von der kunsthistorischen und kunsttechnologischen Forschung lange Zeit vernachlässigt. Dies sollte sich 2015 ändern, als ihm im Rahmen der Lutherdekade erstmals eine eigene Reihe von Ausstellungen und Veranstaltungen gewidmet wurden. Ein interdisziplinär angelegtes Symposium 2014 in Wittenberg bildete dafür die wissenschaftliche Grundlage. In diesem Rahmen wurde die kunsttechnologische Untersuchung des Werkes „Taufe Christi“ von 1556 aus dem SPSG-Besitz vorgestellt:

Am 9. November 1918 endete die Monarchie in Deutschland und der Kaiser packte seine Koffer im Neuen Palais von Sanssouci. Dr. Alfred Hagemann erklärt, warum auch der 18. Januar seit der Selbstkrönung des Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg 1701 zum ersten König in Preußen ein Schicksalstag ist – in der Geschichte Preußens.

Am Nachmittag des 27. Januar 1859 wurde im Berliner Kronprinzenpalais Unter den Linden der spätere Kaiser Wilhelm II. geboren. Der Thronerbe löste in der Berliner Bevölkerung Jubel und Begeisterung aus, doch war es eine schwierige Geburt. Schlossbereichsleiter Jörg Kirschstein berichtet, was geschah.

Seit Januar 2018 sind die ersten Objekte aus verschiedenen Sammlungsbereichen der SPSG auf der Internet-Plattform museum-digital eingestellt. Dr. Carsten Dilba, wissenschaftlicher Redakteur in der SPSG, stellt die Online-Sammlung vor.

Theodor Pruemm, Verlobungsbild Wilhelm (II.) und Auguste Victoria, Berlin Juni 1880
Theodor Pruemm, Verlobungsbild Wilhelm (II.) und Auguste Victoria, Berlin Juni 1880

„Hip, Hip, Hurrah! Endlich habe ich sie!“, schrieb Prinz Wilhelm begeistert am 28. Januar 1880 in einem Brief an seine Mutter Kronprinzessin Victoria. Noch zögerte Kaiser Wilhelm I. die Verlobung seines Enkels und Thronfolgers mit der holsteinischen Prinzessin Auguste Victoria bekannt zu geben. Im Vorfeld hatte es schwere Bedenken gegen die Familie der Braut gegeben. Zuerst mussten politische Schwierigkeiten und die zweifelhafte Ebenbürtigkeit der Prinzessin aus dem Weg geräumt werden. Auguste Victoria war die älteste Tochter des durch preußische und österreichische Truppen 1864 abgesetzten Herzogs Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Als der Herzog überzeugt werden konnte, seine Ansprüche auf den Thron niemals wieder geltend zu machen, war die Frage der Ebenbürtigkeit zu klären. Dies erwies sich als äußerst delikat, da die Mutter des Herzogs aus keinem regierenden Fürstenhaus, sondern „nur“ eine Gräfin Danneskjold-Samsøe war. Wilhelm I. bestand darauf, dass ein Gutachten über die Ebenbürtigkeitsfrage eingeholt wird. Erst als dieses vorlag und das Familienoberhaupt von der Zuverlässigkeit der Brautfamilie überzeugt war, konnte er sich im Januar 1880 durchringen, die Verbindung zu akzeptieren. Am 14. Februar 1880 hat die Verlobung im privaten Rahmen in Gotha stattgefunden, wohin das Brautpaar auf Einladung des Herzogs von Sachsen-Coburg und Gotha gereist war.

Kaiser Wilhelm I. starb am Morgen des 9. März 1888 im Alten Palais in Berlin, am 16. März wurde er im Mausoleum im Schlosspark Charlottenburg beigesetzt. Jörg Kirschstein, Schlossbereichsleiter im "Kaiserschloss" Babelsberg in Potsdam, berichtet über die letzten Stunden des ersten Deutschen Kaisers.

Die SPSG betreut rd. 9000 textile Kunstwerke aus der Zeit vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert in den preußischen Schlössern. Herausragend ist dabei die Sammlung kostbarer Seidenstoffe des 18. Jahrhunderts. Sie entstanden im Auftrag Friedrichs des Großen zur Ausstattung des Neuen Palais und waren Spitzenwerke Berliner Seidenmanufakturen.
SPSG-Textilkustodin Dr. Susanne Evers stellt sie hier vor.

Die fürstlichen Innenräume der preußischen Schlösser waren im 18. Jahrhundert von einem außergewöhnlichen textilen Luxus geprägt. Unter Friedrich II. entwickelte sich Berlin in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einer europäischen Seidenmetropole. Die Gewebe einheimischer Manufakturen erreichten eine ungewöhnlich hohe Qualität in Entwurf und Ausführung. Die Seidenherstellung in Preußen wetteiferte mit dem führenden französischen Vorbild und gelangte dennoch zu künstlerischer Eigenständigkeit.

Die Spitzenerzeugnisse der preußischen Seidenindustrie lassen sich heute noch im Neuen Palais erleben. Dieser Bau gilt dank seiner umfangreich erhaltenen originalen Substanz und Ausstattung heute als ein Musterbeispiel der Architektur und Raumkunst im Zeitalter Friedrichs des Großen. Hier wurden für textile Wandbespannungen, Möbelbezüge und Draperien fast ausschließlich Berliner Seiden verarbeitet: einfache bemalte oder bedruckte Gewebe, Damaste und reich gemusterte Seidenstoffe, die häufig mit Gold, Silber und kostbarer Chenille gearbeitet sind. Auch die kostbaren Tressen, Borten und Quasten aus Seide, Silber und Gold waren einheimische Produkte.

Unter Kaiser Wilhelm II., der das Neue Palais als Wohnsitz nutzte, mussten die inzwischen schadhaften Raumtextilien um 1900 erneuert werden. Aus Respekt vor der künstlerischen Qualität entschied man sich für genaue Gewebekopien, anstatt zeitgenössische moderne Stoffe zu verwenden.

Während unter Friedrich II. Berliner Manufakturen den tonangebenden französischen Herstellern in der Seidenmetropole Lyon Konkurrenz machten, bestellt man um 1900 die Gewebekopien in Lyon. Die große Zeit der Berliner Seidenindustrie war vorüber.

Ein Rundgang durch die Fürsten- und Gästequartiere im Neuen Palais zeigt, wie die Textilien Raumfunktion und Raumwirkung unterstützen.

Eine beiläufige Betrachtung aus dem Paradies

#SchlossGenuss heißt die Blogparade, zu der der Verein Schlösser und Gärten in Deutschland im Europäischen Kulturerbejahr „Sharing Heritage“ eingeladen hat. Bis zum 5. Juni 2018 ist Jede und Jeder aufgerufen, von seinen Erlebnissen in den Schlössern, Gärten, Klöstern und mehr zu berichten. Aber: Geht #SchlossGenuss auch bei Preußens? Unbedingt, meint (nicht nur) SPSG-Marketingchef Dr. Heinz Buri. Sogar in grandioser Vielfalt, schön analog und in einer Zeit, in der gesellschaftlicher Konsens an den Rändern korrodiert.

Unser zweiter Beitrag zur Blogparade #SchlossGenuss, zu der der Verein Schlösser und Gärten in Deutschland im Europäischen Kulturerbejahr „Sharing Heritage“ eingeladen hat: Thomas Weiberg, Schlossassistent im Schloss Charlottenburg, nimmt uns mit an seinen Lieblingsort: Die reich dekorierte Schlosskapelle in Charlottenburg.

Die Wand- und Deckenmalereien (Teil 1)

Restauratorin Verena Göttel betreut mit fünf Kolleg:innen die historischen Oberflächen von Fassaden und Innenräumen der fast 700 Baudenkmale der SPSG. Decken- und Wandmalereien sind dabei herausragende eigenständige Kunstwerke, die mitunter von beachtlicher Größe sind. Im Neuen Palais, dem größten Schlossbau Friedrichs des Großen, gibt es davon rd. 130 Werke. Verena Göttel stellt die große Vielfalt mit einigen Beispielen vor, im ersten Teil geht es um Malereien auf Leinwand, auf Putz und Stuck sowie auf Holz.

Eine Speisekarte erinnert an das 50. Jubiläum der Potsdamer Konferenz im Schloss Cecilienhof

Zum 73. Mal jährt sich heute das Ende der Potsdamer Konferenz im Schloss Cecilienhof. Präsident Harry S. Truman, Premierminister Clement R. Attlee und Generalissimus Josef W. Stalin unterzeichneten die „Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin“, die später als Potsdamer Abkommen in die Geschichte einging und Europa veränderte. Anlässlich des Kulturerbejahres Sharing Heritage 2018 erinnert derzeit eine imposante, festlich gedeckte Tafel im historischen Speisesaal kulinarisch an das Treffen der Großen Drei in Potsdam – und an das Gourmet-Restaurant im Schloss Cecilienhof.

Die Wand- und Deckenmalereien im Neuen Palais von Sanssouci (Teil 2)

Restauratorin Verena Göttel betreut mit fünf Kolleg:innen die historischen Oberflächen von Fassaden und Innenräumen der fast 700 Baudenkmale der SPSG. Decken- und Wandmalereien sind dabei herausragende eigenständige Kunstwerke, die mitunter von beachtlicher Größe sind. Im Neuen Palais von Sanssouci, dem größten Schlossbau Friedrichs des Großen, gibt es davon rd. 130 Werke. Verena Göttel stellt deren Vielfalt vor; diesmal geht es um die noch verborgenen Schätze.

Im Neuen Palais von Sanssouci gibt es einige schlummernde Kostbarkeiten, die derzeit leider noch nicht gezeigt werden können – z. T. weil sie wegen der abschnittweisen Sanierung des Schlosses nicht zugänglich sind oder weil die jeweiligen Räume zuvor noch saniert werden müssen.
Die Qualität der Malereien und anderer Oberflächen ist oft erst nach der Restaurierung erlebbar, was das Beispiel einer chinoisen Darstellungen auf Holz gut belegen kann. Der zurzeit nicht zugängliche Raum der Unteren Roten Kammern zeigt die Farbfassung in einem Zustand, der Anlass zur Restaurierung gibt.

In der Schlossgärtnerei Charlottenburg blüht eine Agave mit ungewöhnlich vielen Blüten

Bis eine Agave blüht, vergehen unglaubliche 40 bis 100 Jahre – wenn sie überhaupt zur Blüte gelangt. Daher auch ihr englischer Name: century plant – Jahrhundertpflanze. Mit viel Glück erstrahlt sie nach Jahrzehnten für einen kurzen Moment: dann entwickelt die Agave einen bis zu 9 Meter hohen Blütenstand, an dessen Ende sich prächtige gelbe Blüten öffnen. Nach diesem überwältigenden Fanal hat die Pflanze meist all ihre Energie verbraucht und stirbt ab. Das mit 8897 Blüten ungewöhnlich prachtvolle Exemplar in der Parkgärtnerei Charlottenburg zeigt sich derzeit in ihrer ganzen leuchtenden Schönheit – und am 11. August 2018 laden wir Sie ganz herzlich ein, sie aus der Nähe zu betrachten.

Die Agave americana ist eigentlich in Mexiko und einigen Südstaaten der USA beheimatet. Besonders wohl fühlt sie sich also in heißen, trockenen Regionen. Eine Agavenblüte ist deshalb bei den gemäßigten klimatischen Bedingungen in Mitteleuropa keineswegs der Normalfall. Es gibt nur relativ wenige dokumentierte Ereignisse – in den Gärten des Schlosses Charlottenburg fand eine solche Blüte zuletzt im Jahr 1838 statt!

Die Preußischen Schlösser bergen viele Schätze, einer davon konnte kürzlich überraschend gehoben werden: Bei den Vorbereitungen zur Ausstellung "Kaiserdämmerung" im Neuen Palais wollte Ausstellungskurator Jörg Kirschstein endlich den historischen Juwelentresor der Kaiserin Auguste Victoria in deren Ankleidezimmer öffnen lassen. Nachdem dies mangels passendem und vor allem denkmalverträglichem Schlüssel verschoben werden musste, wurde ein anderer Schrank geöffnet – und Kirschstein wurde mehr als entschädigt: Die letzte Bewohnerin des Neues Palais hatte hier die Briefe deponiert, die sie zwischen 1883 und 1889 erhalten und dann wieder verschlossen, versiegelt und womöglich vergessen hatte. Nach der ersten Sichtung ist der gesamte Fund jetzt erstmal im Neuen Palais zu sehen.
Jörg Kirschstein ist Schlossbereichsleiter Babelsberg und Kurator der Ausstellung "Kaiserdämmerung"
 

Am Sonntag, dem 19. August 2018, wird sich zum vorerst letzten Mal die Tür zum Schloss Pfaueninsel öffnen. Das von König Friedrich Wilhelm II. 1794 für sich und seine Geliebte Wilhelmine Encke auf dem Eiland errichtete Schlösschen muss dringend saniert werden – Witterung und der Zahn der Zeit haben dem mit Holzbohlen verkleideten Fachwerkbau schlimm zugesetzt. Dass das bezaubernde und weithin sichtbare Schloss dank des Sonderinvestitionsprogramms von Bund und den Ländern Brandenburg und Berlin saniert werden kann, ist vor allem ein Grund zur Freude - wir feiern dies am Sonntag mit einem großen Inselfest für die ganze Familie!

Das Zeitalter der Aufklärung hatte in Europa ein neues, naturverbundenes Denken hervorgerufen. Landleben bedeutete gleichsam Tugendhaftigkeit und Gesundheit und den Adel zog es hinaus in die Natur. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts kam der englische Landschaftsgarten auch auf dem europäischen Festland in Mode. Hier luden nun Schäfereien und Molkereien zu ländlichem Vergnügen ein und auf Schmuckbauernhöfen inszenierte die höfische Gesellschaft bäuerliches Leben.

Im Schloss Cecilienhof im Potsdamer Neuen Garten konnten jetzt 6.500 m² Dachlandschaft, 11.500 m² Fassadenfläche sowie im Inneren verschiedene Schlossräume modernisiert bzw. restauriert und wiederhergestellt werden. Vier Jahre lang mussten sich dafür täglich rd. 1200 Besucher:innen aus aller Welt mit bis zu 20 Baufirmen die engen Hofdurchfahrten und Flure teilen – aber es ist vollbracht: 100 Jahre nach seiner Errichtung ist das von 1913 bis 1917 für das Kronprinzenpaar Wilhelm und Cecilie im englischen Landhausstil errichtete Schloss wieder als Gesamtkunstwerk zu erleben.
Projektleiter Dr. Olaf Saphörster erklärt hier in Kürze die erfolgreiche Hüllensanierung.

Mit dem ab 1787 errichteten Marmorpalais brach der sinnesfrohe König Friedrich Wilhelm II. in vielerlei Hinsicht zu neuen Ufern auf: Das erste (und einzige) im Spätklassizismus errichtete Schloss in Preußen liegt malerisch am See im ‚Neuen‘ Garten - und damit schon allein räumlich weit entfernt vom friderizianischen Sanssouci des ungeliebten Vorfahren. Friedrich Wilhelm II. ließ hier ein Palais in klaren Formen und kühler Eleganz inmitten eines sentimentalen Landschaftsgartens errichten, dessen architektonische Vorbilder wir in der griechischen Antike finden. Trotz aller Harmonie dieses bezaubernden Ortes: Sein Schicksal war in den nächsten Jahrzehnten wechselvoll. Nun findet das Auf und Ab ein wunderbares Ende: Mit dem Sanierungsabschluss der Außenanlage kann die Wiederherstellung der königlichen Sommerresidenz nach vielen Jahren glücklich vollendet werden. Projektleiterin Jana Giesa erläutert den letzten Bauabschnitt.

König Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) ließ das Marmorpalais von den Architekten Carl von Gontard (1731-1791) und Carl Gotthard Langhans (1732-1808) von 1787 bis 1793 auf einer Terrassenanlage am Ufer des Heiligen Sees errichten. Das mit schlesischem Marmor verkleidete Bauwerk war das erste und einzige preußische Königsschloss im Stil des Frühklassizismus. Nach 1797 wurde die Sommerresidenz um zwei eingeschossige Seitenflügel durch Michael Philipp Boumann (1747-1803) erweitert.

Der sehnsüchtige Traum von Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) wurde im Jahre 1828 Wirklichkeit: 33jährig erhielt der Romantiker mit „Genie fürs Zeichnen“ endlich die väterliche Erlaubnis zur Italienreise! So begab auch er sich auf die „Grand Tour“ mit Stationen in Florenz, Rom oder Neapel. Hier gab er sich nicht nur der Architekturbetrachtung hin und fertigte selbst unzählige Zeichnungen an. Zu verdanken haben wir u.a. seiner Italienbegeisterung auch ein großartiges Konvolut von rd. 3600 Blättern, die uns zusammen mit seinen Notizen auf eine wunderbare Reise durch das Italien des 19. Jahrhunderts mitnehmen. Lassen Sie sich verzaubern – und: Buon Viaggio!

Evelyn Zimmermann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Graphischen Sammlung/Plankammer der SPSG

Das venezianisches Mosaik aus dem 13. Jahrhundert konnte restauriert werden

Das Mosaik in der Apsiskuppel der Potsdamer Friedenskirche in Sanssouci ist einzigartig nördlich der Alpen und von ganz besonderer Qualität. Es stammt aus der Kirche San Cipriano auf Murano, nördlich von Venedig. Als diese aufgegebene Kirche 1835 abgerissen werden sollte, erwarb Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) das Mosaik, ließ es in 111 Abschnitten von der Wand nehmen und auf Wasserwegen nach Potsdam bringen. Dr. Ute Joksch, SPSG-Restauratorin im Fachbereich Architekturfassung/Wandbild, berichtet von der ersten Restaurierung nach 170 Jahren.

Friedrich der Große (1712–1786) setzte mit dem Bau des Neuen Palais am westlichen Ende seines Parks Sanssouci einen imposanten Schlusspunkt. Es war sein letzter großer Schlossbau. Das Beste und Kostbarste des europäischen Handwerks war ihm gut genug für dieses der Repräsentation staatlicher Macht und der Ausrichtung großer Feste dienende Schloss. In diesem Jahr wird seine „Fanfaronade“ 250 Jahre alt, was mit der Wiedereröffnung der königlichen Wohnung und einer spannenden Führungsreihe gefeiert wird. Schlossassistent Andreas Woche berichtet:

Viele der preußischen Schlösser zeichnen sich dadurch aus, dass sie wie wenige andere Schlösser in Europa weitgehend in ihrer originalen Substanz erhalten geblieben sind. Dies stellt RestauratorInnen heute vor besondere Herausforderungen, vor allem bei extremen klimatischen Bedingungen wie den gegenwärtigen Hitzewellen. SPSG-Gemälderestaurator Daniel Fitzenreiter erläutert, warum der Besuch im Schloss Sanssouci dennoch „ganz komfortabel“ ist.

Teil I: Wie Wilhelmine wurde, was sie war

Wilhelmine von Lichtenau (1753-1820), auch bekannt unter Wilhelmine Enke, Madame Ritz oder Gräfin Lichtenau, war wohl die wichtigste Frau an der Seite Friedrich Wilhelms II. von Preußen (1744-1797). Sie war Vertraute, Begleiterin und Beraterin des Königs und gilt als wichtige Mäzenin im frühklassizistischen Preußen.
Eine besondere Beziehung hatte Wilhelmine zu Italien. Auf einer „Grand Tour“, einer Bildungs- und Kulturreise, die ursprünglich eher für den männlichen Nachwuchs des europäischen Adels vorgesehen war, bereiste sie Rom, Florenz und Neapel, besuchte die Uffizien und erwarb, ausgestattet mit einem fürstlichen Budget, Kunst und Einrichtungsgegenstände für den preußischen Hof. Wilhelmine holte somit – ganz im Zeichen des aktuellen Themenjahres – ein Stück Italien nach Potsdam.

Teil II: Wirken und Einfluss von Wilhelmine in Potsdam.

Wilhelmine von Lichtenau (1753-1820) ist in den letzten Lebensjahren Friedrich Wilhelms II. (1744-1797) immer stärker in Konzeption und Ausführung von Gestaltung und Ausstattung im Bereich der Innenräume eingebunden. Auch hier macht sich Wilhelmines Nähe und Verbundenheit zu Italien bemerkbar.
Das gilt in besonderer Weise für das Marmorpalais. König Friedrich Wilhelm II. war das Marmorpalais zu klein. Da ihm außerdem seine Füße weh taten und ihm das Treppensteigen zunehmend schwerfiel, entschied man sich, das Schlösschen am Heiligen See nach Plänen von Michael Philipp Boumann zu erweitern. Das in Grundriss und Aufbau an die kubusartige Villenarchitektur Andrea Palladios erinnernde Marmorpalais wurde um zwei Flügel erweitert. Wilhelmine ergriff ihre Chance und zog die Gestaltung der Innenräume an sich. Gemeinsam mit Boumann und dem Altertumsforscher Aloys Hirt entwarf sie Raumfolgen und Ikonografie des Südflügels.

Teil III: Wilhelmine in Berlin

Neben einigen Schlossbauten in Potsdam richtete Wilhelmine ihren Blick auch nach Berlin.
Für die Winterkammern in Schloss Charlottenburg hatte sie einige Änderungen im Sinn. Da es dem König im Winter immer recht kalt war, plante er den Umbau einiger Zimmer im alten Hauptbau des Schlosses. Wilhelmine überzeugte ihn jedoch, die von ihm angedachten Winterkammern im Obergeschoss des Neuen Flügels unterzubringen. Friedrich Wilhelms Vertrauen in Wilhelmines Fähigkeiten waren so groß, dass er ihr freie Hand bei Planung und Umsetzung gab.

Das neue Themenportal „Italien In Potsdam – Italienische Einflüsse und Italienische Kunst in den Potsdamer Schlössern“ ist  online. Anlass ist das Themenjahr 2019 „Italien in Potsdam“, an dem sich die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), die Stadt Potsdam und das Museum Barberini beteiligen. Dr. Franziska Windt (Kustodin Gemäldesammlung, SPSG) berichtet.
 

Ein Forschungsprogramm aus Versailles zu Gast in Schloss Sanssouci.

Historische Häuser wie das Schloss Sanssouci in ihrer orginalen Substanz zu erhalten, stellt Restaurator:innen immer wieder vor besondere Herausforderungen. Um von anderen Europäischen Schlossanlagen zu lernen, nimmt die SPSG mit Schloss Sanssouci an einem Forschungsprogramm des Château Versailles teil, dem sogenannten EPICO-Programm. SPSG-Gemälderestaurator Daniel Fitzenreiter erläutert, was sich dahinter verbirgt.

Was ist EPICO?

EPICO steht für European Protocol In Preventive Conservation, ein europäisches Projekt, durchgeführt vom Château Versailles mit Partnern in Polen, Italien, Frankreich, Portugal und Deutschland. Die SPSG ist seit Ende 2018 mit der Abteilung Restaurierung, speziell dem Fachbereich Präventive Konservierung, dabei.

Das Projekt hat zwei Phasen: In der 1. Phase von 2014 bis 2017 wurden international angewendete Methoden zur Zustandsuntersuchung musealer Sammlungen analysiert und getestet. In Versailles wurde eine Methode speziell für historische Häuser und Schlossmuseen entwickelt – EPICO! Die Projektpartner waren das Centre de recherche du Château de Versailles, die Association des Résidence Royales Européennes, das Schlossmuseum in Wilanow (Polen) und das Konservierungs- und Restaurierungszentrum La Venaria Reale (Italien). Die 1. Projektphase endete mit einer internationalen Tagung in Versailles im November 2017.

In der 2. Phase des Projektes von 2018 bis 2020 wird die Methode nun angewendet und die Ergebnisse von einem wissenschaftlichen Komitee geprüft und diskutiert. Projektpartner sind hier die Association des Résidence Royales Européennes, das Département d’Eure et Loire, das Château de Maintenon nahe Paris, die Universität Paris 1 „La Sorbonne“, die Schlösser in Sintra bei Lissabon, sowie die SPSG mit dem Schloss Sanssouci.

Die Oberflächen der kostbaren Schneeballvasen sind vollständig mit Nachbildungen der Blüten des Schneeballstrauches (Viburnum) belegt.
In der Mitte steht die bauchige Potpourrivase flankiert von zwei schlankeren Trichtervasen © SPSG

Unter dem Meißener Porzellan, das während des Siebenjährigen Krieges nach Potsdam kam, befindet sich eine besonders merkwürdige Vase, die um 1755 in Meißen entstand…

In einem in 2014 gestarteten und von der SPSG initiierten Forschungsprojekt werden Berliner Uhren erstmals als eigene Gruppe mit spezifisch regionalen und kunsthandwerklichen Eigenschaften klassifiziert und bewertet. Das neue Themenportal „Berliner Uhren. Meisterleistungen der Technik und des Kunsthandwerks“ auf museum-digital lädt nun dazu ein, unter diesem Gesichtspunkt betrachtete Uhren online zu entdecken. Insgesamt präsentiert das Portal 41 Objekte aus verschiedenen Museen. 13 der in Wort, Bild und zum Teil auch Ton vorgestellten Werke gehören zur Sammlung der SPSG.

Dr. Silke Kiesant ist Kustodin für Skulpturen und Uhren

Vom Mauerbau bis zur Wiedervereinigung: Die SPSG sucht nach Erinnerungen und Zeitzeugnissen

Um Lücken in der Aufarbeitung zu schließen, sucht die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg nach Erinnerungen und Zeitzeugnissen vom Mauerbau bis zur Wiedervereinigung.

Bettina Harz ist Mitarbeiterin im Referat Bildung und Teilhabe

Schon zum zweiten Mal muss das Orangefest in Oranienburg pandemiebedingt leider vor Ort ausfallen. Als kleinen Ersatz haben wir Ihnen eine Seite zum Orangefest zusammengetragen.

Hier erinnert Berit Gloede, Schlossbereichsleiterin Oranienburg, an die Ursprünge des Schlosses Oranienburg.
 

Der niederländische Koningsdag (Königstag) am 27. April ist ein beliebter Nationalfeiertag bei unseren sympathischen Nachbarn. Das ganze Land feiert ausgelassen den Geburtstag von König Willem Alexander und färbt sich in Orange.

Die Stadt Oranienburg, die wie ihr Schloss nach der niederländischen Prinzessin Louise Henriette von Oranien-Nassau benannt ist, feiert seit 2007 in Anlehnung an diese Tradition am letzten Sonntag im April sein „Orangefest“.

Die Ursprünge des heutigen Schlosses reichen bis in das Mittelalter zurück. Zunächst ist es eine Wasserburg, dann ein Jagdschloss. Seine entscheidende Geschichte beginnt in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Der brandenburgische Kurfürst ist auf der Suche nach einer Frau. Nachdem er sich vergeblich um eine Ehe mit Königin Christina von Schweden bemüht hat, orientiert er sich Richtung Westen. Die Niederlande hatte er selbst bereits während eines vierjährigen Aufenthalts in diesem reichen, selbstbewussten Land kennengelernt. Die Familie des niederländischen Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau führt in Den Haag ein – für den jungen Kurprinzen aus Brandenburg – beeindruckendes Hofleben. Die Niederlande sind vor allem durch ihren internationalen Überseehandel im 17. Jahrhundert das reichste und fortschrittlichste Land Europas.

Am 7. Dezember 1646 heiratet der Kurfürst in Den Haag die älteste Tochter des Statthalters, Louise Henriette von Oranien-Nassau.

Mit unserer Instagram Live Führung haben wir Ihnen die Pflanzenhallen des Orangerieschlosses nach Hause geholt. In den zwei jeweils rund 100 Meter langen und zehn Meter hohen Pflanzenhallen stehen riesige Palmen und zierliche Orangenbäumchen, in Form geschnittene Lorbeerbäume, Agaven, Myrten und Zypressen, die dort in den kühlen Monaten ihr Winterquartier haben.

Während und auch nach der Führung haben uns einige Fragen von Zuschauer:innen erreicht, die Ihnen Gartenmeister Tilo Seeger gerne beantwortet.

Sie blühen wieder – die (historischen) Rosensorten. Birgit Morgenroth unternimmt einen Streifzug durch die Rosengärten im Charlottenhof und auf der Pfaueninsel.

 

Ein Interview mit Schlossassistentin Bianca Merz und Parkrevierleiter Ralf Kreutz

Die Zahl der Potsdamer:innen, die den Park Sanssouci genießen und nutzen, nimmt seit Jahren stetig zu. Spaziergänger:innen mit und ohne Hund, Jogger:innen, Tageseltern, Jugendliche verbringen ihre Zeit hier. Zumeist sind es Menschen, die rund um den Park wohnen und Nachbar:innen des Parks sind. Das ist einerseits eine sehr schöne Entwicklung, andererseits bleiben dabei Konflikte leider nicht aus. Hunde ohne Leine, verliebte Paare, die ihre Initialen in den Baum ritzen, leere Pizzaschachteln, die in den Römischen Bädern zurückgelassen werden, Denkmäler, die beschädigt werden, sind leider keine Ausnahmen mehr. Das wird von Mitarbeiter:innen des Parks und auch von vielen Anwohner:innen schockiert wahrgenommen. Was also tun?

Das dachten auch Bianca Merz und ihre Kolleg:innen vom Schlossbereich Charlottenhof. Sie haben eine neue Reihe aus der Taufe gehoben, die um Verständnis wirbt und bei der gleichzeitig der Dialog mit den Nachbar:innen gesucht wird: „In Nachbars Garten“

Der Berliner Landesmusikrat schwelgt auf seiner Homepage in höchsten Tönen: „Die Orgel gilt als Königin der Instrumente. Sie ist das größte aller Musikinstrumente, das tiefste und höchste, das lauteste und leiseste.“ Orgelmusik und Orgelbau sind seit 2017 durch die UNESCO als Immaterielles Kulturerbe anerkannt und dieses phantastische Instrument wurde 2021 zum „Instrument des Jahres“ gekürt. Der Höhepunkt des Berliner Orgeljahres 2021 ist am Wochenende des 11. & 12. September. 175 Veranstaltungen rund um die Orgel finden an 70 verschiedenen Orten statt, auch in der Schlosskapelle in Charlottenburg, denn dort steht die Rekonstruktion einer Orgel aus dem Jahr 1709. Professor Klaus Eichhorn, und Schlossbereichsleiter Rudolf G. Scharmann haben die Geschichte dieses außergewöhnlichen Instruments erzählt:

Susanne Voigt studierte an der Fachhochschule Erfurt Restaurierung und Konservierung und hat für ihre Masterarbeit ein besonderes Glasservice aus dem Frühstückszimmer im Schloss Cecilienhof in Potsdam restauriert. Über diese spannende Arbeit berichtet sie hier.

Ganz am Anfang wusste niemand, um welche Art oder um wie viele Gläser es sich in den kleinen Schachteln handelte oder ob eine Restaurierung mit dem Ziel die Gläser im Ganzen wieder im Schloss präsentieren zu können, überhaupt möglich war.

Das Orangerieschloss erhebt sich wie ein italienischer Traum über den Park Sanssouci. Herr über dieses prachtvolle Schloss ist Daniel Goral. Gemeinsam mit dem Belvedere auf dem Klausberg und den Neuen Kammern von Sanssouci bildet dieses Ensemble „seinen“ Schlossbereich. Doch was macht eigentlich ein Schlossbereichsleiter? Wir haben ihm diese und weitere Fragen gestellt und nehmen Sie mit in seinen beruflichen Alltag.
 

Vor 231 Jahren, am 17. August 1786, stirbt König Friedrich II. von Preußen im Schloss Sanssouci. Seine Grabstätte auf der obersten Terrasse von Sanssouci, wo er am 17. August 1991 seine letzte Ruhestätte fand, wird regelmäßig mit Kartoffeln geschmückt – denn ihm haben wir schließlich die Kartoffel zu verdanken. Aber stimmt das überhaupt?

Friedrich-Kenner Dr. Jürgen Luh, in der SPSG zuständig für Wissenschaft und Forschung und Direktor des Research Center Sanssouci (RECS), räumt auf mit dieser immer noch sehr lebendigen Legende….

 

Für die Rettung des Campanile der Friedenskirche in Sanssouci fehlt noch eine halbe Million Euro: Bitte helfen Sie mit!

»Katjes« unterstützt ein Pilotprojekt zur Kulturellen Bildung, das in Potsdam und Berlin Schule machen soll

Die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten unterstützen Restaurierungen für die Römischen Bäder

Zum 20-jährigen Jubiläum des Schlossmuseums erhält der Schlossgarten seinen malerischen Höhepunkt zurück

Ein persönliches Geschenk zur Freude der Allgemeinheit

Schlösser ohne Kronleuchter, die als kostbare Meublierung des Luftraums und wichtige Repräsentationsobjekte ausgewählte Räume bekrönen – das ist undenkbar. Diese einzigartigen Kunstobjekte werden von uns dokumentiert, restauriert und instandgehalten. Herrin über die Leuchter- und Beleuchtungskörper ist Dr. Verena Wasmuth. Anlässlich unserer Instagram Themenwoche „Kronleuchter“ verrät sie, was ihr Job mit sich bringt und wie ihr beruflicher Alltag aussieht.

 

750 Hektar Parkanlagen, 600 einzelne Baudenkmäler, 236.000 Quadratmeter Gebäudefläche – in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg gibt es auch abseits der bekannten Wege zahlreiche spannende Orte, die wir Ihnen ab sofort in unregelmäßigem Abstand auf dem Blog vorstellen möchten – seien es nicht zugängliche, versteckte oder auch nur kuriose Winkel in dem großen Kosmos der Stiftung. Den Anfang macht das Kaiser-Friedrich-Mausoleum neben der Friedenskirche im Park Sanssouci.

In unserer Reihe der versteckten oder kuriosen Orte in den Gebäuden und Gärten der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg widmen wir uns heute einem sonderbaren Obelisken im Schlossgarten Charlottenburg. Er trägt die Inschrift des heutigen Tages – 11. März – aber ohne Jahreszahl. Für diesen Beitrag haben wir uns auf die Suche nach des Rätsels Lösung begeben.

„11. März. Dieses könnte ein Tag von historischer Bedeutung sein.“
Diese Inschrift ist in vier Sprachen – Deutsch, Englisch, Französisch und Serbokroatisch – auf einem Obelisken aus italienischem Carrara-Marmor im Schlossgarten Charlottenburg eingraviert. Ein bisschen versteckt steht er am nördlichen Rand des Parks – und verwirrt seit seiner Aufstellung die Besucher:innen.

Gedanken zum Tag des Wassers am 22. März 2022

Die Orangenbäume werden ausgefahren, die Schlösser werden hergerichtet, der Frühling ist endlich da und die kühlen Schönheiten sind ganz aus ihrem Häuschen. Das „Aushausen“ hat – pünktlich vor Saisonstart – begonnen.

Die kunstvollen Wandteppiche der preußischen Schlösser waren Bilder, Schmuck, Wärmedämmung und Schallschutz in einem. Die Geschichte hinter den Textilen Kunstwerken ist genauso spannend wie die Geschichte von Gemälden. Dr. Susanne Evers, Kustodin der Textiliensammlung der Stiftung erinnert an das Wandbild „Flora“, das anlässlich der Watteau-Ausstellung einige Monate im Schloss Charlottenburg zu sehen war. “Flora“ wurde nach Motiven des französischen Künstlers Antoine Watteau gewebt und befindet sich nun wieder im Depot des Berliner Stadtmuseums.
 

Im Frühjahr 2022 kehrte die Bronzeplastik „Ruhende Frau“ des Schweizer Bildhauers Fritz Huf nach Schloss Schönhausen zurück. Von 1951 bis 1990 stand das Kunstwerk im Garten des Schlosses, das zu dieser Zeit Amtssitz des Präsidenten und später Gästehaus der DDR war. Zuvor und auch danach verschwand das 1924 entstandene Kunstwerk mehrfach. Dr. Ulrike Schmiegelt-Rietig, Provenienzforscherin der SPSG, führt uns zur Entstehung der Plastik, zur Biographie des Künstlers und ihrem Auftraggeber und zur glücklichen Fügung, die „Ruhende Frau“ nun endlich einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen.
 

Vor der Kleinen Orangerie im Schlossgarten Charlottenburg wird nach zweijähriger Pause wieder eine „blühende Ausstellung“ mit historischen Pelargonien – umgangssprachlich auch bekannt als Geranien – zu bewundern sein. Die Gärtner:innen der Stiftung haben die Sammlung des früheren königlichen Hofgärtners Georg Steiner (1774–1834) in vielen Jahren mit viel Sorgfalt wieder zusammengetragen und zeigen zur Blütezeit die schönsten Exemplare.

Die Pelargonie – im Volksmund Geranie genannt – ist einer der ältesten Balkonblumen Deutschlands. Prachtvoll mit einer Vielfalt an Blattformen, Farben und Blüten schmücken sie sowohl die Balkone im bayrischen Alpenvorland als auch die kleinen Refugien der modernen Stadtbewohner:innen. Ursprünglich stammen die farbenfrohen Pflanzen aus Südafrika. Die erste Pelargonie in Europa zeigte 1632 ihre Blüten in einem englischen Garten. Wie sie den Weg nach England fand? Wahrscheinlich über ein Handelsschiff der Britischen Ostindien-Kompanie, das in Kapstadt ankerte. Der deutsche Botaniker Paul Herrmann entdeckte und beschrieb die Pflanze 40 Jahre später an den Hängen des Tafelberges der Stadt. Ein Jahrhundert danach wurden bereits 47 verschiedene Arten für einen botanischen Garten bei London nach England eingeführt.
 

Zum ersten Mal hat sich die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg am diesjährigen bundesweiten Zukunftstag beteiligt. 22 Mädchen und zehn Jungs zwischen elf und 15 Jahren konnten am 28. April 2022 einen Tag lang in zahlreiche Arbeitsbereiche der SPSG reinschnuppern. Ganz gezielt sind Mädchen und Jungs an dem Aktionstag eingeladen, jeweils die für sie etwas „untypischeren“ Berufe kennenzulernen.

Fotos von Nicole Koppe

Los ging es um neun Uhr auf dem Hof der SPSG-Handwerker, dem sogenannten Schirrhof in Potsdam. „Wir hoffen, dass ihr heute bei uns Anregungen bekommt, was ihr nach der Schule machen wollt“, begrüßte Kerstin Schilling, Direktorin des Schlossmanagements, die Jugendlichen. Sie hätte sich so einen Tag schon zu ihrer Zeit gewünscht, erzählte Schilling weiter und dass es in der Stiftung nur drei Direktorinnen und doppelt so viele Direktoren gebe. Als sie vor zehn Jahren angefangen habe, waren es sogar noch weniger Frauen, so Schilling, „da können wir noch besser werden“.
 

Niklas Dehnel ist 21 Jahre alt und hat 2021 seine Ausbildung als Metallbauer in der Stiftung abgeschlossen, mit ausgezeichnetem Erfolg und nun wurde er auch Kammersieger der Potsdamer Handwerkskammer! Wir gratulieren ihm herzlich und natürlich auch seinem Ausbilder: Meister Martin Richert.

Mit dem ehemaligen Azubi, der nun als Geselle im Schirrhof arbeitet, sprach Birgit Morgenroth
 

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) setzt im Potsdamer Park Sanssouci und im Berliner Park Charlottenburg auch im Jahr 2022 auf ökologische Wiesenpflege durch Schafe. Seit Anfang Mai stehen die ersten 50 Tiere auf der nördlichen Wiese hinter dem Schloss Sanssouci. 100 weitere Schafe und Lämmer folgen in den nächsten Tagen. Im Park Charlottenburg muss das Gras noch wachsen, bis dort eine Herde mit zirka 80 Tieren weiden kann. Bis November sollen die Tiere in beiden Anlagen insgesamt 24 Hektar Grasfläche „mähen“.

Jeweils 2,20m hoch und strahlend weiß stehen sie auf der Balustrade der Nordfassade von Schloss Charlottenburg. Heute nicht mehr wegzudenken, handelt es sich bei den 20 Figuren um relativ junge Werke der Nachkriegszeit. Sie sind Teil des Diskurses zwischen Rekonstruktion und Neuschöpfung, welcher die neuere Geschichte des Schlosses nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg durchdringt.
 

Der Park Sanssouci beherbergt ganz besondere Gäste: Mauerbienen. Betreut werden sie von Jacqueline Schwarz, Gärtnerin aus dem Parkrevier Sanssouci, die sich auch liebevoll um die Pflege der Obstbäume kümmert. Vor drei Jahren entstand die Idee, für den Kirschgarten ein eigenes kleines Bestäubungsvölkchen anzusiedeln, seitdem leben die kleinen Tierchen recht komfortabel in einem über zwei Meter hohem Insektenhotel.
 

Königin Elisabeth II. feierte am Sonntag, den 6. Februar, ihr 70. Thronjubiläum. Die Feierlichkeiten dazu finden von heute an für die kommenden vier Tage in London statt - und die Briten sind völlig aus dem Häuschen. Nicht nur die Briten! Auch wir freuen uns für die Queen und erinnern uns an die vielen Besuche, denn sie war mehrfach in den Schlössern und Gärten der Stiftung zu Gast.
Unser ehemaliger Mitarbeiter Dirk Ueberhorst lässt Sie an seinen Erinnerungen vom Besuch der Queen im Berliner Schloss Charlottenburg und im Potsdamer Schloss Cecilienhof im November 2004 teilhaben und erklärt, wie solch ein Besuch und die Vorbereitungen dazu abliefen.

Weiße Marmorstatuen, verspielte Goldverzierungen und üppiges Grün – das sind die auffälligsten Farben im Park Sanssouci – doch es gibt einige Schätze der Metallkunst zu entdecken, die sich im edlen Schwarz präsentieren. Dazu gehören die beiden beeindruckenden schmiedeeisernen Tore des Parks Sanssouci, das Lindtstedter Tor im Norden und das Posttor im Süden. Sie haben eine bewegte Geschichte hinter sich, denn sie wurden ursprünglich in Frankfurt am Main für die Weltausstellung in Chicago 1893 hergestellt und erst später getrennt im Potsdamer Park eingebaut. Zum Ensemble gehörte ein weiteres Tor, das 1939 eingeschmolzen wurde.

Die koloniale Vergangenheit und das koloniale Erbe in unseren Schlössern und Gärten beschäftigt auch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Seit Dezember 2020 gibt es eine Gruppe von Mitarbeiter:innen aus verschiedenen Bereichen der Stiftung, die sich mit der Aufarbeitung dieses Erbes befassen. Sie untersuchen sehr genau und kritisch die Sammlung nach kolonialen Kontexten.
 

Das Leben Friedrichs des Großen (1712–1786) liefert zahlreiche Indizien, die sich nicht anders deuten lassen, als dass er dem männlichen Geschlecht, auch sexuell, sehr zugetan war. Daran ändern auch einige kolportierte sexuelle Beziehungen zu Damen nichts. Seine engen Vertrauten waren, mit Ausnahme seiner älteren Schwester Wilhelmine (1709–1758), durchweg Männer, seine engste tägliche Umgebung war fast ausschließlich männlich.

Die freizügigen Feste in Rheinsberg, sein geradezu bösartig eifersüchtiges Verhalten seinem Bruder Heinrich (1726–1802) und den gemeinsamen Geliebten gegenüber, die innig ausgelebte Abneigung gegenüber seiner zwangsweise angetrauten Elisabeth Christine (1715–1797), wie Frauen gegenüber allgemein, aber auch seine bis heute schimmernden „Verhältnisse“ zu Hans Hermann von Katte (1704–1730) und Peter Karl Christoph von Keith (1711–1756), Eingeweihte seines Fluchtversuchs, das zu seinem Kammerdiener Michael Gabriel Fredersdorf (1708–1758) oder zu Dietrich von Keyserlingk (1713–1793), Kosename „Caesarion“, befördert vom Stallmeister zum Generaladjutanten, oder zu Friedrich Rudolf von Rothenburg (1710–1751), sorgten dafür, dass sich für die Zeitgenossen die besagte Frage, jenseits ihres Wahrheitsgehaltes, bestenfalls als willkommenes Futter eines klatschsüchtigen, Gerüchten gewogenen 18. Jahrhunderts darstellte. Eindeutige sexuelle Kontakte lassen sich daraus jedoch nicht ohne Weiteres ableiten. Ob Friedrich diese mit den Genannten neben vertrauter Zuneigung jemals hatte, bleibt rätselhaft.
 

Kühler Mamor, schattige Bäume, erfrischende Fontänen: Während die Temperaturen steigen und sich die Hitze über Berlin und Brandenburg legt, finden sich in unseren Gärten und Schlössern zahlreiche Plätzchen, an denen es sich dennoch aushalten lässt. Wir haben hier einmal unsere Lieblingsorte zusammengetragen und wünschen viel Spaß beim Besuch – viel Trinken nicht vergessen!

Wenn wir an Schlösser denken, denken wir meist an große, verschwenderische Gebäude voller Stuck, Gold und Gemälde. Wir denken an einen Thron, opulent ausgestattete Gemächer und prächtige Galerien. Dabei vergessen wir aber oft die Komplexität dieser Orte mit ihren Parks und Gärten – und insbesondere den Reichtum der Artenvielfalt, die sie umgibt und die die Institutionen zu schützen bestrebt sind! Riesige bewaldete Anlagen, Barockgärten und Landschaftsparks, zahlreiche Arten seltener Bäume, Blumen und Tiere. Die europäischen Schlossanlagen beherbergen eine ungeahnte Vielfalt – eine wahre Biodiversität!

Der diesjährige „Palace Day“ macht genau darauf aufmerksam und rückt die verschiedenen Schlossanlagen Europas unter diesem Fokus in den Vordergrund.
 

Die Römischen Bäder sind einer der vielleicht schönsten Gebäudekomplexe im Park Sanssouci. Ab 1829 entstanden nacheinander das Hofgärtnerhaus, der angrenzende Pavillon als römischer Podiumstempel mit Pfeilerportikus, das Gehilfenhaus, die große Laube, die Arkadenhalle und schließlich die Römischen Bäder im Stil eines pompejanischen Atriumhauses. Mit seiner reichen Bepflanzung aus Gemüsebeeten und Zierpflanzen, den Pergolen und dem überwachsenen Wassergraben hebt es sich von der streng klassizistischen Gestaltung von Schloss Charlottenhof ab.
 

Lebensgroße Papierfigurinen überraschen im Schloss Königs Wusterhausen die Besucher:innen. Einige der erwachsenen Kinder Friedrich Wilhelms I. sind in das Schloss zurückgekehrt und lassen Geschichten und Begebenheiten aus der Zeit des 18. Jahrhunderts, die sich dort zugetragen haben sollen, wiederaufleben. Historische Fakten werden aufgegriffen, das Zusammentreffen der Protagonisten ist jedoch fiktiv – und aus Draht.
 

Ein ganz besonderes Gemälde, ein sogenanntes „Panorama“ ist seit kurzem im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg, in der Wohnung König Friedrich Wilhelms III. von Preußen zu entdecken.

Dr. Alexandra Nina Engel, Gemäldekustodin der Stiftung beschreibt das Gemälde, seine Entstehung und seinen berühmten Maler.

Der junge Maler-Star John Singer Sargent als Tourist in Sanssouci und Charlottenburg

Porträt von Martin Richert zum Tag des Handwerks

Am 17. September 2022 findet zum zwölften Mal der Tag des Handwerks statt. Aus diesem Anlass hat Lorenz Meiß unseren Meister der Metallwerkstatt, Martin Richert, begleitet: Martin Richert steht an diesem Morgen in seiner Werkstatt, vor sich zwei gebogene, drei Meter lange, grüne Metallstangen. Sie gehören zum Laubengang im Sizilianischen Garten im Park Sanssouci. Vor ein paar Tagen ist dort ein Baum abgebrochen, auf den Laubengang gestürzt und hat dabei einige Metallteile verbogen. „Die Stangen sind alle miteinander zusammenhängend. Fällt da ein Baum drauf, verbiegen sich alle“, erklärt der 41jährige den entstandenen Schaden. Heute schmiedet er gemeinsam mit seinem Kollegen Ralf Schulz die Teile wieder zusammen.

 

Kamine, Warmluftöfen, Zentralheizung: Preußens Fürsten heizten mit den technischen Errungenschaften ihrer Zeit

Bis Ende Oktober laden die Museumsschlösser der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg noch mit sommerlichen Öffnungszeiten zum Besuch ein. Ab 1. November bleiben einige Häuser der SPSG bis April oder Mai im nächsten Jahr geschlossen – ganz wie zu königlichen Zeiten.
Im Herbst, spätestens im November, gaben die Fürstenfamilien ihre Sommerresidenzen und ländlichen Lustschlösschen auf und zogen sich samt Hofstaat in die wärmeren, teilweise beheizbaren Stadtschlösser in Potsdam und Berlin zurück. Nur die letzte Kaiserfamilie feierte sogar Weihnachten im Neuen Palais in Potsdam-Sanssouci: Ab 1895 gab es dort eine Zentralheizung.
 

Die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten fördern Restaurierungen im Orangerieschloss

Das Orangerieschloss im Park Sanssouci ist ein einmaliger Ort: als Königspalast, Monument und steingewordener Traum von Italien gehört es zu den besonders beeindruckenden Schlossanlagen der Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa, deren Charakter über die Jahrzehnte nahezu unverändert erhalten ist.
 

»Oft muss man sich von etwas trennen«: Provenienzforschung kann weh tun – oder beglücken

Alle müssen Energie sparen, die SPSG tut es auch. Dabei geht es neben der Kostensenkung um Schutz des Kulturguts und Bewahrung des Welterbes.

Die DDR-Akten im SPSG-Archiv

Sven Olaf Oehlsen vom Archiv – Fachbereich Dokumentations- und Informationszentrum

Carl Graeb war im 19. Jahrhundert einer der produktivsten Architekturmaler in Berlin und Potsdam, ist heute aber weitestgehend vergessen. Carlo Paulus, Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, stellt einige seiner Werke aus der graphischen Sammlung vor.

Vor der Erfindung der Fotografie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten die Menschen lediglich Gemälde, Zeichnungen, Drucke und Grafiken, um etwas im Bild festzuhalten. Ein wichtiger Vertreter dieser dokumentarischen Art der Malerei ist Carl Graeb. Der Architektur-, Landschafts- und Theatermaler wurde 1816 in Berlin geboren, wo er bis zu seinem Tod 1884 lebte.

Ende der 1830er Jahre wurde das Königshaus auf ihn aufmerksam und besonders König Friedrich Wilhelm IV. intensivierte nach dessen Thronbesteigung 1840 die Zusammenarbeit mit Graeb. Der König, der selbst zahlreiche Gebäude wie Schloss Charlottenhof, das Orangerieschloss oder die Friedenskirche zusammen mit seinen Architekten entwarf, beauftragte Graeb, diese zu malen. Auch Ansichten von Gartenanlagen und Architekturen seines von ihm verehrten Vorgängers Friedrich II. durfte Graeb in zahlreichen Aquarellen und Zeichnungen festhalten. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg besitzt eine Vielzahl von Blättern des Künstlers in ihrer graphischen Sammlung, von denen wir hier einige vorstellen.

Treppen und Treppenhäuser in den preußischen Schlössern

Der Rückbau des Sutterbaus

Manja Liese ist Umweltkoordinatorin der Abteilung Baudenkmalpflege der SPSG

Der Rückbau eines Gebäudes ist in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten eher eine Seltenheit. Unsere Hauptaufgaben sind der Erhalt der Schlösser und Gärten sowie deren Präsentation. Und trotzdem gibt es ab und zu Gebäude, die weder in die historischen Ensembles passen, noch zeitgeschichtlich Denkmalwert haben und daher abgerissen werden.
 

Die letzten Vorbereitungen für die Feiertage beginnen. In den Gärten ist etwas Ruhe eingekehrt und es legt sich – vielleicht? nach Weihnachten? – ein zarter weißer Schleier aus Schnee über Berlin und Brandenburg und verwandelt die Gärten und Parks der Schlösser in zauberhafte Winterlandschaften. Wie schön wäre es, diesen Anblick einmal wie ein Vogel von oben genießen zu können – unsere Bildauswahl kommt dieser Vorstellung zumindest ein bisschen näher.
 

SPSG-Generaldirektor Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr zum Themenjahr „Churfürst – Kaiser – Kolonien“

Neue Stimmen zum Reiterdenkmal des „Großen Kurfürsten“

Das Denkmal des reitenden „Großen Kurfürsten“ mit Figuren von vier Sklaven am Sockel thront seit 1951 im Ehrenhof von Schloss Charlottenburg. Viele Jahre existieren nun schon Forderungen der Zivilgesellschaft, die Beteiligung Brandenburgs am Kolonialhandel, initiiert durch den Kurfürsten, an diesem Ort zu thematisieren. Es werden sogar Rufe laut, diese Statuen ganz aus dem Ehrenhof zu entfernen und im Museum zu zeigen. Schloss Charlottenburg und das Denkmal stehen als Ensemble der Nachkriegszeit und des Wiederaufbaus Berlins unter Denkmalschutz. Das Reiterstandbild stellt daher auch einen Geschichtsbezug dar, der über die kolonialen Bestrebungen des Kurfürsten und die Darstellung von versklavten Menschen am Sockel hinaus weitere Themen der deutschen Geschichte berührt. Die Diskussion um das Reiterdenkmal ist vielschichtig.
 

Die Jahreskarte Preußische Schlösser lädt zu Entdeckungstouren ein
 

Im Neuen Palais, dem gewaltigen Gästeschloss Friedrichs des Großen am westlichen Ende des Parks Sanssouci, gibt es eine Vielzahl von verborgenen Räumen, die aus verschiedenen Gründen für unsere Besucher:innen derzeit nicht zugänglich sind – mal werden sie gerade restauriert, mal steht eine Restaurierung noch aus, mal sind sie aufgrund ihrer geringen Größe nicht für Gruppen geeignet.

Zwei besonders eigentümliche Räume befinden sich im ersten Obergeschoss des nördlichen Ehrenhofflügels. Zwei parallel angeordnete Gästeapartments werden jeweils von kleinen Kabinetten flankiert – den so genannten Scherbenkabinetten. Der Name rührt von ihrer außergewöhnlichen Wandgestaltung: Was im blauen wie polierte Mosaikelemente aus Lapislazuli und im grünen Kabinett wie solche aus Chrysopras erscheinen soll, sind beim genaueren Hinsehen simple Glasscherben, die von ihrer Rückseite farbig bemalt sind. Schlossleiter Jörg Kirschstein geht in unserem kurzen Film auf die Details des Raumes ein:
 

Im Schloss Cecilienhof können Schüler:innen die Ausstellung zur Potsdamer Konferenz mit der App Actionbound erkunden

»Digga, was war denn jetzt falsch?« Bastian ist genervt. Schon der zweite Versuch, und wieder quäkt der Buzzer-Fail-Sound aus seinem Tablet. Fast-Abiturient Bastian besucht mit seinen Mitschüler:innen aus dem Geschichtsleistungskurs und Lehrerin Katja Schmidt an einem kalten Novembermorgen Schloss Cecilienhof in Potsdam. Gerade ist die Gruppe im Konferenzsaal, dort, wo im Sommer 1945 Weltgeschichte geschrieben wurde: Hier trafen sich nach Kriegsende Vertreter der drei Hauptalliierten des Zweiten Weltkriegs, um über die Zukunft Deutschlands und die Neuordnung Europas zu beraten. Als Potsdamer Konferenz ist dieses Ereignis in die Geschichte eingegangen; die Ergebnisse der Beratungen lassen sich im Potsdamer Abkommen und in der Potsdamer Erklärung nachlesen.
 

Interview mit Projektleiter Max Daiber, SPSG

Unglaublich aber wahr! Es muss im Jahr 1982 oder 1983 gewesen sein, als eine Mitarbeiterin der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci – der Vorgängerinstitution der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg –, im Neuen Palais eine Entdeckung der besonderen Art machte.

 

Ein neues Provenienzforschungsprojekt bei der SPSG

Dr. Ulrike Schmiegelt-Rietig ist Provenienzforscherin der SPSG

Die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG) Berlin (West) hat zwischen 1950 und 1995 durch Ankauf, Tausch oder Schenkung sehr viele Kunstwerke erworben. Insbesondere das Schloss Charlottenburg, das im Krieg zerstört wurde und den größten Teil seines Inventars an bildender wie auch angewandter Kunst infolge des Krieges und der Besatzung Berlins verlor, wurde nach dem Wiederaufbau umfassend neu ausgestattet. In einem Zeitraum von rund 45 Jahren erwarb die Berliner Schlösserverwaltung Gemälde, Arbeiten auf Papier, Plastiken, Möbel, Porzellane, Gläser, Beleuchtungskörper, Bilderrahmen und anderes. Allein die Gemäldesammlung wuchs um knapp vierhundert Objekte. Die Provenienzen der Gemälde, die für Schloss Charlottenburg zwischen 1950 und 1995 erworben wurden, sind vor einigen Jahren im Rahmen eines Forschungsprojekts untersucht worden. Ermöglicht hatte diese Forschung eine Förderung durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste.
 

Audio-Tour und Blog über die Verbindung Potsdams zu den Niederlanden

Das barocke Versailles und die römische Antike inspirierten Friedrich den Großen zur Bau- und Gartenkunst für Schloss und Park Sanssouci. Den Stempel der italienischen Renaissance drückte Italienliebhaber Friedrich Wilhelm IV. der Potsdamer Welterbe-Kulturlandschaft auf. Und wie kam Holland nach Potsdam? Dem können Gäste der Stadt und Potsdamer:innen in den nächsten Monaten auf vielfältige Weise nachspüren.
 

Im Schloss Paretz ist ein neues und doch altes Ausstellungsstück zu bewundern. Eine Harfe aus dem Besitz der Königin Luise steht nun im Gartensaal.
 

Ein Gespräch mit Carolin Alff und Dr. Susanne Evers zur Ausstellung Schlösser. Preußen. Kolonial.
 

Leuchterumzug von Schloss Königs Wusterhausen nach Jagdschloss Stern

Der Förderverein des Jagdschlosses Stern-Parforceheide e.V. bat um einen neuen Kronleuchter für den Saal, um auch am Abend und in der dunklen Jahreszeit Veranstaltungen anbieten zu können.– Nun erstrahlen sowohl der Saal im Jagdschloss Stern als auch die Offiziersgalerie in Schloss Königs Wusterhausen in neuem Licht.

Warum im Schlosspark manch ein Schwanenküken weiß statt grau ist

Dem ein oder anderen aufmerksamen Parkgast mag bereits aufgefallen sein, dass das Schwanenpärchen von Sanssouci jedes Jahr mindestens ein weißes Junges unter den sonst grauen Küken ausbrütet. Die historischen und biologischen Zusammenhänge erklärt Luise Klähn, Praktikantin in der Öffentlichkeitsarbeit der SPSG und Hobby-Ornithologin.
 

Wohin bei dieser Hitze? Wie wäre es einmal mit einem Ausflug nach Schloss Caputh? Das Landschloss des großen Kurfürsten liegt malerisch am Templiner See und im Inneren gibt es eine erfrischende Entdeckung. Der Fliesensaal im Sockelgeschoss beeindruckt durch 7500 niederländische Fayencefliesen an den Wänden. Friedrich Wilhelm I. (1688 – 1740), der „Soldatenkönig“ nutzte den kühlen Raum als sommerlichen Speisesaal nach seinen Jagdausflügen in der Region. Das außergewöhnliche Gewölbe ist eines der markantesten Zeugnisse von der Begeisterung der preußischen Könige für Holland.

Capuths Schlossbereichsleiterin Petra Reichelt zeigt im Video die niederländische Fliesenkunst.

Die Ausstellung Schlösser. Preußen. Kolonial. im Schloss Charlottenburg beleuchtet die Spuren des Kolonialismus in den Schlössern und Gärten und thematisiert seine Auswirkungen bis in die Gegenwart. Im Mittelpunkt stehen die Lebenswege Schwarzer Menschen am preußischen Hof und das Sammeln und Deuten außereuropäischer Kunstwerke. Zeitgenössische künstlerische Interventionen in den Ausstellungsräumen setzen kritische Kontrapunkte.
 

Kathrin Lange, Chefrestauratorin der SPSG, über den zunehmenden Vandalismus in den Parkanlagen und seine Folgen
 

Ukrainische Kunst im Exil in Schloss Schönhausen

von Birgit Morgenroth

Was nehme ich mit, wenn die Bomben fallen und ich mein Haus, meine Familie, meine Freunde, meine Heimat verlassen muss? Ist es ein Schachbrett? Anna Petrova, Kuratorin der Ausstellung „Goldnarben“ hat ein Schachbrett mitgenommen. Nun liegt es in einer Vitrine im Schloss Schönhausen, wie ein vergessenes Urlaubsutensil. Es ist Teil der Ausstellung und ein Zeichen des Schockzustands, in den die junge Frau geriet, als der Krieg in der Ukraine ausbrach.
Gleich daneben ist eine Vitrine mit einem zerborstenen Glasbild, die idyllische Darstellung eines schönen Sommertages im Grünen lässt sich erahnen. Sofiia Holubeva hat es mit einem Hammer zerschmettert. Am 2. April, dem Tag, als die ersten Videos veröffentlicht wurden, die zeigten, was nach dem Rückzug der russischen Besatzungstruppen in der Region Kiew passiert war, war sie in Wien. Im Wiener Burggarten spielten die Kinder, die Menschen lachten und picknickten auf der Wiese. Die Aufnahmen aus Kiew zeigten grausame Bilder von getöteten Zivilisten, von Massengräbern und Leichen. Wie kann es sein, dass Menschen in Wien lachen und leben, als ob nichts passiert sei, fragte sie sich und hat dieses Bild, das sich ihr ins Gedächtnis eingebrannt hat, gemalt und dann ihre Wut mit dem Hammer ausgedrückt. Wenn der Krieg vorbei ist, wird sie die Stücke wieder verbinden, mit einem roten Band, wie das Blut, das geflossen ist.
 

Die Berlinerin Elke Fischer finanzierte die Restaurierung von zwei bedeutenden Frauen-Bildnissen, die nun im Schloss Charlottenburg wieder aufgestellt wurden.

Im Juni vor 150 Jahren starb in Bad Homburg Auguste von Harrach, Fürstin von Liegnitz und Gräfin von Hohenzollern (1800-1873) – ein großes Echo löste diese Nachricht in der Öffentlichkeit jedoch nicht aus. Viel ist aus dem Leben der zweiten Ehefrau von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen auch nicht bekannt. Nach rund 80 Jahren konnte am 27. September 2023 im Neuen Pavillon im Schlossgarten Charlottenburg nun das 1836 von dem Berliner Bildhauer Hermann Schievelbein (1817-1867) geschaffene Reliefporträt der Fürstin wiederaufgestellt werden. Seit 1837 stand es auf einem „musivisch“ (d.h. mosaikartig) gearbeiteten Postament „aus der ehem. Catelschen Fabrik“ im Chamoiszimmer. Der König wünschte ausdrücklich, es „nahe dem Fenster“ zu sehen. Heute kann das Rundbild – wie schon seit der Neueinrichtung des Pavillons 2011 geplant – im Bedientenzimmer nebenan zwischen weiteren Werken der Porträtkunst in Gemälde und Skulptur betrachtet werden.
 

Julia Hagenberg ist neue Direktorin der Abteilung Bildung und Marketing der SPSG. Die Abteilung beschäftigt sich mit der Vermittlung und der Vermarktung der Schlösser und Gärten.

Julia Hagenberg, geboren 1967 in Düsseldorf, hat Klassische Philologie, Geschichte und Kunstgeschichte studiert und langjährige Erfahrungen in der Museumsarbeit. Nach zwei Jahren als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kunstmuseum Bonn hat sie fünf Jahre als Leiterin der Kunstvermittlung für das Kunstmuseum Stuttgart gearbeitet. Von 2009 an war sie für die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen als Leiterin der Abteilung Bildung tätig. Daneben war sie u. a. Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der SPSG, in der Jury „Besucherorientierung & Sammlungsarbeit“ des Deutschen Museumsbunds und in der Jury „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ der Kulturstiftung des Bundes.
 

Die kaiserliche Weihnachtskrippe kehrt für einige Wochen ins Neue Palais zurück

Die original Weihnachtskrippe aus dem Besitz Kaiser Wilhelms II. wird in diesem Jahr in der Advents- und Weihnachtszeit im Grottensaal des Neuen Palais in Potsdam zu sehen sein.
 

Ein besonderes Zeitdokument bereichert seit kurzem die Sammlung des Hofgärtnerarchivs im Schloss Glienicke: Der US-Amerikaner David Whitehill übergab einen in seinem Familienbesitz befindlichen Lehrbrief aus dem Jahr 1710 an das Museum. Über mehrere Generationen war das Pergament – Zeugnis der Ausbildung des Charlottenburger Gärtners Zacharias Gottschalck – von der Familie aufbewahrt worden und offenbar mit im Gepäck als David Whitehills Großmutter von Deutschland aus 1923 in die USA emigrierte. Nun kehrt das wertvolle Dokument nach Berlin zurück, als ältestes Sammlungsstück von Lehrbriefen im Schloss Glienicke.

Über 800 Hektar groß sind die Park- und Gartenanlagen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Berlin und Brandenburg. Es sind mehr als 1000 Fußballfelder voller Gartenkunst in höchster Vollendung. Die Gärtnerinnen und Gärtner pflegen in liebevoller Arbeit Beete, Hecken, Bäume und ausgedehnte Wiesenflächen und kämpfen gleichzeitig mit den Folgen des Klimawandels. Dass es 2023 deutlich mehr geregnet hat, hilft, verringert die Gefahr aber nicht grundlegend. Generaldirektor Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr erläutert, warum im Jahr 2024 das Thema Klimawandel im Fokus der Stiftung steht.

Die Fragen stellte Yvonne Jennerjahn vom Evangelischen Pressedienst (epd)
 

Friedrich der Große (1712-1786) war eigentlich kein Freund der Jagd – mit Ausnahme der Reiherbeize. In seinen jungen Jahren stellte er liebend gerne mit Falken den Reihern bei Köpenick nach. Auch heute wird auf dem Gelände der preußischen Gärten die Beizjagd betrieben – als eine naturnahe und wenig invasive Art der Bestandskontrolle.
 

Ende Januar erreichte die fast 3 Meter hohe Bronzeplastik „Prinz Moritz von Oranien“ per LKW ihre zukünftige Heimat – das Zentrale Kunstgutdepot (ZED) der Stiftung in der Friedrich-Engels-Straße in Potsdam. Sie ist die erste Statue auf dem Grundstück und steht derzeit auf dem Vorplatz, doch die Aufstellung bleibt eine vorübergehende. Wenn das neue Depot voraussichtlich im Sommer bezugsfertig sein wird, soll Moritz als eine der ersten Werke der Skulpturensammlung in das neue Domizil umziehen.

 

In der Silberkammer des Schlosses Charlottenburg gibt es neue Kostbarkeiten zu entdecken

Es blitzt, funkelt und leuchtet in Raum 230 des Alten Schlosses. Seit Anfang des Jahres sind hier Petschaften – edle Stempel und Siegelringe – und eine Sammlung von Preziosen zu bewundern. Dabei handelt es sich um fein gefertigte, kleinformatige Objekte der Goldschmiede- und Juwelierkunst. Mit dem Verschenken solcher Kostbarkeiten drückten Könige und Adelige untereinander ihre Zuneigung und Dankbarkeit aus.

Zu den gezeigten Schmuckstücken zählen auch die prächtigen Tabatieren Friedrichs des Großen (1712–1786). Der König, dem höfischen Luxus sonst eher distanziert gegenüberstehend, wollte die aus Halbedelsteinen gefertigten, goldgefassten und mit Brillanten besetzten Tabakdosen stets in seiner Nähe wissen.
 

Werke der Moderne hat der Kunsthistoriker vor dem vernichtenden Zugriff der Nazis gerettet

An seinem Grab auf dem historischen Friedhof in Bornstedt gehen die meisten Besucher achtlos vorbei, bleiben nicht stehen, halten keine Zwiesprache mit dem, der seit Januar 1964, also seit sechzig Jahren, hier begraben ist. Im Vorbeigehen nimmt man vielleicht noch den Namen auf dem schlichten Gedenkstein wahr: Willy Kurth, Generaldirektor der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam Sanssouci. Dem Spaziergänger drängt es vor allem, den Grablegen der „Hofgärtner in Bataillonen“ (Theodor Fontane), die auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, einen Besuch abzustatten, so dem Königlichen Gartendirektor Peter Joseph Lenné, den Hofgärtnern Sello und Nietner. Auch dem Architekten und Schinkel-Schüler Ludwig Persius, der auf dem Familienfriedhof der Familie Sello bestattet wurde, ist die Aufmerksamkeit sicher. Doch in diesen Wochen sorgte Willy Kurth unerwartet für Gesprächsstoff. Ausgelöst wurde er durch die Ausstellung „Die gerettete Moderne – Meisterwerke von Kirchner bis Picasso“ im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin (2.2.-21.4.2024) sowie durch das dazu gehörende Begleitbuch mit dem Titel „Die Aktion ,Entartete Kunst‘ 1937 im Berliner Kupferstichkabinett“ von Anita Beloubek-Hammer.
 

Das Gemälde »Susanna und die beiden Alten« des Malers Jacob Jordaens stellt eine Szene aus dem Alten Testament dar. Als sie in ihrem Garten ein Bad nimmt, wird Susanna von zwei Richtern bedrängt. Die beiden drohen, sie des Ehebruchs zu bezichtigen, sollte sie ihnen nicht sexuell zu Willen sein. Doch Susanna lässt sich nicht erpressen und weist sie ab.
 

Auch im Schloss Charlottenburg wurden Staatsgäste empfangen

Jährlich besuchen mehr als 400.000 internationale Gäste das Schloss Charlottenburg, Berlins größte und bedeutendste ehemalige Hohenzollernresidenz. Darüber hinaus ist das Schloss bevorzugter Schauplatz bedeutender Staatsereignisse. Die 1695 bis 1712 für das erste preußische Königspaar Sophie Charlotte und Friedrich I. als Sommerresidenz errichtete Anlage blieb bis 1918 bevorzugter Repräsentationsort für Monarchentreffen und Botschafterempfänge.

Gemeinsames Visualisierungsprojekt der Fachhochschule Potsdam und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Unterschiedliche Ansichten: Von der Überblicksdarstellung bis zum einzelnen Objekt © FH Potsdam

Die Oberkellnerin erinnert sich...

Von Rita Löwenstein erfuhren wir viel über den Ablauf der Staatsbesuche im Schloss Schönhausen: Wie die Stasi bei Staatsbesuchen die Service-Mitarbeiter überwachte; dass die in Schönhausen residierenden Staatsgäste Porzellan aus der Manufaktur Meißen nutzten; für welche ranghohe Delegation welche besonderen Vorkehrungen getroffen wurden. Etwa für Gaddafi, der seinen eigenen Koch mitbrachte, oder Arafat, für den „die Teppiche mit dem Kompass nach Mekka ausgerichtet“ worden seien. In besonderer Erinnerung ist Rita Löwenstein ein kleines Missgeschick geblieben, das sich beim Staatsbankett zu Ehren von KPdSU-Parteichef Leonid Breschnew im Festsaal des Schlosses ereignete ...

Dr. Jürgen Luh ist zuständig für Wissenschaft und Forschung in der SPSG und Direktor des Research Center Sanssouci (RECS)

Auf meinen Spaziergängen durch die Schlossgärten fiel mir immer wieder diese prächtige Blütenpracht auf. Jeweils im Frühjahr und Sommer wechseln die Beete komplett ihre Bepflanzungen und werden dann bis in den Herbst hinein liebevoll gehegt und gewässert. Was für eine enorme Arbeit…!

Ich lade Sie herzlich ein, mit mir den 13 MitarbeiterInnen der Parkgärtnerei Sanssouci im Winterhalbjahr über die Schulter zu schauen: Wie wächst diese alljährliche Blütenpracht von Sanssouci heran? Ich freue mich schon sehr auf viele neue Eindrücke, Wissenswertes zu den Pflanzen und Arbeitsweisen eines Gärtners und hoffe, dass Sie mich begleiten!

Erneut bin ich in die Parkgärtnerei von Sanssouci gegangen, um die GärtnerInnen bei ihrer Arbeit zu begleiten. Viel hat sich in den letzten 4 Wochen getan: Das Mutterpflanzenquartier unter freiem Himmel ist mittlerweile abgeblüht, aber in den Gewächshäusern setzt sich die farbenfrohe Pflanzenvielfalt fort. Tausende Pflanzen sind hier munter herangewachsen, jetzt müssen sie gestutzt werden, um einen kompakten Wuchs zu erreichen. Die Realisierung des Bepflanzungsplans schreitet immer weiter voran.

Bevor die festliche Zeit beginnt, habe ich die Gärtner der Parkgärtnerei noch einmal besucht, denn auch in dieser vorweihnachtlichen Zeit gibt es alle Hände voll zu tun. Die Frühjahrsbepflanzung der Beete ist vollständig vorbereitet und wartet nur noch darauf, im März in die Beete zu kommen. Die Arbeit an der Sommerbepflanzung ist jedoch noch im vollen Gange und bis es dann im Mai für die Pflanzen in die Beete geht, sind noch jede Menge Vorbereitungen zu treffen.

Viele unterschiedliche Arbeiten warten auf die Gärtner der Parkgärtnerei. Pflanzen müssen getopft und gepflegt, Schädlinge bekämpft, Stecklinge gesteckt, Paletten gereinigt und vorbereitet werden. Seit meinem letzten Besuch in der Gärtnerei ist einiges passiert. Munter wachsen die Pflanzen heran - einige blühen auch schon.

Ein Beitrag von Anja Fielauf, Schlossassistentin Charlottenburg und Projektkoordinatorin

„Die Nacht des 4. Februar werde ich nie vergessen“, schildert Fürst Pücklers Leibarzt Ludwig Wilhelm Liersch. „Es war ein finsterer, stürmischer Abend, als ich das letzte Mal zu dem Schwerkranken hinausfuhr, die aufgeregte Natur stimmte zu meinem Innern, das auch unruhig und tief bewegt war. Voraussichtlich musste in dieser Nacht die Katastrophe eintreten. Das hohe Schloss, das oft so glänzend und brillant erleuchtet war, stand starr, finster und schaurig da; nur ein matter Lichtschein drang von den oberen Eckfenstern durch die Nacht.... In dem schwach erleuchteten Schlafgemache lag der Fürst wie von einem sanften Schlafe umfangen; nur hin und wieder murmelte er leise einige kaum verständliche Worte, die an seinen Park und seine treuen Rosse erinnerten.... Gegen Mitternacht wurde der Atem immer langsamer und äußerst sanft. Ohne jeglichen Todeskampf hauchte der Fürst seinen letzten Atem aus. Es war fünf Minuten vor zwölf Uhr, am 4. Februar 1871.“

Mit Hermann Fürst von Pückler-Muskau (*1785) starb eine der schillerndsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts, ein Weltreisender, Schriftsteller und Gartenkünstler. Seine international bedeutenden Parkschöpfungen in Muskau, Babelsberg und Branitz ziehen noch heute jährlich tausende Besucher an.

Kaiser Wilhelm II. bewohnte mit seiner Gemahlin Auguste Victoria und den Kindern von 1889 bis zum Ende der Monarchie 1918 das Neue Palais von Sanssouci. In dieser Zeit wurde das friderizianische Schloss Mittelpunkt der politischen und gesellschaftlichen Ereignisse im Kaiserreich und – sofern die Familie nicht im Hause war – eine gern besuchte Sehenswürdigkeit. Wie die Kaiserfamilie Weihnachten feierte, zeigt uns heute eine einzige bildliche Darstellung aus dem Jahr 1897 von Fritz Grotemeyer. SPSG-Mitarbeiter Jörg Kirschstein fand darüber hinaus viele interessante Details heraus.

Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg. Mit der Ausrufung der Republik in Berlin am 9. November 1918 endete nicht nur das Deutsche Kaiserreich. Auch die Monarchen der deutschen Bundesstaaten von Bayern bis Oldenburg und von Baden bis Preußen dankten ab. Hatte das Kaiserreich nicht einmal 50 Jahre überdauert, blickte das preußische Königtum an seinem Ende auf eine über zweihundertjährige Tradition zurück.

Am 18. Januar 1701 hatte sich Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg aus dem Haus Hohenzollern in Königsberg selbst zum König in Preußen gekrönt. Seither wurde der 18. Januar am Berliner Hof als Krönungsfest feierlich begangen. Unter Friedrich II. wurde gleichzeitig auch immer der Geburtstag seines ältesten Bruders Prinz Heinrich, der am 18.1.1726 geboren worden war, gefeiert.

Alexander Clarot, Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) von Preußen, 1839. © SPSG

Der Italienbegeisterung des preußischen Königs Friedrich Wilhelms IV. (1795-1861, Regierungsantritt 1840) verdankt die Stadt Potsdam Bauten, die ihr vielerorts ein südländisches Aussehen verleihen. Nikolaikirche, Schloss Charlottenhof, Römische Bäder, Friedenskirche oder Orangerieschloss in Sanssouci, das Belvedere auf dem Pfingstberg sowie zahlreiche Turmvillen gehen auf die Vorstellungen des Monarchen zurück.

Frage: Wie fühlt es sich an, in einem Zimmer zu sein, das ohne schattige Bäume mit großen Fenstern nach Süden auf einem Weinberg steht bei knapp 40°C im Schatten?

Die Antwort: Noch ganz komfortabel…

Die Temperaturen stiegen bisher innen nicht über 27°C und mit ein wenig Glück erhascht man den kühlenden Luftstrom der in jedem Raum befindlichen Klimageräte.

Die sind zwar hörbar laut, aber das verzeiht man in der Regel für einen halbwegs abgekühlten Kunstgenuss. Außerdem saugen diese Geräte auch Frischluft durch die Ritzen des alten Hauses und blasen heiße Luft durch den Kamin übers Dach ab.

1776 porträtierte Anna Dorothea von Therbusch Wilhelmine Enke, 1773 Kronprinz Friedrich Wilhelm.
Der Lila Salon in einer historischen Aufnahme von vor 1945. Bei den Gemälden handelt es sich um Landschaftsbilder von Philipp Hackert, die Wilhelmine in Auftrag gab. Foto: Oberhofmarschallamt/Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten (1927-1945)
Schloss Charlottenburg, Neuer Flügel, Winterkammern König Friedrich Wilhelms II., Ostindisches Zitzzimmer. Foto: Wolfgang Pfauder
Orangerieschloss, Sicht zum Belvedere auf dem Klausberg. Foto: Hans Bach
Broschüre zum EPICO Programm, Château de Versailles, Link zum PDF.

Als Friedrich der Große mit seinen Architekten das Neue Palais in Potsdam plante, sah er für seine eigene Wohnung einen Raum vor, dessen Gestaltung von einem bestimmten Vasentyp inspiriert war: den Schneeballvasen.

Seit der Zeit Friedrichs des Großen stehen im Neuen Palais an verschiedenen Stellen auf Kaminsimsen bauchige Deckelvasen im Wechsel mit schlankeren Trichtervasen, deren Oberflächen reich mit verschiedenen bunt bemalten Früchten und Blüten dekoriert sind. Diese bauchigen Vasen hatten eine spezielle Funktion.

Kronleuchter gehörten zu den kostbarsten Teilen königlichen Interieurs. Im Neuen Palais gibt es ganz besonders wertvolle Exemplare dieser Ausstattungsgegenständen zu bewundern.

Dr. Samuel Wittwer ist Direktor der Schlösser und Sammlungen der SPSG,

In der äußersten südöstlichen Ecke des Neuen Palais liegt das Schreibkabinett Friedrichs des Großen, ein Raum, in dem er in völliger Zurückgezogenheit seine umfangreiche Korrespondenz verfasste. Es war einer der ersten Räume dieses Hauses, die für den König ausgestattet wurden, und er ist von besonderer Kostbarkeit.

Erste Entwürfe des Orangengartens stammen bereits von S. Godeau ab 1705. Damals umfasste die Planung jedoch lediglich die Anlage zweier symmetrischer Rasenspiegel. Bis er zu seiner heutigen Form fand erfuhr der Garten noch einige weitere Umgestaltungen...

Mit dem Baubeginn des Neuen Palais bestellte Friedrich der Große in seiner eigenen Berliner Porzellan-Manufaktur 1765 ein umfangreiches Service. Es erlangte Bekanntheit als einer der Höhepunkte des deutschen Rokokoporzellans…

Dr. Samuel Wittwer ist Direktor der Schlösser und Sammlungen der SPSG

 

Seit dem 27. Mai 2020 befindet sich in einem vertieften Rasenspiegel nordwestlich des Schlosses Cecilienhof wieder die anmutige Rehgruppe des fast vergessenen Tierbildhauers Hermann, genannt Harry, Christlieb (1886-1967).

Erinnerungen, die vernarbten: 1989 und 2020 Einschnitte in den Buchen am Ufer des Parks Babelsberg
Buchen mit Einritzungen oberhalb des Uferwegs im Park Babelsberg, 1989, im Hintergrund Maschinenhaus und Glienoicker Brücke

Wer genau hinsieht, erkennt es: Die Buchen oberhalb des Uferweges im Park Babelsberg tragen starke Narben und tiefe Schnitte in ihren Rinden. Diese von Menschen geschaffenen Verewigungen reichen vom Jahr 1945 bis in die Gegenwart. Manche von ihnen sind tief in das unter der Rinde liegende Kambium eingeritzt und hätten auch das Todesurteil des Baumes bedeuten können. Die Buchen haben mit Überwallungen der Ritzungen reagiert und auf diese Weise auch Zeitzeichen konserviert: kunstvoll geschnitzte Worte sowie Initialen, russische Schriftzeichen oder kryptische Buchstaben und Ziffern.
 

Instagram-Führung in den Winterkammern von Schloss Charlottenburg, Screenshot ,it Schlossbereichsleiter Rudolf G. Scharmann

Die Winterkammern im Neuen Flügel von Schloss Charlottenburg wurden von der Königin Luise von Preußen ab 1798 bewohnt. Diese sechs Zimmer umfassende, elegante Raumflucht beherbergt funkelnde Kronleuchter, textile Wandbespannung und erlesenes Mahagonimobiliar.
Ein Highlight der im Zweiten Weltkrieg vernichteten und mit originaler Ausstattung weitgehend wiederhergestellten Räume stellt das Schlafzimmer der Königin dar, dass der Architekt Karl Friedrich Schinkel 1810 entworfen hatte.


Mit unserer Instagram Live Führung haben wir Ihnen die Winterkammern nach Hause geholt. Dabei haben uns einige Fragen von Zuschauer:innen erreicht, die Ihnen Schlossbereichsleiter Rudolf G. Scharmann gerne beantwortet.

Mit unserer Instagram Live Führung haben wir Ihnen das Schloss Babelsberg nach Hause geholt. Es ist sonst nicht für den Besucherverkehr offen und so haben Sie es in einem Zwischenstand, vor der Sanierung der Schlossräume erlebt und einen einmaligen Blick in das Innere des Schlosses erhalten.
Dabei haben uns einige Fragen von Zuschauer:innen erreicht, die Ihnen Schlossbereichsleiter Jörg Kirschstein gerne beantwortet.

Campanile, Friedenskirche Potsdam
Campanile, Friedenskirche Potsdam

Weithin sichtbar erhebt sich der 42 Meter hohe Turm der Friedenskirche nahe dem Grünen Gitter am südöstlichen Eingang zum Park Sanssouci. Der freistehende Glockenturm ist eines der Potsdamer Wahrzeichen und Symbol für die Italiensehnsucht des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. (1795 – 1861). Er war der leidenschaftlichste Italienverehrer unter den Hohenzollernfürsten und ein herausragender Kenner der italienischen Kunst und frühchristlichen Kirchen.

Die Anregungen für seine italienisch inspirierten Bauten in Sanssouci, vom Schloss Charlottenhof und den Römischen Bädern über die Friedenskirche – und ihr Pendant in Sacrow – bis zum Belvedere auf dem Pfingstberg und dem Orangerieschloss, fand er in Büchern und Kunstwerken. Von seinen Italienreisen 1828 und 1835 brachte er eigene Skizzen und „Souvenirs“ mit. Als bedeutendstes Kunstwerk ließ der damalige Kronprinz ein frühbyzantinische Apsismosaik aus der zum Abriss bestimmten Klosterkirche San Cipriano auf der Insel Murano bei Venedig ersteigern. Das Mosaik aus vergoldeten farbigen Glas- und vielfältigen Natursteinen wurde mit großem Aufwand  in 111 Abschnitten von der Wand abgenommen und auf dem Wasserweg nach Potsdam transportiert.

Entdecken, Erforschen, Experimentieren und Gestalten: Lernen durch praktische und emotionale Erfahrungen löst bei jungen Menschen Begeisterung aus, die zu eigenen Ideen inspiriert. So bieten die Museumswerkstätten der SPSG – sobald es die Corona-Situation wieder erlaubt – Führungen, Workshops, Rollenspiele, Gespräche und kreativ-künstlerische Aktionen an, die jungen Besucher:innen das kulturelle Erbe der preußischen Monarchie näherbringen. Für die historischen Parks entwickelt die SPSG neue Vermittlungsformate, um, wie es Generaldirektor Christoph Martin Vogtherr formuliert, »gegenwartstauglich zu bleiben und zukunftsfähig zu werden«. In einer ersten Kooperation mit dem Potsdamer Bertha-von-Suttner-Gymnasium entsteht ein Pilotprojekt, das preußische Geschichte, Gartenkunst und Kunstgeschichte mit aktuellen Herausforderungen wie Klimawandel und Umweltverschmutzung verknüpft.

Gastbeitrag der »Freunde«

Kaum ein anderer Ort entfaltet eine solch magische Wirkung wie die Römischen Bäder im Park Sanssouci. Der Gebäudekomplex gehört zum Schloss Charlottenhof und bildet mit dem umgebenden Park das Ideal einer italienischen Landschaft. Der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.), inspiriert von seiner Reise nach Italien 1828, ließ seine Sommerresidenz in den Jahren 1829 bis 1849 nach seinen Entwürfen und nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius erbauen: ein Refugium, in dem er sich in die pure Schönheit zurückziehen konnte. Flache Satteldächer, ein italienisches Landhaus mit einem Turm als Wohnhaus des Hofgärtners, weinbelaubte Pergolen, eine Terrasse mit Blick über den kleinen See hinüber zum Schloss Charlottenhof und der von Peter Joseph Lenné geschaffene Landschaftspark verleihen diesem Ort seine unverwechselbare Gestalt. Die Beete sind heute wieder nach italienischem Vorbild mit Mais, Hanf, Artischocken und Tabak bepflanzt.
Schinkel erschuf in malerisch italienischer Manier hier eines der großen klassizistischen Meisterwerke, das auch zahlreiche Architekten der klassischen Moderne wie Le Corbusier oder Mies van der Rohe anregte.

Ein künstlich aufgeschütteter Hügel, darunter eine mit Natursteinen verblendete Grotte, bekrönt von einem »Japanischen Haus« mit farbenfroher Bemalung und bunten Glasfenstern: Die Gartenarchitektur, 1797/1798 für den Sommersitz von König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise errichtet, war künstlerischer Höhepunkt im Schlossgarten Paretz. Ein von  ntiken Ruinen inspirierter, scheinbar versunkener Tempel am südwestlichen Hang des Grottenbergs vervollständigte das Ensemble. Eine Inschrift im Giebel des Tempels mahnte: »Gedenke der Abgeschiedenen«. Von hier führten Stufen hinauf auf die Aussichtsplattform: vom Dunkel zum Licht, von der Trauer zum freudigen Ausblick auf die weite Feld- und Wiesenlandschaft.

Die anstehende Sanierung des Campaniles der Friedenskirche lenkt unseren Blick auf ein außergewöhnliches Bau- und Gartenensemble am Rande des Park Sanssouci. 

Sagen und Geheimnisse, kaum zu glauben oder einfach nur Gerüchte – seltsame Geschichten gab es zu allen Zeiten und natürlich auch in den Schlössern und Gärten der Stiftung. Wir werden in unregelmäßigen Abständen mit der Frage „Stimmt es eigentlich?“ den Geschichten auf den Grund gehen. Unser erster Beitrag führt uns in das Jagdschloss Grunewald.

Eine Bauinschrift am Jagdschloss Grunewald besagt, dass Kurfürst Joachim II. am 7. März 1542 den Grundstein für sein Jagdschloss, das Haus „zum grünen Wald“ gelegt hat. An diesem Tag war Joachim jedoch nicht im Grunewald, er war am 5. März nachweislich in Speyer und reiste wohl auch erst am 13. April von dort ab. Daher hat die Grundsteinlegung vermutlich erst am 7. Mai 1542 stattgefunden.

Ich war von 1993 bis 2021 Mitarbeiter in der SPSG und Leiter des Vermietungsbereichs und damit einer der direkten Ansprechpartner für Staatsbesuche bei der Stiftung.
Das Schloss Charlottenburg war zu diesem Zeitpunkt der offizielle Sitz des Bundespräsidenten und diente somit als Kulisse für die Begrüßung von Staatsgästen, da Schloss Bellevue restauriert werden musste.

Alles akkurat geplant

Die Vorbereitungen für einen Besuch von solchem Rang waren, wie Sie sich vorstellen können, sehr aufwendig. Mit einer Voraus-Delegationen des britischen Königshauses, der Hofdame und Scotland Yard sowie Protokollmitarbeitenden der Länder Berlin und Brandenburg, Auswärtigem Amt, deutschen und britischen Pressediensten, Polizei inklusive BKA wurden zunächst das Schloss Charlottenburg und das Schloss Cecilienhof besucht. Dabei musste genauestens festgelegt werden, welche Strecken abgefahren werden, damit die Ampelabschaltungen angepasst werden (eine Königin steht nicht im Stau) und wo sich die Motorrad- und Hundestaffel entlang bewegen sollte. Dazu gehörte auch eine vorherige Bombenkontrolle der Schlossräume, die Festlegung der Sicherheitsstufe und die Übertragung des Hausrechts.

Vonseiten der SPSG waren mehrere Abteilungen vertreten, um den Tag gelingen zu lassen.
So haben wir die Schlösser während und nach dem Besuch der Queen für das Publikum geschlossen. Die Gärtnerinnen und Gärtner mussten dafür sorgen, dass die Gartenanlagen um die Schlösser einwandfrei gepflegt waren und die Termine und Pressearbeit musste koordiniert werden.

Der Besuch der Queen

In Tegel wartete eine Delegation des Auswärtigen Amtes, um die Queen zu begrüßen. Elisabeth II. und ihr Gemahl stiegen pünktlich aus der Maschine und wurden von dieser Delegation persönlich begrüßt und zur Wagenkolonne geführt. Ein Polizeiführer, der mit uns am Ehrenhof stand und Funkkontakt zu seinen Kolleg:innen in Tegel hielt, informierte den Bundespräsidenten und das Schlüsselpersonal fortlaufend über den Sachstand.

Die Delegation des Auswärtigen Amtes vom Flughafen Tegel beeilte sich, noch vor der Queen am Schloss Charlottenburg anzukommen, was sie auch gerade so schaffte.

Am Schloss angekommen, war der rote Teppich im Ehrenhof ausgerollt, die Ehrenformation der Bundeswehr hatte Aufstellung genommen und richtete sich aus. Bundespräsident Horst Köhler wartete zusammen mit Vertreter:innen der Stiftung, dem Auswärtigen Amt und der Polizei am Eingang zum Ehrenhof in lockerer Atmosphäre auf die Ankunft der Queen.

Als die Motorradeskorte mit der Wagenkolonne der Queen vor dem Schloss Charlottenburg hielt, hatten wir alle Aufstellung genommen. Der Protokollchef der Bundesrepublik schritt mit dem Bundespräsidenten und dem Staatsbesuch die angetretene Delegation ab und stellte uns einzeln der Queen vor. Das hatte natürlich auch bereits in Tegel mit dem Begrüßungskomitee des Auswärtigen Amtes stattgefunden. Der Prinzgemahl bemerkte dies schnell und ließ sich seiner Frau gegenüber zu der Äußerung verleiten: „The Germans are funny people, now we get introduced to the same persons a second time.“
 

Seit einigen Wochen arbeitet der Restaurator und Steinbildhauer Robert Freund in seiner Werkstatt  an einer Kopie. Er fertigt eine originalgetreues Abbild eines Reliefs von August Wilhelm von Preußen, dem Bruder Friedrichs des Großen, an – das Original war am Obelisken im Rheinsberger Lustgarten angebracht, zerbrochen und zu lange der Brandenburger Witterung ausgesetzt. Nun wird es ersetzt.
 

Der griechische Gott Bacchus steht für Wein, Rausch, Ekstase und Genuss, eine ideale Figur also für einen Weinberg. Auch inmitten des königlichen Weinbergs, am Fuße der Treppe zum Belvedere auf dem Klausberg stand mehr als ein Jahrhundert eine solche Statue. Nun, sie stand nicht, sie saß mit reifen Trauben in der Hand verträumt auf einem Weinfass. Der kleine Marmorbacchus aus dem 18. Jahrhundert fiel irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg von seinem Sockel, verlor Arme und Beine und wurde nach 1962 in das Depot der „Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci“, der damaligen Verwalter der königlichen Liegenschaften verbracht. Dort lag er fast 60 Jahre. Im Frühjahr 2021 wurde entschieden: Er wird restauriert und soll dann wieder an seinem alten Platz, dem Bacchus-Rondell, die Freude am Wein symbolisieren. Am 8. Juli 2022 ist es soweit, der Bacchus wird wieder aufgestellt.

Mit der Restaurierung der Skulptur waren die Polnischen Werkstätten für Denkmalpflege Poznan (PKZ) beauftragt, die seit über 40 Jahren im Bereich der preußischen Schlösser in Berlin und Potsdam tätig sind. Das Team bestand aus Daniel Bernhardt, Marek Zielonka und Iwona Michniewicz-Laakmann. Wir haben die Steinrestauratorin Iwona Michniewicz-Laakmann bei ihrer Arbeit mit dem Bacchus begleitet. Die Fachfrau absolvierte zunächst Konservierung und Restaurierung im polnischen Torun und schließt gerade ein zweites Masterstudium zum Schutz europäischer Kulturgüter an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) ab.
 

Dieses Geschenk fällt aus dem Rahmen: vor wenigen Tagen erhielt die Stiftung in einem schweren Postpaket ein kleines Fragment von den ehemaligen Treibhausfenstern der Terrassen von Sanssouci. Nach ihrer Fertigstellung sahen diese Terrassen zwar ungefähr so aus wie heute, aber schon gegen 1778 stieg offenbar der königliche Platzbedarf für Obst und sie wurden umgebaut. Die folgenden 200 Jahre lang waren die Terrassen daher vollständig mit Treibhausfenstern verkleidet, so dass man von unten den Eindruck eines „gläsernen Berges“ hatte. Waren die Rahmen bei Friedrich noch aus Holz, so ersetzte man die Fenster um 1837 durch Eisengitter aus den preußischen Gießereien. Erst im Zuge der großen Sanierung 1980 bis 1982 entfernte man die baufälligen Gewächshausfenster und stellte die verglasten Nischen wieder her.

Genau in dieser Zeit besuchte Pastor Albrecht Walsemann Sanssouci, sah die alten Treibhausfenster – und hatte eine Idee: mit Einverständnis der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci schnitt er Teile heraus und fertigte im November 1981 aus ehemaligen Einzelscheiben kleine Bilderrahmen an. Einem Schriftstück zufolge, das er entwarf, mit Stolz signierte und in jedes Exemplar hineinklebte, waren es 100 Stück, alle nummeriert. Sogar eine kleine Gebrauchsanweisung enthält das Dokument.
 

Spätestens seit dem 18. Jahrhundert ist die preußische Schlösserlandschaft eine internationale Touristenattraktion. Bereits unter Friedrich II. („dem Großen“) entstanden für die Besucherinnen und Besucher, welche die Schlösser in Abwesenheit der königlichen Familie besuchen konnten, eigens gedruckte Schlossführer auf Deutsch und Französisch, in denen die Räume und ihre Ausstattung beschrieben wurden. Leider hielten nur wenige der historischen Gäste nach dem Rundgang ihre Eindrücke schriftlich fest, zudem oftmals in knapper Form. Beispielsweise schrieb Johann Wolfgang von Goethe nach einem Besuch am 15. Mai 1778 lakonisch in sein Tagebuch: „Nachmittag nach Sansouci. Castellan ein Flegel. Engelsköpfe“. Noch seltener ist es, dass sich solche frühen Zeitzeugnisse in bildlicher Form erhalten haben.

Zu den Touristen, die es unmittelbar nach 1871 in die Hauptstadt des jungen deutschen Kaiserreichs zog, gehörte auch die amerikanische Familie Sargent. Das Ehepaar Fitzwilliam und Mary hatte den Vereinigten Staaten bereits um 1855 den Rücken gekehrt und pflegte seitdem mit seinen drei Kindern ein nomadisches Dasein in Europa. Vor genau 150 Jahren, im Jahre 1872, besuchte die Familie Berlin und Potsdam. Ihre Reise hatte im Vorjahr in Italien begonnen und führte über Österreich, Bayern und Sachsen nach Norden. Die Route lässt sich aufgrund der Zeichnungen, die der 16-jährige Sohn John mit dem Bleistift und Wasserfarben in verschiedenen Skizzenbüchern anfertigte, eindrücklich nachvollziehen.

 

Ein bewegender Moment: 81 Jahre nach der Enteignung durch die Nationalsozialisten erhalten die Erben der jüdischen Kunstsammlerin Irene Beran (1886–1978) im Zentraldepot der Schlösserstiftung ein Gemälde zurück, das die SPSG seit den 1950er Jahren verwahrt hatte. Für Max Beran, mit Sohn und Enkel aus England angereist, ist dies die Wiedergutmachung eines historischen Unrechts.
 

Das Archiv der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat die Aufgabe, die Unterlagen der Abteilungen der SPSG und ihrer Vorgängereinrichtungen zu übernehmen, zu erfassen und zu bewerten. Es ist öffentlich zugänglich und ermöglicht allen Besucher:innen innerhalb der Öffnungszeiten eine kostenfreie Einsicht.
 

Mehrere Hundert Orangenbäume, Lorbeeren, Granatäpfel, Palmen und Agaven zieren im Sommer die preußischen Parks. Gut geschützt überwintern sie in den Orangerien, die von den preußischen Königen zu diesem Zweck errichtet wurden. Eine davon ist die über 300 Meter lange Orangerie im Park Sanssouci, die zwischen 1851 und 1864 erbaut wurde. Es ist kein einfaches Gewächshaus, nein, ein Schloss für die Pflanzen hat König Friedrich Wilhelm IV. entworfen und in Auftrag gegeben. Die Kübelpflanzen stehen im westlichen und östlichen Flügel des Orangerieschlosses, – ein herrschaftliches Winterquartier für die kälteempfindlichen Gewächse. Im Winter können die imposanten Hallen mit einer Führung besichtigt werden. Die erste startet am 19. November 2022.
 

Ist Ihnen das auch schon einmal passiert? Sie schlängeln sich eine enge Wendeltreppe hinauf zum Kirchturm, steigen auf dickem roten Teppich im Theater in den ersten Rang oder schlendern während eines Stadtrundgangs eine breite Treppe hinunter zum Flussufer und urplötzlich denken Sie über diese Treppe nach. Dann hat diese ihr Ziel erreicht, denn häufig sind Treppen mehr als nur eine Verbindung von A nach B.

Auch in Schlössern sind Treppen(-häuser) meist nicht nur reine „Verkehrsräume“, die die Verbindung zwischen mehreren Geschossen herstellen, sondern oft Räume der Repräsentation und Prachtentfaltung. Bei unseren preußischen Schlössern denken viele wahrscheinlich als erstes an die berühmte Freitreppe am Weinberg, die mit ihren – ursprünglich – 120 Stufen hinauf zum Schloss Sanssouci führt. Dabei gibt es – bedingt durch die zeitliche und stilistische Bandbreite all unserer Bauwerke – noch eine Vielzahl weiterer spannender Treppen und Treppenhäuser. Wir stellen hier einige bekannte und unbekannte Architekturschätze vor.

Lieber Herr Daiber, nach zwei Jahren Vorbereitungszeit begannen im Herbst 2021 die für die Öffentlichkeit sichtbaren Sanierungsmaßnahmen am Pfaueninselschloss mit der Einrichtung der Baustelle und des Gerüstaufbaus. Was ist seitdem passiert?

Wir haben die Holzverschalung des Schlosses abgenommen, um an das darunterliegende Fachwerk heran zu kommen und weil sie schadhaft war. Anschließend fand eine Sichtung des Fachwerks und in Teilen auch der Dachkonstruktion statt. Das Dach wurde bereits neu eingedeckt und die Brücke zwischen den beiden Türmen mit einem Spezialverfahren saniert. Im Inneren wurde das Treppenhaus restauriert. Dort wurden Risse an den Wänden gekittet und Fehlstellen farblich angepasst. Kleinere Arbeiten fanden auch an den Spiegelrahmen der Wohnräume des Schlosses statt.
 

Meisterwerk der Ostmoderne

Das Staatsratsgebäude am Berliner Schlossplatz

Das Gebäude des ehemaligen Staatsrats gilt heute als Meisterwerk der Berliner Nachkriegsarchitektur. Es markiert den Übergang vom stalinistischen Zuckerbäckerstil zur Sachlichkeit der Sechzigerjahre. Mit dem Entwurf des Kollektivs Roland Korn legte die DDR im Jahr 1962 – unmittelbar nach der Entstalinisierung – den Grundstein für die Ostmoderne, deren denkmalpflegerischer Wert heute auf breiter Ebene anerkannt ist.

Staatsbesuche und offizielle Empfänge im Schloss Charlottenburg: Der Bundespräsident empfängt während der Sanierung von Schloss Bellevue 2004/2005 auch das Diplomatische Corps.
Foto: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung / Guido Bergmann

Das VIKUS-Projekt

Seit Oktober 2014 arbeiten Wissenschaftler der Fachhochschule Potsdam im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über drei Jahre geförderten Forschungsprojektes „VIKUS – Visualisierung kultureller Sammlungen“ daran, digitalisiertes Kulturgut visuell zugänglich zu machen. Dabei sollen die Objekte sowohl in ihrer ästhetischen Qualität erkennbar als auch über inhaltliche Zusammenhänge verknüpft werden. Zugleich wird unter der Leitung von Prof. Marian Dörk erforscht, ob und wie durch Visualisierungstechniken kulturelle Sammlungen nicht nur für ein interessiertes Laienpublikum erlebbar gemacht werden können, sondern auch, ob und wie Expertenkreise neue Erkenntnisse über solche Sammlungsbestände gewinnen können. Das Projekt nimmt zudem aktuelle Entwicklungen der Digital Humanities (Digitale Geisteswissenschaften) auf, datenbasierte und computergestützte Verfahren wie z. B. Visualisierungen für die (kunsthistorische) Forschung einzusetzen.

Vielfalt der Motive und Sujets

Grundlage für das VIKUS-Projekt ist ein Konvolut von ca. 1500 Blättern mit Zeichnungen Friedrich Wilhelms IV., die dieser in Form von Landschaften, figürlichen Studien, architektonischen Entwürfe und Phantastereien zu Papier brachte. Sie entstanden einerseits zum Zeitvertreib, andererseits äußert sich in ihnen auch das Bemühen des Königs, als ernsthafter Dilettant Architekten wie Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) eigene Ideen zu vermitteln. Tatsächlich realisiert wurde nur wenig. Die Zeichnungen ermöglichen aber auch einen Einblick in das Seelenleben des Monarchen, den die Angst vor der Revolution umtrieb und der sich als nur Gott verpflichteten Regenten sah, zwischen den und sein Volk sich kein „beschriebenes Blatt“ einer Verfassung drängen sollte.

Den vollständigen Bericht von Rita Löwenstein können Sie sich an der Hörstation in der Ausstellung anhören – oder hier:

» Interview Rita Löwenstein, Oberkellnerin Schloss Schönhausen 1974-1990 (mp3, 6,9 MB)

Wir wissen nicht genau, wann und für wen Antoine Pesne, der am 29. Mai 1683 – vor 333 Jahren also – in Paris geboren wurde, dieses kleine erotische Bild gemalt hat. Allein dass er es malte, ist sicher. Dies lässt sich an der typischen Malweise mit locker gesetzten Lichtern erkennen und daran, wie die Figuren gestaltet sind. Dagegen ist das Thema in seiner drastischen Darstellung, soweit heute bekannt ist, einzigartig in seinem Werk.

Pesne, der schon 1711 als Hofmaler König Friedrichs I. nach Berlin kam, war bei diesem und unter seinem Sohn, Friedrich Wilhelm I., vor allem wegen der Porträts beliebt, die er von der königlichen Familie und anderen Personen am Hof anfertigte. Kronprinz Friedrich (II.) aber wünschte sich auch andere Sujets von Pesne: 1737 forderte er ihn in einem Gedicht auf, statt Heiliger lieber Nymphen und halbnackte Grazien zu malen. Friedrich erinnerte Pesne, dass seine charmante Kunst ihre Daseinsberechtigung allein der Liebe verdanke.

Eine reizvolle und verlockende Aufgabe für einen jungen Gärtnergehilfen: Zwei bis drei Monate hätte er von dem in Aussicht gestellten Preisgeld sehr gut leben können. Peter Joseph Lenné beteiligte sich 1813 von Wien aus an einem öffentlichen Wettbewerb für die Gestaltung eines Stadtparks in Budapest. Den ersten Platz belegte er allerdings nicht. Gewinner des Wettbewerbs war Heinrich Nebbien, dessen Konzept in Grundzügen in den nächsten Jahren umgesetzt wurde. Lennés Entwurf für die Gestaltung des Stadtwäldchens (ungarisch: Városliget) wurde vergessen.

Als erstes bekanntes Werk galt bislang Lennés Entwurfsplan für den bei Wien gelegenen Laxenburger Schlosspark von 1815. Ein Jahr später nahm Peter Joseph Lenné eine Stelle am preußischen Hof an und prägte von da an fast ein halbes Jahrhundert lang die Gartenkunst in Preußen. Forschungen zur Geschichte von Stadtparks in Europa am Fachgebiet Denkmalpflege der TU Berlin führten nun zur Entdeckung von Lennés frühestem Entwurf, dem Wettbewerbsbeitrag für eine große städtische Parkanlage.

Lennés Plan hat im Vergleich zu den konkurrierenden Vorschlägen eine ganz eigene Formensprache, die schon die Eleganz seiner späteren bekannten Entwürfe zeigt. Die Wege erschließen das über 100 Hektar große Gelände in weich geschwungenen Bögen. An Übergängen zu Platzflächen weiten sich die Wege sanft trichterförmig auf, Gebäude stellt Lenné in der Regel frei auf die Platzflächen. Wie auch in den Potsdamer Anlagen ist ihm das Zusammenspiel von Wegeführung und Topographie ein wichtiges Anliegen. An verschiedenen Stellen sind durch Flächentönung und Schraffuren Hügel angedeutet, die die natürliche Topographie des Geländes überhöhen oder ergänzen. Diese Bodenmodellierung sollte sicherlich aus dem Aushub des geplanten großen Sees entstehen.

Die Wasserfläche im Zentrum des Parks und die weiten offenen Wiesenflächen mit sehr abwechslungsreichen Randlinien durch vor- und zurückspringende Baumgruppen begründen einen großzügigen Raumcharakter. In den verschiedenen Bereichen der Anlage erzeugt Lenné durch die Pflanzenverwendung unterschiedliche Atmosphären. So sind zwei Parkabschnitte deutlich durch Nadelgehölze geprägt. In anderen Teilen dominieren Laubbäume und manche Partien weisen auch Elemente der Kulturlandschaft auf, wie den großen Weinberg in der Verlängerung der aus der Stadt zum Park führenden Achse.

Die wichtigsten Akteure in diesem Kooperationsprojekt sind ausnahmsweise einmal nicht die Erwachsenen: Im Mittelpunkt stehen jeweils die Schülerinnen und Schüler einer neunten Klasse der Schule am Schloss. Ab dem Frühjahr nutzen sie ihren wöchentlichen Projekttag im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, um sich mit der Geschichte des Schlosses zu beschäftigen, das ihrem Stadtteil den Namen gegeben hat. Ihr neu erworbenes Wissen geben sie an fünfte Klassen umliegender Grundschulen weiter, die sie jeweils in den letzten Wochen des Schuljahres zu einer Führung im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg und einem anschließenden Workshop in der Schule am Schloss einladen.

Bei meinem vorherigen Besuch in der Parkgärtnerei waren die kleinen Keimlinge des Steifen Eisenkrauts noch zu jung, um pikiert zu werden. Aber nach 2 Wochen intensiven Wachsens sind die kleinen Frostkeimer nun bereit für den Umzug von der Aussaatschale in die Multicellpalette (eine Aussaatschale mit vielen kleinen Pflanzzellen). Bisher ist noch nicht viel Saatgut dieser Pflanze aufgekeimt, aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Neben dem Steifen Eisenkraut werden noch zahlreiche andere Pflanzen pikiert, unter anderem die Spinnenblume.

In dem Selbstbildnis von 1737 erblickte Klepper einen am Ende seines Lebens „müden Monarchen“ und „schmerzensreichen Vater“. Das von Antoine Pesne immer „so glatt und rund, so harmlos, so blühend, fast rosig gemalte Gesicht“, sei dem König, „nun er sich selbst im Spiegel malt, zerfurcht, zerklüftet, in höchster Anspannung fast schmerzhaft verzogen“. Dieses Gesicht entspreche dem der Totenmaske, dem Gesichtdes Menschen sollte dies bedeuten, viel mehr als die Porträts von Pesne.

Im Park Babelsberg wurden vor einigen Wochen die Beete für die Frühjahrsbepflanzung vorbereitet. Hierfür wurde die Saat auf das Beet verteilt, die Igelwalze arbeitete die Samen dann in den Boden ein, und mit der schweren Walze wurden sie in die Erde gedrückt, damit die Vögel die Samen nicht wegpicken konnten. Die Walze ist mit Wasser gefüllt und sehr schwer. Das macht das Walzen bergauf leider ziemlich anstrengend.

Durch den märkischen Adler, der am Betstuhl prangt, ist die kleinformatige Stifterfigur auf der Mitteltafel unten links eindeutig zu identifizieren: um keinen anderen als Kurfürst Friedrich VI./I. handelt es sich. Ihm gegenüber, im Betstuhl mit dem weiß-blau gerauteten Wappen der Wittelsbacher, kniet seine Gemahlin Elisabeth aus dem Haus Bayern-Landshut, die „Schöne Els“ (1383-1442). Die Cadolzburg war eine ihrer Hauptresidenzen und hier starb Friedrich I., nachdem er 1426 die Regierung in Brandenburg seinem ältesten Sohn überlassen hatte. Kaum später werden er und seine Gemahlin den Altar für die der hl. Cäcilie geweihten Stadtkirche gestiftet haben. Damit handelt es sich um noch zu Lebzeiten entstandene Bildnisse des Stammvaters der brandenburgischen Hohenzollern und seiner Frau. Das machte dieses mittelalterliche Kunstwerk für die zum preußischen König und deutschen Kaiser aufgestiegenen Hohenzollern Ende des 19. Jahrhunderts so bedeutsam.

Aufgrund ihrer unerschütterlichen Haltung nach der Niederlage gegen Frankreich 1806 galt Königin Luise von Preußen (1776–1810) als ein Vorbild, in dem gedemütigte Patrioten den Inbegriff einer moralischen Überlegenheit Preußens über die Besatzer sahen. Daher wurde der Wunsch, ihrem Andenken ein bleibendes Denkmal zu setzen, auch von führenden Künstlern mit großer Anteilnahme unterstützt. König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) legte persönlich nicht nur den Standort, sondern auch die architektonische Gestaltung des geplanten Mausoleums für die geliebte Verstorbene fest: Im Schlossgarten Charlottenburg, nahe der „Neuen Insel“, sollte am Ende einer dunklen Tannenallee, die Luise wegen ihres eigentümlich schwermütigen Charakters gerne mochte, die letzte Ruhestätte Luises entstehen.

Pückler setzte auf das künstlerische Prinzip der „Zonierung“, wobei die Grünflächen, vom Schloss ausgehend, abgestuft gestaltet wurden. Heute können wir deshalb, anschließend an die Schlossterrassen in Babelsberg, den mit geschwungenen Wegen, Brunnen, vielfältigen Blühgewächsen und Blumenbeeten gestalteten „Pleasureground“ bewundern.

Der fast 30 Jahre andauernden Zerstörung dieses weiträumigen Gesamtkunstwerkes folgte die Heilung, die aufwendige Restaurierung der Gärten nach dem Fall der Mauer. "Das war Zerstörung von Kunst. Als ob man in ein Rembrandt-Gemälde mit einem Messer reingeschlitzt hätte. Und nun galt es das zu reparieren. Es hat mich tief bewegt, dass ich dabei helfen durfte", sagt der damalige Leiter des Parkes Babelberg, Karl Eisbein.

Der schönste Schmuck seines Grabes sind die Kartoffeln. Zu jeder Zeit liegen dort einige, im Frühjahr, im Sommer, im Herbst, ja selbst im Winter. Sie liegen auf der Grabplatte, um den König zu ehren und weil Friedrich, so wird erzählt, vorausschauend und hellsichtig in seinem Land die Kartoffel einführte und sie dort auch verbreitet habe. Doch das ist eine Legende. Er tat es nicht, nicht in Deutschland und ebenso wenig in Preußen. Und gegessen hat Friedrich auch keine Kartoffeln, weder gekochte noch gebratene noch gestampfte, wie bereits 1932 nachgewiesen wurde.

Man muss das immer wieder betonen. Denn Umfragen zu Friedrich offenbaren immer wieder, dass ein solider Anteil der Befragten der Meinung ist, die deutsche Agrarwirtschaft habe dem König die Kartoffel zu verdanken. Auch kann man regelmäßig etwa Folgendes lesen: „Speziell in Berlin und Brandenburg wurde die Kartoffel von Friedrich II. von Preußen im heutigen Gebiet Deutschlands eingeführt.“ Die Legende scheint unausrottbar.

 

Das Glück war auf unserer Seite und so gelang der Ankauf dieses äußerst seltenen Lichtbildes, das hier kurz vorgestellt werden soll. Versetzen wir uns in das Jahr 1856: Ansichten berühmter Sehenswürdigkeiten gab es in Form von Zeichnungen, Aquarellen, Druckgraphiken oder Ölgemälden, die von einem Künstler hergestellt wurden, dessen handwerkliches Geschick die Qualität einer Darstellung bestimmte. Ein gutes Beispiel liefert die 1842 von Carl Daniel Freydanck gemalte Ansicht des Neuen Palais, die das barocke Schloss topographisch korrekt und malerisch stimmungsvoll wiedergibt.

Die „Taufe Christi“ (62 x 82 cm) ist auf das Jahr 1556 datiert und trägt mit der geflügelten Schlange das charakteristische Signet der Cranachwerkstatt. Das Taufgeschehen spielt sich vor der Kulisse der Residenzstadt Dessau im Beisein einer größeren Gruppe von Personen in der typischen Kleidung ranghoher Persönlichkeiten des 16. Jh. ab. Das Gemälde gilt als protestantisches Bekenntnisbild, das vermutlich von Joachim von Anhalt in Auftrag gegeben und 1818 aus unbekanntem Besitz von den Hohenzollern erworben wurde. Seine genaue Bedeutung war vor allem deshalb bis heute unklar, weil einige der Dargestellten nie zweifelsfrei identifiziert werden konnten. Im Zuge der technologischen Untersuchung des Gemäldes konnten nun erstmals nahezu alle Personen auf dem Gemälde durch sorgfältige Vergleiche mit anderen Werken Cranachs d. J. zugeordnet werden:

In seinem Buch „Das Neue Palais in Potsdam. Familienidyll und kaiserlicher Glanz“ erzählt der Archivar und Schlossbereichsleiter in Babelsberg, Jörg Kirschstein, die ganze Geschichte vom größten und letzten Schlossbau Friedrichs des Großen – von seiner Einweihung über die Kaiserzeit, die NS- und DDR-Zeit bis in die Gegenwart. Ausführlich widmet er sich dabei auch diesen bisher weniger erforschten Jahrzehnte, in denen das Neue Palais bevorzugter Aufenthaltsort der Kaiser Friedrich III. und Wilhelm II. mit ihren Familien war.

Hier ein Auszug aus dem Buch zum Weihnachtsfest im Neuen Palais:

Am Nachmittag des 27. Januar 1859 wurde im Berliner Kronprinzenpalais Unter den Linden der spätere Kaiser Wilhelm II. geboren. Erst im Jahr zuvor hatten sich die Eltern des Neugeborenen, Prinzessin Victoria von Großbritannien und Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen (der spätere Kaiser Friedrich III.), in London vermählt.

Die Geburt eines Thronerben der Hohenzollerndynastie hatte sowohl an den Königshöfen Europas als auch bei der Berliner Bevölkerung Begeisterung ausgelöst. Bereits eine Stunde nach der Geburt hatte die stolze Großmutter Prinzessin Augusta an Queen Victoria nach England geschrieben: „Das Volk versammelt sich vor dem Palais und alles jubelt“.

Die Zeitungen berichteten, wie Arbeiter und die Bevölkerung der umliegenden Dörfer zum Kronprinzenpalais eilten, um die von den Ärzten unterzeichneten Bulletins zu lesen. Als die abgefeuerten 101 Kanonenschüsse die Geburt eines Prinzen verkündeten – bei einer Prinzessin wären es nur 25 gewesen – wurde der Jubel beim 26. Schuss besonders lebhaft.

Seit Januar 2018 sind die ersten Objekte aus verschiedenen Sammlungsbereichen der SPSG auf der Internet-Plattform museum-digital eingestellt. Museum-digital wird aktuell von 522 deutschen und internationalen Museen für die Präsentation ihrer Bestände nach dem Prinzip des Open Access genutzt. Auf der fachlich vom Berliner Institut für Museumsforschung begleiteten Plattform präsentiert die SPSG sowohl Meisterwerke als auch Gegenstände der Alltagskultur. Derzeit ist die SPSG mit insgesamt 381 Objekten aus elf Sammlungen präsent, die Zahl der online gestellten Kunstwerke wächst stetig.

Prinz Wilhelm von Preußen und Prinzessin Auguste Victoria zu Schleswig-Holstein, Gemälde von Heinrich von Angeli, 1880 (SPSG).

So sind in Gemäldekabinetten wie der Roten Damastkammer die Wände mit einfarbigem Damast bespannt, damit die Bilder besser zur Wirkung kommen.

Preußen und Genießen? Aber ja, und wie! Geradezu besessen von der Idee, Schönheit zu erschaffen und sich anschließend daran zu erlaben, waren sie, die preußischen Könige, Baumeister, Künstler und Gartenkünstler. Alles, was Menschen in der Welt an Schönem geschaffen hatten, das wollten sie um sich haben – und wurden so zu begnadeten Stilplagiatoren oder, wie es die Begründung des Welterbekomitees zur Würdigung der Schlösser und Gärten von Potsdam und Berlin als UNESCO-Welterbe eleganter formuliert: Stileklektizisten.

Meine Rundgänge durch das weitläufige Schloss Charlottenburg beginne ich morgens, bevor die ersten Gäste kommen, zumeist an einem kleinen Eingang im Orangengarten. Dort führt eine Tür in einen schlichten Vorraum – und schon stehe ich in der für das strenge Preußen ungewöhnlich prunkvollen, fast süddeutsch-heiteren Schlosskapelle mit ihren farbkräftigen Ausmalungen und der überreichen Dekoration in Stuck und Gold.

Eigentlich gibt es im Neuen Palais, gemessen an der Gesamtgröße des Schlossbaus, relativ wenige Wand- und Deckenmalereien. Ihr Erhalt und ihre Pflege bestimmen jedoch aufgrund der Gesamtzahl gefasster Oberflächen und vor allem aufgrund ihrer Größe einen wesentlichen Teil unserer Arbeit. Das erfolgt teilweise unter der Prämisse schlechter Zugänglichkeit wegen enormer Raumhöhen oder der kostbaren Fußböden aus Holz und Naturstein (teilweise gar mit Intarsien oder Inkrustationen).

Im Rahmen des Kulturerbejahres Sharing Heritage 2018 zum Thema „Zu Tisch“ wird im Schloss Cecilienhof mit einer festlich gedeckten Tafel an das Schlossrestaurant erinnert, das bis 2014 im historischen Speisesaal des Kronprinzenpaares Wilhelm und Cecilie von Preußen eingerichtet war. Es gehörte zu einem 4-Sterne Hotel, das seit 1960 im Schloss Cecilienhof untergebracht war und im Zuge der Gesamtsanierung des Hauses am 5. Januar 2014 geschlossen wurde.

Mit einer gehobenen Gastronomie erwarb es sich einen Ruf als Gourmet-Restaurant, der weit über die Landesgrenzen hinausreichte. Unzählige Gäste ließen sich von der exzellenten Küche im originalen Ambiente des Raumes oder auf der vorgelagerten Terrasse verwöhnen und verbrachten dort bei vielen privaten und geschäftlichen Feiern unvergessliche Stunden.

Auch Festbanketts anlässlich von Staatsbesuchen und protokollarischen Veranstaltungen sowie Empfänge für hochrangige Gäste fanden im Schlossrestaurant statt. Ein Höhepunkt war der Besuch von Queen Elisabeth II. am 4. November 2004 im Schloss Cecilienhof, der mit einem Galadinner im Schlossrestaurant würdig begangen wurde.

Nun kommt es in diesen Wochen, exakt 180 Jahre später, in der Parkgärtnerei von Schloss Charlottenburg wieder zur Blüte einer Agave americana. Die lange Zeit ohne Agavenblüte in Charlottenburg liegt auch an der wechselvollen Geschichte der Gärtnerei: Während der bitterkalten Winter im Ersten Weltkrieg wurden viele Kriegsverletzte in der Orangerie untergebracht. Die schutzbedürftigen Pflanzen mussten vor die Tür und sind damals allesamt erfroren. „Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs hatten wir praktisch keinen Pflanzenbestand mehr in der Orangerie“, berichtet Monika Deißler, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Gartenabteilung der SPSG.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte daran etwas geändert werden. „Nach 1945 musste der Bestand komplett neu aufgebaut werden. Vermutlich traf die Agave in den 1960er Jahren mit dem wiederaufgebauten Orangerie-Bestand im Schlossgarten ein.“ Wie der Orangerie-Gärtner Oliver Philipp noch ergänzt, habe man die Agave vom Land Berlin übernommen und es war damals keine Aufzeichnung über ihre Herkunft zu finden.

Im Potsdamer Neuen Palais ist seit Mitte Juni 2018 die erfolgreiche Präsentation „Kaiserdämmerung. Das Neue Palais zwischen Monarchie und Republik 1918“ zu sehen. Im Zuge der Ausstellungsvorbereitungen wurde mehrfach versucht, den historischen Juwelentresor der Kaiserin Auguste Victoria (1858-1921), für den keine Schlüssel mehr vorhanden sind, auf denkmalverträgliche Art wieder zugänglich zu machen. In diesem Zusammenhang gelang es, zumindest einen verschlossenen Schrank über dem Tresor zu öffnen.


In ihm befanden sich zwei aus Eichenholz gezimmerte Transportkisten, eine Lederschatulle mit dem Monogramm Auguste Victorias und eine Dokumentenmappe. Sie enthalten teils geöffnete und teils noch versiegelte Korrespondenzen, die zwischen 1883 und 1889 an die damalige Prinzessin Auguste Victoria (1858-1921) gerichtet waren, die 1888 Kronprinzessin und im selben Jahr noch Königin von Preußen sowie deutsche Kaiserin wurde.

 

Auch Königin Luise pflegte mit ihrer Familie dieses beliebte Vergnügen und verbrachte unbeschwerte Sommertage auf der Pfaueninsel. An diese Tradition knüpft das Familienfest an: Unter dem Titel „Butter für den König!“ laden wir herzlich ein, auf den Spuren der aufklärerischen Naturverbundenheit zu wandeln und mehr über die Bedeutung von Molkereiprodukten zur Zeit Luises und Friedrich Wilhelms III. zu erfahren. Das Programm finden Sie hier!

1961 wurde hier das Deutsche Armeemuseum eingerichtet. Die Nationale Volksarmee (NVA) plante seit 1984 eine grundlegende Instandsetzung, die 1988 begonnen und 1990 nach kurzer Unterbrechung fortgeführt wurde. Seit April 2006 sind alle 40 Innenräume restauriert und für die Öffentlichkeit zugänglich; die Fassade wurde nach mehrjährigen Restaurierungsarbeiten im Herbst 2009 fertiggestellt.

800 Jahre alt, 60 Quadratmeter groß und von herausragender Qualität: Das Mosaik in der Apsiskuppel der Potsdamer Friedenskirche ist nördlich der Alpen einzigartig.
Dargestellt ist zentral in der Mitte eine sogenannte Deesis, eine Bildkomposition mit dem thronenden Christus als Herrscher, flankiert von Maria und Johannes dem Täufer sowie den Heiligen Petrus und Cyprian. Seitlich im Chorjoch sind die Erzengel Raphael und Michael zu sehen.

Nach siebenjähriger Bauzeit fanden die Arbeiten am Neuen Palais mit der Fertigstellung 1769 ein Ende. Am westlichen Rand des Parks Sanssouci war ein monumentales Gebäudeensemble entstanden, welches neben der Schlossanlage auch die Wirtschaftsgebäude der Communs samt dem sie verbindenden Triumphtor einschloss.

Wilhelmine Gräfin von Lichtenau kommt am 29. Dezember 1753 als Wilhelmine Enke zur Welt. Im Alter von 13 Jahren wird sie von Kronprinz Friedrich Wilhelm, dem späteren Friedrich Wilhelm II., an den preußischen Hof geholt. Für Wilhelmine beginnt damit ein Leben, das geprägt ist von Höhen und Tiefen, von Rückschlägen und Erfolgserlebnissen.
Friedrich Wilhelm fördert Wilhelmine bereits in jungen Jahren und tritt dabei auch selbst als Lehrer in Erscheinung. Sie erhält eine langjährige und umfassende Bildung auf den Gebieten der Kunst, Kultur, Geschichte und Literatur.
Mit 15 Jahren, dem legalen Heiratsalter im Preußen des 18. Jahrhunderts, wird sie die Geliebte des Kronprinzen, mit 25 Jahren erkennt Friedrich der Große sie als Mätresse seines Nachfolgers an. Nach der Geburt der gemeinsamen Kinder wird die Bindung zwischen Wilhelmine und Friedrich Wilhelm enger, allerdings ergeben sich durch die Hinwendung des Königs an mystische Ideen neue Problemlagen: Um seinen von den Rosenkreuzern geformten moralisch-religiösen Vorstellungen gerecht zu werden, verheiratet Friedrich Wilhelm sie 1782 mit Johann Ritz, dem Sohn des preußischen Hofgärtners.
Als verheiratete Frau muss ‚Madame Ritz‘ sich den Zugang zu dem seit 1786 als Friedrich Wilhelm II. von Preußen regierenden König mit neuen Mitteln erkämpfen.

Bei Philipp Hackert bestellte Wilhelmine einen sechsteiligen Zyklus aus Bildern italienischer Landschaften für den südlichen Erweiterungsflügel des Marmorpalais. Die geplante Ausgestaltung für die neuen Räume in Friedrich Wilhelms Lieblingsschloss lag im Bestimmungsbereich von Wilhelmine. Sie traf sich in regelmäßigen Abständen mit Architekt Boumann, um die Baufortschritte zu überwachen. Ihm schickte sie auch ihre Vorstellungen zu Gestaltung und Ausstattung und forderte gleichermaßen die Entwürfe Boumanns ein, um sich ein Bild der Planung machen zu können. Hackerts Bilder waren für den heute als ‚Lila Salon‘ bekannten Raum bestimmt, in dem Wilhelmine ihre Erinnerungen an Italien präsentieren konnte. Der Landschaftszyklus Hackerts gilt seit 1945 als verschollen. Heute erinnern die ebenfalls von Wilhelmine in Auftrag gegebenen Gemälde „Die Neptungrotte bei Tivoli“ von Müller sowie Angelika Kauffmanns „Christus und die Samariterin am Brunnen“ an die ursprüngliche Intention Wilhelmines.

Besonders wichtig waren Wilhelmine bei der Innenausstattung neue Kamine und Skulpturen, vor allem aber neue Tapeten. In Livorno erstand Wilhelmine eine floral anmutende und mit gold- und silberfarbenen Mustern versehene indische Tapete, die in Italien brandaktuell war und sich in gleicher Ausführung und vom selben Stoffballen stammend in einem Palazzo der Königin von Neapel in Palermo befindet. Friedrich Wilhelm warnte Wilhelmine vor dem Preußenhass der neapolitanischen Königin, die Wilhelmine bei ihrer Reise 1796 gerne besucht hätte. Eine Begegnung der beiden fand dann auch nicht statt, da sich die Königin einem Treffen verweigerte.
Insofern kann die Geschichte der gleichen Tapeten nicht zweifelsfrei geklärt werden, möglich ist, dass Wilhelmine der Königin die Tapete schenkte, um sie milde zu stimmen. In rekonstruierter Form befindet sich die Tapete heute wieder im ostindischen Zitzzimmer in den Winterkammern von Schloss Charlottenburg.
Florale Elemente und Botanik interessierten Wilhelmine jedoch nicht nur auf Stoffen und Tapeten, sondern auch in den päpstlichen Gärten im Vatikan. Dort sammelte sie die Samen einiger Pflanzen und Bäume und sah diese für den Schlossgarten in Charlottenburg vor. Was mit den Samen geschah und ob sie je eingesetzt wurden, ist jedoch nicht überliefert.

Über Jahrhunderte hinweg suchten und fanden die brandenburgischen Kurfürsten und preußischen Könige Inspiration in Italien. Unverkennbar ist der enorme Einfluss italienischer Kunst- und Kultur im Potsdamer Stadtbild und in den Potsdamer Schlössern und ihren Gärten. Italienische Künstler wurden geschätzt und sie wurden gezielt engagiert, ihre Werke angekauft oder kopiert. So versammelt die Kulturlandschaft in Potsdam Bau- und Kunstwerke im Original oder im Stil der römischen Antike, der Renaissance, des Barock und des Klassizismus. Vor allem Friedrich der Große und Friedrich Wilhelm IV. formten im 18. und 19. Jahrhundert ein „Preußisches Arkadien“. Dieses diente nicht nur der Erholung, sondern dokumentiert auch ihre Kennerschaft und ihren Machtanspruch.
"Italien in Potsdam" ist auf der Plattform „museum digital“ unter der Rubrik 'Themen' einsehbar. Dort werden Gebäude, Sammlungen und eine Auswahl von zunächst rund 120 darin enthaltenen Kunstwerken vorgestellt, die einen besonderen Italienbezug haben. Es ist geplant, diese Auswahl nach und nach zu erweitern.

Was protokolliert EPICO?

Den Zustand ganzer Schloßräume mitsamt Inventar.
Der größte Schlossbau im Projekt ist Versailles mit 2.300 Sälen und Räumen, die gestalteten Oberflächen summieren sich auf ca. 60.000 m²! Das bedarf einer wissenschaftlichen, statistischen Arbeitsweise schon bei der Vorbereitung (Pre-Inspection). Wissenschaftliche Untersuchungen zu physikalischen Einwirkungen wie Klima und Licht, Langzeitbeobachtungen der Verstaubung und das Monitoring der Schadinsekten finden Eingang in die Untersuchung, ebenso wie Angaben zur Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte der Räume und des Inventars.

Dr. Samuel Wittwer ist Direktor der Schlösser und Sammlungen der SPSG

Dr. Samuel Wittwer ist Direktor der Schlösser und Sammlungen der SPSG.

Zu den Prunkstücken der Porzellankunst im Neuen Palais zählen vier Kronleuchter, von denen zwei in Meißen und zwei in der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Berlin entstanden.

Dr. Samuel Wittwer ist Direktor der Schlösser und Sammlungen der SPSG.

Monika Theresia Deißler ist Kustodin für Gartendenkmalpflege.

Dr. Samuel Wittwer ist Direktor der Schlösser und Sammlungen der SPSG

Meißener Korbvase von 1755
Meißener Korbvase von 1755. Foto: SPSG

In der Wohnung des Prinzen Heinrich im Neuen Palais befindet sich eine besonders merkwürdige Vase, die um 1755 in Meißen entstand und zu denjenigen Porzellanen gehörte, die Friedrich der Große während des Siebenjährigen Krieges nach Potsdam transportieren ließ. Auf den ersten Blick glaubt man eine klassische Deckelvase vor sich zu haben. Doch schnell erkennt man, dass die gesamte Wandung des Gefäßes so gestaltet ist, als wäre sie wie ein Korb geflochten. Und um die Verwirrung noch zu steigern ranken sich um diesen Korb Zweige, aus denen unterschiedliche, bunte Blumen sprießen. Und alles in zerbrechlichem, kostbarem Porzellan.

Dieses Spiel mit Wirklichkeit und Täuschung auf höchstem künstlerischem Niveau ist charakteristisch für die Mitte des 18. Jahrhunderts. Ebenso bezeichnend ist, dass die Vase zu nichts weiter dient als zur Dekoration. Dem Einstellen von frischen Schnittblumen stand man zu jener Zeit eher skeptisch gegenüber. Vielmehr wurde die künstlerische Virtuosität ewig blühender Blumen in verschiedensten Materialien geschätzt, die zu Girlanden geflochten, in Körbe arrangiert oder zu Bouquets komponiert die Innenräume bereicherten.

Dr. Silke Kiesant ist Kustodin der Skulptrensammlung der SPSG

Augsburger Türmchenuhren, Nürnberger Eier (Taschenuhren), Schweizer Chronometer, Pariser Pendulen, Schwarzwälder Kuckucksuhren oder Präzisionszeitmesser aus dem sächsischen Glashütte sind Uhreninteressierten geläufig. Dass aber auch Berlin seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein eine Hochburg der Uhrenproduktion war, wussten bislang eher weniger Menschen. Dabei genossen vor allem Berliner Uhren mit mechanischen Musikwerken europaweit einen exzellenten Ruf. Man findet sie nicht nur in den Hohenzollern-Schlössern, sondern auch in anderen ehemaligen deutschen Residenzen oder kleineren Palais, sogar in ländlichen Gutshäusern, mitunter im Ausland, wie in St. Petersburg oder Stockholm.

Schweizer und französische Uhrmacher, häufig protestantische Glaubensflüchtlinge, begannen schon seit der Zeit um 1700, sich mit ihrer Profession in Brandenburg-Preußen zu etablieren. Doch erst Friedrich der Große (1712-1786) förderte die Berliner Uhrenherstellung systematisch als Teil seiner merkantilistischen Wirtschaftspolitik. Mit eigenem Geld und der Zusage zahlreicher Privilegien für die Arbeiter und Kunsthandwerker trieb der König die Gründung der Berliner Uhrenfabrik voran, die von 1765 bis 1769 der berühmte Schweizer Uhrmacher Abraham-Louis Huguenin leitete. Auf diese Weise wurde die Basis für den Wissenstransfer ausländischer Uhrmacher nach Berlin geschaffen. Friedrich der Große selbst erwarb nicht nur viele, eigens nach seinem Geschmack gebaute Uhren zur Ausstattung seiner Schlösser, sondern vergab sie auch als repräsentative Staatsgeschenke an andere Fürstenhäuser oder an Vertraute für besondere Dienste. Für Musikspieluhren hegte er eine besondere Vorliebe und förderte deren Herstellung mit immensem Aufwand. So entwickelte sich unter seiner Regentschaft die Uhren-Produktion als eigenständiger Wirtschaftszweig in höchster Qualität. Weitere hervorragende Uhrmacher kamen ins Land, wie der Schweizer Johann Rudolph Fischer, Christian Ernst Kleemeyer aus Sachsen oder Christian Möllinger aus der Pfalz.

Auf Initiative der SPSG begann 2014 ein Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit unterschiedlichen beruflichen Erfahrungen aus der Stiftung Stadtmuseum Berlin, dem Kunstgewerbemuseum SMB PK, Musikinstrumenten-Museum SIMPK und der SPSG, das Phänomen „Berliner Uhren“ zu erforschen. Nach einer ersten Bestandssichtung und Kontaktaufnahme zu weiteren Museen erfolgte eine systematische Aufnahme einzelner Objekte nach einheitlichem Standard. 2020 gelang es, auf Antrag des Berliner Stadtmuseums und dank einer Förderung des Forschungs- und Kompetenzzentrums Digitalisierung Berlin (digiS), 41 Uhren für das Themenportal auf museum-digital zu beschreiben, zu kommentieren sowie aussagekräftige Fotos der einzelnen Objekte und ihrer Einzelteile anzufertigen. Für einige Musikspieluhren wurden eigens Tonaufnahmen angefertigt oder älteres Material herangezogen. Innerhalb eines Jahres wurden bislang außer den 13 Uhren der SPSG weitere 18 aus der Stiftung Stadtmuseum Berlin, drei aus dem Kunstgewerbemuseum, zwei aus dem Musikinstrumenten-Museum Berlin sowie je eine aus der Akademie der Wissenschaften in Berlin, dem Museum Neuruppin, Museum Eberswalde, Musikinstrumentenmuseum Leipzig, Schlossmuseum Elisabethenburg in Meiningen in dem Themenportal erfasst. Es ist darauf angelegt, durch weitere Beispiele anderer Sammlungen erweitert zu werden und bietet den Vorteil, nicht nur öffentlich zugängliche Werke zu präsentieren, sondern auch deponierte, schwer zugängliche oder in privaten Sammlungen befindliche Uhren.
So bietet das Themenportal interessierten Laien, Sammlern und Fachleuten gleichermaßen eine digitale Plattform zu den Berliner Uhren, die erstmals als eine eigene Gruppe mit spezifisch regionalen und kunsthandwerklichen Eigenschaften klassifiziert und bewertet werden. Auf diese Weise entstehen Informationsquellen für die Allgemeinheit und Möglichkeiten zum fachlichen Austausch.

 

Buchen mit Einritzungen oberhalb des Uferwegs im Park Babelsberg, 2020

Auffällig ist das immer wiederkehrende Kürzel „EK“, das meist zwischen den 1970er bis 1980er Jahren in die Bäume geschnitten wurde. Das außergewöhnliche an der Sache ist, dass in dieser Zeitspanne Teile des Parks Babelsberg und so auch diese Buchen zum Sperrgebiet der innerdeutschen Grenze gehörten. Es konnten nur Personen diese Schriftzüge in den Bäumen hinterlassen, die Zugang zum Sicherheitsstreifen der Grenzanlage hatten. Dies spricht dafür, dass es sich bei „EK“ um die Abkürzung des Begriffs „Entlassungskandidat“ handelt. Als Entlassungskandidaten wurden Soldaten im Grundwehrdienst oder Unteroffiziere auf Zeit der Nationalen Volksarmee (NVA) bezeichnet, deren Dienst im ablaufenden Halbjahr beendet war. Die massiven Ritzungen in den Bäumen können daher als Zeichen der Freude gedeutet werden, dass die oftmals beschwerliche Dienstzeit in der Armee dem Ende nah war. Gleichzeitig könnten sie auch für gewisse Privilegien bzw. NVA-interne Machtpositionen stehen, die einige EKs innehatten. Auch wenn wir wenig bis gar nichts über die Urheber und Gründe dieser Einritzungen wissen, sind es doch Zeitzeugnisse der deutsch-deutschen Grenze sowie des Kalten Krieges. Erinnerungen, die vernarben, solange die Buchen im Park Babelsberg lebendig sein werden.


Das Paar zieht zunächst gemeinsam nach Kleve, in die westlichste Provinz seines Herrschaftsgebiets. Erst ab 1650 wohnen sie in der brandenburgischen Residenz Cölln (Berlin), die vom Dreißigjährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen war.

Der Überlieferung nach unternahm das Kurfürstenpaar einen Jagdausflug in den Norden Berlins und besuchte das alte Jagdschloss in dem damals noch Bötzow genannten Ort. Die Kurfürstin fühlte sich durch die landschaftliche Umgebung so sehr an ihre niederländische Heimat erinnert, dass der Kurfürst ihr den Ort nebst Schloss schenkte.

Für den Umbau des Schlosses verpflichtete Louise Henriette den in ihrer Heimat ausgebildeten Architekten Johann Gregor Memhardt. Unter Einbeziehung des alten Jagdschlosses schuf er ab 1651 einen Schlossbau, dessen niederländische Prägung unverkennbar war. Der zentrale Mittelbau, durch einen Turmaufbau vertikal betont, wird von zwei seitlichen Pavillons flankiert. Die gesamte Anlage ist nicht nur von einer Mauer, sondern auch von einem Wassergraben umgeben.

1652 erhielt das Schloss den Namen „Oranienburg“, ein Jahr später übernahm auch der Ort diesen Namen.

Können Sie uns noch etwas zur Ehe von Wilhelm und Augusta sagen?

Die Ehe wurde nicht aus Liebe, sondern aus staatspolitischen Gründen geschlossen. Augusta hatte am Hof von Weimar eine gute Bildung erhalten. Von ihrem Wesen war sie recht spröde und unnahbar. Politisch interessiert und ihrem Mann intellektuell überlegen. Beide haben sich akzeptiert, gingen aber oft getrennte Wege. Augusta hielt sich ab den 1850er Jahren vorwiegend in Koblenz auf. Ihren Mann sah sie nur noch zu den Winterfestlichkeiten des Hofes in Berlin. Erst im Alter haben sich beide wieder zueinander gefunden und gemeinsame Zeit in Babelsberg verbracht.

Was ist mit dem Kamin im Speisesaal passiert und wird dieser wieder herstellt werden?

Der Kamin ist Ende der 1949 entfernt worden, als das Schloss als Richterschule des Landes Brandenburg genutzt wurde. Anstelle des Kamins wurde ein Kachelofen installiert, da das Schloss auch in den Wintermonaten genutzt wurde.

Wann werden die Schlossräume saniert und fertiggestellt sein?

Da die Sanierung der Innenräume noch nicht begonnen hat, steht ein Fertigstellungstermin noch nicht fest. Beginn mit den Planungen (!) wird nicht vor 2025 sein.

Wie alt ist die älteste Pflanze der Pflanzenhallen?

Da der Pflanzenbestand im Wesentlichen erst nach 1945 aufgebaut wurde, ist es schwer zu sagen, welche unsere älteste Pflanze ist. Viele Pflanzen wurden als Kriegsbeute per Eisenbahn in die damalige Sowjetunion gebracht. So blieb nur, was nicht repräsentativ war. Der Bestand wurde Stück für Stück wiederaufgebaut. Leider sind uns keine detaillierten Aufzeichnungen bekannt. Wir können aber davon ausgehen, dass die größte Kanarische Dattelpalme (Phoenix canariensis) und die älteste Zwergpalme (Chamaerops humilis) bereits ein Alter von 200 Jahren haben.

Wann genau werden die Pflanzen aus den Pflanzenhallen in den Park rausgebracht? Ist das eine öffentliche Veranstaltung?

Das Ausfahren der Orangerie hat am 10. Mai begonnen. Dieses Jahr wird es keine öffentliche Veranstaltung geben. Sie können unsere Arbeit aber bei einem Parkspaziergang sehen und sich an den tropischen Pflanzen erfreuen.

Steht jede Pflanze jedes Jahr draußen im Park am gleichen Ort? Wie merken Sie sich das bei der Menge?

Die größten Pflanzen stehen jedes Jahr am gleichen Ort. Den Rest teilen wir in sog. Pflanzengruppen ein. Das sind Pflanzen von gleicher Gattung und Art, in gleicher Kübelgröße und gleichem Habitus. Ein paar Notizen machen das Merken leichter.  

Die Blüten der Cardinal de Richelieu fächern sich samtig purpurrot, Ipsilantés Knospen enthüllen eine zart-lilarosa Pracht. Die Rosen erwachen im Juni in den historischen Rosengärten im Charlottenhof und auf der Pfaueninsel. Die Blüten dieser alten Sorten sind eine schnell vergängliche Pracht. Maximal drei Wochen sind ihnen gegeben. Und während die eine Knospe aufspringt, vergeht die andere. Es sind Kostbarkeiten, die schon lange untergegangen wären in den modernen Gärten mit ihren üppigen und ewig blühenden Rosen bis in den Winter. In der Stiftung betreuen sechs Gärtner:innen die zwei Rosengärten, deren Tradition 200 Jahre zurückgeht.
 

Frau Merz, was genau ist „In Nachbars Garten“ und welche Idee steht dahinter?

Hinter der Pflege und Bewahrung des Welterbe-Parks und seiner Denkmäler stecken Menschen, die sich mit sehr viel Herzblut um alles kümmern und mitunter das Gefühl bekommen, dass ihre tägliche Arbeit bisweilen mit Füßen getreten wird. Gleichzeitig haben unsere Besucher:innen oftmals das Gefühl, dass noch mehr getan werden müsste, aber auch, dass „Die Stiftung“ zu wenig die Besucherbedürfnisse im Blick hat. Wir wollen daher den Nachbar:innen die Möglichkeit geben, die Gesichter zu sehen, die für diesen Park sprechen. Wir wollen mit den Anwohner:innen ins Gespräch zu kommen, ihnen erklären, was wir tun und warum wir es tun. Einen Blick hinter die Kulissen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten werfen. Keine Parkordnung erklären, sondern um Verständnis für die Bedürfnisse des Parks, der Vegetation und der Kunstwerke von Weltruhm werben. Gleichzeitig möchten wir von den Besucher:innen erfahren, was ihre Bedürfnisse sind, wie sie sich einen welterbeverträglichen Umgang mit dem Park vorstellen können. Dazu gibt es verschiedene Veranstaltungen an schönen Orten mit Expert:innen und Zeit für Begegnungen.

1706 erhielt der norddeutsche Orgelbauer Arp Schnitger (1648-1719) den Auftrag zum Bau eines Instruments in der Charlottenburger Schlosskapelle. Die damals noch weit vor den Toren Berlins gelegene Sommerresidenz war 1695 bis 1699 als kleines Lustschloss „Lietzenburg“ errichtet und nach dem frühen Tod der Bauherrin Sophie Charlotte (1668-1705) – der zweiten Gemahlin König Friedrichs I. in Preußen (1657-1713) – in „Charlottenburg“ umbenannt worden. Hier pflegte die geistreiche und hochmusikalische Fürstin engen Kontakt mit Musikern und Gelehrten, darunter dem Universalgenie Gottfried Wilhelm Leibniz. Ihre besondere Vorliebe galt der italienischen Musik.

Auch zur Geschichte der Gläser selbst musste viel recherchiert werden, denn vor allem in der Kriegs- und Nachkriegszeit ist vieles ungenau dokumentiert worden oder es sind einfach Informationen verloren gegangen.

Letztlich ergaben meine Recherchen, dass es sich vermutlich um venezianische Gläser handelt, welche wohl zur Ausstattung des 1917 fertiggestellten Schlosses Cecilienhof erworben wurden. Vielleicht war es auch ein Geschenk des italienischen Königs Vittorio Emanuele III. anlässlich der Hochzeit des Kronprinzenpaares – so ist es mündlich überliefert. Als Hersteller kommt Antonio Salviati in Frage, dessen Firma im 19. und frühen 20. Jahrhundert die venezianische Glaskunst wiederaufleben ließ.

Was machen Sie bei der SPSG?

Im Frühjahr 2002 habe ich im Neuen Palais als Schlossführer begonnen. Denn die Stiftung suchte damals per Zeitungsinserat Schlossführer. Ich habe mich beworben, um neben dem Studium etwas Geld zu verdienen und meine Schwierigkeiten, frei vor Menschen zu sprechen, zu therapieren. Gemeinsam mit meinem kleinen und ganz wunderbaren Team verwalte und betreue ich das Orangerieschloss, das Belvedere auf dem Klausberg und die Neuen Kammern von Sanssouci. Als Verantwortlicher in diesem Schlossbereich bin ich hier der „Schlossbereichsleiter“, allerdings steht an der Klingel zu meinem Büro noch die historische – und charmantere – Bezeichnung „Kastellan“.

»Lieblingsbank«: Frank Watzke freut sich über das Geschenk für sich und andere
»Lieblingsbank«: Frank Watzke freut sich über das Geschenk für sich und andere. Foto: Ortrun Egelkraut

Die Überraschung war rundum gelungen. »Von diesem Geschenk war ich überwältigt.« Frank Watzke erzählt von seinem 70. Geburtstag und dem außergewöhnlichen Geschenk, das ihm seine Frau Karin machte.

Watzke, Stadtführer in Potsdam, weiß bei seiner Schilderung die Spannung redegewandt zu steigern. Dem Geburtstagsfrühstück nahe dem Schloss Sanssouci folgte ein Spaziergang im Park. »Den Weg bestimmte an diesem Tag meine Frau.« An der Grabstelle Friedrichs des Großen stieß das Ehepaar zufällig auf drei Vertreter der Stiftung. Man kennt sich – Watzke hat auch eine Lizenz der SPSG für Führungen in den Parks – und begrüßt sich herzlich. Heinz Buri, Marketingdirektor der SPSG, fragte Watzke, ob er vielleicht eine Idee hätte, wie man das Umfeld des Platzes noch verbessern könnte, zum Beispiel mit einer Bank. »Und dann zog er ein Messingschild aus der Tasche, gab es mir und ich war sprachlos: Eingraviert war mein Name!« An Ort und Stelle wurde das Schild angeschraubt und Frank Watzke nahm auf seiner »Lieblingsbank« Platz.

Erst als Friedrich Wilhelm 1840 den Thron bestieg, konnte er den Bau der Friedenskirche in Auftrag geben. Die Architekten Ludwig Persius (1803-1845) und – nach dessen frühem Tod – August Stüler (1800-1865) setzten die Ideen des Königs für seine Hofkirche kongenial um. 1848 war die Friedenskirche vollendet. In der Apsiskuppel prangt das 60 Quadratmeter große Mosaik aus dem 13. Jahrhundert, das einzige Kunstwerk dieser Art nördlich der Alpen. Äußerlich ist die Kirche der Basilika San Clemente in Rom nachempfunden; der zierliche Campanile hat sein Vorbild im Turm der römischen Kirche Santa Maria in Cosmedin. Ein Kreuzgang, ein Säulenhof und ein überdachter Säulengang vervollständigen das klösterlich wirkende Ensemble am Rand des Marlygartens. Das Spiegelbild von Turm und Apsis im von Peter Joseph Lenné künstlich angelegten Teich an der zur Stadt gelegenen Ostseite steigert die malerische Wirkung. Hier verbindet sich die Italienliebe mit der tiefen Religiosität des Königs.

Was machen Sie bei der SPSG?

Seit November 2020 bin ich als Kustodin für die Leuchter und Beleuchtungskörper verantwortlich. Die Sammlung zählt zu den größten ihrer Art in Europa und umfasst etwa 2.500 Objekte, die aus dem 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart datieren. Die Tisch-, Wand- und Kronleuchter, Laternen, Öllämpchen und elektrischen Lampen lassen sich verschiedenen Materialgruppen zuordnen. Man kann den Bestand grob unterteilen in jene Leuchter, die als repräsentative Prestige- und Luxusobjekte in Schlossräumen hingen und jene, die in erster Linie einen funktionalen Zweck als Lichtspender erfüllten.

Rund um das Jagdschloss Grunewald ranken sich einige geheimnisvolle Geschichten, wie die von Anna Sydow, der „Weißen Frau“ von Grunewald.

Das Jagdschloss Grunewald wurde in den Jahren 1542/43 für den brandenburgischen Kurfürsten Joachim II. erbaut. Das Jagdhaus zum grünen Wald wurde als Wasserschloss angelegt und zeigte noch einige wehrhafte Elemente wie z. B. Schießscharten und einen Wehrgang an der Stelle, wo sich heute das Jagdzeugmagazin befindet. Es liegt direkt am Grunewaldsee, der bis ins 19. Jahrhundert einen erheblich höheren Wasserstand hatte.
 

Wir alle wissen, dass Wasser eine der Grundlagen des Lebens auf dieser Erde ist. Auch kann sich jeder vorstellen, dass ein Garten ohne Wasser nicht überlebensfähig ist, dass Bäume, Sträucher, Gräser und Blumen verdorren. Unsere Parkanlagen liegen zumeist an Flüssen und Seen und werden von künstlichen Gräben und Wasserläufen durchzogen. Im Frühjahr sehen die Besucher:innen die vielen sprudelnden Fontänen und plätschernden Wasserläufe. Auf den ersten Blick scheint mit dem Wasser also alles in Ordnung zu sein, aber leider ist das seit einigen Jahren nicht mehr so!

Zu wenige Niederschläge

Im Jahresdurchschnitt liegen die zu erwartenden durchschnittlichen Niederschläge in Berlin und Brandenburg bei über 650 Litern pro m². Auch wenn wir im Jahr 2021 diese Regenmenge erreicht und teilweise überschritten haben, so war der Niederschlag nicht ausreichend um die Dürrejahre 2018 bis 2020 auszugleichen. Die Böden sind viel zu trocken, was die Gärtner ständig spüren. Bereits ab 30 cm Tiefe ist kaum mehr feuchter Boden vorzufinden. Regen ist die natürliche Wasserversorgung in unseren Parkanlagen. Bleibt er aus, können wir ihn durch künstliche Bewässerung unmöglich ausgleichen! In diesem Monat hat es fast nicht geregnet – die Meteorologen befürchten, dass er einer der regenärmsten März-Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1881 werden könnte. Das verheißt nichts Gutes.
 

Im strohgelben Kleid thront Flora auf einem Felsen und wendet sich direkt dem Betrachter zu. Mit spitzen Fingern hält sie eine Rose in die Höhe, die sie einem randvoll gefüllten Blumenkorb neben sich entnommen hat. Rosen beschäftigen auch die beiden Liebespaare, die sich links und rechts vom Felssockel niedergelassen haben. Links kniet ein Liebhaber in blauem Anzug mit Umhang vor der von ihm hoffierten Dame. Voller Begehren drängt er sich fast schon unziemlich nahe an sie heran. Als Zeichen seiner Zuneigung überreicht er ihr zwei rote Rosen und sieht sie schmachtend dabei an. Sie erwidert seinen Blick – interessiert und doch noch etwas zögerlich. Die Farbe der Rosen korrespondiert mit ihrer rotbraun changierenden Seidenrobe. Auch bei den beiden Figuren rechts scheint eine Liebesanbahnung im Gange zu sein. Mit dem Pilgerstab in der Rechten wird der Kavalier als auf den Spuren der Liebesgöttin wandelnder Pilger charakterisiert. Aufmerksam wendet er sich seiner Begleiterin in blauem Kleid zu, die mit einem blumenbekränzten Strohhut und einem Blütenkragen ebenfalls als Pilgerin auf der Suche nach dem Liebesglück geschildert ist. Der Rosenkorb auf ihrem Schoß könnte eine erotische Beziehung andeuten.

Es ist die Blumengöttin Flora, die hier im Mittelpunkt des Wandteppichs steht. Das handgewebte Bild für die Wand oder auch französisch die „Tapisserie“ entstand zwischen 1740 und 1750 und war ursprünglich Teil einer Jahreszeitenfolge, in der sie den Frühling repräsentierte. Die beiden Liebespaare spielen auf Flora als Begleiterin der Venus an, der Göttin der „Liebe und deren Ergötzlichkeiten“.
 

Der Bildhauer, Maler und Grafiker Fritz Huf (1888-1970) ist heute in Deutschland nur noch wenig bekannt. Dabei war der gebürtige Schweizer gerade hier schon früh sehr erfolgreich und vor allem als Porträtist geschätzt. Schon bald nach seiner Ankunft in Frankfurt am Main hatte er im Januar 1913 seine erste, vielbeachtete Ausstellung im Frankfurter Kunstverein. Im Herbst des darauffolgenden Jahres übersiedelte er nach Berlin, wo ihn die Schriftstellerin Mechtilde Lichnowsky förderte und ihm die Türen zur Berliner Gesellschaft öffnete, indem sie ihm Kontakte zu intellektuell, kulturell und wirtschaftlich führenden Kreisen verschaffte. Er porträtierte prominente Zeitgenossen wie den Dichter Rainer Maria Rilke, den Politiker Walther Rathenau oder Max Liebermann.

Im Hause von Friedrich von Friedländer-Fuld lernte Huf die 19-jährige Natalie (Natascha) Fürstenberg (1896-1951) kennen, die mit der Tochter des Unternehmers befreundet war. Bald nach der ersten Begegnung sollen die beiden sich heimlich verlobt haben, 1919 heirateten sie. Nataschas Vater, der Bankier Carl Fürstenberg war wohl von der Verbindung wenig begeistert, konnte seiner jüngsten Tochter jedoch die Einwilligung schließlich nicht verweigern.

Bald nach der Hochzeit übernahm Fritz Huf das Atelier des verstorbenen Bildhauers Louis Touaillon, das er mit seinen Künstlerkollegen Ernesto de Fiori und Kurt Edzard teilte. In dieser Zeit schuf er eine Reihe von Porträts seiner jungen Frau. Meist handelte es sich um Büsten oder Masken. 1923 verlieh er einer lebensgroßen weiblichen Aktdarstellung die Züge Nataschas. Unter dem Titel „Ruhende Frau“ stellte Huf das lebensgroße Tonmodell im Februar 1924 in einer großen Einzelausstellung in der Galerie Paul Cassirer aus. Im selben Jahr konnte er das Werk in Bronze gießen lassen. Wahrscheinlich hatte Nataschas älterer Bruder Hans Fürstenberg (1890-1982) das Geld für den Bronzeguss gegeben. Möglicherweise hatte Huf die „Ruhende Frau“ auch von Anfang an im Auftrag seines Schwagers für ihren späteren Standort geschaffen.
 

Die Einwanderin begann ihren Siegeszug über England nach Europa und lebt hier nun unter dem falschen Namen „Geranie“. Das wiederum ist Carl von Linné zu verdanken, einem schwedischen Naturforscher und Arzt des 18. Jahrhunderts, der begeisterter Botaniker war. Er schrieb ein Grundlagenwerk über Pflanzen und gab ihnen zum ersten Mal in der Geschichte wissenschaftliche Namen. Die Pelargonie bezeichnete er fälschlicherweise als Geranium. Richtig ist allerdings: Pelargonien und Geranien sind jeweils eigene Pflanzengattungen, die beide zur Familie der Storchenschnabelgewächse / Geraniaceae gehören.
 

Die kommende halbe Stunde sitzen die Mädchen und Jungs mucksmäuschen still auf ihren Stühlen. Hochkonzentiert hören alle zu, was Kerstin Schilling und Frankziska Waltemate, Leiterin des Organisationsreferates, über die verschiedenen Abteilungen und Aufgabenbereiche der Stiftung erzählten. Den ersten Lacher erntet Waltemate, als sie auf der Leinwand das beeindruckend große Organigramm der SPSG einblendet und mit den Worten: „nicht erschrecken!“ kommentiert. Anschließend erklärt sie den Mädchen und Jungs, welche Berufsgruppen in der Stiftung wo arbeiten.

Elke Herrmann, im Personalraferat zuständig für Azubis, nutzt die Gelegenheit, um für eine Ausbildung bei der SPSG zu werben. Aktuell hat die Stiftung 18 Azubis aus den Bereichen Garten, Tiefbau, Metallbau, Elektrotechnik, Tischlerei, Maurer oder Büromanagement. Azubis bei der SPSG erhalten nicht nur eine Vergütung nach Tarifvertrag und Jahressonderzahlungen sondern auch kostenlose Arbeitskleidung, Erstattung der Kosten für den Führerschein Klasse L, die Chance auf eine mindestens einjährige Übernahme in ein Beschäftigungsverhältnis und die Möglichkeit, ein Praktikum im Ausland zu machen. „Es waren schon Gärtner:innen in England, ein Azubi Metallbau in Malta, und einen Tischler-Azubi haben wir mal nach Spanien geschickt“, freut sich Elke Herrmann „Im Herbst kommt ein Azubi aus Finnland zu uns in den Park Sanssouci“.

Herzlichen Glückwunsch, Ihr Beruf scheint Ihnen Spaß zu machen. Wie sind Sie denn dazu gekommen, Metallbauer zu werden?

Ich hatte nach der 10. Klasse Lust auf eine Lehre und richtig mit den Händen zu arbeiten. Meine Familie stand voll hinter mir und machte keinen Druck, dass ich Abitur mache. Dann habe ich die Anzeige gesehen für die Ausbildung bei der Stiftung und mich beworben. Ich finde, es ist ein Privileg für den Denkmalschutz zu arbeiten, ich habe schon in der Ausbildung ein tolles Projekt umsetzen dürfen.
 

Seit 2018 lässt die SPSG ihre Wiesen beweiden und leistet damit einen direkten Beitrag zum Umweltschutz. Anders als schwere Maschinen, die bis dahin zur Flächenmahd eingesetzt wurden, verbrauchen die Tiere keinen Diesel und verdichten den Boden in den empfindlichen Parks nicht unnötig. Auch sind anfängliche Befürchtungen, wonach sich durch die Beweidung die Biodiversität der Wiesen verringern könnten, nicht eingetreten. Das Gegenteil ist der Fall, das zumindest haben Beobachtungen des Potsdamer Parkrevierleiter Sven Hannemann ergeben: „In der Schafswolle verfangen sich Samen, die sie beim Herumlaufen viel weiter verbreiten, als die Pflanze das selbst gekonnt hätte. Die Pflanzenvielfalt auf unseren Wiesen hat deshalb nicht ab- sondern zugenommen“. Das bestätigen auch wissenschaftliche Studien, wonach in einem einzigen Schafvlies bis zu 20.000 Samen gefunden wurden.
 

Die Entscheidung für die Balustradenfiguren ist historisch motiviert und gleichzeitig vom Mut geprägt, Schloss Charlottenburg in einen zeitgenössischen Kunstdiskurs zu integrieren. Nach der Krönung Friedrichs zum König Friedrich I. in Preußen im Jahr 1701 übernahm Eosander von Göthe den weiteren Ausbau von Schloss Charlottenburg. Auf einem Kupferstich nach Entwürfen des preußischen Baumeisters sind Figuren auf der Brüstung des Schlossdaches zu sehen, welche aber nie aufgestellt wurden. Unter Friedrich Wilhelm I., dem Soldatenkönig, wurden viele Bauvorhaben eingestellt, darunter sicher auch das Aufstellen der Figuren. Fast 300 Jahre fehlte der Dachschmuck, der ein typisches Barock-Element der preußischen Schlösser war.
 

Das Holzhaus ist eine Wohngemeinschaft, denn Mauerbienen sind Einzelgängerinnen. Sie produzieren keinen Honig, sie sind sehr genügsam und friedlich, eine gute Voraussetzung für Bewohnerinnen eines öffentlichen Parks mit vielen Besucher:innen. 2019 kamen die kleinen Tierchen als Larven, fest eingepackt in einem Karton in die Stiftung. Mauerbienen sind eine geschützte einheimische Tierart, daher dürfen sie nur mit Genehmigung der Naturschutzbehörden vermehrt und verschickt werden. Jacqueline Schwarz suchte sich Rote Mauerbienen aus, da sie besonders gerne Kirschblüten mögen und dann ging es los: „Wir haben 150 Kokons mit je einem Männchen und einem Weibchen bestellt und in der stiftungseigenen Tischlerei, dem Schirrhof, die Unterkunft in Auftrag gegeben“.
 

Die Weltausstellung fand zur Vierhundertjahrfeier der „Entdeckung Amerikas“ statt und dauerte von Mai bis Oktober 1893. Die dreiflügelige Anlage war vom deutschen Reich aus aufwendig per Schiff und Bahn nach Chicago überführt worden und bildete den Zugang zur deutschen Abteilung im Industriepalast, durch den der US-amerikanische Präsident Cleveland empfangen wurde. Sie wurden in der Presse begeistert gefeiert und die Kunstschmiedearbeit aus der Werkstatt der Gebrüder Armbrüster in Frankfurt hoch gelobt.

Nach der Ausstellung wurden sie in den USA zum Kauf angeboten, offenbar fanden sie aber keinen Käufer. 1896 interessierte sich Kaiser Wilhelm II. für die Portale und ließ die Tore erneut über den Atlantik transportieren. Die kaiserliche Kronkasse wurde mit 8.000 Mark für die Tore und 13.500 Mark für die Aufstellung belastet. An der Süd- und Nordeinfahrt zur Avenue des Neuen Palais fanden die beiden kleineren schmiedeeisernen Kunstwerke eine neue Heimat. Das größere Portal wurde am Haupteingang von Sanssouci vor dem Obelisken befestigt.
 

Sehr wahrscheinlich gibt es keine Objekte in der Stiftung, die einen kolonialen Erwerbungshintergrund haben und dann zurückgegeben werden, doch es sind Skulpturen, Möbel und andere Sammlungsobjekte vorhanden, bei denen ein Zusammenhang mit europäischem Kolonialismus und Eurozentrismus besteht. In jedem einzelnen Fall werden die Beschreibungen der Objekte überprüft: Entsprechen sie den tatsächlichen historischen Gegebenheiten der abgebildeten Motive oder müssen wir sie ändern, oder müssen sie mit ihrem historischen Hintergrund erläutert werden?

Wir widmen uns dabei auch der Sprache. Es gibt immer noch problematische Begriffe – wie die Worte „Mohr“ oder „exotisch“ – in den Titeln, in Flyern, in Ausstellungstexten und Schildern. Die Darstellung verschleppter Menschen in den Sammlungen der SPSG ist ein Hauptaugenmerk der Gruppe. Intern wie auch für unsere Besucher:innen ist es fundamental, transparent und offen mit dieser Vergangenheit umzugehen, Informationen und Hintergründe zur Verfügung zu stellen.

Auf unserer Webseite werden die Objekte, mit denen wir uns beschäftigen und auch die Änderungen oder Erläuterungen dargestellt.

Freundschaftskult und (Homo-)sexualität im 18. Jahrhundert

Aus heutiger Sicht kommt hinzu, dass jene Briefe und Notizen, die von inniger Liebe und Zuneigung, von Schmerz und Sehnsucht gerade zum gleichen Geschlecht berichten, ganz und gar der Tradition des Freundschaftskultes des 18. Jahrhunderts entsprachen: Eine Zeit der beinahe kultischen Verehrung der „Freundschaft“ zwischen gleichen Geschlechtern, das Feiern einer postulierten Verwandtschaft der Seelen, die nur das gleiche Geschlecht gewährleiste. „Liebe“ galt zwar auch als erotisch, sie gab sich öffentlich und literarisch aber eher schwärmerisch, asexuell, eben platonisch. Sexualität dagegen wurde im 18. Jahrhundert in einer Freizügigkeit praktiziert, die uns heute überraschen mag. Auch spielte die Unterscheidung in Hetero-, Homo- oder Bisexualität hier nicht die Rolle, die ihr seit dem 19. Jahrhundert zukommen sollte. Sexuelle Kontakte zwischen Älteren und sehr viel Jüngeren waren üblich und entsprachen gängigen Verhaltensweisen, zumindest in adligen Kreisen, Promiskuität war an der Tagesordnung. Die Bildende und Darstellende Kunst der Zeit spiegelt dies wider, aber auch die überkommenen Schriften bis hin zu pornographischen Darstellungen lassen keine Wünsche offen.

Berühmte Persönlichkeiten der höchsten Adelskreise, von Prinz Eugen von Savoyen (1663 – 1736) bis zum eigenen Bruder Heinrich, von Philipp von Orleans (1640–1701), dem Bruder Ludwigs XIV. aus dem verehrten Frankreich, ganz zu schweigen, lebten ihre Homosexualität mehr oder weniger unverhohlen aus. Sie waren im Gespräch, wie vieles andere auch, ihre Lebensweise aber tat ihrer Reputation keinen Abbruch. Die „Knabenliebe“, antikisches Ideal, befördert durch die Wiederentdeckung antiker Statuen, die dem jungen, schönen Knabenkörper huldigten, spiegelte sich ihrerseits in der zeitgenössischen Kunst der „fête galante“ eines Antoine Watteau (1684–1721) beispielsweise wider, die Friedrich zahlreich um sich versammelte.
 

Die Entstehung

Der „Palace Day” ist eine Schöpfung des Netzwerkes der ARRE (Association of the Royal Residences of Europe). Dies ist eine Organisation, in der seit 1995 mehrere Verwaltungen und Träger der bedeutendsten Schlösseranlagen Europas vereint sind. Mittlerweile zählen 30 Institutionen aus 13 Ländern zu den Mitgliedern, darunter u. a. das Schloss Schönbrunn, die Kulturstiftung Dessau Wörlitz, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, das Schloss Versailles, oder das Schloss Chambord. Oberstes Ziel des Netzwerkes ist es, Erfahrungen und Wissen auszutauschen und voneinander zu profitieren.

Bei einem solchen Wissensaustausch entstand 2015 die Idee eines gemeinsamen Aktionstages, der die unzähligen Schlösserverwaltungen in Europa vereint: Der „Palace Day“ war geboren.

Italienromantik im Park Sanssouci

Während auch das Orangerieschloss die Italienfaszination seines Bauherren ausstrahlt, und die Terrassen und Palmenpflanzen uns in eine südliche Renaissancelandschaft entführen, locken die Römischen Bäder mit einem sehr rustikalen Flair – Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV) und seine Architekten Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius verstanden es Assoziationen an ein italienisches Landgut zu wecken und bereicherten es mit Schmuckelementen der Römischen Antike und Skulpturen bedeutender zeitgenössischer Bildhauer. Die daraus entstandene romantisch verklärte Idealversion eines italienischen Landsitzes, beweist die geistige Schöpfungskraft des Kronprinzen.

Ein Hochzeitsgeschenk sollte es sein, und zwar ein sehr persönliches. Das hatte Friedrich II. im Sinn, als er 1742 für seinen Freund, den Freiherrn von Keyserling, zu seiner Hochzeit ein kurzes Theaterstück schrieb. Das Resultat war der Einakter „Der Modeaffe“. Für das Brautpaar war die Geschichte wenig schmeichelhaft, geht es doch darin um einen exzentrischen, der Modesucht verfallenen Marquis, der durch Vermählung mit einer braven, gerade aus der Klosterschule entlassenen Braut zur Vernunft und vor allem zur Sparsamkeit gebracht werden sollte. Dabei waren die bösesten Anspielungen und Pointen gar nicht gegen das beschenkte Brautpaar gerichtet. Sie waren eine für den manchmal zynischen Preußenkönig typische Abrechnung mit einem Philosophen, der ihn kritisiert hatte, und nun durch öffentlich Bloßstellung leiden sollte.

Diese Abrechnung des beleidigten Preußenkönigs war also elegant verpackt und gekonnt in Szene gesetzt. Und genau auf diese Art und Weise wurde das wieder entdeckte Stück 2012 im Rahmen des Friedrich-Jubiläums und der Ausstellung „Friederisiko“ präsentiert: 27 lebensgroße Figuren stellten in elf Episoden die Szenen des Theaterstücks nach. Aber nicht einfach Puppen! Jede einzelne Figur und jedes der zahlreichen Accessoires war sorgfältig recherchiert, orientierte sich an Gemälden und Objekten aus der Zeit Friedrichs II., damit die Wiedergabe der Stoffmuster, der Perücken, der Utensilien bis hin zum Präsentations-Kissen auch wirklich in die Atmosphäre des Berliner Hofes entführen konnte. Die Umsetzung wurde schließlich durch die geniale Zusammenarbeit mit der belgischen Künstlerin Isabelle de Borchgrave möglich. Nur drei Materialien benötigte sie für diesen Zauber: Draht für die Gestelle der Figuren, Farbe zur Imitation verschiedener Materialien und Papier, Papier, Papier! Allein Pack- und Seidenpapier sowie ein sehr dünnes Papiervlies täuschen Seide, Spitze, Juwelen, Stickerei oder Leder vor, dass es einen die Sprache verschlägt. Aber reden braucht man sowieso nicht, sondern sich an den unendlichen Details erfreuen, schauen, staunen. Ein zehnköpfiges Team um die Künstlerin brauchte ein ganzes Jahr, um diese lustvolle Pracht zum Leben zu erwecken. Darunter befand sich auch eine junge Mitarbeiterin, die zuvor für das Modehaus Dior Seidenblumen und Accessoires gefertigt hatte – was für ein Niveau!
 

Das „Panorama Berlins vom Dach der Friedrichswerderschen Kirche gesehen“ nimmt seine Betrachter:innen mit auf eine Zeitreise ins biedermeierliche Berlin des Jahres 1834. Dabei gibt es hier weit mehr von der Stadt und ihren Bewohnern zu entdecken, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Vordergründig ist es die Architektur der Stadt, die in ihren Bann zieht: Das Dach der erst 1831 geweihten und in der historischen Mitte Berlins gelegenen Kirche bot dabei einen vorzüglichen Standort für die Illusion eines 360° Rundumblicks über die Wohn- und Prachtbauten der Stadt. Bereits Stadtführer der 1830er Jahre empfehlen einen Besuch des Ortes als Höhepunkt eines Stadtbesuchs. So liegen einem sowohl die barocken als auch die friderizianischen Paläste, Kirchen und Wohnhäuser zu Füßen: das Berliner Schloss, die Nikolaikirche, der Deutsche und der Französische Dom auf dem Gendarmenmarkt, das Zeughaus, die Hedwigskirche, das Königliche Operngebäude und die Königliche Bibliothek am Forum Fridericianum, das ehemalige Palais des Prinzen Heinrich (seit 1809 Universität). Aber auch die modernen, nach Plänen des Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) geschaffenen, Bauten Berlins werden im Bild in Szene gesetzt. Neben der Friedrichswerderschen Kirche selbst erkennt man von den Schinckelschen Bauten unter anderem die gerade in direkter Nachbarschaft im Entstehen begriffene Bauakademie und das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt. Gegenüber des Berliner Schlosses erstrahlt in hellem Licht das 1830 eröffnete Königliche Museum am Lustgarten. Der Blick zum Horizont lässt bereits den Stadtrand erkennen und verdeutlicht auf anschauliche Weise auch heutigen Betrachter:innen die damalige Größe Berlins.
 

Martin Richert ist seit 2006 Metallbaumeister auf dem Bauhof der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Das Gelände liegt am südlichen Rand des UNESCO Welterbe Parks Sanssouci und beherbergt neben den Metallern noch zahlreiche andere Werkstätten. An diesem Morgen fällt ausnahmsweise reichlich Regen vom Himmel, tropft auf das Werkstattdach und den Unterstand, bildet große Pfützen auf dem Hof. Auf dem noch trockenen Boden im Unterstand liegen die kaputten Metallstangen und allerlei Werkzeuge.

Die beiden Männer setzen ihre Ohrenschützer auf, Martin Richert nimmt eine Metallniete und den Bankhammer in die Hand, holt kräftig aus. Schulz hält mit dem Gegenhalter die andere Seite fest. Das alte Eisen des Laubenganges ächzt unter den Schlägen, grüne Farbe blättert ab. „Das Material ist wahrscheinlich über hundert Jahre alt“, schätzt Richert. „Wir arbeiten viel mit Teilen aus dem 19. und 20. Jahrhundert und können deshalb 99 Prozent der Sachen, die hier in der Stiftung benötigt werden, nicht aus China importieren. Das ist einfach nicht möglich!“.
 

Und früher? Geheizt wurde immer, auch im Jagdschloss Grunewald, dem ältesten erhaltenen Schlossbau in Berlin. Bei Ausgrabungen in den 1970er Jahren wurden Fragmente von Ofenkacheln und gusseiserne Platten eines Feuerkastens entdeckt. Sie tragen neben szenischen Verzierungen auch die Jahreszahl 1542, das Gründungsdatum des Schlosses. Der Ofen wurde vom dahinterliegenden Wirtschaftsgang aus befeuert, um die große Hofstube frei von Rauch und Aschestaub zu halten. Beim Umbau des Schlosses 1709 wurde der Ofen durch einen Kamin ersetzt; der heutige Kamin wurde 1903 eingebaut.
 

König Friedrich Wilhelm IV., der Romantiker auf dem Thron, ließ es 1851 bis 1864 von seinen Architekten Ludwig Persius, Friedrich August Stüler und Ludwig Ferdinand Hesse erbauen. Er selbst zeichnete viele Entwürfe. Die Architektur erinnert mit ihrem Bezug auf die Villa Medici und große römische Villen an Italien; die Anlage der Terrassen, die Arkaden, der Campanile, der Blick von der Aussichtsgalerie auf die Kuppel der Nikolaikirche und der Raffaelsaal mit den 50 Kopien nach Raffaels Werken.
 

Welche Besonderheiten muss die Schlösserstiftung bei den notwendigen Energieeinsparungen beachten?

Alle Abteilungen sparen und reduzieren den Energieverbrauch, wo sie können, nicht erst seit diesem Jahr. Unsere Abteilung betreut neben den Schlössern auch Büros und Wohnungen in historischen Gebäuden, Archive, Depots, Ateliers und Werkstätten. Dabei müssen wir die individuellen Anforderungen der jeweiligen Häuser und die unterschiedlichen Nutzungen bedenken. Neubauten und sanierte Gebäude sind energetisch bereits gut aufgestellt.

An anderer Stelle gibt es zum Beispiel veraltete Heizungsanlagen. Dafür entwickeln wir technisch machbare Lösungen, brauchen aber auch Fachingenieure für die Umsetzung, und die sind, wie wir alle wissen, zur Zeit schwer zu bekommen.

Sehnsucht nach Italien: In dieser vogelschauartigen Ansicht des Orangerieschlosses sind die gewaltigen Ausmaße der Anlage erkennbar. Allerdings war das Ensemble zum Entstehungszeitpunkt dieses Aquarells noch im Bau und somit beruhen einige Elemente – wie der Skulpturenschmuck der Terrasse, das große Wasserbecken oder die Bepflanzungen – lediglich auf Planungen der beteiligten Architekten und Gärtner. Sie wurden schließlich in veränderter Form oder überhaupt nicht ausgeführt.
 

Eine „grand escalier“ für die neue Residenz

Das Treppenhaus im Alten Schloss von Schloss Charlottenburg

Als die erste preußische Königin, Sophie Charlotte, 1705 überraschend starb, hatte ihr Lustschloss Lietzenburg bei weitem noch nicht die Ausmaße des heutigen Schlosses. Ihr Witwer, König Friedrich I., benannte die Anlage ihr zu Ehren in Charlottenburg um und beauftragte seine Architekten sogleich mit dem weiteren Ausbau, da er das Schloss von nun an jeden Sommer als offizielle Residenz nutzen wollte. Für das große Hofzeremoniell, das bei Empfängen von Gesandten auswärtiger Höfe vorgesehen war, sollte es eine „grand escalier“ nach französischem Vorbild bekommen. In deutschen Schlössern zu dieser Zeit ein absolutes Novum, entstand in Charlottenburg ein Treppenlauf ganz ohne Stützen, wodurch der Raum äußerst weitläufig wirkt. Die Stufen sind so breit, dass sie die Aufstellung eines militärischen Ehrenspaliers – also jeweils ein Wachmann pro Stufe – erlaubten. Vom König als „das schönste Ornament vom ganze Hause“ bezeichnet, bildete die Prunkstiege mit dem (im Krieg zerstörten) Deckengemälde „Apoll unter den Musen“ von Anthonie de Coxie und den vier großformatigen Erdteilallegorien von Augustin Terwesten den repräsentativen Auftakt zu den im Obergeschoss liegenden Sälen.
 

Eines dieser Gebäude steht als großer, grauer Kasten im schönen Dorf Paretz neben dem Schloss Paretz. Es stand, denn in diesen Tagen kommt er weg. Das Verlagsgebäude – auch bekannt als der Sutterbau oder das Bürogebäude – hat eine DDR-Vergangenheit. Gebaut wurde das Bürogebäude zwischen 1964 und 1967 als Bürogebäude der VBB Tierzucht Paretz. Es ist vollständig unterkellert und hat Büroräume im Erd- und im 1. Obergeschoss. Die Älteren Dorfbewohner:innen erinnern sich vielleicht noch an den Glasgang zwischen dem Bürogebäude und dem Schloss, welches zur damaligen Zeit auch als Verwaltungsgebäude genutzt wurde. Dieser Gang wurde in den 1990ern zurückgebaut, als das Schloss seine historische Gestalt und Bedeutung wiederbekam. Seit 2016 steht das Gebäude leer.
 

Das Thema Kolonialismus ist in unserer Gesellschaft angekommen. Wie sehen Sie die Debatte?

Der Umgang mit dem kolonialen Erbe ist ein Thema, mit dem sich gerade viele Menschen beschäftigen, über das sich viele erregen, über das wir alle sehr viel lernen und wobei wir erleben, dass die Gesellschaft noch mit sich ringt, wie sie sich in Zukunft dazu verhalten will. Wir sind dabei zu lernen, die Welt mit anderen Augen zu sehen, weil Geschichte, Wirtschaft, Kunst und Kultur nicht nur in Europa gemacht wurden und werden. Zum einen haben wir es jetzt mit Fragen und Perspektiven zu tun, die uns auffordern: Überlegt doch mal, wie sieht das denn von der anderen Seite aus. Zum anderen ist unsere Bevölkerung deutlich vielfältiger geworden, mit unterschiedlichen Biografien und Erfahrungen, die Teil unserer Diskussion werden müssen. Man kann nicht länger behaupten, dass dieses Thema nicht relevant ist, nicht zu uns gehört. Das ist falsch.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) greift die aktuelle Debatte auf und hat als wichtigen Schritt einen offenen Wettbewerb für eine zeitgenössische Intervention am Reiterdenkmal des „Großen Kurfürsten“ ausgelobt. Die Intervention wird im Rahmen der Sonderausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“ gezeigt, die ab 4. Juli im Schloss Charlottenburg zu sehen ist.
Die Intervention am Reiterstandbild soll auf den historischen Bezug des Denkmals zum Kolonialismus hinweisen und will gleichzeitig eine breitere öffentliche Diskussion anregen. Wie können historische und kunsthistorische Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Kolonialismus an einem Denkmal, bzw. in Auseinandersetzung mit den Sammlungen der SPSG, thematisiert werden und wie können wir darüber ins Gespräch kommen? Diese schwer zu beantwortenden Fragen haben 69  Bewerbungen aus unterschiedlichen Ländern aufgegriffen, u.a. aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Ghana, Großbritannien, Kanada, Österreich und USA. Unter den eingereichten Entwürfen befindet sich eine große Bandbreite an möglichen Interventionen, die den gewohnten Blick auf das Denkmal und die Figuren am Sockel verändern und Raum für neue Interpretationen bieten.

Eine Jury, bestehend aus Ibou Diop, Julia Hagenberg, Natasha A. Kelly, Lerato Shadi und Christoph Martin Vogtherr, hat in einer ersten Phase des Wettbewerbs drei Finalist:innen aus den eingegangen Bewerbungen ausgewählt . Diese drei Ideen wurden in der zweiten Wettbewerbsphase ausgearbeitet und anschließend der Jury präsentiert:

Es gibt Menschen, die können von Schlössern nicht genug bekommen. Das ist völlig verständlich und für diese Schlossliebhaber:innen haben wir eine Jahreskarte erfunden. Freier Eintritt für alle geöffneten Schlösser und Sonderausstellungen der Stiftung! Im nächsten Jahr können mit dem Ticket 22 Schlösser besichtigt werden, von Schloss Rheinsberg über den Schinkelpavillon im Park Charlottenburg bis zum Neuen Palais und dem Chinesischen Haus im Park Sanssouci. Die Stiftung verwaltet eine einzigartige Vielfalt an Objekten, die von den brandenburgischen Kurfürsten, den preußischen Königen und zuletzt den deutschen Kaisern in Auftrag gegeben wurden.

All das wissen die 17 Jugendlichen aus dem Geschichtsunterricht. Aber vor Ort zu sein, ist natürlich eine ganz andere Sache. Ihre Schule, die Leonardo-da-Vinci Gesamtschule, liegt gerade mal eine gute Viertelstunde Fußweg entfernt vom Schloss Cecilienhof. Das von 1913 bis 1917 nach Plänen des Architekten Paul Schultze-Naumburg im englischen Tudor-Stil errichtete Schloss Cecilienhof ist der jüngste und letzte Schlossbau der Hohenzollern. Kaiser Wilhelm II. ließ das Gebäude für seinen ältesten Sohn Kronprinz Wilhelm errichten, der dort mit seiner Frau Cecilie von Preußen residierte.
 

Wandschrank in dem die Flasche gefunden wurde. Ehemalige Garderobe (Raum 169a), 2023

In einem verschlossenen schmalen Wandschrank, in einem Raum, der zur Garderobe Kaiser Wilhelms II. gehörte, stand völlig unbeachtet über mehr als sieben Jahrzehnte eine braune Glasflasche. „Eau de vie de Lavande Royale Double-Ambrée“ ist auf dem auffälligen Etikett zu lesen. Anscheinend war die Flasche original verschlossen, der Inhalt zu mehr als zwei Dritteln noch vorhanden.

Der besondere Fund aus den frühen 1980er Jahren geriet anschließend wieder in Vergessenheit. Erst in jüngster Zeit, als der Umzug des Depots aus dem Neuen Palais in das neu gebaute Kunstgutdepot bevorstand, ist die Flasche wieder in den Fokus gerückt. Nun war das Interesse erneut geweckt und es stand die Frage im Raum, ob es sich tatsächlich um Parfüm aus der Kaiserzeit handeln könnte?

Eine fachliche Expertise erhielten wir nun von Sandro Welsch, dem Leiter des Europäischen Flakonglasmuseums in Kleintettau (Landkreis Kronach, Bayern). Mit einem freudigen „JA“, bestätigte Herr Welsch unsere Vermutung.

Weit umfangreicher als die Gemäldeerwerbungen waren die Erwerbungen von Werken der angewandten Kunst. Zum großen Teil kamen diese aus den gleichen Quellen wie die Gemälde, nämlich dem West-Berliner und dem bundesdeutschen Kunsthandel, in geringerem Maße auch aus dem internationalen Handel, unter anderem aus der Schweiz, England und Frankreich. Die Provenienzen dieser Kunstwerke sind bislang nur in einzelnen Fällen ausnahmsweise untersucht worden. Von den allermeisten Objekten ist die Herkunft, vom letzten Besitzer oder der letzten Besitzerin einmal abgesehen, bisher unbekannt.
 

Im Themenjahr „Holland in Potsdam“ feiern rund 20 Potsdamer Kulturinstitutionen mit über 50 Akteur:innen niederländische Kunst und Einflüsse in der Stadt. Anlass ist die Ausstellung des Museum Barberini „Wolken und Licht. Impressionismus in Holland“, die von Juli bis Oktober rund 100 Werke von niederländischen Künstler:innen zeigt, darunter Vincent van Gogh, Jacoba van Heemskerck und Piet Mondrian. Auch die SPSG beteiligt sich an der vom Museum Barberini initiierten Kampagne, mit historischen Themen bei den gemeinsamen Projekten: Ein kostenloser Audioguide für das Smartphone lädt ein, 20 Orte mit spannendem Holland-Bezug (wieder) zu entdecken. Seit dem 27. April – dem niederländischen Nationalfeiertag Koningsdag, ist ein Blog online, der wöchentlich mit neu eingestellten Beiträgen Lust auf mehr „Holland in Potsdam“ macht. Texte, Fotos und Videoclips stellen die unterschiedlichen Verbindungen der Stadt zu den Niederlanden vor. Auch zahlreiche Führungen und Veranstaltungen stehen auf dem Programm. Den Auftakt macht das Tulpenfest im Holländischen Viertel im April, einen prachtvollen Höhepunkt markiert die Potsdamer Schlössernacht im August mit „Prachtig Sans souci!“ (www.potsdamer-schloessernacht.de). Dabei wird deutlich: Holland in Potsdam ist mehr als das Holländische Viertel und die weithin sichtbare Holländerwindmühle nahe dem Schloss Sanssouci. So viel mehr, denn die preußische Herrscherfamilie hat niederländische Wurzeln.

Das wunderbar restaurierte Musikinstrument ist eine Standharfe aus Riegelahorn mit sieben Pedalen und 37 Saiten und wurde in Paris um 1795 hergestellt. Die Harfe ist auf der Innenseite des Mechanikbogens signiert mit „Nr. 22 Cousineau à Paris“. Das ist der Hinweis auf den Erbauer, dem Instrumentenmacher Georges Cousineau (1733–1800). Er war bis zur französischen Revolution Hoflieferant von Königin Marie-Antoinette, einer leidenschaftlichen Harfenspielerin. Die junge französische Königin hatte bereits in ihren Kindertagen im österreichischen Wien und später in Versailles eine Pedalharfe gespielt und am französischen Hofe kam daher diese Art der Harfe in Mode. In keinem Konzertzimmer durfte die Pedalharfe fehlen, die französischen Adeligen überboten sich mit Bestellungen und somit begann die Entwicklung der Volksharfe zur modernen „Konzertharfe“.

Frau Alff, Frau Evers, die Ausstellung eröffnet am 4. Juli. Wie ist der Stand der Vorbereitungen zwei Monate zuvor, läuft alles nach Plan?

Carolin Alff: Wir sind im Zeitplan und das beruhigt. Trotzdem denken wir manchmal, die Zeit wird knapp. Wir können nicht nochmal drei Schritte zurückgehen und konzeptionelle Lösungen neu überdenken. Wir beschäftigen uns jetzt mit der Organisation und prüfen zum Beispiel unsere Ausstellungstexte, sodass wir in der Beschreibung nicht unbewusst rassistische Bilder reproduzieren. Zu den originalen Ausstellungsobjekten haben wir im Moment kaum Kontakt. Hinter den Kulissen wird ganz viel gearbeitet und zur Eröffnung steht dann alles!

Eine kurze Geschichte der Beleuchtung

Der Kronleuchter hat seinen Namen nicht von Ungefähr – als kostbares Kunstwerk dient er zuallererst der „Bekrönung“ eines Raumes, war aber auch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein bei besonderen Anlässen der unumstrittene König unter den Beleuchtungskörpern. Dass Licht und Beleuchtung lange Zeit ein Luxusgut darstellten, ist heute fast vergessen. Doch in früheren Jahrhunderten war die Nacht, im wahrsten Sinne des Wortes, finsterer. Wer sein Tagewerk nach Sonnenuntergang fortsetzen wollte, musste unter Umständen tief in die Tasche greifen: Talglichter aus Schlachtabfällen waren zwar durchaus preiswert zu bekommen, aber ihr Licht war vergleichsweise schwach, sie rußten stark und verströmten zu allem Überdruss auch noch einen unangenehmen Geruch. Für höfische Gemächer keine Option.
Für die gesellschaftliche Elite des 18. Jahrhunderts hatten es also Kerzen zu sein. Kerzen aus gebleichtem Bienenwachs, um ganz genau zu sein.
Diese Kerzen waren so kostbar und aufwendig in der Herstellung, dass die sogenannten „Lichtkammern“ von Schlössern in den Zuständigkeitsbereich des Silberkämmerers fiel. Dieser wachte akribisch über die Verteilung dieser kostbaren Leuchtmittel, und stellte sicher, dass ein jeder gemäß Rang und Namens die ihm zustehende Menge an Kerzen erhielt.

Unter diesen Umständen erklärt sich auch die Kostbarkeit des Kronleuchters: Um ihn zu bestücken, bedurfte es gleich mehrerer dieser wertvollen Bienenwachskerzen. Und um ein höfisches Fest, sei es ein Staatsbesuch, ein Bankett oder eine Hochzeit, auszuleuchten, bedurfte es nicht nur eines, sondern einer Vielzahl dieser Kronleuchter, nebst zahlreichen Wand- und Tischleuchtern.

Die Nacht zu erhellen und zum Strahlen zu bringen, war also ein Macht- und Statussymbol sondergleichen. Dabei spielte natürlich auch die handwerkliche und künstlerische Ausformung eine herausragende Rolle, um den Eindruck noch zu steigern – von Glas- und Kristallbehang über Porzellanblumen bis hin zu Geweihen finden sich alle erdenklichen Spielrichtungen in der Gestaltung dieser Prunkstücke, die zudem versilbert, vergoldet oder – im Fall von Messing – auf Hochglanz poliert waren. Übrigens: All diese verschiedenen Formen und Ausführungen lassen sich auch in den Schlössern der SPSG besichtigen.
Auf teure Bienenwachskerzen kann zwar seit dem späten 19. Jahrhundert  mit Entdeckung der Elektrizität, verzichtet werden, aber die Kronleuchter haben ihren erhabenen Rang in der Schlosseinrichtung keineswegs verloren.

Eine „Flämische Krone“ für den Saal

„Die Nacht zu erhellen“ war auch Anliegen des Fördervereins des Jagdschlosses Stern-Parforceheide e.V. Die SPSG erreichte die Bitte um eine elektrifizierte „Flämische Krone“, die künftig den Saal des Jagdschlosses bekrönen und Abendveranstaltungen ermöglichen sollte. Ein Kronleuchter des flämischen Typs besteht aus Messing, ein Material, dass sich besonders gut für kleinteilige, filigrane Arbeiten eignet. Er besticht durch elegante geschwungene Linien anstatt durch luxuriösen Glasbehang, und erfreute sich insbesondere in Kirchen, Jagdschlössern und Landsitzen großer Beliebtheit.

Oft ist es einfacher gesagt als getan, die passende Krone für einen Raum zu finden: Leuchter dienten zwar Repräsentationszwecken, waren aber auch Gebrauchsgegenstände. Häufiges Auf-, Ab- und Umhängen haben ihre Spuren an diesen Schätzen gelassen; Korrosion und unsachgemäße Verkabelungen taten ihr Übriges. Ist die Wiederherstellung des Originalzustandes eines Raumes nicht möglich, ist das Ziel eine möglichst getreue Annäherung. Aus der Zeit Friedrich Wilhelms I., Erbauer und Hauptnutzer des Jagdschlosses Stern, haben sich leider keine Inventarbücher erhalten – diese dienen den Kustoden als Hauptquelle, wenn es an die Rekonstruktion von Einrichtungen geht.
Da der Leuchter für den Saal in Jagdschloss Stern und auch wirklich leuchten sollte, war ein elektrifiziertes Stück nötig. Zusätzlich musste er eine bestimmte, der Räumlichkeit angemessene Größe aufweisen. Damit kamen von den knapp 35 Messingkronleuchtern in den Sammlungen der SPSG nicht viele in Frage:
Die Wahl fiel schließlich auf den Messingkronleuchter mit 12 Kerzen in der Offiziersgalerie von Schloss Königs Wusterhausen, der dort als Ersatz für eine verlorene Flämische Krone hing.
 

Unveränderlich

Gleich fünf Schwanenkinder haben Mitte Mai 2023 im Park Sanssouci das Licht der Welt erblickt. Jetzt sind sie fleißig auf Erkundungstour – in Reih und Glied schwimmen die grauen Küken neben ihren schneeweißen Eltern daher und verleihen dem Welterbepark zusätzlichen Charme. Wer ganz genau hinsieht, wird allerdings feststellen, dass nicht alle der Küken gleichfarbig grau sind. Drei der Kleinen sind vielmehr cremefarben. In den kommenden Wochen und Monaten wird der Unterschied zu den Geschwistern noch deutlicher werden, denn die Schwäne von Sanssouci tragen eine ganz besondere Mutation in sich, die sie schneller weiß werden lässt.
Diese Farbvariante, auch „Morphe“ genannt, lässt sich beim erwachsenen Höckerschwan kaum erkennen. Nur ein Blick auf die Beine, die hier fleischfarben anstatt schwarz sind, verrät, dass man einen der „Unveränderlichen“ vor sich hat. So heißt diese Farbmorphe nämlich; „Immutabilis“, übersetzt eben „unveränderlich“. Im Volksmund kennt man diese Vögel auch als „Polnische Schwäne“.

Dabei stammen diese hellgefärbten Tiere wahrscheinlich gar nicht aus Polen, sondern aus den Niederlanden. Denn hier wurden sie bewusst lange Zeit gezüchtet um entweder zu feinen Pelzwaren verarbeitet zu werden – man denke an Marlene Dietrichs berühmten Schwanenmantel – oder als Ziervögel verkauft zu werden. Die Tradition der „Zwanendrift“, des niederländischen Schwanentreibens und -haltens geht bis in die Zeit Friedrich Barbarossas zurück. Für die Zeit um 1600 lassen sich Schwäne als teure Staats- und Freundschaftsgeschenke nachweisen – 2017 kam es schließlich zum Verbot des Handelns mit wildlebenden Schwänen. Gezielt „Immutabilis“-Schwäne zu züchten, ergab bis dahin ökonomisch Sinn: Ein solcher Schwan sah schneller erwachsen aus und konnte somit zügiger verkauft werden. Ein normal gefärbter Schwan wird nämlich erst mit zwei bis drei Jahren gänzlich weiß, während die „Unveränderlichen“ direkt vom cremefarbenen ins weiße Gefieder wechseln.
 

 

Weitere Informationen zum Schloss Caputh
 

Weitere Informationen zum Fliesensaal auf der Seite „Holland in Potsdam“:
7.500 Fliesen in Caputh

 

 

 

Auf vielen Gemälden sind sie zu sehen: Schwarze Menschen, oft sind es Kinder. Sie tragen Fantasiekostüme oder elegante Uniformen, sind dienendes Beiwerk des höfischen Lebens oder symbolisieren auf Porträts von Adligen deren Macht und Besitz. Ihre eigene Identität blieb bisher unerforscht. Tatsächlich sind diese Darstellungen verknüpft mit der Kolonialgeschichte Brandenburg-Preußens, die 1682 unter Kurfürst (Churfürst) Friedrich Wilhelm mit Gründung der Brandenburgisch-Afrikanischen Compagnie und der Beteiligung am transatlantischen Versklavungshandel begann und sich unter den folgenden preußischen Herrschern je nach Machtinteressen in unterschiedlicher Intensität und Brutalität bis zum Ende der Monarchie fortsetzte.
 

Liebe Frau Lange, wir sitzen hier genau am Ort des Geschehens, dem Marlygarten im Park Sanssouci, wo im April die Skulptur „Flora“ von ihrem Sockel gestoßen wurde. Aber auch an anderen Orten wurde die SPSG in den letzten Monaten von furchtbaren Vandalismusvorfällen heimgesucht. Können Sie noch einmal die schwersten Fälle umreißen?

Ja, es stimmt tatsächlich, dass wir gerade in diesem Jahr von sehr schmerzhaften Schäden betroffen sind. Das fing mit der Neptungrotte an: Dort sind im Februar unbekannte Personen auf die Bekrönung geklettert, haben dem Neptun seinen Dreizack entwendet und dabei auch seine Hand zerstört. Dann wurde im März am Schloss Charlottenhof die Bronzeplastik „Apoll“ vom Sockel gestoßen, dementsprechend also auch stark demoliert. Ein weiterer Vorfall war Ende März an der Bildergalerie von Sanssouci, auch wieder oben auf dem Dach. Dort haben Unbekannte den Sandsteinfiguren die Finger abgebrochen und Kleinteile entwendet. Und die „Flora“ im Marlygarten, wo wir gerade sitzen – eine Marmorfigur, die von ihrem Sockel gestoßen worden ist. Dabei ist es gar nicht mal so leicht, eine Marmorfigur dieser Größe einfach runterzukippen. Man sieht sogar noch den Vierkantübel. Hier muss also mit Absicht und auch mit wirklich brachialer Gewalt vorgegangen sein.
 

Die Ausstellung in Schönhausen ist eine künstlerische Verarbeitung des ukrainischen Kriegstraumas und gleichzeitig eine selbstbewusste Schau zeitgenössischer ukrainischer Kunst. 22 junge Kunstschaffende, die in Berlin Asyl gefunden haben, haben Ihre Ängste, Emotionen und Wünsche Gestalt werden lassen. Überraschend und bewegend führen ihre Gemälde und Installationen durch die Räume des Schlosses, das ebenso bewegende Zeiten hinter sich hat. Rechts neben dem Eingang zum großen Festsaal hängt das Bild „CAT“ von Daryna Smolkina, bunt und unerwartet in einem ehrwürdigen Schloss und vor dem ehemaligen Staatsgästeappartement der DDR-Regierung steht ein Feldbett.
 

Nach 1945 bis 2016 befand sich das Tondo in der Alten Nationalgalerie in Berlin und kam im Zuge der Inventarklärung zwischen den Staatlichen Museen und der SPSG wieder zurück. Einige Jahre dauerte es, bis sich in der Berlinerin Elke Fischer eine Spenderin fand, die die Ergänzung des verlorenen Drehsockels finanzierte. Der Steinrestaurator Robert Freund fertigte nach historischen Fotos und Vorbildern ein Modell des Sockels, die Ausführung in Marmor übernahm die Firma BMP.  Elke Fischer war es wichtig, ihre Spende für ein Objekt in Schloss Charlottenburg einzusetzen. Damit wollte sie einem alten Bekannten, Schlossbereichsleiter Rudolf Scharmann, der sich Ende des Jahres in den Ruhestand verabschiedet, eine Freude bereiten. So enthüllten Fischer und Scharmann gemeinsam das Porträt der Fürstin Liegnitz: Ihr Profilbildnis zeigt eine junge, etwas unsicher blickende Frau mit einer hochgesteckten Frisur und Korkenzieherlocken an den Schläfen, umgeben von einem Kranz aus Efeu, ein Symbol für Freundschaft und Liebe über den Tod hinaus.
 

Seit September sind Sie als neue Direktorin der Abteilung Bildung und Marketing in der Stiftung tätig. Was hat Sie an der Position in der Stiftung gereizt?

Besonders spricht mich die Vielfalt der Themen und Inhalte der Stiftung an, die Spuren von Geschichte, die sich in der Kunst und der Architektur bis in die Gegenwart hinein abgelagert haben. Und natürlich reizen mich die wunderbaren Parks und das Verhältnis von Kultur und Natur – ein Thema, mit dem ich zuvor nicht in Berührung gekommen bin. Was mich sehr beschäftigt, ist die Frage, wer diese Räume nutzt und diese Kunst genießt. Durch welche Ansätze können wir das Publikum halten und womöglich noch erweitern? Viele Museen beziehen Besucher:innen heute stärker in ihre Programmgestaltung ein und laden sie zur aktiven Teilhabe ein – ein Ansatz mit großem Potenzial, weil er die sich verändernden Interessen des Publikums berücksichtigt.

Es ist eine Leihgabe des Abensberger Krippen- und Kapellenvereins St. Ägidius aus dem Landkreis Kelheim in Bayern, die das Kunstwerk vor einigen Jahren erworben haben. Sie wurde von dem in der bayrischen Stadt geborenen Bildhauer und Krippenschnitzer Sebastian Osterrieder geschaffen und obwohl die Krippe auf Grund ihrer Kleinteiligkeit und Fragilität nicht ausgeliehen wird, gelang es dem Schlossleiter des Neuen Palais, Jörg Kirschstein, den Vorstand des Krippenvereins vom Gegenteil zu überzeugen. Entscheidender Grund war der glückliche Umstand, dass der Grottensaal des Neuen Palais viele Jahre der originale Aufstellungsort des Kunstwerkes war.
 

Mehrere hundert Jahre lang war die Ausbildung zum Hofgärtner oder Gartengestalter in Deutschland nicht einheitlich geregelt. Sie lief aber in der Regel vergleichbar wie bei anderen anspruchsvollen handwerklichen Berufen ab. Nach abgeschlossener Schulausbildung mussten die angehenden Gärtner zunächst normalerweise eine dreijährige Lehrzeit absolvieren.

Grundvoraussetzungen für die Gärtnerausbildung waren unter anderem Kenntnisse im Schreiben, Rechnen, Latein, Botanik, Architekturzeichnen, Geometrie, Messkunde, Entwerfen und Meteorologie. Wünschenswert wegen der Benennung der Pflanzen und zum Lesen der Fachliteratur waren auch noch Sprachkenntnisse in Französisch, eventuell auch Italienisch, Holländisch und später dann Englisch. Soweit diese Fähigkeiten nicht durch die Schulbildung vorhanden waren, wurden sie während der Lehrzeit erworben oder während einer daran anschließenden Zeit als wandernder Geselle.

Um als Hofgärtner an einem großen, bedeutenden Hof angestellt zu werden, musste man „recht gelernt“ haben, das heißt, bei einem Gärtner eines mindestens ebenso hochrangigen Hofes. Vergleichbar den Zünften bei anderen Handwerksberufen vermittelten die Hofgärtner oft ihre Söhne zu einer derartigen Lehre an Verwandte oder gute Bekannte, so dass sich im Laufe der Jahre regelrechte Gärtnerdynastien herausbildeten.

Viele junge Gärtner schlossen an die Lehrzeit noch eine Gesellenzeit des Reisens und Wanderns an, um andere Länder und Gärten kennen zu lernen und um möglichst bei den aktuell besten und namhaftesten Pflanzenzüchtern oder anderen Spezialisten ihre Kenntnisse durch Praktika zu erweitern und damit ihre Bewerbungschancen zu erhöhen.

Innerhalb dieses gärtnerischen Bildungsweges haben Lehrbriefe eine große Bedeutung. Sie bescheinigen dem jungen Gärtner zum einen den erfolgreichen Abschluss, machen Aussagen zur Art der erworbenen Kenntnisse, zu seinem Benehmen und dienen zum anderen natürlich als Empfehlung an nachfolgend ausbildende Hofgärtner. Sie waren sehr aufwendig auf Pergament gestaltet und mussten vom Lehrling bezahlt werden. Oft wurden sie auch als Pfand während der Aufenthaltes bei einem fremden Hofgärtner in einer besonderen Truhe aufbewahrt. In der Regel wurden sie vom Lehrherren persönlich ausgefertigt, in den rahmenden bildlichen Darstellungen auch mit Darstellungen zu dessen Spezialgebieten kombiniert und mit schmuckvollen Bändern und dessen Dienstsiegel versehen. In einigen Fällen können auch hauptamtliche Kalligrafen wesentliche Teile der Urkunde gefertigt haben. Dass die Lehrlinge selbst damit beauftragt wurden, ist bisher nicht bekannt. Für den Transport konnten die wichtigen Dokumente gerollt, mit den Bändern verschlossen und zusätzlich noch in wertvollen Hüllen aus Metall, Holz oder Elfenbein geschützt werden.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten macht den Klimawandel zum Jahresthema 2024. Warum?

Weil sich der Klimawandel dramatisch auf den Zustand der historischen Gärten auswirkt. Und leider besonders dramatisch auf die historischen Gärten in unserer Region. Brandenburg und Berlin gehören zu den trockensten Gebieten in Deutschland. Wir bekommen also die Folgen des Klimawandels schneller zu spüren als viele andere. Alle Gärten, die wir betreuen, sind inzwischen schwer geschädigt. Deshalb arbeiten wir intensiv an Strategien, wie wir damit umgehen können. Wir wollen 2024 mit der Öffentlichkeit ins Gespräch kommen, auch um zu zeigen, welche Perspektiven wir für die Gärten entwickeln.
 

Friedrich der Große stand mit seiner Liebe zur Beizjagd nicht allein da; auch sein Großvater König Friedrich I. (1657-1713) genoss es, sich „auf der Reiherbeize alle betrübten Gedanken aus dem Sinn schlagen“ zu können, genau wie zahlreiche Kurfürsten vor ihm. Damit schlossen sich die preußisch-brandenburgischen Fürsten einer langen Tradition an: Die Ursprünge dieser Jagdtechnik reichen bis gut 3000 v. Chr. zurück – einer der Gründe, warum die „Kunst mit Vögeln zu jagen“ heute zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

„Beizen“ kommt dabei wohl von „Beißen“, denn Falken nutzen ihre scharf gekrümmten Schnäbel, um Beute per Nackenbiss zu erlegen. Freilich kamen und kommen bei dieser Jagdtechnik nicht nur Falken, sondern auch andere Greifvögel zum Einsatz – Habicht, Adler und Co. Die höfische Jagd schätzte aber seit jeher besonders den Falken aufgrund seiner imposant-rasanten Flugtechniken. Der Wanderfalke gilt beispielsweise als das schnellste Tier der Welt und kann über 300 km/h im Sturzflug erreichen. Der europäische Adel bevorzugte aber vor allem den nordischen weißen Gerfalken, wohl nicht zuletzt wegen seiner Größe und auffälligen Gefiederfarbe.

Jagden an Fürstenhöfen dienten schon seit dem Mittelalter weniger der Nahrungsbeschaffung als der Repräsentation: Man lud andere Vertreter hoher Familien ein, sozialisierte und imponierte mit teuren Waffen, Hunden, Pferden und eben auch Vögeln.
 

Die 1907 geschaffene Bronzestatue des Berliner Bildhauers Martin Wolff (1852-1919) bildete bis 1950 mit vier anderen Darstellungen der oranischen Prinzen sowie den Rossebändigern die Dekoration auf der Balustrade der Lustgartenterrasse am Berliner Schloss. Kaiser Wilhelm II. wollte damit an die lange dynastische Verbindung zwischen den Oraniern und Hohenzollern erinnern. Ein Foto aus dem Bundesarchiv von 1950 zeigt allein Moritz, vom Sockel gestürzt, mit fehlender rechter Hand und verbogener Plinthe – im Hintergrund die Ruine des Alten Museums.
 

Großen Schauwert besitzen auch die Porträtminiaturen. Sieben der ausgewählten Bilder zeigen Friedrich selbst – vom Zeitpunkt der Krönung bis an das Ende seines Lebens. Andere stellen Familienbande und Freundschaften dar oder halten militärische Ereignisse fest wie die Schlacht bei Leuthen im Siebenjährigen Krieg (1756–1763).
 

Der am 21. November 1881 in Berlin Geborene und am 28. Dezember 1963 während eines Urlaubsaufenthalts im thüringischen Oberhof verstorbene Willy Kurth wünschte sich, dass auf seinem Gedenkstein die Worte „Auf mein Grab schreibt einmal nicht, was ich getan, sondern was ich verhindert habe“ stehen mögen. Doch über seine couragierte Kunst-Rettungsaktion in der nationalsozialistischen Zeit muss er wohl selbst kaum gesprochen haben. Er nahm die damaligen Geschehnisse mit ins Bornstedter Grab. Anita Beloubek-Hammer, langjährige Kuratorin der Moderne am Berliner Kupferstichkabinett, hat sie nun in der spannenden Publikation des Lukas Verlags erstmals umfassend aufgearbeitet.
 

Das im 16. und 17. Jahrhundert sehr beliebte Sujet feiert seine Heldin als Tugendbeispiel für Standhaftigkeit und Gottesfürchtigkeit. Als Jordaens sein Werk 1657 fertigstellte, gehörte er zu den bedeutendsten Malern Antwerpens.

Das Gemälde gelangte 1811 in die königlich-preußischen Sammlungen. Nach Stationen im Berliner Schloss, später im Neuen Palais und im Jagdschloss Grunewald hing es seit 1996 in der Bildergalerie von Sanssouci.
 

Neue Straßenführung vor dem Staatsratsgebäude, aufgenommen 2014.

Auch heute ist das Schlossmuseum mit erstrangigen Kunstwerken ausgestattet. Das Gemälde „Kurfürst Friedrich Wilhelm und Louise Henriette von Oranien“ von Pieter Nason ist im Orangesaal zu sehen:

In der Weimarer Republik wurden hier Spielfilmaufnahmen gedreht; die Nationalsozialisten vereinnahmten später das Schlossensemble im Sinne ihrer Propaganda. Eine deutliche Zäsur setzte die schwere Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1943 und der langwierige, komplizierte Wiederaufbau.

Einblick ins Seelenleben: Zeichnung Friedrich Wilhelms IV. © SPSG, DIZ/Fotothek

Der Kurator erinnert sich ...

Wie es gelang, die Zeitzeugen im Vorfeld der Ausstellung ausfindig zu machen, ist zuweilen eine Geschichte für sich. Über den Fall Rita Löwenstein erzählt Kurator Jörg Kirschstein:

„Rita Löwenstein besuchte Schönhausen im Jahr 2007 oder 2008, als das Schloss – damals noch mitten im Restaurierungsprozess; als Museumsschloss eröffnet wurde es erst Ende 2009 – im Rahmen einer Sonderöffnung zu besichtigen war. Während der Führung durch das Haus kam sie mit dem Kurator der künftigen Dauerausstellung ins Gespräch und gab sich als ehemalige Mitarbeiterin des DDR-Staatsgästehauses zu erkennen. Sie hinterließ uns ihre Mobilnummer, ihren Namen mochte sie damals jedoch nicht nennen.

Als ich 2014 mit den Vorbereitungen der Ausstellung „Schlösser für den Staatsgast“ beschäftigt war, erinnerte ich mich daran und wollte Kontakt aufnehmen. Hoffend und bangend (würde die mittlerweile sechs Jahre alte Handynummer noch aktuell sein? würde ihre Besitzerin sich nach wie vor bester Gesundheit erfreuen?) wählte ich die seinerzeit hinterlassene Nummer – und hatte Glück: Am anderen Ende der Leitung meldete sich zunächst eine männliche Stimme. Ich stellte mich kurz vor, trug mein Anliegen vor und fragte vorsichtig, ob seine Ehefrau früher einmal im Schloss Schönhausen gearbeitet hätte? Die Antwort: „Sie sitzt mir gegenüber, ich gebe mal den Hörer weiter!“ Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich berichtete Frau Löwenstein von unserem Ausstellungsprojekt – und nach anfänglichem Zögern fand sie es so interessant, dass sie uns ihre Unterstützung zusagte.“

Pesne malte fortan denn auch mythologische Themen, die durchaus erotischen Charakter haben konnten. So lieferte er 1747 für König Friedrichs Konzertzimmer im Schloss Sanssouci Verwandlungsthemen nach Ovids „Metamorphosen“, wie diese „Diana im Bade“:

Friedrich war ein eigensinniger Mensch. Als König von Preußen konnte er sich das leisten. Allerdings tat ihm dieser Eigensinn nicht immer gut – wie sich vor allem in seinem letzten Lebensjahr zeigte. Meist krank und erschöpft, wollte er doch nicht auf den Rat seiner Ärzte hören. So dachte er nicht im Entferntesten daran, seine schädlichen Ess- und Trinkgewohnheiten zu ändern. Obwohl er durch das Beispiel seines Vaters gewarnt war, stellte er das Vergnügen und die Lust an Essen und Trinken, die er lebenslang empfand, über die Gefahren und Leiden, die für seinen Körper vom übermäßigen Genuss reichhaltiger Speisen und schwerer Getränke ausgingen – was in dieser Konsequenz seinem Eigensinn einen sympathischen Zug abgewinnt.

Friedrich war sich sicher, der Wassersucht – ein Kennzeichen für Herzschwäche oder Nierenentzündung oder Leberzirrhose, die seinem Vater das Leben zur Qual gemacht hatte – nicht entgehen zu können. Doch er tröstete sich damit, dass der Vater diese Krankheit lange ausgehalten habe. „Steiget sie in den Leib, sagte Er, und er hat einen gewissen Umfang bekommen, so läßt man ihn punctiren. Ich kann immer noch Jahr und Tag leben.“

Da Friedrich sich seit Jugendjahren für einen Heilkundigen hielt, glaubte er, seine Leiden selbst am besten behandeln zu können. Er therapierte sich und seine Vertrauten, ließ sich sogar selbst zur Ader! Und er beruhigte vor jeder Mahlzeit sein Gewissen mit der Behauptung, „er sondere von jeder Speise das Schädliche und Unverdauliche ab; und begnüge sich jede Schüssel blos zu schmecken.“ In Wahrheit aß er übermäßig.

Friedrich war selbst dann nicht bereit, Diät zu halten, als er nach dem Bayerischen Erbfolgekrieg die Wassersucht bekam, und nicht einmal, als es ihm besonders schlecht ging; zu gerne aß er. Dass er wirklich wassersüchtig war, wollte er sich nicht eingestehen: „Engbrüstig bin ich, aber die Wassersucht habe ich nicht“, behauptete er in geradezu kindlicher Naivität. „Mein Leib ist dick, weil ich aufgebläht bin. Da ist kein Wasser“, redete er sich das Leiden schön.

Sein Schweizer Arzt Johann Zimmermann „besah die ganz bis an die Lenden mit Wasser angefüllten Beine des Königs“. Zunächst „schwieg“ er, wie er selbst berichtete, riet dann aber zur Mäßigung. Doch der König ließ sich lieber das Wasser aus seinen geschwollenen Beinen und Lenden abzapfen, als eine Diät zu beginnen. Als ihm schließlich – Mitte Juli 1786 – Wasser aus dem linken Fuß lief, das, wie ein betroffener Beobachter festgehalten hat, „einen Geruch hatte, den die Personen, die um Ihn waren, kaum ertragen konnten: ... war Er doch mit seinem Zustand zufrieden, und freuete Sich über Seine zuweilen ausserordentliche Eßlust, die Er auch durch unverdauliche Speisen befriedigte.“

Diese Speisen mussten „nach französischer und italienischer Art stark gewürzt seyn. Käse- und Mehlspeisen, Schinken, Saurer- und grüner Kohl, Pasteten, Polenta, Kuchen waren ihm besonders angenehm.“ Was sich etwa hinter einer Polenta verbarg, wie Friedrich sie liebte – Lord Marschall Keith hatte sie an des Königs Hof eingeführt –, hat Zimmermann in seinen Unterredungen mit dem König überliefert: Die Polenta, ein italienisches Gericht, bestand zur Hälfte aus Parmesankäse. Dazu wurde Saft von ausgepresstem Knoblauch gegeben, Käse und Knoblauch dann so lange in Butter gebacken, „bis eine harte und eines Fingers dicke Rinde“ entstand. Über alles wurde anschließend „eine ganz aus den heissesten Gewürzen bestehende Brühe“ gegossen. Dazu nahm der König gerne einen „ganzen Teller voll aus einer Aalpastete, die so heiß und würzhaft“ – und fett, muß man wohl hinzufügen – „war, dass sie in der Hölle gebacken schien“. Dies jedenfalls versicherte einer von Friedrichs Tischgenossen.

Solche Speisefolge genoss der König zuletzt am 30. Juni 1786 – mit wenig schönen Folgen, wie vorherzusehen war. „Noch an der Tafel schlief er ein und bekam Konvulsionen. Kein Wunder bei einem vierundsiebzigjährigen Greis“, berichtet Dieudonné Thiébault, ein Franzose, den Friedrich als Professor für französische Grammatik nach Berlin berufen hatte. Und fast entschuldigend setzte er hinzu: Der König „war [eben] Feinschmecker und liebte besonders die lecker zubereiteten Gerichte.“

Doch die Wirkung blieb nicht aus: „Dieses einem Menschen schon schwer zu verdauende Gericht mußte ganz natürlich ihm“ – Friedrich, – „der schon sehr entkräftet war, noch ungleich nachteiliger werden. Er bekam davon eine Art Kolik, die ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Jedoch konnte hier die Geschicklichkeit des Arztes die wirksamsten Mittel brauchen, weil nur ein Teil der Eingeweide litt“ – so der in Sanssouci weilende Feldpropst Johann Gottfried Kletschke.

„Im Essen“, schrieb Anton Friedrich Büsching, der Autor der berühmten Erdbeschreibung und Schuldirektor des Grauen Klosters in Berlin, sei der König ohne Rücksichtnahme auf seine Gesundheit und entgegen dem Rat der Ärzte stets seinem Appetit gefolgt, „welcher so heftig war, daß wenn der Küchenzettel, welcher Ihm Abends für den Mittag des folgenden Tages gebracht wurde, die er vorzüglich gerne aß, Er ihn nicht nur am folgenden Morgen und Vormittag mehrmals und mit Vergnügen ansahe, sondern auch die Mittagsstunde“ – die Zeit der Tafel – „kaum erwarten konnte“.

Am 4. August war daher auch das linke Schienenbein Friedrichs rosenfarbig entzündet, und aus den Bläschen, die sich auf der Oberhaut gebildet hatten, rann, wie aus dem offenen Fuß, eine übelriechende Flüssigkeit, „täglich mehr denn ein Quart“. Um diese Zeit begannen die Kräfte des Königs merklich zu schwinden. Doch freute er sich über „den von der Natur bewirkten Ausfluß der Feuchtigkeit und hoffte, besser zu werden“. Er ignorierte seinen Zustand und gab weiterhin „seinem starken Appetit zu unverdaulichen Speisen“ nach. „Allein in der Nacht vom 12ten auf den 13ten August stellte sich ein Fieber ein, welches ... Seinen Kopf so einnahm, oder so betäubte, daß er die Todesgefahr nicht bemerken konnte; Er aß aber doch ordentlich zu Mittag, welches das letzte Mal war.“ Danach schlief er ein.

Wie in allen fünf Parkgärtnereien der SPSG steht auch in Sanssouci der neue Bepflanzungsplan – der natürlich nach historischen Vorbildern entstand – im Mittelpunkt der Arbeit. Auf dieser Grundlage wird sorgfältig geplant, denn im Frühjahr und Sommer müssen von jeder Art und Sorte genügend Pflanzen für alle Beete bereit stehen.

Die Frühjahrsbepflanzung besteht aus ca. 106 und die Sommerbepflanzung aus ca. 300 unterschiedlichen Arten und Sorten und umfasst jeweils 135.000 Pflanzen. Diese überwintern in den Gewächshäusern der Gärtnerei. Das Vermehren der Pflanzen ist dabei eine Hauptaufgabe der Gärtnerinnen und Gärtner: Die Saat muss geerntet und tausende Stecklinge abgenommen werden.

Gerade werden die Alternantheren, oder auch Papageienblätter, zugeschnitten. Die größeren Pflanzen werden gestutzt. Durch die gestutzten Abschnitte gibt es eine Folgevermehrung. Insgesamt werden für die Sommerbepflanzung 2017 rd. 6.000 Alternantheren benötigt, bisher ist knapp die Hälfte vorhanden.

Die ersten Pflanzen, die in die Gewächshäuser umzogen, waren die Buntnesseln. Sie sind sehr kälteempfindlich und deshalb herrschen in dem Gewächshaus auch Temperaturen zwischen 18 und 22 Grad. Buntnesseln gibt es in vielen verschiedenen Formen und Farben.

So ungewöhnlich wie sein Leben waren auch seine Anordnungen für das „Danach“: „Mein Leichnam soll, zur Ermittlung der Todesursache, von drei Ärzten ... seziert, dann aber chemisch oder auf andere Weise verbrannt und die übrigbleibende Asche in eine kupferne, demnächst zu verlötende Urne getan und diese in den Tumulus des Branitzer Parkes eingesetzt werden.“

„Am 9. Februar 1871, an einem sehr kalten Tage bei zehn Grad Kälte, bei Sturm und Schneegestöber fand die Einsetzung der irdischen Überreste des Fürsten in die von ihm selbst zu diesem Zwecke errichtete und mit einem See umgebene Erdpyramide statt“, erinnert sich der Leibarzt.

Das Weihnachtsfest

„Das Weihnachtsfest im Neuen Palais bedeutete für uns Geschwister den Höhepunkt des Jahres“, erinnerte sich die Tochter des Kaisers. In der ersten Adventswoche begannen im Marmorsaal die Weihnachtsvorbereitungen. In dem 500 Quadratmeter großen Festsaal wurden Geschenke wie Kleider, Anzüge, Kindersachen und Spielzeug von den Hofdamen der Kaiserin zusammengestellt. Die Präsente waren für karitative Organisationen, für die Pächterfamilien der kaiserlichen Güter sowie für die Hofdienerschaft bestimmt.

Zitat aus der Berlinischen Priviligirten Zeitung vom 20. Januar 1767:

„Ihro Majestät [Elisabeth Christine] gaben wegen der gedachten hohen Feste in Höchstderoselben herrlich erleuchteten Appartements [im Berliner Schloss], ein grosses Festin welches in einem grossen Soupee an verschiedenen prächtig servirten Tafeln, und einem Bal en Domino bestand.“

Ähnlich wie der 9. November für die Geschichte ganz Deutschlands, sollte sich der 18. Januar zu einem schicksalhaften Datum für Preußen entwickeln. Der durch die Königskrönung 1701 erhobene Anspruch der Hohenzollern, auf Augenhöhe mit den alten Monarchien Europas wahrgenommen zu werden, wurde erst durch die Gründung des deutschen Nationalstaates und den Aufstieg zur Kaiserwürde erfüllt. Insofern ist es sicher kein Zufall, dass die Ausrufung des Kaiserreiches auf den 18. Januar 1871 gelegt wurde, genau 170 Jahre nach dem Erwerb der Königskrone wurde ein Hohenzoller deutscher Kaiser.

Nach dem siegreichen Feldzug gegen Frankreich 1870 hatte die preußische Armee ihr Hauptquartier in Versailles bezogen. So stand für die Proklamation König Wilhelms I. von Preußen zum Deutschen Kaiser ein denkbar glanzvoller und symbolträchtiger Rahmen zur Verfügung: die Spiegelgalerie Ludwigs XIV.

Am 9. März 1888, um 8.22 Uhr, starb Kaiser Wilhelm I. wenige Tage vor seinem 91. Geburtstag. Sein Krankenlager im Alten Palais in Berlin Unter den Linden war kurz gewesen. Noch am Vortag ließ Kaiser Wilhelm Reichskanzler Otto von Bismarck rufen, um mit ihm die politische Lage zu besprechen. Am Nachmittag fand Oberhofprediger Rudolf Kögel den Monarchen noch bei vollem Bewusstsein. Auf die besorgte Frage seiner Tochter, der Großherzogin Luise von Baden, ob er nicht ruhen wolle, soll der Kaiser der Überlieferung nach geantwortet haben, er habe jetzt keine Zeit müde zu sein.

Seit dem 4. März hatte sich Wilhelm I. nicht mehr wie gewohnt zur Mittagsstunde am Eckfenster im Erdgeschoss seines Palais‘ gezeigt, um die Wachablösung zu verfolgen. Seine täglichen Pflichten hatte der Kaiser trotz gelegentlicher gesundheitlicher Schwierigkeiten noch bis Anfang des Jahres mit größter Pünktlichkeit erfüllt, aber die Beeinträchtigungen dauerten immer länger, und die zunehmende Schwäche ließ sich trotz seiner Selbstbeherrschung nicht überwinden.

Dabei ist nicht allein auf gemalte bilddarstellende Motive zu achten. Vielmehr sind es auch die Details der Schnitzereien und Stuckaturen, die den Raumeindruck bei besserem Erhaltungszustand so besonders machen würden.

Das Schloss Cecilienhof wurde als Wohnsitz für das Kronprinzenpaar Wilhelm von Preußen (1882-1951) und Cecilie von Mecklenburg-Schwerin (1886-1954) errichtet. Unter der Leitung des Architekten Paul Schultze-Naumburg (1869-1949) erbauten die Saalecker Werkstätten im Neuen Garten eine Residenz im Stile eines englischen Landhauses, die bis 1945 als Domizil für das Kronprinzenpaar und dessen Familie, zu der vier Söhne und zwei Töchter gehörten, diente. Herrschaftlichen Gästen des Kronprinzenpaares stand ein eigenes Appartement direkt über dem Eingang zur Verfügung. Dort übernachtete u. a. die ältere Schwester von Cecilie, Königin Alexandrine von Dänemark (1879-1952), anlässlich Ihrer Aufenthalte in Potsdam.

Als er 1828 erstmals italienischen Boden betrat, kannte er schon jeden Winkel Roms. Auch hatte er bereits phantasievolle arkadische Landschaften zu Papier gebracht. Der auf architektonischem Gebiet äußerst rege Friedrich Wilhelm zeichnete bei allen Gelegenheiten, auf jedem nur greifbaren Untergrund. Tausende seiner Skizzen sind in der Graphischen Sammlung der SPSG erhalten und online recherchierbar: https://vikusviewer.fh-potsdam.de/fw4/vis/

Anlässlich seiner Vermählung mit der bayerischen Prinzessin Elisabeth (1801-1873) im Jahre 1823, übersandten einige der zu jener Zeit in Rom lebenden bayerischen und preußischen Künstler, wie Klenze, Hensel, Cornelius, Reinhart und Begas, dem jungen Paar ein Album. Es enthielt neben Ansichten aus Italien und volkstümlichen Szenen vor allem allegorische Darstellungen.

Unter dem Titel „Vermählungsalbum“ bildete es den Grundstock einer in der SPSG bewahrten Aquarellsammlung, aus der die im Folgenden veröffentlichten Veduten stammen. Als Veduten (von italienisch „veduta“ – Ansicht, Aussicht) werden in der bildenden Kunst wirklichkeitsgetreue Darstellungen einer Landschaft oder eines Stadtbildes bezeichnet. Es war ab dem 18. Jahrhundert üblich geworden, Veduten als „Souvenir“ von den während der Grand Tour besuchten Orten in die Heimat mitzubringen.

Die Grand Tour oder auch Kavalierstour war die seit der Renaissance obligatorische Bildungsreise der Söhne des europäischen Adels, später auch des gehobenen Bürgertums, die vor allem durch Mitteleuropa, Italien und Spanien führte. Die Erziehung der Reisenden sollte dadurch komplettiert werden, da sie Kultur und Sitten fremder Länder kennenlernen, neue Eindrücke sammeln sowie Weltläufigkeit, Status und Prestige erwerben konnten.

Im Jahr 1828 durfte sich auch der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm auf eine Reise nach Italien begeben, die ihm sein Vater, König Friedrich Wilhelm III., lange verwehrt hatte. Die Reiseroute, die er absolvierte, entsprach dem üblichen Weg der meisten Italien-Reisenden zur damaligen Zeit. Größere Stationen waren Verona, Mailand, Genua, Pisa, Florenz, Siena und Perugia. Besonders lang verweilte Friedrich Wilhelm in Rom und Neapel. Den südlichsten Punkt der Reise bildete Sorrent. Die Rückreise führte durch Ravenna, Bologna und Venedig. Tagebuchartig sind Friedrich Wilhelms, im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem erhaltenen, Briefe abgefasst, die er seiner Frau aus Italien sandte. Sie versprühen Witz, Geist und Lebensfreude.
Anhand der Notizen für die daheim gebliebene Gemahlin und der Ansichten, die Friedrich Wilhelm sammelte und die in der SPSG-Aquarellsammlung verwahrt werden, lassen sich die verschiedenen Stationen seiner Italienreise nacherleben:

Eine mehrschichtige Verschattung aus Spezialgeweben an den Fenstern begrenzt das Eindringen wärmender Infrarotstrahlung, trotzdem ist die Kunst in den Räumen hinreichend ausgeleuchtet. Bei Wolkenhimmel sorgen LED Stehlampen für Erhellung. Da die Personen in der Außenwelt wie die Schatten an der Höhlenwand des Platon wirken, ist die Reise in die Raumzeit Friedrichs des Großen beinahe perfekt gelungen.

Allerdings ist der Weg zu dieser Zeitreise an solch heißen Tagen beschwerlich…

Elegische Stimmung am Heiligen See neben dem Marmorpalais: Die Gedenkurne für Alexander von der Mark, Sohn von Wilhelmine und Friedrich Wilhelm. Foto: Hans Bach
Die von Wilhelmine erstandene Marmorvase befindet sich heute im Vestibül des Marmorpalais. Foto: Anne Biernath
Schloss auf der Pfaueninsel mit dem von Wilhelmine veranlassten hellen Anstrich. Foto: Hans Bach
Fächerblatt mit Ansicht des Kolosseums in Rom. Foto: Jakob Kurpik
Folie aus der Präsentation „Introduction de la méthode EPICO“, D. Forleo, Version April 2019, Château de Versailles.

 

Die Sammlung von über 40 Porzellanvasen, deren Oberflächen vollständig mit Nachbildungen der Blüten des Schneeballstrauches (Viburnum) belegt sind, hatte Friedrich der Große sich während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) in der Manufaktur in Meißen bestellt und nach Potsdam liefern lassen.

Weltweit größter Bestand

Nun, nach dem Krieg, sollte fast der gesamte Bestand zusammen präsentiert werden: Auf weißen, reich geschnitzten und porzellanhaft glänzenden Konsolen vor rosa gefassten Paneelen, deren Farbe sich in jeder einzelnen Porzellanblüte in der Wiedergabe der Blütenstempel wiederholte. Selbst der reiche Deckenstuck mit ebenfalls glänzend lackierten, weißen Blüten wurde diesem kostbaren Schatz angepasst, der bis heute einzigartig und der weltweit größte Bestand originaler Schneeballvasen des 18. Jahrhunderts ist.

 

 

Auf den Schauseiten der unterschiedlich großen Vasen sind in Kartuschen bunte Blumensträuße gemalt, während der Deckel der bauchigen Vase in der Mitte von ebensolchen – aber hier frei modelliert und vollplastisch gestaltet – bekrönt werden. Der Deckel sind zudem kunstvoll mit Gitteröffnungen durchbrochen, was mit der Funktion dieser Vase zu tun hat: Sie diente zur Aufnahme von sogenannten Potpourris, das heißt Mischungen von duftenden Blüten und Früchten, die nach gut gehüteten Rezepten im Sommer getrocknet, verarbeitet und gemischt wurden, um in der kühleren Jahreszeit mit ihrem zarten Duft die Räume zu parfümieren.

Kronleuchter aus Meißen
Kronleuchter aus Meißen © SPSG / Wolfgang Pfauder

Die Meißener Exemplare, die zu den Porzellanlieferungen des Siebenjährigen Krieges an Friedrich den Großen gehörten, sind die bisher weltweit einzigen Stücke von diesem Modell, die im 18. Jahrhundert hergestellt wurden und nicht Ausformungen späterer Jahrhunderte sind. Ihr Mittelteil und die Arme sind vollständig aus Porzellan, ebenso wie die durchbrochenen Blumengebinde, die an ihnen hängen.

 

Noch immer zeugen die auf den Wänden duftig gemalten Arrangements aus Blumen und verschiedenen Gegenständen von der ursprünglichen Qualität. Die hinterfangenden Farbflächen, der Parkettboden und die Decke sind leider jedoch im 20. Jahrhundert unsachgemäß überstrichen worden oder zeigen die Folgen eines Wasserschadens. Im Gegensatz dazu sind es jedoch neben einigen Möbeln und dem prachtvollen Kamin die beiden wandfesten Spiegelrahmen, die nunmehr über 250 Jahre unverändert überdauert haben.

Virtuos und absolut einzigartig

Gerade diese Rahmen aus weißem, virtuos modelliertem Porzellan sind absolut einzigartig. Die Königliche Porzellan-Manufaktur in Berlin schuf sie 1768 für ihren Eigentümer, Friedrich den Großen, kurz nach Fertigstellung des Raumes.

Ihre Entstehung verdanken wir dem Modellmeister der Manufaktur, Friedrich Elias Meyer, der kurz zuvor Meißen verlassen und den Lockangeboten des preußischen Königs nach Berlin gefolgt war. Er gehört nicht nur zu den Hauptmeistern der Porzellankunst des 18. Jahrhunderts, sondern er half mit seinem Können auch einen Stil zu prägen, den man heute als preußisches Rokoko bezeichnet. Er war in seiner wichtigen Stellung sehr gut darüber informiert, was auf den Baustellen der königlichen Schlösser geschah und hatte Möglichkeit, die geschnitzten Boiserien oder Stuck- und Steinarbeiten zu studieren. Dies erklärt, weshalb die beiden Spiegelrahmen mit ihren bekrönenden Rocaille-Schwüngen und Blumenkörben so perfekt in diesen Raum passen.

 

Erste Entwürfe des Orangengartens stammen bereits von S. Godeau ab 1705. Damals umfasste die Planung jedoch lediglich die Anlage zweier symmetrischer Rasenspiegel. Eine erhebliche Aufwertung erfuhr der Garten 35 Jahre später, als, korrespondierend mit der Architektur, 360 Orangenkübel im Rhythmus den Fensteröffnungen folgend, auf den Rasenbändern platziert wurden.

Die Umgestaltung in einen Nutzgarten (83 Pflaumenbäume, Wein- und Maulbeerspaliere, Eiskeller, Gewächshäuser) folgte nach der Versteigerung des abseits gelegenen Küchengartens 1810, um den Bedarf an Obst und Gemüse zu decken. 33 Citrus-Kübel zierten nun die Fassade der Großen Orangerie. In den folgenden Jahren wurde der Nutzgarten nach und nach wieder in einen Blumengarten verwandelt, letztmalig um das Jahr 1910 durch G. Potente.

„von zwei bis an die Hundert“

In den Nachkriegsjahren erfolgte die geometrische Neugestaltung des Orangengartens in Anlehnung an die barocke Gestaltung. Dr. Kühn bemühte sich damals intensiv um den Erwerb von Citrushochstämmen, doch es kam bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1969 zu keinem Ankauf. Aus ihrem Schriftwechsel ist zu entnehmen, dass sie versucht hatte hochstämmige Citrus in Florenz anzukaufen, die mindestens 50 Jahr alt sind. Auf die Frage, wie viele sie benötigte, antwortet sie: „Wir können Orangenbäume brauchen von zwei bis an die Hundert.“

Die Anzucht und der Erhalt von Citrushochstämmen verlangt großes gärtnerisches Geschick, erst nach 2000 konnten die ersten angekauften Citrushochstämme im Garten aufgestellt und die Citruszucht im Schlossgarten begonnen werden. Heute stammen alle Citrushochstämme im Orangengarten aus eigener Zucht.

 

Nahezu gleichzeitig mit dem Baubeginn des Neuen Palais bestellte Friedrich der Große in seiner eigenen Berliner Porzellan-Manufaktur 1765 ein umfangreiches Service, das für dieses ehrgeizige Schlossprojekt bestimmt war. Es war die erste Bestellung zu einem völlig neuen Modell, die der König in dem erst zwei Jahre zuvor von ihm erworbenen Unternehmen in Auftrag gab. Bis dahin hatte die KPM lediglich Ergänzungen zu den zahlreichen Meißener Servicen geliefert, die sich Friedrich im Siebenjährigen Krieg aus dem besetzten Sachsen hatte liefern lassen. Sicherlich war die Bestellung auch aus wirtschaftlichen Gründen erfolgt, brauchte doch die Schaffung eines neuen Modells sämtliche technischen und künstlerischen Kräfte der Manufaktur und sicherte ein ordentliches Einkommen.

Entstehung des 1. Potsdam’schen Services

Der verantwortliche Modellmeister Friedrich Elias Meyer studierte für seinen Entwurf sehr genau die Ornamentik, die in den bestehenden und – im Fall des Neuen Palais – sich im Bau befindenden Wohnungen Friedrichs des Großen dominierte: Locker gebündelte Rocaille-Schwünge, verschiedenes Spalier- und Gitterwerk, bemalt mit duftigen Blumen und dem vom König so geliebten und als „mosaique“ bezeichneten Schuppendekor fügen sich in dieser nachträglich als 1. Potsdam’sches Service bezeichneten Schöpfung zu einem der Höhepunkte des deutschen Rokokoporzellans.

Zahlreiche Teile befinden sich heute im Schloss Charlottenburg

Die Ordnungszahl „eins“ erhielt das viele hundert Teller, Schüsseln, Terrinen, Besteckgriffe etc. umfassende Ensemble deshalb, weil Friedrich nur zwei Jahre später gleich eine zweite Version davon bestellte. Dieses nun mit weniger Gold, dafür mit grünen Zwickeln und buntem Spalier dekorierte Service war – so eine These – für das Tafeln im Freien beim Neuen Palais bestimmt. Als beeindruckendes Beispiel des verfeinerten Geschmacks des preußischen Rokokos sind heute zahlreiche Teile dieser beiden Tafelservice in der Silberkammer in Schloss Charlottenburg ausgestellt. Zusammen mit anderen Zeugnissen aus über zweihundert Jahren königlicher Tafelkultur in Preußen laden sie dazu ein, von prachtvollen und genussreichen Festlichkeiten zu träumen.

Sie stellt eine aufmerksam auf die Umgebung blickende Ricke und davor ihr äsendes Kitz dar. Vor 1938 erwarb Kronprinz Wilhelm die Bronzeplastik und ließ sie an diesem Ort platzieren. Zur Zeit der Potsdamer Konferenz war das Kunstwerk umlagert von internationalen Fotografen, die von dieser Position den besten Blick auf die drei Staatsmänner in ihren Korbsesseln für das berühmt gewordene Foto auf dieser Terrasse erhaschen wollten. 1983 entfernte man die Plastik aus Angst vor Vandalismus.

35 Jahre Asyl im Neuen Garten

Über 35 Jahre lang erhielt sie Asyl in der Parkgärtnerei im Neuen Garten. Nach den jüngsten Recherchen des Teams der neuen Sonderausstellung um Jürgen Luh und Matthias Simmich „Potsdamer Konferenz 1945 – Die Neuordnung der Welt“, die ab 23. Juni 2020 im Schloss Cecilienhof stattfindet, fanden sich bislang unbekannte Fotos und Filmausschnitte aus der Konferenzzeit. Sie zeigen immer wieder auch die Rehgruppe. Der Wunsch entstand, diese nicht nur als Teil der originalen Ausstattung, sondern quasi als Zeugen des Treffens der „großen Drei“ in Potsdam wiederaufzustellen.

Ein um 1938 entstandenes Foto der Potsdamer Fotografin Ursula Blau zeigt die Rehgruppe auf dem oben beschriebenen Platz. Während der Potsdamer Konferenz blieb das Kunstwerk (nahezu) unangetastet. Mit der Übernahme des Neuen Gartens durch die sowjetischen Besatzer Anfang der 1950er Jahre befanden sich die Rehe nicht mehr im Bereich des abgesenkten Rasenparterres. Später standen sie in einer Wiesensenke südöstlich des Schlosses, um in den 1970er Jahren noch einmal auf die völlig umgestaltete Terrasse des Hotelrestaurants, jedoch in veränderter Aufstellung (das Rehkitz wandte sich nun seiner Mutter zu) zurückzukehren.

Restaurierung und Rückkehr

Nicht nur im Park Babelsberg finden sich Spuren von jüngster Zeitgeschichte, die in vielen Punkten noch wenig erforscht ist. Besonders die preußischen Schlösser und Gärten rund um die Glienicker Brücke sind auf einzigartige Weise Spiegel der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Neben den weltgeschichtlichen Verwicklungen sind diese Anlagen vor allem jedoch Schauplätze von ganz persönlicher Alltagsgeschichte, individuellen Lebenswegen sowie vielschichtiger Erfahrungen. Sie sind Speicher von Erlebnissen unterschiedlichster Menschen, die lebten, liebten, hofften aber auch zweifelten und Auswege suchten. All diese biografischen Erinnerungen möchte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg in ihrer Vielfältigkeit gern sammeln, bewahren und vermitteln. Hierfür benötigen wir Ihre Unterstützung!

Was ist Ihre aktuelle Aufgabe?

In diesen Tagen und Wochen befassen wir uns mit ganz unterschiedlichen Themen: Wir bereiten Baumaßnahmen vor und die Umnutzung von Räumlichkeiten, wir optimieren den Schlossrundgang und arbeiten an der digitalen Präsentation der Schlösser. Wir begleiten Restaurierungsmaßnahmen, befassen uns mit zukünftigen Ausstellungsvorhaben, aber sind auch schon wieder – und trotz der pandemiebedingten Einschränkungen – mit Veranstaltungsvorbereitungen für die kommende Saison beschäftigt. Es wird nie langweilig.

Bankdepot: Viele Parkbänke warten noch auf neue Paten
Bankdepot: Viele Parkbänke warten noch auf neue Paten © SPSG

Die Bank als symbolisches Geschenk bereitet ihm mehrfach Freude. Zuerst ist er berührt von der liebevoll ausgewählten, nicht alltäglichen Geschenkidee seiner Frau und von ihrem Einsatz, die Vorbereitungen und Absprachen mit Sarah Kimmerle von der Marketingabteilung bis zum letzten Moment geheim zu halten. Daneben freut sich Frank Watzke als sozial engagierter Mensch, dass sein persönliches Geschenk auch der Allgemeinheit zugutekommt. »Die Bank ist ja nicht mein Eigentum, ich bin nur der Pate.« Nicht zuletzt leistet er mit dieser Spende auch einen Beitrag zur Aufenthaltsqualität im Park Sanssouci.

Mit den preußischen Schlössern und Gärten ist Frank Watzke seit Langem verbunden. Schon vor der Pensionierung überlegte er, was er tun könne, um nach der Dienstzeit weiterhin aktiv zu bleiben. Er suchte nach einer Beschäftigung, die seinen vielseitigen Interessen, zu denen auch die Geschichte Preußens gehört, am nächsten kommt, und fand 2010 bei der Volkshochschule einen anspruchsvollen Lehrgang zum zertifizierten Gästeführer für Potsdam. Seither ist er mehrmals in der Woche mit Gästen in der Stadt und in den Parks unterwegs.

Außerdem gehört Watzke seit einigen Jahren auch zum Pool aus Ehrenamtlichen, die mit umweltfreundlichen Golfcarts zwischen dem Eingang am Grünen Gitter und dem Neuen Palais pendeln, um Besucherinnen und Besucher, denen das Laufen schwerfällt, durch den Park Sanssouci zu fahren. In diesem Jahr fällt der Shuttle-Service leider aus – coronabedingt.

Ein persönliches Geschenk zur Freude der Allgemeinheit: Baum- und Bankpatenschaften sind eines der vielen Projekte, für die die SPSG Spenden einwirbt. Sie eignen sich gerade für Privatpersonen als unerwartete Gabe zu einem besonderen Ereignis wie runde Geburtstage und andere Jubiläen.

 

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, der Bau­verein der Friedenskirchengemeinde und die Deut­sche Stiftung Denkmalschutz engagieren sich seit Jahren für Erhalt, Sanierung und Restaurierung des einzigartigen Denkmals. Inzwischen sind dank zahlreicher und großzügiger Spenden die Dächer rundum dicht und im Innern erstrahlt das 800 Jahre alte Mosaik mit dem thronenden Christus als Herrscher im Zentrum in nie zuvor gesehener Farbigkeit.
Jetzt steht dringend die denkmalgerechte Sanierung des Campanile an, denn so weit die Vorbilder für die Bauform auch in die Vergangenheit zurückreichen, so zeitgenössisch war im 19. Jahrhundert die Bauausfüh­rung. Hinter mittelalterlich anmutenden, gemauer­ten Rundbögen steckte ursprünglich eine reine Eisenkonstruktion. Etwa 50 Jahre nach dem Bau der Kirche waren die mit der filigranen Wendeltreppe im Turm verbundenen Geschosse aus Eisengussplatten so verrostet, dass sie durch massive Betondielen ersetzt wurden. Nach über 100 Jahren hält auch diese Hilfskonst­ruktion nicht mehr. Darüber hinaus haben Wind und Wetter auch Mauerwerk und Säulen stark zuge­setzt und Rost nagt an der eisernen Wendeltreppe.

Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen I und II erkunden im Park Babelsberg die historisch gewachsene Kultur- und Erinnerungslandschaft aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Die schulischen Fachbereiche Naturwissenschaft und Kunst bilden die Klammer, der Vielfalt der frei gewählten Themen aus dem breiten Spektrum zwischen Natur-, Umwelt- und Denkmalschutz sind in diesem »grünen Klassenzimmer« keine Grenzen gesetzt. Im Rahmen der Seminarkurse und im Austausch mit Fachleuten der SPSG sowie externen Experten werden – angepasst an die pandemische Situation – kreative Ideen in praktische Anwendungen umgesetzt. Das reicht von Dokumentationen, Hinweisschildern, Filmbeiträgen und künstlerischen Installationen über interaktive Guides für digitale Medien und Module in der Smart Gaming App »Actionbound« bis zu Konzepten für nachhaltige Veranstaltungen im Park.

Als eines der großen Sanierungsprojekte der Stiftung werden die Römischen Bäder im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms 2 einer Gesamtinstandsetzung unterzogen. Sie soll bis 2026 abgeschlossen sein. Doch auch die Innenräume mit ihren Originalen aus der römischen Antike oder den Nachbildungen nach antiken Vorbildern bedürfen der intensiven Pflege und Erhaltung. Das Zusammenspiel von Wandmalerei, Architektur, Möblierung und Statuetten erzielt den Eindruck eines komplett ausgestatteten römischen Hauses, eine museale Stätte der Erinnerung an Italien.

»An diesem wunderbaren Ort helfen zu können, ist eine großartige Aufgabe, die vor uns liegt«sagte Barbara Schneider-Kempf, die Vorsitzende der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten, im Sommer 2021. Und sie blickt zurück auf die lange Verbundenheit mit diesem Ort: »Zu diesem Kronjuwel der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg haben die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten eine ganz besondere Beziehung. Schon 1992 unterstützten sie die Restaurierung des Teepavillons, der wie ein antiker Tempel gestaltet ist, und ermöglichten die Brücke über den Maschinenteich«. Gemeinsam wurde jetzt wieder Großes erreicht: In nur einem Jahr gelang es, mehr als 300.000 Euro an großen und kleineren Spenden für dieses Förderprojekt einzuwerben. Über die Planungen der anspruchsvollen Förderprojekte steht der Vorstand der Freunde mit SPSG-Generaldirektor Christoph Martin Vogtherr im steten lebhaften Austausch.

Das Konzept, mit dem die verschiedenen Abteilungen der Restaurierung der SPSG an die Wiederherstellung der Innenräume herangehen, wirkte auf unsere Freunde und Förderer so überzeugend wie verführerisch. Auch einen Film haben die Freunde über die Geschichte dieses Ortes und die Restaurierungspläne drehen lassen; er ist auf unserer Website zu sehen. Gleich zu Beginn des letzten Jahres fanden die antiken Figuren wie Apoll und Dionysos oder die Nachbildung der Venus von Capua ihre Liebhaber und Förderer.

In Abbildungen und Textquellen ist das Aussehen dieser bedeutungsvollen Gartenstaffage im sentimentalen Landschaftsgarten des 18. Jahrhunderts bestens dokumentiert. Von baulichen Überresten gab es jedoch kaum Spuren. Nach 1945 verfiel die Anlage, 1962 wurden die Reste abgetragen, zerstört, zugeschüttet. Bei geophysikalischen Untersuchungen zur Bodenerkundung zwischen 2008 und 2011 konnten Strukturen unter dem Grottenberg nachgewiesen werden, die auf die ursprünglichen Staffagebauten hinwiesen.

Was begeistert Sie an Ihrem Beruf?

Mir gefällt vor allem die Bandbreite meiner unterschiedlichen Aufgaben. Grundsätzlich bin ich Ansprechpartnerin für alle Themen, die mit der Erforschung und Vermittlung der historischen Leuchter im Bestand der SPSG zusammenhängen. Mitunter betreue ich parallel Restaurierungsvorhaben, Erwerbungen, Um- und Neuhängungen oder die Organisation einer Fachtagung. Besonders spannend finde ich es, Leuchter in unserem Zentraldepot zu inventarisieren, denn immer wieder kommen dabei ganz außerordentliche Objekte zutage. Diese Entdeckungen dann nach außen zu kommunizieren, etwa über unsere Online-Sammlung und hoffentlich bald wieder häufiger bei Präsenzveranstaltungen, gehört ebenfalls zu meinen liebsten Aufgaben.

Im bewussten Kontrast zum strengen und in seinem Skulpturenprogramm sehr „atheistischen“ Park Sanssouci Friedrichs des Großen ließ Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) das gesamte Ensemble von Friedenskirche, Marly- und Friedensgarten zwischen 1844-1854 mit einer stark von der tiefen Religiosität des Königs geprägten Ikonographie anlegen. So wählte er auch die Friedenskirche als seine persönliche Grablege: Die Sarkophage des Königs und seiner Frau, Königin Elisabeth (1801-1873), befinden sich in einer Gruft unterhalb des Kirchenschiffs.

Nach der langen Winterperiode startet der Frühling mit fleißigen Zimmermännern. Die Handwerker der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) beginnen mit dem „Aushausen“ der Skulpturen, also mit dem Entfernen der schützenden Holzverkleidungen. Diese bewahren die kostbaren Marmor-Skulpturen jedes Jahr in den Wintermonaten vor Temperatur- und Witterungseinflüssen.

Ungefähr drei Wochen lang dauert es, bis die fast 260 Marmorskulpturen im Schlosspark Sanssouci, im Neuen Garten, im Park Sacrow, im Berliner Park Glienicke und im Lustgarten Rheinsberg ausgehaust sind. Die Göttinnen und Götter, Musen und Allegorien freuen sich schon darauf, wieder in ihrer vollen Pracht bewundert zu werden.
 

#ParkIsArt – Schlossgärten sind Kunstwerke

 

Anschließend schritt der Bundespräsident mit dem Staatsbesuch zur offiziellen Begrüßung durch die Bundesrepublik Deutschland die Ehrenformation der Bundeswehr ab. Im Schloss kam es dann zur Einzeichnung in das Goldene Buch durch den Staatsgast.
 

Die Kopie besteht – wie bereits das Original aus dem 18. Jahrhundert – aus italienischem Carrara-Marmor. Die feinkristalline Struktur dieses edlen Steins faszinierte von jeher Künstler:innen und Bildhauer:innen. Im Mittelalter haben vor allem die Baumeister dafür gesorgt, dass der Marmor in Nord- und Mittelitalien für Bauten verwendet wurde, meistens für den Bau von Kathedralen. In der Renaissance wählte Michelangelo die Blöcke für seine Skulpturen persönlich in den Steinbrüchen aus. Das geschieht auch heute noch in der SPSG, die Restaurator:innen suchen den Carrara-Marmor vor Ort in den Steinbrüchen aus und er wird dann nach Potsdam geliefert. Auch der berühmte „David“ des Künstlers ist aus Carrara-Marmor. Die Qualität dieses Gesteins zeigt sich heute noch in der kühlen Schönheit und zeitlosen Eleganz der Skulpturen. Marmor ist jedoch nicht so unvergänglich wie es scheint. Im 19. Jahrhundert wurde entdeckt, wodurch der Stein zerstört wird: Durch zahlreiche, kleinste Poren kann Wasser in die Substanz eindringen und lässt sie verwittern. Um das Original vor weiteren Schäden zu schützen, wird eine Kopie angefertigt. Das originale Marmormedaillon August Wilhelms wird nun sicher im Depot eingelagert und für die Forschung und spätere Ausstellungen verwahrt.

Sie begutachtete im Februar 2021 den Bacchus das erste Mal. Die wichtigste Frage dabei war: In welchem Zustand ist die Statue? Ist eine Wiederaufstellung im Freien möglich? Eine Ultraschallmessung der Steinstruktur weckte Hoffnung. In den filigranen Teilen war das Marmorgefüge zwar stark geschädigt, doch im Innern zeigten die Steinkristalle nur wenige Lücken. Der Bacchus war also bereit für eine Neuerweckung. Bei der Begutachtung zeigt sich auch: Der Sturz vom Sockel nach Kriegsende war wohl nicht die erste Beschädigung der Statue. Arme und Beine waren bereits vorher erneuert worden und mit dem damals üblichen Material, einem mit Blei verstopften Stahldübel am Rumpf befestigt worden.
 

Was ist bereits geschehen?

Die Umsetzung

Seit 2016 organisiert das Netzwerk „European Royal Residences“ den „Palace Day“, der jedes Jahr am 19. Juli stattfindet. Dieser Aktionstag findet ausschließlich online statt, er wurde extra für die Social-Media-Kanäle ausgelegt. Zunächst nur bei Twitter, wird der „Palace Day" mittlerweile auch auf Facebook und Instagram gefeiert.

Von Anfang an hat der „Palace Day“ das Hauptziel das kulturelle Erbe und die Vielfalt der Schlossanlagen Europas  zu vermitteln. Mithilfe des einheitlichen Themas wird die Vielfalt über diese gemeinsame Aktion hervorgehoben. Jede Institution erstellt für das Jahresthema Fotos, Texte und Filme und veröffentlicht sie auf ihren Social-Media-Kanälen. Um die Vernetzung zu verstärken, markieren sich die Institutionen untereinander und teilen die Beiträge gegenseitig.
 

Bereits in den vergangenen Jahren wurden in den Römischen Bäder regelmäßig Sonderausstellungen gezeigt. In dieser Saison sind mit der Ausstellung DENK × PFLEGE – Zukunft für das Welterbe Römische Bäder allerdings gleich drei Besonderheiten eingetreten:

  • Sie wurde von Architekt:innen kuratiert und bietet so eine außergewöhnliche Perspektive.
  • Zu sehen sind Räume, die in den letzten Jahren nicht öffentlich zugänglich waren.
  • Die Römischen Bäder schließen nach der Ausstellung ab dem 01. November ihre Türen für die Restaurierung bis ins Jahr 2026.
     

Besonders ist dabei, dass es sich bei diesen teils unbeholfenen Zeichnungen um die künstlerischen Gehversuche eines heranwachsenden Genies handelt, das um 1900 unter dem Namen John Singer Sargent zu einem der international erfolgreichsten Maler werden sollte. Heute ist Sargent vor allem für seine Porträts in Ölmalerei bekannt, in welchen er die gesellschaftlichen Eliten Europas und Nordamerikas verewigte. Tatsächlich weist sein Schaffen jedoch eine enorme Bandbreite an Themen und künstlerischen Techniken auf, unter denen die über 2000 Aquarelle und Wandmalereien der späteren Jahre zu den faszinierendsten Schöpfungen gehören. Seine Werke zeichnen sie sich durch ihren lockeren, „impressionistischen“ Farbauftrag und eine oftmals theatralische Inszenierung aus.

Zwei in den Harvard Art Museums in Cambridge, Massachusetts, aufbewahrte Skizzenbücher des jungen John enthalten mitunter drei Darstellungen seiner Besuche in Sanssouci und Charlottenburg. Der Künstler vermachte die Bücher seinen Schwestern Violet und Emily, welche diese im Jahre 1937 wiederum gemeinsam mit anderen Stücken aus dem Nachlass der Harvard University schenkten. Es handelt sich um sehr kleine Bücher, wenig größer als ein Smartphone, welche Sargent ohne Weiteres in der Hosentasche tragen konnte. Sie tragen auf dem Einband jeweils die Aufschriften „1872“ und „1872 – Dresden“ sowie im vorderen Deckel den Aufkleber des Herstellers „Emil Geller/ Kunsthandlung/ Dresden/ Waisenhausstr.“.

Die schönste und größte der drei Zeichnungen erstreckt sich über zwei Blätter und stellt die historische Windmühle von Sanssouci dar. Sargent zeichnete sie von (Nord-)Osten, was an der Position des begrünten Laubengangs (Pergola) und der unten rechts mit kräftigen dunklen Strichen angedeuteten Dachschräge des Schweizerhauses erkennbar ist. Womöglich setzte er sich hierfür auf die niedrige Mauer, welche noch heute den westlichen Aufgang zum Schloss Sanssouci säumt. Die Skizze ist mit besonderer Sorgfalt angefertigt, was Sargent vielleicht zusätzlich beflügelte, sie stolz mit der Inschrift „Wind mill of Sans Souci 1872“ zu versehen. Die Rückseite zeigt Bleifstiftskizzen von zwei Männern in Uniform, zwei ländlichen Frauengestalten sowie zwei idealisierten Gesichtern, bei denen es sich um Zeichnungen nach Skulpturen handeln könnte. Im zweiten Skizzenbuch zeichnete Sargent die Windmühle erneut von demselben Standpunkt aus, obgleich er hier einen engeren Bildausschnitt wählte. Die Skizze ist weitaus zaghafter und wirkt unfertig. Sichtlich tat sich Sargent vor allem mit der Darstellung der Balkenkonsolen, welche den Rundgang tragen, schwer und verwarf die Skizze. Weitaus aufwendiger ist hingegen die Zeichnung auf der Rückseite. Diese stellt ein Alpenpanorama mit Bergsee dar, welches Sargent mit Bleistift vorzeichnete und mit Aquarellfarben ausarbeitete.
 

Wie sieht es in den Schlössern aus?

Wir haben den Vorteil – im Gegensatz zu klimatisch regulierten Museen –, dass sich die historischen Gebäude dem Außenklima anpassen. Im Sommer wird es sehr warm und im Winter sehr kalt. In enger Abstimmung zwischen den Abteilungen Baudenkmalpflege, Präventive Konservierung und den Restauratorinnen und Restauratoren helfen uns seit Jahren erprobte und bewährte Maßnahmen, ein gleichmäßiges Raumklima zu erhalten, damit kein Kunstgut zu Schaden kommt. Gesteuert wird das konservatorisch verträgliche Klima in den Schlössern mit Be- und Entfeuchtern.

Wichtig ist, so unsere Chefrestauratorin Kathrin Lange, ein stabiler, möglichst gleichbleibender Klimaverlauf mit relativer Luftfeuchte von 50 Prozent. Starke und schnelle Temperatur- und Feuchteschwankungen müssen vermieden werden. In beheizten Schlössern, etwa Charlottenburg und Cecilienhof, liegt die optimale Temperatur bei 15 Grad Celsius, in unbeheizten darf sie nicht unter den Frostschutz fallen.

Max Beran war zum zweiten Mal in Potsdam, um ein verloren geglaubtes Gemälde aus der Sammlung seiner Großmutter in Empfang zu nehmen. 2007 restituierte die SPSG ein Porträt der Irene Beran als modische, selbstbewusste junge Frau, gemalt von Hugo von Habermann. 2022 war es das Gemälde »Schäfchen« von Thomas Theodor Heine. Der Maler, Zeichner und Mitbegründer der Satirezeitschrift »Simplicissimus« hielt eine liebevoll verspielte Szene zwischen einem jungen Mädchen und einem »Schäfchen« fest.
 

Unterlagen von bleibendem historischem Wert werden im Archiv dauerhaft aufbewahrt und inhaltlich erschlossen. Die Bestände spiegeln die vielfältigen Aufgaben der Verwaltungen der Schlösser und Gärten beginnend im ehem. Preußen bis hin zum wiedervereinigten Deutschland wider. Die Überlieferung beginnt mit der Gründung der „Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten“ am 1. April 1927. Nach dem Zweiten Weltkrieg existierten schließlich zwei Schlösserverwaltungen parallel – in West-Berlin die „Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin“ und auf dem Gebiet der DDR die „Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci“ (SSG). Diese wurden nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung zur bis heute bestehenden SPSG vereint.
 

Orangerien nahmen in der barocken Bau- und Gartenkunst ab dem 17. Jahrhundert eine bedeutende Rolle ein. Sie waren die Winterquartiere für die begehrten Zitrusgewächse aus dem Mittelmeerraum. Die duftenden Blüten und Früchte aus eigener Aufzucht waren Schmuck und Genuss zugleich. Besonders beliebt waren die Früchte der Orangenbäume, denn sie wurden mit den Goldenen Äpfeln der Hesperiden der antiken Mythologie gleichgesetzt, die für Macht und Stärke standen.

Was können die Schlösser zu dieser Diskussion beitragen?

Wir haben festgestellt, dass erstaunlich wenig über die kolonialen Verbindungen des preußischen Hofes vor allem im 17. und frühen 18. Jahrhundert bekannt ist. Schlösser waren Orte der Macht, hier haben die Regierenden gewohnt, gearbeitet, repräsentiert, politische Ziele verfolgt. Dazu gehörte der transkontinentale Versklavungshandel unter dem Großen Kurfürsten. Uns ist wichtig, an die Anfänge zu erinnern. Zu diesem frühen Teil der preußischen Kolonialgeschichte können wir viel Neues beitragen. Über die Kolonialpolitik im Deutschen Kaiserreich ist weit mehr bekannt.

„Ahuntahunta: The Ghosts we left Behind“ wurde von den Künstler:innen Jere Ikongio, Rebecca Pokua Korang und Selou Sowe vorgeschlagen. Sie rufen mittels Augmented Reality (AR; erweiterte Realität) die vier angeketteten Figuren am Sockel als Geister hervor, die sich nun selbstbestimmt über bisher erzählte Biografien von John Canoe, Anton W. Amo und Sista Mimi sowie einem vierten von der Community in Accra und Berlin ernannten Geist erheben können. Die Geister werden vor der ehemaligen Festung Groß Friedrichsburg stehen, während die Besucher:innen sich weiterhin vor Schloss Charlottenburg befinden. In dieser Gegenüberstellung überbrücken die zurückgelassenen Geister Raum und Zeit. Über eine virtuelle Tanzperformance vor der ehemaligen Festung soll zur Solidarität, Freiheit und Widerstand aufgerufen werden. Die Künstler:innen möchten auf diesen Ebenen an der Festung und vor dem Schloss deutsche koloniale Narrative unterwandern.
 

Der Raum, in dem die Flasche gefunden wurde, liegt abseits des offiziellen Besucherrundgangs. Er befindet sich in einem Zwischengeschoss, das nur über die „Düstere Kaisertreppe“, ein ehemaliges Dienstbotentreppenhaus, erreichbar ist. In den 1980er Jahren gehörte dieser Bereich zum Depot der Kunstsammlungen und konnte nur von wenigen Mitarbeitenden betreten werden.
 

Hollandverehrung Friedrich des Großen

Der niederländischen Verwandtschaft ließ Friedrich der Große (1712–1786), Urenkel des Großen Kurfürsten, im Park Sanssouci ein Denkmal setzen. Im großen Rund des Oranierrondells an der östlichen Hauptallee verweisen acht Marmorbüsten in einer Art Ahnengalerie auf die dynastische Verbindung der Hohenzollern zum Hause Oranien-Nassau. Alle Skulpturen sind moderne Kopien, entstanden zwischen 1992 und 1998. Die Originale des wallonischen Bildhauers François Dieussart aus den 1640er-Jahren sind im Orange-Saal des Schlosses Oranienburg wetterfest untergebracht. Im Park Sanssouci rahmen die Porträtkopien des Großen Kurfürsten und der Kurfürstin Louise Henriette den Weg zum Holländischen Garten unterhalb der Bildergalerie.
 

Georges Cousineau: Pedalharfe aus dem Besitz der Königin Luise von Preußen, um 1795
Georges Cousineau: Pedalharfe aus dem Besitz der Königin Luise von Preußen, um 1795 © SPSG / Wolfgang Pfauder

Die Harfenmode mit den edlen Instrumenten erreichte auch den preußischen Hof, die Harfenbauer Cousineau und Sohn verkauften ihre handwerklichen Kunstwerke nach dem Niedergang des französischen Adels nach Deutschland und Portugal. Wann die Harfe in den Besitz der Königin Luise gelangte, ist nicht bekannt, auch nicht, ob sie sie direkt in Auftrag gegeben hat. Sie spielte auf dem mit geschnitzten und vergoldeten Ornamenten verzierten Instrument, womöglich auch in Schloss Paretz. Harfen waren vor allem Begleiter für Gesang.  Ein- und mehrstimmige Lieder, Oden, Romanzen oder Choräle waren seit Mitte des 18. Jahrhunderts im preußischen Bürgertum beliebt. Königin Luise liebte es, zu singen und brachte die vokale Hausmusik an den Hof und in das elitäre Umfeld der Schlösser und Parks.

Wie haben Sie sich als Team der Ausstellung dem Thema „Kolonialismus in den Schlössern“ genähert?

Susanne Evers: Bis zum März 2023 waren wir als Dreier-Team mit der Kuratierung beauftragt. Der Historiker Hatem Hegab ist nach der Konzipierungsphase ausgeschieden. Zu Beginn haben wir eine Art Leitlinie verfasst, in der wir die Ziele und die Vorgehensweise für diese Ausstellung definiert haben.

Carolin Alff: Dieses Positionspapier beschreibt nicht nur den Weg, wie die Ausstellung entstanden ist, es beschreibt auch die unterschiedlichen Hintergründe, die Einfluss darauf haben. Wer sind wir, was haben wir für Ziele, was haben wir für Erwartungen und Lebensgeschichten? Es sollte sehr transparent sein, wer das Thema begleitet.

Ist es eine große Umstellung für Sie, von Düsseldorf nach Potsdam und von der Museumsarbeit zur Stiftung?

Ja, das ist ein großer Unterschied. Potsdam mit seiner wunderschönen Umgebung ist ein ganz anderer Standort als das Rheinland. Hier zu arbeiten, bedeutet für mich einen ungeheuren Gewinn an Lebensqualität. Ich bewege mich sehr gerne durch diese wunderbar gestaltete Landschaft und genieße das große Kulturangebot.

Was meine Tätigkeit anbelangt, so liegt der größte Unterschied darin, dass in der Museumsarbeit ein besonderer Fokus auf Wechselausstellungen liegt, die Auseinandersetzung mit verschiedenen Kunstformen, Künstler:innen und Werken daher schneller und kurzlebiger ist. Hier in der Stiftung geht es stärker um den Umgang mit festen Beständen. Die Arbeit eröffnet die großartige Möglichkeit, sich tiefer einzuarbeiten und mit einer langfristigeren und nachhaltigeren Perspektive Konzepte entwickeln und erproben zu können.
 

Gliederung der Briefe

Den zentralen Bereich eines Lehrbriefes nimmt das Textfeld ein, das wiederum dreigeteilt ist. Ganz oben steht dort groß hervorgehoben der Name des jeweiligen Landesherrn oder Fürsten, gefolgt von einer Auflistung aller seiner Titel und Funktionen. Dazu gehört oben oder unten mittig dessen Wappen. Als nächstes folgt der Name und die Funktion des ausbildenden Hofgärtners. Den Abschluss und Hauptteil des Textes bildet die Namensnennung des Lehrlings, die Zeitspanne seiner Ausbildung, einige Anmerkungen dessen Bemühen und Verhalten, seltener zu den Lehrinhalten, dann noch die Weiterempfehlung mit der Bitte um weitere Unterstützung, abgeschlossen von Ort und Datum und Unterschrift des Ausstellenden.
Gerahmt wird der Textblock durch eine aufwendige künstlerische Darstellung, die aus Arabesken, Pflanzendarstellungen, Gartengeräten oder auch der Abbildung fiktiver oder realistischer Gartenveduten bestehen kann. Aus diesen Zeichnungen kann man sicher die Spezialstrecken und Vorlieben des ausstellenden Hofgärtners ablesen.

Lehrbriefe in der SPSG

Aktuell verfügt die Stiftung in ihrem Planbestand über ein reichliches Dutzend interessanter Lehrbriefe aus der Zeit zwischen 1722 und 1828. Ein Teil davon kann in Form guter Reproduktionen im Hofgärtnermuseum in Glienicke besichtigt werden. Nach der von Lenné betriebenen Gründung der Königlichen Gärtnerlehranstalt 1824 gab es erstmals eine offizielle Ausbildungsstätte für Gartengestalter. Seit dieser Zeit fielen dann aber die Lehrbriefe schrittweise weg und wurden durch Abschlussurkunden ersetzt. Diese sind zwar immer noch kalligrafisch geschrieben und mit dem Siegel des Gartendirektors versehen. Aber auf das großformatigere Pergament und die aufwendigen Randillustrationen wurde in der Folge leider verzichtet.

Der konkrete Lehrbrief

Der jetzt an uns übergebene Lehrbrief wurde am 3. Februar 1710 vom Charlottenburger Hofgärtner Johann Lohmann für den Lehrling Zacharias Gottschalck ausgestellt. Diesem wird die erfolgreiche Absolvierung einer achtmonatigen Lehrzeit bescheinigt und bei Vorlage um Gewährung jeglicher Unterstützung auf dem weiteren beruflichen Weg gebeten. Oben mittig stehen die Initialen König Friedrichs I. in Preußen unter einer Krone und von zwei Adlern gehalten, die seitlich gerahmt werden von zwei kleinen, von Blumenranken umkränzten Kübelpflanzen-Veduten. Unten in der Mitte steht das ebenfalls bekrönte und von zwei sogenannten Wilden Männern präsentierte Landeswappen und der linke Rand wir durch stark vergrößerte und verzierte Initialen grafisch aufgewertet.

Der Lehrbrief hat leider im Lauf seiner langen Geschichte schon etwas gelitten und das ehemals dazu gehörende Siegel Lohmanns ist inzwischen zerbrochen und abgefallen. Zwei Risse an den ehemaligen Faltstellen sind durch Pergament-Duplizierung auf der Rückseite kaschiert worden. Das Trägermaterial ist recht wellig und die Schrift schon etwas ausgeblichen.

Johann Lohmann hatte erst zu Beginn des Jahres 1710 sein Hofgärtneramt in Charlottenburg angetreten, nachdem er vorher fünf Jahre im selben Garten als Planteur gearbeitet hatte, d.h. für die Pflanzung und Pflege von Bäumen verantwortlich war. Gottschalck muss also den größten Teil der ihm bescheinigten Lehrzeit noch unter dessen Vorgänger und LeNotre-Schüler Simeon Godeau gearbeitet haben.
 

Schloss Charlottenburg, Ehrenhof von Süden, nach der Zerstörung, vor 1949
Schloss Charlottenburg, Ehrenhof von Süden, nach der Zerstörung, vor 1949 © SPSG

Das Schloss nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Mit dem Wiederaufbau stand es bald für Veranstaltungen des Bundespräsidenten sowie der Bundes- und Landesbehörden zur Verfügung.
Foto: SPSG

Blick ins Foyer des ersten Obergeschosses mit einem Gemälde des Berliner Künstlers Christopher Lehmpfuhl.

Die neue Visualisierung ergänzt einen seit 2013 online zugänglichen Katalog dieser Zeichnungen. Die Visualisierung entlang eines Zeitstrahls zeigt als Verteilungskurve, in welchen Jahren sich Friedrich Wilhelm IV. mit welchen Themen beschäftigte, und bringt dies mit Informationen über biographische und zeithistorische Ereignisse in Zusammenhang.

Im Bereich des Stadtwäldchens hatte es auch zuvor – auf ebener Fläche und in rechteckigen Feldern – Weinanbau gegeben. Lenné greift dieses gartenbauliche Motiv also auf, verwandelt es aber in ein ästhetisches Bild. Auf annähernd ovalem Grundriss will er einen Weinberg entstehen lassen, der von einem runden Gebäude, vielleicht einem kleinen Tempel, bekrönt wird. Ein schmaler geschwungener Weg windet sich durch die Weinreben zur Hügelkuppe, wo Sitzmöglichkeiten bestehen und die Besucher eine Aussicht über die umliegenden Wiesen genießen können.

Die Bepflanzung in der Umgebung des Hügels ist abwechslungsreich. Zum Parkrand hin ist die eine Seite des Ausgangs mit dunklen Nadelgehölzen besetzt, während auf der anderen Seite eine Gehölzpartie aus Laubhölzern in unterschiedlicher Tönung und Wuchsform besteht. Auf den Wiesenflächen gibt es Baumgruppen aus jeweils zwei bis fünf Laubbäumen derselben Art ohne Unterwuchs von Sträuchern. So kann man als Besucher von den Wegen aus zwischen den Stämmen der Bäume hindurch schauen. Daneben plant Lenné aber auch gemischte Gehölzgruppen aus Bäumen und Sträuchern ein, die als dichte Pflanzung die Durchblicke an bestimmten Stellen versperren. So erzeugt er Räumlichkeit und Tiefe in den Wiesenflächen.

Die relativ wenigen Baulichkeiten im Park sind in der Wahrnehmung der Anlage bedeutend als Endpunkte ebenso wie als Ausgangspunkte für Blickachsen, die auch über die Parkgrenzen hinaus reichen. Die Besucher sollten aus ihrem Stadtpark auf die Kirchen der Stadt und die Festung schauen können. Diese optischen Verbindungen waren im Vorlagenplan, der den Wettbewerbsteilnehmern zur Verfügung gestellt wurde, schon markiert. Lenné greift die Idee auf und führt sie fort – später entwickeln sich diese in gestrichelter Linie dargestellten Sichtlinien fast zu einem Markenzeichen seiner Pläne.

Die Aufgaben, die dabei zu bewältigen sind, wären auch für jeden Erwachsenen eine echte Herausforderung: Informationen recherchieren und für die Vermittlung aufbereiten, sich Methoden und Herangehensweisen überlegen, vor einer Gruppe referieren und das gemeinsame Gespräch moderieren, die kreative Arbeit der Jüngeren anleiten, Materialien und Pausensnacks organisieren, über das Projekt und die Ergebnisse berichten. All dies geschieht in Arbeitsteilung, unter Anleitung einer erfahrenen Museumspädagogin und mit Unterstützung von Lehrpersonal der Schule am Schloss. Es erfüllt die Zielstellung der Schule, die Stärken ihrer Schüler und Schülerinnen zu fördern und sie Verantwortung übernehmen zu lassen.

Nicht nur die Frostkeimer lassen sich blicken, auch die Bedecktkeimer schaffen den Durchbruch ins Licht. Am 09. Februar 2017 wurde das Weißfilzige Greiskraut, auch Silberblatt genannt, gepflanzt und schon nach 5 Tagen ist das dekorative Gewächs aufgekeimt.

Friedrich Wilhelm I. starb am 31. Mai 1740, sein Sohn Friedrich folgte ihm auf den Thron. Jochen Klepper wurde mit seiner jüdischen Frau und einer der beiden Töchter aus derenerster Ehe von den Nationalsozialisten in den Tod getrieben. Sie starben in der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember 1942. Auf ihn folgte bislangnoch niemand, der ein neues Gesamtbild Friedrich Wilhelms zu entwerfen wagte.

Im Zentrum des Altars zeigt die von zwei Dreiecksgiebeln bekrönte Mitteltafel des Triptychons eine Kreuzigungsgruppe. Maria im blauen Mantel und Johannes stehen dem Erlöser am Kreuz zur Seite, über dessen Querbalken Sonne und Mond erscheinen. Auf dem linken Seitenflügel ist die hl. Cäcilie dargestellt, mit Märtyrerkrone, Palmenzweig in der rechten und aus Rosen und Lilien geflochtene Kränzen in der linken. Der rechte Flügel zeigt ihren Bräutigam, den hl. Valerian, in kurfürstlichem Ornat. Über ihnen schwebt der in der Heiligenlegende genannte Engel herab, der ihnen Blumenkränze reichte. Auf den Rückseiten der Klappflügel findet sich eine Verkündigungsszene in einem gotischen Innenraum. Links erscheint der Erzengel Gabriel mit dem englischen Gruß „Ave Maria gratia plena dominus tecu(m)“ (Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir) auf einem Schriftband. Die Mariendarstellung an einem Lesepult ihm gegenüber ist wohl von Gläubigen weitgehend abgerieben. Ursprünglich besaß das Retabel noch zwei Standflügel mit den Heiligen Sigismund und dem Papst Urban I., der den hl. Valerian taufte.

Im Pleasureground gibt es neben Korbbeeten auch mit tönernen Ziegeln umrandete Beete. Die Umrandungen entstanden nach historischem Vorbild, denn schon Pückler verwendete die Ziegel als Begrenzung der Beete. In den 1970er Jahren hatte der damalige GartenleiterKarl Eisbein Steine entdeckt, die aus dem Boden ragten. Das konnte doch kein Zufall sein! – Grabungen wurden durchgeführt und letztendlich die Standorte der ursprünglichen Beete gefunden. Die bei den Grabungen gehobenen tönernen Scherben wurden im nächsten Schritt zusammengefügt. Und siehe da – die Ziegel wurden wiederentdeckt und rekonstruiert. Viele verschiedene Ausführungen dieser Beeteinfassungen wurden im Laufe der Zeit nachgebaut und schmücken heute wieder die Beete im Park Babelsberg.

Einen einmaligen Blick auf das „Vorher-Nachher“ bietet die Ausstellung „Gärtner führen keine Kriege. Preußens Arkadien hinter Stacheldraht“, die noch bis zum 10. September 2017 im Schloss Sacrow gezeigt wird. Der etwas heruntergekommene DDR-Charme des kleinen Schlosses lässt die Vergangenheit spürbar werden.

Während die Ausstellung letztes Jahr bereits viele Besucher anzog, erzählt sie in der zweiten Auflage zusätzlich von der Nutzung des Schlosses Sacrow in der Zeit von 1945 bis 1961: In einem völlig neu gestalteten Raum geht es um die spannende Geschichte des Schlosses Sacrow als "Liselotte-Herrmann-Heim" von 1945-61. Bis 1953 waren hier Opfer des Nationalsozialismus - Überlebende der KZ's und Widerstandskämpfer - zur Erholung untergebracht. Von den vergleichsweise paradiesischen Zuständen dort erzählt das Lied „In Sacrows grünen Hallen“ von Otto Möbus, der als KPD-Mitglied von 1933-34 in Haft war.

Von 1954 bis 1961 war es dann ein Schriftstellerheim der DDR. Auch die junge Brigitte Reimann war 1956 in Sacrow zu Gast. Von ihr findet sich ein signiertes Exemplar ihres Buches „Die Frau am Pranger“, das sie der Heimleiterin damals schenkte.

Zwei wichtige Zeitzeugen - die Kinder der damaligen Heimleiterin - tragen mit ihren Erinnerungen und einem als "Schatz" zu bezeichnenden umfangreichen Fotokonvolut dazu bei, ein wichtiges Kapitel Deutscher Geschichte in Sacrow nachzuerleben.
In der Ausstellung läuft ein Film, in dem die beiden von ihrer Kindheit in Sacrow nach dem Krieg berichten. Es muss eine wunderbare Zeit für sie gewesen sein, bis die Mauer gebaut wurde und ihre unbeschwerte Kindheit ein jähes Ende fand.

Dazu trägt heute in erster Linie das Fernsehen bei, dessen historische Sendungen gern an alten Deutungen festhalten. Das erstaunlichste Beispiel dafür war im Friedrichjahr 2012 die ZDF-Sendung Terra X vom 6. April: Friedrich der Große - Alles oder Nichts! Zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen. Sie nahm vieles von dem auf, was die neuere Forschung in den vergangenen Jahren über Friedrich herausgefunden hatte. Doch wurden diese Ergebnisse im Laufe der Sendung immer weiter in den Hintergrund gedrängt – zugunsten der einschlägigen Anekdoten, gipfelnd in dem Wort des Friedrichdarstellers in der Küche des Schlosses im Keller von Sanssouci (die es realiter nicht gab und nicht gibt), in der eine Magd zwischen Töpfen, Tassen, Tellern Kartoffeln zuzubereiten sucht.

Dies der Dialog:

Friedrich: Wo ist der Koch?

Küchenmagd: Das bin ich!

Friedrich: Sie meint, dass sollen meine Landeskinder genießen lernen?

Küchenmagd: Sie machen satt und wachsen gut auf unserem Boden, selbst, wo sonst nichts Gutes wächst.

Friedrich: Vielleicht muss man sie anders zubereiten?

Küchenmagd: Man könnte sie mit der Schale weichkochen, pellt sie dann, gibt etwas Kochwasser dazu ...

Friedrich: … und einen Schuss Milch, … nun alles durchstampfen. – Voila, Stampfkartoffeln! Und sei es aus Staatsraison: der Koch in Preußen bin ich! …

 

Bereits zehn Jahre später sollte ein neues visuelles Medium seinen Siegeszug antreten: die Fotografie. Die Begeisterung der Zeitgenossen für diese technische Erfindung war überwältigend, bot sie doch die Möglichkeit, die „Wirklichkeit“, den historischen Augenblick als authentisches Bild festzuhalten. Johann Franz Michiels gehörte zu den Pionieren der frühen Fotografie. Als „Architektur-Photograph“ hatte er sich auf die Herstellung technisch anspruchsvoller Großformate spezialisiert. Die von ihm angefertigte Salzpapier-Aufnahme des Neuen Palais‘ entspricht nicht nur der Leinwandgröße des Freydanck-Gemäldes, es übertrifft diese sogar um einige Zentimeter. Bedenkt man die primitive Technik damaliger Kameras, ist diese Leistung umso beeindruckender, auch wenn Lichtschäden und chemische Verfallsprozesse die ursprüngliche Brillanz seiner Fotografien heute trüben. Um für den Kauf seiner Lichtbilder zu werben, hatte Michiels 1856 eine Reise nach Berlin und Potsdam unternommen, deren „Architektur-Photographien“ als opulentes Bildalbum 1857 in Köln bei der Königlichen Hof-Buch & Kunsthandlung von Franz C. Eisen erschienen. Gewidmet war dieses Werk Friedrich Wilhelm IV., seine neu gestalteten Parkanlagen in Potsdam mit ihren modernen Bauwerken und ihrem reichen Skulpturenschmuck bildeten einen besonderen Motiv-Schwerpunkt.

Bei dem kostbar gekleideten Paar im Vordergrund dürfte es sich um den Brandenburgischen Kurfürsten Joachim II. und seine zweite Gemahlin Hedwig von Polen handeln (beide Porträts sind heute im Jagdschloss Grunewald zu sehen). In der zweiten Reihe, mehrheitlich durch ihre schwarzen Gewänder als Protestantische Fürsten kenntlich gemacht, stehen die drei anhaltinischen Brüder Johann IV., Georg III. und Joachim I., sowie deren Vetter Wolfgang (alle auf dem „Dessauer Abendmahl“ von 1565); daneben vermutlich Johann von Küstrin, der Bruder des Brandenburgischen Kurfürsten sowie Wolfgang von Barby (dieser auf dem „Epitaph für Wolfgang von Anhalt“ von 1568). Dass sich alle abgebildeten Fürsten zum Lutherischen Glauben bekennen, wird durch die anwesenden Wittenberger Reformatoren in der dritten Reihe bezeugt. Hier erkennt man neben Martin Luther und Philipp Melanchthon auch Caspar Cruciger, Johann Forster und Georg Major (alle auf dem „Dessauer Abendmahl“). In der Reihe dahinter, umgeben von der nächsten Generation der anhaltischen Fürsten, ist der Vater des Malers, Lucas Cranach d. Ä. zu sehen (Porträt von 1550 in den Uffizien in Florenz). Bei dem dunkelhaarigen Mann neben ihm, könnte es sich um Lucas Cranach d. J. selbst handeln (sein Selbstporträt auf dem „Dessauer Abendmahl“).

Die Presse berichtete indessen nichts über den dramatischen Ablauf der Geburt, bei dem der sehnlich erwartete Thronerbe beinahe gestorben wäre. Bei der Prinzessin hatten in der Nacht auf den 27. Januar die Wehen eingesetzt. Der Leibarzt des Prinzenpaares, Dr. August Wegner, stellte bei der Untersuchung der Gebärenden zufällig fest, dass die Lage des Kindes „nicht die normalmäßigste“ war. Dies teile der Vater des ungeborenen Kindes, der erstaunlicherweise bei der Entbindung anwesend war, später seinen Schwiegereltern nach England mit.

Daraufhin wurde beschlossen, den Direktor der Universitäts-Frauenklinik, Prof. Eduard Arnold Martin, hinzuzuziehen. Dieser stellte eine Steißlage des Kindes fest. Hieraus resultierten auch die starken Schmerzen der jungen Mutter. Ihr Ehemann schilderte eindrucksvoll, „dass es bei jeder Wehe förmlich Kämpfe zwischen mir und ihr gab, so dass ich noch zwei Tage nach der Entbindung meine Arme ganz erlahmt fühle.“

Zur Schmerzunterdrückung verordnete Dr. Martin „mäßige Chloroform-Inhalationen.“ In einer durch Chloroform herbeigeführten Vollnarkose wurde die Prinzessin schließlich von ihrem Kind entbunden. Nach dem Austritt des kindlichen Steißes fühlte Dr. Martin an der Nabelschnur nur noch unregelmäßigen Puls, so dass er sich vermutlich zu einer Extraktion entschloss, dabei war es zum Hochschlagen der Arme gekommen. Das Kind wurde offenbar für tot gehalten, bis die Hebamme Stahl es mit verschiedenen Maßnahmen bearbeitete, so dass das Neugeborene Lebenszeichen von sich gab.

Museum-digital bietet die Möglichkeit, sich die Objekte einer Sammlung in Form einer Zeitleiste oder auch in ihrer geographischen Verteilung nach Entstehungsorten anzeigen zu lassen. Darüber hinaus ist eine Suche in den Einträgen möglich, z. B. wenn Sie an Werken eines bestimmten Künstlers interessiert sind.

Bereits 83 Gemälde der über 4.000 Gemälde umfassenden Sammlung in den von der SPSG betreuten preußischen Schlössern sind derzeit online. Ihre Entstehungszeit reicht vom 15. bis ins 20. Jahrhundert hinein. Schwerpunkte liegen in der deutschen Malerei des 16. Jahrhunderts, der italienischen, holländischen und flämischen Barockmalerei, der französischen Malerei des 18. Jahrhunderts und der deutschen Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts.

Die Querelen hörten jedoch auch nach der heimlichen Verlobung nicht auf. Da die Presse bereits Wind von dem bevorstehenden Familienereignis bekommen hatte, musste sich der Kaiser im März 1880 durchringen, die Nachricht seiner Familie ins Ohr zu flüstern. Heftig blieb der Widerstand in der preußischen Königsfamilie. Als Prinz Carl, der jüngere Bruder des Kaisers, von der Verlobung erfuhr, nahm er die Anzeige „mit einem Teufels-Ausdruck im Gesicht entgegen, als hätte er einen Topf voller Mäuse gefressen!“, wie der Kronprinz seiner Frau berichtete. Seit der Verlobung mied Prinz Carl den Verlobten demonstrativ. Einen besonders wunden Punkt in der Hohenzollern-Familie bildete der Umstand, dass eine Tante der künftigen deutschen Kaiserin mit einem Bürgerlichen verheiratet war. Es handelte sich um einen Chirurgen, den Kieler Professor Johannes Esmarch. Unter den fürstlichen Herren kursierte der Witz, dass, wenn sich einst bei dem jungen Paar Nachwuchs ankündigt, alles billig und einfach durch Onkel Esmarch besorgt werden könnte.

Am 2. Juni 1880 fand endlich im Schloss Babelsberg die offizielle Verlobung statt. Der Kaiser zeichnete die Braut und ihre Familie mit besonderer Liebenswürdigkeit aus, während die übrige Hohenzollernverwandschaft sich „sehr steif und distanziert“ verhielt. Obwohl Fürst Bismarck nicht eingeladen war, hatte er Wilhelm I. gebeten, der Feier beiwohnen zu dürfen. Der Reichskanzler gab durch seine Anwesenheit zu erkennen, dass er die Absicht habe, das dem Haus Augustenburg zugefügte Unrecht wieder gut zu machen. Der Bräutigam blühte in der Verlobungszeit auf und überschüttete Auguste Victoria mit Komplimenten und Zuneigungen. Täglich tauschte das junge Paar Briefe aus, in denen die Braut Wilhelm als „Herzens Schatz“, „Herzblatt“ und „Schatzi“ anredete oder mit „Dein Dich heißliebendes zukünftiges Frauchen“ unterzeichnete.

In anderen Repräsentationsräumen dagegen bestimmen die Textilien die gesamte Raumwirkung, wie zum Beispiel im Tressenzimmer mit seiner reichen, mit goldenen Tressen belegten Seidentapete.

Sie waren darin grandios: Sie erschufen aus Vorhandenem eine außergewöhnliche künstlerische Gesamtkomposition. Über 150 Jahre entstand so die Schlösser- und Parklandschaft von Potsdam und Berlin, indem immer wieder Neues hinzugefügt und dabei teilweise überkommene Stilrichtungen aus Italien, Frankreich, England und gar aus China, zumindest so, wie es sich aus zeitgenössischer Sicht darstellte, kreativ adaptiert und interpretiert wurden. Römische Antike, Französisches Rokoko, italienische Renaissance, englischer Tudor- und Landhausstil und immer wieder unterschiedliche Adaptionen der klassischen Antike, das sind die Zutaten, das Material des Gesamtkunstwerks: ein filigran komponiertes Menü, das von den genialsten Köchen ihrer Zeit zubereitet und erschaffen wurde, Garzeit: 150 Jahre. So die etwas freie Übersetzung der Argumentation des Welterbekomitees bei der UNESCO-Auszeichnung, die man mir an dieser Stelle nachsehen möge.

Ich liebe diesen stillen Raum, durchzogen von leiser Orgelmusik (zumeist kommt die leider nur von einer CD, aber immerhin…). Die Schlosskapelle ist der unbestrittene Höhepunkt der prächtigen Repräsentationsräume. Auch an warmen Tagen ist es hier angenehm kühl, mattes Dämmerlicht verleiht dem hohen Raum stets einen ganz eigenen Reiz und lädt zum ruhigen Verweilen in einer der Stuhlreihen in der Raummitte ein.

Definitionen der Wand- und Deckenmalereien

Unter Wand- und Deckenmalerei verstehen wir zunächst alles, was auch den Anspruch eines Gemäldes an sich erfüllt, nur eben größer und speziell auf Putz gemalt und in eine Raumebene in Wand oder Decke eingefügt. So definiert man die Wandmalerei als Malkunst, bei der das Bild nicht auf Holz oder Leinwand aufgetragen wird und zum mobilen Einsatz bestimmt ist, sondern auf eine Wand oder Decke so appliziert wird, dass sie fest mit dem Untergrund verbunden ist.

Direkt auf Putz gemalt sind, abgesehen vom großen Deckengemälde im Grottensaal und der Deckenmalerei im Frühstückszimmer, eher dekorative Malereien mit Schablonentechniken und Marmorimitationen oder partielle Bemalungen auf ornamentalem Schmuck aus Stuck, die neben der Bemalung von Schnitzerei auf Holz in sehr großer Anzahl zu finden sind.

Wand- und Deckenmalerei auf Putz und Stuck zu beschränken, stellt aber nicht den eigentlichen Umfang an kostbarer Wand- und Deckengestaltung im Neuen Palais dar – eher ist die Unterscheidung zum mobilen Einsatz als ein wesentliches Kriterium anzusehen.

Wandfeste Malereien sind auf unterschiedlichen Trägern zu finden – so gesehen erweitert sich der Umfang an Wand- und Deckenmalereien und ergibt allein für das Neue Palais eine nicht unerhebliche Anzahl von ca. 130 Werken oder Räumen.

Die ehemalige Direktorin des Schlosshotels, Frau Petra Lubosch, hat mit Stücken aus ihrem privaten Fundus eine Tafel für 14 Personen gestaltet, die an die Tradition des bekannten Restaurants anknüpfen will und die Besucher:innen aus aller Welt, die bei ihrem Rundgang in den ehemaligen Speisesaal hineinsehen können, begeistern soll.

Der Tisch ist mit einem exklusiven Service der Marke Hutschenreuther Maria Theresia Cardinal als Festtafel für ein Familiendinner (z.B. Verlobung oder Goldene Hochzeit) eingedeckt. An der Stirnseite nimmt das Ehrenpaar Platz und erhält goldenes Besteck. Für die anderen Gäste liegt silbernes Besteck bereit. Kostbare Gläser für Champagner, Wein und Wasser gehören in der Menüfolge zu jedem Gedeck.

Nun kümmern sich die Gärtner sehr liebevoll und besonders intensiv um die Pflanze. Seitdem die ersten Blüten das Licht der Welt erblickten, wird die Agave intensiv gedüngt und jeden zweiten Tag gewässert, damit es während dieser ungewöhnlich langen sowie heißen Trockenphase nicht zu einem Nährstoffmangel kommt und auch die höchsten Agavenblüten noch genug Wasser bekommen.

Das Heranwachsen des Blütenstands seit April 2018:

Die beiden Kisten mit geschätzten 1000 Briefen wurden vor 130 Jahren vermutlich während des Einzugs Kaiser Wilhelms II. (1859-1941) und Auguste Victorias ins Neue Palais aus dem Berliner Schloss nach Potsdam geschickt – und vergessen. Als vor 100 Jahren die ehemalige Kaiserin nach der Revolution am 21. November 1918 das Neue Palais verließ und kurz darauf ins niederländische Exil reiste, ließ sie die Briefe zurück. Seither überdauern sie unbeachtet alle Wirren und Umwälzungen des 20. Jahrhunderts.

Ein besonderer Star des Tages ist der 15jährige Max, ein gelassenes Rheinisch-Deutsches Kaltblut, das nicht nur bei seiner Arbeit auf der Pfaueninsel beobachtet werden kann, sondern auch liebevoll gestreichelt und fotografiert werden darf. Zu erleben sein wird vieles, was mit dem bäuerlichen Leben zu tun hat, z.B. Buttern, Schaubrauen und Imkern. Tatsächlich wird auf der Pfaueninsel noch historische Landwirtschaft betrieben.

Halt 1: Der erste größere Ort auf der Italien-Reiseroute Friedrich Wilhelms (IV.) war Verona, hier kam Friedrich am 3. Oktober 1828 an und absolvierte innerhalb von zwei Stunden sein Besichtigungsprogramm. In sein Reisetagebuch schrieb er: "So wie wir uns den Reise Dreck abgewaschen & gezogen, liefen wir in […] den Dom, ins Amphitheater das unglaublich erhalten ist, […], von Schweiß und Entzücken triefend […]“

Der Bau der Friedenskirche wurde 1844 nach Plänen des Hofarchitekten Friedrich Ludwig Persius im Auftrag von Friedrich Wilhelm IV. begonnen. Zu dieser Zeit war es in Europa schon lange nicht mehr üblich, die Wände mit Mosaiken zu verzieren. Populär wurde diese Kunstgattung erneut mit dem Aufkommen historischer Baustile im 19. Jahrhundert. Inzwischen waren jedoch die handwerklichen Fähigkeiten verloren gegangen. Wohl deshalb gestaltete die venezianische Firma von Antonio Salviati 1890 das Mosaik-der Kuppel im angrenzenden Kaiser-Friedrich-Mausoleum.

Das Neue Palais präsentierte sich den fürstlichen Besuchern als wahre „Fanfaronade“ Friedrichs des Großen, als Signal des Königs an die europäische Staatenwelt, dass Preußens wirtschaftliche und kulturelle Stärke auch nach dem Siebenjährigen Krieg ungebrochen war.  Hierbei verzichtete der König auf die Errichtung eines Residenzschlosses für persönliche Wohnzwecke, da er auch künftig das Schloss Sanssouci sowie das Potsdamer Stadtschloss als Hauptresidenzen nutzen wollte.

Nach dem Tod des gemeinsamen Sohnes Alexander von der Mark erkannte Wilhelmine die wachsende Einflussnahme der Rosenkreuzer auf die Gedankenwelt des Königs. Um ihren Einfluss zu behaupten, inszenierte Wilhelmine sich als Medium, das Kontakt mit dem verstorbenen Sohn herstellen konnte und erfand imaginäre Freunde, deren Ratschläge nur sie in der Lage war, an den König weiterzugeben.
Auch ihre einjährige Reise nach Italien, die sie 1795 antritt und die noch von Wichtigkeit sein wird, begründete Wilhelmine mit den erfundenen Freunden, die ihr zu eben dieser Reise rieten. Friedrich Wilhelm II. vertraute Wilhelmine in immer größerem Maße und machte ihr immer wieder das Angebot, sie zur Gräfin zu erheben. Auch mit dem Hintergedanken, die gemeinsame Tochter Marianne mit dem Sohn des englischen Adeligen Lord Bristol zu verheiraten, willigte Wilhelmine ein und wurde 1796 zur Gräfin von Lichtenau erhoben.
Während der langen Beziehung der beiden entwickelt sich Wilhelmine zu einer, wenn nicht der, Konstanten an Friedrich Wilhelms Seite. Auch nach dem Ende ihrer Liebesbeziehung bleibt sie Ansprechpartnerin, Freundin und Beraterin des Königs, insbesondere im Bereich von Kunst und Stilempfinden. Wilhelmines Aufstieg von der Bürgerlichen zur Gräfin sowie ihre Fähigkeit, dem König stets mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, zeigen deutlich, dass es sich bei ihr um eine außergewöhnliche und selbstbewusste Frau gehandelt haben muss, deren Einfluss auch heute noch sichtbar ist.

Friedrich Wilhelm II. stellte Wilhelmine für ihre Einkäufe und Bestellungen in Italien Finanzmittel in großer Höhe zur Verfügung. Neben einigen Souvenirs wie Zeichnungen und Kupferstiche von Piranesi und Korkmodellen antiker Bauwerke von Antonio Chichi erwarb Wilhelmine auch Skulpturen, Tischplatten und Marmorarbeiten.
Auch die hier abgebildete Marmorvase erstand Wilhelmine in zweifacher Ausführung für das Marmorpalais und ließ sie rechts und links vor dem Haupteingang platzieren. Die Postamente, auf denen die Vasen stehen, zeigen die drei Grazien. Auf dem hier gezeigten Postament wenden sich die Grazien dem Betrachter zu, auf dem anderen sind sie als Rückenfigur dargestellt. In der griechischen Mythologie sind die drei Grazien Töchter des Göttervaters Zeus und unter den Namen Thalia, Aglaia und Euphrosyne bekannt. Da sie den Menschen Frohsinn, Freude und Schönheit brachten, waren sie seit der Wiederentdeckung der Antike in der Renaissance beliebte Motive in den Bildenden Künsten. Mit dem Erwerb dieser antikischen Vasen zeigte Wilhelmine ihre Kenntnisse des griechisch-römischen Altertums und ihr Verständnis vom klasszistisch geprägten Geschmacksideal ihrer Zeit. Heute gehören die Vasen zu den wenigen noch erhaltenen Einkäufen von Wilhelmine von Lichtenau. Sie befinden sich im Vestibül des Marmorpalais. Wilhelmine bestellte zudem mehrere Statuen in Carrara-Marmor, die sie für die Flügelbauten des Marmorpalais vorgesehen hatte. Wilhelmine richtete ihr Augenmerk jedoch nicht nur auf das Marmorpalais. Der dritte Teil des Porträts über Wilhelmine von Lichtenau widmet sich dann ihrem Wirken in Berlin.

 

Ein dreiteiliger Blog-Beitrag von Julian Wacker (Teil I, Teil III)

 

Neben ihrer Tätigkeit als Raumgestalterin gewinnt Wilhelmine zusehends an Bedeutung als eigenständig auftretende Auftraggeberin. Sie tritt mit Architekten und Ideengebern ins Gespräch, überwacht die königlichen Baustellen am Marmorpalais und in den Winterkammern in Schloss Charlottenburg. Auch auf das Erscheinungsbild des Schlosses auf der Pfaueninsel nimmt sie maßgeblichen Einfluss. Hier bestimmt sie nicht nur die Innenraumgestaltung, sondern veranlasst auch den hellen Anstrich der Fassade, was dann wesentlich dazu beiträgt, dass das Schloss auch aus großer Entfernung gut zu sehen ist. Ursprünglich war für das Schlösschen auf der Pfaueninsel eine eher rustikale grau-braune Verkleidung aus Borke vorgesehen, die Wilhelmine allerdings nicht behagte.

Aus dem Park Sanssouci werden Schloss Sanssouci, die Bildergalerie, die Neuen Kammern, das Neue Palais, Schloss Charlottenhof, die Römischen Bäder, das Orangerieschloss sowie als sakrales Bauwerk die Friedenskirche mit ausgewähltem Inventar präsentiert. Hinzu kommt aus dem neuen Garten das Marmorpalais. Die Kunstwerke sind den Häusern zugeordnet, in denen sie derzeit zu sehen sind oder zu deren Ausstattung sie einst gehörten.

Darüber hinaus werden Bestände der Sammlung des Archivs der Königlich Preußischen Porzellanmanufaktur (KPM-Archiv) präsentiert. Unter dem Reiter 'Digitales Schloss' finden sich derzeit nicht ausgestellte Objekte, die sich keinem der präsentierten Gebäude zuordnen lassen.

Die digitale Ausstellung möchte dazu anregen, die italienische Atmosphäre in unseren Schlössern und Gärten aufzuspüren und erfahrbar zu machen. Die SPSG lädt herzlich dazu ein!

Die Kleine Galerie in Schloss Sanssouci, der Raum mit der höchsten Staubbelastung. Hier ist die Herausforderung, ein Gleichgewicht zwischen Reinigung und konservatorischen Belangen zu finden. Foto: Daniel Fitzenreiter
Die fleischfarbene Kammer im Neuen Palais in Sanssouci. (C) SPSG / Foto: Wolfgang Pauder
Detailansicht der Potpourrivase. © SPSG / Daniel Lindner
Frühjahrsbepflanzung in Charlottenburg Foto: SPSG/ Elvira Kühn

Fachkräftemangel auch in der Pflanzenpflege

Leider musste die Blumenpflanzung im Orangengartens wegen mangelnder Fachkräfte für die Pflanzenpflege reduziert werden. Daher wurden seit 2018 die äußeren Blumenbänder stillgelegt. Die inneren Blumenbänder werden mit Lavendel bepflanzt. Die Bänder sind rhythmisch unterbrochen: zwischen den Lavendel-Streifen blühten im Frühjahr kreisrunde Zwiebelpflanzentuffs und im Sommer wurden dort 20 Citrusbüsche aufgestellt.

Bis das Pflegepersonal wieder erhöht werden kann wird wohl mit solch reduzierten Konzepten gearbeitet werden. Die Konzeption ab 2020 sieht vor:

- im Frühjahr kreisrunde Zwiebelpflanzentuffs

- Im Sommer werden die Tuffs durch Passionsblumen in Drahtgestellen besetzt

- Die Citrusbüsche werden (nach Möglichkeit) in den Wegebereich verschoben

- Die langestreckten Lavendelpflanzungen sollen so beschnitten werden, dass der Blühaspekt möglichst lange erhalten bleibt.

Wiederaufstellung Tiergruppe „Ricke mit Kitz“. Foto: SPSG/Roland Will
Wiederaufstellung Tiergruppe „Ricke mit Kitz“. Foto: SPSG/Roland Will

Für die nun erfolgte Wiederaufstellung am originalen Standort wurde die Tiergruppe von den Metallrestauratoren der Stiftung gereinigt, Einschusslöcher aus der Nachkriegszeit verschlossen und die gesamte Plastik konservatorisch gesichert. Der offenbar nach 1945 in Beton gegossene Teil des Sockels, in dem die Füße des Muttertiers völlig versunken waren, wurde gegen eine farblich passende Kunststeinplatte ausgetauscht, die der noch originalen Muschelkalk-Plinthe des Kitzes nahekommt.

Erzählen Sie uns Ihre Geschichte(n) und Erlebnisse aus den Jahren 1961–1990, die Sie mit den Schlössern und Gärten rund um die Glienicker Brücke verbinden. Gesucht werden Erinnerungen, Bilder, persönliche Eindrücke aus Ost und West. Machen Sie mit uns gemeinsam Zeitgeschichte lebendig. Geplant sind u.a. Veranstaltungen in den Schlössern Babelsberg und Glienicke, die Zeitzeugnisse präsentieren und zum gemeinsamen Austausch einladen. Wir freuen uns über Ihre Unterstützung! Selbstverständlich werden Beiträge nur mit Ihrem Einverständnis veröffentlicht.

Schreiben Sie uns gern:

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
SPSG-Zeitgeschichte
Postfach 60 14 62
zeitgeschichte(at)spsg.de
Tel.: 0331.96 94-249 (montags bis freitags 9–17 Uhr)

 

Wie lange hat es gedauert einen der Räume der Winterkammern der Königin Luise wiederherzustellen?

Nachdem die Winterkammern im Zweiten Weltkrieg 1943 weitgehend vernichtet wurden, sind fünf der sechs Räume zwischen 1983 und 1995 auf der Grundlage von Zeichnungen, Fotografien und detailreichen Bauakten im frühklassizistischen Stil rekonstruiert worden. Die textile Bespannung von zwei Räumen (Schreibzimmer, Ostindisches Zitzzimmer) wurde erst 2010 fertiggestellt. Das Luisenschlafzimmer ist bereits 1974 eröffnet worden.

Sind die Räume der Winterkammern original eingerichtet oder wird dort eine museale Einrichtung präsentiert?

Von der mobilen Originalausstattung einschließlich der eleganten Kronleuchter wurde ein Großteil während des Zweiten Weltkriegs in den Kellern preußischer, mecklenburgischer und thüringischer Schlösser deponiert und ist weitgehend erhalten geblieben. Daher konnten die Räume der Winterkammern auf Grundlage historischer Schlossinventare und mit der Originalausstattung authentisch eingerichtet werden.

Über die Gestaltung der Innenräume des Schlosses wissen wir nur wenig. Aber die spärlichen Informationen sprechen für eine sehr erlesene Ausstattung. Neben vergoldeten Ledertapeten gab es auch die erste Porzellankammer in Brandenburg. Das kostbare Porzellan fand seinen Weg aus China über die Niederlande nach Oranienburg. Das „weiße Gold“ war einer der begehrtesten Luxusartikel im 17. Jahrhundert.

Wie wurde das Schloss genutzt, nach dem das Königspaar dort nicht mehr wohnte?

Babelsberg wurde als Schlossmuseum genutzt.

Sind die Böden noch im Original erhalten?

Die Mehrzahl der Fußböden sind im Original erhalten.

Wie muss man sich ein Fest im Tanzsaal vorstellen? Was gab es zu essen und wie wurden die Tische etc. aufgestellt und alles dekoriert?

Als Tanzsaal ist der Raum so gut wie nie genutzt worden. Da die Hoffestlichkeiten (Ballsaison) in den Monaten Januar und Februar im Berliner Schloss stattgefunden haben. Schloss Babelsberg war die Sommerresidenz Wilhelms I., hier wohnte er mit seiner Frau in den Monaten Mai bis November.
Neben dem Tanzsaal befindet sich der Speisesaal. Dieser Raum wurde nur an den Wochenenden genutzt, wenn die preußische Königsfamilie zum Familiendiner nach Babelsberg kam. Wilhelm I. war meist allein in Babelsberg. Er war ein recht sparsamer Esser, oft gab es Kalten Braten und eine Suppe. Menüfolgen der Familiendiner haben sich nicht erhalten, daher können wir auch keine Angaben zur Speisefolge machen.

Wir haben die Gärtner früher die Pflanzen ohne Gabelstapler bewegt?

Mit Brettern, Rollen und Hebeln wie die alten Ägypter. Wir sind heute sechs Personen, früher waren es 14, die mit dem Aus- und Einfahren der Orangerie beschäftigt waren.

Wie verhindern Sie Befall mit Schädlingen oder Krankheiten in der Orangerie?

Den Befall von Schädlingen und Krankheiten kann man nicht verhindern. Aber man kann vorbeugend etwas tun: Pflanzenhygiene ist wichtig, das heißt die Pflanzen mehrfach ausputzen, die Halle sauber halten und für gute Belüftung sorgen. Wenn die Pflanzen gut mit Wasser, Nährstoffen und Luft versorgt sind, sinkt auch die Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge.

Wie alt sind die größten Zitronenbäume? Wann tragen sie zum ersten Mal Blüten und Früchte?

Die ältesten Orangenbäume in der Orangerie sind etwa 100 Jahre alt. Nach etwa zehn Jahren ist mit den ersten Blüten und Früchten zu rechnen.

Wie behandeln SIe Schildläuse?

Schildläuse behandeln wir mit einem Ölpräparat, der Handel bietet verschiedene Varianten an. Das Prinzip ist aber immer das Gleiche: Durch den Ölfilm erstickt man die Läuse, nach sieben bis 14 Tagen muss dann eine weitere Behandlung erfolgen. Aber Vorsicht: Der Ölfilm kann auch die Spaltöffnungen der Pflanzen verkleben und es kann zu Verbrennungen kommen. Im privaten Bereich kann man die Schildläuse auch mit einer Bürste manuell entfernen. 

Die rote Farbpalette von zartem Rosa bis fast schwarz und ihr betörender Duft führten in der Romantik zum besonderen Ruf der Rosen: sie galten als „Blume der verwirrenden Liebe“. Ob König Friedrich Wilhelm III. deshalb diese Prachtpflanzen unbedingt für seine königlichen Gärten wollte? 1821 hatte Peter Joseph Lenné, der königliche Gartenmeister, bereits angeraten, mehr von den Rosen „welche unstreitig zum Schmuck eines Gartens ein wesentliches Bedürfnis sind” anzuschaffen. Die Gelegenheit ergab sich schnell. Friedrich Wilhelm III. bewunderte die Rosensammlung eines Herrn Dr. Böhm, der den schönen Blumen verfallen war und sein gesamtes Geld für den Erwerb neuer duftender Pflanzen ausgab. Schließlich musste der Berliner Arzt die Sammlung verpfänden. Der König erwarb die 2100 Hochstammrosen und 9000 Strauchrosen. Lenné wollte übrigens nur die Hochstammrosen für Sanssouci, der König wollte alle und verfügte, dass auf der Pfaueninsel ein geeigneter Platz gefunden werden soll. Lenné erfüllte den Wunsch seines Auftraggebers und so entstand der erste preußische Rosengarten. Er besticht nicht nur durch seine bezaubernden Gewächse. Der 90 m lange und maximal 28 m breite landschaftlich angelegte Garten fließt dahin in der Bewegungsrichtung der Insel, ein in sich geschlossenes System der Schönheit der Wegeführung und Pflanzung.
 

Herr Kreutz, Sie haben sofort zugesagt, als das Anliegen an Sie herangetragen wurde. Was erwartet denn die Besucher:innen In Nachbars Garten bei Ihnen?

Es sind gemeinsame Spaziergänge und ich erzähle Historisches und ganz viel Alltägliches aus unserer Arbeit, wie man zum Beispiel diesen historischen Rosengarten pflegt. Wie pflanzen wir die Rosen, wie schneiden wir sie, warum sind sie jetzt alle aus der Zeit von vor 1880? Das interessiert die Menschen bei einer Führung auch besonders. Das greift ineinander, die Geschichte des Gartens und das, was wir heute im Park machen. Ich stehe ja exemplarisch für das Parkrevier I und die 15-20 Menschen, die hier gärtnern.

Mit der Erweiterung des Schlosses, die in den letzten Lebensjahren Sophie Charlottes begann, plante der zuständige Architekt Johann Friedrich Eosander auch eine Kapelle. Die Königin dürfte noch entscheidenden Einfluss auf die Beauftragung Arp Schnitgers genommen haben, selbst wenn der Kontakt zwischen ihm und dem preußischen Hof erst ein Jahr nach ihrem Tod aktenkundig ist. Denn Sophie Charlotte wünschte sich ausdrücklich, dass die Kapelle nicht eher eingeweiht würde, als bis die Orgel fertig wäre. So geschah es dann auch – am 5. Dezember 1706 im Rahmen der mehrwöchigen Feierlichkeiten zur Hochzeit des Kronprinzen und späteren Königs Friedrich Wilhelms I. Der zum preußischen Hoforgelbauer ernannte Schnitger verantwortete die Planung, während die Durchführung wesentlich in den Händen seines Meistergesellen Lambert Daniel Kastens lag.

Bevor die Restaurierungsarbeiten überhaupt beginnen konnten, wurden alle Stücke sorgfältig auf ihre Schäden untersucht und dokumentiert. Dann wurden die Scherben einander zugeordnet. Es war eine große Überraschung als insgesamt vier Sektschalen aus der kleinen Schachtel identifiziert werden konnten und natürlich die große Schale, welche in weniger und in sehr große Stücke zerbrochen waren.


Was begeistert Sie an Ihrem Beruf?

Mich fasziniert neben dem bezaubernden Arbeitsumfeld vor allem der Abwechslungsreichtum. Zwar sitze ich nicht selten fast den ganzen Tag am Schreibtisch, doch oft habe ich auch die Möglichkeit, Außentermine wahrzunehmen. Häufig bin ich dabei im Park Sanssouci oder anderen Schlössern unterwegs.

Knabe mit Schale oder »Liebe«, von Christian Daniel Rauch, 1838
Knabe mit Schale oder »Liebe«, von Christian Daniel Rauch, 1838 © SPSG / Marco Hippel

Auch der »Knabe mit Schale« von Christian Daniel Rauch, der 1838 in Anlehnung an die antike Jünglingsfigur im Museo Capitolino in Rom entstanden ist, gehört zu den begehrten  Förderobjekten. Beide Restaurierungen – die der Venus und des Knaben – wurden von der Ingeborg und Dr. H. Jürgen Tiemann Stiftung übernommen. Der verkupferte Zinkguss von Karl Heinrich Möller, »Bacchusknabe reitet auf Panther« von 1937, wird aufwendig nachgegossen, gefördert durch die den Freunden eng verbundene Treutlein Stiftung.

Mit einer weiteren großzügigen Spende wird die Restaurierung der Kopie des Alexandermosaiks nach dem römischen Original aus der Casa del Fauno in Pompeji gesichert. Auch die zahlreichen Kupferstiche mit den Darstellungen idealer italienischer Landschaften oder das antik gedachte Mobiliar der Schinkelzeit erfährt mit den Zuwendungen die notwendige restauratorische Betreuung.

Unsere Freundinnen und Freunde kommen oft an diesen Sehnsuchtsort, einen Ort der Reflexion, des Rückzugs und der Freude an der Vollkommenheit. Seit fast 40 Jahren unterstützen die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten die Erhaltung und Pflege dieses Welterbes. Mit jährlichen großen Spendenengagements fördern sie die SPSG bei ihren anspruchsvollen Projekten.

Der engagierte Verein Historisches Paretz, der sich seit nunmehr 31 Jahren um die Bewahrung und Wiederherstellung des historischen Ortsbildes von Paretz verdient macht, drängte auf archäologische Erkundungen mit dem Ziel des Wiederaufbaus. 2013 war es so weit: Was bei Grabungen in nur zwei Monaten zum Vorschein kam, übertraf alle Hoffnungen und Erwartungen. Die Sandsteinfront der Tempelruine war praktisch komplett verkippt und nur teilweise in Fragmente gebrochen. Die Architekturteile konnten fast vollständig geborgen werden. Die tragenden Säulen standen noch an historischer Stelle. Von der Grotte waren alle drei rückseitigen Außenmauern bis zum Ansatz des Tonnengewölbes in 2,50 Metern Höhe erhalten. Im Schuttmaterial gaben unter anderem Reste der bauzeitlichen Holzverkleidung und Teile des daran angebrachten Schmucks aus Muscheln Aufschluss über die ursprüngliche Dekoration. Vom Japanischen Pavillon wurden lediglich Reste des Fußbodenbelags einer späten Reparaturphase gesichert.

Was ist Ihre aktuelle Aufgabe?

Derzeit verfolge ich die Spur zweier verschollener Kronenampeln, überarbeite ein anstehendes Restaurierungskonzept und prüfe geeignete Standorte für mehrere deponierte Objekte, darunter unseren Bernsteinkronleuchter. Zudem bin ich in die Inventarisierung unserer Geweihsammlung eingebunden. Wir Kustod:innen sind nicht ausschließlich für unseren eigenen Kustodialbereich zuständig, sondern arbeiten immer wieder projektbezogen an den unterschiedlichsten Themen mit. Diese Abwechslung finde ich großartig, denn so lerne ich kontinuierlich Neues. Manchmal entdecke ich dabei Parallelen in gänzlich ungleichen Forschungsgegenständen, die ich andernfalls übersehen hätte.

Für das Kurfürstenpaar waren Wohnräume im ersten Obergeschoss eingerichtet. 1535 hatte Joachim II. die polnische Königstochter Hedwig geheiratet, die ihn auch auf der Jagd begleitete. 1549 zog sie sich bei einem Unfall im Jagdschloss Grimnitz so schwere Verletzungen zu, dass sie fortan eine Gehhilfe brauchte und ihren Gemahl nicht mehr auf seinen jagdlichen Ausflügen begleiten konnte.
 

Obelisken errichtete man im alten Ägypten zu spirituellen Zwecken. Später sollten sie auch an besondere Ereignisse und bedeutsame Personen erinnern oder man stellte sie beispielsweise als architektonische Schmuckelemente in Gärten auf. Der Obelisk im Schlossgarten Charlottenburg aber wirft Fragen auf. In dem weißen Marmor ist nur ein Datum – der 11. März – gemeißelt. Und nicht mal ein vollständiges, denn nur Tag und Monat sind angegeben. Handelt es sich hier vielleicht um ein Rätsel, was es zu lösen gilt? Gerade im Barock spielten Künstler:innen und Herrscher:innen bekanntlich gerne mit geheimnisvollen Sinnbildern und Doppeldeutigkeiten.

Um das Rätsel und seine Bedeutung zu lösen, muss man ein wenig zurückblicken. Der Park spiegelt, wie auch das Schloss selbst, mehr als dreihundert Jahre facettenreiche Architektur- und Gartengeschichte wider. Inspiriert von der französischen Gartenkunst André Le Nôtres und von der Kurfürstin Sophie Charlotte (1668-1705; ab 1701 Königin) in Auftrag gegeben, wurde er durch Siméon Godeau – einem Schüler Le Nôtres – ab 1695 angelegt. Im 19. Jahrhundert wurde er durch Peter Joseph Lenné zu einem Landschaftsgarten umgestaltet und so entstand über Jahrhunderte hinweg ein grünes Paradies. Aufgrund massiver Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg musste der Park in den Nachkriegsjahrzehnten aufwendig wiederhergestellt werden. Neben den Kriegszerstörungen war der Bau eines hohen Bahndamms an der Nordseite des Parks einer der gravierendsten Eingriffe, der die große Perspektivachse des Parks nach Norden vernichtete. Laut Martin Sperlich, Direktor der (West-Berliner) Schlösserverwaltung von 1969-1984 „[…] mußte man froh sein, daß die hohen Baumgruppen des Landschaftsgartens diesen Damm verdeckten. Auch mit Wiederherstellung der barocken Partien konnte diese Sicht nicht mehr gewonnen werden.“ Die verlorene Sichtachse sollte nun durch einen point de vue wiederhergestellt werden. Das zu errichtende Objekt sollte verhindern, dass sich der Blick in der Ferne verliert oder von einem nicht zum Garten gehörenden Objekt – wie dem Bahndamm –  abgelenkt wird.
 

Sinkende Grundwasserstände

Seit einigen Jahren beobachten wir, dass die Grundwasserstände kontinuierlich sinken und dabei Tiefststände erreichen, wie sie seit Jahrzehnten nicht mehr gemessen wurden. Leider hat auch das letzte verregnete Jahr zu keiner signifikanten Verbesserung geführt. Die Niederschläge kommen nur langsam im Grundwasser an. Nach diesem Winter messen wir erstmals einen leichten Anstieg des Grundwassers. Allerdings liegt der Grundwasserstand aktuell noch 20 bis 25 Zentimeter unter den Durchschnittswerten.

Künstliche Wasserversorgung

Wir haben das Glück, dass wir unsere Parkanlagen mit Wasser aus den umliegenden Seen und Flüssen versorgen oder auf Brunnenwasser zurückgreifen können. Dieses zusätzliche Wasser ist für unsere Parkanlagen existenziell, kann den zu geringen natürlichen Niederschlag aber nicht ausgleichen. Unsere Gärtnerinnen und Gärtner können durch regelmäßiges Gießen einzelne Blumenbeete und neu angepflanzte Gehölze am Leben halten, aber nicht die ganze Parkanlage vollumfänglich mit zusätzlichem Wasser versorgen.
Zudem sind die Leitungen zum Bewässern in unseren Parkanlagen nicht überall in einem optimalen Zustand, da sie zumeist aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammen. Für den Park Sanssouci und den Neuen Garten sind nun Fördermittel bewilligt worden, um Wasserleitungen zu reparieren und fehlende Zapfstellen einzurichten.
 

Die amourösen Darstellungen des Wandteppichs stehen in der Tradition der Bildgattung der fêtes galantes, die im frühen 18. Jahrhundert von dem Franzosen Antoine Watteau in die Malerei eingeführt wurde. Einer der größten Sammler dieses neuen Bildtypus war der preußische König Friedrich II. Im friderizianischen Berlin waren die Werke dieses Künstlers in Malerei und angewandten Künsten hochgeschätzt und die führende Tapisserie-Manufaktur der Hauptstadt, seit 1725 unter der Leitung des Kaufmanns Charles Vigne, verschrieb sich ganz der Watteau-Mode. Vermutlich erhoffte sich Vigne von der Verarbeitung von Motiven aus den fêtes galantes, die den Geschmack des Königs trafen, dass der Berliner Adel und der König selbst die Wandteppiche kauften. Friedrich der Große erwarb allerdings erst 1762 mit der Serie „Italienische Komödie“ eine Gruppe von Vignes Tapisserien, die sich bis heute in den beiden Vorkammern des Paradeappartements im Schloss Charlottenburg befinden.
 

Hans Fürstenberg war wie sein Vater Bankier. Bereits 1919 ließ der Vater ihn zum Inhaber seines Unternehmens, der Berliner Handelsgesellschaft, ernennen. Dies verschaffte ihm die Mittel, 1922 ein großes Grundstück in der Kaiserin-Augusta-Straße 34-36 im Berliner Tiergartenviertel zu erwerben. Im darauffolgenden Jahr ließ er sich dort durch den Architekten Paul Otto Baumgarten, der bereits Max Liebermanns Villa am Wannsee entworfen hatte, ein großzügiges Haus bauen. Der kunstsinnige Fürstenberg stattete sein Haus mit allem aus, was zu einem großbürgerlichen Haushalt gehörte. Gemälde und Skulpturen zierten die repräsentativ eingerichteten Räume. Luxuriös ausgestattet waren die Bibliotheken, in denen Fürstenbergs Sammlungen deutscher und französischer Erstausgaben untergebracht waren. Im hinteren Garten der Villa sollte Fritz Hufs „Ruhende Frau“ einen besonderen Platz bekommen. Während von den Räumlichkeiten der Villa einige Fotografien überliefert sind und die geschmackvolle Einrichtung bezeugen, wurden bisher keine Aufnahmen des Gartens aufgefunden. Lediglich ein Ölgemälde des Gartens, das Hans Fürstenberg selbst malte und später als Illustration seinen publizierten Erinnerungen einfügte, zeugt heute noch vom ersten Standort der „Ruhenden Frau“.

Die Fürstenbergs waren jüdischer Herkunft, und so musste Hans Fürstenberg 1936 vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten nach Frankreich und von dort nach 1940 weiter in die Schweiz fliehen. Fritz und Natascha Huf waren bereits Mitte der 1920er Jahre nach Frankreich übersiedelt. Auch sie flohen nach der deutschen Besatzung ihres Gastlandes in die Schweiz.

In Berlin hielt Fürstenberg zunächst den Anschein aufrecht, dass er unverändert in seinem Haus wohne, um nicht die Aufmerksamkeit der NS-Behörden zu erregen. Zwei Jahre lang blieb alles unverändert, selbst das Personal, der Chauffeur, die Köchin, ein Diener versahen weiterhin ihren Dienst. 1938 wurde die Situation unhaltbar. Zu dieser Zeit suchte das Auswärtige Amt nach einer geeigneten Dienstwohnung für den neuen 1. Staatssekretär, Ernst von Weizsäcker. Aus einer Liste von Vorschlägen fiel die Wahl auf die Villa Fürstenbergs, wegen ihrer günstigen Raumaufteilung, der Nähe zum Dienstort Weizsäckers, der auch sonst verkehrsgünstigen Lage, und weil der Bau noch verhältnismäßig neu war, also keine hohen Renovierungs- und Umbaukosten zu erwarten waren. Hans Fürstenberg wurde gezwungen, das Haus deutlich unter seinem Wert an das Reichsfinanzministerium zu verkaufen, das es wiederum dem Auswärtigen Amt zur Verfügung stellte. Weizsäcker nutzte seine Dienstvilla, bis er im Sommer 1943 auf eigenen Wunsch als Botschafter beim Heiligen Stuhl nach Rom versetzt wurde. Bei den schweren Bombenangriffen der Alliierten auf Berlin 1944 wurde das Haus weitestgehend zerstört.
 

1804 begeisterte sich auch der Leiter der königlichen Gartenverwaltung Charlottenburg für die neuartige Pflanze. Georg Steiner war der uneheliche Sohn Friedrich Wilhelm II. und hatte, finanziert von seinem Vater, eine Ausbildung in Gartenkunst in Kassel erhalten. Mit erst 27 Jahren wurde er Charlottenburger Hofgärtner. Steiner war ein unermüdlicher Sammler, 1811 besaß er 8.800 Topfgewächse. Er beschaffte zahllose Pflanzen auf eigene Kosten, weil ihm der königliche Etat nicht genügte. Die Pelargoniensammlung machte zwar nur einen kleinen Teil der Charlottenburger Sammlung aus, allerdings war sie mit gesamt 38 Arten und einigen Sorten die am stärksten vertretene Gattung. Steiners Sammlung ging im Verlauf der Jahrhunderte verloren. Erst ein Vortrag des Gartenhistorikers Clemens Alexander Wimmer im Oktober 2003 ließ die Erinnerung daran wiederaufleben und es entstand die Idee, die historischen Pelargonienarten für den Schlossgarten Charlottenburg wieder zusammen zu tragen. Steiners Liste war vorhanden, die Charlottenburger Gartenmeister:innen machten sich auf die Suche nach den Pflanzen. Die ersten Arten stammten aus dem ursprünglichen Fundus von Clemens Alexander Wimmer und wurden in der Nachbarschaft, im Botanischen Garten Berlin-Dahlem gefunden. Die Sammlung wuchs, doch es fehlten verschiedene, nicht mehr auffindbare Arten. Namensänderungen und verschiedene Bezeichnungen für gleiche Pflanzen erschwerten das Vorhaben. Die Gärtner:innen nahmen Kontakt mit dem Botanischen Garten in Münster auf, dort befindet sich mit 280 Arten die weltweit größte Pelargoniensammlung. Die Kolleg:innen konnten mit Stecklingen und Samen helfen. 28 von 34 bei Steiner aufgeführten Pelargonienarten konnten bis heute gefunden werden, dazu noch einige andere historische Sorten aus der Zeit.
 

Wie gut die Kids zugehört haben, beweisen sie anschließend bei einer SPSG-Sonderausgabe von „Wer wird Millionär“. Bei den Fragen, welches Tier auf dem Stiftungswappen zu sehen ist, wann die SPSG gegründet wurde und in welchen Bundesländern die Schlösser und Parkanlagen liegen, schießen alle Hände sofort in die Höhe. Nach dem Quiz verteilen sich jeweils fünf Mädchen auf die Teams Handwerk, Garten, IT und Architektur. Je fünf Jungs sind für Verwaltung und Marketing eingeteilt.

Die Idee, am Zukunftstag mitzumachen, hatte Katja Berger, Gleichstellungsbeauftragte der SPSG. „Mir ist es wichtig, dass Mädchen einmal Handwerksberufe oder IT kennenlernen und Jungs bei kultureller Bildung reinschnuppern“, erklärt Berger ihren Impuls. „Außerdem suchen wir als Stiftung immer Azubis und freuen uns, wenn sich junge Leute für unsere Arbeit interessieren“. Gerade dieser Perspektivwechsel ist das Ziel des bundesweiten Zukunftstages, der in zahlreichen Bundesländern deshalb auch „Girls' Day und Boys' Day“ heißt.
 

Die Tiere im Park sind Guteschafe, die älteste schwedische Landschafrasse. Sie wurden ursprünglich auf der Insel Gotland gezüchtet und werden deshalb häufig mit der verwandten Rasse der Gotlandschafe verwechselt. Das Besondere an Guteschafen: beide Geschlechter tragen Hörner. Die der männlichen Tiere sind schneckenförmig, die der weiblichen sichelartig. Die Tiere sind sehr robust und genügsam und werden deshalb regelmäßig in Naturschutzgebieten eingesetzt. Außerdem sind Guteschafe neugierig und entspannt im Kontakt mit Menschen und hervorragend geeignet für pädagogische Projekte. So lädt auch das Team um Gartenmeisterin Andrea Badouin am 4. Juni 2022 zu zwei Familienführungen zu den Schafen im Park Charlottenburg ein.
 

Das Charlottenburger Schloss wurde im November 1943 durch den Krieg  stark beschädigt und es stellte sich die Frage, in welchem Zustand das Schloss wiederaufgebaut werden sollte. Von Margarete Kühn, Leiterin der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in West-Berlin stammte das Leitprinzip, das Schloss als barockes Gesamtkunstwerk wiederherzustellen. In diesem Zusammenhang entstanden 1964 Überlegungen die Balustradenfiguren auf der Gartenseite des Schlosses zu ergänzen.
 

Ich durfte Robert Freund in seinem Atelier in der Skulpturenwerkstatt der SPSG besuchen und ihm ein bisschen über die Schulter schauen. Er erklärte mir, dass die handwerklich anspruchsvolle Anfertigung der Marmorkopie im traditionellen Punktierverfahren erfolgt. Mit Hilfe eines Punktiergeräts überträgt der/die Bilderhauer:in einzelne Punkte vom Original millimetergenau auf die Kopie. Das heißt, dass ein Punkt mit Hilfe des Punktiergeräts erst von dem Original ausgesucht und an genau der gleichen Stelle auf der Reproduktion übertragen und gekennzeichnet wird. Es entwickelt sich nach und nach ein Punktenetz, das sich über die gesamte Kopie erstreckt und eine detailgetreue Übertragung im Maßstab 1:1 garantiert. Gearbeitet wird nach altem Verfahren von Hand, mit Hammer und Meißel, Fäustel, Spitzeisen und verschiedenen Raspeln.  Für das grobe Entfernen der Oberfläche wird manchmal ein Presslufthammer benutzt. Aus einem Rohmaterial entstehen erst nach groben Meißeln bis zum feinen Schliff schrittweise die  Züge des Porträts. Es kann mitunter viele Monate, sogar Jahre dauern, bis aus einem Marmorblock eine fertige Skulptur entsteht.
 

Das Posttor erhielt seinen Namen durch den Standort gegenüber dem kaiserlichen Postamt, der ersten offiziellen Poststelle überhaupt im Kaiserreich. Nicht nur die Korrespondenz des Kaisers durchquerte das Tor, auch der Kaiser selbst nutze es als Haupteingang, wenn er mit der Kutsche zwischen Neuem Palais und Bahnhof pendelte.
Das Lindtstedter Tor war der Zugang vom Park Sanssouci zum etwas außerhalb gelegenen Schloss Lindtstedt.
Das große Haupttor wurde sehr schnell ein beliebtes Fotomotiv für Postkarten, doch 1931 unter dem Gartendirektor Georg Potente entfernt, denn das wilhelminische Portal mit seinen ausufernden Ranken, Blüten und Ornamenten widersprach dem friderizianischen Stil auf dieser Seite des Parks. Das Tor wurde eingelagert. 1939, als die anlaufende Kriegsmaschinerie nach Materialien für Waffen verlangte, „opferten“ die Gartenverwalter das Tor. Im Archiv findet sich lediglich der Verschrottungsschein des einst mächtigen Tores, es gibt keine Hinweise wofür das Material verwendet wurde.
 

Eines der ersten Maßnahmen der Stiftung war die Rückbenennung des seit Mitte des 20. Jahrhunderts so benannten „Mohrenrondells“ in „Erstes Rondell“ – einem Namen, der schon im 19. Jahrhundert in alten Reiseführern Verwendung fand.

Was sind unsere derzeitigen Projekte?

Auch ein Pompeo Batoni (1708–1787) wurde von Friedrich gern gekauft. Sein eigens in Auftrag gegebenes Bild „Die Vermählung Amors mit Psyche“ von 1756 begleitete ihn, so wird berichtet, den gesamten Siebenjährigen Krieg über und galt als eines seiner Lieblingsbilder. Auf den Bildern jedenfalls finden sich zahlreiche der lebensfrohen sogenannten „Mignons“ – „Liebchen“ –, die offenbar dem Geschmack des Königs an jungen, hübschen Pagen nahekamen.
 

Zum Leben erweckt ist richtig ausgedrückt – denn jede einzelne Figur kann mehr, als nur eine Rolle spielen. Mit der papierenen Truppe lassen sich unterschiedliche Geschichten erzählen – pardon, aufführen. Seit ihrem ersten großen Auftritt im Neuen Palais vor genau zehn Jahren reisten einige der Protagonisten als virtuose Botschafter durch Europa, erfreuten und erstaunten das Publikum beispielsweise in Schlössern der Niederlande ebenso wie in der Schweiz. Nun geben sie ein Gastspiel in der alten Heimat, in Schloss Königs Wusterhausen. In einer herrlich unterhaltsamen Inszenierung spielen sie Friedrich II. und seine Geschwister, die sich über ihre Kindheit im Schloss unterhalten. Und auf einmal sind wir mitten drin, in der Geschichte – Dank Papier, Leim und Farbe.
 

Einen dieser Rahmen erbte schließlich seine Nichte, die uns nun aus Schleswig-Holstein kontaktierte und ziemlich überrascht war, wie begeistert Museumsleute von einem „alten Stück Schrott“ (wie sie sagte) sein können. Dieses wunderbare Zeugnis unserer Geschichte wird jetzt zunächst inventarisiert. Ich sehe es schon, wie es als spannendes Exponat im künftigen Museum zu unseren Gärten im einen Pavillon des Orangerieschlosses den Gästen ein „Ah“ und „Oh“ entlockt...

 

 

Der Maler des Panoramas – Eduard Gaertner (1801–1877) – versetzt uns in die Stimmung eines sonnigen Sommernachmittags im Jahr 1834: Die Architektur ist in warme Farben getaucht, während die Nachmittagssonne von Westen aus lange Schatten auf das Dach der Kirche wirft. Ein leichter Wind erfasst den dünnen Rauch der Schornsteine und die Wimpel auf den Dächern der Stadt, während man fast meint, leise Alltagsgeräusche der Stadt wahrzunehmen: Das Schlagen der Hufe während Pferdekutschen den Prachtboulevard Unter den Linden entlang rollen; den Klang der Ziegel, mit denen das Dach eines benachbarten Wohnhauses gedeckt wird; das peitschende Geräusch einer Rute, mit der eine Berlinerin auf einen Dachvorsprung Kissen und Bettdecken ausklopft und das Quietschen von Seilwinden, mit deren Hilfe Arbeiter das Baugerüst der in unmittelbarer Nähe gelegenen Bauakademie erhöhen. Es sind anekdotische Beobachtungen des alltäglichen Lebens wie diese, mit denen der Maler seine Ansichten Berlins lebendig gestaltete.
 

Martin Richert hat 2001 seine Gesellenprüfung zum Metallbauer gemacht und 2006 seinen Meister abgeschlossen. Heute bildet er selbst junge Menschen aus. Dazu gehört auch Niklas Dehnel. Der 21jährige arbeitet nach seiner Ausbildung bei der SPSG nun neben Martin Richert und Ralf Schulz als Metallbaugeselle. An Nachwuchs mangelt es dem Team nicht. „Wir haben immer eine stabile Nachfrage nach Auszubildenden in der Stiftung. Wahrscheinlich zieht es noch ganz gut, bei der SPSG zu arbeiten“, meint Richert. Wenn er einzelne Bewerbungen durchsieht, schaut Martin Richert auf eine Sache: „Ich gucke gerne in den Bewerbungen nach Hobbys. Wenn jemand in seiner Freizeit schraubt und bastelt oder sich handwerklich betätigt, dann ist das schon mal ein Schritt in eine gute Richtung.“

In der Regel starten Richert, die beiden Gesellen und sein Azubi um halb sieben Uhr morgens. Das Team arbeitet in Gleitzeit, kann einen regulären Achtstundentag auch mal auf neun oder mehr Stunden erweitern. „Das Schöne daran ist, dass man ein Projekt an einem Tag zu Ende bringen kann, ohne groß Überstunden beantragen zu müssen. Dadurch ist die Arbeit flexibler geworden.“

Denn zu tun, gibt es reichlich, von der geschnörkelten Türklinke im Neuen Palais bis zu defekten Toren im Park Babelsberg, die geöffnet werden müssen. Zur SPSG gehören über 200 Gebäude, alleine im Park Sanssouci stehen 96 Bauwerke, die sich über ein Gelände von 290 Hektar verteilen. „Wir sehen zu, dass wir so gut wie alles in der Werkstatt machen“, erklärt Richert die Zusammenarbeit im SPSG-Team.
 

Offene Kamine waren (und sind) als Heizung nur bedingt geeignet, da sie ihre Wärme nur unmittelbar davor abgeben. Im 18. und 19. Jahrhundert galten sie als raumprägende Ausstattungsstücke und dienten der Repräsentation. Ob im  Schloss Charlottenburg, in der Raumfolge König Friedrichs I. oder in den Schlössern Friedrichs des Großen in Sanssouci: Der Blick der Gäste fällt als erstes auf den Sims mit seinen kostbaren Vasen, Porzellanfiguren und Uhren und wird in der Kaminachse nach oben weiter geführt auf einen verzierten Spiegel oder ein Gemälde.
 

Die südlichen und subtropischen Pflanzen schaffen im Sommer eine wunderbare mediterrane Atmosphäre. Zitronen- und Orangenbäume, Palmen und Lorbeerbäume überwintern in den großen verglasten Pflanzenhallen. Der König (1795–1861) ließ im Schloss repräsentative Apartments einrichten, die für die Unterbringung höchster Staatsgäste genutzt wurden. Die kostbare Ausstattung der Räume blieb nahezu unverändert. Diesen einzigartigen Bestand gilt es zu erhalten. Daher engagieren sich die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten in diesem Jahr besonders für das groß angelegte Förderprojekt.
Als eines der komplexen Sanierungsprojekte der Stiftung wird das Orangerieschloss im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms 2 einer Gesamtinstandsetzung unterzogen. Jedoch fördern die Zuwendungsgeber – der Bund und die Länder Brandenburg und Berlin – nur die Außenrestaurierungen. Für die Innenräume und Ausstattungen besteht weiterhin ein hoher Finanzierungsbedarf. Die Fördermaßnahmen der Freunde konzentrieren sich auf das Malachitzimmer, geplant als Schlafzimmer für Königin Elisabeth (1801–1871), und das Boulle-Zimmer, das Arbeitszimmer des Königs.
 

15 Grad und weniger, das klingt nicht nach einem gemütlichen Schlossbesuch.

Doch, wenn man sich entsprechend warm anzieht, kann man auch in der kalten Jahreszeit die Schönheiten unserer dann geöffneten Schlösser genießen. Bis zum Einbau einer Zentralheizung im Neuen Palais Ende des 19. Jahrhunderts war es am preußischen Hof nicht anders.

1853 fertigte Graeb dieses Aquarell des Grottensaals im Neuen Palais an. Die Wände und Decken des Saals wurden in den darauffolgenden Jahren, besonders in der Kaiserzeit, noch um viele weitere Elemente – Edelsteine, Muscheln, Mineralien – ergänzt. Heute präsentiert sich der Saal daher noch weitaus reichhaltiger als zur Zeit Friedrich Wilhelms IV.
 

Prunkschloss ohne Prunktreppe

Die Treppenhäuser im Neuen Palais

Obgleich das Neue Palais prunkvolle Festsäle und kostbar ausgestattete Apartments beherbergt, gibt es – zum Erstaunen vieler Besucher:innen – kein prächtiges Haupttreppenhaus, wie in vielen vergleichbaren Barockschlössern seiner Zeit. Stattdessen wird der Mittelbau von zwei relativ schlichten, zweckmäßigen Stiegenhäusern, über die man in die Festsäle im Obergeschoss gelangt, flankiert. Die Wände werden lediglich durch Partien aus rotem Stuckmarmor gegliedert, sodass sich die Prachtentfaltung der folgenden Räume – oberes Vestibül und Marmorsaal – umso intensiver steigert. Neben den beiden Treppenhäusern im Mittelbau gibt es im Hauptbau des Schlosses zwei weitere große Treppen – die Theatertreppe zur Erschließung der Königswohnung und des Schlosstheaters, sowie eine spiegelbildliche Treppe an der Nordseite – auch diese mehr funktional, als prunkvoll. Dazu kommen eine Vielzahl von kleineren Treppenhäusern und Dienstbotentreppen, die den Gästen damals und heute allerdings verborgen bleiben. Friedrich der Große pflegte eine Antipathie gegen große, repräsentative Treppenhäuser, die er meist als zu kalt und zugig empfand. Auch für das Neue Palais war ursprünglich eine viel größere Treppenanlage im Mittelbau vorgesehen, wie man auf Entwurfsplänen noch erkennen kann. Vermutlich war es der König selbst, der wie bei all seinen Bauprojekten aktiv in die Planungen eingriff und das große Treppenhaus zugunsten zweier kleinerer aus den Plänen strich.
 

Um alte Bauunterlagen (Fundamentpläne, Baugrundgutachten etc.) einzusehen, begab ich mich ins Archiv der Stiftung. Dort finden sich nicht nur die gewünschten Bauunterlagen, sondern man stolpert nebenbei auch über andere Unterlagen (Archivunterlagen 7.7/1-67).

Wie nicht allzu verwunderlich, konnten damals in der DDR nicht alle gewünschten Baumaterialen geliefert werden. Mit der Lieferung der geforderten Erfurter Decken (standardisierter Deckentyp in der DDR) gab es Probleme. Diese waren gewünscht, da der Bau in erheblichem Maße von Lehrlingen gebaut werden sollte. Aber auch die Lehrlinge waren anscheinend nicht zu bekommen. Das Bauunternehmen meldet am 25. September 1965 dem VBB Tierzucht, „dass das geplante Bauvorhaben für 1965 wohl materiell gesichert ist, jedoch aus Personalmangel nicht zur Ausführung gelangt.“ Dem Unternehmen fehlten 150 Arbeitskräfte. Und so versuchte man, aus der Haftanstalt Brandenburg Maurer zu bekommen. Leider waren unter den Insassen nicht die gewünschten 30 Maurer, sondern nur 3 Häftlinge mit der Qualifikation als Maurer. Man führte daher auch Rücksprache mit dem Ministerium des Inneren und bat um die Überführung von Maurerhäftlingen aus anderen Haftanstalten nach Brandenburg. Dieser Bitte wurde – soweit aus den Unterlagen ersichtlich – nicht stattgegeben.
 

Die Stiftung hat 2020 begonnen, in den eigenen Sammlungen Objekte mit kolonialen Kontexten zu untersuchen. Beispiele sind auf der Website veröffentlicht. Warum jetzt eine Ausstellung zu diesem Thema?

Je mehr wir recherchiert haben über Objekte, je mehr Geschichten hinzu gekommen sind, je mehr Biografien von Schwarzen Menschen wir erzählen können, auch je mehr Reaktionen und Kontroversen entstanden sind, umso schneller wurde klar: Das ist ein gutes Thema für eine Ausstellung und besonders für ein Themenjahr unserer Stiftung. Das Schöne dabei: Hier ist gerade etwas im Entstehen, was jetzt entdeckt wird, wo noch ein Urteil zu fällen ist, wo Positionen noch zu klären sind. Es wird also eine Art Werkstattbericht mit Informationen und Meinungen. Ich glaube, dass wir einem breiten Publikum Anstöße für eine sehr lebhafte Diskussion geben können, auch mit dem künstlerischen Kommentar zum Reiterstandbild des Großen Kurfürsten vor dem Schloss Charlottenburg.
 

Mehr als 400 Jahre liegen zwischen dem ältesten erhaltenen Hohenzollernschloss, dem Jagdschloss Grunewald und dem 1918 entstandenen Schloss Cecilienhof. Sie können die Jahreskarte als Zeitreise nutzen oder als Brandenburg-Entdeckungstour. Sie können Ihrem Lieblingsstil, Ihrer Lieblingskönigin oder Ihrem Lieblingsarchitekten folgen oder die Objekte alphabetisch von A wie Audienzzimmer im Schloss Sanssouci bis Z wie Zeltzimmer im Schloss Charlottenhof, besuchen. Alles ist möglich und nicht beschränkt auf ein Kalenderjahr – die Karte ist ab dem Ausstellungsdatum 12 Monate nutzbar. Noch besser, sie erhalten einen Gutschein, der drei Jahre Gültigkeit hat und Sie entscheiden selbst, wann es losgeht. Oder ob Sie ihn verschenken.

Darüber haben die Schüler:innen schon einmal etwas erfahren – bei einem Ausflug zum Schloss Cecilienhof in der 10. Klasse: »Das war allerdings eine ganz normale Führung«, erinnert sich Marten. Für heute hat Lehrerin Katja Schmidt ein Actionbound-Spiel gebucht. Das funktioniert wie eine digitale Schnitzeljagd. Zu Beginn verteilen die Schlossführer den Schüler:innen Tablets mit Bändern in drei verschiedenen Farben. Jede Gruppe hat eine Farbe. Die Jugendlichen bekommen bei diesem Actionbound-Spiel einen »Auftrag aus der Zukunft« – so der Titel des interaktiven Spiels: 1000 Jahre nach der Potsdamer Konferenz richten sich Menschen hilfesuchend an die Schüler:innen, um Informationen zu den in Vergessenheit geratenen Verhandlungen zu bekommen. Aufgaben, Quizfragen und Suchspiele, die es zu lösen gilt, helfen den Menschen aus der Zukunft dann dabei, mehr über die Potsdamer Konferenz von 1945 zu erfahren.

Die Erforschung der Gemälde hatte bereits gezeigt, dass durch die Erwerbungspolitik der SSG Berlin Objekte mit fragwürdiger oder auch nachweislich problematischer Provenienz, die auf jeden Fall weiter erforscht werden müssen, in die Sammlungen gelangten. Eine systematische Erforschung auch der Sammlungen angewandter Kunst ist daher dringend geboten.
 

Ein Jahr nach dem frühen Tod der Königin im Jahr 1810 wurde die Harfe im Schloss Monbijou ausgestellt. Dort verblieb sie bis in das Jahr 1942. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Musikinstrument zusammen mit vielen anderen Möbeln und Kunstwerken ausgelagert, trotzdem beschädigt und nach 1945 wieder instand gesetzt. Bis ca. 1972 stand die Harfe im Schloss Charlottenburg, danach im Depot der „Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin“ im Westteil Berlins. 1995 und 1996 wurde sie durch den Holzrestaurator der Stiftung Marc Heincke restauriert, doch sie verblieb im Depot. Erst seit dem April 2023 erstrahlt sie nun wieder für die Öffentlichkeit – im Gartensaal des Schlosses Paretz, dem Landsitz der Königin.
 

Auch das Ausstellungskonzept wurde in einem ungewöhnlichen Prozess erarbeitet. Wie lief das ab?

Carolin Alff: Der Anstoß, dass die SPSG jetzt eine Ausstellung zur kolonialen Vergangenheit der Schlösser und der Sammlungsbestände macht, kam ja von außen. Und zu Recht wurde dann auch die Beteiligung von Gruppen und Personen eingefordert, die andere Erfahrungen in Deutschland machen und die sich mit diesem Thema schon sehr lange auseinandersetzen. Normalerweise gibt es Kurator:innen, die das Konzept erarbeiten.
In diesem Fall war schnell klar, dass das so nicht funktioniert. Also entschieden wir uns für einen gemeinsamen Arbeitsprozess mit Expert:innen von außen.

Susanne Evers: In einer Workshop-Reihe wurden die spezifischen Themen der Ausstellung gemeinsam mit externen Initiativen und Fachleuten entwickelt und diskutiert. Auch die Gestaltung der Ausstellungsräume und die Auswahl der Exponate beruht auf diesem Austausch.

Leuchtertausch und Spezialflaschenzug

Besagte Flämische Krone von Königs Wusterhausen sollte nun also ins Jagdschloss Stern umziehen.  Nach Königs Wusterhausen durfte stattdessen ein ebenso schöner Leuchter aus der Generaldirektion umsiedeln. Nun dürfen also sowohl die Offiziersgalerie als auch der Saal in neuem Licht erstrahlen.

Das Bewegen von Leuchtern war und ist immer eine spannendes Unterfangen: Zum einen ist der eigentliche Transport wortwörtlich eine fragile Angelegenheit, zum anderen stellt ein solches Abhängen die seltene Gelegenheit dar, den Kronen nahe zu kommen. Die Kunstgutreiniger der Stiftung pflegen die Leuchter nämlich in der Regel mit Hilfe von Leitern; abgehängt werden diese, wie hier, nur in Ausnahmefällen. Aber: Es lohnt sich. Denn der nun im Jagdschloss Stern hängende Leuchter wartete mit einer Überraschung auf – die sogenannte „Seele“, der Schaft des Leuchters, offenbarte sich als ein originales Relikt aus der Zeit um 1700. Bis dato ging man aufgrund der späteren Ergänzungen davon aus, dass der gesamte Leuchter eigentlich aus dem 19. Jahrhundert stammte. Damit passt das Stück umso besser in die Räumlichkeiten des 1730 bis 1732 erbauten Jagdschlosses.

Bei solch einem Umzug kommen nicht nur Spezialexperten mit ihrem Spezialwissen zum Einsatz – sondern auch Spezialwerkzeug. Zunächst werden die Leuchter in Hängegestellen an den Zielort transportiert, manchmal im Komplettzustand, manchmal in Einzelteilen. Dabei hat jeder Leuchter seine ganz eigenen Bedürfnisse, auf deren Einhaltung strengstens geachtet wird.
Sobald der Leuchter vor Ort angekommen ist, in der Regel vormontiert, kommt der entscheidende Moment der Hängung – eine Flämische Krone kann über 70 Kilogramm wiegen, da will jeder Schritt genauestens geplant sein. In Folge von jahrzehntelanger Entwicklungsarbeit haben die Elektriker der Stiftung ein ganz besonderes Flaschenzugsystem entwickelt, das die Montage nicht nur einfacher macht, sondern auch die Sicherheit des Kunstgutes garantiert. Dieser Flaschenzug mit vier Rollen und Hängebügel stellt sicher, dass der Leuchter immer frei in der Luft schwebt und nicht eine Sekunde der Gefahr des Fallens ausgeliefert ist.

Es sind gerade Momente wie diese, die für die Kustodin für Leuchter und Beleuchtungskörper, Dr. Verena Wasmuth, einen Höhepunkt ihres Berufslebens darstellen. Die direkte Arbeit mit dem Objekt eröffnet ein tieferes Verständnis für die Schlossräume und deren Einrichtung – sobald man weiß, wie viel Aufwand in der Montage und Hängung dieser Prachtobjekte steckt, kann man ihren hoheitlichen Glanz umso mehr genießen.

Wer die Schlossräume nun also in ihrem neuem Glanz erleben möchte, dem sei ans Herz gelegt, Schloss Königs Wusterhausen und Jagdschloss Stern einen Besuch abzustatten.

 

 

 

Als „polnisch“ werden diese Schwäne bezeichnet, weil sie heute besonders häufig in Osteuropa anzutreffen sind. Zwar werden Schwäne heutzutage nicht mehr als Pelzlieferanten oder Ziergeflügel gezüchtet und verkauft, aber die Immutabilis-Variante hat sich im Erbgut zahlreicher wildlebender Schwanenpopulationen verankert. Es wird davon ausgegangen, dass sich die Farbvariante rezessiv sowie geschlechtsverbunden vererbt, das heißt, dass in einem Gelege sowohl graue als auch weiße Jungen schlüpfen können – welche dann in aller Regel weiblich sind. Leider ist die Sterblichkeitsrate unter den weißen Küken höher als bei den regulär gefärbten Geschwistern: Nicht nur für den Menschen sehen die Jungtiere früher „erwachsen“ aus, sondern auch für die Elterntiere. Entsprechend werden sie schneller vertrieben und müssen für sich selbst sorgen. Freilich werden diese Tiere aber auch schneller geschlechtsreif. Und: Ist einer der Elternvögel selbst ein Immutabilis-Schwan, ist die Überlebenswahrscheinlichkeit der Jungtiere höher.

Dass die heutige Schwanenpopulation von Sanssouci direkt von hier einst gehaltenen Zierschwänen abstammt, ist zu bezweifeln. Es handelt sich eher um einen glücklichen Zufall, dass der Schlosspark von diesen ganz besonderen Tieren bewohnt wird. Dieses Jahr sind es dabei gleich drei der fünf Küken, die cremefarben zur Welt gekommen sind – genauso wie einstmals ihre Mutter, die die charakteristischen rosa Beine aufweist. Damit wir im Schlosspark noch lange Freude an diesem historischen Naturerbe haben, sei auf die Schwanen-Etikette am Ende dieses Eintrags verwiesen.
 

Die ersten Schwarzen Menschen kamen zusammen mit heiß begehrten, Reichtum versprechenden Kolonialwaren nach Brandenburg-Preußen: an den Hof verschleppt, als „Geschenk“ afrikanischer Herrscher oder aus der Sklaverei „freigekauft“, auf jeden Fall ihrer Identität beraubt. Fern ihrer Herkunft und Kultur wurden sie christlich erzogen, getauft und hießen dann Friedrich Wilhelm, Friedrich Ludwig oder Carl Friedrich Albrecht. Oft übernahmen Mitglieder der königlichen Familien Patenschaften im „guten Glauben“, die Kinder durch die Bekehrung vor dem Heidentum gerettet zu haben – und zur Rechtfertigung für den Erwerb von Menschen. Mit christlicher Fürsorge hielten sie ihre Schützlinge in Abhängigkeit und bestimmten deren berufliche und persönliche Lebenswege. Wer etwa heiraten wollte, musste um Erlaubnis bitten. Höfische Aufzeichnungen berichten von Strafen, Unterdrückung und Klassenunterschieden. Kirchenbücher, Tauf- und Sterberegister nennen Daten und Namen. Aus den wenigen heute noch vorhandenen Informationen lassen sich Bruchstücke einzelner Biografien rekonstruieren. Die Lücken, die dabei bleiben, laden zum Nachdenken über den Alltag der aus Afrika stammenden Menschen am brandenburgisch-preußischen Hof ein. Darauf lenkt der erste Teil der Ausstellung den Fokus.

Können Sie sich erklären, woher diese Gewalt kommt, dass man sich auch an so großen Objekten vergeht? Warum machen Menschen so etwas?

Das „Warum“ ist schwer zu erklären, wahrscheinlich kann man das auch gar nicht richtig. Übermut? Demonstration von Stärke? Es gibt immer Wellen, das ist schon historisch so gewesen; politische Aktionen, gesellschaftliche Stimmungen. Dann finden Aggressionen, die gerade in der Bevölkerung oder in der Gesellschaft zu finden sind, auch hier ihren Ausdruck.

Wir beobachten aber schon, dass der Vandalismus in den letzten Jahren zunimmt. Ich denke, dass da sehr vieles zusammenkommt. Man spürt geradezu, dass in der Gesellschaft Unzufriedenheit, Ängste und damit eine gewisse aggressive Stimmung herrscht. Hier müssen wir aus meiner Sicht wieder dahin kommen, das Miteinander mehr wertzuschätzen und in unserem konkreten Fall auch das Genießen und Bewahren solch einzigartiger Parkanlagen. Denn die fehlende Wertschätzung gegenüber unseren Anlagen spielt natürlich auch bei all diesen Vandalismusfällen mit rein. Eine Parkanlage wie Sanssouci, der Neue Garten oder Babelsberg ist keine Sport- und Spielstätte, sondern ist als ein Gesamtkunstwerk zu betrachten und dementsprechend zu behandeln. Die Wertschätzung, das Bewusstsein gegenüber den Kunstwerken, die wir hier haben, muss man immer wieder aufs Neue hervorbringen und betonen.
 

Ein harter Kontrast zu der plüschigen 70er Jahre Einrichtung nach dem Geschmack von Erich Honecker und ein weiterer Gedankensprung für die Besucher:innen. Das Kunstwerk mit dem Titel „Ein Ort der Heilung für den permanent obdachlosen Körper“ ist für Polina Scherbyna eine Erinnerung. Eine Erinnerung an eine Kindheit, in der jede ukrainische Familie ein sowjetisches Metallbett mit Plane hatte und das von den Hausbesitzern benutzt wurde, wenn ein Gast zu spät kam und über Nacht blieb. Es ist für sie ein Symbol für einen vorübergehenden Unterschlupf, einen Ort der Erholung, der aber nun unter bestimmten Umständen dauerhaft werden kann. Das harte Bett ist auch ein Bild der Hoffnung, denn selbst in den schwierigsten Zeiten gibt es in der Ukraine den Glauben, dass jeder einen solchen Ort der Geborgenheit finden oder schaffen kann.
 

Auf der Rückseite treten dem Betrachter drei Frauengestalten mit unterschiedlichen Attributen entgegen: die Künste Bildhauerei, Architektur und Poesie. Es liegt nahe, hierin die Interessen von Auguste zu sehen. Friedrich Wilhelm III. lernte die 30 Jahre jüngere Frau aus altem österreichischen Adel während eines Kuraufenthaltes in Teplitz kennen. Er heiratete die als anmutig und warmherzig beschriebene Auguste am 9. November 1824 in der Charlottenburger Schlosskapelle. Die  Trauung fand im engsten Kreis statt, der König sah diese Eheschließung als „reine Privatsache“. Auguste galt als nicht „ebenbürtig“, ihr Rang als zu niedrig für Friedrich Wilhelm III. Erst zwei Tage später wurde sie dem Hof vorgestellt. Auch in den Folgejahren ertrug sie viele Demütigungen des Protokolls, musste beispielsweise den Prinzen und Prinzessinnen den Vortritt überlassen. Den Neuen Pavillon in Charlottenburg nutzten der König und die Fürstin Liegnitz gemeinsam als Sommerhaus. Nun hat es ein originales Kunstwerk zurückgewonnen, das gerade in dem Nebeneinander mit dem Reliefbildnis der Fürstin von Christian Daniel Rauch von 1837 im selben Raum interessante Einblicke in die Porträtkunst der Berliner Bildhauerschule zulässt.
 

Einer mündlichen Überlieferung zufolge hat Osterrieder der Kaiserin Auguste Victoria diese Krippe im Jahr 1907 im Berliner Schloss vorgestellt. Anschließend wurde das Kunstwerk von einem nicht namentlich bekannten Stifter dem Kaiser geschenkt und im Grottensaal des Neuen Palais gezeigt. Eingerahmt wurde die Krippe von den sieben Christbäumen, die für die Kinder Wilhelms und Auguste Victorias aufgestellt wurden.
 

Wo setzt der Klimawandel der Stiftung besonders zu?

Leider ist es inzwischen so, dass es wirklich fast alle Gehölzbestände betrifft. Die Schäden begannen bei den Buchen und bei bestimmten Eichenarten. Bis vor kurzem sind wir noch davon ausgegangen, dass mehr als die Hälfte der Bäume in den Potsdamer Parks geschädigt ist. Inzwischen betrifft das fast den gesamten Bestand, und zwar nicht nur die Altbäume, sondern verschiedene Baumgenerationen. Es ist ein flächendeckendes Problem. Vor drei Jahren sind im Park Sanssouci in kurzer Zeit mehrere hundert Buchen gestorben, die alle ungefähr einhundert Jahre alt waren. Auch Jungbäume, die wir nachpflanzen, wachsen sehr viel schlechter an als früher. Wir hatten früher Anwachsquoten von 75 bis 80 Prozent. Das war normal. Jetzt kommt zum Beispiel im Park Babelsberg nur noch ungefähr ein Drittel der nachgepflanzten Bäume über die ersten Jahre.
 

Die von Friedrich II. so geschätzte Reiherbeize ist exemplarisch für diese Art der höfischen Jagd: Der Reiher wurde zwar gefangen, in der Regel aber nicht getötet. Stattdessen wurden ihm ein paar seiner prächtigen Kopffedern abgenommen und ein Ring mit Namen des Fängers um den Hals gelegt. Das Tier wurde daraufhin wieder ziehen gelassen. All dies war ein teurer Zeitvertreib – beispielsweise wurden unter Kurfürst Georg Wilhelm (1595-1640) um die 1.624 Häuser speziell für Falken und deren Betreuer eingerichtet, große Flurstücke angekauft und Hoffalkner wiederholt nach Dänemark und Norwegen geschickt, um dort die besonders begehrten weißen Gerfalken zu erwerben. Mitunter wurden sowohl Falken, als auch Reiher direkt vor Ort des Jagdvergnügens gezüchtet.
 

Während die anderen vier Plastiken zu DDR-Zeiten eingeschmolzen wurden, verschwand Moritz auf bisher ungeklärte Weise. Nach der Wende tauchte das Denkmal in Berlin-Buch auf, kam kurzzeitig in das Berliner Stadtmuseum und 2002 in den Bestand der SPSG. Mit Unterstützung der niederländischen Botschaft, zahlreicher niederländischer Spender und der SPSG konnte es durch die Firma Haber & Brandner 2016 restauriert werden. Danach stand die Statue als Leihnahme des Fördervereins Berliner Schloss e.V. werbewirksam vor der Humboldt-Box, die über den Wiederaufbau des Berliner Schlosses informierte und Spenden sammelte. Mit der Fertigstellung des Humboldt Forums 2020 war der Frischluftaufenthalt für Moritz beendet. Das Denkmal wurde in der Schlossbauhütte in Spandau eingelagert, da die bauliche Situation auf der Lustgartenseite eine Wiederaufstellung am historischen Ort nicht zuließ. Nun kehrt der Oranierfürst zurück in die Obhut der SPSG.
 

Insgesamt 20 Miniaturen aus der Sammlung der SPSG können erstmals dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ein besonderer Dank gilt Wilhelm Brökelmann, der die Konservierung und Restaurierung von 16 der kostbaren Stücke durch seine großzügige Spende erst ermöglicht hat. Der 84-jährige Mäzen ist ein Bewunderer Friedrich des Großen und leidenschaftlicher Sammler von Emaille- und Messingtabakdosen aus der Zeit des preußischen Königs. Er konnte sich mit der Finanzierung der Miniaturen gleich auf zweierlei Art eine Freude machen: Die restaurierten Miniaturen aus dem 18. Jahrhundert sind teilweise mit Abbildungen Friedrich des Großen und sie werden nahe den Tabakdosen des bewunderten Königs ausgestellt.
 

Der Kunsthistoriker Willy Kurth, der in den zwanziger Jahren Kunst-Vorträge im Palast Barberini in Potsdam hielt, war ab 1924 Kustos für die Neue (=moderne) Abteilung im Kupferstichkabinett Berlin. Bis zum Frühjahr 1937 erwarb Kurth von den Nationalsozialisten verfemte Meisterwerke der Moderne. Sein besonderes Interesse galt Künstlern wie Ernst Ludwig Kirchner, Edvard Munch, Pablo Picasso, Wassily Kandinski, Max Beckmann oder Käthe Kollwitz. Doch der Bildersturm sollte im Sommer jenes Jahres seinen Höhepunkt erreichen, denn im Vorfeld der Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ wurden 800 Bilder im Kupferstichkabinett konfisziert. Doch Kurth fand mit unerschrockener List Wege, um den größten Teil der grafischen Blätter vor dem Zugriff der Nazis zu retten. Die Mitglieder der Beschlagnahmungskommission haben nur die Anzahl der auszuhändigenden Werke notiert, jedoch keine Künstlernamen oder Werktitel. So konnte Kurth nach Abzug der Kommission zur späteren Abholung ausgewählte Werke durch andere ersetzen, sei es durch Blätter, die mehrfach vorhanden waren, oder sei es durch Drucke weniger bedeutender Künstler.
 

Im April 2023 wurde es zu Forschungszwecken in die Gemäldewerkstatt der SPSG geholt und restauriert. Nun kehrt es mit einem prunkvollen friderizianischen Schmuckrahmen zurück und ist im mittleren Kuppelsaal zu sehen.
 

Mangels geeigneter Gebäude in der politisch geteilten Stadt nutzte der West-Berliner Senat mit dem Regierenden Bürgermeister häufig das wiederhergestellte Schloss, um Staatsoberhäupter und Ehrengäste aus aller Welt standesgemäß zu empfangen. In dieser Tradition stehen Schloss und Garten auch dem Bundespräsidialamt, den Bundesministerien und Landesbehörden zur Verfügung. Für Staatsbankette und Empfänge sind die barocken Paradekammern des Alten Schlosses, die Festsäle Friedrichs des Großen im Neuen Flügel und vor allem die Große Orangerie vorgesehen.

Blick in den Festsaal vor dem Einzug der European School of Management and Technology. Der Repräsentationssaal wurde für offizielle Feierlichkeiten genutzt. Die aufwendig gestaltete Decke im Festsaal korrespondiert mit dem Mosaik des DDR-Staatsemblems.

Die erste urkundliche Erwähnung Oranienburgs im Jahre 1216 nehmen Stadt und Schloss in diesem Jahr zum Anlass, mit zahlreichen Aktivitäten Besucher zum gemeinsamen 800. Geburtstag einzuladen. Auch die SPSG beteiligt sich mit verschiedenen Beiträgen. Zum Auftakt findet am 24. April das „Orangefest“ statt, welches anlässlich des niederländischen Königstags traditionell am letzten Sonntag im April in Oranienburg gefeiert wird.

Auswahl des Suchbegriffs "Architektur" und Darstellung der Treffermenge © FH Potsdam

Ein weiterer Zeitzeuge ist der ehemalige Chefkoch des Staatsgästehauses: Peter Friedrich war von 1958 bis 1992 in Schönhausen tätig und berichtet unter anderem von den kulinarischen Vorlieben der Staatsgäste. Auch seine Erzählung ist in der Ausstellung zu hören – noch bis zum 03. Juli 2016, täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr.

EXTRA-TIPP: TweetUp zur Ausstellung – Freitag, 03. Juni – Anmeldung bis 29. Mai »

Dort sind zahlreiche „halbnackte Grazien“ dargestellt. Allerdings haben diese Gemälde alle die Abwehr erotischer Annäherungsversuche oder die Verteidigung der Keuschheit zum Thema.

Für das Palais von Friedrichs Bruder, Prinz August Wilhelm – heute bekannt als Kronprinzenpalais Unter den Linden in Berlin – malte Pesne eine Badeszene, die ebenfalls freizügig erscheint: Eine Gruppe von erkennbar zeitgenössischen Frauen hat sich am Ufer eines Gewässers versammelt, um zu baden. Die nackt badenden oder auch halb- und vollständig bekleideten Frauen sind eingebettet in die in idyllisches Abendlicht getauchte Landschaft. Die Natürlichkeit dieser Szene (zu besichtigen ist sie im Neuen Flügel von Schloss Charlottenburg, Obergeschoss, Zweite Wohnung Friedrichs des Großen) vermeidet alle Anzüglichkeit:

Friedrich erwachte erst wieder am 14. August gegen 11 Uhr, fast vierundzwanzig Stunden später, nahm um 1 Uhr ein wenig Suppe und Rindfleisch zu sich und aß gegen 5 Uhr ein Stück von einer Seespinne, einer Salzwasserkrebsart, oder einem Seefisch – hier gehen die erhaltenen Erinnerungen der Beobachter auseinander. Den Rest des Mahls befahl er für den nächsten Tag aufzuheben. Wirklich verspeiste er um 11 Uhr am 15. August, was von der Seespinne oder dem Fisch übrig geblieben war. Anschließend fiel er wieder in tiefen Schlaf, aus dem er nur sporadisch aufwachte, meist jedoch, ohne sich bewusst zu sein, was um ihn herum geschah.

Erst am nächsten Tag löste Friedrich sich für längere Zeit aus seinem Schlaf- und Dämmerzustand. Er erhob sich aus seinem Sessel und ging aus eigener Kraft zu seinem Nachtstuhl. Von seinem Kammerhusaren Schöning – der Vorname ist nicht überliefert – ließ er sich schließlich zurück zu seinem Sessel geleiten. In diesem schlief er nun fest ein. Gegen 8 Uhr abends wachte er auf, weil er fror. Er „verlangte beständig mit Kissen bedeckt zu werden“ und fiel schließlich in einen sehr unruhigen Schlaf, denn „es stellte sich ein beständiger kurzer Husten mit starkem Röcheln auf der Brust ein“.

Um 1 Uhr nachts am 17. August erwachte er wieder. Er versuchte zu sprechen, was er sagte war „aber schwer zu verstehen und bestand in Phantasien, als nun ist mir wohl, nun will ich mich ordentlich niederlegen.“ Während des Sprechens nahm sein Röcheln stark zu. Aus dem Schlaf, in den er schließlich fiel, ist Friedrich nicht mehr erwacht.

Momentan werden die Stecklinge in den Gewächshäusern gesteckt und, wenn sie Wurzeln haben, getopft. Später werden sie gestutzt, um einen kompakten Wuchs zu erreichen.

Größere Pflanzen werden gestutzt, sodass viele kleinere entstehen. Diese Abschnitte werden gesteckt und ziehen in ihr vorläufiges Quartier unter einer weißen Plane aus Milchfolie. In diesen Tunneln aus Milchfolie herrscht eine höhere Temperatur und Luftfeuchtigkeit als in den Gewächshäusern selbst. Diese Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit die frisch gesteckten Pflanzen weniger Wasser verdunsten und Wurzeln bilden. Bevor sie allerdings unter dem weißen Vorhang verschwinden werden sie zugeschnitten um die Verdunstung zu reduzieren, denn eine kleinere Fläche der Pflanze bedeutet eine niedrigere Verdunstung.

Cottbus trauerte um seinen ersten Ehrenbürger. „Die Erde umfängt jetzt die angehörigen Teile des bedeutenden Mannes, der selbst die Erde in ihrer Herrlichkeit liebte und kannte und der ihr Gewand zu verschönern wusste, wie wohl kaum jemand vor ihm“, verkündete der Cottbuser Anzeiger. „Uns stand er durch sein künstlerisches Walten näher als der großen Welt, uns schuf er in Muskau und in Branitz Paradiese, hier sogar aus einer öden Sandsteppe. Uns gab er Anregung zum Nacheifern...“.
Und schließlich fragt der Autor des Cottbuser Anzeigers: „Aber muss denn mit dem Tode des Künstlers sein Werk untergehen?“

Die Frage ist längst mit Nein beantwortet. Das Erbe des Branitzer Gesamtkunstwerks pflegt heute die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz getreu der Aufforderung des Nachruf-Autoren von damals: „Ein edles Geschlecht hält hoch die Ehre seiner Vorfahren.“

Das Wahrzeichen des Branitzer Parks, der Tumulus, wurde einer aufwändigen Restaurierung unterzogen, die mit einer Kunstaktion, die Pückler sicher gefallen hätte, im Jahr 2015 ihren Abschluss fand. So ist es uns heute möglich wie im Nachruf des Cottbuser Anzeigers von 1871 vorhergesagt: „...aus seinen Naturbildern wird man sich das Ebenbild des Schöpfers derselben gestalten und noch in späten Jahren wird einer dem anderen zurufen: Das war oder das ist der Fürst Pückler.“



Fotos: Roland Handrick

Neben den Beeten musste auch der Rasen bearbeitet werden, damit er wieder strahlend und gesund aussieht. Hierzu wurde der Rasen vertikutiert, bedeutet: die Grasnarbe wurde angeritzt, um Moos und Mulch (altes Schnittgut) zu entfernen. Der Boden wird dadurch bessert belüftet und kann mehr Sauerstoff aufnehmen. Nach dem Vertikutieren wurde das tote Gras, Moos und Mulch aufgehakt und gesammelt, anschließend wurde alles Überflüssige entsorgt.

Nach den gezeichneten Ideen des Königs erhielt der Hofbaumeister Heinrich Gentz unter Mitwirkung von Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) den Auftrag, ein kleines, an einen antiken Tempel erinnerndes Bauwerk mit einer viersäuligen dorischen Giebelfront auszuführen. Dieser aus Pirnaer Sandstein gefertigte Porticus wurde 1828/1829 durch eine Nachbildung aus rotem Granit ersetzt und das Original für die Errichtung einer Luisen-Gedenkstätte auf die Pfaueninsel übertragen.

Die Kinder Wilhelms II. gründeten in der Adventszeit einen Familienchor, um Weihnachtslieder einzustudieren, die am Heiligen Abend vorgetragen werden sollten. Der Chor bestand aus den sechs Söhnen und der Tochter des Kaisers, verstärkt wurde er von der Hofdame Claire von Gersdorff sowie durch zwei Adjutanten. Die Leitung lag in den Händen des Hofpredigers Johannes Kessler.

In den Wochen vor dem Weihnachtsfest trafen im Neuen Palais die ersten Geschenke für die Mitglieder der kaiserlichen Familie ein. Diese wurden im Vorzimmer des Kaisers, dem sogenannten Weihnachtszimmer, bis zum Heiligen Abend aufbewahrt.

Der eigens für die Kaiserproklamation in Versailles angefertigte Wappenadler. Foto: Daniel Lindner / SPSG

Aus dem 18. Januar wurde daher der Reichsgründungstag, der im Kaiserreich feierlich begangen wurde. Die symbolische Gleichsetzung von Preußen und dem Deutschen Reich, die hier zeigte, war ganz im Sinne der pro-preußischen Geschichtsschreibung, die die Berufung Preußens und der Hohenzollern zur Einigung Deutschlands propagierte.

Der Hochzeitstag wurde auf den 27. Februar 1881 festgelegt. Ein Vorschlag, wonach die Feier erst im April oder Mai stattfinden sollte, lehnte die Kronprinzessin mit folgender Begründung ab. „Nach dem greulichen Berliner Winter von Hoffesten, alles noch einmal anzufangen, neue Toiletten, Ausgaben etc. finde ich höchst unpractisch – es verhindert auch unser Fortreisen!“, schrieb Victoria ihrem Mann. Am 25. Februar wurde Auguste Victoria in Berlin vom Kaiserpaar empfangen. Mit der goldenen Krönungskutsche des preußischen Hofes zog Auguste Victoria als Braut des Thronfolgers durch das Brandenburger Tor den Linden entlang in das Königliche Schloss ein.

Kronprinzessin Victoria hatte die Ehe eingefädelt. Mit der Eheschließung verband sie die Hoffnung, das durch das „engelhafte Temperament“ der Prinzessin der egoistische und arrogante Charakter Wilhelms besänftigt werden könne und er seine reaktionäre und chauvinistische Weltanschauung ablege. Doch erfüllten sich die Wünsche Victorias nicht, die für Wilhelms Weiterentwicklung notwendig gewesen wäre. Reichskanzler Bernhard von Bülow äußerte später, dass Auguste Victoria für einen Oberpräsidenten oder einen Kommandierenden General eine vortreffliche Frau abgegeben hätte; für die Rolle einer Deutschen Kaiserin war sie zu kleinkariert, engstirnig und steif. 

Mehr zur Kaiserzeit in den preußischen Schlössern erfahren Sie vom 16.06.2018 bis 12.11.2018 in der Sonderausstellung "Kaiserdämmerung" im Neuen Palais in Potsdam.

Im Sterbezimmer des alten Kaisers befanden sich seine Gemahlin Augusta, seine Tochter Luise mit Ehemann Großherzog Friedrich von Baden, sein Enkel Wilhelm (II.) mit Gemahlin Auguste Victoria, sowie seine Enkeltochter Victoria mit Ehemann Kronprinz Gustav von Schweden.

Der Maler Anton von Werner hatte den Auftrag erhalten, den Kaiser auf dem Totenbett zu zeichnen. Wilhelm I. befand sich in halbsitzender Stellung auf seinem schlichten Feldbett, nur mit einer Steppdecke bedeckt, bekleidet mit einer weißen Jacke, unter welcher eine dunkelrote Unterjacke am Hals und der Brust etwas sichtbar wurde. Kronprinzessin Auguste Victoria schickte einen Korb frischer Blumen, weiße Rosen und Maiglöckchen. Sie bat Anton von Werner, damit das Sterbebett zu schmücken.

Die Nachricht vom Tode Wilhelms I. verbreitete sich in Berlin und dem ganzen Kaiserreich schnell. Der Leichnam des Kaisers blieb noch bis zum 11. März im Alten Palais. Gegen Mitternacht wurde der Leichnam in den Berliner Dom geleitet, Fackelträger bildeten ein Spalier. Bis zum 15. März war der Kaiser im Dom aufgebahrt, um der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, sich vom Monarchen zu verabschieden. Am 16. März wurde er in das Mausoleum im Charlottenburger Schlosspark überführt, wo seine Eltern, König Friedrich Wilhelm III. und die Königin Luise, ruhten.


Mehr zur Kaiserzeit in den preußischen Schlössern erfahren Sie vom 16. Juni bis 12. November 2018 in der Sonderausstellung „Kaiserdämmerung“ im Neuen Palais von Sanssouci in Potsdam.

Sophie Charlottes zu Ehren: Detail der Deckengestaltung in der Schlosskapelle. Foto: Bildarchiv Foto Marburg / SPSG

An wohl keiner anderen Stelle des Schlosses ist die Geschichte der Dynastie von König Friedrich I. bis hin zu Kaiser Wilhelm II. so greifbar wie hier: Friedrich I. in Preußen verherrlichte seine verstorbene Gemahlin Sophie Charlotte als Maria im Kreis der Engel und feierte mit der pompösen Ausstattung der Kapelle sich und sein junges Königtum: Vor einer von drallen Putten dramatisch gerafften roten Draperie zieht der Preußenadler eine riesenhafte Königskrone über der Loge des Herrschers in die Höhe. Drei Famen, Personifikationen des Ruhmes, helfen ihm dabei und stützen die Krone mit scheinbarer Leichtigkeit und Grazie. Dabei haben die drei Damen noch Zeit und Kraft genug, den Ruhm des Königs in Preußen mit ihren Posaunen in die Welt zu tragen.

Eine vergleichbare chinoise Kostbarkeit im Friedrichflügel, in der sogenannten Geheim-Raths-Kammer, wurde 2008 im Rahmen von Schwammsanierungsarbeiten restauriert und ist derzeit im Rahmen von Sonderveranstaltungen zugänglich.

Die Sanierung des Schlosses Cecilienhof ist eines der größten Projekte im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms (Masterplan) für die preußischen Schlösser und Gärten. Während unter einem Fangnetz Besuchergruppen aus aller Welt das „Herzstück des Hauses“, die Konferenzhalle der Potsdamer Konferenz besichtigten, wurden z. B. ca. 360.000 Dachziegel der „englischen Biberschwanzdeckung“ geborgen, gesäubert und mit vorpatiniertem Ergänzungsmaterial wieder neu verlegt.

Möglich wurden die im Juni 2015 begonnenen Baumaßnahmen durch das Sonderinvestitionsprogramm 1 für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), das der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) für die Jahre 2008 bis 2017 zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt hatten.

Die Baumaßnahmen

Die Wiederherstellung der Außenanlagen umfasste die Instandsetzung der großen Freitreppen auf der Nordseite und der Ufermauer mit den Ufertreppen, die direkt hinunter ans Wasser des Heiligen Sees führen sowie die Uferpodeste, die in königlichen Zeiten als Bootsanleger dienten. Ebenso wurden die Außentreppen am Hauptbau und Südflügel des Marmorpalais, der Marmorfußboden des Altans und sämtliche Holzfenster des Kellergeschosses saniert.

Frage: Wie fühlt* es sich hingegen für die Kunstgegenstände an, aus denen ja das gesamte Schloss besteht?

Die Antwort: Noch konservatorisch vertretbar…

Die Bewertungsklassen der American Society of Heating, Refrigerating and Air-Conditioning Engineers, kurz ASHRAE, für museale Innenräume, ordnen die in den vergangenen Jahren gemessenen Temperaturwerte des Schlosses Sanssouci in die A. Klasse ein, A = gut. Das bedeutet maximal 26°C im Sommer, minimal 8°C im Winter.

Diese Temperaturen sind in den vergangenen drei Jahrzehnten schrittweise durch unterschiedlichste Maßnahmen der Präventiven Konservierung, von Baudenkmalpflege, Restaurierung und den erfahrenen SPSG-MitarbeiterInnen vor Ort erreicht und gehalten worden.

Begleitet von zwei Fremdenführern besucht Wilhelmine 1796 die Neptungrotte bei Tivoli. Ein Gemälde dazu gibt sie im selben Jahr bei dem von ihr protegierten Maler Peter Gottlieb Müller in Auftrag.
Das von Michael Philipp Boumann 1788-1790 für Wilhelmine errichtete Palais. Radierung auf Papier von Louis Serrurier, um 1800.
Deutlich sichtbare Staubablagerungen auf einem vergoldeten Rahmen im Schloss Sanssouci. Foto: Daniel Fitzenreiter

Das Spiel mit Kunst und Natur beschränkt sich aber bei den Vasen nicht nur darauf, dass sie in ihrer Form so aussehen, als hätte ein geübter Gärtner sie aus einem blühenden Busch herausgeschnitten. Auch zwischen den vereinzelten grünen Blättern ist eine Menge Leben dargestellt: hier tummeln sich allerhand Vögel, seien es Spechte, die nach Käfern picken oder Papageien mit Zuckerstückchen im Schnabel. Der unterhaltsame Effekt, hier eine kleine Naturwelt in Porzellan darzustellen, geht auf einen der wichtigsten deutschen Porzellanschöpfer des 18. Jahrhunderts zurück, Johann Joachim Kaendler.

Da die porzellanenen Blumen und Früchte auf den Vasen genau jene waren, die auch gerne in den Potpourris im Innern Verwendung fanden, war die Täuschung perfekt. Betört vom Duft, fasziniert von den kleinen Putten, die herumzufliegen scheinen und fasziniert von der bunten, glänzenden Blütenpracht könnte man fast vergessen, dass sich ja eigentlich um klassische Gefäße handelt.

Kronleuchter aus Berlin
Kronleuchter aus Berlin © SPSG / Wolfgang Pfauder

Im Gegensatz dazu sind Teile der sogenannten Leuchterseele und die Arme der Berliner Versionen aus vergoldeter Bronze. Der raffinierte Materialwechsel ermöglichte eine viel feinere Gestaltung, weshalb die reich mit großen Porzellanblüten bestückten Berliner Leuchter wie Blumenwolken wirken. Auf zwei Ebenen sitzen zudem Putten und Posaune blasende Victorien in diesem filigranen Gebilde, während der obere Abschluss von der kostbarsten Frucht des 18. Jahrhunderts, der Ananas, gebildet wird.

Harry Christlieb – geschätzt für seine einfühlsamen Tierplastiken

Der 1886 in den USA geborene Bildhauer Hermann, genannt Harry, Christlieb verlor als Vierjähriger sein Gehör. Nach der Rückkehr der vormals ausgewanderten Familie nach Deutschland und dem Besuch einer Gehörlosenschule absolvierte Christlieb zunächst eine Stuckateurausbildung, trat dann in die Kunstgewerbeschule in Hamburg und später in die Münchner Kunstakademie ein. Ein Stipendium ermöglichte ihm eine Studienreise nach Italien. Neben menschlichen Figuren und charaktervollen Porträtbüsten schuf er zahlreiche einfühlsame Tierplastiken in unterschiedlichen Materialien und Größen, für die er hochgeschätzt wurde. 1916 ließ er sich in Berlin nieder, sein Atelier schlug er in Kleinmachnow auf. Besonders häufig hielt er sich zum Studium im Berliner Zoo auf. Es entstanden feinfühlig beobachtete Tiere, wie zwei der Ricke-Kitz-Gruppe ähnelnde Gazellen („Mutterglück“), ein Gorilla, Flamingos oder das Elchkalb (Tierpark Berlin). Christliebs Kunstwerke waren, wie die von August Gaul und Renée Sintenis, begehrt bei privaten Sammlern und öffentlichen Museen. 1945 flüchtete Christlieb nach Schleswig und ließ sich 1950 mit seiner Frau Alma in Amberg nieder, wo er weiterwirkte und 1967 verstarb.

 

Überreste eines Postentelefons oberhalb des Uferweges im Park Babelsberg

Spuren der Grenzgeschichte im Park Babelsberg: Überreste eines Postentelefons sind auch heute noch im Park zu finden. Solche Telefonanlagen befanden sich im gesamten Grenzgebiet. Die Grenzposten trugen den Hörer für die Anlage bei sich und wurden eingesteckt, wenn eine telefonische Verbindung mit dem Führungsturm hergestellt werden musste.

 

Was möchten Sie bei Ihrem Beruf nicht mehr missen?

Sehr Vieles! Besonders schätze ich die spezielle Atmosphäre in den Schlössern, wenn niemand sonst dort ist. Hinzukommt der Kontakt zu Park- und Schlossbesuchenden und zu den vielen kompetenten und herzlichen anderen Stiftungsbeschäftigten. Und den Duft in den Pflanzenhallen, wenn die Orangen blühen oder die Gärtner den Lorbeer schneiden.

Die SPSG koordiniert die 4,5 Millionen Euro teure Sanierungsmaßnahme. 3,8 Millionen sind dank großzügiger Mäzene bereits gesichert.
Helfen Sie mit, den Campanile mit Ihrer Spende für die Zukunft zu sichern.

Deutsche Stiftung Denkmalschutz
www.denkmalschutz.de
info(at)denkmalschutz.de

Spendenkonto:
Spendenkonto Deutsche Stiftung Denkmalschutz
IBAN: DE71 500 400 500 400 500 400
BIC: COBA DE FF XXX, Commerzbank AG
Verwendungszweck: PR06396-01X Friedenskirche Potsdam

 

Jede Spende zählt und über ihr interesse freuen wir uns
Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V.
Geschäftsführerin Elisabeth Roosens
Schloss Glienicke
Königstraße 36
14109 Berlin
Telefon 030.80 60 29 20
info(at)freunde-psg.de
www.freunde-psg.de
www.freunde-psg.de/projekte/restaurierung-der-romischen-bader

Spendenkonto:
Weberbank Actiengesellschaft
IBAN DE98 1012 0100 6164 0040 04

 

Weitere Informationen zu Spendenprojekten

 

Diese »glücklichen Umstände«, die originalen Funde und neue Erkenntnisse neben längst bekanntem Archivmaterial gaben den Ausschlag: »Das war der Punkt, an dem die Wiedererrichtung nicht mehr aufzuhalten war.« Dr. Detlef Fuchs, bis 2018 als Kustos für Architektur und Denkmalpflege bei der SPSG unter anderem für die Märkischen Schlösser verantwortlich, entwickelte ein detailliertes Konzept. Es folgten
die Sicherung der freigelegten Baudenkmäler und die Suche nach Unterstützern, denn weder der Verein Historisches Paretz noch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) konnten das Projekt finanzieren. Der damalige Generaldirektor der SPSG, Hartmut Dorgerloh, wandte sich an Hermann-Hinrich Reemtsma (1935 – 2020), dessen Stiftung bereits zahlreiche Projekte der SPSG gefördert hatte. Die  Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten zeigten ebenfalls sofort ihre Spendenbereitschaft. Auch die Kulturstiftung der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten sowie die Rudolf-August Oetker-Stiftung trugen ihren Teil zur Wiedergewinnung der romantischen  Gartenstaffage bei.

Ermöglicht wird das Projekt durch die finanzielle Unterstützung der Firma Katjes Fassin GmbH, mit deren Hilfe die SPSG eine Projektleitung mit der Entwicklung und Umsetzung eines Konzepts betrauen sowie notwendiges Material für die Ausführung bereitstellen kann. Nach erfolgreichem Abschluss sollen alle Potsdamer und Berliner Schulen das Angebot nutzen können. Coronabedingt ist die direkte Betreuung mit Workshops vor Ort aktuell nicht möglich, dennoch sind alle Beteiligten hochmotiviert und freuen sich darauf, das Projekt gemeinsam zu entwickeln.

Was möchten Sie bei Ihrem Beruf nicht mehr missen?

Da gäbe es Vieles zu erwähnen! Wenn ich mich kurzfasse: den Kontakt mit einmaligen Kunstwerken, die ich hier in ihrer historischen Umgebung erforschen darf; ebenso die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen, deren herausragende Expertise in ihren jeweiligen Spezialgebieten mich immer wieder tief beeindruckt. Mein Beruf ist keine einfache Dienstleistung, er ist ein großes Privileg.

Die Blickführung durch den Marlygarten – eine Art „hortus conclusus“, also Paradiesgarten – von Westen ist durch stets neue Perspektiven und Ansichten auf das Ensemble geprägt, sodass der Betrachter von immer neuen Blicken überrascht wird und dennoch selten in der Lage ist, den gesamten Baukomplex zu erfassen. Erst im mittleren Bereich des Gartens gelingt es, die einzelnen Bauteile in ihrer malerischen Gesamtheit zu bewundern: In der Mitte ragt der schlanke Campanile der Friedenskirche in die Höhe, links davon schließt sich die Stirnseite des Kirchenschiffs mit vorgelagertem Atrium an und auf der rechten Seite das langgestreckte Kavalierhaus, auch „Schloss Marly“ genannt. Ganz links, halb versteckt hinter hoch gewachsenen Nadelbäumen, verbirgt sich ein kuppelbekrönter Rundbau, der sich auf den ersten Blick harmonisch in das Ensemble einzufügen scheint. Um was für ein Gebäude könnte es sich dabei handeln? Friedrich Wilhelm IV. und seine Architekten ließen sich bekanntermaßen stark von der Architektur Italiens inspirieren – handelt es sich beim Rundbau also möglicherweise um eine Taufkirche, ein Baptisterium, wie man es oftmals in Italien als Kuppelbauten freistehend neben Kirchen findet? 

Eine der Pyramiden, kurz bevor sie in die Lackierwerkstatt gebracht wird © SPSG
Eine der Pyramiden, kurz bevor sie in die Lackierwerkstatt gebracht wird © SPSG

Was macht denn ein Metallbauer im Denkmalschutz?

Ich durfte vier Pyramiden aus Stahl nach historischem Vorbild bauen, die demnächst im Schlosspark Charlottenburg stehen. Das hat fast zwei Jahre gedauert, weil ich alles selbst geschmiedet habe, allein der Entwurf und die verschiedenen Versuche waren zeitaufwendig. Es gab diese Holzpyramide als Vorbild und ich habe dann unterschiedliche Varianten von Teilen z.B. von der Fahne oben drauf angefertigt, bis es stimmig war. Ansonsten beheben wir ganz viele Schlosshavarien.
 

Schafeschur Mai 2020
Schafschur im Park Charlottenburg 2020, Foto: Andreas Jakobs

Eine weitere Besonderheit der Guteschafe ist, dass sie ihre Wolle teilweise von selbst verlieren. Wenn die Tiere sich an Bäumen schubbern, bleiben oft einzelne Haare an der Rinde hängen oder sie verfangen sich beim Herumlaufen an Büschen und niedrigen Pflanzen. Sehr „zur Freude“ der Vögel, die die Wollfasern gerne als Nistmaterial verwenden. In der Regel bleiben deshalb 30 Prozent einer Herde im Sommer ungeschoren, für die übrigen 70 Prozent kommt der Scherer gegen Ende Juni, Anfang Juli. Pro Tier kostet die Schur vier Euro, 15 Cent erhält man für die Wolle beim Wollgroßhändler! Die Schafschur ist damit ein echter Kostenfaktor geworden.

Meine Aufgabe war zu diesem Zeitpunkt beendet. Erst am Folgetag beim Besuch der Queen in Potsdam am Schloss Cecilienhof bin ich noch einmal auf den Staatsgast getroffen. Meine Aufgabe bestand darin, in meiner Funktion bei der Stiftung im Hintergrund zur Verfügung zu stehen, um mich um eventuelle unvorhergesehene Vorkommnisse zu kümmern.
 

Für die Restaurierung baute die Spezialistin die angesetzten gelockerten Elemente ab. Mit Hilfe eines speziellen Dampf- und Micropartikelgerätes reinigte sie den vergrauten Carrara-Stein Millimeter für Millimeter. Bereits nach wenigen Sekunden erstrahlte der Marmor an der Stelle wieder weiß. Ein großer Teil der Ergänzungen war hochwertig und vollständig und konnte daher wieder angesetzt werden, einige Finger fehlen jedoch.
 

Darüber hinaus ist der „Palace Day“ für die Schlösserverwaltungen eine Gelegenheit, die Verbindung zur Community auf Social Media zu stärken, ein neues Publikum – damit auch neue Gäste und Follower:innen – anzuziehen und sichtbarer zu werden.

Neue Ideen für alte Substanz

DENK × PFLEGE, Ausstellungsplakat vor den Römischen Bädern
Willkommen in der Ausstellung!

Lange bin ich noch nicht in Potsdam, daher ist es umso schöner, dass ich so schnell Teil eines so spannenden und wichtigen Projekts sein durfte. Als noch relativ neuer Mitarbeiter bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) und Teil des Ausstellungsteams freue ich mich Sie auf eine kleine Reise mitzunehmen, Ihnen Einblicke in die Entstehung der Ausstellung zu geben und Lust auf den Besuch dieses tollen Ensembles zu machen.

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde ich als Wissenschaftlicher Volontär eingestellt. Meine erste Aufgabe wurde es, an der Konzeption der geplanten Denkmalpflege-Ausstellung in den Römischen Bädern mitzuarbeiten, deren Titel DENK × PFLEGE, sich jedoch erst relativ spät herauskristallisierte.

Dieses Jahr war geprägt von vielen Planungssitzungen, Forschungen zum Gebäudeensemble Römische Bäder und den umliegenden Gärten und natürlich zur ursprünglichen Ausstattung.

Das vordergründige Ziel der Ausstellung war immer über das Sonderinvestitionsprogramm (SIP) zu berichten und so auf das vom Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg angestoßene Förderprogramm aufmerksam zu machen. Die für den Zeitraum von 2008 bis 2030 angesetzte Instandsetzung der Schlösser und Gärten wird mit einer Summe von insgesamt 550 Millionen Euro gefördert und ermöglicht auch die einzelnen Bau- und Restaurierungsarbeiten, die in dieser Ausstellung thematisiert werden.
 

Der älteste Vorgängerbau der heutigen Windmühle von Sanssouci wurde 1737/38 als eine von zahlreichen Mühlen in dem hügeligen Gelände nordwestlich von Potsdam errichtet. Da diese sogenannte Bockwindmühle schnell baufällig geworden war und die Bäume des königlichen Parks den Wind zunehmend abfingen, entstand 1791 an derselben Stelle eine höhere Holländermühle. Bereits 1861 war das inzwischen still gelegte Gebäude als Museum für Besucherinnen und Besucher zugänglich, zu denen auch die Familie Sargent gezählt haben könnte. Im April 1945 brannte die Mühle aus und wurde erst zwischen 1983 und 1993 wiederaufgebaut. Als Grundlage für die Rekonstruktion des Äußeren wurden damals eine Zeichnung des Hochbauamtes von 1935 sowie historische Fotoaufnahmen von ca. 1900 verwendet.
 

Beide Bilder gehörten zu einem Konvolut von Gemälden und Grafiken, die 1948 von der für das Land Brandenburg zuständigen Sowjetischen Militäradministration (SMA) am Kontrollpunkt Wittenberge beschlagnahmt wurden, als sie in den Westen gebracht werden sollten. Um 1950 gelangten die Kunstwerke in die Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci. Dort lagerten sie mit rund 1.000 anderen Kunstwerken, darunter auch Möbel, Uhren und Porzellan, die keine Beziehung zu den Schlössern aufweisen.
Seit 2004 untersucht die SPSG ihre Bestände systematisch auf die Existenz unrechtmäßig entzogenen Kunstgutes. Rund 160 Kunstwerke konnten bisher an ihre rechtmäßigen Eigentümer:innen zurückgegeben werden.

»Wir untersuchen alle Objekte, die vor 1945 entstanden sind und nach 1933 ins Haus kamen«, erklärt Ulrike Schmiegelt. Seit 2020 hat die promovierte Kunsthistorikerin mit Schwerpunkt Osteuropa eine feste Stelle als Provenienzforscherin bei der SPSG. Zuvor hatte sich die Gemäldekustodin Alexandra Nina Bauer dieser Aufgabe gewidmet.

Damals wurde Preußen modern, wie steht die Stiftung zu erneuerbaren Energien?

Von der technischen Seite sind wir hier voll dabei. Aber im UNESCO-Welterbe lässt sich nicht alles umsetzen. Wir müssen sensibel damit umgehen. So wird es bestimmt keine Solaranlage auf Schloss Sanssouci geben, aber wir schauen uns sehr genau an, was machbar und nützlich ist, denn wir stecken ja mitten im Klimawandel.
Unsere Abteilung muss sich noch mehr mit dem sommerlichen Wärmeschutz für die historischen Gebäude beschäftigen.

Eine andere Herausforderung, an der wir gemeinsam mit der Gartenabteilung intensiv arbeiten, ist der Umgang mit der Wasserknappheit. Wir wollen und müssen unsere Parks, die Bäume und Pflanzen erhalten. Allein für das Stadtklima Potsdams ist der Park Sanssouci Gold wert. Und dafür brauchen wir Wasser, auch aus der Havel, aber wir verbrauchen es nicht vollständig. Durch innovative Bewässerungstechnik sickern Teile in den Boden ein und ergänzen so auch das Grundwasser. Ein anderer Teil fließt durch das Wasserleitungssystem und den Parkgraben zurück in die Havel. Das Wort Nachhaltigkeit wird inzwischen inflationär gebraucht. Aber wenn wir nicht in diesem Sinne denken, machen wir etwas falsch.

 

In den vergangenen Jahren wurde mit der Erschließung der Akten der SSG begonnen, das dazugehörige Findbuch ist seit Juni diesen Jahres online und ermöglicht interessante Einblicke in die Struktur und die Aufgaben der Potsdamer Schlösserverwaltung in unmittelbarer Nachkriegszeit und zur Zeit der DDR.

Im Park Sanssouci standen im Sommer aber auch Lorbeeren, Myrten oder auch Granatäpfel. Im Winter benötigten diese empfindlichen Pflanzen ein Winterquartier. Dazu dienten unter König Friedrich II. die Neuen Kammern. Mit deren Umbau zu Gästewohnungen errichtete man hölzerne Orangerien, bis mit dem Bau des großen Orangerieschlosses in Sanssouci endlich bessere Bedingungen für die Pflanzenüberwinterung geschaffen wurden.
 

Sutterbau: Einbauschränke mit Safe
Einbauschränke mit Safe

Und hier noch ein paar Zahlen aus den Bauunterlagen: Das Gebäude hat eine Grundfläche von ca. 12 mal 47 Meter, somit 564 m². Es sind ca. 6.830 m³ umbauter Raum. Da das Gebäude einen Keller hat, entsteht eine Baugrube mit einem aufzufüllenden Volumen von ca. 1.800 m³. Es gibt im Haus 126 Heizkörper, 151 Fenster, 67 Innentüren und 2 Glas-Eingangstüren in dem Haus, welche getrennt ausgebaut und dann entsorgt werden müssen. Auch ein Safe befand sich in einem der Räume.

Neben der Sichtung der Bauunterlagen musste ein Artenschutzgutachten erstellt werden, denn leider hatten wir es hier mit einer tierischen „Hausbesetzer-Szene“ zu tun. Diese besetzen das Haus schon eine Weile (seit mehreren Generationen) und ließen sich auch nicht von den regelmäßigen Übungen der Polizei vertreiben. Ein Teil der kleinen, flugfähigen „Hausbesetzer“ ist schüchtern und man bekommt sie – wenn überhaupt – nur nachts zu Gesicht. Andere wiederum nutzten den Dachboden zwischenzeitlich als Flugschule. Dazu machen sie noch einiges an Dreck und zahlten keine Miete! Aber ein Teil ist eh nur im Sommer hier und verbringt die kalten Winter im warmen Süden.

Musquiqui Chihying und Gregor Kasper zusammen mit Patrick Atakpa Ayele-Yawou sammeln für „Tears // Fruits of Transformation“ Kerne der gelben Mombinpflaume, die auch auf Groß Friedrichsburg wächst und bringen sie nach Charlottenburg. Die Kerne werden in einer zirkulären Installation um das Reiterstandbild gehängt. Dazu erschallen aus Lautsprechern Stimmen, die mit einem traditionellen Lied über die Mombinpflaume das Denkmal umwandern. In dem Lied bitten Kinder den Baum, sie zu nähren. Die Installation weist auf die Kräfte dieses Baumes hin, die eine heilende Wirkung auf durch Gewalt entstandene Wunden haben – so auch durch die deutsche Kolonialgeschichte und den Versklavungshandel Preußens. Nach Ende der Ausstellungszeit sollen die Kerne an Besucher:innen verschenkt werden, um mit Kraft der Mombinpflaume zur Veränderung die notwendigen Prozesse zur Dekolonisierung der Gesellschaft zu unterstützen.
 

Martens Gruppe entschließt sich, nur zwei Tablets angeschaltet zu lassen und die Aufgaben gemeinsam zu lösen. Sina und Finn lesen die Fragen vor. Wenn sie korrekt beantwortet werden, ertönt ein Kassenzeichen, ein Sparschwein mit den gesammelten Punkten erscheint auf dem Bildschirm. Bei falschen Antworten dröhnt der Fail-Buzzer los – so wie bei Bastian, der aber inzwischen die Frage richtig beantwortet hat. Es ging um die Sitzordnung am Konferenztisch.
 

Wie ging die Abnahme der Holzverschalung genau vonstatten?

Zunächst muss man sagen, dass die Verschalung mit einem asbesthaltigen Anstrich versehen und dadurch kontaminiert war. Das hat dazu geführt, dass wir die Verschalung in einem so genannten Schwarzbereich abnehmen mussten. Auf dem Gerüst wurden hinter einer Plane staubdichte Kammern gebildet, was die Arbeit natürlich sehr erschwert hat. Die Zimmerleute haben dann in Schutzanzügen die Bretter abgedeckt. Sie wurden anschließend in Säcke verpackt und zu einer Deponie gebracht.
 

Zur Anwendung kam das Parfüm mit dem Duft von frischem Lavendel, wenn Staatsgäste auf Einladung Kaiser Wilhelms II. im Neuen Palais logierten. Bevor Vertreter der europäischen Königshäuser ihre Appartements bezogen, sind die Räume parfümiert worden. Die Gebrauchsanweisung befindet sich auf der Flaschenrückseite. Demnach genügten einige Tropfen, die man mit Wasser vermischt und auf eine „erwärmte Kohlenschaufel“ gab, um die Zimmer zu parfümieren.
 

„Ein Lustgarten ohne frische Früchte? Für König Friedrich II. von Preußen undenkbar. In seiner Vision eines idealen Gartenparadieses verband sich das formvollendete Schöne mit dem Nützlichen. Also: Obstkultur auf höchstem Niveau.“
So sprechen zwei fiktive Flaneure in der App für den Park Sanssouci über die geometrisch gestalteten Obstquartiere im Östlichen Lustgarten. Hinter den dicht belaubten Hainbuchenhecken ließ der König Obstbäume pflanzen, Äpfel und Birnen vor allem und genau diese historischen Sorten kehren seit Beginn der Wiederherstellung des Areals Bäumchen für Bäumchen zurück. Die Idee für den Holländischen Garten brachte Friedrich der Große von einem Besuch 1755 in den Niederlanden mit – und gleich dazu den dortigen Gärtner, Joachim Ludwig Heydert. Dieser übernahm auch, ganz nach den Wünschen des Königs, die 1766 vollendete Gestaltung der Schmuckflächen vor der Bildergalerie nach „holländischem Geschmack“. Für die „Holland in Potsdam“-Audiotour hat SPSG-Gartendirektor Michael Rohde die Fakten beigetragen.
 

Wer hat dabei von wem am meisten gelernt?

Susanne Evers: In erster Linie haben wir von den Partner-Expert:innen gelernt. Vor allem haben wir gelernt, die Perspektive zu wechseln. Es geht ja in der Ausstellung darum, unsere bisherigen Erzählweisen zu erweitern und die Sammlungsobjekte und Biografien aus anderer Perspektive zu beleuchten.

Carolin Alff: Und es geht dabei auch viel um das Ver-Lernen von bestimmten eingespielten Strukturen und Denkweisen.

Einen weiteren Schwerpunkt der Sonderausstellung bilden die kurfürstlich-königlichen Sammlungen, die in die Obhut der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) übergegangen sind.
 

Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung für die kommenden Jahre?

In der Zukunft sind wir mit drei besonderen Herausforderungen konfrontiert. Zum einen mit einem umfassenden demografischen Wandel, der sich mit großer Geschwindigkeit vollzieht, mit Blick auf den Generationenwechsel, auf die Einwanderungsgesellschaft, aber auch auf die größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich. Diese Veränderungen betreffen uns insofern, als wir sicherstellen müssen, dass wir für diverse Publikumskreise attraktiv sind und bleiben. Angesichts der Veränderungen ist es wichtig, mit Gruppen, die bisher nicht zu unserem Stammpublikum gehören, in den Dialog zu treten und gemeinsam zu schauen, welche Themen und Formate für sie interessant sein könnten.

Eine weitere große Herausforderung ist der digitale Wandel. Wie können wir darauf reagieren und mitgehen? Beim digitalen Wandel handelt es sich um eine Querschnittsaufgabe, die alle Bereiche der Stiftung betrifft, mit Fragen der Archivierung, des digitalen Arbeitens, der digitalen Kommunikation und Partizipation.

Die dritte Herausforderung besteht natürlich im Klimawandel. Hier reagieren wir nicht nur im Bereich der Parks und Gärten, sondern wir denken auch über nachhaltige Tourismuskonzepte nach, darüber, wie wir nachhaltiger kommunizieren, wie wir Ausstellungen nachhaltiger gestalten können. Auch dies ist eine Querschnittsaufgabe.
 

Über den weiteren Lebensweg Zacharias Gottschalks war trotz umfangreicher Recherche keine restlose Klarheit zu gewinnen. Interessanterweise gibt es unter diesem Namen eine 330seitige „Flora Hortensis; oder Verzeichniß der Gartengewächse, so in den berühmtesten Garten zu Paris, London, Leyden, Amsterdam, Cöthen, Leipzig, Gottorf und anderen Oertern itziger Zeit sich befinden“, gedruckt in Köthen 1703 [!] [Drude/Wimmer in: Zandera 10(1995) Nr.1, S.3]. Es ist jedoch wenig wahrscheinlich, dass sich ein gestandener Gärtner von höherem Alter, der sieben Jahre vorher schon ein umfangreicheres Buch publiziert hatte, noch einmal acht Monate in der Fremde in die Lehre begibt.

Passender erscheint da der Hinweis von Bert Breitmann in seiner online-Geschichte der Gartenkunst Band IX/I „Anreger und Schöpfer formaler Gärten (Barock und Renaissance)“, dass im Jahr 1710 ein Blumengärtner Zacharias Gottschalk durch den Karlsruher Markgrafen Karl-Wilhelm von Gottorf nach Durlach geholt wurde. Da dieser Gärtner jünger war, könnte es sich dabei um den Inhaber „unseres Lehrbriefes“ gehandelt haben. Unter den Kindern des Köthener Gottschalck befindet sich kein gleichnamiger Sohn, so dass wir von einem Sproß gleichen Namens einer anderen Gottschalck-Familie ausgehen müssen, die mehr in Norddeutschland ansässig war. [Ganz herzlich gedankt sei an dieser Stelle dem mit der Familie Brinkama verwandten Herrn Manfred Merckens für die freundliche Überlassung seiner umfangreichen Rechercheergebnisse.]
Fest steht zumindest, dass über familiäre Verbindungen in Norddeutschland der bemerkenswerte Lehrbrief schon frühzeitig in die Hände der in Friesland und im Bremener Umfeld ansässigen und bedeutenden Bauern-und Windmüllerfamilie Brinkama gelangte und dort über mehrere Generationen aufbewahrt wurde. Herr David Whitehill, der uns den Lehrbrief freundlicherweise übergab, ist ein Enkel von Adele Brinkama, die 1923/24 mit ihrem Mann Johannes Müller in die USA emigrierte.
 

Als Vorsitzende des Staatsrats arbeiteten in dem Gebäude: Walter Ulbricht bis zu seinem Tod 1973, Willi Stoph von 1973 bis 1976, Erich Honecker von 1976 bis 1989, Egon Krenz vom 24. Oktober 1989 bis zum 6. Dezember 1989, Manfred Gerlach amtierend vom 6. Dezember 1989 bis zum 5. April 1990.

Goldene Galerie im Schloss Charlottenburg © SPSG / Leo Seidel

Grandioses Ambiente für Staatsempfänge: die Goldene Galerie.
Foto: SPSG / Leo Seidel

Spielerisch können alle Nutzer die Ideenwelt des Königs erkunden und sich immer wieder von der Vielfalt der Motive und Sujets überraschen lassen. Vertiefende Thementexte und eine Beschreibung der Blätter samt kunsthistorischer Einordnung jeder einzelnen Zeichnung komplettieren den Katalog. Ihre ganze Aussagekraft wird die Visualisierung nach der geplanten vollständigen Integrierung des mehr als 7500 Blätter umfassenden zeichnerischen Nachlasses des Königs entfalten.

Der obere Planausschnitt zeigt, dass viele Blicke über die große Wasserfläche des Sees gehen, der eine elegant gebuchtete und sanft geschwungene Uferlinie aufweist. Zwei vorhandene große Inseln übernimmt Lenné und verbindet sie mit einer dritten kleineren. Auf dieser Inselgruppe sind die Wege verhältnismäßig schmal. Dieser Parkteil ist wohl als ein Rückzugsort für intimere Spaziergänge gedacht. Der Zugang zu den Inseln ist aufwändig inszeniert – an dem schmalen Wasserlauf, der die Inseln vom „Festland“ trennt, werden die Ufer beidseitig mit Steinsetzungen eingefasst. Ähnliche Darstellungen von einem mit Steinen einfassten Wasserlauf finden sich auch in den Entwürfen Lennés für den Schlosspark Laxenburg 1815 oder den Pleasureground Glienicke von 1816.

Lennés anschauliche und attraktive Planzeichnung hebt seinen Beitrag von denen seiner Mitbewerber ab. In der vogelschauartigen Darstellung der Gehölze sind sogar einzelne Arten wie Trauerweiden und Säulenpappeln identifizierbar. Der Planausschnitt der Inseln zeigt besonders anschaulich diese Trauerweiden, die Lenné in großer Menge am Seeufer anordnet. Daneben gibt es niedrige Strauchgruppen und größere Gehölze mit unterschiedlicher Kronenform. Unterstrichen wird die Kleinteiligkeit in der Gehölzpflanzung durch eine differenzierte Farbigkeit des Plans: Nadelgehölzpartien sind bläulich getönt, einige Laubgehölzflächen wirken als sei eine mögliche Herbstfärbung schon angedeutet. In seinem heiteren Charakter ist der Plan von großer Schönheit – man hätte dem jungen Gartenkünstler den Gewinn des Wettbewerbs gewünscht!


Dr.-Ing. Sylvia Butenschön ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Denkmalpflege der TU Berlin und forscht zur Gartenkulturgeschichte, insbesondere der Geschichte öffentlicher Grünflächen.

Die Inhalte der Führung im Neuen Flügel beschränken sich dabei nicht auf die Vermittlung historischer Daten und Namen: Fragend und spielerisch werden die Eindrücke und Ideen der Fünftklässler einbezogen. So fällt der Blick etwa bei der großformatigen Darstellung einer Parade Unter den Linden von Franz Krüger eben nicht zuerst auf die Gebäude oder die große Menschengruppe auf der Straße, sondern auf einen dunkelhäutigen Diener, der vorn aus dem Bild zu laufen scheint.

Zwei Sonderausstellungen widmen sich in diesem Jahr dem Schaffen des Gartenkünstlers Fürst Pückler:

Inmitten einer der wichtigsten Schöpfungen Pücklers, Park Babelsberg, öffnet von Ende April bis Mitte Oktober 2017 das Schloss Babelsberg seine (noch unsanierten) Räume und bietet den Besuchern durch die großen Fenster faszinierende Aussichten auf die wiederhergestellten Terrassen, den Park und die Potsdamer Parklandschaft. Die Ausstellung „PÜCKLER. BABELSBERG – Der grüne Fürst und die Kaiserin“ gewährt Einblicke in die gartenkünstlerische Trickkiste Pücklers und seine Rolle am preußischen Hof.

Die herausragende Beziehung Pücklers zu „seiner“ Monarchin zeichnet ab 14. Mai die Schau „AUGUSTA von PREUSSEN. Die Königin zu Gast in Branitz“ nach. Die Ausstellung im Schloss Branitz präsentiert Hintergründe, Verlauf und Nachklang des königlichen Besuches 1864. Im Mittelpunkt steht dabei die interessante Persönlichkeit Augustas. Es geht um Politik, Parkanlagen und Papageien – und selbstverständlich werden die Branitzer Tafelfreuden gewürdigt.

Der noch 1606 im Kirchenbuch der Cadolzburger Pfarrkirche genannte Altar ist in einem beim Abbruch der gotischen Kirche 1750 erstellten Verzeichnis der Kunstwerke aufgeführt. Hierin wird von einer Restaurierung im Jahre 1662 auf Veranlassung des Kastners Johann Ulrich v. Gangrieß berichtet, über deren Ausmaß eine kolorierte Fotografie aus dem Jahr 1874 Aufschluss gibt. Diese zeigt ein stark überarbeitetes Retabel, in dem besonders die Figuren der Kreuzigungsszene erheblich verändert wurden. Den Hintergrund der Mitteltafel füllte nun anstelle des ursprünglichen Goldgrundes eine Gebirgslandschaft unter einem bewegten Himmel. Auch waren den Heiligen der Seitenflügel später wieder entfernte Namensinschriften hinzugefügt worden.

Gut hundert Jahre, nachdem die Bilder „im hiesigen Pfarrhause verwahrlich beygeleget“ worden waren, fand der Historiker und Direktor des königlichen Haus- und Hofarchivs, Rudolf Graf v. Stillfried, das Retabel 1854 in einer im äußeren Schlosshof der Cadolzburg gelegenen Zehntscheune auf, von wo es in die untere Sakristei der neu errichteten Pfarrkirche verbracht wurde.

Die Kenntnis von diesem für die frühe Geschichte des Hauses Hohenzollern bedeutenden Werk wurde nicht zuletzt durch v. Stillfrieds Publikationen verbreitet. Sicher haben seine engen Kontakte zur preußischen Herrscherfamilie dazu geführt, dass der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm Interesse an diesem bedeutenden Kunstwerk fand, war es doch eine Stiftung seines Ahnen und Begründers der Linie der brandenburgischen Hohenzollern, geschmückt mit zu Lebzeiten gefertigten Porträts Friedrichs VI./I. und Elisabeth. Gerade in den Jahren nach der Reichsgründung 1871 gab es Bemühungen, das neue Kaiserreich ideologisch im mittelalterlichen deutschen Kaisertum zu verankern und die jüngste Geschichte des Hauses Hohenzollern sichtbar mit einer glorreichen Vergangenheit zu verbinden. Das große Interesse an der Forschung nach den frühen Vorfahren äußert sich auch in den Anstrengungen, die darauf verwendet wurden, nach dem Erwerb des Cadolzburger Altars in Archiven Informationen zur Stiftung zu finden, die letztlich erfolglos blieben.

Die Gelegenheit, den Wunsch zum Erwerb durchzusetzen, ergab sich anlässlich einer Heeresinspektion des Kronprinzen, im Zuge derer er am 12. September 1873 die Cadolzburg besichtigte und die Sakristei der dortigen Pfarrkirche aufsuchte.

In einem Protokoll der Kirchenverwaltung vom 14. September heißt es aufschlussreich, der Kronprinz habe „dem als Stück eines alten Altars aus der im Jahre 1750 wegen Baufälligkeit eingelegten alten Kirche in der unteren Sakristei der hiesigen jetzigen Pfarrkirche deponierten Bildes […] eine ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt [...], in dem er bald nach seiner Ankunft nach diesem Bilde fragte und bei Besichtigung desselben es als ein Originalgemälde und als solches seiner Familie höchst wertvoll bezeichnete, deshalb auch der sorgfältigsten Obhut dringend empfahl. “ Da er weiterhin äußerte, es sei „ihm schon früher einmal zum Geburtstagsgeschenk bestimmt gewesen […], beschließt die Kirchenverwaltung in der heutigen Sitzung, dieses Bild nebst den beiden konditionell ebenfalls als Porträts dieser fürstlichen Personen geltenden Bilder mit der Unterschrift ‚Cäcilie‘ und ‚Valerian‘, S.K. Hoheit als Geschenk zu seinem auf den 18. Oktober fallenden diesjährigen Geburtstag anzubieten und zu übersenden […].“

Nach Einholung der entsprechenden Erlaubnis bei den zuständigen weltlichen und kirchlichen Behörden wird der Cadolzburger Altar dem preußischen Kronprinzen zum Geschenk gemacht und das Retabel am 11. November 1873 nach Berlin geschickt. Da man in den Heiligenfiguren der Seitenflügel ebenfalls mögliche Darstellungen des Stifterehepaares sah, gingen sie ebenfalls auf die Reise, während die Standflügel vor Ort verblieben und am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört wurden.

Die hohe Wertschätzung, die der Altar von Seiten des Kronprinzen erfuhr, äußert sich in der Tatsache, dass das Retabel auf Befehl Friedrich Wilhelms 1874 restauriert, von seinen Übermalungen befreit und in seinem Arbeitszimmer im Kronprinzenpalais Unter den Linden „als eine Reliquie“ aufgestellt wurde, wo es „unter den historischen Erinnerungen der Hohenzollern eine hervorragende Stelle einnimmt“. Im Gegenzug erhielt die Kirchengemeinde einen Kronleuchter und genannte kolorierte Fotografien, die den Zustand des Altars vor und nach der Restaurierung dokumentieren.

1882 gab der Kronprinz das Retabel an das der dynastischen Selbstinszenierung dienende Hohenzollern-Museum im Schloss Monbijou. In der Zeit nach 1918 gelangte es schließlich in das Berliner Schloss. Dort wurde es in der gotischen Erasmuskapelle wiederum in einem sakralen Kontext ausgestellt, bis es seit 1949 im sehr weltlichen Umfeld des Jagdschlosses Grunewald gezeigt wird. Hier ist es heute im Kreis der Cranach-Gemälde als Teil der ältesten kurfürstlichen Sammlung ausgestellt, die auch Porträts der brandenburgischen Kurfürsten umfasst, die ihren Stand und Würde Friedrich VI./I. als Ahnherrn in der Mark verdanken.

Die multimediale Ausstellung wird auf über 400 Quadratmetern im Schloss Sacrow gezeigt. Im Mittelpunkt stehen die Erlebnisse der Gärtner in der Zeit der Zerstörung der Parkanlagen des heutigen UNESCO-Weltkulturerbes während des Kalten Krieges. Gezeigt wird auch die großartige "Heilung" dieser Wunde der Potsdam-Berliner Kulturlandschaft nach 1989.

Marianne Birthler ist die Schirmherrin der Ausstellung: "Der Ausstellungsort Sacrow könnte nicht besser gewählt sein. Der zur Grenzzeit extrem malträtierte Lenné Park ist heute wieder in seiner atemberaubenden Schönheit erlebbar. Für die Besucher wird das nicht nur das Erlebnis einer sehr spannenden Ausstellung, sondern auch ein Ausflug in die Traumwelt des Preußischen Arkadiens."

Ort: Schloss Sacrow / Krampnitzer Str. 33, 14469 Potsdam
Zeitraum: 15.7. bis zum 10.9.2017
Geöffnet: Fr-Mo / 11-18 Uhr
Eintritt: 8 Euro / ermäßigt 5 Euro

Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm umrahmt.
Weitere Informationen unter www.gaertner-fuehren-keine-kriege.de und www.ars-sacrow.de

Man mag es nicht glauben! Die Legende bleibt nicht nur erhalten, sie wird auch noch erweitert – um die Stampfkartoffeln!

Was aber stimmt? Tatsächlich gab Friedrich die Ordre, Kartoffeln anzubauen, mehrmals sogar: „Ohngeachtet Euch durch die, unter dem 5. April 1757, 3. November 1762 und 27. Februar 1766 wie auch noch neuerlich unter dem 13. Februar 1767 ergangenen Verordnungen zu erkennen gegeben worden, wie sehr wir den Kartoffelanbau in hiesigen Landen befördert wissen wollen ..., so haben wir doch aus den davon eingereichten jährlichen Tabellen mit nicht geringen Missfallen ersehen müssen, dass der Anbau dieses sehr nützlichen Erdgewächses noch sehr schlecht betrieben ...“, so am 29. Februar 1768 in einer Cirkular-Ordre an sämmtliche Schlesischen Land- und Steuerräte. Der „Befehl“ war auf Schlesien beschränkt, eine gleiche oder ähnliche Ordre für andere Provinzen hat Friedrich nicht erteilt – und der Befehl hatte auch, wie man dem Rundschreiben entnehmen kann, „Ohngeachtet der ergangenen Verordnungen ...“, keinen Effekt. Als es in drei aufeinanderfolgenden Jahren, 1770, 1771 und 1772, zu Missernten kam und die Lebensmittel bald knapp wurden, „öffnete der König seine Magazine“ – die für den Kriegsfall gedacht waren – „und brachte das aufgespeicherte Korn“ – nicht Kartoffeln – „zu billigen Preisen auf den Markt“. Während der Hungerkrise und auch in den folgenden Jahrzehnten spielten Kartoffeln keine Rolle; sie waren dem König kein Anliegen, ihr Potential hat er nicht ausgeschöpft.

Die Kartoffel wurde in Deutschland, genau genommen in Bayern, seit 1647 angebaut, in Brandenburg in den 1650er Jahren von Kurfürst Friedrich Wilhelm, dem Urgroßvater Friedrichs, eingeführt und zwar als neue und seltene Gartenpflanze. Historiker stellten dies auch immer wieder klar: Als Friedrich 1740 den Thron bestieg, sei die Kartoffel in Preußen bereits allenthalben kultiviert worden, allerdings meist nur in Gärten, hieß es ein ums andere Mal.

Friedrich setzte sich für den Anbau der Erdäpfel ein – ja. Jedoch hatten seine Bemühungen, die auch in vielen Anordnungen und Erlassen zum Ausdruck kamen, nur wenig Erfolg. Um dem gewünschten großflächigen Kartoffelanbau eine Chance zu geben, hätte der König die Agrarordnung ändern müssen. Er hätte das Eigentum an Grund und Boden umgestalten und damit die bäuerliche Eigenwirtschaft stärken müssen. Das aber hat er nicht getan. Dies geschah erst im Zuge der Stein-Hardenbergschen Reformen. Verbreitung fand die Kartoffel in Preußen deshalb erst im 19. Jahrhundert.

 

Mit diesem Album sollte der preußische König als prominenter Kunde umworben werden, um dem Fotoatelier von Michiels zu wirtschaftlichem Erfolg und Ruhm zu verhelfen. Neun Salzpapier-Aufnahmen aus dieser Motivfolge haben sich im Bestand des KPM-Archivs erhalten. Die nun um ein weiteres Rarissimum, die erste fotografische Aufnahme des Neuen Palais, ergänzt werden konnten. Die ursprüngliche Modernität dieser Aufnahme mag sich dem heutigen Betrachter der Generation iPhone vielleicht nicht mehr unmittelbar erschließen. Als fotografisches Dokument ermöglicht sie uns aber erstmals, das Neue Palais mit den Augen eines Zeitgenossen Friedrich Wilhelms IV. zu sehen und uns damit visuell auf eine Zeitreise in das Jahr 1856 zu begeben.

Aber nicht nur aus kulturhistorischer Sicht ist die Taufe Christi interessant. Auch kunsttechnologisch bot ihre Untersuchung einige Überraschungen. Bei Betrachtung des Gemäldes im Stereomikroskop kann man erkennen, dass unter der Malschicht ein mit rotem Stift gezeichnetes Quadratraster auf der hellen Grundierung der Holztafel liegt. Seine Kreuzungspunkte weisen jeweils einen Abstand von ca. 12 cm auf. Die sogenannte Quadrierung ist ein wohlbekanntes Hilfsmittel in der Mal- und Zeichenkunst, um eine Vorlage maßstabgerecht auf das endgültige Medium zu übertragen. Auf Gemälden des 16. Jahrhunderts konnte sie bisher aber selten nachgewiesen werden. Lucas Cranach d. J. setzte diese Technik wohl häufiger ein, denn neueste Untersuchungen konnten auch auf zwei weiteren Gemälden ein Quadratraster nachweisen („Dessauer Abendmahl“ und „Epitaph für Wolfgang von Anhalt“).

Erst am 2. oder 3. Tag nach der Geburt war beim Baden des Kindes aufgefallen, dass der linke Arm „hilflos herunter hing“. Zunächst hatte man die Geburtshilfe von Dr. Martin gelobt, als sich aber ein Geburtsschaden beim Prinzen herausstellte, wurde insbesondere von Seiten der Mutter zunehmend Vorwürfe gegen den Arzt erhoben. Victoria empfand es als persönliches Versagen, keinen gesunden Thronfolger geboren zu haben. In den folgenden Monaten und Jahren wurden verschiedene Methoden angewandt, um die Entwicklung des gelähmten Armes zu fördern, die jedoch alle scheiterten. Wilhelm II. war durch die Lähmung kaum in der Lage, seinen linken verkürzten Arm zu benutzen. Dennoch lernte er durch strenge Erziehung mit diesem „Makel“ geschickt umzugehen.

Nach dreißigjähriger Regentschaft wurde Wilhelm II. nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg im November 1918 gestürzt. Die Ausstellung „Kaiserdämmerung“ im Neuen Palais von Sanssouci wird sich ab dem 16. Juni 2018 mit dieser politischen Zeitenwende beschäftigen. Dann ist es ein Jahrhundert her, dass dem Neuen Palais, dem ehemaligen Wohnsitz Wilhelms II., eine wichtige Rolle als Hauptschauplatz des Übergangs von der Monarchie zur Republik zukam.

Das Muster der Stoffe nimmt meist Bezug auf die gesamte Raumdekoration, auf den Deckenstuck, die Kamineinfassungen und manchmal sogar auf die Möbelintarsien, wie im Großen Schlafzimmer des Unteren Fürstenquartiers.

Das besonders gelungene Wechselspiel von Gartenkunst und Baukunst – auch das ist vom Welterbekomitee hervorgehoben worden: Das Gartenkunstwerk als gleichwertiges Pendant zu den Schlössern und Bauten, es kommt in der Wahrnehmung unserer Anlagen notorisch zu kurz. In der Tat – was unsere Gärtner mit Leidenschaft, mit einer unglaublichen Akribie und historischem Fachwissen in unseren historischen Gartenanlagen leisten, wird leider viel zu wenig wahrgenommen.

Friedrich I. verheiratete hier seinen einzigen Sohn, den späteren ›Soldatenkönig‹ Friedrich Wilhelm I. im Dezember 1706 mit seiner Cousine Prinzessin Sophie Dorothea von Braunschweig und Lüneburg. Auch in den kommenden mehr als 200 Jahren war die Charlottenburger Schlosskapelle immer wieder glanzvoller Schauplatz fürstlicher Vermählungen, wobei das flirrende Gold der Stuckaturen keineswegs Garant für die goldene Zukunft der hier geschlossenen Ehen war: Unter anderem heirateten hier 1769 der künftige König und notorische Schürzenjäger Friedrich Wilhelm II. sein ungeliebtes ›hessisches Lieschen‹ (so nannte er seine Königin) Friederike Luise von Hessen-Darmstadt.

Ca. 63 Wand- und Deckenbilder sind auf Leinwand gemalt oder in geringer Zahl durch vergangene Restaurierungen durch Verkleben teilweise auf den Putz oder andere neue Träger aufgebracht (Marouflage).

Auch die Serviettenform offenbart kleine, aber feine Unterschiede: Servietten als "Kerze" gefaltet für die eingeladenen Gäste, "Lilien" für die Jubilare. Silberne Leuchter und eine farblich auf das Geschirr abgestimmte Blumendekoration perfektionieren das Meisterwerk der Tafelkunst, das von Petra Lubosch in mehreren Stunden geschaffen wurde. Auf Beistelltischen sind passende Schalen und Terrinen sowie Eiskübel und Glasgefäße ausgestellt.

Nach einer ersten Sichtung handelt es sich in erster Linie um private Korrespondenzen mit engen Familienmitgliedern und weiteren Verwandten, wie zum Beispiel der englischen Queen Victoria (1819-1901). Obwohl der völlig überraschende Fund noch nicht im Detail untersucht werden konnte, darf man schon jetzt von einem Sensationsfund sprechen, der möglicherweise auch ein neues Licht auf die letzte deutsche Kaiserin und ihre Zeit zu werfen vermag.

Landwirtschaft auf der Pfaueninsel

Der auf der Pfaueninsel vorhandene Eichenwald wurde erst ab 1804 in eine ästhetisch gestaltete Landwirtschaft umgewandelt. Im Mittelpunkt stand die 1795 errichtete Meierei mit einer Scheune und mehreren Stallgebäuden. Hier fand Königin Luise zusammen mit ihrem Gemahl Friedrich Wilhelm III. die ländliche Zurückgezogenheit, die das Paar so liebte.

Nach Albrecht Daniel Thaers Landwirtschaftsreform wurde der Acker in Fruchtwechselwirtschaft bebaut. Der regelmäßige Wechsel zwischen Blatt- und Halm- bzw. Hackfrucht war im Hinblick auf Pflanzengesundheit und Nährstoffausnutzung des Bodens vorteilhaft. Auf der Insel wuchsen Roggen, Kartoffeln, Luzerne, Klee und Hafer.

Ab 1818 wurde die Pfaueninsel zum Landschaftspark umgestaltet und die Feldflächen nach und nach in Wieseflächen umgewandelt. Erhalten ist nur das historische „Feld IV“, ausgenommen von der Liegewiesenfläche, als bewirtschafteter Acker bestehen. Auf dieser Fläche werden frühere Ackerkulturen wie Kartoffeln, Roggen und Hafer angebaut - doch war das in diesem Jahr wegen der extremen Trockenheit nicht möglich!

Die Tierwelt der Pfaueninsel

Halt 2: Vom „herrlich alterthümlichen“ Verona reiste Friedrich Wilhelm (IV.) weiter Richtung Mailand. Dabei passierte der Kronprinz die am Gardasee gelegenen Orte Desenzano und Lonato. Zum Gardasee schrieb er 1828 Folgendes in sein Reisetagebuch: „Cypressen, Feigen, rankender Wein, Pergoli häuften sich. […] wir fuhren durch ein [...] ebenes Land, voll Öhl- & Maulbeerbäumen mit Weinranken verbunden & durch sehr südlich ausschauende Gehöfte, Örter an schönen Klöstern & Villen […].“

Spektakulär ist, wie das byzantinische Mosaik in die Potsdamer Friedenskirche gelangte. Es stammt aus der Kirche San Cipriano auf Murano, nördlich von Venedig. Eine Inschrift bezeugt, dass es von „Frosima Marcella“ für ihren zu Beginn des 13. Jahrhunderts verstorbenen Mann „Petri Marcelli“ gestiftet worden war. Gefertigt wurde es aus durchgefärbten Glassmalten, vergoldeten farbigen Glassteinchen, und einer Vielfalt von Natursteinen, die einzeln in den frischen Mörtel gesetzt wurden.

Nach einem Aufenthalt im Fürstentum Anhalt-Dessau im Jahr 1783 berichtete Wilhelmine begeistert von Schloss Wörlitz, das als erster klassizistischer Schlossbau auf dem europäischen Festland gilt. Hier kam sie in Kontakt mit der neuen Architektursprache Friedrich Wilhelms von Erdmannsdorff und dem Konzept des Landschaftsgartens, einer neuen Art der Gartengestaltung, die im 18. Jahrhundert in England populär wurde und dann auch in Europa immer mehr Anhänger fand. Sie sammelte Inspirationen und Eindrücke, die sie nachdrücklich prägten und auf die sie später zurückgreifen sollte.
Ihr Wissen und ihre Fachkenntnis im Bereich von Kunst, Architektur und Innengestaltung vertiefte Wilhelmine auf ihrer „Grand Tour“ durch Italien, wo sie zahlreiche italienische Seidenstoffe, Tapeten und Gemälde erwarb. Doch Wilhelmines kultureller Anspruch ging darüber hinaus: Sie besuchte Theater- und Opernaufführungen und begab sich in die italienische Landschaft, die sie in vollen Zügen genoss und einen nachhaltigen Eindruck bei ihr hinterließ.
Das gilt wohl auch für das hier abgebildete Gemälde „Neptungrotte bei Tivoli“ von Peter Gottlieb Müller, auf dem vermutlich Wilhelmine selbst im linken Bildvordergrund mit zwei Fremdenführern bzw. Cicerones vor beeindruckender Kulisse zu sehen ist. In ihren Briefen an Friedrich Wilhelm II. berichtete sie über diese Erlebnisse und versuchte dabei gleichzeitig, eine historische und kulturelle Verortung ihrer Eindrücke vorzunehmen. Sie besichtigte auch die antiken Ausgrabungsstätten in Rom und Herculaneum und machte dabei Bekanntschaft mit dem Archäologen und Altertumsforscher Aloys Hirt, Künstlern und Künstlerinnen wie Angelika Kauffmann und Philipp Hackert, Lord und Lady Hamilton sowie weiteren Vertretern der englischen Aristokratie.

Auch abseits der königlichen Bauvorhaben tritt Wilhelmine als Bauherrin in Erscheinung. Direkt an der Spree und in unmittelbarer Nähe zu Schloss Charlottenburg lässt sie durch den von ihr favorisierten Architekten, Michael Philipp Boumann, ein stattliches Palais errichten. Bei der Gestaltung des Parks nahm sie sich den Landschaftsgarten in Wörlitz zum Vorbild, der sich seinerseits an den englischen Gartenanlagen orientierte. Wilhelmine bewohnte zudem ein Stadtpalais am Boulevard Unter den Linden, das später auch „Niederländisches Palais“ genannt wurde. Auch das Damenhaus, eine Wohnung im Holländischen Etablissement im Neuen Garten, soll ihr gehört haben.

Was kann eine Museumsleitung von EPICO erwarten?

Béatrix Saule, die frühere Direktorin des Château de Versailles, sagt und erwartet Folgendes: „Für die Museumsleitung ist das Resultat dieser ganzen Forschungsarbeit eine zu berücksichtigende Entscheidungshilfe für ihre Abwägungen. Was kann man von diesem neuen Ansatz zur Stabilisierung oder Verbesserung des Erhaltungszustandes des Kulturerbes erwarten? Ich will es in fünf Worte fassen, die es klar ausdrücken:

  • zu verstehen: was eine klare Diagnose voraussetzt;
  • zu wissen: was eine klare Kartographie der Risiken voraussetzt;
  • zu verwerten: dies setzt umsetzbare Empfehlungen sowohl für das Sammlungsmanagement als auch für die Ausrichtung der Projekte voraus;
  • Prioritäten setzen: dies beinhaltet eine Hierarchisierung von Anforderungen für die Programme und Budgetierung;
  • und letztlich, zu überzeugen: was eine solide Basis für Diskussionen und Konsultationen mit den Partnern voraussetzt“ *

* Béatrix Saule “The Stakes in Preventive Conservation Research Applied to Historic Houses”, Versailles 2019, International Symposium, Preventive Conservation in Historic Houses and Palace Museums: Assessment Methodologies and Applications.

Hat Königin Luise allein in den Winterkammern oder zusammen mit ihren Kindern gewohnt?

In den eigentlich für ihren Schwiegervater Friedrich Wilhelm II. von Preußen eingerichteten Winterkammern im westlichen Obergeschoss des Charlottenburger Neuen Flügels hat nur Königin Luise gewohnt. Ihre Kinder wie auch die Oberhofmeisterin Gräfin Sophie Marie von Voß und weitere Hofbedienstete waren in den Zimmern westlich des Nebentreppenhauses im Obergeschoss des Charlottenburger Alten Schlosses untergebracht. Ihr Ehemann König Friedrich Wilhelm III. von Preußen bewohnte die Erdgeschossräume des Neuen Flügels, die direkt unter den Zimmern Luises lagen.

Weiß man, wie lang Königin Luise tatsächlich in der neueingerichteten Wohnung gewohnt hat? Sie starb ja bereits im Juli 1810.

Die Winterkammern im Charlottenburger Neuen Flügel hat Königin Luise regelmäßig in den Jahren 1798 bis 1805 von Mai bis August mit kürzeren Unterbrechungen bewohnt. Nach der Rückkehr aus dem ostpreußischen Exil, in dem die königliche Familie vor den Eroberungsfeldzügen des französischen Kaisers Napoleons I. von 1806 bis 1809 gelebt hatte, ließ Friedrich Wilhelm III. für seine Frau ein neues Schlafzimmer nach Entwürfen Karl Friedrich Schinkels einrichten. In diesem Raum hat Luise nur vom 21. bis 25. Juni 1810 übernachtet, bevor sie nach Neustrelitz und in das Schloss Hohenzieritz, dem Sommersitz ihres Vaters Herzog Karls II. von Mecklenburg-Strelitz aufbrach, wo sie am 19. Juli 1810 starb.

Sind die Fußböden, also das Parkett, der Winterkammern noch im Original erhalten?

Das Parkett der Winterkammern und auch des Luisenschlafzimmers im Charlottenburger Neuen Flügel ist nach Fotografien und detailreichen Bauakten komplett wiederhergestellt worden.

Warum ist das Bett der Königin Luise so klein?

Das nach Entwürfen Karl Friedrich Schinkels aus Birnbaumholz geschaffene original erhaltene Bett Luises hat die Maße Höhe 75 cm x Länge 202 cm x Breite 110 cm. Da die Königin 1.73 m groß gewesen sein soll, reichte diese Größe für sie vollkommen aus.

Louise Henriette setzte außerdem wichtige Impulse für den Wiederaufbau des durch den Dreißigjährigen Krieg zerstörten und entvölkerten Ortes. Nach niederländischem Vorbild gründete sie landwirtschaftliche Betriebe, es gab eine Milchwirtschaft und eine Brauerei. Der Lustgarten war zugleich auch Nutzgarten. Diese wirtschaftlichen Unternehmungen waren so erfolgreich, dass die Produkte auch den Hof in Berlin mitversorgten.

Nach dem frühen Tod der Kurfürstin im Alter von nur 39 Jahren blieb das Schloss weitestgehend ungenutzt. Ihr Sohn und Nachfolger ihres Mannes, Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, erbte das Schloss. Er ließ es erweitern, prachtvoll ausbauen und füllte es mit neuem Leben.
Sein Denkspruch ist noch heute an der Fassade des Schlosses zu sehen.
„Dieses von Louise, der Prinzessin von Oranien, der besten Mutter, erbaute und durch den Namen ihres Geschlechts ausgezeichnete Schloss hat der Kurfürst Friedrich III. zum Gedächtnis der sehr frommen Mutter erweitert, geschmückt und vermehrt. 1690“

Befand sich nur EIN Bücherschrank in der Bibliothek? Wie muss man sich dort die Einrichtung vorstellen.

Der neugotische Bücherschrank war mehr als vier Meter lang und nahm somit die gesamte Länge des Raumes ein.

Wo waren die Dienstbotenräume – wo haben diese geschlafen?

Die Dienstboten waren im Erdgeschoss des Schlosses untergebracht. Die Kammer- und Garderobefrauen hatten ihre Räume über dem Tanzsaal. Im Küchengebäude befanden sich die Zimmer die Lakaien, Küchenjungen und des Küchenmeisters.

Wie bestand die Verbindung zwischen dem Schloss und der Küche? Und war die Küche immer in einem separaten Bau untergebracht?

Es gibt, noch heute, einen unterirdischen Gang der das Schloss mit der Küche verbindet. Auf diese Weise konnten die Speisen und Getränke elegant ins Schloss und zurück transportiert werden. Auch das Personal nutze diesen Gang, somit waren die Dienstposten für die Hohenzollern und seine Gäste nicht sichtbar. Bevor das separate Küchengebäude in den frühen 1860er Jahren gebaut wurde, war die Küche im Erdgeschoss des Schlosses etabliert. Auf Grund von Platzproblemen und störenden Essensgerüchen wurde ein separates Küchengebäude errichtet.

Dürfen die Mitarbeiter:innen einen Teil der Zitrus-Ernte für den eigenen Bedarf behalten?

Wir haben keine Ernte in dem Sinne. Die Früchte verbleiben bis zum Abfallen an den Pflanzen. Denn unser Ziel ist ja den Citrus-Baum mit seiner Symbolik des ewigen Lebens (immergrün) und der Fruchtbarkeit (Blüten und Früchte gleichzeitig) zu präsentieren.    

Hat die Hanfpalme Früchte? Und wenn ja, welche?

Die Hanfpalme ist zweihäusig d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Wenn die weiblichen Pflanzen entsprechend bestäubt werden, bilden sie an einer Traube blaue Beeren aus, die einer Weinrebe sehr ähnlich sind. Die Samen kann man auch sehr gut selber aussäen.   

Was muss ich beim Beschneiden von Zitrusbäumen beachten und wann beschneidet man sie am besten?

Den Citrus-Schnitt führen wir in der Orangerie im Februar – oder auch als Sommerschnitt im Juli durch. Wir möchten eine weitestgehend natürliche Kronenform also unten etwas breiter und nach oben schmaler werdend erzielen. Da der Holzkübel erst nach der natürlichen Zersetzung getauscht wird, stehen unsere Orangen etwa 10 Jahre in der gleichen Kübelgröße. Um das ästhetische Verhältnis zwischen Kübel und Krone zu wahren, kann es schon mal vorkommen, dass auch über daumenstarke Äste zurückgeschnitten werden müssen. Generell kann man sagen, dass die Krone gut durchlüftet sein sollte, d.h. alle Äste, die sich kreuzen oder aneinander reiben, werden rausgeschnitten.

Einige Jahre später, 1835, schuf der Gartenkünstler Lenné für den Kronprinzen, den späteren König Friedrich Wilhelm IV., einen weiteren Rosengarten im Park Charlottenhof. Diese Rosenanlage folgt strengen geometrischen Prinzipien, als Gestaltungsachse am Terrassengarten von Schloss Charlottenhof. Die zierlichen Hochstämme und Buschrosen sind im Kern der Anlage in konzentrischen Kreisen angeordnet. Nördlich und südlich ist der Garten durch eine geschnittene Buchsbaumhecke eingefasst. Den landschaftlichen Rahmen zum Park hin bilden freiwachsende Fliederhecken. Die Einrahmung hebt die Schönheit der Rosen in der Blütezeit besonders hervor. Das gefiel auch dem Bayrischen Regenten Maximilian II., dem Schwager Friedrich Wilhelm IV. und er ließ auf der Insel Wörth im Starnberger See eine exakte Kopie des Gartens entstehen.
 

Herr Kreutz, es sollen auch die Probleme angesprochen werden, die auf den Park zugekommen sind, neben dem Müll ist das ja auch der Klimawandel und die damit entstandene Trockenheit.

Es fällt den Menschen, die sich nicht jeden Tag damit beschäftigen, nicht auf, dass die Baumkronen viel schütterer geworden sind, die Bäume viel Totholz ausgebildet haben. Und wir stellen die Sprenger nicht auf, um Wasserspiele für Kinder und Hunde zu veranstalten, so schön es sein mag. Nein, wir sind am Limit. Wir versuchen den Park trotz dieser heftigen Trockenheitsphasen zu erhalten. Die Vegetation leidet und wir wollen zeigen, wie wir versuchen, dagegen zu steuern. Noch vor wenigen Jahren haben wir unsere Gehölze komplett aus der Baumschule bezogen. Inzwischen greifen wir verstärkt auf unseren eigenen Jung- oder Wildaufwuchs zurück. Aktuell werden wir in diesem Herbst erstmals Bäume aussäen, in diesem Fall Eichen. Wir werden u. a. eine Kooperation mit einer Kita starten. Bei einem Projekt werden wir mit den Hortkindern Eicheln sammeln, Töpfe und Erde bereitstellen und mit ihnen die Eicheln aussäen. Diese werden sie dann in der Kita anziehen. In ein bis zwei Jahren werden die Kinder sie dann im Park auspflanzen. Bei einem weiteren Thema wird es um die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf die Parkvegetation gehen. Ich werde u. a. auf den Sommerbruch oder Astbruch bei Altbäumen eingehen. Bei extremer Trockenheit werfen die Bäume Starkäste ab. Sie schaffen es nicht mehr, ausreichend Wasser zu ziehen, um die komplette Krone zu versorgen. Dann werfen Altbäume, insbesondere Eichen, eben mal einen riesigen Ast ab. Das passiert oft in der Mittagshitze zwischen 12 und 14 Uhr und ohne Vorwarnung. Es kann gefährlich werden! Ich denke, es ist grundsätzlich wichtig, ein Bewusstsein für die Klimaveränderungen zu schaffen.  

Frau Merz: Unsere Spaziergänge sind dabei eine gute Gelegenheit, unsere Besucher:innen genau auf diese Gefahr durch Astbruch hinzuweisen und sie dafür zu sensibilisieren, dass ein Sitzen auf der Wiese unter den schattenspendenden Bäumen gefährlich werden kann. Darüber hinaus sind auch unsere Wiesen mit ihrer Artenvielfalt besonders schützenswert und das Sitzen und Durchstreifen dieser einmaligen Biotope wird in der Masse leider zum Problem.

Der geringe Platz auf der Kapellenempore führte zu einer ungewöhnlichen Anordnung der Teilwerke und zu klanglichen Benachteiligungen: Der dekorativ gestaltete Rückpositiv-Rundprospekt liegt im mittleren Emporenbogen und ragt direkt in den Raum hinein, während Hauptwerk und Pedal auf der engen Empore sehr weit hinten platziert werden mussten und so den Kapellenraum nur indirekt beschallen können. Die Einstimmung des Instruments im tiefen Kammerton lässt sich vielleicht dadurch erklären, dass die Orgel nicht zur Gemeinde-Choralbegleitung und Stadtpfeifer-Praxis mit Instrumenten im hohen Chorton, sondern eher zu kammermusikalischen Zwecken genutzt wurde. Schließlich diente die Kapelle bis zum Ende der Monarchie 1918 nur dem königlichen Hof als Sakralraum für Andachten, Hochzeiten und Einsegnungen.

Da bei drei der vier Sektschalen ein erheblicher Teil der Gläser fehlte, fiel im Rahmen der Masterarbeit die Entscheidung, eine Sektschale und die große Schale für die Ausstellung im Schloss Cecilienhof zu restaurieren. Dazu waren nach der Reinigung sowohl die Klebung der Scherben als auch die Anfertigung von Ergänzungen nötig.

Für den in Frage kommenden Klebstoffes wurden dann eigene Versuchsreihen angelegt, denn die Objekte können so individuell sein, dass allgemeine Tests der Hersteller bezüglich der Klebefestigkeit nicht ausreichend sind, um sich sicher zu sein, dass auch solch elegante dünne Gläser ohne Risiko geklebt werden können.


Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Allgemein: Eine versöhnte Gesellschaft, in der die Menschen dankbarer sind und verständnisvoller miteinander umgehen. Beruflich: Dass immer mehr Menschen Geschichte und kulturelles Erbe als Teil ihrer Identität begreifen. Privat: Lachfalten.

Von Anfang an hat sich das Süßwarenunternehmen Katjes Fassin GmbH in Potsdam und für die Region gesellschaftlich und kulturell engagiert. Seit dem Start der Gläsernen Bonbonfabrik 2006 in Babelsberg unterstützt Katjes die SPSG.
So konnte der Geysir im Park Babelsberg mit einer Katjes-Spende nach 40 Jahren Stillstand wieder zum Sprudeln gebracht werden. Nach zehn Jahren der guten Nachbarschaft ließ die Firma die Eisengussbänke vor dem Schloss Babelsberg wiederherstellen. 2020, im Jahr der Erweiterung des Werks mit 20 neuen Arbeitsplätzen, startete ein neues Projekt mit der SPSG. Das gemeinsame Schulprojekt unterstützt und sichert die Vermittlungsarbeit für die nächste Generation.

Nachhaltiges Engagement zeigt Katjes auch seit einem Jahr durch die klimaneutrale Produktion in der Gläsernen Bonbonfabrik.

 

Zwischen 2018 und 2020 wurden Tempel und Grotte mit vorhandenem Material und zahlreichen Ergänzungen des Natursteins, aber auch des neu gemauerten Gewölbes denkmalgerecht aufgebaut. Zwischen den Bauwerken wurden Stufen ergänzt und Wege angelegt, Erde aufgeschüttet, Unmengen von Steinen in allen Größen und Formen aufgeschichtet, eingemauert, mit Edelstahlstäben verankert – für eine natürlich wirkende Felslandschaft auf märkischem Sand. Abschließend wurde das gärtnerische Umfeld nach historischen Ansichten
und Befunden gestaltet. Sogar der kleine Teich, eine Erweiterung des Kettengrabens unterhalb der Aussichtplattform, wurde wiederhergestellt.

Was machen Sie, wenn Sie nicht für die SPSG arbeiten?

Wenn ich nicht für die SPSG arbeite, bin ich freiberuflich als Kunsthistorikerin und Sachverständige für Glas tätig. Den Großteil meiner Freizeit verbringe ich mit meiner Familie in unserem Garten nahe Templin, seit vielen Jahren ein zweites Zuhause.

In Grimnitz lernte Joachim II. auch die schöne Frau des Geschütz- und Glockengießermeisters kennen: Anna Sydow, verheiratete Dieterich. Er machte sie zu seiner Geliebten. Ihr Mann verhielt sich still und hatte bis zu seinem Tod im Jahr 1561 die Oberaufsicht über die Grimnitzer Gießhütte. Aus der Ehe mit Michael Dieterich hatte Anna drei Kinder. Einen Sohn belehnte der Kurfürst mit einem Dorf. Die 1558 geborene gemeinsame Tochter Magdalene erhob Joachim II. zur Gräfin von Arneburg. Der 1562 geborene Sohn Andreas verstarb mit sieben Jahren.
 

Als dann der jugoslawische Stipendiat des Deutsch Akademischen Austausch Dienstes (DAAD), Braco Dimitrijević (geb. 1948 in Sarajevo) die Idee hatte, in Berlin einen Obelisken zu errichten, ergab sich die Möglichkeit, dieses Projekt zu realisieren und dem Schlossgarten Charlottenburg den fehlenden point de vue zurückzugeben:

Dimitrijević kam 1977 als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD nach Berlin und lebte und arbeitete hier für ein Jahr. Berlin, ein Ort voller historischer Verweise, inspirierte den jungen Künstler zu einer fotografischen Serie mit dem Titel „This Could be a Place of Historical Interests“ (dt.: „Dieses könnte ein Ort von historischer Bedeutung sein“), welche später auf der documenta 6 in Kassel gezeigt wurde. Paradoxerweise zeigen Dimitrijevićs Fotografien vollkommen unscheinbare Orte; Orte ohne jeglichen historischen Kontext und Bedeutung. Seine These ist daher, dass jeder noch so banale Ort ein Schauplatz von historischer Bedeutung sein könnte. Sein wohl außergewöhnlichstes, während seines Aufenthalts in Berlin konzipiertes Kunstwerk ist unser Obelisk im Garten des Schlosses Charlottenburg, der diese These weiterdenkt und in ein dreidimensionales Objekt überführt.
 

Sinkende Pegelstände der Flüsse und Seen

Die unzureichenden natürlichen Niederschläge haben natürlich auch Auswirkungen auf das Wasser in unseren Flüssen und Seen. Leider sehen wir auch hier, dass die Pegelstände sichtbar zurückgehen. Bei Havel und Spree ist das augenscheinlich erst einmal nicht so deutlich zu erkennen, da viele Flüsse künstliche Staustufen haben, damit unter anderem eine Schifffahrt möglich ist.

In den letzten Jahren verhängte die Stadt Potsdam über lange Zeiträume in der Vegetationszeit ein Wasserentnahmeverbot aus den Flüssen. Zum Glück erhielt die SPSG stets eine Ausnahmegenehmigung, allerdings mit zeitlichen Einschränkungen.

Die Wasserknappheit hat auch für unsere Gäste Konsequenzen. Um die Wasserversorgung für unsere Bäume, Sträucher und Blumen aufrechtzuhalten, haben wir in den letzten Jahren wochenlang die meisten unserer Fontänen abgestellt. Wenn also Fontänen ausgeschaltet sind oder künstliche Bachläufe nicht plätschern, dann brauchen wir das Wasser gerade für unsere Pflanzen, um eine der Auswirkungen des Klimawandels abzumildern.
 

Neben dieser Charlottenburger Serie mit „Watteau’schen Figuren“ haben sich nur wenige weitere Tapisserien dieses einst zahlreich dokumentierten Typus aus der Berliner Manufaktur Charles Vigne bis heute erhalten. In Kopenhagen lassen sich vier sehr ähnliche Bildteppiche im Schloss Rosenborg betrachten. Unter den seltenen Einzelstücken nehmen die beiden Bildteppiche „Flora“ und ihr Pendant, „Die Schaukel“, bewahrt von der Stiftung Stadtmuseum Berlin, eine besondere Stellung ein. Denn anders als im Falle der Folge „Italienische Komödie“ haben die Tapisserie-Entwerfer hier nicht Einzelfiguren oder Figurengruppen aus Stichen nach Watteau herauskopiert und in eine völlig veränderte Umgebung gesetzt, sondern sie haben die Figuren samt der von Watteau ersonnenen, ornamentalen Rahmung übernommen.

Die Vermarktung der Gemälde Watteaus mittels Druckgraphik führte dazu, dass die Bildkompositionen dieses französischen Malers sich schnell verbreiteten und europaweit bekannt wurden. Stiche nach Gemälden mit fêtes galantes-Darstellungen oder nach dekorativen Kompositionen lieferten den Motivschatz für die Tapisserien. Als Vorlage für den Wandteppich „Flora“ diente ein Kupferstich von Pierre-Alexandre Aveline nach einem der vier Wandentwürfe, die Watteau 1708/1709 für das Hôtel Chauvelin in Paris geschaffen hatte.
 

Aufgrund seiner vielfältigen internationalen Geschäftsbeziehungen verlor Hans Fürstenberg zwar sein Vermögen in Deutschland, doch er war auch nach seiner Flucht zunächst nicht mittellos. Mithilfe getreuer Mitarbeiter gelang es ihm, nach dem Verkauf seines Hauses und der Entrichtung der „Reichsfluchtsteuer“, einen Teil des Mobiliars seines Berliner Hauses und vor allem seine kostbare Büchersammlung nach Frankreich zu bringen. Der zurückgebliebene Teil der Einrichtung wurde im Juli 1938 im Auktionshaus Union (Leo Spik) verramscht.

Die „Ruhende Frau“ blieb höchstwahrscheinlich im Garten des Hauses zurück. Nach Ende des Krieges wurde die Bronzeplastik von ihrem Standort entfernt. Vermutlich waren Buntmetalldiebe am Werk, die überall in Berlin ihr Unwesen trieben. Kurt Reutti, vom Berliner Magistrat mit der Bergung von Kunstwerken beauftragt, fand sie 1948 auf dem Schrottverladeplatz der tschechoslowakischen Militärmission im Berliner Osthafen. Er kam dorthin, um mithilfe eines Kriminalbeamten das vom Leipziger Platz gestohlene Denkmal für General Wrangel zu beschlagnahmen. Da das Denkmal jedoch bereits zerschnitten und unrettbar verloren war, einigte er sich mit dem Betreiber des Verladeplatzes darauf, andere dort lagernde Kunstwerke im gleichen Gewicht auszuwählen. Unter dieser Auswahl befanden sich Bronzeplastiken von Georg Kolbe, Renée Sintenis, Ernsto de Fiori, Fritz Kölle und eben die „Ruhende Frau“ von Fritz Huf.

Der Berliner Magistrat übergab die Kunstwerke der Nationalgalerie. Für kurze Zeit wurde die „Ruhende Frau“ dort ausgestellt. 1951 bekam das Kunstwerk einen neuen Standort im Garten von Schloss Schönhausen. Das Schloss war zu dieser Zeit der Amtssitz des ersten und zugleich einzigen Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck. Nach Piecks Tod wurde es zum Gästehaus der DDR umgebaut. Bis 1990 blieb die „Ruhende Frau“ auf ihrem Platz, hinter einer hohen Gartenmauer vor den Blicken der Öffentlichkeit verborgen. Nach dem Ende der DDR war die Zukunft von Schloss und Garten zunächst ungewiss. Um das Kunstwerk zu schützen, ließ die Nationalgalerie ihre Leihgabe ins sichere Depot bringen. Dort blieb das Kunstwerk für mehr als dreißig Jahre.
 

Bis heute werden in Charlottenburg Pelargonien gezogen, ein ganzes Gewächshaus mit 150 qm ist für sie reserviert. Sabine Berninger, die Gartenmeisterin in der Schlossgärtnerei gerät ins Schwärmen, wenn sie von ihren Pelargonien spricht: „Man kann sich vorstellen, wie sie in Südafrika aussehen. Sie stehen bei uns im Tontopf im Sandbett, sie sind genügsam, brauchen wenig Wasser und wenig Erde. Sie passen gut in die neue Zeit, wenn der Klimawandel uns hier andere Wetterbedingungen beschert. Natürlich haben sie nicht so eine üppige Blütenpracht wie die modernen Arten, sie sind dezenter, mit kleineren Blüten, da muss mal etwas näher ranrutschen ans Beet, doch sie sind bewundernswert. Etwas für Liebhaber.“
 

„Ich will auf jeden Fall mal gucken, wie das so ist, aber ich habe auch ein bisschen Angst, weil ich habe das noch nie so nah gesehen“, sagt Marlene. Die 13jährige kommt aus Potsdam und steht an diesem Vormittag zusammen mit vier anderen Mädchen am heißen Schmiedeofen vor einem Amboss. Metallmeister Martin Richert hat gerade gezeigt, wie man von Hand ein kleines Blatt aus Eisen schmiedet, jetzt sind die Mädchen dran. Zögerlich ergreift Juliette den schweren Schmiedehammer und schlägt auf das glühende Eisen ein, skeptisch beobachtet von den vier anderen. Nach und nach trauen sich die Mädchen, gehen näher ran und machen mit. „Schlag fester zu“, fordert Richard Juliette auf, die daraufhin mehr Power gibt. Für beide ist das eine neue Erfahrung, denn im Moment arbeiten nur Männer in der Metallwerkstatt, auch der einzige Azubi ist ein junger Mann.
 

Und was sind „Schlosshavarien“?

Das ist nicht, wenn das Schloss unter Wasser steht, sondern, wenn ein Schloss nicht mehr funktioniert. Wir sind der hauseigene Schlüsseldienst. Vor allem die Toranlagen sind anfällig und alle unterschiedlich, weil sie ja aus verschiedenen Jahrzehnten, ja Jahrhunderten stammen. Es gibt in der Stiftung mehr als 50 Toranlagen. Einmal im Jahr werden alle Tore überprüft, das nennen wir die „Torrunde“. Und dann die Türen. Wir haben Hunderte von Türen schon repariert oder neu gemacht. Letzte Woche waren wir im Schloss Sanssouci, das Schloss der Bibliothek klemmte. Schwierig wird es bei einem alten Schloss mit einer modernen Schließanlage, das ist total kniffelig, das beim Einbau zu kombinieren, es darf ja nicht auffallen.
 

Ein Teil der Wolle gelangt allerdings nicht zum Großhändler, sondern zu Parkrevierleiter Sven Hannemann: „Wenn wir einen Baum hier im Park Sanssouci neu pflanzen, legen wir zuerst eine Lage Schafwolle in das Erdloch und setzten dann den Setzling darauf“. Das hat gleich zwei Vorteile: Wolle hat einen hohen Horngehalt, der wie ein natürlicher Dünger wirkt und sie wird direkt vor Ort ökologisch sinnvoll verwertet.

Ein Mal am Tag kontrollieren in den Parks Sanssouci und Charlottenburg ein Schäfer und seine Mitarbeiterin den Gesundheitszustand der Tiere und bringen ihnen frisches Wasser. Das Team setzt die mobilen Elektrozäune um, schützt empfindliche Baumstämme auf den Weideflächen mit Kaninchendraht vor Verbiss und übernimmt kleinere Freischneidearbeiten. Außerdem sind sie Ansprechperson vor Ort, denn die Besucher:innen der Parks haben häufig Fragen zu den Schafen. Auch schreiten die Profis ein, wenn jemand die Wiesenflächen betritt, seinen Hund nicht an der Leine führt oder die Tiere füttert, was streng verboten ist. Trotz großer Hinweisschilder an den Zäunen, geben manche Gäste den Tieren feuchtes Brot, Nudeln oder sogar Chips zu fressen. Die Schafe sind diese menschlichen Lebensmittel nicht gewohnt, bekommen davon innerliche Vergiftungen und gehen elendig zugrunde.
 

1969 wurde Martin Sperlich Direktor der Schlösserverwaltung. Er setzte das Leitprinzip Kühns fort und schuf das Programm für die vier seitlich hervorstehenden Gebäudeteile, die Risalite. Die Figuren sollten die Horizontale des Schlosses auflockern, sie mit dem Himmel verbinden und gleichzeitig mit dem Garten verknüpfen. Für die Mitte wählte er die römischen Götter Apollon und Minerva als Patrone der Künste sowie Pomona für den Garten und die Allegorie der Perspektive für die Architektur. Mit den Allegorien der Künste und den Musen stehen sie ebenfalls für das Schloss und den Garten als Gesamtkunstwerk.

Beginn und Abschluss bilden Maecenas und Herkules. Maecenas, der Namensgeber des Mäzens, entsprach dem Selbstverständnis der Schlösserverwaltung als Förderer der Künste. Sperlich wählte den Herkules aufgrund einer Darstellung auf einem barocken Relief im Schloss Charlottenburg, welches den Helden als Ideal des kunstsinnigen Fürsten darstellt. So nannte man diesen Herkules: herculus musarum, also Beschützer der Musen.
 

Die ersten Mauerbienen kamen im Karton in die Stiftung

Die Tischler:innen vom Schirrhof waren begeistert und bauten drei Insektenhotels mit allem Komfort für die Bienen. Neben dem Haus in der Nähe des Kirschgartens, wurde ein weiteres an der Baumschule und eines in der Schlossgärtnerei installiert und liebevoll mit Steinen, Lehm und getrocknetem Schilfrohr eingerichtet.

Die Kokons kamen Anfang März und wurden im Kirschgarten und hinter dem Wirtschaftsgebäude platziert. Langes Warten und Bangen bis dann endlich Ende April die ersten Mauerbienen schlüpften. Die wilden Bienen entdeckten bald das Hotel und richteten sich ein. In den Folgejahren schlüpften die neuen Generationen, die Ansiedlung war gelungen. Auch in diesem Winter waren die meisten der kleinen Löcher in den Steinen und Schilfrohre mit einem Kokon versponnen und sie sind geschlüpft!
 

Wie der Besuch der Queen im Schloss Cecilienhof ablief, erfahren Sie im Zeitzeugeninterview mit Schlossleiter Harald Berndt auf unserem Youtube-Kanal:
 

Obelisk im Schlossgarten Rheinsberg
Obelisk © SPSG / Leo Seidel

Das Porträt zeigt August Wilhelm von Preußen, den zehn Jahre jüngeren Bruder Friedrichs des Großen. Es befindet sich am großen Obelisken am Rheinsberger Lustgarten. Auf der anderen Seite des Grienickesees, in direkter Sichtachse zum Rheinsberger Schloss erhebt sich das Denkmal, dessen Errichtung dem damaligen Besitzer Prinz Heinrich ein besonderes Anliegen war: Es erinnert nicht nur an seinen geliebten Bruder August Wilhelm, sondern ehrt zugleich 28 Offiziere des Siebenjährigen Krieges.

 

 

 

Das traurige Schicksal des Haupttores hätte beinahe auch die beiden kleineren Tore ereilt. Das Posttor wurde 1945 von einem russischen Panzer beschossen, danach konnte es nicht mehr geöffnet werden. Das Metall rostete vor sich hin. Die beiden Tore wurden ebenso vernachlässigt wie die Lindenavenue, die einst die Portale verbunden hatte. Um 1985 wurde die Krone auf dem Posttor wegen Baufälligkeit abgenommen, zehn Jahre später folgte die gesamte Anlage. Die Eisenteile wurden an verschiedenen Orten, verteilt in Brandenburg, Berlin und in Sachsen-Anhalt eingelagert Es sah nicht gut aus für die gefeierten Tore der Weltausstellung. Es dauerte nochmals zehn Jahre, bis es erste Überlegungen gab, die Tore wieder zu errichten, schließlich gelang es die Organisatoren der Potsdamer Schlössernacht als Sponsoren für das Projekt zu gewinnen. Eine Spendensumme von 150.000 Euro aus den Eintrittsgeldern des Jahres 2007 sicherte die Finanzierung. Damit konnte die Rekonstruktion des Posttores an seinem ursprünglichen Standort im Park beginnen.
 

Augustin Terwesten, Allegorie auf den Erdteil Amerika, 1694, GK I 5178
Augustin Terwesten, Allegorie auf den Erdteil Amerika, 1694, GK I 5178 © SPSG / Wolfgang Pfauder

Die großflächigen Gemälde, sogenannte Erdteilallegorien, stammen von dem niederländischen Historienmaler Augustin Terwesten (1649-1711) und wurden 1694 hergestellt. Sie wurden vermutlich von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg in Auftrag gegeben und von diesem genutzt, um seinen Hoheitsanspruch und seine Position, sowie die des Kurfürstentum Brandenburgs, zu verdeutlichen. Jedes dieser großformatigen Gemälde zeigt eine Allegorie (Sinnbild) von einem der vier Kontinente Europa, Asien, Afrika und Amerika, in Gestalt junger Frauen. Jeder Erdteil wird verallgemeinert, jedoch oftmals auch stereotyp, dargestellt. Europa ist von kulturellen Gütern umgeben. Asien repräsentiert ihren Reichtum. Afrika und Amerika befinden sich in der Wildnis und sind von kostbaren Rohmaterialien umgeben. Damit wird den Betrachtenden eine Hierarchie der vier abgebildeten Kontinente präsentiert. Die Allegorien gehörten einst zur Ausstattung des Berliner Schlosses, befinden sich heute jedoch in Schloss Charlottenburg im Treppenaufgang des Altes Schlosses.

Wir überarbeiten den Multimediaguide und den Schlossführer Charlottenburg, um auf diese Stereotype aufmerksam zu machen und bereiten einen Aufsteller mit Text zu den kolonialen Kontexten der Terwesten-Gemälde vor.

Im Schloss Caputh

Im Schloss Caputh werden gleich zwei Objekte ausgestellt, mit denen sich die Stiftung beschäftigt: eine Gruppe von Büsten Schwarzer Menschen und das Deckenbild in der Porzellankammer.

Ein regierender König in Preußen mochte im Hinblick auf offen praktizierte Homosexualität noch mit anderen Maßstäben gemessen worden sein als Feldherren und Prinzen; umso mehr wird es Friedrich geradezu gefreut haben, wenn er auch hinsichtlich seiner sexuellen Vorlieben als eine in jeder Hinsicht geheimnisvoll schillernde Gestalt gesehen wurde. An der Tatsache selbst ändert dies freilich nichts. Wenige seiner Zeitgenossen dürfte das Thema wirklich empört haben, wenngleich es immer für die eine oder andere spitze Bemerkung gut war. Die moralisierende Frage, ob Friedrich der Große schwul war, resultiert vielmehr aus späteren Zeiten, zunächst der friderizianisch-preußischen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts bis hinein in unsere Tage. Vor allem der Zweifel, ob das überhaupt sein könne, entspringt späterer Geschichtsschreibung. Erst der vehemente Widerspruch des 19. und 20. Jahrhunderts, so ist zu vermuten, hat der Frage nach Friedrichs (Homo-)sexualität überhaupt nachhaltig Auftrieb gegeben. Bis heute. Mit dem Ende der Hohenzollernmonarchie in Deutschland und einer kritischeren Geschichtsschreibung gab es weniger Gründe, das Thema zu tabuisieren.
 

Der „Palace Day“ 2022

In diesem Jahr fand der „Palace Day“ zum siebten Mal statt und stand unter dem Motto „Biodiversität“. Damit wird auf die Vielfalt von Flora und Fauna in den verschiedenen Schlossanlagen Europas hingewiesen. Die biologische Vielfalt, also der Artenreichtum von Pflanzen und Tieren, ist nicht nur für die persönliche Erholung der Besucher:innen gut, sondern vor allem wichtig, weil dadurch Biotope geschaffen und aufrecht erhalten werden.

Biodiversität heißt: Vielfalt der Flora in den Parks und Gärten: Heimische und exotische Blumen, seltene Bäume oder üppige Blumenbeete verschönern nicht nur die Parks und Gärten, sie bilden auch wichtige Biotope, die für uns alle lebenswichtig sind. Denn diese Biotope speichern CO2, stellen sauberes Wasser und frische Luft bereit. Der Verlust von Arten und die Verursachung von Schäden an den Biotopen beeinträchtigen uns Menschen direkt.
 

Zauberhafte Illusion
Eine Inszenierung in drei Bildern mit lebensgroßen Papierfigurinen der belgischen Künstlerin Isabelle de Borchgrave

Königs Wusterhausen / Schloss Königs Wusterhausen
25. Juni bis 31. Oktober 2022 / verlängert bis 31. Oktober 2023
Di–So, 10–17.30 Uhr
6 | 5 € (im Schlosseintritt enthalten)
nicht barrierefrei
www.spsg.de/zauberhafte-illusion

 

Mehr einer Installation denn einem gewöhnlichen Gemälde gleich, besteht das Panorama aus zwei Teilen, die in einigem Abstand winklig zueinander aufgestellt werden und so ein Sechseck von mehr als drei Metern Durchmesser ergeben. Betritt man das Innere dieses offenen Sechsecks, vermittelt das Panorama Berlins in sechs Einzelbildern die Illusion eines Rundumblicks über die Dächer der Stadt. Dabei war das Panorama Berlins wesentlich kleiner als die damals äußerst beliebten, öffentlich aufgestellten großen Panoramen, die meist in monumentalen Rundbauten gezeigt wurden. Von einer dunklen Plattform im Innern des Rundbaus aus, konnten Besucher:innen dort die speziell beleuchteten Darstellungen auf den zum Teil mehrere hundert Quadratmeter großen Leinwänden betrachten. Gezeigt wurden unter anderem Ansichten europäischer Städte (gerne, wie beim Panorama Berlins von einem erhöhten Standpunkt aus gesehen), geschichtliche Ereignisse oder geographische Besonderheiten. Sie erzeugten bei den Betrachtern die Illusion, wirklich am Ort des Geschehens zu sein und setzten auf den Effekt der Täuschung und der Überwältigung ihrer Besucher:innen. Erste Beispiele wurden im ausgehenden 18. Jahrhundert in England gezeigt – bereits um 1800 feierten sie jedoch bereits europaweit große Erfolge. Panoramen gab es in vielen europäischen Großstädten, teils in fest etablierten Bauten. Die Leinwanddarstellung selbst reisten häufig durch Europa und wurden nacheinander an vielen Orten präsentiert. So waren Panoramen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch in Berlin ein beliebtes Medium der volksnahen Wissensvermittlung. Über Jahrzehnte hinweg lockten monumentale Panoramen oder Dioramen, die zusätzlich mit bewegten Lichteffekten ausgestattet waren und beispielsweise Tagesabläufe darstellen konnten, in dem sie Sonnen- bzw. Mondaufgänge und -untergänge zeigten, ein großes Publikum an. Ihre kleinformatigen „Verwandten“, die so genannten „Zimmerreisen“ erfreuten sich ebenfalls großer Beliebtheit. Auch der königliche Hof erlag diesem Zauber der Illusion und besuchte die Veranstaltungen regelmäßig. König Friedrich Wilhelm III. erwarb zudem zahlreiche Gemälde, die Panoramen Berlins und seiner Umgebung darstellten, wie auch Stadtansichten Berlins.
 

In den letzten Jahren machen ihm und seinen Leuten vor allem zunehmender Vandalismus und die anhaltende Dürre zu schaffen: „Es ist mittlerweile Alltag, dass Bänke, Zäune und Tore durch herunterfallende Äste beschädigt werden“. Darüber hinaus beeinflusst auch die aktuelle Weltlage seine Arbeit – hohe Stahlpreise, unterbrochene Lieferketten, lange Bestellzeiten. Manchmal dauert es 14 Tage oder drei Wochen, bis die gewünschten Teile geliefert werden.
 

Im frühklassizistischen Marmorpalais im Neuen Garten dagegen wirken die Kamine wie eigenständige Kunstwerke. Sie sind aus weißem oder schwarzem Marmor, zum Teil mit eingearbeiteten Reliefs, geschmückt mit elegant zurückhaltenden Wedgewoodvasen und fügen sich harmonisch ein in die kontrastreiche Wandgestaltung.
 

Das Malachitzimmer hat seinen Namen von dem grünen Gestein. Viele Oberflächen der Kunstgegenstände sind mit dünnen Plättchen aus Malachit belegt: Vasen, Leuchten, Uhren, Tischplatten, Kamin. Im Zusammenspiel mit dem roten Damast, den vergoldeten Spiegelrahmen, Armlehnen und der Stuckornamentik entsteht eine imposante Farbigkeit. Die prächtigen Möbel und Kunstgegenstände geben diesem größten Wohnraum im Schloss Behaglichkeit und Wärme und lassen ihn zugleich höchst repräsentativ wirken. Der Decke mit ihrer vergoldeten Stuckornamentik, den allegorischen Darstellungen, dem Gesims und den Wandkonsolen drohen jedoch Verluste: Die Restaurierung ist dringend erforderlich.
 

Bei jedem einzelnen Fall beginnt die Detektivarbeit mit Recherche am Computer in relevanten Datenbanken wie Lost Art. »Da hatte ich noch nie einen Treffer, aber es wäre ein Kunstfehler, es nicht zu tun«, sagt Ulrike Schmiegelt. »Über Erwerbungen der Schlösserverwaltung zwischen 1933 und 1945 wissen wir nicht viel, da eigene Unterlagen beim Brand des Schlosses Charlottenburg 1943 verloren gegangen sind. Ab 1950 sind die Unterlagen gut.«
Anderswo lagernde Akten, Korrespondenzen und Dokumente, etwa im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, können Anhaltspunkte zur Herkunft geben. Wenn nicht, »dann beginnt das Nachdenken über das Objekt«. Und das genaue Anschauen. Oft finden sich auf der Rück- oder Unterseite Aufkleber, Notizen, Inventarnummern, auch Nutzungsspuren. Historische Ausstellungs- und Auktionskataloge, am besten mit Abbildungen, werden zu Rate gezogen. Und Kolleg:innen. Längst gibt es ein internationales Netzwerk, in dem man sich austauscht. Manchmal helfen auch glückliche Zufälle.

Hans-Georg Bröker ist Direktor der Baudenkmalpflege und Liegenschaften der SPSG. Die Abteilung ist verantwortlich für Wartung und Erhaltung der technischen und baulichen Anlagen der SPSG und sorgt dafür, dass der Alltagsbetrieb in den Museumsschlössern und Parkanlagen reibungslos läuft. Die Aufgaben sind verteilt auf die Bereiche Sicherheit und Ordnung, Infrastrukturelle Dienste, Gebäudemanagement, Fährbetrieb, Bauunterhalt und Schirrhof. Dort werden alle baunahen handwerklichen Arbeiten ausgeführt, von kleinen Reparaturen bis zu umfangreichen Projekten.

Torsten Janke leitet seit Juni den Schirrhof mit rund 50 Handwerker:innen in sechs Meisterbereichen. Zuvor führte der Tischlermeister einen eigenen Betrieb in Düsseldorf. Jetzt setzt er sein handwerkliches Können und seine betriebswirtschaftliche Erfahrung für die SPSG ein.

Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 04.2022

 

 

96 laufende Meter umfasst die schriftliche Überlieferung der SSG. Sie gibt einen Einblick in die Arbeit der SSG für den Zeitraum 1945–1990. Für über 3.000 Akten sind im Findbuch die wichtigsten Angaben, wie Aktentitel, Datierung und eine Inhaltsbeschreibung im Aktenverzeichnis zusammengefasst. Einleitend wird auch ein Überblick zur Verwaltungsgeschichte der SSG gegeben.
 

Schloss Sanssouci war für Friedrich Wilhelm IV. eine Art Heiligtum, stand es doch symbolisch für seinen von ihm verehrten Vorgänger Friedrich II. Carl Graeb hielt es daher in einer Vielzahl von Aquarellen und Zeichnungen fest. In lockerer Strichführung skizzierte er hier die festliche Eleganz des Marmorsaals. Nicht zu sehen ist der prächtige Marmorfußboden – im 19. Jahrhundert war es äußerst beliebt, kostbare und oft farbenfrohe Teppiche in die Schlossräume zu legen, so auch hier im Schloss Sanssouci.
 

Pompejanische Wandmalerei und preußische Ingenieurskunst

Die Wendeltreppe im Westturm des Belvedere Pfingstberg

Belvedere – italienisch für schöne Aussicht – heißt die mächtige Doppelturmanlage mit Kolonnaden auf dem Pfingstberg hoch über Potsdam, errichtet ab 1847 unter Friedrich Wilhelm IV. im Stil einer mediterranen Renaissance-Villa. Um die namensgebende Aussicht genießen zu können, überwindet man als Besucher:in zahlreiche Treppen im Außenraum. Auf dem Niveau der Nordarkaden befinden sich schließlich die einzigen nutzbaren (Innen-)Räume der Anlage – im Ostturm das Maurische und im Westturm das Römische Kabinett. Wandmalereien im Stile der Fresken aus den Ausgrabungsstätten von Pompeji und Herculaneum wecken Sehnsucht nach dem Süden und der Antike – wäre dort nicht in einer Ecke eine gusseiserne Wendeltreppe, die die Betrachter:innen des 19. Jahrhunderts sogleich wieder in die Gegenwart katapultiert hat. Die fein gearbeitete Treppe mit ihren filigranen Ornamenten und durchbrochenen Trittflächen ist ein wahres Schmuckstück der preußischen Gusseisenkunst und zudem stolzer Ausdruck der industriellen Fähigkeiten seiner Zeit. Durch den starken Verfall des Belvederes in der Nachkriegszeit nur noch in Fragmenten erhalten, wurde sie im Zuge der Restaurierungsmaßnahmen rekonstruiert, sodass Besucher:innen heute wieder auf die darüber liegenden Terrassen gelangen und die wunderschöne Aussicht über die Potsdamer Kulturlandschaft genießen können.
 

Zwerg- und Mückenfledermäuse in einer Zwischenhälterungsbox
Zwerg- und Mückenfledermäuse in einer Zwischenhälterungsbox. Die Tiere wurden in einem Spalt hinter der Regenrinne gefunden, der als Sommer- und Zwischenquartier diente. Natürlich wurden Sie gleich am Abend wieder freigelassen. Bei der letzten Quartierkontrolle wurden keine Tiere mehr gefunden, nun sind alle in ihr Winterquartier umgezogen. Foto: Romeo Kobow

Sie haben es wahrscheinlich längst erahnt, die Rede ist von Haussperlingen, Fledermäusen und Mauerseglern.

Die Vögel und Fledermäuse stehen allesamt unter Naturschutz und mit der zuständigen Behörde liefen Verhandlungen, um die Tiere aus dem Gebäude zu bekommen und passende Ersatzquartiere zu stellen. Dabei waren einige Bewohner sehr wählerisch und wollten zum Beispiel nicht auf die Westseite (es könnte ja klamm werden in der „Wohnung für den Nachwuchs“). Manche brauchten einen Sonnenschutz, einige wollten lieber in ihrer Gemeinschaft/Kolonie zusammenbleiben, andere lieber alleine sein oder benötigten ein Quartier mit Ausblick in oberen Etagen.

Aber ich kann Ihnen freudig mitteilen, dass wir mit der Behörde und den Kustoden der Stiftung eine Lösung gefunden haben! Den tierischen „Hausbesetzern“ werden verschiedene Ersatzquartiere angeboten und so können die Haussperlinge und die Fledermäuse im nächsten Frühjahr für ihre Brut die neuen Quartiere am Saalgebäude und an der Remise am Schloss Paretz beziehen. Dabei hat es in kritischen Bereichen eine ökologische Begleitung gegeben, falls die Fledermäuse sich im Gebäude noch paaren wollten, oder dies nur als Zwischenquartier nutzten.

Was war Ihre spannendste Entdeckung?

Das war eher eine subjektive Erfahrung. Wenn man erst einmal darauf gestoßen wird und dann durch die Schlösser geht und merkt: Hier sind wirklich viele Schwarze Menschen abgebildet und das sind keine Staffagefiguren, sondern – dazu hat unser Team beigetragen – Menschen mit Namen und Schicksalen. Man sieht immer mehr, dass diese Biografien auch in der Zeit existierten, in der es kein aktives koloniales Handeln des Hofes gab. Im 19. Jahrhundert war Alexander von Humboldt häufig in den Schlössern zu Gast und hat viel berichtet. Darstellungen dessen, was er gesehen hat sind in den Schlössern vertreten. Das Thema hat also viele Aspekte, von der reinen Neugierde bis hin zu äußerster Brutalität. Die kolonialen Spuren und was bis heute fortwirkt, auch in Begrifflichkeiten, die wir oft gedankenlos verwenden, sind Teil unserer Geschichte, in der wir noch viel entdecken können. Das ist nicht immer schön, manchmal anstrengend, aber immer spannend und oft sehr beeindruckend. Ich finde, immer wieder etwas Neues zu lernen, ist eine sehr schöne Erfahrung.
 

Neben dem freien Eintritt werden jedes Jahr Veranstaltungen nur für die Inhaber:innen von Jahreskarten angeboten. Das können, wie in den letzten Jahren, Führungen durch die Bibliothek von Schloss Sanssouci oder durch die Pflanzenhallen des Orangerieschlosses im Park Sanssouci sein, oder, oder… Lassen Sie sich überraschen.
 

Eine Sonderzuwendung des Landes Berlin ermöglicht es uns nun, die notwendigen Forschungen systematisch durchzuführen. Zunächst werden wir uns den Möbeln zuwenden, die durch Ankäufe der SSG Berlin sowie durch Schenkungen und Vermächtnisse an die Institution in die Sammlungen gelangten. Eine erste Bestandsaufnahme zeigte, dass die Herkunft von rund 250 Objekten genauer untersucht werden muss. Dabei handelt es sich vor allem um Tische und Schreibmöbel vom Zylinderbureau bis zum Beistelltischchen, Schränke aller Art und Größe, Sitzmöbel vom einfachen Hocker bis zum Sofa sowie Spiegel.
 


Wer den Klang eines solchen historischen Instrumentes live erleben möchte, hat in Paretz am 6. Mai die Möglichkeit.

Die Harfe der Königin Luise
Harfenkonzert mit Eva Curth

Eva Curth, eine der vielseitigsten Interpretinnen in der Harfenwelt und international als Solistin und Kammermusikerin renommiert, spielt auf einer originalen französischen Naderman-Harfe aus dem Paris des 18. Jahrhunderts. Kompositionen u.a. von Naderman, Couperin, Rosetti, Beethoven und Mozart.

Zur Einstimmung auf dieses besondere Konzerterlebnis führen wir unsere Gäste durch die Königswohnung. Eine kleine kulinarische Erfrischung vor dem Konzert ist im Ticketpreis enthalten.

Samstag, 6.Mai, 18 Uhr 25 / 22 Euro
Tickets: tickets.spsg.de

Weitere Informationen

Haben Sie ein Beispiel dafür?

Susanne Evers: Wir haben ein schönes Objekt aus Leder und Textil, das auf der Inventarkarte mit „Behangstück“ bezeichnet ist, also dachten wir: Teil eines Wandbehangs. Nachforschungen ergaben jetzt, dass es Teil eines zeremoniellen Kragens aus China ist, der vor allem zu Hochzeiten getragen wurde. Wir und viele Kunsthistoriker:innen vor uns haben es nur aus unserer Sicht betrachtet, der europäischen, und nicht danach gefragt, was es im Entstehungsland für eine Bedeutung hatte.

Weiße Schwäne, Bunte Enten

Neben Immutabilis-Schwänen nennen noch viele andere gefiederte Schönheiten die UNESCO-Welterbestätte ihr Zuhause: Eisvogel, Grünspecht, Turmfalke und Co. lassen sich mit etwas Glück im Park beobachten. Dazu gesellt sich auch die bunte Mandarinente, die eigentlich in Ostasien und nicht in Brandenburg heimisch ist. Auch ihr Bestand lässt sich nicht direkt auf eine etwaige Ziervogelhaltung der Hohenzollern zurückführen; vielmehr stammen die Vorfahren der possierlichen Vögel aus den Zoos und Tiergärten der Umgebung. Damit ist die Mandarinente eigentlich eine invasive Art, steht aber nicht im Konflikt mit der heimischen Tier- und Pflanzenwelt. Im Gegenteil: In ihrer ostasiatischen Heimat ist die Mandarinente sogar zunehmend durch Habitatverlust bedroht, weshalb der europäische Bestand – der mittlerweile denjenigen Asiens übersteigt – für die Arterhaltung zunehmend von Bedeutung sein wird.
 

Was kosten die Zerstörungen die Stiftung jährlich?

Das ist nicht einfach zu definieren, weil sich der Schaden ja aus verschiedenen Faktoren zusammensetzt: Zunächst aus dem, was wir, auch finanziell, aufbringen müssen, um das Beschädigte zu restaurieren, zu reparieren oder zu reinigen. Dann ist es der Einsatz der Mitarbeiter:Innen, die sich nicht nur mit der Schadensaufnahme und -wiedergutmachung beschäftigen müssen, sondern bei derartigen Tätigkeiten im Grunde genommen von ihren eigentlichen Aufgaben abgehalten werden. Und wir haben es hier mit Kunstwerken zu tun. Deren Wert lässt sich nicht so eindeutig definieren. Sie haben Jahrhunderte überdauert und sind von berühmten Bildhauern, Künstlern und Architekten geschaffen worden, erfahren dann zwar Veränderungen, behalten aber ihren Wert im Gesamtkunstwerk. Mit der Beschädigung und Zerstörung verringert sich allerdings auch dieser Wert. In der Summe beziffert sich der Schaden im Jahr auf eine mittlere sechsstellige Summe.
 

Und dann ist da noch das Kunstwerk „Die Ruinen“. Es ist eine Puppe mit einem Loch im Brustkorb. Für Kateryna Oshchepkova ist dieses Nichts im Inneren der Skulptur ein Sinnbild für die tragischen Auswirkungen des Krieges, selbst hier im Exil in Berlin. Das Gefühl der Zukunft war weg, das Gefühl der Sicherheit.  Warum dieses Loch quadratisch ist und am Rand seltsame Streben hat? Viele Ukrainer:innen kennen das Bild eines zerstörten Hauses in Borodyanka, einer kleinen Stadt in der Region Kyiw, dass in den ersten Tagen des Krieges in den sozialen Medien auftauchte. Eine Bombe traf es genau in der Mitte und es ist dieses Loch, das sich in der Puppe wiederfindet. Ein schreckliches Sinnbild.
 

Mit der Marmorbüste der Kaiserin Eugénie von Frankreich (1826-1920) von Alfred Emilien de Nieuwerkerke (1811-1892) kehrte bereits im Sommer dieses Jahres ein weiteres Porträt zurück nach Charlottenburg. Eine gleichgroße Gipsversion stand laut Inventar wohl schon 1862 auf der Konsole der unteren Bücherschränke in der Bibliothek von König Friedrich Wilhelm IV. Da diese Büste verlorenging, sollte nun das Marmorbildnis als Ersatz aufgestellt werden. Doch auch hier fehlte der Sockel. Wie schon beim Tondo der Fürstin Liegnitz sprang Elke Fischer als Spenderin ein, so dass in der Skulpturenwerkstatt ein neuer Sockel aus Carrara-Marmor gefertigt und die Büste selbst, die Beschädigungen an der Nase und am Kinn aufwies, restauriert werden konnte.
 

Die Krippe wurde jährlich bis zum letzten Weihnachtsfest 1917 aufgestellt. Nach dem Ende der Monarchie 1918 gelangte das Kunstwerk im November 1920 in das niederländische Exil Wilhelms II. Dort verliert sich zunächst seine Spur. Erst in den 1980er Jahren wurde die Krippe in einem Auktionshaus angeboten und von dem Kunsthändler Johann Kurt Trütschler aus Adlhausen erworben. In den 1990er Jahren bot Trütschler die Krippe dem Stadtmuseum Abensberg, das bereits einen Großteil des Osterrieder-Nachlasses verwahrte, zum Kauf an. Nach der Gründung des Krippenvereins im Jahr 2000 konnten Spendenmittel akquiriert werden, um das Kunstwerk anzukaufen. Heute ist die „Kaiserkrippe“ als Leihgabe des Krippenvereins St. Ägidius in der Dauerausstellung des Stadtmuseums Abensberg zu sehen.
 

Um was für Größenordnungen geht es insgesamt?

Wir betreuen ungefähr 80.000 Bäume in den Parks und Gärten. Vor kurzem hieß es noch, über die Hälfte davon ist geschädigt. Aber diese Prozentzahl wächst ständig. Jetzt kann man sagen, dass schon weit mehr als 50.000 der Bäume Schadensbilder aufweisen.

Die Beizjagd kam im späten 18. Jahrhundert aus der Mode und wurde von der, noch kostspieligeren und aufwendigeren Parforcejagd, der Hetzjagd mit Hunden zu Pferde, abgelöst.

Anfang des 20. Jahrhundert kam es zu einer Renaissance der Beizjagd. 1921 wurde der Deutsche Falkenorden in Berlin gegründet und ist damit der älteste noch bestehende Falknerbund weltweit. Heute liegt der Reiz der Falknerei aber nicht mehr in Repräsentation und Prunk – stattdessen hat sich die althergebrachte Jagdtechnik als naturnahe und schonende Möglichkeit zur Bestandskontrolle erwiesen, ganz ohne Schusswaffen.

Das hat auch SPSG-Gartenmeisterin Andrea Badouin entdeckt: Gemeinsam mit Habichtdame Thora geht sie im Schlossgarten Charlottenburg auf Kaninchenjagd. Der Bestand der Kaninchen im Schlossgarten Charlottenburg muss aus mehreren Gründen im Schach gehalten werden:
Zum einen spielen Fragen des Gehölz- und Besucherschutzes eine Rolle. Kaninchen legen ihre Bauten gerne unter Bäumen an, die dadurch umsturzgefährdet werden. Das kann schnell zu einer Gefahr für Besucher:innen werden. Zum anderen sind Seuchen unter den Tieren ein ernstzunehmendes Problem: RHD (Rabbit Hemorrhagic Disease) und Myxomatose („Kaninchenpest“) können sich auch auf Hauskaninchen ausbreiten – und stellen für die betroffenen Tiere ein schmerzvolles Ende dar. Da es sich beim Schlossgarten nicht um freie Natur handelt, können die Bestände sich nicht selbst regulieren – es fehlt an natürlichen Feinden.
 

Prinz Moritz von Oranien, Graf von Nassau-Dillenburg (1567-1625), Statthalter der Niederlande, war der Sohn von Wilhelm I. (der Schweiger) und Anna von Sachsen. Er modernisierte die vereinigte Armee der niederländischen Provinzen und gilt als einer der erfolgreichsten Feldherren seiner Zeit, im Verlauf des Achtzigjährigen Krieges zwischen den Niederländern und der spanischen Krone von 1568 bis 1648.
 

 

 

Danken möchte die SPSG außerdem Georg Friedrich Prinz von Preußen und dem Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin, die uns die Tabatieren Friedrichs des Großen und die Petschaften Luises von Mecklenburg-Strelitz als Dauerleihgaben für die Neupräsentation zur Verfügung stellen.

 

Willy Kurth wohnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der Nähe des Schlosses Charlottenhof im Park Sanssouci, in der Fasanerie. Das von Ludwig Persius erbaute Gebäude wurde seit den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts für Verlags- und Wohnzwecke benutzt. Der renommierte Müller & Kiepenheuer Verlag residierte in dem klassizistischen Gebäude, auch der weltberühmte Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Wilhelm Furtwängler. Für ihn wurde sogar ein Luftschutzraum im Keller eingerichtet. Vom nahe gelegenen Bahnhof Wildpark fuhr der Dirigent oftmals mit dem Zug zu den Proben und Konzerten nach Berlin. Nach 1945 nahm Willy Kurth in dem Gebäude eine Wohnung. Ab 1946 wurde er Direktor der ehemaligen Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, 1956 zum Generaldirektor.
 

Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 02.2024


Die Bildergalerie von Sanssouci ist vom 1. Mai bis zum 31. Oktober
von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 17.30 Uhr geöffnet.
www.spsg.de/bildergalerie

 

 

1967 wurden der Schah von Persien, Reza Pahlavi, und seine Gemahlin Farah Diba empfangen. Im Verlauf der Demonstrationen gegen das iranische Kaiserpaar wurde am 2. Juni der Student Benno Ohnesorg nahe der Deutschen Oper erschossen. Dies trug u.a. zur Radikalisierung von Teilen der Studentenbewegung gegen den Staat bei.

1969 schrieb sich der amerikanische Präsident Richard Nixon in das Goldene Buch der Stadt ein. Ronald Reagan versprach 1982 auf der Gartenseite des Schlosses den über 25.000 begeisterten Zuhörern weiterhin politische und wirtschaftliche Unterstützung der USA. Als Vertreterin Englands im britischen Sektor Berlins verbreitete 1972 Prinzessin Margaret königlichen Glanz. 1985 war der französische Staatspräsident Franςois Mitterrand zu Gast; ein Jahr später besuchten Prinzessin Diana und König Juan Carlos I. von Spanien das Schloss.

Vor allem nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 gab es kaum ein Staatsoberhaupt, das nicht in Charlottenburg gemäß Protokoll des Bundespräsidialamts oder der Berliner Senatskanzlei begrüßt wurde. Denkwürdig waren auch der Empfang für das japanische Kaiserpaar 1993 und im folgenden Jahr die Verabschiedung der westalliierten Streitkräfte durch Bundeskanzler Helmut Kohl vor dem Schloss.

Die engen deutsch-britischen Beziehungen symbolisieren seit 1965 sieben Besuche Queen Elizabeths II. und ihres Gemahls Prinz Philip, Herzog von Edinburgh. Erstmals wurde die englische Königin 1965 vom Regierenden Bürgermeister Willy Brandt im Schloss begrüßt.

Blick in den Kinosaal im zweiten Obergeschoss vor dem Umbau. Hier wurden Filme vor ihrer öffentlichen Freigabe auf ihre »politische Korrektheit« hin überprüft.

Auf dem Schlosshof und im Schlosspark erwartet die Besucher an diesem Tag von 10 bis 18 Uhr wieder ein buntes Treiben aus traditionellen niederländischen Holzschuhtänzen, höfischer Akrobatik mit den „Artistokraten“ und Musik, die durch den Kopf direkt in die Füße geht. Vorführungen von altem landestypischen Handwerk werden ergänzt durch zeitgenössisches regionales Kunsthandwerk und ein vielseitiges kulinarisches Angebot.

In diesem Jahr rufen wir die Besucher des Festes außerdem auf, den „Tag in Orange“ selbst mit zu gestalten und sich in der Farbe des Tages zu kleiden oder einen orangefarbenen Hingucker zu tragen. Wir freuen uns schon sehr auf die Ergebnisse!

Die Zeitleiste liefert weitere Informationen zum historischen und biographischen Kontext, in dem die Zeichnungen Friedrich Wilhelms IV. entstanden © FH Potsdam

Doch zurück zu unserem ersten Bild, das ebenfalls im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg (Obergeschoss, Erste Wohnung Friedrichs des Großen) hängt.

Das Ungewöhnliche der kleinen „Galanten Szene“ ist ihre auf erotische Wirkung zielende Direktheit. Einerseits schildert Pesne mit einer nackt auf einem Bett liegenden Frau und einem jungen bekleideten Mann, der sie an der Brust berührt, eine sehr intime Situation. Die Intimität wird gesteigert durch die Darstellung des Spiegels direkt neben dem Bett. Andererseits wird sie aufgehoben durch den zurückgeschlagenen Vorhang vor dem Bett und den zweiten Spiegel im Hintergrund.

Der neben dem Bett aufgestellte Spiegel ermöglicht es dem Maler, den schönen weiblichen Körper sowohl von vorn als auch von hinten zu zeigen. Außerdem erlaubt der Spiegel ihm, mit dem Gestus des Mannes zu spielen.
Bei den bekannten früheren Darstellungen liegender nackter Frauen, meist als „Venus“ betitelt, wie etwa die „schlummernde Venus“ von Giorgione in der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister (um 1508/10) oder die „Venus mit dem Spiegel“ von Diego Velázquez in der Londoner National Gallery (1650), hatten sich die Maler für eine Ansicht entscheiden müssen. Wie in Velázquez’ Gemälde wurde der Spiegel eingesetzt, um das Gesicht der Frau zu reflektieren.

Der andere Spiegel in Pesnes Bild zeigt die schemenhaften Umrisse eines Mannes, der die Szene betrachtet. Durch die Präsenz eines Betrachters wird die intime Zweisamkeit der beiden Hauptpersonen aufgehoben. Es scheint, als würden die Vorzüge der Frau diesem Dritten präsentiert. Die schemenhafte Reflexion des Betrachters ist so platziert, dass sie einen im Bild Anwesenden zeigen könnte – oder aber den Betrachter des Gemäldes, der sich hier spiegelt. Die Szene verliert so ihre erotische „Unschuld“ und der Betrachter wird zum Voyeur.

Bekleidet mit einem Hemd seines Kammerdieners – ein reinliches eigenes besaß er nicht mehr – wurde er beigesetzt. Jedoch nicht in der von ihm eigens angelegten Gruft gegenüber seiner Bibliothek in Sanssouci, sondern in der Potsdamer Garnisonkirche. Sein Neffe und Nachfolger Friedrich Wilhelm II., dem der König oft übel mitgespielt hatte, wollte es so. Eine kleine – verständliche – Revanche.

In seinem Grab im Park Sanssouci liegt Friedrich erst seit 25 Jahren. Auf dem Grab liegen Kartoffeln, die zu Lebzeiten des Königs nie auf seinem Speiseplan standen. Wenn er sich etwas wünschen dürfte, wären es sicher Kirschen, die er liebte und für die er viel Geld ausgab – oder heiß gewürzte Polenta!

Per Hand werden die vielen Pflanzen pikiert und umgetopft. Einige Topfungen für die Frühjahrs- und Sommerbepflanzung sind bereits vollbracht, aber viele stehen noch aus.

Nicht alle Pflanzen wachsen sorgenlos heran. Die Wandelröschen und die Zigarettenblumen sind von Schädlingen befallen und bedürfen besonderer Pflege. Gelbblätter sollen helfen, die Schädlinge zu fangen und zu bestimmen. Die Weiße Fliege, die Rote Spinne und die Trauermücke haben die Pflänzchen befallen. Um die Unruhestifter loszuwerden, müssen die Pflanzen behandelt werden.

Ähnlich ist es bei der Wunderblume. Ebenfalls am 09. Februar ausgesät, ist diese farbintensive Blume zwar erst am 16.2. aufgekeimt, aber sie lässt das Silberblatt nicht nur farblich, sondern auch im Wachstum ganz schön grau aussehen.

Auch die Wege verlangten nach einer Überholung. Einige der unzähligen Wege im Park Babelsberg sind von den Spuren der Zeit betroffen und müssen erneuert werden. Die Wegedecke ist verunkrautet, die Steine am Rande des Weges sind zur Seite gedrückt – viel Arbeit wartete auf die Arbeiter der Firma Stadtgrün, die damit beauftragt war, den ca. 70 bis 100 Meter langen Weg (unten im Bild) wieder begehbar zu machen. In Feinarbeit wurde hier täglich eine Strecke von 20 bis 40 Metern aufgearbeitet.

Im Inneren des Mausoleums führen Treppen in die durch vier Jaspissäulen getrennte Gedächtnishalle. Hier stand zunächst nur das 1811–1814 von Christian Daniel Rauch (1777–1857) aus Carrara-Marmor geschaffene Grabmonument der Königin.

Der König hatte bestimmt, dass die Verstorbene auf einem sarkophagähnlichen Unterbau, in leichter Gewandung liegend, darzustellen sei. Rauch gelang es, sie als Schlafende, nicht als Tote, in natürlicher Haltung und zugleich hoheitsvoller Idealität zu zeigen. Die gewünschte Natürlichkeit in der Darstellung sollte den Eindruck des Todes mildern. Als Unterbau war eine architektonisch kräftig gebildete reich ornamentierte Scheintumba aus Marmor vorgesehen, die an der Kopf- und Fußseite den vollplastischen preußischen Adler zeigte. Die Längsseiten schmückten das preußische und das auf die Herkunft der Königin hinweisende mecklenburgische Wappen.

Zum Weiterlesen und -schauen:

Friedrich der Große zum 230. Todestag, Dr. Jürgen Luh:
https://www.spsg.de/blog/article/2016/08/17/nun-will-ich-mich-ordentlich-niederlegen/

Bilder von König Friedrich II. von Preußen im Wandel der Zeit, Dr. Jürgen Luh:
https://www.google.com/culturalinstitute/beta/exhibit/kwJSLcu12YrVJQ

Der Sterbesessel Friedrichs des Großen, Dr. Henriette Graf:
https://recs.hypotheses.org/601

The 1991 Reburial of Frederick the Great and Its Potential Meanings, Cristian Cercel:
http://www.perspectivia.net/publikationen/friedrich300-studien/cercel_reburial

 

 

In der Weihnachtszeit bildete der Grottensaal das Zentrum des Familienlebens. Die reiche Dekoration mit Muscheln und Mineralien gaben dem Saal eine besondere Atmosphäre … Die Weihnachtsvorbereitungen begannen am 21. Dezember mit der Entfernung des kostbaren Teppichs, um diesen vor herabtropfendem Kerzenwachs zu bewahren. Zum Schutz des Marmorbodens war ein einfacher Teppich ausgelegt worden. Die Christbäume wurden im naheliegenden Wildpark geschlagen und durch den Fasanerie-Förster Drzymalla geliefert.

Auf Wunsch der Kaiserin erhielt jedes ihrer sieben Kinder seinen eigenen Baum. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Größe der Christbäume dem Alter der Kinder entsprach. Auch das Kaiserpaar hatte jeweils einen eigenen Baum. Die stattlichen Tannen waren vor den Pfeilern an der Seite zum Tamerlanzimmer hin platziert, während die Bäume der Kinder auf zwei langen Tischen an der Fensterseite standen. Vor den beiden Pfeilern vor der Marmorgalerie waren für die Hofdamen der Kaiserin sowie für weitere Familienmitglieder, die als Gäste am Weihnachtsfest teilnahmen, zwei Bäume aufgestellt worden.

Der ganze Saal wurde weihnachtlich dekoriert. Dazu gehörte es, dass selbst in den vier Fontainenbecken kleinere Weihnachtsbäume gestellt und die Brunneneinfassungen mit Tannengrün dekoriert wurden. Am 23. Dezember wurden die Bäume in Anwesenheit des Kaiserpaares geschmückt. Über die Art des Schmucks ist wenig bekannt. Sicher ist, dass zum Behang 100 italienische Pinienäpfel „der länglichen Sorte“ gehörten, die jährlich über die deutsche Botschaft in Rom beschafft wurden.

Drei der fünf Fenster wurden mit schwarzem Tuch zugehängt, vor dem mittleren Fenster ist jedes Jahr die Weihnachtskrippe aufgestellt und durch Gärtner mit Moos dekoriert worden. Zu den Weihnachtsbräuchen gehörte es, dass der Kronleuchter in der Mitte des Saales mit einem Strauch Misteln geschmückt wurde.

Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde die Symbolik des 18. Januar nochmals aufgegriffen. Die Verhandlungen zum Versailles Vertrag begannen am 18. Januar 1919 in Versailles. Der Vertrag wurde schließlich in der Spiegelgalerie unterzeichnet, in dem 1871 das Deutsche Kaiserreich ausgerufen worden war. So schloss sich am 18. Januar ein dramatischer Kreis von dem Aufstieg des Kurfürstentums Brandenburg zum Königreich Preußen, zum deutschen Kaiserreich und schließlich zum Ende der deutschen Monarchie und der Herrschaft der Hohenzollern.

 

Im Schloss Charlottenburg präsentiert eine neue Dauerausstellung verschiedene Aspekte der jahrhundertelangen Herrschaft der Hohenzollerndynastie.

Die originale Farbigkeit der Jagdkammertapete.

Das denkmalpflegerische Hauptproblem beim Umgang mit textilen Raumausstattungen in Museumsschlössern ist die hohe Empfindlichkeit und rasche Vergänglichkeit der historischen Gewebe. Vor allem Licht- und Klimaeinflüsse schädigen das organische Material der Wandbespannungen, Möbelbezüge und Fensterdekorationen und führen zum Verblassen und Verschleiß und schließlich zum Zerfall.

Beispiel für die Schablonenarbeiten im Neuen Palais vom Ende des 19. Jahrhunderts. Foto: Verena Göttel

Etwa 20 Wandgestaltungen sind Malereien oder kostbare Lackarbeiten auf Holz, und über 20 kostbare Bemalungen auf Papier- und Textilbespannung schmücken die Räume oder warten im Depot auf ihre Rückkehr ins Schloss.

Über 25 Schablonierungen oder Imitationen anderer Materialien bereichern die Putz- und Stuckgestaltungen auf „bemalende Weise“.

Ufermauer

Die Natursteinmauer aus sächsischen Sandsteinblöcken mit ihrer Balustrade aus schlesischem Marmor wurde aufwendig restauriert. Die Witterung hatte der Ufermauer und der Balustrade stark zugesetzt. Hinzu kamen Salzschäden und Krustenbildungen aufgrund der ständigen Durchfeuchtung. Zur Sicherung der Standsicherheit wurde das Fundament abschnittweise unterfangen sowie Fehlstellen im Naturstein mit Vierungen oder Antragungen wieder ergänzt. Die Verfugung der Sandsteinblöcke ist insgesamt erneuert und das figürliche Relief auf der Südseite konserviert worden.

Das Neue Palais hatte im 18. Jahrhundert die Funktion eines Gästeschlosses, in dem während der sommerlichen Festsaison für kurze Zeit befreundete Herrscher und die Familienmitglieder des Königs untergebracht werden konnten. In diesen kurzen Zeiträumen bewohnte der König selbst die für ihn errichtete Königswohnung im Südostflügel des Schlosses.

Die oben beschriebenen Verschattungen, Klimageräte, Luftentfeuchter und im Winter Ölradiatoren in den Schlossräumen, nicht zu vergessen, die Warmwasserheizungen in den anschließenden Diensträumen ermöglichen die Bedingungen für die Kunstgegenstände adäquat zu halten.

*RestauratorInnen neigen dazu, bei Kunstgegenständen mitzufühlen!

Informationen zum Besuch von Schloss Sanssouci »

Bei Angelika Kauffmann bestellte Wilhelmine 1796 das Bild „Christus und die Samariterin am Brunnen“
Das von Wilhelmine bewohnte Damenhaus im Holländischen Etablissement im Neuen Garten. Foto: Leo Seidel
Besonderen Schutz vor Licht bedürfen Seidentapeten, hier in gutem Zustand. Foto: Daniel Fitzenreiter.

Wie Kronleuchter insgesamt gehörten auch diese porzellanen Varianten in ihrer Entstehungszeit zu den kostbarsten Ausstattungsgegenständen in königlichen Interieurs und bildeten, wie beispielsweise auch Spiegel, kostspielige Blickfänge.

 

Weitere Informationen zur Sammlung Kronleuchter und Beleuchtungskörper

 

 

Was machen Sie, wenn Sie nicht für die SPSG arbeiten?

Ich verbringe am liebsten Zeit mit meiner Familie, dem Hund und Freund:innen. Und als leidenschaftlicher Sammler sammle ich möglichst viele und unterschiedliche Glücksmomente.

Dr. Detlef Fuchs beobachtete bei allen Beteiligten eine wachsende Begeisterung, »eine emotionale Sogwirkung«. Er vergleicht die Freude über die wiedergewonnene Schönheit mit der Euphorie bei der Eröffnung des Schlossmuseums Paretz vor 20 Jahren: »Ohne die erhaltenen legendären Paretzer Papiertapeten und die großzügige Spende für deren Restaurierung durch die Cornelsen Kulturstiftung würde es das Schloss
in seiner heutigen Form nicht mehr geben. Unsere Ausgrabungsfunde, die darauf folgende finanzielle Unterstützung und das leidenschaftliche Engagement aller Ausführenden vor Ort bewirkten so etwas wie das zweite Wunder von Paretz.«

Evelyn Friedrich, Schlossbereichsleiterin in Paretz, stimmt dem zu: »Die Gartenanlage markiert einen neuen Ortszugang und ist noch viel eindrucksvoller als gedacht.«

 

Wo ist ihr Lieblingsort innerhalb der Anlagen der SPSG?

Mein Lieblingsort innerhalb der SPSG ist Schloss Glienicke mit Casino und Dampfmaschinenhaus. Beim Anblick von der Havelseite bleibt mir immer kurz das Herz stehen, keinen schöneren Ort kenne ich in unserem Land. Wegen seiner kuriosen Spuren der Zeitgeschichte gehe ich auch immer wieder gerne ins Schloss Schönhausen.

Auch wenn es aus der Zeit Friedrich Wilhelms IV. mehrere kuppelbekrönte Bauten gibt, man denke an die Kapelle des Berliner Schlosses oder die Potsdamer Nikolaikirche, war dieser Bauteil in der Planung des Königs und seiner Architekten Ludwig Persius, Friedrich August Stüler und Ludwig Ferdinand Hesse ursprünglich nicht vorgesehen. Das Bauwerk steht tatsächlich mit einem anderen bekannten, kuppelbekrönten Gebäude in Berlin im – wenn auch nur indirekten – Zusammenhang: dem Berliner Dom.

Um den Charakter der Figur zu treffen, recherchierte das Team in der Epoche, in der der Bacchus entstand, denn nicht die Proportionen sind entscheidend für den Neuaufbau, sondern der Geschmack der Zeit. Der Bacchus mit seinem kindlichen Kopf und seinem muskulösen Rücken hat sehr große dicke Finger. Stilecht stellte sie die Finger in Carrara-Marmor neu her und befestigte sie mit Glasfaserstiften an der Hand.

Die Fugen und Verbindungen verschloss die Restauratorin anschießend mit einem mineralischen Mörtel. Feines Marmorgranulat sorgt dafür, dass auch die kleinsten Risse der Statue verschlossen werden.  Zuletzt überzieht das Restauratorenteam die Figur mit einer durchsichtigen Spezial-Lasur um die Oberfläche zu schützen. Die wenigen noch vorhandenen Farbunterschiede werden dadurch nivelliert, Witterung und Grünspan können ihm nun nichts mehr anhaben.
 

Favoriten statt Mätressen

Unbekannter Künstler: Portrait Michael Gabriel Fredersdorf, ca. 1750
Unbekannter Künstler: Portrait Michael Gabriel Fredersdorf, ca. 1750 | gemeinfrei

Neben seinen männlichen Vertrauten, die er zahlreich um sich scharte, lässt sich ein immer wieder dokumentierter Hang zu hübschen, jungen Pagen seiner nächsten Umgebung zweifelsfrei feststellen. Friedrich hatte keine Kinder, nur wenig Kontakt zu seiner Ehefrau Elisabeth Christine, nicht einmal eine Mätresse, dafür aber zahllose Favoriten. Fielen ihm bei Musterungen oder Revuen besonders attraktive Männer auf, so wird berichtet, nahm er sie gern und in hoher Zahl in seinen persönlichen Dienst. Sie waren fortan seiner Gunst unterworfen. Ihnen ihrerseits war bei Strafe der Verbannung jeder Kontakt mit Damen am Hofe verboten. Einige, über lange Jahre hinweg, wurden in seiner Umgebung ausgesprochen einflussreich und wohlhabend, von anderen wird nach Fehlleistungen das Gegenteil berichtet. Es gab viele namenlose und einige namentlich bekannte Pagen. Vor allen anderen informieren uns die Quellen zu seinem langjährigen Kammerdiener und Faktotum am Hofe Michael Gabriel Fredersdorf – die innig väterlichen, auf Deutsch verfassten Briefe Friedrichs an ihn zeugen von einem fürsorglichen, ja liebevollen Umgang miteinander – weit entfernt vom Misanthropen.

Aktuell arbeitet die SPSG mit einer großen finanziellen und personellen Kraftanstrengung an 26 Projekten gleichzeitig, von denen die Römischen Bäder nur eines sind. In diesem Sinne wurde zu Beginn der Ausstellungskonzeption überlegt einzelne Themen aus den verschiedenen SIP-Projekten vorzustellen, Bilder und Videos zu präsentieren und die Probleme und Herausforderungen zu erläutern. Auch um zu verdeutlichen, warum die Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten so dringend notwendig sind und warum die Projekte solch unglaublich hohe Summen verschlingen. Das Ziel der Ausstellung war es dementsprechend auch transparent über die Herangehensweisen und die Entscheidungen zu berichten und Sie in die Unternehmungen zum Schutz unserer Weltkulturerbe-Stätten einzubeziehen.

Bereits abgeschlossene, in Arbeit befindliche und geplante Projekte gemeinsam in der Ausstellung vorzustellen und den Fokus auf diese verschiedenen Prozesse zu legen, stellte sich schnell als zu diffus heraus und hätte auch nur einen schwachen Bezug zum Ensemble der Römischen Bäder gehabt. Das entschied sich also das Konzept auf die Römischen Bäder einzuschränken und nur mit kleinen Exkursen auf die anderen Bau- und Restaurierungsprojekte einzugehen.

Für die Präsentation der Originalobjekte war eine gute Zusammenarbeit mit den Kustod:innen der Schlösser und Sammlungen und den Restaurator:innen unerlässlich. Es gab viele Kunstwerke, die schon eine lange Zeit in den Depots der Stiftung aufbewahrt werden und nun endlich gezeigt werden können.
 

Die dritte Zeichnung zeigt die Gartenseite des Orangerieflügels von Schloss Charlottenburg. Der Blick fällt von Westen auf die menschenleere, von hohen Bäumen und auf Pfeilern platzierten Büsten gesäumte Allee, an deren Ende der halbrunde Mittelbau des Alten Schlosses erkennbar ist. Den langen Schatten der Bäume zufolge dürfte die Zeichnung am Nachmittag entstanden sein.
 

Provenienzforschung ist ein langwieriger, aber nie langweiliger Prozess. »Man findet etwas, das wirft neue Fragen auf und man kommt wieder ein Stück weiter« und mit jedem neuen Puzzleteil erhält die Geschichte mehr Klarheit. Hat sich der Verdacht erhärtet, dass es sich um NS-verfolgtes Kulturgut handelt, beginnt ein neues Kapitel, die Suche nach den Eigentümern, möglichen Zwischenbesitzer:innen und heutigen Erb:innen. Aber erst, wenn kein Zweifel besteht, dass die Richtigen ermittelt wurden, erfahren die Erb:innen von ihrem Glück. »Wenn wir ein Objekt behalten wollen, versuchen wir, sie zu überzeugen, sich mit uns auf einen Preis zu einigen. Sollte das Werk auf dem Kunstmarkt mehr einbringen als wir zur Verfügung haben, dann muss man sich davon trennen. Und das kann wehtun.« Die Rückgabe des »Schäfchens« aus der Irene Beran-Sammlung an Max Beran und seine Familie in England, der mit eigenen Recherchen auch zur Klärung beitrug, war jedenfalls für beide Seiten beglückend.
 

Die Hallen haben bodenlange Fenster entlang der ganzen Südfront, damit möglichst viel Licht in den Raum gelangt. In den Wintermonaten herrscht dort eine Innentemperatur von 6°– 8°. Damit zählen Orangerien zu den Kalthäusern. Die Pflanzen werden vor Frost geschützt und in eine vegetative Ruhephase versetzt, in der sie weniger Licht, Wasser und Nährstoffe benötigen. Sinkt die Temperatur über einen längeren Zeitraum, wird die Heizanlage aktiviert.
 

Die Abrissarbeiten am Verlagsgebäude neben dem Schloss Paretz konnten somit losgehen. Rückbau werden die Arbeiten deshalb genannt, weil aus wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten nach und nach alles aus dem Gebäude entfernt und getrennt entsorgt wird. Z.B. werden Heizkörper abmontiert und das Metall verkauft und Schadstoffe vorher rausgenommen, um dann möglichst nur noch Bauschutt zu haben, der recycelt und wiederverwendet werden kann.

Eine archäologische Begleitung wird genau hinschauen, ob es noch frühzeitliche Reste unter dem Gebäude gibt, danach kann die Fläche wieder begrünt werden. Nach der Wiederherstellung des Grottenbergs ist dies ein weiterer Baustein, damit der Schlosspark Paretz seine einstige Attraktivität wieder zurückerhält.
 

„This is not only hi(s)story. This is our Story” von Nando Nkrumah umringt mit vier hohen Sockeln aus Holz das Reiterstandbild Friedrich Wilhelms und die in Ketten gelegten Figuren. Damit thematisiert die Intervention die Beteiligung Brandenburgs an der Küste Süd-West-Afrikas und verweist auf die Schicksale, der durch Sklaverei getöteten und verschleppten Menschen sowie auf deren Würde. Die Stelen manifestieren die Elemente "Einheit, Wahrheit, Freiheit und Mut", die der Künstler als Grundvoraussetzungen für die Dekonstruktion kolonialer Kontinuitäten und für ein nachhaltiges Empowerment definiert.
Mittels Augmented Reality werden vier Statuen in den Ehrenhof vor dem Schloss Charlottenburg projiziert, die diese Anforderungen allegorisch abbilden. Durch die Ausrichtung der virtuellen Skulpturen auf das Reiterstandbild entsteht ein dynamisches Spannungsfeld zwischen den Figuren und dem umgebenden Stadtraum.
 

 

»Es gibt bei vielen Fragen gar kein richtig oder falsch«, erklärt Bettina Harz. Sie arbeitet als Kulturvermittlerin bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und hat das Konzept mit entwickelt. »Die Jugendlichen sollen die Ausstellung selbstständig entdecken können« sagt Bettina Harz, »die Aufgaben helfen dabei.« Der Anspruch bestehe nicht unbedingt darin, dass die Schüler:innen nach dem Besuch alles über den Zweiten Weltkrieg und dessen Ende wissen. »Wir wollen sie mit dem Spiel auch dazu bringen, verschiedene Sichtweisen auf historische Ereignisse kennenzulernen und miteinander zu diskutieren«, beschreibt die Museumpädagogin die Idee. Wenn sie mit dem Spiel fertig sind, können die Jugendlichen ein Feedback geben. Die Idee scheint anzukommen: 85 Prozent der Teilnehmer:innen fanden das Spiel gut.
 

Was kam unter der Holzverschalung zum Vorschein, wie sieht das Schloss jetzt aus?

Das Schloss hat gerade ein völlig anderes Erscheinungsbild als das, welches die Besucher später zu Gesicht bekommen. Zu sehen ist ein Holzfachwerk, das mit Ziegeln ausgemauert ist. Die Schäden am Fachwerk waren teilweise recht beeindruckend. Wir hatten vor der Sanierung bereits einige Stellen geöffnet, sodass wir wussten, dass es Schäden gibt, aber wir kannten nicht das komplette Ausmaß. An manchen Stellen war von großformatigen Balken fast nichts mehr vorhanden. Dort hatten sich Insekten ihre Höhlen geschaffen und auch Pilze das Holz weitgehend zersetzt.
 

In den Genuss des Lavendelduftes kamen der belgische König Albert I. und seine Gemahlin Elisabeth, geborene Herzogin in Bayern, als sie im Mai 1910 im Neuen Palais logierten. Das junge Königspaar war auf Einladung Kaiser Wilhelms II. zu einem Antrittsbesuch nach Potsdam gereist. Schlossdiener hatten zuvor die Oberen und die Unteren Roten Kammern parfümiert, in dem das königliche Paar während ihres ersten offiziellen Deutschlandbesuches wohnte. Da die Majestäten in Begleitung von Mitgliedern ihrer Hofstaaten, wie Adjutanten und Hofdamen, reisten und auch diese in mehreren Gästewohnungen des Schlosses untergebracht werden mussten, wurde der Verbrauch von acht Flaschen zu je drei Mark in Rechnung gestellt.

Vielleicht ist im Jahr 1910 aber nur der Inhalt von sieben Flaschen verbraucht worden, so dass ein Flakon, als Zeuge einer längst vergangenen Epoche, auf seine Entdeckung wartete?

 

 

 

Gemälde der Großen Meister

Nicht nur Gärten, auch Kunstsammlungen besuchte Friedrich der Große auf seiner Holland-Reise 1755. Zu diesem Zeitpunkt hatte er die Pläne für den Bau der Bildergalerie bereits in Auftrag gegeben. Der König wünschte den Aufbau einer bedeutenden Sammlung von Gemälden und Skulpturen, die dem Machtanspruch Preußens in Europa Ausdruck verleihen sollte. Seine Kunstagenten waren in Italien, Frankreich und den Niederlanden unterwegs und erwarben Spitzenwerke der flämischen und holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts, der italienischen Renaissance und des Barock.
 

Eva Curth
Eva Curth, Foto: Dieter Duevelmeyer

 

 

 

Geht der Austausch mit den Partner:innen noch weiter?

Carolin Alff: Ja, wir sehen die Ausstellung nicht als fertigen Schlusspunkt, das ist ein Zwischenschritt, den wir ab 4. Juli mit unseren Besucher:innen teilen wollen. Danach werden wir weiter lernen und schauen: Wie kann man das Thema in den Schlössern und Gärten weiter fassen, auf lange Sicht.

 

Besucher:innen aus aller Welt staunen bei Schlossrundgängen über Prunk und Pracht in den Festsälen und Gemächern, bewundern die kostbare Ausstattung mit Mobiliar und Kunstwerken im Stil wechselnder Epochen, nach dem Geschmack der jeweiligen Bewohner:innen. Und fragen sich vielleicht: Woher kommt dieser ganze Reichtum? Die Schlösser und Gärten repräsentieren ein jahrhundertealtes Kulturerbe und sind zugleich Abbild der brandenburgischen, preußischen und deutschen Geschichte. Teile dieser Geschichte, die von Ausbeutung und Unterdrückung geprägt waren, wurden bisher wenig beachtet. Mit der Sonderausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial.“ setzt sich die Schlösserstiftung erstmals mit ihrem kolonialen Erbe auseinander und wagt neue Blicke auf Vertrautes.

Gibt es ein Projekt, das Ihnen besonders wichtig ist?

Es gibt viele Themen in der Stiftung, die mich sehr interessieren. Spannend finde ich zum Beispiel die Vorbereitungen für die neue Dauerausstellung in Schönhausen, die sich der Geschichte des Schlosses in der Zeit des Nationalsozialismus widmen wird. In dieser Zeit diente das Schloss als Depot für Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert wurden. Wie konnte das Schloss zu einem Standort werden, an dem moderne Kunst aus enteigneten Beständen staatlicher Museen und privater Sammlungen verkauft wurde? In der Ausstellung wird anschaulich werden, wie Macht und Kunst zusammenhängen. Das Thema verfemter Kunst und verfolgter Künstler:innen ist erschütternd und – leider – weiterhin brandaktuell.

Ein weiteres spannendes Thema sind für mich die verschiedenen Bauprojekte, die aktuell laufen, in Charlottenburg beispielsweise der Umbau des sogenannten Küchenflügels und die Einrichtung einer museumspädagogischen Werkstatt. Durch die Werkstatt werden neue Angebote für Schulen und Familien möglich, was mich sehr freut.
 

Der Lehrbrief reiht sich nun in eine Sammlung von fast zwei Dutzend derartiger Dokumente ein, die im Besitz der Stiftung sind und zum großen Teil auch schon in Form von Reproduktionen im Glienicker Hofgärtnermuseum besichtigt werden können. Seine Besonderheit ist, dass er mit seinem ausgesprochen frühen Ausstellungsdatum von 1710 nun der Senior in dieser Sammlung ist.


Weitere Informationen zum Hofgärtnermuseum Glienicke

 

 

 

 

Wie versuchen Sie, da gegenzusteuern?

Bei uns hat sich in den vergangenen Jahren die Einsicht durchgesetzt, dass wahrscheinlich ein Großteil der älteren Baumgeneration nicht zu retten sein wird. Es geht jetzt vor allem darum, eine nächste Generation von Bäumen heranzuziehen, die resistenter gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels ist. Wir haben festgestellt, dass Bäume, die auf den Grundstücken selbst groß werden, eine sehr viel höhere Chance haben durchzukommen und später mit den Bedingungen dort zurechtzukommen als Bäume, die auch nur in einer geringen Entfernung aufwachsen. Und dabei geht es nicht darum, ob man jetzt aus den Niederlanden importiert oder nicht. Sondern es kann von Bedeutung sein, ob die Bäume aus Ketzin bei Brandenburg an der Havel kommen oder aus Potsdam. Es geht dabei wirklich um Mikrobedingungen. Deshalb planen wir jetzt für alle Parks lokale Baumschulen, in denen die Bäume herangezogen werden, die dann auch dort vor Ort bleiben. Ganz wichtig ist zudem die Bewässerung. Wir haben teilweise noch marode Leitungssysteme aus der Kaiserzeit oder sogar aus der Zeit davor. Da muss sehr viel modernisiert werden. Heute gibt es sehr viel gezieltere, sinnvollere und sparsamere Bewässerungsmethoden, durch die man mit weniger Wasser dasselbe erreicht. Oder mit demselben Wasser sehr viel mehr.
 

Bei ihrem ersten Staatsbesuch in Deutschland wird Queen Elizabeth II. von Willy Brandt im Schloss Charlottenburg empfangen.
Foto: SPSG

Aktiv und kreativ – in der neuen Museumswerkstatt

Im Rahmen des Orangefestes wird auch die neue Museumswerkstatt im Schlossmuseum eröffnet, in der Kinder und Familien künftig ihren Museumsbesuch kreativ nachbereiten können. In diesem Jahr starten wir mit einer monatlichen Sonntagswerkstatt, bei der jedes Mal ein Kunsthandwerk genauer kennengelernt und ausprobiert werden kann. Alle Termine finden Sie unter www.spsg.de/kalender-oranienburg oder in unserem Programm-Flyer zum Download (PDF, 900 kb).

Bei der Aktion „Bemale deinen Teller“ sind die OranienburgerInnen und BesucherInnen des Orangefestes außerdem eingeladen, einen Teller – oder auch ein anderes Gefäß – für die vier unbestückten Etageren in der Porzellankammer des Schlosses zu gestalten.

Damit wird Kunst- und Architekturhistorikern, aber vor allem auch den interessierten Nutzern ein Zeichnungskatalog frei zur Verfügung stehen, der weit über die bisher übliche Präsentation von Suchergebnissen in Form von Ergebnislisten hinausgeht. Stattdessen wird die künstlerische Hinterlassenschaft des preußischen Königs in ihren inneren und äußeren Bezügen in einer Weise sichtbar gemacht, die auch den Zeichnungen als Kunstwerken gerecht wird.

Die Visualisierung wurde an der Fachhochschule Potsdam von Christopher Pietsch, Absolvent des Interfacedesign-Studiengangs, und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Katrin Glinka in enger Zusammenarbeit mit Kunstwissenschaftlern der SPSG konzipiert und entwickelt.

Ihre Ansprechpartner:

SPSG: Dr. Carsten Dilba, Tel. 0331.96 94-479, c.dilba(at)spsg.de
FH Potsdam: Katrin Glinka, Tel. 0331.580-2518, glinka(at)fh-potsdam.de

 

Abbildung in der Vorschau:

Einblick ins Seelenleben: Zeichnung Friedrich Wilhelms IV. © SPSG, DIZ/Fotothek

Es wäre interessant zu wissen, wo dieses Bild aufgehängt war, ob es für den König oder seine Familie entstanden ist. Einen Hinweis darauf gibt Ernst Samuel Jacob Borchward in der Beschreibung seiner Reise 1749 nach Potsdam: Im Potsdamer Stadtschloss sah er in einem kleinen Raum – offenbar in der Wohnung Friedrichs II. – „ein trefflich Gemählde aus der Ecole des Filles [,] welches aber züchtige Augen starck beleidigte“ (Quelle). Borchward meinte in dem Gemälde also eine Illustration des erstmals 1655 in Paris erschienenen aufklärerisch-erotischen Buchs „Die Mädchenschule oder die Philosophie der Damen“ („L’Escole des Filles ou la Philosophie des Dames“) zu erkennen. Dort ermuntert eine junge Frau ihre Cousine, erste sexuelle Erfahrungen zu machen und davon zu berichten.

Es könnte sich durchaus um unser kleines Bild gehandelt haben, denn auch ein anderer Besucher, Julius August Friedrich Freiherr von der Horst, berichtet 1789, er habe im Jahre 1747 in dem gleichen Raum „ein kleines Gemälde von Vatteau [gesehen], das stärkste in der Art das ich jemals gesehen habe. Es war eine ausgestreckt liegende völlig nackte Weibsperson, der sich ein nackter Jüngling näherte; das Bild war vorzüglich schön.“  
Eine Verwechslung von Watteau und Pesne wäre verständlich, denn Pesne orientierte sich in der Art der Malerei, besonders aber mit dem Sujet, stark an Antoine Watteau. Dessen Gemälde „Das Heilmittel“, heute in der Stiftung Norton Simon in Pasadena (USA), zeigt eine Frau in ähnlicher Stellung auf dem Bett liegend. Allerdings ist sie allein.

Der Vergleich zeigt, dass Pesnes Gemälde einen deutlich erotischeren Charakter hat. In dieser Deutlichkeit finden sich solche Darstellungen meist nur in der Graphik. Es scheint also, als sei Pesne der Aufforderung des Kronprinzen Friedrich (II.) gefolgt – und sei dabei sogar noch weiter gegangen, als in dessen Gedicht beschrieben.


Zum Weiterlesen:

Der Sterbesessel Friedrichs des Großen im Schloss Sanssouci
von Henriette Graf, in: BildGeschichte #4, 15.08.2016
https://recs.hypotheses.org/601 

The 1991 Reburial of Frederick the Great and Its Potential Meanings
von Cristian Cercel, in: Studien und Vorträge zur preußischen Geschichte des 18. Jahrhunderts der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, 14.12.2015
http://www.perspectivia.net/publikationen/friedrich300-studien/cercel_reburial


Neben den kleineren Pflanzen müssen auch die Hochstämme gestutzt werden. Diese überwintern zusammen mit exotischen Gewächsen wie Engelstrompeten, Bananen und Agaven.

Dem mit seiner Braut porträtierten Markgraf Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Schwedt wird das Attribut „selbstverliebt“ zugeordnet. Seine Schwägerin Philippine Charlotte an der Wand gegenüber wirkt dagegen „herzlich“ auf die Kinder, weil sie ihre Hand zum Herzen geführt hat.

Mitte des 19. Jahrhundert war es Mode in der Gartenkunst, dass die Beete eines Landschaftsgartens in mehreren Kreisen bzw. Reihen gepflanzt werden. Hierbei war auf Struktur und Farbe zu achten. Pückler legte Wert darauf, dass beispielsweise die Ränder der Beete hell bepflanzt werden.

Betrachtet man die Quadrierung auf der Taufe genauer, fällt auf, dass sie nicht nur zur Übertragung einer Vorzeichnung auf den Malgrund gelegt wurde. Cranach nutzte sie auch zur Gliederung seiner Komposition.So ist z.B. die Figur des Gottvaters genau innerhalb eines Quadrates platziert. Eine Horizontallinie markiert die Position der Augenpaare einiger Figuren mit der Taube des Heiligen Geistes, eine weitere die der Hände mit den Augen Christi und der Horizontlinie. Die Figur Christi liegt innerhalb von zwei senkrechten Rasterlinien. Auch die Aufteilung des Bildraumes bezieht sich auf das Raster. So nehmen der Bildvordergrund sowie der Mittelgrund jeweils eine Quadratreihe ein, während dem Himmel drei Quadratreihen zugewiesen werden.Die Unterzeichnung der Malerei wurde mit rotem und schwarzem Stift über das Quadratraster gelegt. Während die roten Linien nur im Stereomikroskop zu erkennen sind, konnten die schwarzen Linien auch mit der sog. Infrarotreflektographie sichtbar gemacht werden. Sie zeigen eindeutig den charakteristischen Duktus Lucas Cranachs d. J., wie wir ihn von Unterzeichnungen weiterer Gemälde und von seinen Handzeichnungen kennen.

Der schmale, ehemals durch ein Holzornament abgedeckte Streifen zeigt noch die originale Farbigkeit der Jagdkammertapete, darüber und darunter erkennt man die Farbveränderung und den Verschleiß des Gewebes.

Solche Schäden haben dazu geführt, dass das originale Ausstattungsgewebe der Jagdkammer im Neuen Palais abgenommen und deponiert werden musste. Bis heute fehlen hier die Raumtextilien.

Und ihre Kunst ist eine vergängliche, verwachsende – ihre Arbeit die von Sisyphussen. Gerade heute sind es gewaltige Herausforderungen, die der Erhalt des Gartendenkmals in Zeiten des Klimawandels an uns stellt: In unseren historischen Gärten in Berlin und Brandenburg gingen durch Starkwetterlagen im letzten Jahr rund 1.200 teilweise über hundert Jahre alte Bäume verloren.

Immer aber dienten Gärten der Schönheit und dem Genuss: die durchkomponierte Dramaturgie des Lustwandels im historischen Garten auf der einen Seite, die Nutzung des Gartens auch für die königliche Kulinarik auf der anderen Seite, und folglich sind beide im Park von Sanssouci vertreten, Flora und Pomona. Sie verweisen auf die Verbindung von Zier- und Nutzgarten.

Dass Friedrich der Große ein Gourmet der ganz besonderen Art war, belegen nicht nur die neulich erforschten Schatullrechnungen. Und wenn der König schon im Dezember Lust auf Kirschen hatte, so mussten sich Gärtner auf „Treibereien zeitiger Früchte“ verlegen, und das war teuer. Immer wieder erwähnt er in Briefen Pfirsiche, Melonen, Bananen und Ananas, die er zum Beispiel seinen Geschwistern schickte oder die er selbst aus Sanssouci erhalten hatte.

Dass auch König Friedrich Wilhelm III. sich hier in aller Stille 1824 mit Gräfin Auguste von Harrach, der Fürstin von Liegnitz, verheiratete, wissen nur eingefleischte Preußenkenner – ebenso, dass der spätere Kaiser Friedrich III. in der Kapelle konfirmiert wurde.

Eine unscheinbare Messingtafel rechts neben der Kanzel erinnert daran, dass die große Geschichte das Schloss Charlottenburg an dieser Stelle noch einmal streifte: Am 24. Mai 1888 wurde hier in der Kapelle der zweite Sohn Kaiser Friedrichs III., Prinz Heinrich, mit seiner Cousine Prinzessin Irene von Hessen und bei Rhein vermählt. Es muss eine gespenstische Atmosphäre gewesen sein: Ein einziges Mal entfaltete der Hof des sterbenden Kaisers seinen Glanz, fürstliche Gäste aus dem In- und Ausland waren anwesend, die Kaiserin prangte im Schmuck der Kronjuwelen. Drei Wochen später war der Kaiser tot. Sein Nachfolger Wilhelm II. mied das Schloss, ihn zog es eher nach Potsdam.

Anlässlich des 50. Jahrestages der Potsdamer Konferenz kreierte das Schlossrestaurant drei Menüs der Teilnehmerländer USA, Großbritannien und Sowjetunion. Die dazu herausgegebene Speisekarte hat sich erhalten und rundet die fiktive Tafel ab, die so an einem Abend des Jahres 1995 für Gäste eingedeckt gewesen sein könnte.

Wie Leinwandgemälde wirken die fast vollflächig bemalten Hölzer im unzugänglichen Eckkabinett unterhalb vom Schlosstheater. Diese Malereien wurden nach einer Schwammsanierung bis 2012 konserviert und sind vergleichbar mit den Wandgemälden der Nachbarräume der Marquis d´ Argens-Wohnung.

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In der ersten Kiste lagerten Korrespondenzen aus den Jahren 1883 bis 1886. Sie wurde 1886 verschlossen. Alle Briefumschläge sind von Auguste Victoria persönlich beschriftet worden. Die Kuverts sind noch original versiegelt. Sie tragen auf der Rückseite das in rotem Wachs eingebettete Allianzwappen Preußens und Schleswig-Holsteins. Das Siegel weist somit Auguste Victoria, geborene Prinzessin zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, als Besitzerin aus. Insgesamt handelt es sich um 67 Umschläge, in denen sich jeweils mehre Briefe befinden. Da die meisten Umschläge sehr dick sind, können sie bis zu 10 Briefe enthalten. Vorsichtig geschätzt, handelt es sich um mindestens 400 Briefe.

Die Absender sind in der Regel Familienmitglieder. Dazu gehören von preußischer Seite Schreiben der Kaiserin Augusta (1811-1890, 3 Umschläge), des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (Kaiser Friedrich III., 1831-1888, 1 Umschlag) und der Kronprinzessin Victoria (1840-1901, 5 Umschläge). Ein Konvolut nennt die Oberhofmeisterin Auguste Victorias, Therese Gräfin von Brockdorff (1846-1924, 4 Umschläge), als Absender.

Tiere haben auf der Pfaueninsel eine lange Tradition. Die nach englischen Vorbildern errichtete Voliere beherbergte ursprünglich einheimische und exotische Vögel wie Weiße Pfauen, Löffelreiher und Lerchen. Die Voliere war neben zahlreichen anderen Tiergehegen Teil einer Menagerie, die auf Wunsch Friedrich Wilhelms III. angelegt und in die landschaftliche Planung einbezogen wurde.

Ebenso wurden die durch die chemische Holz- und Brandschutzbehandlung der 1960er Jahre geschädigten Holzoberflächen abgestrahlt, gereinigt und dekontaminiert sowie 50.000 Meter Dachlatten neu verlegt. Der historische Dachstuhl konnte zu 98 Prozent erhalten werden.

Halt 3: Nachdem Friedrich Wilhelm (IV.) am 4. Oktober 1828 in den Morgenstunden Brescia verlassen hatte, erreichte er zur Mittagszeit Mailand: „Kurz nach unserer Ankunft hier waren wir im Dom der mich fast ohnmächtig machte. Keine Imaginazion erreicht die Pracht & den heiligen Eindruck des Gebäudes. Es gehört zu den Dingen die zu doll seynd. Ach daß ich nicht mit Dir das habe sehen können!!!“, schrieb der Kronprinz begeistert in einem Brief an seine Frau.

1796 gab Wilhelmine das Gemälde „Christus und die Samariterin am Brunnen“ über das Gleichnis vom Wasser des Lebens bei Angelika Kauffmann in Auftrag. Die Landschaft im Hintergrund ähnelt der römischen Campagna in Latium; bei dem markant aufragenden Berg handelt es sich wohl um den Monte Soratte, der auch von Horaz und Vergil beschrieben wird. Mit der Auswahl der Landschaft sowie der Verbindung zur Antike beweist Wilhelmine, dass sie bei Fragen von Kunst, Geschmack und Bildmotiven auf der Höhe der Zeit ist. Auch mit diesem Werk, das sich heute im Marmorpalais befindet, bringt sie ein Stück Italien nach Potsdam.

 

Ein dreiteiliger Blog-Beitrag von Julian Wacker (Teil II, Teil III)

Wilhelmine Gräfin von Lichtenau beeindruckt durch ihre Vielseitigkeit, Wandelbarkeit und ihre Entwicklung von der Mätresse zur Beraterin. Sie beeinflusste durch Sachkenntnis und Kennerschaft maßgeblich das Geschmacks- und Stilempfinden des Königs und handelte bei Fragen von Architektur, Gestaltung und Ausstattung weitgehend in Eigenregie. In Potsdam ist Wilhelmines Vorstellung und Idee von Italien in doppelter Weise wahrnehmbar. Materiell, in Form visuell erfahrbarer Objekte wie Skulpturen und Gemälde, vor allem aber auch durch ihr Gedankengut. Mit ihrer Verbundenheit zur Kultur Italiens und der Antike sowie ihrem gesellschaftlichen Umgang und Austausch mit Intellektuellen sowie KünstlerInnen holte sie Italien nach Potsdam und trug zudem zur Entwicklung des Klassizismus in Preußen bei.

 

Ein dreiteiliger Blog-Beitrag von Julian Wacker (Teil I, Teil II)
Als Grundlage der Recherche dienten Alfred P. Hagemanns Dissertation "Wilhelmine von Lichtenau" sowie Evelyn Zimmermanns Beitrag "Die Kunstankäufe der Gräfin Lichtenau".
Ein großer Dank geht auch an Christian Arpasi.

Durch Licht geschädigte Vorhangseide im Schloss Sanssouci. Foto: Daniel Fitzenreiter.

Wie wurden zur Zeit der Königin Luise die Kronleuchter betrieben?

Die um 1797 angefertigten eleganten Bronze-Kronleuchter mit reichem Glasbehang aus der Berliner Manufaktur Werner und Mieth wurden nur bei festlichen Veranstaltungen mit teuren Wachskerzen bestückt. Sie mussten je nach Brenndauer mehrfach neu aufgesteckt werden. Elektrifiziert wurden die Kronleuchter nie.


Wer nun neugierig ist, kann die Aufzeichnung der Live Führung in den Winterkammern von Schloss Charlottenburg – und weitere Instagram-Führungen – bei unseren DIGITALEN ANGEBOTEN in voller Länge ansehen.

Weitere Informationen zum Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel

 

Welche Räume befanden sich im ersten Obergeschoss?

Dort lagen die Schlaf- und Ankleidezimmer des Kaiserpaares, das Arbeitszimmer Kaiser Wilhelms I., ein Frühstückszimmer sowie zwei Garderobenzimmer der Kaiserin Augusta.

Wie wird das Schloss nach der Sanierung genutzt werden?

Als Schlossmuseum.

Ist die Ausstattung und Wand- sowie Deckenfassungen der Räume im Obergeschoss ebenfalls noch erhalten und eine Renovierung auch dieser  Räume vorgesehen?

In einigen Räumen ist die wandfeste Ausstattung mit Deckenstuck und Holzpaneelen im Original erhalten, das betrifft z.B. auf das Arbeitszimmer Wilhelms I., sowie auf die Wohnung der Kronprinzessin Victoria. Eine Restaurierung aller Schlossräume ist vorgesehen, dies wird vermutlich in zwei Abschnitten erfolgen. Start wird nach 2025 sein.
 

Wie groß ist das Team der Gärtner:innen für den gesamten Parkbereich Sanssouci?

Etwa 60 Gärtner:innen betreuen den Parkbereich Sanssouci.

Wie alt sind die Lorbeerpflanzen?

Die Ältesten Lorbeerpflanzen sind 170-180 Jahre alt. Die Lorbeerkugeln sind etwa 80 Jahre und die Säulen 50-60 Jahre alt.

Was hat es mit den ganzen Vasen in den Pflanzenhallen auf sich?

Die Terrakotta-Vasen in der Halle sind vom Dach des Orangerie-Mittelbaus. Sie sind wegen Bauarbeiten temporär in die Halle eingezogen.  

Wie passen die Palmen durch die Tür? Gab es im 19. Jahrhundert keine großen Palmen in der Orangerie?

In den Giebelseiten der Pflanzenhallen zum Innenhof gibt es je eine hölzerne herausnehmbare Fensterfront, die bei Bedarf ein- bzw. ausgebaut werden kann. Somit entsteht eine über sieben Meter hohe und 5,60 Meter breite Durchfahrt. Um die Entstehungszeit der Orangerie änderte sich auch der Pflanzenbestand. Wurden im 18. Jahrhundert noch hauptsächlich Citrus, Lorbeer, Granatapfel und Oleander in den Orangerien kultiviert so kamen im 19. Jahrhundert Blattschmuckpflanzen dazu wie z.B. Kanarische Dattelpalmen, Zwergpalmen, Keulenlilien u.a. Es ist davon auszugehen, dass zur Entstehungszeit der Orangerie auch bereits große Palmen überwintert wurden.

Rosen sind die Diven unter den Blumen. Sie sind empfindlich gegenüber Frost, mögen keine zu feuchten und zu trockene Böden und sind beliebt bei Schädlingen. Noch zu Lennés Lebzeiten fiel der Rosengarten auf der Pfaueninsel den Maikäfern zum Opfer. 1871 gab es eine kurze Phase der Wiederbelebung des Gartens, doch die Pfaueninsel schien die Rosen nicht zu wollen. Heute wissen wir, dass die „Bodenmüdigkeit“ von den Pflanzen selbst kommt. Sie geben Substanzen in den Boden ab, die dazu führen, dass neue Pflanzen dort nicht mehr gedeihen. Rosen-Monokultur entspricht nicht der Natur der Schönheit. Sie brauchen die Begleitung eher unscheinbarer Gewächse, wen wundert es? Der Rosengarten im Park Charlottenhof überlebte bis in das Jahr 1880 dann wurde er zum Blumen- und Staudengarten.
 

Herr Kreutz, warum findet die Reihe im Park Charlottenhof statt?

Es ist ein Parkbereich der anders ist als rund um das Schloss Sanssouci, das sind vor allem touristisch besuchte Orte. Im Park Charlottenhof waren schon immer vor allem Anwohner:innen und der Parkteil war ruhiger. Hierher haben sich etwas weniger Touristen verirrt. Aber durch die Corona-Zeit hat sich vieles verändert! Es gab einen unglaublichen Druck auf den Park, viele Einrichtungen oder städtische Freianlagen und Spielplätze hatten geschlossen oder waren gesperrt, beispielsweise der Volkspark und die zentralen Stadtplätze. Die Parkanlagen der SPSG wurden offengehalten. Das war für viele Menschen ein Glücksfall, für alle, die mit der Pflege der Parkanlagen beschäftigt sind, eine enorme Herausforderung. Die Menschen haben entgegen der Parkordnung in den Anlagen auf den Wiesen gepicknickt, Fußball gespielt, Hunde toben und Kinder auf Bäume klettern lassen und leider auch große Mengen Müll hinterlassen. Der denkmalpflegerische wie auch naturschutzfachliche Aspekt, der für diese Anlagen wichtig, bedeutend und ein Alleinstellungsmerkmal ist, ist dabei auf der Strecke geblieben! Sorgen bereitet uns auch der zunehmende Vandalismus – verschmierte und zerstörte Bänke, Graffitis usw.

Der in den 1920er Jahren einsetzenden Orgelbewegung gelang es dann, das zwischenzeitlich völlig vergessene Instrument als eine der wenigen erhaltenen Barockorgeln Berlins wiederzuentdecken. Restaurierungen und Wartung übernahmen die Orgelbau-Firmen Kemper, Lübeck (1931 und 1934) und Schuke, Potsdam (1938). 1943 wurde das Instrument mit Ausnahme des Gehäuses abgebaut und in die Kellergewölbe des Berliner Schlosses ausgelagert, wo es den Bomben des Zweiten Weltkriegs zum Opfer fiel. Da auch das Charlottenburger Schloss größtenteils kriegszerstört war, wurde die Schlosskapelle im Zuge des Wiederaufbaus rekonstruiert und ab 1965 durch die West-Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke ein neues Instrument geschaffen. Es wurde 1970 mit einer kleinen Konzertreihe eingeweiht.

Zur Ergänzung der Fehlstellen an der Sektschale wurde für den Stiel ein Abguss aus Kunstharz von einem anderen vollständigen Stiel hergestellt. Für den Fuß und die Kuppa wurden Kunststoffplatten angefertigt und der Fehlstelle entsprechend zugeschnitten.

Zum Schluss wurde die eingesetzte Kunststoffergänzung an der Kuppa mit einer Goldfarbe retuschiert.

Nun, nach vielen Stunden Arbeit, stehen die kleine Sektschale und die große Schale neben weiteren Gläsern dieses Services, die die Jahrzehnte heil überstanden haben. Endlich sind alle auch wieder an ihrem angestammten Platz im Frühstückszimmer im Schloss Cecilienhof.

Wo ist ihr Lieblingsort innerhalb der Anlagen der SPSG?

Tatsächlich – und nicht nur, weil ich hier arbeite – ist mein Lieblingsort das Orangerieschloss-Ensemble, dieser Wirklichkeit gewordene italienische Traum Friedrich Wilhelms IV.

 

Die Fragen stellte Nicole Koppe.

 

Weitere Informationen zum Orangerieschloss

 

 

Was würden Sie nachts allein im Schloss tun?

Ich würde die absolute Dunkelheit nutzen und den Glasbehang verschiedener Kronleuchter unter kurzwelligem UV-Licht systematisch miteinander vergleichen. Diese Untersuchungsmethode bringt das Glas ohne Erhitzen in diversen Lichtfarben zum Selbstleuchten. Meine Hoffnung ist, dass diese Farben Aufschluss über die Zusammensetzung der Glasmasse geben und damit Hinweise auf ihre Herkunft und ihr Alter.

 

In der Abwesenheit des Kurfürsten hatte Anna das Recht, das Jagdschloss Grunewald zu nutzen. Sie begleitete ihn auf der Jagd, und auch sonst hatte Joachim II. wenig Scheu, sich mit seiner Geliebten und den gemeinsamen Kindern öffentlich zu zeigen. Das rief zuweilen den lauten Unmut der brandenburgischen Untertanen hervor, denn Ehebruch wurde schwer bestraft, in manchen protestantischen Ländern sogar mit dem Tod. Joachim II. wandte sich bei solchen Gelegenheiten an Anna mit den Worten: „Kannst du nicht beiseite gehen?“

Dem Kurprinzen Johann Georg nahm der Vater mehrfach das Versprechen ab, Anna und die Kinder auch nach seinem Tod zu schützen.

Als der Kurfürst am 3. Januar 1571 starb, wurde das wahre Ausmaß seiner Verschuldung deutlich. Der Nachfolger suchte nach Schuldigen und fand sie in Gestalt des kurfürstlichen Münzmeisters und der Mätresse des Vaters. Er ließ Anna unter der Anschuldigung der Erpressung 1571 im Juliusturm auf der Spandauer Festung gefangen setzen. Der Münzmeister Lippold ben Chluchim wurde ebenfalls verhaftet. Die ihm zu Last gelegte Unterschlagung ließ sich nicht beweisen. Drei Tage vor dem Ende des Hausarrestes klagte man ihn der Zauberei an und erpresste unter Folter ein Geständnis. Lippold wurde am 28. Januar 1573 auf dem Neuen Markt vor der Marienkirche durch Vierteilen hingerichtet. Sein Vermögen wurde eingezogen. Alle Juden mussten die Mark Brandenburg verlassen.

Anna Sydow starb 1575 in ihrem Gefängnis im Juliusturm. Ihrer Tochter Magdalene entzog Kurfürst Johann Georg den Adelstitel. Allerdings verheiratete er sie gutbürgerlich mit dem kurfürstlichen Hofrenteischreiber Andreas Cohlen. Er soll Cohlen gefragt haben: „Willst du mein Schwager werden?“ Magdalene starb 1610 in Berlin als hochgeachtete Frau. Ihre Ehe bleib kinderlos.

Auflösung des oben genannten Rätsels ist nämlich, dass der Obelisk eben keiner historischen Persönlichkeit, keinem historischen Ereignis, sondern einem vollkommen beliebigen Tag, nämlich dem 11. März, gewidmet ist. Dieser Tag ist, nach dem Willen des Künstlers, ein zufällig ausgewähltes Datum eines zufällig ausgewählten Passanten, den Dimitrijević in Berlin traf und nach seinem Geburtsdatum fragte. Der Künstler beabsichtigte, einem beliebig ausgewählten Tag ein Denkmal zu setzen, das zum Nachdenken über das Wesen historischer Bedeutungen anregen soll. Er hatte zudem das Problem des Gartens – den fehlenden point de vue und den unschönen Bahndamm – sogleich erkannt und lieferte der Schlösserverwaltung und der Stadt Berlin einen Entwurf, der mit Hilfe des Obelisken die fehlende Sichtachse wiederherstellte. Sein Entwurf erfuhr vollste Zustimmung.
 

Kluges Wassermanagement ist nötig

Das Thema Wasser in unseren Parkanlagen ist also sehr komplex. Die Auswirkungen des Klimawandels machen auch um unsere Parkanlagen keinen Bogen.

Wir müssen darauf reagieren und ein kluges Wassermanagement entwickeln. Gute Bewässerungssysteme und stabile Wasserleitungen sorgen für Wasser, da, wo es gebraucht wird und Tröpfchenbewässerung bei Neupflanzungen – Wasserschläuche mit kleinen Löchern, die direkt an die Pflanzen gelegt werden – dienen der Wassereinsparung. Verwendung von Bodensubstraten bei Neupflanzungen, die ein längeres Wasserhaltevermögen haben und die zukünftige Verwendung von Gehölzen, die mit weniger Wasser auskommen, könnten Lösungsansätze sein. Wir machen uns Gedanken und experimentieren seit Jahren in verschiedenste Richtungen, um unsere Parkanlagen fit für die Zukunft zu machen. Ob all diese Varianten funktionieren, können wir heute noch nicht sagen. Die Zukunft wird uns zeigen, ob das verbesserte Wassermanagement erfolgreich sein wird. Jeder zusätzliche Regentag hilft uns dabei am meisten.

Ohne ausreichend Wasser, ob als natürlicher Niederschlag, Grundwasser, oder aus unseren Flüssen und Brunnen haben unsere Parkanlagen keine gute Zukunftsprognose. Eines der Grundlagen unseres Lebens ist nun mal das Wasser.
 

„Flora“ wiederholt die Gesamtkomposition des Stichs und gibt insbesondere die ornamentale Rahmung mit der Flora als Hauptmotiv detailgetreu wieder. Es fehlt jedoch die kleine Landschaftsdarstellung im Oval unter der Figurengruppe. Zudem hat der Entwerfer auf zwei seitlich erscheinenden Figuren der Vorlage, einen Mann mit Hund sowie einen Dudelsackspieler, zugunsten eines weiteren Liebespaares verzichtet. Dieses in der Tapisserie links hinzugefügte Paar zeigt deutliche Ähnlichkeiten mit einer Figurenkonstellation in einem anderen Watteaus Gemälde „Fête Galante mit Gitarrenspieler vor einer Skulptur mit Putti und einem Ziegenbock“ oder auch „Gesellschaft im Freien“. Das Gemälde befindet sich in der Berliner Gemäldegalerie und hing im 18. Jahrhundert in der Kleinen Galerie von Schloss Sanssouci, allerdings erst seit frühestens 1750. Vermutlich hat Vigne ein Stich nach einer leicht abgewandelten, heute verschollenen Version des Gemäldes vorgelegen.

Auch in den Werken anderer europäischer Tapisserie-Manufakturen finden sich Übernahmen aus Bildern von Watteau, aber diese sind weit weniger deutlich.  Die Watteau’schen Motive waren im friderizianischen Berlin stilbildend. Der Bildteppich „Flora“ aus dem Berliner Stadtmuseum zeigt diesen künstlerischen Einfluss besonders augenfällig.

 

Weitere Informationen

- zur Sonderausstellung „Antoine Watteau. Kunst – Markt – Gewerbe

- zur Sammlung Textile Künste

 

 

Nachdem Schloss Schönhausen 2005 der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten übergeben worden war, begann neben der Restaurierung des Schlosses auch die Rekonstruktion des Gartens. Anders als beim Schloss entschied man sich, den für Präsident Pieck entworfenen Garten zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen. Dazu gehörte auch die Wiedererrichtung der Bildwerke, die den Garten zu der Zeit geschmückt hatten. Eine erneute dauerhafte Ausleihe der „Ruhenden Frau“ kam jedoch nicht in Frage. So entstand die Idee, einen Nachguss anfertigen zu lassen, und daraus wiederum folgte die Frage nach dem Inhaber der Rechte an dem Kunstwerk. Recherchen des Fördervereins Schloss & Garten Schönhausen e.V. führten 2018 zur Wiederentdeckung der Herkunft der „Ruhenden Frau“ aus dem Eigentum Hans Fürstenbergs. Unabhängig davon untersuchten zur gleichen Zeit die Provenienzforscher:innen des Zentralarchivs der Staatlichen Museen zu Berlin die Provenienz der Bronzeplastik im Rahmen der Vorbereitung des Bestandskatalogs der Neuen Nationalgalerie. Auf der Basis ihrer Forschungsergebnisse konnte die SPK feststellen, dass das Kunstwerk mit größter Wahrscheinlichkeit als NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust anzusehen ist und entschied sich für die Restitution an die Erbin des Eigentümers. Dies ist die Fondation Furstenberg-Beaumesnil, die Hans Fürstenberg noch zu Lebzeiten errichtete, um das Barockschloss Beaumesnil in der Normandie, das er 1938 erwarb und nach dem Krieg restaurieren ließ, zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Für die Wiederherstellung des Schlossgartens erwies sich dies als eine glückliche Fügung, denn daraus ergab sich für die SPSG die Chance, statt eines Abgusses das Original zu erwerben. So nahmen die Mitarbeiterinnen Kontakt zur Rechtsvertreterin der Fondation Furstenberg Beaumesnil auf, um das Werk anzukaufen. Die Fondation begrüßte den Ankaufswunsch und die Möglichkeit, das Kunstwerk an seinem „Heimatort“ Berlin zu zeigen. Wegen des Entgegenkommens der Erbin konnten die Parteien sich schnell auf den Preis einigen. Der Förderverein Schloss & Garten Schönhausen e.V. war sofort bereit, die für den Nachguss gesammelten Spenden für die Erwerbung des Originals umzuwidmen. Dieser überaus großzügigen Unterstützung ist es zu verdanken, dass die „Ruhende Frau“ an ihren Platz im Garten von Schloss Schönhausen zurückkehrt und nach beinahe 100 Jahre im Verborgenen bald endlich für die Öffentlichkeit, die Besucher:innen von Schloss und Garten Schönhausen zugänglich sein wird. Bis zu ihrer endgültigen Aufstellung wird allerdings noch einige Zeit vergehen, denn zuvor ist eine gründliche Restaurierung notwendig. Damit den Freundinnen und Freunden von Schloss und Garten Schönhausen diese Zeit nicht zu lang wird, heißen wir die „Ruhende Frau“ am „Tag der Provenienzforschung“ am 13. April um 17 Uhr im Schlossgarten willkommen und laden zu einer ersten Begegnung herzlich ein.

Mi., 13.04. / 17 Uhr  Berlin / Schlossgarten Schönhausen
Zurück in Schloss Schönhausen: Die „Ruhende Frau“ von Fritz Huf

Gespräch zum Tag der Provenienzforschung 2022
Eintritt frei, Spenden erwünscht
Treffpunkt: Eingang Schloss Schönhausen
barrierefrei
Weitere Informationen
 

Weitere Informationen zum Schloss Schönhausen und zum Schlossgarten Schönhausen

 

 

Die schönsten Exemplare haben die Charlottenburger Gärtner:innen für die Ausstellung ausgewählt. Da gibt es kriechende Arten, einige haben Knollen, andere sehen aus wie Kakteen, alle haben ihre eigene Wuchsform. Ein großer Teil der Blumen sind die Mutterpflanzen aus den Jahren 2004 bis 2006, immer noch kräftig und zwischen Februar und Juni in voller Blüte stehend. Sie leben immer noch auf der anderen Seite der Weltkugel, im südafrikanischen Sommer, deshalb blühen sie bei uns im Frühling. Die Gärtner:innen vermehren die Mutterpflanzen über Stecklinge und Ableger, manchmal über Samen. Doch wenn die Biene vorher auf einer anderen Pelargonie war, so Sabine Berninger, kann aus dem Samen eine neue Kreuzung entstehen – abweichend und anders als die Elternpflanzen aussehen. Deshalb setzen die Charlottenburger auf Ableger – vegetative Stecklingsvermehrung genannt – und stellen diese allen zur Verfügung, die etwas Besonderes wollen.
 

Ganz anders sieht das Geschlechterverhältnis in der Buchhaltung aus. Dort sind von zwölf Mitarbeitenden lediglich zwei Männer, verrät Florian Rösner den Jungs, die an diesem Vormittag vor ihm sitzen. Die Fünf haben bereits eine Spendenbox am Grünen Gitter im Park Sanssouci geleert und die Beträge in die Buchhaltungssoftware eingegeben. Jetzt sollen sie einige Münzen in fremder Währung zählen und mit ihrem Smartphone in Euro umrechnen. „Er hat mich gezwungen, hier mitzumachen“, witzelt der zwölfjährige Florian in Richtung seines Kumpels Phillip, 13. Die beiden kommen aus Potsdam und haben sichtlich Spaß zusammen. Bennet, ist aus Brandenburg angereist, bereits 16 und weiß noch nicht genau, was er machen will. „Der Tag heute hilft mir aber bei der Ausschließung“, kommentiert er lapidar.
 

Sie waren jetzt vor kurzem mit dem Erasmus-Programm in Malta. Was war dort Ihre Aufgabe?

Ich war drei Wochen in Malta bei einem kleinen Metall-Betrieb. Mit einem Erasmus-Stipendium ist es auch möglich im europäischen Ausland zu arbeiten, nicht nur zu studieren. Mein maltesischer Chef war streng: „Ich möchte erst mal sehen, wie Du arbeitest“ sagte er und hat mich ganz schön getestet. Die Aufgaben waren ganz typisch für einen Stahlbau der Moderne, also Zäune errichten zum Beispiel. Wir haben wenig restauriert, aber ich konnte mir seine alten Werkzeuge anschauen und etwas ausprobieren. Auf jeden Fall ein Erlebnis, ich konnte Malta richtig kennenlernen.
 

Die allermeisten Besucher:innen verhalten sich allerdings korrekt und haben einfach nur Spaß daran, die Tiere zu beobachten. Als besonderen Service lässt die SPSG deshalb den jeweiligen Standort der Schafe per GPS-Tracking verfolgen. Interessierte finden die aktuelle Position der Herden unter folgendem Link: www.spsg.de/schloesser-gaerten/parkisart/

1971 bis 1972 wurden fünf Bildhauer mit der Anfertigung von je vier Statuen beauftragt. Sie alle waren bereits maßgeblich an anderen Rekonstruktionsarbeiten im Schloss beteiligt gewesen. Künstlerisch gab man Ihnen viel Freiheit. Gefragt war eine Sensibilität für barocke Bildsprache und eine eindrucksvolle Silhouette der Figuren. Zunächst fertigten die Bildhauer skizzenhafte Modelle aus Gips, sogenannte Bozzetti, im Maßstab 1:5 an.

Nach der Abnahme der Vorlage wurden die Figuren dann in ihrer tatsächlichen Größe in Aluminium gegossen. Den Auftrag dafür erhielt die renommierte Gießerei Noack. Zwischen November 1977 und September 1978 wurden die Statuen nach und nach auf der Balustrade angebracht.
 

„Sie sind pflegeleicht“ sagt Jacqueline Schwarz, „und sie machen einfach ihre Arbeit, steuern direkt auf die Kirschbäume zu und verteilen im Zick-Zack-Flug die Pollen.“ Die Gärtnerin schwärmt von den kleinen Helfern. Sie fliegen im Gegensatz zu den Honigbienen auch an kalten oder windigen Tagen und schaffen so die Kirschbäume in der kurzen Blütezeit schnell zu befruchten. Im Sommer, so hat Jacqueline Schwarz beobachtet, gibt es sogar eine zweite Generation, die sich an den Zierpflanzen am sizilianischen Garten laben – einfach unwiderstehlich die reiche Auswahl an Blüten, die dort im Überfluss vorhanden ist.
 

Die Einzelteile wurden wieder zusammengesucht und zur Bestandsaufnahme provisorisch zusammengesetzt. Ein Expertengremium der Stiftung aus der Metallwerkstatt auf dem Handwerkerhof der Stiftung, der Baudenkmalpflege, der Metall-Wandfassung, der Steinrestaurierung und der Gärten erarbeitete gemeinsam ein Konzept. Dazu gehörte auch, Spuren der Geschichte sichtbar zu lassen. Das Kanonenloch des russischen Panzers ist bei genauem Hinsehen noch zu sehen. Eine weitere spannende Aufgabenstellung für die Gruppe: Der Anstrich des Tores. Wie sollte die Farbe aussehen und welches Material verwendet werden? Am Ende wurde die originale Farbschicht, die bei der Errichtung im Park Sanssouci aufgetragen wurde, ausgewählt. Im Rennen war auch die Farbe auf der Weltausstellung, doch sie passte nicht in den Park Sanssouci. Es ist ein matter Schwarz-Grüner Farbton, der extra für das Tor hergestellt wurde.

Die Büsten zeigen insgesamt vier Figuren, die afrikanische Personen abbilden sollen. Sie standen einst in dem Ersten Rondell des Schlossgartens Sanssouci, wurden jedoch aus konservatorischen Gründen in das Schloss Caputh umgesiedelt. Sie entstanden zur Zeit der kolonialen Aktivitäten des Kurfürstentums Brandenburg im heutigen Ghana.

Das Deckenbild der Porzellankammer stellt zwei Figuren in seinem Zentrum dar. Eine weiße Frau mit Krone und eine Schwarze Frau mit üppigem Blumenkranz. Nach Entschlüsselung des Motivs, wie auch seiner Vorlagen, wird recht schnell erkennbar, dass es sich bei dem Bildnis vermutlich um eine Allegorie auf die Vorrangstellung des Kontinents Europas handelt, welche sich zugleich auf die militärischen, kolonialen und kulturellen Entwicklungen im 16. und 17. Jahrhundert gestützt haben wird.

Hier wird der Text des Raumaufstellers in der Porzellankammer überarbeitet, der die kolonialen Kontexte der Büsten und des Deckenbildes erläutert.

Im Schloss Oranienburg

Im Schloss Oranienburg befinden sich mehrere Objekte mit kolonialen Bezügen. Bei den Elfenbeinmöbeln, die in dem Schloss ausgestellt werden, handelt es sich um eine von dem Gouverneur der niederländischen Westindien-Kompagnie in Brasilien, Johann Moritz von Nassau-Siegen, um 1640 in Auftrag gegebene Anfertigung einer Möbelgarnitur. Heute sind von der Garnitur noch Bank, ein Armlehnstuhl, ein Hocker, ein Tisch, sowie zwei Leuchtertische erhalten.

Voltaire

Die Polemiken seiner Zeitgenossen, zuvorderst vom Meister der Indiskretion, Voltaire (eigentlich François-Marie Arouet, 1694–1778), sorgten immer wieder dafür, dass der Gesellschaft der Gesprächsstoff nicht ausging.  Voltaire schildert in seinen posthum überarbeiteten Memoiren süffisant einige immer wieder gern zitierte pikante Szenen, die sich angeblich am Hofe Friedrichs abgespielt haben sollen. So habe sich der König gern mit einem ausgewählten „jungen Kadetten“, dem er zuvor als Zeichen ein Taschentuch zugeworfen hatte, ein Viertelstündchen ins Hinterzimmer zurückgezogen. „Zum Äußersten“, so Voltaire, sei es dabei aber nicht gekommen. Als Kronzeuge kann Voltaire schon allein aufgrund seines späteren Zerwürfnisses mit dem König jedoch schwerlich dienen. Die eigentliche Quellenlage zum Thema bleibt ausgesprochen kritisch.
 

Biodiversität heißt: Vielfalt der Fauna in den Parks und Gärten. Kleintiere wie Vögel und Insekten, Wildtiere wie Füchse, Wildschweine und Rehe leben in den Parks und Gärten. Dazu gehören auch die durch Monarchen einst angekauften Tiere in Menagerien und Gehöfte. Sie spielen eine wichtige Rolle in der Biodiversität. Allein in Deutschland gibt es rund 70.000 verschiedene Arten. Diese hohe biologische Vielfalt ist für eine gesunde Umwelt und eine intakte Natur äußert wichtig. Jedes Tier darin ist schützenswert.
 

DENK × PFLEGE – Einblicke und Ausblicke

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München 2012, Hirmer Verlag, dt.-engl., 128 Seiten, 73 Tafeln und 32 Abbildungen
Weitere Informationen

 

 

 

Im Innern des Winkelpanoramas Berlins im Jahr 1834 stehend, werden die Betrachter:innen mit in das Geschehen einbezogen, als gehörten sie zu den Besuchern des Daches. Hier haben sich bedeutende Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kultur der Stadt versammelt: Unter ihnen erkennt man den königlichen Oberbaudirektor und Architekten Karl Friedrich Schinkel, der gemeinsam mit dem Geheimen Oberfinanzrat Peter Beuth (dem späteren Direktor der Bauakademie), das Entstehen der Bauakademie vom Dach der Kirche beobachtet. Auch der 65-jährige Naturwissenschaftler Alexander von Humboldt (1769–1859) ist neben einem Paar an einem Fernrohr zu erkennen. Humboldt war erst wenige Jahre vor Anfertigung des Panoramas aus Paris nach Berlin zurückgekehrt. Nach dem Ende seiner langjährigen Forschungsreisen wurde er 1829 als Wirklicher Geheimer Rat an den Hof Friedrich Wilhelms III. nach Berlin berufen. Seine Vorträge über naturwissenschaftliche Themen fanden sowohl bei Hofe, als auch an der Universität und der Sing-Akademie vor einem begeisterten Berliner Publikum statt. Mit Schinkel und Humboldt zeigt das Panorama damit zwei der bedeutendsten Vertreter der damaligen geistigen Elite Berlins. Das kulturelle und geistige Leben der Stadt wird zudem durch die Wiedergabe des Schauspielhauses, der Königlichen Oper und der königlichen Bibliothek, der Universität, des Museums und nicht zuletzt der Bauakademie im Bild verkörpert. In einem winzigen Detail erkennt man sogar die 1832 errichtete Station des Optischen Telegrafen auf dem Turm des alten Observatoriums (schräg hinter der Universität). Hieraus spricht deutlich der Stolz auf die Vielfalt und Errungenschaften der modernen Stadt, zu deren Neuerungen auch die Entwicklung der öffentlichen Panoramen gehörten.
 

Auch an diesem Morgen gestaltet sich die Arbeit an den grünen Metallstangen schwieriger als gedacht. Beim Hämmern springen immer wieder einzelne Nieten heraus, fallen auf den Boden. Richert greift zur Bohrmaschine, verbreitert mit maximaler Vorsicht die vorhandenen Löcher an den Stangen. Angst, dass etwas kaputtgeht, hat er dabei nicht. Im Vorfeld hat er über sämtliche Risiken mit den Kolleg:innen aus den Fachabteilungen gesprochen. „Eher umsichtig, vorsichtig, respektvoll“, beschreibt er seine Arbeitsweise, „ich ordne meinen Willen, meinen Geschmack unter. Das ist einfach so!“

Mit Schwung haut Richert die letzte Niete in die Stangen. Er setzt die Ohrenschützer ab, richtet die Teile auf, begutachtet zufrieden seine Arbeit. Kommende Woche werden er und sein Team das fertige Teilstück zurück in den Sizilianischen Gartens bringen und dort mit dem Laubengang verbinden, so dass niemand mehr den Schaden erkennt. „Das ist mein Beitrag für das UNESCO Weltkulturerbe“, sagt Richert und schmunzelt „dass man das, was ich mache, hinterher nicht sieht.“
 

Kamine, Kachelöfen, gusseiserne Öfen in Gestalt von Tonnen oder Pyramiden: Feuerstätten waren in allen Schlössern vorhanden, nicht immer in allen Räumen. Sie wurden von der Dienerschaft aus Heizkammern überwacht, während die Hofgesellschaft zusammenrückte. Über Hofdamen heißt es, sie saßen mit Handarbeiten dicht am Kamin und »plauderten aus dem Nähkästchen«.
 

Auch im Boulle-Zimmer, benannt nach dem Pariser Kunsttischler André-Charles Boulle aus der Zeit Ludwigs XIV., gibt es Restaurierungsbedarf. »An diesem wunderbaren Ort helfen zu können, ist eine großartige Aufgabe, für die wir noch viel Engagement erwarten«, sagte Barbara Schneider-Kempf, die Vorsitzende der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten, beim diesjährigen Spenderdank des Vereins.
Zu diesem Fest sprach Dr. Manja Schüle, die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, den Freunden ihren Dank und höchste Wertschätzung aus. Der Spendenbedarf liegt bei 448.000 Euro, bislang sind etwa 25 Prozent der benötigten Summe eingegangen. Zu den großen Förderern gehören die Ingeborg und Dr. H. Jürgen Tiemann Stiftung und die den Freunden eng verbundene Treutlein Stiftung; weiterhin Heidi und Dirk Möhrle aus Hamburg, Editha und Paul-Gerhard Brandt, Margit Rosenberg, Dr. Angelika Volle, Peter Schweizer aus Berlin und weitere großzügige Spenderinnen und Spender.
 

Es werden die Direktoren und Generaldirektoren sowie das Unterstellungsverhältnis der SSG genannt. Weiterhin wird die Verwaltungsgliederung und deren Veränderungen beschrieben. Die Aufgabenwahrnehmung der einzelnen Abteilungen wird vorgestellt und Aussagen zu Mitarbeiterzahlen gemacht. Daneben bieten ausgewählte Dokumente weiterführende Informationen zu Arbeiten in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und zur Fremdnutzung von Gebäuden der SSG.

Wohl um 1848, also im Jahr ihrer Weihe, malte Carl Graeb diese Innenansicht der kurz zuvor fertiggestellten Friedenskirche. Sie war für den König eines seiner wichtigsten Bauprojekte in Sanssouci, brachte er hier nämlich seine Vorstellung eines „Gottesgnadentum“ baulich zum Ausdruck. Noch fehlen einige Ausstattungsstücke, dafür stehen sechs marmorne Säulen am Fuße des Chors, die sich nicht erhalten haben.
 

Vornehm und kühl

Das Treppenhaus im Marmorpalais

Das Marmorpalais betrat man ursprünglich durch den Eingang in der Mittelachse des kubischen Gebäudes und gelangte von dort direkt in das Vestibül mit dem dahinterliegenden Treppenhaus. Getrennt werden beide Bereiche durch vier Säulen, die, wie auch der Fußboden, die Wandsockel und die Postamente aus schlesischem Marmor gefertigt wurden und somit das namensgebende Material der Fassade ins Innere holen. Der Raum wird durch eine kreisrunde Öffnung in der Mitte der gewölbten Decke beleuchtet, die gewissermaßen der Boden des darüber liegenden Belvederes ist. Von dort oben konnten die Gäste somit nicht nur die Aussicht über den Neuen Garten und den Heiligen See genießen, sondern auch gleichzeitig nach unten ins Gebäude blicken.
Das Treppenhaus verbirgt noch ein besonderes Detail: Rechts neben dem Durchgang zum Grottensaal befindet sich eine kleine Tür. Die dahinterliegende Treppe führt in den Keller des Gebäudes, von dem man wiederum über einen unterirdischen Gang zur Schlossküche gelangte, die als eigenständiges Bauwerk in Form eines versunkenen Tempels am Seeufer errichtet wurde. Über den Gang konnte die Dienerschaft wetterunabhängig Speisen ins Schloss transportieren – heute wird er von den Schlossmitarbeiter:innen genutzt und ist daher leider nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
 

Gibt es eigentlich Restitutionsforderungen an die SPSG?

Unsere Stiftung ist eine große Ausnahme in der Debatte. Wir wissen bisher von keinem Objekt, dass es im weitesten Sinne widerrechtlich in einem kolonialen Kontext in die Schlösser gekommen ist. Objekte aus anderen Kulturen waren meist Staatsgeschenke oder wurden im internationalen Handel erworben. Von einigen chinesischen Porzellanen wissen wir, dass sie im Auftrag und nach Vorgaben des preußischen Hofes in China hergestellt und geliefert wurden.
 

Das Interview führte Ortrun Egelkraut

 

Wenn Sie keine Gelegenheit für die Sonderführungen haben, wählen Sie eine unserer Veranstaltungen auf unserer Webseite aus – ab 2023 gilt für viele der ermäßigte Preis, wenn Sie die Jahreskarte in der Hand haben. Auch das ist unbeschränkt.
 

Wichtige Quellen, die im Hause zur Verfügung stehen, sind die „Hauptverzeichnisse für Kunstwerke und Sammlungen“, in denen alle Zugänge notiert wurden. Bei der Herkunft der Objekte finden sich in diesen Büchern Namen bekannter und weniger bekannter Berliner Kunst- und Antiquitätenhandlungen wie beispielsweise Leo Spik oder Frieda Hinze, Helmut Peter Buchen oder Wilhelm Weick, westdeutsche Unternehmen wie die Münchner Kunsthandlung Fischer-Böhler, Lempertz in Köln oder der in Hamburg ansässige Konrad Strauss. Nur vereinzelt wurden Ankäufe international getätigt, beispielsweise in New York oder London. Eine ganze Reihe von Objekten stammt aus privaten Sammlungen und wurde über Ankäufe, mitunter auch als Schenkungen oder Vermächtnisse erworben.

Carolin Alff, Projektleiterin und Kuratorin, hat ihr Dissertationsprojekt „Repräsentation und Realität: Die Afrikabilder in Nürnberg und Augsburg im 16. Jahrhundert“ bei der Universität Hamburg im Dezember 2021 eingereicht. Seit 2019 wirkte sie bei der SPSG in verschiedenen Ausstellungsprojekten mit. Seit November 2021 ist sie Projektleiterin und Kuratorin der Ausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial.“ Berufserfahrung hat sie u. a. in London (Victoria and Albert Museum) und Nairobi (Rahimutulla Museum of Modern Arts) gesammelt.

Dr. Susanne Evers, Co-Kuratorin, promovierte an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg mit einer Arbeit über italienische Stuckdekoration des 17. Jahrhunderts. Vor ihrem Eintritt in die SPSG arbeitete sie an der Phillips Collection in Washington D. C. und an der Bibliotheca Hertziana (Max-Planck-Institut) in Rom. Seit 1997 ist sie Sammlungskustodin für Textil und Glas bei der SPSG und seit 1998 Beauftragte für die wissenschaftliche Nachwuchsförderung.
 

Schwanen-Etikette

Damit die Schlossgärten nicht nur als Kulturerbe, sondern auch als Biotop erhalten bleiben können, bitten wir unsere Besucher:innen, sich an einige Regeln der guten Wasservogeletikette zu halten:

  1. Die Tiere bitte nicht füttern. Sie finden in den Anlagen mehr als genug artgerechtes Futter.
    Es mag zwar possierlich aussehen, wenn Enten, Blesshühner und Schwäne sich am Ufer tummeln, aber Sie tun den Tieren damit keinen Gefallen. Brot quillt im Magen auf, ist schwer verdaulich und liefert keine Nährstoffe. Die Vögel verhungern mit vollem Bauch.
  2. Flächen jenseits der Besucherwege bitte nicht betreten; die Tiere nicht anfassen oder aufscheuchen. Damit sich die Artenvielfalt in den Parks erhalten kann, brauchen die Tiere Rückzugsflächen. Und ein Schwan mag zwar samtig aussehen, wird sich aber mächtig zur Wehr setzen, wenn er sich oder seine Jungen bedroht sieht.
  3. Hunde bitte an der Leine führen, nicht auf Flächen jenseits der Besucherwege lassen.
    Auch der Hund soll bitte Abstand von den Tieren bewahren – 2017 musste ein Schwan aufgrund von Bissverletzungen eingeschläfert werden. Insbesondere für die Jungvögel werden freilaufende Hunde schnell zur Gefahr.

 

 

 

Mit der Möglichkeit, die Weltmeere zu befahren, wurde auch mit aller Welt gehandelt und aus aller Welt gesammelt. Über koloniale Strukturen wie die Handelsexpeditionen der europäischen Großmächte fanden Naturalia und Artifcialia, Natur und Kunstobjekte, aus Asien, Afrika und Südamerika ihren Weg in die Kunstkammern Europas: „Schaut her, die Welt in meinem Besitz“. Die außereuropäischen Objekte in den Kunstkammern waren sowohl eine Motivation als auch eine Folge kolonialer Handlungen. Nicht zuletzt dienten Naturalia wie Kaurimuscheln und rote Koralle als Zahlungsmittel im Versklavungshandel. In der heutigen Debatte um den Kolonialismus am brandenburgisch-preußischen Hof war chinesisches Porzellan lange Zeit kein Thema, mit der Begründung, dass es sich um Exportware handelte, an der Chinesen gut verdienten. Aber genau wie heute spielen auch die Handelswege eine Rolle. Um das begehrte chinesischen Porzellan gewinnbringend nach Europa zu transportieren, setzte die niederländische Handelskompanie auf die Gleichzeitigkeit von Sklavenhandel und Porzellanhandel. In der Ausstellung wird ein Porzellan-Deckeltopf von 1660 gezeigt, produziert in einer Zeit, in der die Niederländer nachweislich über 25.000 Menschen aus dem Golf von Bengalen verschleppten. Diese neue Betrachtung zeigt den Anspruch der Schlösserstiftung, neue Fragen zu stellen.
 

Sie sind die Chefrestauratorin der SPSG. Inwieweit ist Ihre Abteilung bei Schadensfällen involviert?

In dem Moment, wenn ein Kunstwerk, ein Schloss oder dessen Ausstattung Schaden genommen hat, werden wir unmittelbar informiert. Wir bekommen die Anzeige zeitnah von unseren Sicherheitsmitarbeiter:innen. Dann begeben sich die Kolleg:innen der entsprechenden Fachbereiche zur Begutachtung vor Ort – bei der „Flora“ die Kolleg:innen aus der Skulpturenrestaurierung – um sich den Schaden anzusehen. Im besten Fall ist der Bereich dann schon abgesperrt und die Polizei mit der Spurensicherung fertig, so dass der Abtransport vorbereitet wird – so eine Skulptur ist eben nicht so einfach unter den Arm zu nehmen! Transportgestell, Polstermaterial und Hebezeuge kommen zum Einsatz. Die Kolleg:innen kommen in der Regel bereits mit entsprechendem Equipment, damit das Objekt schnellstmöglich in die sichere Werkstatt – in diesem Fall den Skulpturenbereich – gebracht werden kann.
Die Frustration der Mitarbeiter:innen ist in solchen Momenten natürlich groß. Zu sehen, dass die eigene Arbeit zerstört wurde, kann äußerst entmutigend sein.

Die zweite Figur mit einem Kranz aus blauen Rosen und einer Sonnenblume auf der Brust verkörpert dagegen die kulturelle Renaissance der Ukraine, die sich trotz oder sogar wegen dem Krieg entwickelt. Der Krieg hat die ukrainische Gemeinschaft zusammengeschweißt und es gibt Solidarität auf der ganzen Welt. Die Aufmerksamkeit der künstlerischen und politischen Institutionen der Welt richten sich auf das ukrainische Erbe. Die Phrase „Dank des Krieges ist diese kulturelle Blüte möglich geworden“ ist unausgesprochen vorhanden. Doch der Preis dafür ist hoch – zu hoch. Der Preis ist das Nichts.
 

Das Porträt der spanischen Gräfin Eugénie de Montijo entstand vermutlich 1853 im Zusammenhang ihrer Hochzeit mit Napoleon III. Es zeigt die junge Kaiserin mit unbekleidetem Brustausschnitt in strenger Frontalansicht. Der Blick ist leicht nach unten gerichtet, die Haare sind vom strengen Mittelscheitel nach hinten in einer Schlaufe zusammengefasst und mit einer Perlenspange befestigt. Um die Lippen spielt ein kaum spürbares Lächeln. – Es soll Liebe auf den ersten Blick gewesen sein: Die lebhafte, rothaarige Eugénie galt als schön, elegant und gebildet. Nach der Geburt des einzigen Kindes Napoléon Eugène Louis Bonaparte (1856-1879), zuvor erlitt Eugénie nach einem Reitunfall eine Fehlgeburt, erlosch jedoch bald die Leidenschaft. Der 18 Jahre ältere Napoleon hatte viele Affären. Während der zweiten Republik war er 1848 zum französischen Staatspräsidenten gewählt worden. Im Dezember 1852 erklärte er sich selbst zum Kaiser und entmachtete das Parlament weitgehend. Während der Abwesenheit ihres Mannes 1859, 1865 und 1870 übte Eugénie in Paris die Funktion der Regentin aus. In den 1850er und 1860er Jahren scheint auch das Verhältnis zum preußischen Königshaus ein gutes gewesen zu sein. Ein Holzstich aus dem Jahr 1857 gibt vier feurige Trakehner-Hengste mit preußischem Personal und Militär wieder: König Friedrich Wilhelm IV. machte der Kaiserin diese edlen Pferde zum Geschenk. Vorangegangen war die sogenannte „Neuenburger Affäre“ 1856/57, ein drohender Krieg zwischen Preußen und der Schweiz um das Fürstentum Neuenburg. Napoléon III. gelang es, auf diplomatische Weise den Konflikt zu entschärfen und beide Seiten zum Nachgeben zu bewegen.

Seit den 1860er Jahren nahm das politische Engagement Eugénies zu. Sie wird als konservativ, klerikal und autoritär beschrieben. Klar bekannte sie sich zu einer Allianz zwischen Frankreich und Österreich in einer Zeit, als im Deutschen Reich um die Großdeutsche (mit Österreich) oder Kleindeutsche Lösung (ohne Österreich) gerungen wurde. Schließlich befürwortete sie 1870 den Krieg Frankreichs gegen Preußen und beeinflusste darin auch ihren Mann. Nach der Niederlage der Franzosen bei Sedan am 1. September 1870 wurde Napoleon III. gefangengenommen und zeitweilig im Schloss Wilhelmshöhe in Kassel in Arrest gesetzt. Kaiserin Eugénie floh nach England ins Exil und ging als letzte Monarchin Frankreichs in die Geschichte ein.

Ihr Bildnis in der Bibliothek im Alten Schloss Charlottenburg kann aufgrund der Schließung der Wohnräume Friedrich Wilhelms IV. derzeit nicht besichtigt werden.

 

 

 

Sebastian Osterrieder, der als bedeutendster Krippenbauer seiner Zeit galt, entschied sich bei der Kaiserlichen Krippe für die Gestaltung einer mittelalterlichen Ruine. Der Korpus besteht aus Holz, das mit Kork verkleidet ist. Osterrieder entwickelte ein spezielles Hartgussverfahren der Krippenfiguren. Die vollplastischen Figuren wurden mit einer Gussmasse aus Gips, Champagnerkreide und Hasenleim abgegossen, das Innere mit Drahtarmierungen verstärkt, Glasaugen eingesetzt und die Bekleidung mittels leimgetränkter Stoffe drapiert und anschließend farbig gefasst. Osterrieder hat hier zum ersten Mal Figuren verwendet, die seine „orientalischen“ Krippen so berühmt gemacht haben.

 

An dieser Stelle kommen Frau Badouin und Thora ins Spiel. Denn: Die Habichtdame (fachmännisch: das Habichtsweib) jagt nur, was sie in freier Natur auch jagen würde: vornehmlich alte, kranke und geschwächte Tiere. Sie hat Instinkte, die der Mensch bei aller Sorgfalt nicht nachahmen kann, und ist damit die perfekte Kollegin für Frau Badouin. Als ausgebildeter Beizvogel jagt Thora nicht etwa, was ihre ‚Habichtlerin‘ ihr ‚befiehlt‘ – als solcher hat sie lediglich gelernt, dass Frau Badouin sozusagen als „weltbester Baum“ dient. Sie bietet ganzjährig Schutz, herzliche Wärme, Futter und trägt sie zu guten Jagdgelegenheiten. Es gilt: Die Zusammenarbeit mit dem Menschen muss für den Vogel Sinn ergeben, ansonsten kann es sein, dass das Tier eines Tages genug hat und nicht auf die falknerische Faust zurückkommt. Der Greifvogel ist und bleibt ein wildes Tier, dessen Zusammenarbeit mit dem Menschen auf gegenseitigem Vertrauen beruht.

Die erlegten Kaninchen werden übrigens eingefroren und in der Mauserzeit an Thora verfüttert. Während sie mausert, also im Federwechsel ist, hat sie Sommerpause – Jagdsaison für Kaninchen ist von September bis ca. Mitte Februar. In dieser Zeit ist Frau Badouin mit Thora, ihrer Jagdkollegin, und ihren Hunden und Frettchen frühmorgens auf Kaninchenjagd.

Im Schlossgarten dient die Jagd einzig der Bestandskontrolle. Eine Methode, die sich seit über 30 Jahren bewährt hat, denn Frau Badouin ist seit 1991 als Falknerin im Einsatz. Mensch, Habicht und auch die Kaninchen profitieren von dieser Simulation der natürlichen Verhältnisse. Und gewissermaßen lebt der Geist der höfischen Jagd so in den preußischen Schlössern und Gärten weiter.
 

Trotz des umfangreichen und arbeitsintensiven Aufgabengebiets, die Schlösser und Gärten nach dem Zweiten Weltkrieg wieder für die Potsdamer und Touristen aus aller Welt besuchsfähig und erlebnisreich zu machen, hat Kurth mehrere Bücher verfasst. Im Potsdamer Verlag Stichnote erschienen 1947 eine Darstellung Max Liebermanns in der Reihe „Kunst der Gegenwart“, 1950/52 eine Auswahl der Briefe Vincent van Goghs in zwei Bänden mit einer lesenswerten Einleitung, die er zusammen mit seiner Frau Katharina (Käthe) verfasste. 1962 erschien „Sanssouci. Ein Beitrag zur Kunst des deutschen Rokoko“ (Henschel-Verlag). Besonders das Sanssouci-Buch war in Potsdam sehr begehrt. Man bekam es eigentlich nur „unter dem Ladentisch“. Es galt jahrelang als das Standardwerk. Der Kunsthistoriker Peter Feist sagte 1963 über Willy Kurth in einer Gedenkrede: „Er blieb bescheiden vor der Natur und aller Wirklichkeit, und genoss die Gnade auch im Auge naiv zu bleiben. Wie ein Kind konnte er sich freuen an den Blumen von Sanssouci. Und konnte zutiefst den Schnitter erleben, der im Wiegetakt des Mähens über die Parkwiesen schritt“.
 

Innenarchitektonischer Oberflächenkult: Die Tür zum Diplomatensaal und die Akustikwand des Kinosaals wirken wie abstrakte Grafiken, die in die dritte Dimension erweitert worden sind.

Mit militärischen Ehren empfing Bundespräsident Horst Köhler die Queen 2004 bei ihrem zweiten Staatsbesuch im wiedervereinigten Berlin.


Die Gemäldesammlung der SPSG umfasst rund 200 Werke Antoine Pesnes. Fast alle Schlösser der Stiftung bewahren Arbeiten des einstigen preußischen Hofmalers.




Der Blick zum Schloss gibt herrliche Sichten auf Pücklers Meisterwerk frei. Dafür mussten allerdings viele zierliche Blumen und stattliche Pflanzen in die Beete des Pleasuregrounds eingesetzt werden. Das Bewässern dieses Farbenmeers ist eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Im Sommer müssen die Pflanzen täglich Wasser bekommen!

Hier ein kleiner Einblick in die Farbenvielfalt, welche schon zu Pücklers Zeiten den Park Babelsberg schmückte. Vergissmeinnicht neben Hyazinthen und Aurikeln. Alles historisch! – Die Farben, die Pflanzen und die Lage, ganz nach Pücklers Vorstellungen.

Neben den Berliner Künstlern Johann Gottfried Schadow (1763–1850) und Rauch wurden auch die beiden berühmtesten Bildhauer ihrer Zeit, Antonio Canova (1757–1822) und Bertel Thorvaldsen (1770–1844), um Entwürfe gebeten. Selbst wenn Schadows Idee vermutlich den Wünschen des Königs nach Natürlichkeit mehr entsprochen haben dürfte - unter maßgeblichem Einfluss Wilhelm von Humboldts (1767–1835) entschied er sich schließlich für den Entwurf des damals noch kaum bekannten Rauchs.

Unter den Augen Friedrich Wilhelms III. fertigte der Bildhauer in der Charlottenburger Großen Orangerie das Modell, dessen Ausführung in gelblich schimmerndem Carrara-Marmor 1811 bis 1814 in Rom erfolgte. Es gelang ihm, die Verstorbene als Schlafende in natürlicher und – durch Hinzufügung eines palmettengeschmückten Diadems – in hoheitsvoller Idealität darzustellen. Damit wurde das Grabmonument der Königin Luise als ein Hauptwerk der Berliner Bildhauerkunst gleichzeitig auch zu einem Meisterwerk der deutschen Skulptur des 19. Jahrhunderts.

Am Vormittag des Heiligen Abends verteilte die Kaiserin mit Unterstützung ihrer Hofdamen die Geschenke auf die Gabentische, die neben den Bäumen aufgestellt worden waren. Am frühen Nachmittag traf sich der Familienchor im Silbersalon, um dem Kaiserpaar die einstudierten Weihnachtslieder vorzusingen und die Weihnachtsgeschichte aufzusagen.

Der Kaiser begab sich um 15 Uhr zur Weihnachtsbescherung der Leib-Kompanie des 1. Garde Regiments zu Fuß in die Priesterstraße. Zur gleichen Zeit bescherte die Kaiserin die Hofdienerschaft im Schildersaal. Bei der Wahl der Geschenke war auf die persönlichen Wünsche der Angestellten eingegangen worden. Auguste Victoria übergab die Präsente und richtete einige Worte an jeden Einzelnen. Diesen Brauch, der am preußischen Hof unbekannt war, kannte die Kaiserin aus ihrer niederschlesischen Heimat Primkenau (Przemków), sie hatte ihn 1888 zum ersten Weihnachtsfest nach der Thronbesteigung ihres Mannes in Potsdam eingeführt.

Um 16 Uhr begann im Apollosaal das Weihnachtsdiner, an dem außer der kaiserlichen Familie auch das Gefolge, wie Flügeladjutanten, Hofdamen und Erzieher teilnahmen. Mit dem Heranwachsen der Kinder wurde der Hofstaat umfangreicher, so dass das Weihnachtsdiner ab 1902 in die flächenmäßig größere Marmorgalerie verlegt worden ist.

Leinwandbilder

Betrachten wir zunächst Beispiele der ca. 63 Leinwandbilder, um ihre Zuordnung in die Wand- und Deckenflächen darzustellen.

Ein Raum mit fünf Wandbildern auf Leinwand ist das Konzertzimmer im Unteren Fürstenquartier. Dieser musste aufgrund eines Schwammschadens schon 1983 gesperrt werden, 1986 begannen erste Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen. Die Gemälde mit den Darstellungen von Venus und Adonis, Bacchus und Ariadne, Zephir und Flora, Diana und Endymion sowie Acis und Galathea sind im Rahmen der Führungsroute zu besichtigen.

„Sie blüht früher als gedacht. Vielleicht auch wegen der aktuellen Wetterlage“, sagt Fachbereichsleiter Gerhard Klein. Inzwischen sind auch schon die Blüten ausgezählt: Mit beachtlichen 8897 Einzelblüten hat die knapp 60 Jahre alte und sieben Meter hohe Agave fast doppelt so viele Blüten wie die letzte!

Die Blüten der Charlottenburger Agave:

Als sich der Abriss der aufgegebenen Kirche abzeichnete, erwarb der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm auf seiner zweiten Italienreise das Mosaik für 385 Taler und ließ es 1835/36 von zwei italienischen Fachleuten mit einem speziellen Verfahren in 111 Abschnitten von der Wand abnehmen. Auf Wasserwegen gelangten die Mosaikteile nach Potsdam. Die auf einem Gipsbett verankerten Mosaikplatten wurden dann von einem Potsdamer Stuckateur in der für die Maße des Mosaiks neu errichteten Apsiskuppel eingefügt.

Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Neue Palais ein Wohnschloss, welches nacheinander dem Kronprinzen Friedrich sowie seiner Ehefrau Victoria und ab 1889 dem letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. und seiner Familie als Residenz diente.
 
Typisch für Friedrich den Großen war die „Inbetriebnahme“ des Schlosses bei laufendem Baubetrieb. So wurde die Königswohnung des Neuen Palais bereits 1765 fertiggestellt und 1768 weihte der König das Schloss in Anwesenheit seiner Geschwister Amalia und Heinrich ein, obwohl die Arbeiten noch nicht zu einem vollständigen Abschluss gebracht worden waren. Dieser erfolgte erst 1769 und im gleichen Jahr fanden erstmals größere Festlichkeiten im Neuen Palais statt.

Im Juli 1769 hatte der Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere König Friedrich Wilhelm II., in zweiter Ehe Friederike Luise von Hessen-Darmstadt geheiratet. Die anschließenden Feierlichkeiten im Neuen Palais zogen sich über zehn Tage vom 18. Juli bis zum 27. Juli hin und umfassten Illuminationen für das frisch vermählte Paar, Konzerte und andere Lustbarkeiten.

Im gleichen Jahr konnte das Neue Palais erstmals einen offiziellen Staatsgast in seinen Räumen begrüßen. Auf Einladung des Königs hielt sich die Kurfürstin-Witwe Maria Antonia von Sachsen ab dem 20. Oktober 1769 für vier Tage im Schloss auf und wurde dort ebenfalls mit aufwendigen Festlichkeiten und zahlreichen Theateraufführungen begrüßt.

Die Funktion des Neuen Palais als Gästeschloss implizierte für Friedrich den Großen eine möglichst kostbare Ausstattung sowohl der Gästeapartments als auch seiner Königswohnung. Den Gästen sollte vor Augen geführt werden, was das preußische Handwerk in der Lage war zu leisten bzw. was sich der König an kostbaren ausländischen Ausstattungsstücken leisten konnte. Nur in wenigen Schlössern des 18. Jahrhunderts findet sich eine derartige Bandbreite kostbarster Materialien wie Marmor, Seide und Porzellan sowie aufwendigster Einrichtungsgegenstände wie Möbel, Kronleuchter oder Gemälde.

Staubablagerungen auf der farbigen Wandbranche im dritten Gästezimmer in Schloss Sanssouci. Foto: Daniel Fitzenreiter.

Wer nun neugierig ist, kann die Aufzeichnung der Live Führung im Schloss Babelsberg – und weitere Instagram-Führungen – bei unseren DIGITALEN ANGEBOTEN in voller Länge ansehen.

Weitere Informationen zum Schloss Babelsberg

 

Um das historische Vorbild weitgehend nachzubauen, arbeitete die Firma Schuke unter Beratung des Hamburger Organologen Helmut Winter mit Fotos, Archivalien, erhaltenen Teilen und Tonaufzeichnungen. Die Disposition wurde rekonstruiert. Material und Mensuren des Pfeifenwerkes orientieren sich weitgehend an den Vorbildern Arp Schnitgers, während bei Klaviaturumfängen und Pedaleinschub Anpassungen an die heutige Praxis vorgenommen wurden. Geblieben ist der um einen Halbton niedrigere Stimmton (Kammerton 415 Hz.), die Temperierung ist ungleichstufig (1/5 synt. Komma).
 

Die Fragen stellte Nicole Koppe.

 

Noch mehr über unsere Arbeit mit Kronleuchtern, zu unterschiedlichen Modellen und Restaurierungsarbeiten erfahren Sie in unserer Themenwoche bei Instagram

Weitere Informationen zur Sammlung Kronleuchter und Beleuchtungskörper

 

 

Jahre nach dem Tod Friedrich Wilhelms IV. – sein Bruder war inzwischen als Wilhelm I. (1797-1888) Deutscher Kaiser – setzte sich dessen Sohn, Kronprinz Friedrich Wilhelm (1831-1888), energisch für einen Domneubau ein, da der alte Dom für die inzwischen zur Reichshauptstadt erhobene Stadt Berlin nicht mehr groß und repräsentativ genug erschien. Schon sein Onkel Friedrich Wilhelm IV. hegte große Pläne für einen neuen Dom, die aber nie zur Ausführung gelangten. Kronprinz Friedrich Wilhelm ließ sich nun zwischen 1884 und 1888 vom Architekten Julius Carl Raschdorff (1823-1914) eine Vielzahl von Plänen für einen Domneubau vorlegen, die Jahre später – inzwischen war Wilhelm II. Deutscher Kaiser – in stark abgewandelter Form auch zur Ausführung gelangten. Dieser kurzen, aber intensiven Zusammenarbeit zwischen Raschdorff und dem Kronprinzen, der den Künsten und der Architektur sehr zugewandt war, ist es wahrscheinlich zu verdanken, dass der Architekt im Jahr 1889 erneut zu einer wichtigen Bauaufgabe in Potsdam herangezogen wurde. 

Vorbereitungen für die Aufstellung des Posttores. Auf der Leiter: Schlossermeister Martin Richert
Vorbereitungen für die Aufstellung des Posttores. Auf der Leiter: Schlossermeister Martin Richert © SPSG

In der Metallwerkstatt auf dem Schirrhof wurden Hunderte von Einzelteilen entrostet, Schrauben und Nietverbindungen erneuert und Verloren gegangenes nachgeschmiedet. Alle Teile wurden aufwendig in der Farbwerkstatt der SPSG beschichtet.

Zur Schlössernacht 2009 konnten die Großen Torflügel nach über 60 Jahren wieder geöffnet werden. Das Lindtstedter Tor folgte ein Jahr später und wurde zur Schlössernacht 2012 wieder aufgestellt. Dann wurden und werden die Zaunanlagen rund um die beiden Tore erneuert und ebenfalls mit der schwarz-grün-schimmernden Farbe lackiert. Die Lindenavenue zwischen den beiden Toren wurde mit einer wassergebundenen Decke versehen, damit ist sie nur noch zu Fuß begehbar. Ihre Bedeutung als Hauptstraße durch den Park hat sie damit verloren, doch die beiden Tore bleiben ein überraschender Höhepunkt der Schmiedekunst, in diesem von Kunst reichem königlich/kaiserlichen Park.
 

Der Sandsteinsockel für die Statue steht noch am alten Ort vor dem Weinberg. Auch er ist bereits umgefallen, dann falsch wieder aufgestellt worden und inzwischen voller Moos und Flechten. Eine Reinigung und Behandlung mit speziellen Schutzmitteln ist notwendig, am Ende soll auch der Sockel rundum neu erscheinen.

Ursprünglich waren die Büsten römischer Kaiserinnen und Kaiser zwischen 1675-85 von Bartholomäus Eggers wohl für die Fassaden von Schloss Oranienburg geschaffen worden und wurden erstmals unter Friedrich II. um 1743 in Charlottenburg aufgestellt. Im Zuge der Umgestaltung des barocken Parks in einen englischen Landschaftsgarten wurden sie entfernt, ab 1847 unter Friedrich Wilhelm IV. jedoch erneut installiert. Sargents Zeichnung zeigt den Zustand nach der Wiederherstellung des friderizianischen Skulpturenprogramms. Im Jahre 1978 wurden die stark angegriffenen Büsten schließlich deponiert und sind kürzlich restauriert worden. Im Rahmen der im nächsten Jahr beginnenden Baumaßnahmen auf der Schlossterrasse werden die Piedestale zu den Büsten wiederaufgestellt, um die Rhythmisierung dieses schlossnahen Bereichs wieder anzudeuten.

Im Jahre 1846 hatte Eduard Gärtner für eine seiner akribisch gemalten Veduten nahezu denselben Blickwinkel gewählt. Auffälliger Weise ist hier jedoch erst eine einzige Kaiserbüste entlang der Schlossfassade erkennbar. Darüber hinaus unterscheidet sich seine Darstellung vor allem durch die zahlreichen Kübel mit blühenden Sträuchern und Bäumchen, welche zu beiden Seiten des Wegs aufgestellt sind. Obgleich Sargent seine Zeichnung ein Vierteljahrhundert später ebenfalls in einer warmen Jahreszeit ausgeführt haben muss (hierauf verweist das dichte Laub der Bäume), entbehrt seine Ansicht jeglichen Blumenschmucks. Es ist verlockend, hierin ein Zeugnis der zunehmenden Verwahrlosung zu sehen, welcher Schloss und Park Charlottenburg nach dem Tode Friedrich Wilhelms IV. Preis gegeben wurden. Die kaiserliche Familie residierte nunmehr bevorzugt in Berlin und Potsdam und besuchte den Ort nur noch selten.
 

Manchmal kommt auch etwas zurück wie im Fall der »Ruhenden Frau« von Fritz Huf. Die Bronzeplastik aus den 1920er Jahren war 1951 im Schlossgarten Schönhausen aufgestellt worden und kam nach 1990 in das Depot der Neuen Nationalgalerie. Die Kolleg:innen der Staatlichen Museen zu Berlin recherchierten die Provenienz; zeitgleich tat dies auch Jochen von Grumbkow. stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Schloss & Garten Schönhausen e. V. Als Resultat konnte das Kunstwerk den Erben des beraubten Eigentümers, des Berliner Bankiers Hans Fürstenberg, zurückgegeben werden. Die SPSG konnte die Figur, mit Unterstützung einer großzügigen Spende des Fördervereins, zurückerwerben. 

 

Eine ausführliche Verwaltungsgeschichte muss zunächst zurückgestellt werden, da die Erschließung der Gegenüberlieferung, der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin (1945–1994), derzeit im Vordergrund steht.

In den Sommermonaten standen die Orangerien leer und waren ein beliebter Ort für Bälle, große Tafeln, Konzerte oder Aufführungen französischer Komödien und italienischer Opern.

Während des Ersten Weltkrieges wurden die Pflanzenhallen der Orangerie Sanssouci als Lazarett genutzt. Auch der Zweite Weltkrieg ging an den Orangeriehallen nicht spurlos vorbei. Die meisten Pflanzen wurden 1945 als Reparationsleistungen in die Sowjetunion verbracht.
 

 

 

 

Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr ist seit 2019 Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). 2020 initiierte er ein Projekt zur Aufarbeitung und Vermittlung der kolonialen Vergangenheit des preußischen Hofs. Erstes Ergebnis war die Umbenennung des „Mohrenrondells“ im Park Sanssouci, das seinen ursprünglichen, wiederentdeckten Namen „Erstes Rondell“ zurückerhielt. Den aktuellen Stand der weiteren Forschung präsentiert ab Juli die Sonderausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“ im Berliner Schloss Charlottenburg. Die Schau ist der wichtigste Beitrag zum Themenjahr „Churfürst – Kaiser – Kolonien“.

Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 01.2023

 

 

Die neu geschaffenen Kompositionen, sind als eine Einladung zur Neuverhandlung von festverankerten Geschichtsbildern zu verstehen – hin zu einer Debatte über historische Verantwortung und Selbstermächtigung. Die drei Ideen schaffen mit ihren Blicken, Stimmen und Performances diskursive Ebenen, auf denen die koloniale Geschichte und Ikonographie des Denkmals mit dem heutigen Ort und seinen Besucher:innen verbunden werden kann. Für die Ausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial.“ ist diese Intervention leitend, um Gespräche und neue Stimmen auch für Werke aus den historischen Sammlungen der SPSG zu entfachen.

Die SPSG freut sich ankündigen zu dürfen, dass Nando Nkrumah mit seiner Idee „This is not only hi(s)story. This is our Story” den Wettbewerb gewonnen hat.

 

Streng genommen richtet sich das Actionbound-Spiel in Schloss Cecillienhof an Schüler:innen von Klasse 7 bis Klasse 10 – für den Potsdamer Geschichts-Leistungskurs sind viele Fragen schnell und leicht beantwortet. Etwa die, bei der gefragt wird, was die Abkürzung UdSSR bedeutet: natürlich nicht wie vorgeschlagen Universum der Sozialistischen Spionagerepubliken oder Union der Sowjetischen Sonnenreiche, sondern Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Spaß macht es den jungen Erwachsenen dennoch. »Ich fand es toll, die Räume zu sehen, in denen diese wichtigen Verhandlungen geführt wurden«, sagt eine Teilnehmerin. Und bei manchen Fragen sollen eigene Antworten formuliert werden – zum Beispiel, wenn es darum geht, wie eine Militärparade zu einer Friedenskonferenz passt. „Wenn du Waffen präsentierst, heißt das, dass du Macht hast«, sagt Finn und tippt die Antwort in sein Tablet.

Neben den Hauptverzeichnissen der SSG Berlin liefern der Schriftwechsel der Institution sowie die Rechnungsbücher einigen Aufschluss über die Herkunft der Objekte. Für weiterführende Erkenntnisse werden jedoch absehbar umfangreichere Recherchen in weiteren Archiven notwendig sein. Besondere Aufmerksamkeit soll dabei dem Berliner Kunsthandel gewidmet werden, ebenso den privaten Sammlungen, aus denen Objekte über Verkäufe und auch Schenkungen in die SSG Berlin gelangten. Hier hoffen wir auf weiterführende Erkenntnisse, die zur Klärung der Provenienzen beitragen.

Für die Durchführung der Forschung konnte die SPSG eine junge Kollegin, Frau Franziska Kabelitz, gewinnen, die am 1. April ihre Arbeit aufgenommen hat.

 

Friedrich der Große ließ zudem Gemälde aus dem Erbe von Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau (1584–1647), Statthalter der Republik der Vereinigten Niederlande und bedeutender Kunstsammler, nach Potsdam bringen. Die flämischen und holländischen Gemälde, darunter herausragende Werke von Peter Paul Rubens, Anton van Dyck und Thomas Willeboirts Bosschaerts sind in damals üblicher dichter Hängung an der Galeriewand im Westflügel zu bewundern, kleinformatige Bilder im Kabinett am östlichen Ende der Bildergalerie.
 

Die Abteilung Restaurierung ist ja keine Einsatztruppe, die nur dafür da ist, Schadensfälle aufzunehmen und zu beheben, sondern hat eigentlich Aufgaben, die in solchen Fällen hintenangestellt werden müssen.

Alle Mitarbeiter:innen aus der Abteilung Restaurierung haben ihre alltäglichen, weitestgehend geplanten Aufgaben. Sie arbeiten zum Beispiel an der Restaurierung von einzelnen Objekten oder sind in den Schlössern unterwegs, weil dort konservatorische Maßnahmen nötig sind. Sie sind in Besprechungen, um Ausstellungen und andere Projekte, wie beispielsweise große Baumaßnahmen mit entsprechend erforderlichen Maßnahmen, vorzubereiten. Es gibt also eine Vielzahl von Aufgaben, um den Erhalt der Substanz sicherzustellen. Durch Schadensfälle wird man sofort aus dem Arbeitsalltag herausgeworfen. Gewisse Dinge können dann zunächst nicht fertiggestellt werden, andere Maßnahmen verzögern sich. Dies betrifft auch die Handwerker:innen der Stiftung, die beispielsweise bei Schäden an Toren, Fassaden, Türen oder Fenstern gerufen werden. Sie werden in solchen Fällen genauso von ihren eigentlichen Aufgaben, die sie viel lieber erfüllen, abgehalten.
 

Haben Sie schon ein Lieblingsschloss?

Zuletzt habe ich eine Radtour mit der Familie nach Schloss Caputh gemacht und war völlig begeistert. Von zwei Dingen war ich besonders eingenommen. Zum einen natürlich von dem wunderbaren Fliesensaal, dort ist ja jede Fliese ein eigenes Bild. Zwei Menschen im Dialog, Kinder, die spielen, oder jemand, der sich augenscheinlich mit einer Schnecke unterhält – wunderbare Motive.

Der andere Punkt war der nette Empfang durch die Kolleg:innen in dem neu entstandenen Besucher:innenzentrum, mit den einladenden roten Schirmen und der Möglichkeit, sich einen Kaffee zu holen und sich in einem gut bestückten Kühlschrank zu bedienen. Ein toller Service, der den Ausflug zu einem rundum schönen Erlebnis für alle gemacht hat.
 

Wo hat die Stiftung eigene Baumschulen und wo wollen Sie neue einrichten?

Wir haben bisher keine Baumschulen, sondern nur einzelne Bereiche in den Parks, wo in kleinerem Umfang Bäume herangezogen werden. Aber wir haben kein echtes Baumschulwesen. Das kommt daher, dass es lange diesen Trend zum Outsourcen gab, gerade bei sehr arbeitsintensiven Prozessen. Und wir sind jetzt dabei, das wieder hereinzuholen, in Potsdam etwa in Sanssouci und im Neuen Garten, aber auch in Rheinsberg und in Berlin in Charlottenburg.
 

 

 

 

Der Beitrag erschien zuerst in der Beilage „In Potsdam“ der PNN (Potsdamer Neueste Nachrichten).

 

 

 

 

Da das Staatsratsgebäude als sensibler Sicherheitsbereich eingestuft war, war er jahrelang verschlossen. Erst 1990 kam es zu einer Öffnung des Gebäudes für die Öffentlichkeit. Zwischenzeitlich sogar auf einer Abrissliste diente der Repräsentationsbau zunächst als Informationszentrum zur Hauptstadtplanung und entwickelte sich zu einem Zentrum des öffentlichen Diskurses über die Zukunft der Stadt. Als sich die Fertigstellung der Parlaments- und Regierungsgebäude im Spreebogen verzögerte, wurde das Staatsratsgebäude von 1999 bis 2001 als Interimssitz des Bundeskanzlers genutzt. Nach einem vorbildlichen Umbau durch den Stuttgarter Architekten HG Merz nutzt die European School of Management and Technology das Gebäude seit genau zehn Jahren als Campus.

Kunstvolle Blumenarrangements

Im Orangesaal, der Roten Schlafkammer und in der Porzellankammer des Schlosses hat der niederländische Blumenkünstler Geer Pouls mit Blumen und Gegenständen eine sehr vergängliche und sich ständig verändernde phantasievolle Blumenkunst gestaltet: Eine von Natur aus zeitlich begrenzte Präsentation.

Geer Pouls' Arbeit ist inspiriert von niederländischen Blumenstillleben. Aus Blumen wie Tulpen und Amaryllis hat er Blüten-Kunstwerke geschaffen, die bis zum Orangefest in ihrer ganzen Schönheit zu bewundern sein werden.

Die Gärtnerinnen und Gärtner kümmern sich nicht nur um die Bepflanzungen für das nächste Jahr, sondern auch um die aktuelle Bepflanzung. Die Sommerbepflanzung ist fast abgeerntet und wird in der Parkgärtnerei kompostiert. Die Komposte müssen umgesetzt, die fertige Erde gesiebt und gedämpft werden, um sicher zu stellen, dass sie keimfrei ist.

Die Agaven stehen normalerweise bei den Römischen Bädern im Park Sanssouci. Den Winter verbringen sie jedoch in der Parkgärtnerei. Über die Jahre sind die stachligen Pflanzen stark gewachsen, sodass ihre Töpfe ihnen nun zu klein geworden sind. Deshalb werden die Agaven momentan umgetopft. Der Stopfer ist hierbei ein nützliches Hilfsmittel, um die Erde im Topf besser zu verteilen und zu festigen.

Kleiner Tipp für den heimischen Garten: Die Trauermücke befällt oft Pflanzen, weil diese zu oft und stark von oben gegossen wurden. Es ist besser, das Wasser in den Übertopf oder einen Unterteller zu geben, dann kann sich die Pflanze selbst das Wasser nehmen, dass sie benötigt. In der Parkgärtnerei wurde ein Bewässerungssystem eingerichtet, dass die selbstständige Wasseraufnahme der Pflanze gewährleistet. Durch Schläuche wird Wasser abgegeben und durch eine Fleece-Decke unter der schwarzen Folie über den Tisch verteilt, so dass jede Pflanze genügend Wasser bekommt.

Selbst die Jungen lassen ihren Taillenumfang messen, nachdem sie gehört haben, wie eng die Damen damals geschnürt wurden.

Sanssouci. Ein Park mit verschiedenen Elementen der Gartenkunst.

Vor über 250 Jahren, Mitte des 18. Jahrhunderts, hat Friedrich der Große sein „sans, souci.“ entworfen. Der Stil der Zeit zeichnete den Park und gab ihm das Erscheinungsbild eines französisch geprägten, spätbarocken Gartens. Folgend wurde der Park unter anderem durch Peter Joseph Lenné erweitert und bekam im 19. Jahrhundert immer mehr Landschaftsgartencharakter, so dass heute von einem „gemischtem Stil“ die Rede ist. Wer aufmerksam durch den Park spaziert, kann also barocke Gartenkunst von Friedrich dem Großen bis hin zu Landschaftsgartenkunst von Peter Joseph Lenné erleben.

Auch zum Gemälde der Taufe Christi hat sich eine Handzeichnung auf Papier in Form einer sog. Präsentationszeichnung für den Auftraggeber erhalten (Kupferstichkabinett, Berlin). Die Abweichungen zum tatsächlich ausgeführten Gemälde sind augenfällig, jedoch lassen sich hinsichtlich ihres Formates erstaunliche Bezüge zum Tafelbild herstellen. Vergrößert man die Zeichnung ohne die gemalte Rahmung um den Faktor 5, ist sie deckungsgleich mit den äußeren Horizontallinien des Quadratrasters und dem rechten und linken Malrand. Solche maßstäblichen Bezüge zwischen Vorzeichnung und Gemälde kennen wir bereits aus der Werkstattpraxis Lucas Cranachs d. Ä. Leider hat sich die unmittelbare Vorzeichnung für die Taufe Christi nicht erhalten. Es ist jedoch anzunehmen, dass sie ebenfalls durch ein Quadratraster gegliedert war. So kennen wir mindestens zwei weitere Zeichnungen von Lucas Cranach d. J. aus den 1540er Jahren, die ebenfalls Quadrierungen aufweisen („Christus segnet die Kinder“, Museum der bildenden Künste Leipzig, „Christus in der Vorhölle“, Kupferstichkabinett Berlin). Die Zeichnung der Vorhölle konnte im Rahmen der Untersuchung der „Taufe Christi“ in Kooperation mit den Restauratoren des Kupferstichkabinettes ebenfalls untersucht werden. Es zeigte sich, dass auch auf der „Vorhölle“ ein schwarzes mit dem Stift gezeichnetes Quadratraster zur räumlichen Gliederung des Entwurfes genutzt wurde. Zusätzlich konnten hier auch noch diagonal verlaufende, den Bildraum gliedernde Linien nachgewiesen werden.
Die Untersuchungen legen nahe, dass Lucas Cranach d. J., vermutlich stärker als sein Vater, an messbaren Ordnungsprinzipien in seinen Zeichnungen und Gemälden interessiert war. Dass er damit auch seine theologischen Überzeugungen in seine Bildschöpfungen eingeschrieben hat, formulierte die Historikerin Ruth Slenczka so:“ [das Quadratraster] ist das Idealmaß, von dem Cranach – ähnlich wie die Baumeister mittelalterlicher Kathedralen – die gesamte Komposition ableitete. Die Komposition verweist auf diese Weise in jedem einzelnen, in die Quadratstruktur eingepassten Bildelement auf den Himmlischen Schöpfer und auf die Vollkommenheit seines Heilsplans.“

Sind sie neugierig geworden? Dann lohnt sich ein Besuch im Jagdschloss Grunewald. Neben zahlreichen Kunstschätzen, gibt es im ältesten Berliner Schlos am Grunewaldsee knapp 30 Granach-Gemälde zu entdecken,

Einen ausführlichen Aufsatz zur Untersuchung der „Taufe Christi“ sowie zahlreiche weitere Aufsätze der neuesten Forschung zu Cranach d. J. finden Sie in dem Buch „Lucas Cranach der Jüngere und die Reformation der Bilder“, herausgegeben von Elke A. Werner, Anne Eusterschulte und Gunnar Heydenreich, Hirmerverlag München, 2015.


Eine Ausnahmestellung im Neuen Palais nimmt die Tapete mit chinesischen Motiven in den Schlafzimmern der Heinrichwohnung ein: es ist das einzige Gewebe, das nicht in Berlin hergestellt wurde, sondern in den Niederlanden. Ob hiermit auf den besonderen Geschmack des Bewohners – Prinz Heinrich war der Bruder Friedrichs des Großen – eingegangen wurde, ist nicht sicher überliefert.

Sie werden bei einem Rundgang feststellen, dass man die Qualität und die Wirkung der Seiden im Neuen Palais am besten vor Ort beurteilen und genießen kann.

Parkanlagen sind immer auch als eine Art Paradies geschaffen worden, nicht als himmlisches, sondern als irdisches Paradies, von Menschen geschaffen. Gartenkunst als gestalteter Naturraum ist vielleicht der Typus kulturellen Erbes, der am unmittelbarsten Tempo aus unserer immer schnelleren Welt nimmt und gerade in einer Zeit das Innehalten ermöglicht, in der vieles zur Disposition steht und der gesellschaftliche Konsens an den Rändern korrodiert.

Heute, am 2. August 2018, jährt sich das Ende der Potsdamer Konferenz von 1945 zum 73. Mal. Die sogenannten Großen Drei, Präsident Harry S. Truman, Premierminister Clement R. Attlee und Generalissimus Josef W. Stalin, unterzeichneten damals eine „Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin“, die später als Potsdamer Abkommen in die Geschichte einging. Diesem weltpolitisch bedeutsamen Ereignis widmet die SPSG eine große Sonderausstellung zum 75. Jahrestag 2020 im Schloss Cecilienhof.

Im Hofdamenflügel wurde dekorative Malerei auf grünem Grund ursprünglich mit einem Lacküberzug gestaltet. Die matte Oberfläche zeigt nicht mehr den eigentlichen Eindruck des Werkes und ist in diesem Zustand nicht präsentierbar. Dieser Raum wurde bisher als Restaurierungsatelier genutzt. Nach dem Auszug der Gemälderestaurierung in das neue Wissenschafts- und Restaurierungszentrum der SPSG können diese kostbaren Wandfassungen untersucht und bearbeitet werden.

Die Mehrzahl der Briefe sind von Mitgliedern des Hauses Schleswig-Holstein geschrieben worden. Von holsteinischer Seite sind hervorzuheben Auguste Victorias Mutter Adelheid zu Hohenlohe-Langenburg (1835-1900, 7 Umschläge), ihre Schwestern Karoline Mathilde „Calma“ (1860-1932, 13 Umschläge) und Louise Sophie „Jaja“ (1866-1952, 4 Umschläge), ihrem Onkel Christian (1831-1917), der mit Helena (1846-1923), einer Tochter von Queen Victoria, verheiratet war (6 Umschläge). Darüber hinaus ist ein dicker Umschlag mit Briefen von Georg Ernst Hinzpeter (1827-1907), dem Erzieher Kaiser Wilhelms II., zu erwähnen.

Die zweite Transportkiste aus dem Jahr 1888 ist noch verschlossen. Laut Beschriftung enthält sie ausschließlich Briefe, die die Geburt und die Erziehung der Söhne Auguste Victorias thematisieren. Zu diesem Zeitpunkt war der älteste Sohn Kronprinz Wilhelm (1882-1951) sechs Jahre alt, es folgten Eitel Friedrich (1883-1942), Adalbert (1884-1948), August Wilhelm (1887-1949) und Oskar (1888-1958).

Die Schatulle, auf deren Deckel sich ein in Leder geprägtes Monogramm der Kaiserin befindet, ist ebenfalls angefüllt mit Briefen. Die noch verschlossenen Umschläge sind von der Kaiserin beschriftet worden. Bemerkenswert ist ein Kuvert mit dem Text „Die letzten Briefe der Kaiserin Augusta an mich, Nov.-Dec. 1889“ sowie „Briefe von der Königin von England“.

Später übergab König Friedrich Wilhelm IV. den umfangreichen Tierbestand, zu dem auch Affen, Kängurus, Löwen und Bären gehörten, an den 1842 gegründeten Berliner Zoo. Die Voliere wurde von 2009 bis 2011 restauriert, heute sind hier ausschließlich Hühner- und Fasanenvögel zu sehen.
Landwirtschaftsmeister Mirko Wunderlich, der sich mit zwei Kollegen um die Pfaueninsel-Tiere kümmert, zählt rd. 80 Vögel und rd. 100 Tiere wie Schafe, Rehe, Füchse und Pferde u.v.a. Die Schafe und die alljährlich im Frühjahr wiederkehrenden Wasserbüffel sorgen für eine ökologisch wertvolle und zudem kostengünstige Landschaftspflege. Auch Max hilft beim Bewirtschaften der Insel.

Schloss Pfaueninsel

Die Marmor-Baluster wurden sorgsam gereinigt und anschließend geschlämmt. Verlorene Baluster der Treppengeländer und der Balustrade sind durch neue Elemente ersetzt worden, die nach originalem Vorbild angefertigt wurden.

Halt 4: Vom letzten Halt Mailand aus machte sich Friedrich Wilhelm (IV.) im Oktober 1828 nach Genua auf. Auch dieser Ort schien den preußischen Kronprinzen nachhaltig begeistert zu haben, wie sich in einem Brief an seine Frau zeigt, in dem er den letzten Abschnitt der Wegstrecke bis nach Genua beschreibt: „Mir wird schwiemlich; Genua hat mir völlig den sehr vielen Verstand der mir seit dem Ingresso in Italia noch übrig blieb geraubt. […] wo wir das Mittel Meer zuerst sahen, bekam ich einen Stoß & nun mit jedem Schritt Berg ab! wo die Vegetazion mit unsrem Wege wuchs, endlich waren Cypressen, 100 Pergole, immergrüne Eichen, Pinien, Aloe, Myrthen, Orangen !!!!!!! & zu letzt das brausende Meer, daß sich donnernd an den Grundfesten der Straße & des großen Pharus brach! Dort ein Schritt um die Ecke & ganz Genua vor den Augen !!!!!!!!!“

Der im Jahr 2019 neu verlegte Teppich zum Schutz der originalen Fußböden im Schloss. Foto: Daniel Fitzenreiter.

Wie viel Prozent des Bestandes geht circa im Winter ein?

Es kommt schon mal vor, dass eine Pflanze oder auch zwei eingehen. Das sind dann Pflanzen deren Lebenszeit einfach um ist und man meistens über mehrere Jahre das Ableben beobachten konnte. Bei etwa 900 Pflanzen ist das aber sehr natürlich.
 

Wer nun neugierig ist, kann die Aufzeichnung der Live Führung in den Pflanzenhallen – und weitere Instagram-Führungen – bei unseren DIGITALEN ANGEBOTEN in voller Länge ansehen.

Weitere Informationen zum Orangerieschloss
 

 

Erst vor wenigen Jahrzehnten wurden die beiden historischen Anlagen in der Stiftung zu neuem Leben erweckt. Zu Lennés 200. Geburtstag 1989 schufen die Gärtner:innen der Pfaueninsel die neue Pracht auf altem Grund. Charlottenhof folgte 1995. Mit Liebe und Akribie werden nur Sorten, die vor 1870 – für die Pfaueninsel – und vor 1885 – für Charlottenhof – vorhanden waren, nachgezüchtet und in besonderen Rosengärtnereien angefordert. Mehr als 1000 historische Rosen in etwa 400 Sorten sind bislang in der Stiftung zu finden. Die Gärtner:innen benötigen neben dem handwerklichen Geschick auch eine detektivische Spürnase. Eine Hürde: Die historischen Rosenhochstämme sind 1,10 Meter hoch, während die neuzeitlichen Stämme auf 90 cm Höhe gezüchtet werden.
 

Frau Merz, welche Formate sind geplant und was wird noch kommen?

Zunächst gibt es ja die Veranstaltungen mit verschiedenen Expert:innen, unter anderem zu den Themen Klimawandel, Nachhaltigkeit, Denkmalerhalt, Vandalismus. In diesem Jahr mit dabei sind Herr Kreutz, Frau Zeymer, die Projektleiterin der Sanierung der Römischen Bäder, und Herr Dorst, der Architekturkustos, der unter anderem für die aufwändige Wiederherstellung der Wasserspiele von Charlottenhof verantwortlich zeichnete. Diese Spaziergänge sind als dialogische Führungen geplant – wir wollen ins Gespräch kommen und diskutieren, wie der Spagat zwischen Nutzung, Bewahrung und Pflege gelingen kann. Wir haben mit unseren direkten Nachbar:innen, wie dem Lottenhof und dem Stadtteilnetzwerk West, bereits guten Kontakt, wünschen uns noch mehr Austausch und wollen dies künftig gar nicht zwingend auf diesen Parkbereich beschränken. Jede*r Nachbar:in kann teilnehmen und sich einbringen. Jeder ist herzlich willkommen. Wir halten diese Gruppen recht klein, um einen echten Dialog zu ermöglichen, dafür ist lediglich eine Anmeldung per Telefon oder E-Mail für die Veranstaltungen nötig.

Wir haben den Wunsch, dass die Reihe „In Nachbars Garten“ weitergeht, in eine Art von Plattform mündet. Mit Fragen wie: Wie können wir gemeinsam diesen einmaligen Naturraum retten, diese wunderbare Gartenschöpfung erhalten und weiterhin unverfälscht erleben? Was wünschen Sie sich im Park und für diesen besonderen Garten in Ihrer direkten Nachbarschaft?

Und es gibt weitere Formate, die den lokalen Austausch fördern: An ausgewählten Orten wie dem Rosengarten, der Terrasse am Maschinenteich, dem Tiroler Berg, dem Hippodrom und andernorts sind Potsdamer Kulturinstitutionen eingeladen, im Rahmen einer künstlerischen Probe zu musizieren, zu rezitieren und mit den Parkbesucher:innen in Kontakt zu kommen. In diesem Jahr machen der MitMachMusik e. V. – ein Weg zur Integration, die Musikschule Bertheau & Morgenstern und das SeniorentheaterDie Vielfältigen den Anfang. Auf diese Idee sind wir gekommen, da es während der Pandemie für Künstler:innen sehr schwierig geworden ist, geeignete Probenorte zu finden, die alle Hygienebedingungen erfüllen. Außerdem war es lange Zeit kaum möglich, während des Lockdowns auf das eigene Kulturprojekt aufmerksam zu machen. Wir sind also auf lokale Institutionen zugetreten, haben mit ihnen abgestimmt, an welchen Orten und Tagen eine coronakonforme und welterbeverträgliche Probe in enger Abstimmung mit der SPSG möglich ist. Hierfür haben wir uns mit der Abteilung Gärten und dem Bereich Sicherheit und Ordnung innerhalb der Abteilung Baudenkmalpflege und Liegenschaften der SPSG abgestimmt, zumal wir die Parkordnung mit viel Umsicht und Sensibilität im Blick behalten müssen, die aus vielfältigen Gründen grundsätzlich das Musizieren im Park ausschließt. Gemeinsam haben wir einen guten Weg gefunden und wir freuen uns sehr darüber, dass unsere Kulturakteure sofort von der Idee begeistert waren, die Abstimmung für das Gelingen der Proben intern und extern so wunderbar klappte. Wir können es kaum erwarten, unsere Besucher:innen bei ihrem spontanen Spaziergang im Parkbereich zusätzlich mit kulturellen Proben zu überraschen und freuen uns, dass unsere tollen, lokalen Kooperationspartner so auf ihre wertvolle Kulturarbeit aufmerksam machen können. Wir schauen nun einmal wie gut das klappt und angenommen wird und ob dieses Format mit weiteren Kulturakteuren weitergeführt werden kann. Es ist ein startendes Projekt mit Ambitionen…

Eine digitale Kurzführung auf YouTube gibt einen kleinen Einblick.

Am Sonntag, den 19. September von 14 Uhr bis 16.30 Uhr erklingt die Schnitger-Orgel in der Schlosskapelle Charlottenburg jede halbe Stunde. Eintritt über das Schloss Charlottenburg – Altes Schloss. Es ist keine Anmeldung notwendig.
Weitere Informationen zur Veranstaltung

Alles Weitere zum Orgeljahr 2021 auf der Webseite des Landesmusikrates
 

Weitere Informationen zum Schloss Charlottenburg – Altes Schloss


Ein Beitrag von Birgit Morgenroth, SPSG

 

 

 

Nach ihrem Tod begann Anna Sydows Nachleben als „Weiße Frau“. Acht Tage vor seinem Tod am 9. Januar 1598, soll sie dem Kurfürsten Johann Georg im Berliner Schloss erschienen sein, um ihm sein nahes Ende zu verkünden. Oder war das nur das schlechte Gewissen von Johann Georg?

Jedenfalls war Anna Sydow von da an das Hausgespenst der Hohenzollern, Kurfürsten von Brandenburg, Könige in und ab 1772 von Preußen, deutsche Kaiser. In Europa ist sie als „Weiße Frau“ kein Einzelfall. Auch auf anderen Burgen in Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Österreich, in der Slowakei und im Baltikum erschienen „Weiße Frauen“ und kündeten von unheilvollen Ereignissen in der Zukunft. Die Hohenzollern verfügen streng genommen sogar über zwei „Weiße Frauen“, denn auch auf der Plassenburg in Oberfranken erscheint ein derartiger Geist. Diese „Weiße Frau“ ist allerdings zwei Jahrhunderte älter als unsere Anna. Das letzte Mal soll sie im Berliner Schloss in der Nacht zum 26. Mai 1940 erschienen sein. Da gab es allerdings keinen Kurfürsten oder König mehr, dem sie den nahen Tod anzeigen konnte.
 

„Der 11. März ist eine Imitation, die sich von der Realität nur dadurch unterscheidet, daß er einerseits nichts bestimmtes memoiren läßt, andererseits aber jede Zuordnung erlaubt. Mit diesem Datum setzt Dimitrijević Realität, denn von nun an ist der 11. März mit einem historischen Ereignis verknüpft, seiner Setzung durch die Auswahl aus den 365 möglichen Tagen und seiner bildnerischen Monumentalisierung.“
Thomas Deecke, damals Direktionsassistent beim Künstlerprogramm des DAAD.

Das Projekt wurde 1979 mit finanzieller Unterstützung des Berliner Senats, der Berliner Lottogesellschaft, des DAAD und der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin (West) umgesetzt und realisiert.
 

 

 

Jedes Jahr pilgern Pelargonienfans nach Charlottenburg, um die seltenen Pflanzen zu sehen und einzelne Ableger und Setzlinge gegen eine Spende mit nach Hause zu nehmen. Eine ausführliche Fachberatung für historische Pelargonien gibt es obendrein.


Veranstaltungstipp:

Blüten und Düfte der Pelargonien
Präsentation historischer Pelargonienarten
23. und 24. April 2022, 11 bis 16 Uhr
Schlossgarten Charlottenburg, vor der Kleinen Orangerie
Spandauer Damm 10-22, 14059 Berlin
Eintritt frei

 

 

 

Dem 14-jährigen Cornelius nutzt der Zukunftstag eher zur Berufsfindung. Er ist im Team Bildung und Marketing und zusammen mit vier anderen Jungs im Park Sanssouci auf digitaler Schnitzeljagd mit Actionbound. Mit dieser App erfahren Besucher:innen spielerisch jede Menge Wissenswertes über den Welterbe-Park – nur eines von vielen digitalen Bildungsangeboten der SPSG. „Weil ich mich für Kultur und Geschichte interessiere, dachte ich, das ist etwas für mich“, erklärt Cornelius, warum er an diesem Tag dabei ist. Jetzt kann er sich tatsächlich vorstellen, einmal hier zu arbeiten, vielleicht „als Restaurator oder Forscher“.

Nach einer Mittagspause, bei der sich die Mädchen und Jungs wieder auf dem Schirrhof versammeln, bekommen alle noch eine exklusive Führung durch die Neuen Kammern von Schloss Sanssouci. Gegen 14 Uhr endet der erste Zukunftstag der SPSG. „Ich bin total zufrieden mit dem heutigen Tag“, sagt Gleichstellungsbeauftragte Katja Berger und lächelt. „2023 sind wir sicherlich wieder mit dabei!“

 

 

Die ökologische Beweidung ist für die SPSG eine wichtige Grundsatzentscheidung. 24.000 Euro kostet das Projekt für beide Schlossparks, wovon die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. 10.000 Euro übernehmen. Weitere Spenden sind gerne willkommen!

 

 

Der Bildhauer Günter Anlauf – berühmt für seine Berliner Bärenskulpturen – z.B. an der Moabiter Brücke – gestaltete die Gesichter aller seiner Figuren für Schloss Charlottenburg als flache Scheiben. Diese Entmenschlichung, lässt den Betrachter die Figuren als allegorisch verstehen, der Spiegel im Gesicht als Reflexion des Betrachters. Hans Joachim Ihle war am Schloss Charlottenburg über Jahre an der Rekonstruktion der Goldenen Galerie im Neuen Flügel beteiligt. Seine Figuren sind in sich bewegt und folgen mit ihren ausladenden Gesten dem Geiste des Barock. Harald Haake hielt sich als einziger Künstler eng an die klassisch geprägten Vorbilder des Barock. Diese Gestaltungsweise verbindet die Attika des Mittelbaus mit der Kuppelfigur der Fortuna von Richard Scheibe, an deren Ausführung Haake ebenfalls beteiligt war. Auf dem Mittelresalit bilden Sie den Ruhepol in den Figurengruppen.
 

Das Insektenhotel hat inzwischen weitere Bewohner gewonnen. Feldwespen, Florfliegen und Marienkäfer bevölkern die Anlage. Weitere nützliche Helfer, die die Kirschbäume von Schädlingen befreien. Der königliche Kirschgarten wird so auf ganz natürliche Art gepflegt – ohne chemischen Substanzen oder Dünger. Jacqueline Schwarz schwört auf Knoblauchextrakt, um die Blätter zu stärken. Das mögen offenbar auch die Bienen, denn die Gärtnerin hat schon Blattteile im Insektenhotel gesehen, die für den Kokon verwendet werden. Ein natürlicher und nachhaltiger Kreislauf eben.
 

Mit Hilfe einer Spende – vom Wasser zum Wein

Vor Ort befindet sich auch das Porträt Otto Friedrich Graf von der Groebens mit einem Afrikaner und dem Plan der afrikanischen Handelskolonie Großfriedrichsburg, die die Möbelgarnitur thematisch ergänzen.

Wir installieren im Raum Fensterbanner, die mit Texten und einem QR-Code, der auf unsere Homepage verweist, die kolonialen Bezüge verdeutlicht.

Tatsächliche Augenzeugen oder Beteiligte gibt es gar nicht. „Vertrauliche Briefe“ oder Notizen, die sich bislang gedruckt oder handschriftlich in den Akten fanden, können als Quelle nur unter größten Vorbehalten dienen. Sie beziehen sich in aller Regel auf Gerüchte, auf Hörensagen sowie den beliebten Hoftratsch und dienten in einem Jahrhundert, in dem delikate Angelegenheiten jeder Art zur allgemeinen Unterhaltung beitrugen, nicht selten auch übergeordneten politischen Zwecken. Friedrich selbst äußerte sich nie eindeutig, sondern ließ das Thema ganz bewusst im Rätselhaften.

Nachweise, die sich auf Fakten stützen, gibt es nicht. Indizien aber sind nicht zu ignorieren, und gerade ihre Fülle spricht eine eindeutige Sprache. In keinem Falle ist Friedrich zudem gegen die Verbreitung von Nachrichten über seine Homosexualität eingeschritten, ja hat sogar seinem Beauftragten in London, Mitchell, ausdrücklich untersagt, etwas zu unternehmen, als 1753 die anonyme Schrift „Vie privée du roi de Prusse“ oder „Idée de la personne, de la manière de vivre et de la cour du roi de Prusse Frederic II.“ von – vermutlich – keinem Geringeren als wiederum Voltaire mit entsprechend delikaten Andeutungen auftauchte. Der zeitgenössische Verweis auf Friedrichs sexuelle Vorlieben hätte seinem Ruhm und dem des Staates keinen Abbruch getan. Er selbst äußerte sich zu Gerüchten dieser Art in einem Brief an Mitchell auch ganz entspannt: „Was dieses verleumderische Büchlein angeht, worüber Sie mir berichten, dass Manuskripte davon in England in Umlauf sind, sage ich Ihnen, dass Sie sich damit nicht abgeben sollen, und Sie sollen sich weder offenbaren noch ein Wort darüber verlieren. […] Außerdem kümmere ich mich nicht darum, was Besessene über meine Person schreiben, solange das Wohl meines Staates nicht darunter leidet.“

Die Natur hat schon immer die Kunst inspiriert! Daher finden wir Flora und Fauna nicht nur in den Parks und Gärten, sondern auch in den Schlossräumen. Viele von ihnen weisen Wandbespannungen und Tapeten auf, die florale Muster zeigen. Dazu gehören auch Möbelstücke in passender Optik. Andere Räume wiederum besitzen geschnitzte Tierdarstellungen an den Wänden.
 

Der Einstieg in die Thematik hängt fest mit der Entstehungsgeschichte der Römischen Bäder zusammen. Die einzelnen Gebäude wurden nicht alle gleichzeitig geplant und errichtet. Es handelte sich um eine fortschreitende Entwicklung aus architektonischen Zugaben, die letztendlich zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt werden konnten. Auch bei unseren Untersuchungen der Außenfassaden konnten Erkenntnisse gewonnen werden, die auf die sukzessive Entstehung zurückzuführen sind. Auch wenn alle Gebäude zuerst in einem hellen Grau gehalten waren, war es den Malern nicht möglich, immer den exakt gleichen Farbton zu treffen. Das heutige Erscheinungsbild der Römischen Bädern mit dem ockerfarbenen Anstrich ist gänzlich verfälscht und gibt dem Ensemble einen zu rustikalen Anschein. Die Farbtöne wurden bei verschiedenen Restaurierungsphasen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts immer wieder angepasst oder verändert. Seinen heutigen Farbeindruck erhielt das Ensemble erst 1957. Im Zuge der Renovierungen wird daher auch die ursprüngliche Farbigkeit wiederhergestellt.
 

Auch der 33-jährige Künstler stellte sich selbst, seine Ehefrau Henriette und die 1830 und 1832 geborenen Söhne Reinhold und Gustav als Teil der Berliner Gesellschaft dar. Förmlich in Gehrock und Zylinder gekleidet, erkennt man ihn vor der steinernen Brüstung des Dachs, neben ihm eine grüne Zeichenmappe mit Erläuterungen zum Künstler und der Datierung des Panoramas. Gerade hat er seine Zeichentätigkeit beendet, ist von seinem Sitz aufgestanden und läuft seiner Ehefrau und dem jüngsten Sohn entgegen, um sie auf dem Dach zu begrüßen. Zeichenstift und Zeichenheft hält er dabei noch in der Hand, während auf dem Boden liegende Zeichengeräte und ein Winkel darauf hinweisen, dass er seine Beschäftigung jäh unterbrochen hat. Der älteste Sohn Gaertners hat das Dach wie einen feindlichen Hügel erstürmt und hält einen Stock wie eine Stichwaffe in die Luft gereckt. Sein Blick geht in Richtung des Kreuzbergs mit seinem 1818-1821 nach Plänen Schinkels errichteten gusseisernen Nationaldenkmal für die Befreiungskriege. Am 30. März 1821, dem Jahrestag der Erstürmung des Montmartre, wurde es feierlich eingeweiht. Eine Inschrift, die im Auftrag des Königs angebracht worden war, erläuterte seine Widmung „[...] Den Gefallenen zum Gedächtniß, den Lebenden zur Anerkennung, den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung“. So scheint Gaertner das Motto der Nacheiferung durch die jüngeren Generationen im Panorama bildlich umzusetzen, indem er seinen vierjährigen Sohn fast zwanzig Jahre nach dem Ende der Befreiungskriege, beim spielerischen Nachempfinden des patriotischen Ereignisses darstellt.
 

 

 

 

Vielleicht entstanden dabei auch solche mit kostbaren Fäden und fantasievollen Mustern bestickte Textilien, die eingespannt in Holz oder Eisengussrahmen als Kaminschirme dienen. Diese sollten zum einen den Blick auf die verrußte Feuerstelle verdecken, zum andern halfen sie, den Lagerfeuereffekt – vorne heiß, hinten kalt – zu verringern. Ideal dafür waren dreigliedrige Schirme, die sich aufklappen ließen wie ein Flügelaltar. Man stellte den Sessel zwischen Kamin und Schirm und empfand rundum behagliche Wärme. Große und hohe Schlossräume wurden dadurch nicht warm. Dicke Gobelinteppiche an den Wänden sollten die Außenkälte abmildern. Die Bewohner:innen schützten sich mit fellgefütterten Hausmänteln und Wärmflaschen im Bett.
 

Über die Entwicklung dieses anspruchsvollen Förderprojekts steht der Vorstand der Freunde mit SPSG-Generaldirektor Christoph Martin Vogtherr im steten lebhaften Austausch. So sagte er: »Die Kombination von Königschloss, Orangerie und Aussichtsort ist einmalig. Mit Hilfe der Freunde wird das Orangerieschloss zu einem lebendigen Ort mit unterschiedlichsten Nutzungen werden.« Der zentrale Bau wird weiterhin als Museum genutzt, die Aussichtstürme werden als solche begehbar sein, und der westliche Pavillon wird in Zukunft mit einer neu konzipierten Museumswerkstatt zum zentralen Ort der Bildungs- und Vermittlungsarbeit im Park Sanssouci. Die Pflanzenhalle mit ihrer einzigartigen Atmosphäre dient wie bisher im Sommer für Veranstaltungen und Konzerte; sie soll in Zukunft leichter zu bespielen sein.
 

Der Marmorsaal ist nicht nur der größte Raum des Neuen Palais‘, sondern heute auch der größte Raum in allen Schlössern der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Graeb malte ihn 1853. Auffällig sind die großen Radkronleuchter, die 1795 statt der ursprünglichen Kristallkronleuchter im Saal installiert wurden, und nicht ganz zur Dekoration des Saals passen wollen. Heute befinden sich an ihrer Stelle wieder Kristallkronleuchter, die sich an ihre historischen Vorbilder des 18. Jahrhunderts anlehnen.
 

Eichenlaub und fatale Leerstellen

Das Treppenhaus im Schloss Oranienburg

Besucher:innen des Schlosses Oranienburg nutzen täglich die große Treppenanlage im Mittelbau und schenken ihr angesichts der schlichten, fast nüchternen Gestaltung womöglich wenig Bedeutung. Für ein Barockschloss ist der Raum fast zu karg, einzig das schmiedeeiserne Treppengeländer trägt ein wenig zum repräsentativen Charakter bei. Die Gestaltung des Treppenhauses verweist jedoch auf ein dunkles Kapitel in der Geschichte des Schlosses, das erst in den vergangenen Jahren ausführlich erforscht wurde. Zwischen 1935 und 1945 wurde das Schloss von verschiedenen Organisationen der Nationalsozialisten genutzt. 1935 bezog zunächst die „SS-Wachtruppe Oranienburg – Columbia“ (ab 1936: „V. SS-Totenkopfverband Brandenburg“) das Schloss. Der SS-Verband bewachte das Berliner Konzentrationslager Columbia am Tempelhofer Feld – aus Platzmangel vor Ort wurde die Truppe im 40 km entfernten Oranienburg untergebracht und ausgebildet. Zu diesem Zwecke wurde das Schloss kasernenartig ausgebaut, auch das Treppenhaus wurde in diesem Zusammenhang umgestaltet. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass es sich bei den Ornamenten des Treppengeländers um Eichenlaub handelt, in den runden Aussparungen war ursprünglich das Symbol der SS (zwei Sig-Runen) angebracht. 1937 zog der Verband in Unterkünfte des neu errichteten Konzentrationslagers Sachsenhausen in der Nähe Oranienburgs. Ab 1938 wurde das Schloss erneut umgebaut und auf der Rückseite um einen Erweiterungsbau ergänzt, um für die künftige Nutzung als Kolonial-Polizeischule zu dienen, die schließlich 1941 eröffnet wurde. Das hier auszubildende Personal sollte auf die Verwaltung künftiger deutscher Kolonien vorbereitet werden.

Mehr Informationen zur Geschichte des Schlosses Oranienburg im Nationalsozialismus
 

Dr. Carolin Alff ist Projektleiterin der Ausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“, die sie gemeinsam mit Susanne Evers und Hatem Hegab kuratiert.

Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 01.2023

 

Weitere Highlights sind: für die beliebte Potsdamer Schlössernacht im August 2023 sind die Karten um 10 Euro verringert und das Museum Barberini können Sie zum ermäßigten Preis besuchen.

Kulinarisch können Sie den Schlossbesuch in einem der vielen Restaurants und Cafés rund um die Schlösser abrunden und auch hier gibt es Vorteile. Das Restaurant Mövenpick und das Drachenhaus im Park Sanssouci locken mit einem Preisnachlass, in Oranienburg ist es das Schlossrestaurant Lieschen & Louise und das Restaurant Havelblick mit kleinen Extras.
 

Hat denn das, womit sie sich anderthalb Stunden lang beschäftigt haben, einen Bezug zur Gegenwart? »Ja«, meint Finn, »der Gedanken an den Ukraine-Krieg und dass es danach dann auch Friedensverhandlungen geben muss, das kommt ja nie raus aus dem Kopf.«
 

Was bringt die besondere Konstruktion des Schlosses für Herausforderungen bei der Sanierung mit sich?

Das Pfaueninselschloss ist das einzige Fachwerkschloss der Stiftung. Bei dieser Konstruktion ergibt sich ein gewisses Risiko für die Innenräume. Denn wenn saniert wird, ist wirklich nur eine einzige „Haut“ zwischen Innen und Außen. Man muss daher unheimlich aufpassen, dass Baustoffe nicht ins Innere gelangen. Und wenn Zimmerleute einen Riegel oder Pfosten des Fachwerks austauschen, entstehen Schwingungen, die sich auf keinen Fall ins Innere übertragen dürfen, sodass es dort zu Rissbildungen kommt. Besonders gefährdet sind die Putzoberflächen in den Innenräumen, darunter auch die Deckengemälde. Die Papiertapeten oder textile Wandbespannungen können schon mehr aushalten. Eine weitere Herausforderung bei der Sanierung ist natürlich die Insellage der Baustelle. Wir haben insgesamt nicht viel Platz auf der Baustelle, denn die Pfaueninsel ist ein Naturschutzgebiet und ein Gartendenkmal. Jeder Transport auf und von der Insel muss im Vorfeld gut geplant sein.
 

Die Ausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial“ wird Biografien und Sammlungsobjekte der Schlösser und Gärten aus anderen Perspektiven beleuchten.

Schlösser. Preußen. Kolonial.
Biografien und Sammlungen im Fokus
4. Juli bis 31. Oktober
Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel & Altes Schloss
Di–So, 10–17.30 Uhr, letzter Einlass 17 Uhr
Eintritt: 14 Euro / ermäßigt 10 Euro
Abendticket: 10 / 6 Euro, gültig ab 16.30 Uhr
spsg.de/kolonial

 

Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 02.2023

 

 

 

Die Ausstellung versteht sich als ein erstes Ergebnis eines Prozesses in der Auseinandersetzung mit den Sammlungen der Schlösser aus neuer Perspektive. Die Geschichte ist noch lange nicht erzählt, die Reise hat gerade erst begonnen. Ergänzend zur Ausstellung im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg machen in den Paraderäumen im Alten Schloss Informationstafeln auf die bisher nicht erzählten kolonialen Geschichten aufmerksam. Hinweise finden sich auf Schwarze Menschen am Hof, auf europäische Umdeutungen und Verfremdungen chinesischer Kunst, aber auch auf exotisierende und rassistische Darstellungen in Kunstwerken, die das eurozentrische Weltbild ihrer Zeit erkennen lassen.

 

Die Ausstellung ist noch bis zum 31. Oktober im Schloss Schönhausen zu sehen.

 

Goldnarben
Künstler:innen der Ukrainian Cultural Community zu Gast im Schloss Schönhausen
Schloss Schönhausen
12 Mai bis 31. Oktober 2023
Di–So 10–17:30 Uhr
8 €, ermäßigt 6 €
barierefrei
www.spsg.de/goldnarben

 

 

 

 

Information

Die „Kaiserkrippe“ ist im Rahmen der regulären Führungen im Neuen Palais zu sehen:
Mittwoch bis Montag 10–16:30 Uhr, Karten sind vor Ort im Besucherzentrum am Neuen Palais erhältlich.

Zudem bietet die SPSG im Neuen Palais thematische Weihnachtsführungen an, alle Termine dazu finden sich unter www.spsg.de/weihnachten


Tipp

Bei unserer Instagram Live Führung am 11. Dezember 2023 um 15 Uhr können Sie die Krippe im Grottensaal sehen und zudem erfahren, wie die kaiserliche Familie hier einst das Weihnachtsfest gefeiert hat. Die Führung wird per Livestream auf unseren Instagram Kanal @spsgmuseum übertragen und holt Ihnen eine ordentliche Portion Weihnachtsstimmung ins heimische Wohnzimmer.

Weitere Informationen

 

 

 

 

 

 

 

 

Blick auf die Decke im Bankettsaal: Die haustechnischen Anforderungen an Lüftung, Akustik und Licht werden selten in einer gestalterisch so hochwertigen Art und Weise umgesetzt. Derartigen Beispielen merkt man an, dass die Architekten regelrecht Spaß am Gestalten gehabt haben müssen.

Bei ihrem Staatsbesuch am 2. November 2004 wird die Queen von Bundespräsident Horst Köhler im Ehrenhof des Schlosses empfangen.
Foto: SPSG / Andreas Jacobs

Die Saat der Wunderblume wird in der Parkgärtnerei von der Mutterpflanze abgeerntet. Jedoch werden nicht alle Pflanzen abgeerntet. Das hat den Grund, dass einerseits einige Pflanzen nicht mehr im Handel erhältlich sind, weil sie zu historisch sind, und andererseits sind Pflanzen resistenter, wenn sie in der Parkgärtnerei heranwachsen und so schon an die Verhältnisse in den Gärten gewöhnt sind.

Manche Pflanzen geben mehr Saatgut her als andere, also ist das Bestellen von Saatgut oft auch eine Notwendigkeit. Neben der Menge an Saatgut ist auch das Aussehen eines Samens einer jeden Art unterschiedlich. Jedes Saatkorn ist auf seine Weise einzigartig. Die Form und Größe jeder Art unterscheidet sich, groß oder klein, breit oder schmal, hell oder dunkel.

Vor seiner Abreise nach Italien hatte Rauch dem König noch vorgeschlagen, zwei hohe Marmorkandelaber zu beiden Seiten des Grabdenkmals aufzustellen. Ausgeführt wurden sie von ihm und Christian Friedrich Tieck (1776–1851) und zeigen die drei Horen bzw. die Parzen, wie sie reigenartig die Säulen umziehen. Lichterschalen tragende Adler bilden die Bekrönung der Kandelaber, die auf dreiseitigen, mit preußischen Adlern bzw. mecklenburgischen Stierköpfen wappengeschmückten Postamenten emporwachsen.

Die Gegenüberstellung der griechischen Jahreszeiten- und Schicksalsgöttinnen war ein Lieblingsmotiv der Romantik und entsprach der landschaftlichen Einbettung des Mausoleums in den Schlossgarten. Nach abenteuerlichen Irrwegen, verursacht durch die Befreiungskriege, trafen Grabmonument und Kandelaber erst im Mai 1815 in Charlottenburg ein, um sogleich im Mausoleum aufgestellt zu werden.

Als Friedrich Wilhelm III. 1840 starb, wurde auch er im Mausoleum beigesetzt und mit einem von Rauch gefertigten Sarkophag geehrt. Durch Anfügung eines Querbaus mit Apsis nach Entwurf Schinkels erhielt der Gedächtnistempel 1841–1842 unter Leitung Ludwig Ferdinand Hesses ein kirchlich religiöses Gepräge. Das Apsisfresko von Carl Gottfried Pfannschmidt zeigt Christus als thronenden Weltenherrscher zwischen Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise, die ihm ihre Kronen darreichen.

Traditionell begann das Diner mit „Karpfen blau“. Landwirtschaftsminister Victor von Podbielski sorgte persönlich dafür, dass 25 Pfund Karpfen aus der Oberförsterei Steinbusch an das Oberhofmarschallamt geliefert wurden. Es folgte „Schinkenauflauf mit grünem Spargel“ sowie als Höhepunkt des Essens die Weihnachtsgans. Im Anschluss wurden „Mince Pies“, ein süßes Mürbegebäck mit einer Rosinen- und Apfelfüllung, gereicht. Die Mutter Wilhelms II., Kaiserin Victoria, hatte aus ihrer englischen Heimat die Pasteten am preußischen Hof etabliert. Eine weitere Tradition, die Victoria begründet hatte, war das Servieren von Christmas Pudding. Kaisertochter Victoria Luise erinnerte sich, dass der Pudding „mit Alkohol übergossen und brennend hereingetragen wurde. Jeder war darauf bedacht, dass auch sein Stück brannte, da man sagte, das bringe Glück.“

Nachdem das Läuten der Glocke verkündete, dass die Bescherung bevorstand, begab sich die Festgesellschaft zum Grottensaal. Nach dem Öffnen der Flügeltür um Punkt 16.45 Uhr bot sich ein beeindruckender Anblick. Durch die Reflektion des Lichtes der Kerzen an den Christbäumen war ein besonderer Zauber entstanden. „An unseren Tischen angekommen, hieß es noch einmal warten, bis die Eltern jedem einzelnen seine Geschenke überreichten.“

Im November 1943 schien die barocke Pracht unwiederbringlich verloren – die Kapelle wurde durch Bomben völlig zerstört. Lediglich kahle Wände ragten in den Nachkriegshimmel. Doch dank vieler Farbphotographien, die noch kurz vor der Zerstörung aufgenommen wurden, entstanden die goldenen Stuckaturen, die monumentale Krone mitsamt den unermüdlichen Putten und die Gemälde bis 1970 originalgetreu wieder. So ist in der Schlosskapelle die Geschichte der preußischen Hohenzollern bis heute auf einzigartige Weise erlebbar.

Weitere Informationen zum Schloss Charlottenburg gibt es hier
https://www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/schloss-charlottenburg-altes-schloss/

Ein weiteres fest in die Wand integriertes Leinwandgemälde „Tamerlan und Bajazeth“, von Andreas Celesti um 1700 gemalt, kann im Tamerlanzimmer innerhalb der Führungstour hinter dem Grottensaal betrachtet werden.

Ebenfalls in Nachbarschaft zum Grottensaal liegt die Marmorgalerie, deren drei große und zwei kleinere Deckengemälde von Chistian Bernhard Rode letztmalig in den 1960er Jahren restauriert wurden. Sie sind heute in einem Zustand, der ein erneutes Bearbeiten erfordert. 

Wieviel Zeit ist für solch eine Zustandsuntersuchung nötig?

Im Jahr 2018 wurde beispielsweise mit der EPICO Methode das Schloss Maintenon, im Departement Eure-et-Loir, untersucht. Dort waren mit Vorbereitung, Datensammlung, Auswertung sowie Formulierung der Empfehlungen zwei Kollegen 19 Arbeitstage beschäftigt. In Maintenon war die zu begutachtende, gestaltete Fläche im Schlossmuseum ähnlich groß wie in Sanssouci.

Welche Zustände werden untersucht?

Es werden Checklisten von typischen Veränderungen/Schäden an den Oberflächen der Räume und Objekte abgearbeitet. Die sichtbaren Auswirkungen von Klima, Staub, Licht, Schadinsekten, Kondensationsfeuchte u.a. werden vermerkt. Für weitere Details zur EPICO-Methode kann die offzielle Broschüre als PDF heruntergeladen werden. Weitere Informationen finden sich auch unter http://www.europeanroyalresidences.eu.

Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen uns alle, dass es gelingt!

Neuigkeiten zum Projekt und dem bisher geplanten Programm gibt es unter www.spsg.de/innachbarsgarten

 

Kronprinz Friedrich Wilhelm bestieg im März 1888 im Alter von 56 Jahren schwerkrank den Thron, nannte sich Friedrich III. und ging als 99-Tage-Kaiser in die Geschichte ein, da er bereits am 15. Juni desselben Jahres starb. Ein Jahr nach seinem Tod wurde nun eben jener Architekt Raschdorff, vermutlich auf Veranlassung der Witwe, Kaiserin Victoria (1840-1901), die sich inzwischen „Kaiserin Friedrich“ nannte, damit beauftragt, ihm ein angemessenes Mausoleum zu errichten. Bei dem etwas geheimnisvoll hinter den Bäumen hervorlugenden Gebäude handelt es sich somit um eine kaiserliche Grablege.

Im Schloss Sanssouci

Don’t ask – don’t tell

„Don’t ask, don’t tell“ – diese langjährige Leitschnur im amerikanischen Militär – bekenne Dich zu nichts: bleibt alles im Ungefähren, ist alles in Ordnung – könnte schon für den König von Preußen eine Leitschnur gewesen sein. Derartige Geschichten konnten den berühmten Preußenkönig im Zweifelsfalle nur noch interessanter machen. Warum also hätten sich die Zeitgenossen, neben dem unbestrittenen Unterhaltungswert, soviel Mühe geben sollen, permanent völlig aus der Luft gegriffene Gerüchte zu streuen? Friedrichs gescheiterte Flucht am 5. August 1730 war der Versuch, der Tyrannei des Vaters – der drastischen Gegenwelt zu seinen eigenen Lebensvorstellungen – ein Fanal entgegenzusetzen oder ihr sogar tatsächlich zu entkommen. Sein Leidensdruck dürfte nicht zuletzt aufgrund der tumb-heterosexuell geschilderten Atmosphäre nahezu existenziell gewesen sein. Stattdessen ergab er sich schließlich scheinbar dem Vater und 1733 auch der Heirat mit Elisabeth Christine, die er standesgemäß, aber bekanntermaßen wenig liebevoll behandelte und seit seiner Thronbesteigung nur noch selten sah. Vielmehr konnte er damit seinen persönlichen Freiraum erweitern und machte aus diesem Motiv auch gar keinen Hehl.

Bis zum Tod des Vaters lebten Friedrich und seine Gemahlin gemeinsam in Rheinsberg, das er in diesen Jahren in einen lebenslustigen und feinsinnigen Musenhof mit zahlreichen – männlichen wie weiblichen – Vertrauten verwandelte, junge, hübsche Pagen inklusive. Danach lebte die Königin in Schönhausen und repräsentierte – erfolgreich und anerkannt – in Berlin. Sanssouci blieb für sie tabu. Seit der Thronbesteigung 1740 und dem Kriegsbeginn im selben Jahr passt das tradierte Klischee vom rücksichts- und selbstlosen Feldherrn und Politiker bis hin zum Alten Fritz scheinbar nicht mehr zur ebenso klischeehaften Vorstellung von einem schwulen Monarchen. Was Kindheit und Jugend aus Friedrichs Seele und Gefühlen gemacht haben mögen, können wir uns heute nicht mehr annähernd vorstellen. Viele von den zeitgenössisch und später kolportierten „Geschichten“ eignen sich bestens für eine jeweils interessengeleitete Projektion, mal von Friedrich selbst, mal von seinen Gegnern, mal von seinen Apologeten oder seinen Kritikern. Was davon gelebte Praxis war, bleibt im Dunkel, so auch, welche Rolle Sexualität in welchem Lebensabschnitt Friedrichs überhaupt spielte. Seinen Vorlieben blieb er dennoch zeitlebens treu.
 

Als weiteres Zeugnis des Preußenbesuchs der Familie Sargent zeigt die Rückseite der Charlottenburger Zeichnung eine Skizze der „Amazone zu Pferde“ von August Kiss, welche seit 1841 auf der östlichen Treppenwange vor Karl Friedrichs Schinkels Königlichem Museum („Altes Museum“) in Berlin steht. Die monumentale Bronzeplastik, welche zu den Meisterwerken der Berliner Bildhauerschule des 19. Jahrhunderts zählt, stellt eine berittene Amazone dar, welche mit einem Speer einen angreifenden Tiger abwehrt. Sargent gab nicht nur die Umrisse der Skulptur in raschen Zügen wieder, sondern skizzierte am linken oberen Rand des Blattes das angespannte Gesicht der Kriegerin aus der antiken Sagenwelt im Detail. Außerdem sind auf dem Blatt menschliche Figuren, ein Ochsenkopf und ein Pferd erkennbar. Während Sargent für das Erstellen dieser Zeichnungen nur wenige Momente gebraucht haben dürfte, so könnte er – dem Blickwinkel nach – auch kurz am Fuß der Großen Granitschale vor dem Museum Platz genommen haben. Diese war 1829 aufgestellt worden und ruhte schon damals auf einem Sockel mit Sitzgelegenheiten.
 

Heute stehen in der Osthalle wieder Palmen, Oleander und Zitrusgewächse, wie Orangen, Pomeranzen und Grapefruits. Der Pflanzenbestand der Westhalle besteht hauptsächlich aus Lorbeer. Insgesamt sind es mehr als 1000 Pflanzen. Der Großteil wurde im Verlauf der letzten Jahrzehnte von den Gärtner:innen angezogen. Einige sehr alte und sehr große Pflanzen, unter anderem verschiedene Palmen, sind jedoch erhalten. Der älteste Lorbeer ist etwa 180 Jahre alt. Die größten Palmen sind Phönixpalmen, die etwa 200 Jahre alt sind. Einige der Riesen sind inzwischen so groß, dass es schwierig wird, sie in die Orangerie ein- und auszufahren. Die Decke der Halle ist in einem Teilfeld für die höchsten Pflanzen immerhin 11 m hoch!
 

Delfter Fliesenarbeiten

Noch mehr Holland ist in Caputh zu entdecken. Den Landsitz am Templiner See machte der Große Kurfürst seiner zweiten Gattin Dorothea 1671 zum Geschenk. Festsaal und Gemächer sind mit Kostbarkeiten aus der kurfürstlichen Kunstsammlung ausgestattet. Von rund 120 im Schloss gezeigten Gemälden stammt mehr als die Hälfte von niederländischen Malern des 17. Jahrhunderts. Das Deckengemälde im Porzellankabinett wird Jacques Vaillant aus Amsterdam zugeschrieben, der als Historienmaler am kurfürstlichen Hof in Berlin tätig war.
 

Beide Ausstellungsteile gehören zusammen und können nacheinander – in beliebiger Reihenfolge – mit demselben Ticket besichtigt werden. Spuren der Kolonialgeschichte Brandenburg-Preußens – hervorgehoben durch Informationstafeln – sind auch in anderen Schlössern der SPSG zu finden.
 

Oft wird gefordert, dass die SPSG die Kunstwerke, vor allem im Außenbereich, besser schützen müsste. Geht das?

Generell kann man sagen, dass, wenn der vorsätzliche Wille zur Zerstörung da ist, dies auch mit aller Gewalt in die Tat umgesetzt wird. Dies könnte man nur verhindern, indem man einen Wachmann oder Polizisten neben das Kunstwerk stellt oder das Objekt unter Strom setzt. Eine Kamera springt nicht von der Wand, um die Täter:innen aufzuhalten. Sie kann zwar dokumentieren, was die Ermittlungen anschließend vereinfacht, aber kann eben keine mutwilligen Zerstörungen verhindern.
Im Fall der „Flora“ werden wir uns bei der Wiederaufstellung überlegen, was wir tun können, um die Skulptur besser zu sichern. Allerdings ist die Plinthe, also der kleine Sockel, auf dem die Skulptur steht, nicht sehr hoch. Das heißt, wir können einen Dübel nicht 30 Zentimeter in die Skulptur einführen, weil die Substanz dafür fehlt. Insofern müssen wir immer schauen, was überhaupt möglich ist. Viele Skulpturen haben einen Kippschutz, auch gegen Vandalismus. Aber in erster Linie ist es ein Sichern gegen starke Windböen oder das ungewollte Umstoßen, zum Beispiel, wenn jemand rückwärts beim Fotografieren versehentlich dagegen stößt. Im Falle der Skulpturen, die auf Dächern stehen – wie bei der Neptungrotte und der Bildergalerie – begeben sich die Täter:innen zudem auch selbst und bewusst in absolut lebensgefährliche Situationen. Die bestehenden Barrieren werden überwunden, dort kann man nur sehr eingeschränkt zusätzlich sichern.

 

 

 

 

Mit was für Folgen des Klimawandels muss sich die Stiftung noch beschäftigen?

Wir reden beim Klimawandel natürlich sehr viel über Trockenheit. Aber wir haben auch ein großes Problem mit Starkregen. Da werden teilweise Wege aus- oder weggespült und Hänge abgetragen, wenn auf ausgedörrte Böden plötzlich sehr viel Regen fällt. Durch Starkregen und Stürme haben wir auch sehr viel mehr Probleme mit den Dächern der Denkmäler. Ein anderer Bereich, in dem wir schleichende Veränderungen beobachten, sind die Schädlinge, die nun infolge der sich verändernden Temperaturen und Feuchtigkeiten auftreten. Das passiert nicht nur in den Parks, sondern auch in den Schlössern. Wenn es in bestimmten Räumen oder Ecken wärmer wird, wird das plötzlich für andere Lebewesen interessant. Alle Formen von organischen Materialien, also Holz, Leinwand, Textilien sind gefährdet. Das ist nicht neu. Aber mit neuen Arten haben wir jetzt einen zusätzlichen Kontroll- und Arbeitsaufwand.

Das farbige Glasbild im Treppenhaus stammt von dem Künstler Walter Womacka und stellt die Geschichte der deutschen Arbeiter­bewegung dar. Kurz nach der Wende wurde es durch einen Vorhang abgedeckt, was zu erheblicher Kritik in der Fachöffentlichkeit führte.

Vor der Parkgärtnerei befindet sich ein farbenfrohes Blumenbeet, das Mutterpflanzen-Quartier. Hier werden Pflanzen kultiviert, die vermehrt oder erhalten werden sollen. Auch diese Beete müssen abgeerntet, gepflügt und gefräst werden.

Große Agaven haben kleine Kindel – diese werden gepflegt und aufbewahrt, um sie in ein paar Jahren, wenn sie größer sind, mit zu verpflanzen. Allerdings wird dies noch einige Jahre dauern, da die Agaven sehr langsam wachsen.

In dem Gewächshaus finden sich neben Buntnesseln auch einige Hochstämme wie Fuchsien wieder. Sie werden ebenfalls in der Parkgärtnerei gezüchtet. Ein Steckling wird gesteckt, wächst er gerade und ist kräftig, wird er an einem Stab festgebunden. Daran soll er hoch und kompakt wachsen, deshalb müssen auch die Triebe des Stammes entfernt werden.

Die Darstellungen der vier Elemente in der Stuckdekoration der Goldenen Galerie entschlüsseln die Kinder mühelos, weil sie die einzelnen Gegenstände erkennen und sogar Dreizack und Zweizack zuordnen können. Hier, in dem wohl prächtigsten Raum des Schlosses, finden sie die typische Ornamentik des Rokoko wieder, die sie bereits in der Versilberten Kammer studiert haben. 

Gerade, geometrische Formen der Beete treffen auf die natürlichen Züge eines Landschaftsgartens – das Parterre von Sanssouci und der Marlygarten bilden starke Kontraste und veranschaulichen den „gemischten Stil“ des Parks Sanssouci auf schönste Weise.

Im Jahr 1899 erhielt der 16-jährige Eitel Friedrich das Buch „Der Trompeter von Säckingen“, Adalbert bekam ein gerahmtes Bild der Kaiserin Augusta, für August Wilhelm war eine Schwarzwälder Uhr besorgt worden, der 11-jährige Oskar erhielt zwei Bücher über Malerische Studien, der jüngste Sohn Joachim bekam das Spiel „Klar Schiff“ und für Victoria Luise waren ein Schirm, ein Teetisch mit drei Tellern, drei Tassen sowie zwei Hundewelpen ausgewählt worden.

Ein besonderes Geschenk erhielt in jenem Jahr der 17-jährige Kronprinz Wilhelm. Der Thronerbe wünschte sich eine Violine zu Weihnachten. Er bekam die kostbare Amati-Geige aus dem Besitz Friedrichs des Großen. Bei der Übereignung des Instrumentes wies der Chef des Zivilkabinetts, Hermann von Lucanus, ausdrücklich darauf hin, dass die Violine Eigentum der Krone sei und dem Kronprinzen nur zur Benutzung überwiesen worden ist. Nachdem das Instrument durch den Konzertmeister Johann Strauss eingespielt wurde, konnte die Violine auf den Gabentisch des Kronprinzen gelegt werden.

Über die Geschenke, die der Kaiser und die Kaiserin erhalten haben, sind wir durch Aufzeichnungen des Oberhofmarschallamtes genau informiert. 1903 bestand die Liste der Geschenke für Wilhelm II. aus 43 Einzelpositionen. Dazu gehörten ein „Jagdgewehr mit aufgeschraubten Fernrohr“, zwei „große blaue Vasen mit Tannenmalerei“ (vom Zaren von Russland), zwei „Deckelvasen (Delft-Muster) mit Engelmalerei“ (vom Großherzogpaar von Baden), eine Garnitur (5 Stück) goldene Manschettenknöpfe, mit der Kaiserstandarte“, ein „Hemdenknopf mit Etui, großer Opal“, eine versilberte, innen vergoldete Zigarettendose, eine „Marmorfigur auf schwarzem Grund, Friedrich den Großen darstellend“, ein Hafenbild in Goldrahmen (von Prof. Carl Saltzmann), eine gerahmte Bleistiftzeichnung des Reichskanzlers Bernhard von Bülow, mehrere englische Bücher, darunter ein Buch über Königin Victoria.

Die Geschenke für die Kaiserin waren ähnlich umfangreich wie die ihres Mannes. Im Jahr 1903 erhielt Auguste Victoria zehn Zobel, „drei Pakete“ Chinchilla-Pelze, einen Nerzkragen, eine Boa aus weißen Straußenfedern sowie einen goldenen Schirmstock mit großem Opal (alle von Wilhelm II.), einen Fächer mit dem Bildnis der Prinzessin Victoria Luise (von Gräfin von Brockdorff), zwei große Straußenfedern (von Prinz Adalbert), eine Bleistiftzeichnung mit dem Porträt des Prinzen Adalbert (von Claire von Gersdorff), einen „Photographische[n] Apparat mit Holzstativ“ sowie einen Hand-Atlas von Stieler. An der Bescherung nahmen die Hofdamen der Kaiserin, die Herren des Gefolges des Kaisers sowie die Erzieherinnen und Gouverneure der Kinder teil.
Ein besonderer Effekt wurde mit dem Anzünden der Kronleuchter und Weihnachtsbäume im Grottensaal geboten. Alle am Kronleuchter aufgesteckten Wachskerzen waren durch einen langen Docht miteinander verbunden, so dass die Lampiers nur eine Kerze anzünden mussten, im Dominoeffekt erfolgte dann das Abbrennen des Dochtes und das Anzünden jeder einzelnen Kerze. Am Weihnachtsabend waren die Christbäume mit den Kronleuchtern verbunden worden, so dass das Kerzenlicht auf die Bäume übergeleitet wurde - ein einzigartiges Schauspiel. Gegen 19.15 Uhr zogen sich die Familie und das Gefolge zurück. Aber schon um 20.30 Uhr traf sich das Kaiserpaar mit seinen Gästen zu einer zweiten Abendtafel im Grottensaal wieder zusammen. Der Heilige Abend wurde schließlich gegen 23.00 Uhr beschlossen…

Der Besuch eines Gottesdienstes fand traditionell erst am 25. Dezember statt. Die kaiserliche Familie begab sich mit Kutschen, später Automobilen, zur Garnisonkirche in Potsdam oder der Friedenskirche im Park Sanssouci. Nach dem Ende des Gottesdienstes legten sie den Weg bei gutem Wetter zu Fuß in das Neue Palais zurück und widmeten sich dem weihnachtlichen Familienleben.

Dazu gehört die Welt der Schlösser und Gärten – sie bilden mit ihrer Pracht den Teil des historischen Erbes, der sich ganz der Schönheit und damit dem Genuss widmet.
Wohlgemerkt neben dem Schatten, dem Abgrund und dem Grauen der Geschichte – ihrer dunklen Seite, die ebenso in der Erinnerung bleiben muss und ebenso wenig vergessen werden darf.

Die Tafel kann bis zum 01. Januar 2019 besichtigt werden.

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Als weitere Option für gestaltete Wandflächen gibt es die bemalten Papier- oder Textiltapeten aus Baumwolle, Leinen oder gar Seide. Auf diese sei hier nicht näher eingegangen, denn viele von ihnen können wegen Zustand und Empfindlichkeit nicht mehr als Original vor Ort gezeigt werden. Sie sind zumeist deponiert und z.T. durch Rekonstruktionen ersetzt.

Auch die kostbare Papiertapete aus dem chinesischen Zimmer mit Bettalkoven, welche ab Mitte des 19. Jh. eine bemalte Seidentapete ersetzt, und zwischenzeitlich sogar im Chinesischen Haus angebracht war, ist derzeit im Depot untergebracht.

Treppen

Die Blockstufen und Podestplatten der nördlichen Frei- und beider Ufertreppen samt Bootsanleger waren nicht mehr betretbar, weil sie zum großen Teil aus ihren ursprünglichen Positionen verschoben waren. Der gesamte Bereich bedurfte umfangreicher Reparaturen. Die Stufen wurden vollständig aufgenommen und nach der Herstellung eines neuen tragfähigen Unterbaus wiederverlegt. Die Uferpodeste, die zum Teil nur noch fragmentarisch erhalten waren, sind komplett wiederhergestellt worden. Dabei wurden die fehlenden Platten und Einfassungen materialgetreu in Sandstein ergänzt. Die südliche Freitreppe war bereits 1997 instandgesetzt worden.

Halt 5: Am Abend des 12. Oktober 1828 erreichte Friedrich Wilhelm (IV.) Pisa und besichtigte sogleich die Piazza dei Miracoli mit dem Dom, dem Baptisterium, dem Schiefen Turm und dem Camposanto. Die Eindrücke dieses Besuchs hielt er in seinem Tagebuch fest: „[…] zu Pisa, wo wir uns des herrlichen Abends wegen gleich auf die Beine machten & den unbegreiflichen Dom & das noch unbegreiflichere Campo Santo besahen bis uns die Dunkelheit vertrieb.“

Zum ersten Mal seit 170 Jahren wurde das Mosaik im vergangenen Sommer restauriert. Leimfarbenlasuren, die 1845 zur Schließung von Fehlstellen über die Mosaiksteinchen gezogen wurden, mussten gefestigt werden. Hohlstellen wurden hinterfüllt, fehlende Mosaiksteinchen ergänzt. Besonders auffallend ist das Ergebnis der Reinigung der hellen Bildbereiche, welche durch Staubschichten vergraut waren, sowie die farbige Retuschierung der sich hell abzeichnenden Plattenfugen.

Das 250-jährige Jubiläum der Fertigstellung des Neuen Palais begehen wir mit zahlreichen Sonderführungen. Bis November 2019 werden in regelmäßigen Abständen Kuratoren und Restauratorenführungen angeboten, welche die enorme künstlerische Vielfalt des Schlosses zeigen und auf verschiedene Themen und Bereiche des Schlosses eingehen werden.

Die Sonderführungen gehen auf spezielle Bereiche des Schlosses wie den Grottensaal oder die königliche Bibliothek ein, die Spezialführungen widmen sich bestimmten Ausstattungsgegenständen des Schlosses wie Möbeln, Uhren und Seiden. Einige dieser Führungen bieten die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen des Schlosses zu werfen und Räumlichkeiten zu besichtigen, welche normalerweise für Besucher nicht zugänglich sind.

Detail aus Präsentation „Introduction de la méthode EPICO“, D. Forleo et al., Version April 2019, Château de Versailles.

Wühlmäuse sind auch Rosenfans, daher ist ein besonderer Schutz für das Wurzelwerk mit einem Drahtkorb notwendig. Es ist unklar, welche Pflanzen am Fuße der Hochstämme blühten, da es keine Überlieferung historischer Pläne für die Unterpflanzung gibt. Die Gärtner:innen haben daher eine gewisse Freiheit bei der Erststellung der Pläne für die Frühjahrs- und Sommerbepflanzung. In den letzten Jahren dominierte der blau blühende Lavendel als Farbkontrast.
 

Eine Version unserer Sage erzählt, dass Kurfürst Johann Georg Anna lebendig in einem Treppenturm im Jagdschloss Grunewald einmauern ließ. Und richtig, neben dem großen Wendelstein, den alle Besucherinnen und Besucher der Ausstellung nutzen, existiert noch ein zweiter, kleiner Wendelstein, der das erste mit dem zweiten Obergeschoss verbindet. Die Sage will wissen, dass diese Treppe in der Zeit von Joachim II. noch bis in das Erdgeschoss reichte …
Diesen kleinen Wendelstein dürfen die Gäste der Kindergeburtstage nutzen, um in das zweite Obergeschoss zu steigen, ganz so wie es auch Joachim II. getan hat. Echte Gespenster sind im Jagdschloss Grunewald noch keinem von uns begegnet. Allerdings hat sich schon mehrfach ein Fenster im Eingangsbereich zur Großen Hofstube aus seiner Verankerung gelöst und ist laut polternd in den Flur gefallen. Verletzt wurde zum Glück niemand. Es blieb bei einem Schreck.
Aber wer weiß, vielleicht schaut sie uns ja zu, die „Weiße Frau“ im Jagdhaus zum grünen Wald, die schöne Gießerin Anna Sydow.

 

Weitere Informationen zum Jagdschloss Grunewald

 

 

Der Obelisk ist ein kleiner Denkanstoß, mit wachem Blick durch die Gärten oder Orte zu laufen, denn alle Objekte, wie hier im Charlottenburger Schlossgarten, erzählen Geschichte(n) – und entgegen der weit verbreiteten Auffassung kann man auch zuweilen moderne Kunst in unseren Gärten entdecken. Und der Obelisk gibt zudem auch Anstoß, über die Bedeutung und Funktion von Denkmälern nachzudenken. Jede:r Besucher:in soll dazu inspiriert und eingeladen werden, seine oder ihre eigene Symbolik, ohne jeglichen historischen Hintergrund, mit dem Obelisken zu verbinden – oder vielleicht auch nicht. Sollte vielleicht der 11. März für Sie auch eine besondere Bedeutung haben, besuchen Sie den Obelisken, der symbolisch für Sie im Schlossgarten Charlottenburg steht.

 

Weitere Informationen zum Schlossgarten Charlottenburg


In einer früheren Version des Beitrags war zu lesen, die Inschrift auf dem Obelisk sei – neben Deutsch, Englisch und Französisch – auf Lateinisch eingraviert. Korrekt ist jedoch Serbokroatisch. Wir haben diesen Fehler korrigiert.


 

 

Westlich des Mittelrisalits befinden sich die Figuren von Joachim Dunkel. Seine Figuren zeichnen sich durch ausladende Gestik aus. Die Gesichter sind grob gehalten, Nase sowie Mund und Augen stark vergrößert. Die Oberfläche hat Dunkel rau gestaltet, und damit die Spuren seiner Arbeit sichtbar gelassen. Den Abschluss im Westen bilden die Figuren von Karl Bobek. Sein herculus musarum, der mit einer Lyra ausgestattet den Bezug zu den Künsten herstellt, ist in sich bewegt doch weder heroisch noch bedrohlich.

1996 wurden die Plastiken bereits wieder von der Balustrade genommen und 1999 begann man die gesamte Balustrade zu sichern. Die Plastiken drohten aufgrund ihres geringen Gewichts Windböen zum Opfer zu fallen. Neben der Restaurierung der Plastiken und deren Neuanstrich verbesserte man die Montagetechnik und die Stabilität der Balustrade, so leiten 1,50 m lange Edelstahlstangen die Kräfte über die Balustrade in den Bau ab.

Seit 2014 stehen sie wieder auf dem Dach und schauen auf den Garten des Schlosses. Sie sind ein gutes Beispiel für die gelungene Integration von zeitgenössischer Kunst in einen historischen Kontext.
 

 

 

Die Restaurierung des Bacchus wird über eine Spende der Familie Kaschube finanziert. Adolf Kaschube, von Beruf Ingenieur für Wasserbau, interessiert sich besonders für die Wasserspiele in den Gärten und Parks. Als Mäzen hat er die Stiftung in den vergangenen Jahren mehrfach sehr tatkräftig vor allem dort unterstützt, zuletzt zugunsten des Löwenbrunnens an der mittleren Orangerieterrasse. Danach galt seine Hilfe der Sanierung eines wichtigen Bereichs am Heizhaus auf dem Weinberg Klausberg, das die Aufenthaltsqualität vor allem der Mitarbeiter:innen unseres Kooperationspartners Mosaik e.V. dort deutlich verbessert. Dabei sah er ein historisches Fotos von dem Bacchus auf dem Weinfass: Gibt es die Skulptur noch? fragte er und sprach einen Herzenswunsch aller am Berg aus; er ließ nicht locker, bis die Stiftung Untersuchungen beauftragte, ob das seit Jahrzehnten deponierte Original tatsächlich wieder aufgestellt werden kann. Mit Erfolg. Zum königlichen Weinfest am Klausberg am 8. Juli 2022 wird der Bacchus als Schmuck und Muse für das Vergnügen bereitstehen. Der königliche Weinberg im Park Sanssouci wird von unserem Kooperationspartner Mosaik e.V. betreut.
 

Die zwei heute ausgestellten Büsten Schwarzer Menschen sind das Ersatzpaar eines anderen Statuenpaares, das heute verschollen ist, jedoch seit dem 19. Jahrhundert in der Kleinen Galerie nachgewiesen werden kann. Genaue Informationen zur Herkunft der Büsten sind nicht bekannt. Dennoch lässt sich vermuten, dass sich diese Büsten in eine gewisse europäische Faszination mit dem „Exotischen“ innerhalb der (Frühen) Neuzeit einordnen lassen.

Wir aktualisieren derzeit die Texte im Audioguide des Schlosses und den schriftlichen Publikationen.

 Am Neuen Palais

Diese Laternenträger gehören zu den durchaus präsenten Objekten der Sammlung mit kolonialen Kontexten. Besonders auch deshalb, da sie sich im Park Sanssouci vor dem Neuen Palais befinden. Sie gehören zu einer Gruppe von insgesamt 54 Figuren, die um das Neue Palais herum positioniert sind. Der Auftraggeber Kaiser Wilhelm II., der die Terrassenanlage in Auftrag gab, stellte anhand der Vielzahl von Figuren seine mythologischen und historischen Vorstellungen verschiedener Völker dar, zu denen auch die beiden afrikanischen Laternenträger gehören.

Im Hofgärtnerhaus wird zuerst auf die planerischen Prozesse zur Zeit Friedrich Wilhelms (IV.) und die Nutzungsgeschichte der Römischen Bäder eingegangen, bevor dann eine durch die Raumfolge inspirierte thematische Auseinandersetzung mit den Innen- und Außenbereichen des Ensembles stattfindet. Ein Blick auf die Gartengestaltung, die Anlegung und Nutzung des italienischen Kulturstücks mit Gemüse- und Obstbepflanzung sowie die heutige Pflege wird genauso thematisiert, wie die Herausforderungen des Klimawandels. Ein Blick in den nächsten Raum beweist den damaligen Reiz des hochkarätigen Skulpturenschmucks, der im Außenraum und in den halboffenen Arkaden aufgestellt war. Die langjährige Einwirkung von Sonne, Temperaturschwankungen und Niederschlägen hat die Oberflächen angegriffen und lässt eine Aufstellung oftmals nicht länger zu.

Auch der letzte Raum bietet einen besonderen Einblick: Ein Möbelstück aus dem Teepavillon wird hier präsentiert und erzählt nicht nur eine Geschichte der prachtvollen Ausstattung dieses Raums, sondern dient auch der Aufklärung über die vielen Herausforderungen die uns während der Planungen beschäftigten. Das Klumpsofa mit seinen organischen Materialien muss unter anderem vor Sonnenlicht, Temperaturschwankungen und Schädlingsbefall geschützt werden. Die Abdunkelung der Fenster macht die Präsentation überhaupt erst möglich. Dass wir das Sofa zeigen können ist jedoch besonders schön, wenn man bedenkt, dass wir ein Gemälde aus dem Teepavillon nicht in der Ausstellung zeigen konnten, weil seine Größe, sein Erhaltungszustand und die klimatischen Gegebenheiten sowie der Transport eine zu große Gefahr dargestellt hätten. Häufig treten unvorhergesehene Probleme auf, die uns zwingen unsere Planungen zu verändern und neue Wege zu finden, eine Geschichte zu erzählen. Die Ausstellung soll also auch vermitteln, wie viel es zu beachten gilt, wenn Objekte gezeigt werden sollen, welche Möglichkeiten es gibt und was getan werden muss, um die Objekte zu schützen.
 

Ein ganzes Jahr – von Januar bis Dezember 1834 – arbeitete der Künstler fast täglich an dem Panorama Berlins. Durch seinen Schreibkalender sind wir gut über seinen Tagesablauf in diesem Jahr unterrichtet. Hier notierte er in Kurzform, an welchem Kunstwerk er arbeitete und welche familiären Ereignisse, Besuche und Abendveranstaltungen stattfanden. Ein schlichtes „Pg“ [Panorama gemalt] verweist an den meisten Tagen des Jahres auf seine Arbeit am Panorama. Ruhetage gönnte sich der Künstler zumindest 1834 nur wenige, auch Samstag wurde regelmäßig und Sonntag häufig gearbeitet. So wissen wir, dass er am 4. Januar 1834 mit den Unterzeichnungen der Bilder begann, mit denen er sieben Wochen beschäftigt war. Anschließend fertigte er die Untermalungen für das Bild an. Ende März schließlich konnte er sich der eigentlichen Darstellung widmen und begann zunächst, die Partien des Himmels, den er als „Luft“ bezeichnete, auch in Ölfarbe auszuführen. Von Juni an (bis September) begann eine neue Phase, in der er vor Ort – auf dem Dach der Kirche – in einer Art „Bude“ malte. Fast täglich konnte man ihn hier im Sommer des Jahres 1834, vor 188 Jahren, antreffen, nur von wenigen Ausnahmetagen abgesehen. Zu diesen gehörte definitiv die Geburt der Tochter Pauline am 19. August. Bereits am nächsten Tag verließ er das Haus jedoch schon wieder, um auf dem Dach der Friedrichwerderschen Kirche zu arbeiten. Die Zeit drängte, das Panorama sollte bereits im September 1834 auf der Ausstellung der Berliner Akademie der Künste gezeigt werden – was zumindest für einen der beiden Teile des Panoramas mit einer kleinen Verspätung gelang. Einen der wenigen weiteren Höhepunkte des Sommers scheint für Eduard Gaertner ein gemeinsamer Ausflug mit den befreundeten Künstlern Friedrich Drake (1805–1882) und Eduard Meyerheim (1808–1879) am 1. Juli zur Pfaueninsel gewesen zu sein, der mit einem Essen im „Russischen Hause“ endete, wobei man den „Tag köstlich verlebt[e]“.
 

Warme Räume – hoher Energieverbrauch

1859 bezog das Kronprinzenpaar – Friedrich Wilhelm, der später Kaiser Friedrich III. (1831–1888) und die englische Prinzessin Victoria, Tochter der Queen Victoria, das Neue Palais. »Vicky« (1840–1901), wie sie genannt wurde, beklagte sich über den mangelnden Komfort und veranlasste den Einbau von Bädern, Toiletten und einer Heizung. Zunächst ließ sie einen nur mit Ziegelsteinen ausgemauerten Kamin in ihrem Wohnzimmer mit Gitterrost und Schutzblech zu einem offenen englischen Kamin umbauen. Erst ab Ende der 1870er Jahre folgte in Etappen der Einbau einer Heizung. Ab 1890 ließ Kaiser Wilhelm II. (1859–1941), der das Neue Palais zu seiner Residenz bestimmt hatte, diese gegen eine leistungsfähigere Zentralheizung austauschen.
 

Ein neues Museum der Garten- und Parklandschaft ist in Planung. Seit Jahrzehnten unterstützen die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten die Erhaltung und Pflege dieses Welterbes. Mit jährlichen großen Spendenengagements fördern sie die SPSG bei ihren anspruchsvollen Projekten. Im nächsten Jahr, am 10. September 2023, werden die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten ihren 40. Geburtstag feiern. Treten Sie ein!

Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 04.2022
 

Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 04.2022

 

 

Die Kapelle im Schloss Charlottenburg wurde von Graeb in mehreren Aquarellen festgehalten. In dieser Ansicht von 1846 dominieren Braun- und Goldtöne, die dem barocken Raum eine warme Stimmung verleihen.
 

Hinab zum Festsaal

Das Treppenhaus der Neuen Kammern von Sanssouci

Besucher:innen betreten die Neuen Kammern von Sanssouci – das Fest- und Gästehaus östlich des Schlosses, das zwischen 1771-75 durch Umbau einer Orangerie entstand – heute über eine Loggia an der östlichen Schmalseite, die erst 1860 unter König Friedrich Wilhelm IV. an das Gebäude angefügt wurde. Zur Zeit Friedrichs des Großen betraten die Gäste das Gebäude von der gegenüberliegenden Schmalseite: Da die Neuen Kammern unterhalb des Niveaus der obersten Weinbergterrasse am Schloss Sanssouci liegen, erfolgte der Zugang über ein Treppenhaus, das man über einen schmalen Weg von eben dieser Terrasse erreichen konnte. Der Zutritt zu den Neuen Kammern war ein echtes Überraschungserlebnis. Beim Zutritt durch eine schlichte Tür auf Höhe der Weinbergterrasse lässt sich das gesamte Gebäude zunächst nicht in Gänze erfassen. Hinter dieser Tür verbirgt sich eine Sandsteintreppe, die hinab auf das Niveau der Neuen Kammern führt. Ihr eleganter Schwung, das schmiedeeiserne Geländer und der Handlauf aus Leder kündigen bereits die Prachtentfaltung der kommenden Räume an. Erreicht man das Ende der Treppe, öffnet sich rechterhand die Tür und man erblickt mit einem Mal in die Enfilade der Festsäle, die sich bis in die Mitte des Gebäudes erstrecken. Als Auftakt und Vestibül fungiert die Blaue Galerie mit ihrer kühlen Eleganz. Es folgen Buffetsaal, Ovidgalerie und schließlich der Jaspissaal im Mittelrisalit.

Das Treppenhaus der Neuen Kammern ist nicht Teil des Rundgangs und daher für Besucher:innen leider nicht zugänglich.
 

Ein Jahr ist natürlich nicht genug für alle Schlösser der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Aber immerhin ein Anfang! Wenn Sie nicht alles schaffen, was Sie sich vorgenommen haben, gibt es einen tollen Trost: Sie unterstützen mit dem Kauf der Jahreskarte auf jeden Fall den Erhalt des Weltkulturerbes mit seinen Schlössern und den rund 800 Hektar denkmalgeschützter Parkanlagen.
 


Auftrag aus der Zukunft: Krieg oder Frieden?
Der game-basierte Rundgang zur Dauerausstellung im Schloss Cecilienhof als Ort der Potsdamer Konferenz 1945 richtet sich vorwiegend an Schulklassen.
spsg.de/schulangebot-cecilienhof

 

Info Actionbound:
Actionbound gibt es seit 2012 auf dem App-Markt. Mit einem Editor können sogenannte Edu-Games von jedem entwickelt werden. Die unterschiedlichen Bounds gelten als Lern-Spiele und enthalten Elemente wie Partizipation, Bewegung und Multimedia. Mittels digitaler Schatzsuchen, Quizfragen oder interaktiven Touren werden Einzelpersonen oder Gruppen durch Innen- und Außenräume geführt.
Die SPSG setzt Actionbound seit 2021 für unterschiedliche Erkundungsspiele in ihren Parkanlagen ein.
spsg.de/actionbound

 

Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 01.2023

 

 

Zurück zum Fachwerk: Wenn nun ein Balken entdeckt wird, der zerfressen ist, wird er dann komplett ausgetauscht?

Es wird versucht, nicht den ganzen Balken oder die ganze Schwelle auszutauschen. Man versucht eigentlich nur, das wirklich geschädigte Holz herauszunehmen, um die alte Konstruktion zu stärken und so viel wie möglich von ihr zu behalten.
 

Schlösser. Preußen. Kolonial.
Biografien und Sammlungen im Fokus
Sonderausstellung
4. Juli – 31. Oktober 2023
Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel, Spandauer Damm 10-22, 14059 Berlin
www.spsg.de/kolonial

 

 

 

Sie sind von Haus aus Restauratorin und Steinbildhauerin. Erläutern Sie doch bitte kurz, was es konkret für Skulpturen aus Stein bedeutet, wenn diese angemalt, beschmiert, besprüht oder Teile von ihr abgebrochen werden?

Marmor und auch Sandstein haben einen Porenraum und sind damit offen für alles, was auf die Oberfläche gebracht wird. Graffiti zieht beispielsweise tief in das Gestein ein und es bedarf eines erheblichen Aufwandes, um solche Substanzen wieder zu entfernen. Teilweise lassen sie sich trotz intensiver Bemühungen nicht mehr herauslösen.
Ansonsten gilt: Marmor und generell Gesteine brechen spontan, das kündigt sich nicht an, wie bei anderen Materialien. Und Steinobjekte lassen sich auch nicht zurückformen, wie beispielsweise Metall. Ein Riss oder ein Bruch ist ein Dauerschaden, der eine erhöhte Angriffsfläche für Wasser, Regen oder Schnee bietet. Folgeschäden muss man demnach immer mitbedenken. Wenn die Brüche sehr kleinteilig sind, wie zum Beispiel bei den Fingern des Neptuns, sind auch die Flächen und Bruchstücke so klein, dass man sie nicht wieder zusammensetzen kann – dann ist es ein Verlust, den wir wieder ergänzen müssen. Das heißt: Modelle werden angefertigt, von Steinbildhauer:innen in Marmor oder Sandstein umgesetzt und wieder an die entsprechende Stelle angesetzt. Solche Maßnahmen sind sehr zeitaufwändig.

Was für zusätzliche Kosten entstehen der Schlösserstiftung durch die Folgen des Klimawandels?

Das lässt sich nur grob schätzen. In den Gärten sind wir wohl schon im Bereich von mehreren Millionen Euro pro Jahr. Bei der Baumpflege und der Abnahme von Totholz kann man es ganz gut erfassen, weil die Aufträge nach außen gegeben werden und wir die Kosten gut verfolgen können. Hier rechnen wir heute mit etwa einer Million Euro jährlich. Das war früher ein Bruchteil davon. Wenn nur ein Drittel der Bäume anwächst, muss man mehr Jungbäume ankaufen. Der Bewässerungsaufwand steigt und damit die Arbeitszeit. Die Schäden durch Extremwetter haben deutlich zugenommen. Auch da gehen wir davon aus, dass wir mindestens im sechsstelligen Bereich pro Jahr sind, um den die Kosten in den vergangenen Jahren gestiegen sind. Insgesamt können wir schon sagen, dass wir durch den Klimawandel Mehrkosten in siebenstelliger Höhe pro Jahr haben.
 

Um hochrangige Politiker wie den amerikanischen Präsidenten Bill Clinton und den israelischen Staatspräsidenten Mosche Katzav zu schützen, waren in den Jahren 2000 und 2005 extreme Sicherheitsmaßnahmen nötig. Sie umfassten weiträumige Absperrungen des Schloss- und Gartengeländes, den Einsatz von Scharfschützen und Spürhunden sowie die Kontrolle aller im Schloss Beschäftigten durch das Bundeskriminalamt.

Sicherheitsstufe I galt auch am 19. Juni 2013, als Bundeskanzlerin Angela Merkel und das Auswärtige Amt US-Präsident Barack Obama zum hochkarätig besetzten Galadiner in die Große Orangerie einluden. Trotz medienwirksamer Politprominenz bedeuten diese Veranstaltungen immer erhebliche Einschränkungen für den Besucherverkehr des Museumsschlosses. Nicht zuletzt gefährdet die „Fremdnutzung“ auch die historische Ausstattung.


Die virtuelle Porzellankammer

Die Oranienburger Porzellankammer, einst die größte und prachtvollste in den preußischen Königsschlössern, steht im Mittelpunkt eines Projektes, welches ab 3. Juli im Schlossmuseum zu sehen sein und von der SPSG-Sammlungskustodin Claudia Sommer vorgestellt wird. Tausende blau-weiße asiatische Porzellanstücke schmückten ursprünglich den Raum und brachten die europäischen Besucher zum Staunen. Die nach 1945 verloren gegangene Raumarchitektur mit Wandpilastern, frei stehenden Säulen und Holzgebälk wird nun durch eine virtuelle Rekonstruktion in einem hochdetaillierten, maß- und profilgetreues 3 D-Modell wieder erlebbar.

Nun bleibt nicht mehr viel zu sagen, außer: Kommen Sie uns im Park Babelsberg besuchen und erleben Sie das Ergebnis von Monate langer Arbeit selbst. Genießen Sie schöne Zeiten in Schloss und Park Babelsberg!

Heute erscheint das ursprüngliche Mausoleum als kleiner Vorbau eines größeren Gebäudes, das nach Entwurf Albert Geyers 1890–1891 abermals erweitert, als vielbesuchte Begräbnisstätte von berühmten Angehörigen des Hohenzollernhauses an Bedeutung gewann. Nach der Beisetzung Kaiser Wilhelms I. 1888 und seiner Gemahlin Augusta 1890, wurden die von Erdmann Encke geschaffenen Marmorsarkophage des ersten deutschen Kaiserpaares ebenfalls in der Gedächtnishalle aufgestellt.

In der für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Gruft sind weiterhin Auguste Fürstin von Liegnitz, zweite Gemahlin Friedrich Wilhelms III., Prinz Albrecht, jüngster Sohn Königin Luises und zu Füßen seiner Eltern, das Herz des in der Potsdamer Friedenskirche beigesetzten Friedrich Wilhelms IV. bestattet worden.

 

Vor Beginn der großen Ausstellung „Friederisiko“ 2012 wurde im Unteren Vestibül das Deckengemälde „Apollo und die Musen“ des Malers Johann Christoph Frisch konserviert, d. h., offenstehende Risse im Bildträger wurden geschlossen und angehobene Malschichten gefestigt.

In diesem Zusammenhang konnten wir auch die ursprüngliche Kronleuchteraufhängung per endoskopischer Untersuchung feststellen und einen neuen Haken an der ursprünglichen Stelle im Deckenbalken befestigen.

Deißler zufolge war Orangerist Oliver Philipp der Agaven-Retter, der sich für den Erhalt des Spargelgewächses einsetzte und die Pflanze zum Blühen brachte. Philipp ist für alle Kübelpflanzen im Schlossgarten Charlottenburg zuständig, deren Bestand 800 bis 1000 Pflanzen umfasst. Da die Agave, die zusammen mit einer zweiten die Umgebung des Neuen Pavillon schmückte, wegen ihrer Größe und Empfindlichkeit nicht mehr transportiert bzw. umgetopft werden konnte, sollte sie eigentlich verkauft werden: „Eine Pflanze, die man nicht im Garten aufstellen kann, können wir nicht behalten.“ Dafür sind die Pflegekosten und der zeitliche Aufwand für die Pflege einfach zu hoch. Orangerie-Gärtner Philipp wollte sie trotzdem behalten – und kümmerte sich fortan liebevoll und sichtbar erfolgreich um sie.

Die Ausstellung „Kaiserdämmerung. Das neue Palais zwischen Monarchie und Republik“
Bis 12. November 2018 im Neuen Palais von Sanssouci, Potsdam.

Schloss Pfaueninsel wurde 1794 bis 1795 vom Potsdamer Zimmermeister Johann Gottlieb
Brendel für König Friedrich Wilhelm II. (1786-1797) und seine frühere Mätresse und enge
Vertraute, Wilhelmine Ritz, als ländlicher Rückzugsort errichtet. Heute sind das Schloss und der
Landschaftspark Pfaueninsel Teil des UNESCO-Welterbes „Schlosser und Garten von
Potsdam und Berlin“. Der Bau zitiert äußerlich die Form eines „römischen Landhauses“, das man
sich damals als ruinenhafte Kastellburg vorstellte.

Bei näherer Betrachtung offenbart sich die Fassade dann als hölzerne Staffage. Als Kontrast dazu birgt das Innere aufwendige, im neuesten Stil der Erbauungszeit gestaltete Schlossräume, die mit ihrer Ausstattung gleichermaßen auf die Antike wie auf ferne Sudseeländer verweisen.

Die Fassade

Die Fassade mit ihrem „Materialmix“ aus Naturstein-Eichenfachwerk-Ziegelsichtmauerwerk und Putzflächen ist einzigartig unter den Schlössern der SPSG. Alle Oberflächen wurden gereinigt, Fehlstellen ergänzt und das Mauerwerk neu verfugt. Dafür musste Ersatzmaterial beschafft werden: So ist etwa 30 m³ Eichenholz verbaut worden, das ca. zehn Jahre abgelagert war.

Wie wird ausgewertet, wie wird das Ergebnis dargestellt?

Die statistisch bewerteten Wirkungsfaktoren auf das Inventar werden hierarchisch dargestellt, Anteile an stark bis wenig betroffenen Objekten werden farblich gekennzeichnet. Daraus werden die Empfehlungen für prioritäre Maßnahmen der Präventiven Konservierung abgeleitet.

Eine besondere Eigenart der brandenburgischen Kurfürsten, preußischen Könige und Deutschen Kaiser ist, dass es keine zentrale Grabstätte aller Herrscher und ihrer Ehefrauen gibt. Fast hundert Familienmitglieder liegen in der Hohenzollerngruft unter dem Berliner Dom, andere im Mausoleum im Schlossgarten Charlottenburg, Friedrich der Große (1712-1786) liegt bekanntermaßen in einer Gruft auf der obersten Terrasse vor dem Schloss Sanssouci und Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) ist – aus nachvollziehbaren historischen Gründen – im Niederländischen Exil beigesetzt. Kaiser Friedrich III. wählte nun für sich den Ort der Friedenskirche in Potsdam, wo auch schon sein kunstsinniger Onkel bestattet war. Womöglich fühlte er sich ihm näher verbunden als seinem Vater, Kaiser Wilhelm I., der zusammen mit seiner Frau, der Kaiserin Augusta (1811-1890), und seinen Eltern, König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) und Königin Luise (1776-1810), im Charlottenburger Mausoleum ruht.

 

Hadrian und Antinous

Bronzestatue eines jungen Mannes (sog. „Betender Knabe“), Ende 4./Anfang 3. Jh. v. Chr.
Bronzestatue eines jungen Mannes (sog. „Betender Knabe“), Ende 4./Anfang 3. Jh. v. Chr. © bpk / Antikensammlung, SMB / Johannes Laurentius

1747 kauft Friedrich dem in österreichischen Diensten stehenden Joseph Wenzel von Liechtenstein (1696–1772) für günstige 5.000 Taler die lebensgroße antike Bronzestatue des sogenannten „Betenden Knaben“ ab und platziert sie öffentlich an prominentester Stelle im Park, in Sichtweite seiner Bibliothek von Sanssouci, in der sein Schreibtisch stand. Der „Betende Knabe“, eine griechische Plastik aus Rhodos um 300 v. Chr., stand seinerzeit in einem direkten und für jeden ersichtlichen homoerotischen Kontext, mal als Antinous, dem vergötterten Geliebten Kaiser Hadrians, als den Friedrich ihn gesehen hat, mal als Ganymed, dem von Gottvater Zeus lustbegehrten Hirtenknaben oder auch schlicht als Adonis. Mit dem Kauf und der Wahl des herausgehobenen Aufstellungsortes hat Friedrich – von der Parallele mit Hadrian ganz abgesehen – sicher auch seinem sexuellen Ideal ein unmissverständliches Denkmal gesetzt.
 

Die Ausstattung der Schlossräume geht noch weiter: An den Wänden werden Gemälde mit Tierdarstellungen präsentiert, auf Konsolen stehen Skulpturen aus zerbrechlichem Porzellan und auf Tischen wird Essen und Trinken kredenzt, das in Services mit Tier- und Pflanzendarstellungen daherkommt. 
 

Im Kontext der Skizzenbücher des jungen John Singer Sargent sind die hier vorgestellten Zeichnungen außergewöhnlich, weil sie seltene Beispiele erkennbarer Baudenkmäler darstellen, von denen eines sogar zweimal abgebildet ist. Die Bücher spiegeln vor allem ein kindliches Interesse an ländlichen Motiven wie Vieh, Landschaften oder Menschen in volkstümlicher Tracht wider. So dürfte es gerade der idyllische Charakter der Windmühle von Sanssouci sowie des kaiserzeitlichen Schlossparks von Charlottenburg sein, welche das Interesse des Jugendlichen weckten. Insgesamt gewähren die Skizzenbücher faszinierende Einblicke in die Entwicklung des Superstars, insbesondere sein wenig bekanntes frühes Interesse an Tier- und Landschaftsdarstellungen. 1874 begann der junge Sargent seine formale Ausbildung bei dem renommierten Pariser Porträtmaler Carolus-Duran und schon bald rückten die elegant gekleideten Gestalten der internationalen High Society an die Stelle der lieblichen Motive seiner frühen Jahre.
 

Jede Spende zählt und über Ihr Interesse freuen wir uns.

Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V.
Geschäftsführerin Elisabeth Roosens
Schloss Glienicke, Königstraße 36
14109 Berlin
Tel. 030. 80 60 29 20
info(at)freunde-psg.de
www.freunde-psg.de

https://www.freunde-psg.de/projekte/restaurierung-orangerieschloss-in-sanssouci

Spendenkonto
Weberbank Actiengesellschaft
IBAN DE98 1012 0100 6164 0040 04

 

 

Wichtig für den Aufstellungsort der Pflanzen in den Hallen sind die Licht- und Wärmeverhältnisse. Zitruspflanzen benötigen einen hellen und warmen Standort in unmittelbarer Fensternähe, um das Wurzelwachstum zu stärken. Auf der Empore und im nördlichen Bereich der Hallen werden Lorbeerbäumchen, Agapanthus und Oleander platziert, die weniger Licht bedürfen. Die Balustraden im vorderen Bereich der Empore können zum besseren Aufstellen der Pflanzen auf den Emporen herausgehoben werden. Um Staunässe zu vermeiden und um für eine gute Durchlüftung des Kübels zu sorgen, werden die Kübel auf Ziegelsteine gestellt. Wichtig für die Gesundheit der Pflanzen ist das Lüften. Ein bis zwei Fenster sind immer geöffnet, so dass die Luftzirkulation gewährleistet ist. In der Winterzeit wird in regelmäßigen Abständen gewässert. Die Pflanzen an sonnigen und warmen Plätzen müssen wöchentlich, die Pflanzen im nördlichen Bereich der Hallen im zwei-bis dreiwöchigen Rhythmus gegossen werden.
 

Highlight für viele Besucher:innen des Schlosses Caputh ist der Fliesensaal im Sockelgeschoss. Die außergewöhnliche Raumschöpfung aus 7500 niederländischen Fayencefliesen an Wänden, Decke und Gewölbe entstand um 1720. Friedrich Wilhelm I. (1688–1740), der „Soldatenkönig“, der 1732 den Amsterdamer Baumeister Jan Bouman mit dem Bau des Holländischen Viertels in Potsdam beauftragte, nutzte den kühlen Raum als sommerlichen Speisesaal nach seinen Jagdausflügen in der Region.
 

Ist aus Ihrer Sicht auch ein anderes Bewusstsein der Besucher:innen notwendig? Es handelt sich bei unseren Parkanlagen eben nicht um simple Volksparks, es sind Freilichtmuseen, es ist echte Kunst, die hier steht. Ist diese Tatsache vielleicht zu wenig verankert?

So wie ich in ein Museum gehe, um mir Gemälde, Skulpturen und dergleichen anzusehen, ist auch dieser Park voller Kunstwerke, es ist ein Zusammenspiel aus gestalteter Natur, Architektur und Kunst. Man wird bei einem Besuch inspiriert und nimmt etwas mit, neben dem reinen Erholungseffekt. Dass dies wertgeschätzt wird und auch an die nächste Generation weitergegeben wird, ist eine enorme Aufgabe. Ich kann mir vorstellen, dass es eine zusätzliche Herausforderung ist, dies in einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft zu vermitteln. In vielen Ländern gibt es derartige, frei zugängliche Parkanlagen nicht, wo dann auch noch Kunstwerke draußen stehen. Das ist schon etwas sehr Einzigartiges, was wir hier haben. Ein Besuch unserer Parks ist etwas anderes, als der Besuch eines gewöhnlichen Erholungsparks mit Spiel- und Sportbereichen– ganz richtig, es ist eben ein Freilichtmuseum; beim Eintritt betrete ich ein Kunstwerk.

Unser Autor:

Dr.-Ing. Philipp Meuser, Jg. 1969, ist Architekt und Verleger. In den Neunzigerjahren koordinierte er im Staatsratsgebäude das Berliner Stadtforum und veröffentlichte 1999 die erste Bau-Monographie über das jahrelang verschlossene DDR-Gebäude. Meuser veröffentlichte zahlreiche Publikationen zu Theorie und Geschichte der sozialistischen Architektur, zuletzt: Die Ästhetik der Platte. Sowjetischer Wohnungsbau zwischen Stalin und Glasnost. Berlin: DOM publishers 2015.

Alle Bilder: © Philipp Meuser

Hatten miteinander Spaß vor dem Galadiner in der Großen Orangerie: Bundeskanzlerin Angela Merkel empfängt am 19. Juni 2013 US-Präsident Barack Obama und Gattin, mit dabei auch Basketballspieler Dirk Nowitzki.
Foto: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung / Guido Bergmann

Viele Pflanzen des Quartiers werden nächstes Jahr wieder in den Gärten zu sehen sein. Wie zum Beispiel:

Indisches Blumenrohr. Diese großen roten Blühten werden nächstes Jahr am Casino in Glienicke, beim Hippodrom im Park Charlottenhof, im Schlossgarten Rheinsberg und beim Obelisk im Park Sanssouci blühen.

Bis die kleinen Agaven so groß sind, dass sie an den römischen Bädern verpflanzt werden können, dauert es wahrscheinlich noch 10 Jahre.

Beim Workshop in der Schule am Schloss werden sie später aus Knetmasse einen Buchstaben in Rokokoformen nachbilden und vergolden.

Fotos: Hans Bach, Leo Seidel, Mathilda Fischer

Ein wunderbares Beispiel einer gelungenen Restaurierung zeigt das Chinesische Zimmer im Theaterflügel des Neuen Palais, welches vor dem großen Friedrich-Jubiläum 2012 mit Spendenmitteln restauriert werden konnte.

Neben den Freitreppen am See wurden auch die Außentreppen am Hauptbau des Schlosses repariert bzw. wiederaufgebaut. Dazu mussten der Marmorbelag und die Treppenstufen zunächst vollständig abgebaut werden, um das darunterliegende Mauerwerk des Kellergewölbes von oben abzudichten. Anschließend wurde alles wieder an Ort und Stelle gesetzt, Fehlstellen mit Vierungen ausgebessert und alle Fugen neu vermörtelt. Für die Treppe auf der Nordseite musste zudem ein großes Eckteil aus Marmor neu angefertigt werden und die tragende Konstruktion unter den Stufen neu auf gemauert werden.

Halt 6: Die nächste Station auf der Italienreiseroute Friedrich Wilhelms (IV.) war Florenz, das er am 14. Oktober 1828 erreichte. Dort besichtigte der preußische Kronprinz die Sehenswürdigkeiten der Stadt, unter anderem den Dom, das Baptisterium, verschiedene Kirchen, Palazzi sowie Villen der Umgebung und zeigte sich erneut sehr begeistert: „Bald machten wir uns auf um die Wunder des Pallastes Pitti zu sehen. Was ist das für eine Enfilade. Welche Höfe, alles mit gewölbten Plafonds. Eine Pracht die in sich & vor allem dem Maßstab nach den des Neuen Palais übertrifft & viel bessrer Geschmack - und um die Wände behängt mit den größten Meisterstücken. Unter andern Kleinigkeiten 10 Raphaels. Ich war wie versteinert.“

Im Jubiläumsjahr wird sicherlich die Wiedereröffnung der Königswohnung ein besonderer Höhepunkt sein. Die Räume sind ab Juni 2019 nach dreijähriger Schließung wieder für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Wir laden Sie ein, das Jubiläum mit uns zu begehen und würden uns freuen, Sie im Neuen Palais begrüßen zu dürfen.

Detail aus der Broschüre zum EPICO Programm, Château de Versailles, Link zum PDF.

Die kurze Pracht ist in einer beeindruckenden Vielfalt zu sehen. Doch für Besucher:innen ist eine Zuordnung von Namen und Klassen schier unmöglich. Die Sorten der Hochstämme erkennt man an den eingravierten Nummern auf den daran angebrachten ovalen Rosenschildern. Mit der Standortliste (nach Rosennamen sortiert) und mit Hilfe des Kennzahlverzeichnisses (nach Kennzahl sortiert) können Besucher:innen die historischen Sorten aufspüren und das genaue Züchtungsjahr erfahren.
 

Die Geschichte der Figuren ist ein Teil der aktuellen Sonderausstellung „StilBRUCH?! West-Berlin streitet um ein Deckenbild“ die im Neuen Flügel von Schloss Charlottenburg gezeigt wird. Nach der öffentlichen Diskussion und der Vergabe des Auftrags an den Maler Hann Trier 1971 war die Neuschöpfung der Balustradenfiguren eine weitere erfolgreiche künstlerische Kollaboration. Die Bozetti können in der Ausstellung näher betrachtet werden.
 

StilBRUCH?!
West-Berlin streitet um ein Deckenbild
Berlin / Schloss Charlottenburg / Neuer Flügel
15. Mai bis 31. Oktober 2022
Di/Mi; Fr–So, 10–17.30 Uhr
Do, 10–19 Uhr
14 | 12 € (inkl. Neuer Flügel)
barrierefrei

www.spsg.de/stilbruch

 

 

Erstmalig werden die Figuren als Schwarze Menschen in unseren Publikationen erwähnt. Wir forschen zu den Motiven der Darstellung, sowie der Herkunft und Namen der Portraitierten, um ihnen ihre Identität zurückzugeben. Wie auch bei anderen Objekten haben wir zu diesen speziellen Fragen noch keine endgültigen Antworten.

Wie geht es weiter?

In den nächsten Monaten werden wir uns konkret mit den Porträts Johann Moritz von Nassau-Siegen und Otto Friedrich Graf von der Groeben (Schloss Oranienburg), sowie dem Paretzer Schlitten mit aufgesteckter Büste eines Schwarzen Menschen (Schloss Paretz) befassen. Außerdem werden wir die Diskussion zum Umgang mit Sprache im kolonialen Kontext weiterführen. Im Fokus liegt dabei: wie gehen wir mit „problematischen“ Begriffen um und welche Vermittlungsschwerpunkte setzen wir?

Ein wichtiges Projekt der Stiftung ist das Pilotprojekt der Länder „3 Wege-Strategie für die Erfassung und digitale Veröffentlichung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland“. Dabei geht es darum, Objekte aus kolonialem Kontext weltweit über das Internet (Deutsche Digitale Bibliothek), und damit vor allem für die Herkunftsgesellschaften, sichtbar zu machen. Die SPSG hat (nach derzeitigem Stand) selbst zwar keine Objekte, die in der Kolonialzeit zum Beispiel in Afrika oder Asien erworben (z.B. geraubt, gekauft oder geschenkt) wurden, ist aber im Land Brandenburg die Einrichtung mit den meisten Sammlungsobjekten, die in irgendeiner Form, insbesondere durch die abgebildeten Personen oder Gegenstände, Bezüge zum europäischen Kolonialismus aufweisen. Ein erstes Ergebnis wurde Ende 2021 veröffentlicht. Darin werden zur Zeit auch 68 Objekte der SPSG präsentiert.

Der Jahresschwerpunkt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im Jahr 2023 lautet „Churfürst – Kaiser – Kolonien“. Die Annäherung an die koloniale Vergangenheit und die Arbeit der Gruppe werden dabei in einer Sonderausstellung thematisiert. In Vorbereitung der Ausstellung lädt die SPSG Wissenschaftler:innen aus dem In- und Ausland ein, Werke in ihren Sammlungen aus neuen Perspektiven zu betrachten. Der Auftakt findet am Samstag, 25. Juni 2022 im Schloss Oranienburg statt.

Veranstaltungstipp:
Sa., 25.06. / 12 Uhr  Schlossmuseum Oranienburg
Annäherung an die koloniale Vergangenheit

Führung, Vortrag und Diskussion
8 | 6 €
Anmeldung: 03301.53 7-437 oder schlossmuseum-oranienburg(at)spsg.de
Treffpunkt: Schlosskasse
bedingt barrierefrei

Weitere Informationen >

 

 

Um die Bedeutung des mobilen Kunstguts im Hinblick auf die Gestaltung der Römischen Bäder zu unterstreichen, haben wir mit dem Gestaltungsbüro Otyp an einer Präsentation der im Gärtnerhaus ausgestellten Skulpturen und Möbel gearbeitet. Alle Objekte sind an ihrem originalen Aufstellungsort in einer Reproduktion auf Rotem Grund zu sehen. Diese Platzhalter unterstreichen die große Bedeutung für die Gesamtwirkung des Ensembles.
 

Im Oktober zeigte der König Interesse an dem Panorama, dessen eine Hälfte sich bereits in der Akademie der Künste befand. So wurde es von dort in das wenige Schritte entfernt gelegene Kronprinzenpalais geschafft, wo es schlussendlich die Zustimmung des Königs fand. Nach der Fertigstellung des zweiten Teils erwarb Friedrich Wilhelm III. beide Teile im Januar 1835. Vermutlich hatte Gaertner bereits von Anfang an den König als Käufer im Auge gehabt. Nicht zufällig ist das Panorama so konzipiert, dass neben den barocken und friderizianischen Teilen der Stadt auch die Errungenschaften Friedrich Wilhelms III. im Bild ins rechte Licht gerückt werden: Das Nationaldenkmal auf dem Kreuzberg, die königliche Universität, das Königliche Museum sowie die 1831 vor dem Museum platzierte monumentale Granitschale, die im Auftrag des Königs aus einem Brandenburger Findling herausgeschlagen wurde und als eines der technischen Wunderwerke ihrer Zeit galt. Das bevorzugte Palais des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770–1840) – das Königliche Palais Unter den Linden (Kronprinzenpalais) – und das benachbarte Prinzessinnenpalais werden von ihrer Rückseite, mit Blick in den Innenhof gezeigt und nehmen im Bild deutlich mehr Raum ein, als die traditionelle Residenz der Hohenzollern, das Berliner Schloss.
 

Jörg Kirschstein, SPSG-Mitarbeiter und Experte für die Kaiserzeit, widmet in seinem Buch »Das Neue Palais in Potsdam – Familienidyll und kaiserlicher Glanz« auch der modernen Technik ein Kapitel. Darin heißt es: »In fast allen Räumen wurden Heizkörper in den Fußböden der Fensternischen platziert. Durch vernickelte Ausströmgitter, die von der Kunstgießerei Lauchhammer gefertigt waren, wurde die Wärme in die Räume abgegeben. Wo der Einbau im Fußboden nicht möglich war, hatte man in den Täfelungen der Wände Gitterwerk eingesetzt, hinter dem sich die Heizkörper verbargen. Die Befeuerung erfolgte vom Keller aus. Hier waren 14 Heizkessel aufgestellt worden, so dass es möglich war, einzelne Schlossbereiche entsprechend ihres Bedarfs zu beheizen. So konnten je nach Anwesenheit der kaiserlichen Familie oder ihrer Gäste die Wohnungen und Festsäle einzeln mit Wärme versorgt werden.«
 

Blumiges Idyll: Inmitten des Rosengartens am Schloss Charlottenhof lädt die kleine Laube aus Astwerk bis heute ihre Besucher:innen zum Verweilen ein. Carl Graeb malte sie um 1855, deutlich erkennbar ist der wasserspeiende Faun, der als Fontäne dient.

 

 

 

Schnecke und Stern

Der Treppenturm von Schloss Pfaueninsel

Manchmal lohnt der Blick nach oben: Bevor man im Schloss auf der Pfaueninsel die Wendeltreppe im südlichen Turm ins Obergeschoss nimmt, sollte man einmal kurz den Kopf in den Nacken legen und sich die Treppenläufe, die sich wie eine Schnecke nach oben winden, von unten anschauen. Eine Malerei in Form von Rauten und Dreiecken, die illusorisch Stuckelemente nachahmt, bildet aus dieser Perspektive ein sternenartiges Ornament, das sich scheinbar ins Unendliche erstreckt. Solche Details sind typisch für den frühen Klassizismus, der mit dem Marmorpalais und dem Interieur des Pfaueninselschlosses Einzug in Preußen hielt und noch wesentlich verspielter als der Klassizismus eines Schinkels oder Persius der folgenden Jahrzehnte war.

Das Schloss auf der Pfaueninsel wird derzeit im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms saniert. Nach der Sanierung ist es – inklusive Treppenhaus – wieder für Besucher:innen zugänglich.
 

Die Jahreskarte kostet 60 Euro, ermäßigt 40 Euro und ist ein Jahr gültig ab Ausstellungsdatum. Der Gutschein ist an allen Schlosskassen, Besucherzentren und natürlich auch online in unserem Ticketshop erhältlich. Ihre personalisierte Jahreskarte – mit Ihrem Namen und Foto – erhalten Sie dann im Besucherzentrum.
 

Alle Infos auf einen Blick

Die Jahreskarte im Ticketshop

 

 

Hat die Abnahme der Holzverschalung auch bauhistorische Erkenntnisse gebracht?

Ja, wir haben einen Bauforscher mit eingebunden, der das Alter des Holzes kartiert hat. Er hat durchaus Erkenntnisse gewonnen, in welchen Bereichen beispielsweise bereits in den 1970er Jahren schon Holz ausgetauscht wurde und in welchen Bereichen noch das alte Holz aus dem 18. Jahrhundert vorhanden ist. Diese Dokumente werden wir natürlich archivieren, da sie möglicherweise in Zukunft noch von Interesse sein könnten.
 

Es kommt ja häufig vor, dass Gäste die Skulpturen anfassen oder sogar beispielsweise ihre Jacken daran aufhängen, mit der Meinung, da passiert ja nichts. Ist das wirklich so harmlos?

Es ist einfach traurig zu sehen, dass diese Kunstwerke zuweilen einem Spielgerät gleichgesetzt werden. Es waren berühmte Bildhauer ihrer Zeit, die diese Skulpturen geschaffen haben, ganz abgesehen von dem Aufwand und dem Wert, der in solchen Objekten steckt. Vielen Menschen fehlt die Vorstellung, dass Stein auch bei leichtem Druck schon brechen kann; dass sich dies, wie bereits erwähnt, eben auch nicht ankündigt. Gerade kleine Details, die mühsam aus dem Stein gehauen worden sind, brechen sehr schnell. Im besten Fall wird das abgebrochene Stücke noch gefunden oder abgegeben, aber der Schaden ist dennoch da. Kunstwerke in Parkanlagen, egal ob aus Bronze oder Stein, egal ob moderne Kunst, zeitgenössische oder antike Kunst – in ihnen steckt immer ganz viel Wert: ideeller Wert, künstlerischer Wert, Ensemblewert, Geschichtswert. Und dementsprechend sollten diese Kunstwerke auch behandelt werden. Es ist ja Konsens, dass Kunstwerke, die im Inneren eines Museums stehen oder hängen, auch nicht berührt oder als Kleiderablage missbraucht werden. Und so würde ich mir das auch für Kunstwerke im Außenraum wünschen.
 

Wie werden die Parks und Gärten im Jahr 2050 aussehen?

Da hängen wir natürlich von der „Gretchenfrage“ der gesamten Welt ab: Schaffen wir es als Menschheit, den Klimawandel und den Temperaturanstieg irgendwie in den Griff zu bekommen? Wenn nicht, dann kann ich keine Aussage dazu machen, wie die Parks aussehen werden. Falls es der Menschheit aber gelingt, den Klimawandel zu begrenzen, ist wohl das wahrscheinlichste Szenario, dass wir innerhalb von ungefähr einer Generation die meisten großen Bäume verlieren werden. Der Charakter der Parks würde sich dadurch erst einmal ganz grundsätzlich ändern, die Bäume würden generell viel niedriger sein und es würde sich fast ausschließlich um junge Bäume handeln. Und dann entwickelt sich daraus hoffentlich eine neue Generation von Bäumen, die den alten Parkbildern zumindest wieder sehr nahe kommt. Wir alle werden nicht mehr erleben, wie das dann aussieht, weil das sehr lange dauert. Das, was wir tun, tun wir also für unsere Enkelgeneration.

Offizielle Staatsbesuche auf Einladung des Bundespräsidenten oder der Bundesregierung erfordern jeweils das aufwändigste Protokoll mit detaillierten Abstimmungen, mehreren Vorausdelegationen und umfangreichen polizeilichen Sicherheitsvorkehrungen. Schon bei der Anfahrt der gepanzerten, standartengeschmückten Staatslimousine erregt der Begleitschutz in Form einer 15 Motorräder umfassenden Fahrzeugeskorte – den „Weißen Mäusen“ – großes Aufsehen. Nur sieben Krafträder signalisieren rangniedrigere offizielle Besuche.

Die Begrüßung mit militärischen Ehren unter Abspielung der jeweiligen Nationalhymnen verläuft auf dem roten Teppich. Im Unteren Ovalen Saal des Alten Schlosses folgt die Eintragung in das Gästebuch. Danach findet eine kurze Unterredung des Staatsgastes mit dem Bundespräsidenten oder dem Regierenden Bürgermeister in einem nahegelegenen, prachtvollen Schlossraum sowie der Austausch der diplomatischen Geschenke statt. Das festliche Bankett in der eichenholzvertäfelten Ahnengalerie des Alten Schlosses, der Goldenen Galerie im Neuen Flügel oder der Großen Orangerie beendet den Empfang.


Veranstaltungshinweis:

So., 17.4. / 11 Uhr / Berlin, Schloss Schönhausen, Festsaal
Das Staatsratsgebäude: Ein Meisterwerk der Ostmoderne

Vortrag mit Dr. Philipp Meuser, Architekt und Verleger
8 Euro /ermäßigt 6 Euro
Anmeldung: 030.40 39 49 26 25 oder schloss-schoenhausen(at)spsg.de
Treffpunkt: Schlosskasse
barrierefrei

SCHLÖSSER FÜR DEN STAATSGAST – SCHÖNHAUSEN UND AUGUSTUSBURG
Staatsbesuche im geteilten Deutschland
Berlin / Schloss Schönhausen
Ausstellung vom 1. April bis 3. Juli 2016
Di – So / 10–18 Uhr (letzter Einlass 17 Uhr)
6 Euro / ermäßigt 5 Euro
www.spsg.de/ausstellung-staatsgaeste
barrierefrei


Über das Projekt „Virtuelle Porzellankammer“ wird hier im Blog im Laufe des Sommers noch mehr zu lesen sein. Jetzt wünschen wir Ihnen (und uns) erst einmal ein fröhliches, buntes und genussreiches Festwochenende in Oranienburg – und viele anregende Begegnungen das ganze Jubiläumsjahr hindurch. Wir freuen uns auf Sie!

 

Neben den Pflanzen für die Randbepflanzung der Beete, den farbenfrohen Blumen und Hochstämmen wachsen in der Parkgärtnerei auch Gemüsesorten heran. Das erste junge Gemüse, dass dieses Jahr ausgesät wurde, sind die Auberginen und die Artischocken. Die Pflänzchen konnten es gar nicht abwarten, ihre Häupter empor zu strecken – erst am Samstag, den 18. Februar, wurden die Keimlinge ausgesät und schon am Montag, den 20. Februar, sind sie ausgekeimt.

Die Randbepflanzung der Beete besteht im Park Sanssouci aus Buchsbäumen, welche sehr gerade gestutzt werden und deutlich die Lenkung durch den Menschen und die damit verbundene Geometrie zeigen.

Neben der Gestaltung ganzer Wände sind auch Supraporten als wandfeste Malereien einzustufen. Auf Leinwand befinden sich davon neun Werke im Neuen Palais, die wegen der Darstellung baulicher Objekte auch als „Architekturstücke“ bezeichnet werden. Interessant sind auch die vier wandfesten Gemälde im Tanzsaal.

Guido Reni malte seine „Lukretia“ bereits vor 1635, dem Jahr, als vermutlich von einem seiner Schüler das Bild „Diogenes in der Tonne“ geschaffen wurde. Luca Giordano mit dem „Urteil des Paris“ und dem „Raub der Sabinerinnen“ sowie Artemisia Genteleschi mit „Tarquinius und Lukretia“ und „Bathseba im Bade“ sind hier ebenfalls ausgestellt. Diese Bilder können derzeit nicht betrachtet werden, da sie restauriert werden.

Erlebbar dagegen ist das Große Deckengemäldes des Oberen Vestibüls „Venus und die drei Grazien“ von Johann Christoph Frisch. Hier müssen wir allerdings noch eine Weile mit den Sicherungspapieren leben, die vermutlich bei der Restaurierung um 1967 zur Konsolidierung von Farbschollen mit Wachs-Dammarpaste aufgebügelt wurden.

Ein Sujet für den Künstler

Die Agavenblüte übte schon in der Vergangenheit eine ganz besondere Faszination aus. Das seltene Ereignis wurde publiziert, auf Medaillen festgehalten, in Kupfer gestochen, in Gedichten verherrlicht oder auch in Öl gemalt. Die Agave wurde als Thema in verschiedenen Gattungen verwendet, insbesondere im Stillleben und in der Deckenmalerei. Ein populäres Beispiel ist das Voltairezimmer im Schloss Sanssouci, das durch zahlreiche Bemalungen in Form von Früchten, Pflanzen, Tieren und Vögeln besticht und natürlich Agaven zeigt.

Dass sich eine Folge von Innenraumen aus der Zeit um 1800 bis heute gänzlich unverändert
erhalten hat, ist einmalig in der Berlin-Brandenburgischen Kulturlandschaft. Umso
bemerkenswerter ist der Zustand angesichts einer von Anfang an nur bedingt wetterdichten
Holzverschalung der Fachwerkaußenwände, die seit dem 19. Jahrhundert immer wieder zu
ersetzen war.

Außerdem wurden ca. 100.000 Mauerziegel im traditionellen Brandverfahren hergestellt. Der durch viele Reparaturen in der Vergangenheit „einheitsgrau“ gewordene Fassadenputz erstrahlt nun wieder in den Originalfarbtönen Ocker-Gelb-Beige. 

Möglich wurde die Restaurierung mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Bauverein der Friedenskirche.

Die Abteilung Restaurierung der SPSG erforscht in den kommenden Monaten unter anderem die chemische Zusammensetzung der farbigen Gläser in vergleichender Betrachtung mit venezianischen Mosaiken des 13. Jahrhunderts.

Alle Abbildungen: © SPSG

Informationen zu Öffnungszeiten und Konzerten in der Friedenskirche »

 

Was passiert im März 2020 im Schloss Sanssouci?

In der letzten Projektphase, dem Testen der Methode, erarbeiten die Kollegen aus Versailles, das „Team EPICO“, eine Zustandsuntersuchung im Schloss Sanssouci. Daniel Fitzenreiter, SPSG, koordiniert die Vorbereitungen dieser Arbeit und ist im Team mit dabei. Es wird eine wichtige Erfahrung sein, die Herangehensweise der französischen Kollegen zu erleben und Wissen zu teilen. Wir freuen uns auf diese tolle internationale Zusammenarbeit!

Raschdorff ließ sich bei seiner Gestaltung von einer Kapelle aus dem 17. Jahrhundert in Innichen in Südtirol inspirieren, die wiederum die Grabeskirche in Jerusalem zu Vorbild hatte. Auch steuerte die Kaiserinwitwe eine Skizze bei. Durch die eher nüchterne Fassade und die zahlreichen Rundbögen fügt sich das Mausoleum jedoch auch harmonisch in den Gesamtkomplex der Friedenskirche ein und ist erst bei genauerem Hinsehen als eine spätere Zutat zu identifizieren.

Zum Vertiefen:

Miriam Stewart and Kerry Schauber: "Catalogue of Sketchbooks and Albums by John Singer Sargent at the Fogg Art Museum", Harvard University Art Museums Bulletin (Cambridge, MA, Fall 1999 - Winter 2000), vol. 7, no. 1, pp. 16-38, p. 20

Stefan Gehlen: „T-RECS #50: Preußisches Arkadien“ im Zweiten Weltkrieg. Teil 3: Kriegsende in Sanssouci“, 29.06.2022, https://recs.hypotheses.org/8034

Zu den Digitalisaten der vollständigen Skizzenbücher:

https://hvrd.art/o/307653
https://hvrd.art/o/307624


Weitere Informationen und Besuchsinformation:
Historische Mühle

 

 

Noch ein Fakt am Rande: Nach circa 10 Jahren muss der Eichenholzkübel gewechselt werden, pro Jahr sind dies durchschnittlich 80 Pflanzen. Die Sanssouci-Kübel werden von Böttchern gefertigt. Sie sind aus einzelnen Dauben zusammengesetzt, die in handwerklicher Küfertradition „abgerichtet“ und verleimt werden. Eichenholz ist ein besonders hartes Holz mit geradem Wuchs und stählerne Fassreifen geben der robusten Gesamtkonstruktion zusätzlichen Halt. Zur Langlebigkeit der Kübel trägt bei, dass die Bottiche von innen ausgebrannt werden, denn so sind sie besser vor Fäulnis geschützt.
 

Die Schalung wurde abgenommen, die Schäden wurden kartiert – was sind die nächsten Schritte?

Die Schäden am Fachwerk wurden mittlerweile alle behoben. Der nächste Schritt ist nun die neue Holzverschalung, dafür wurde die Unterkonstruktion auch schon vorgerüstet und jetzt wird demnächst die Bretterverschalung angebracht. Im Moment verständigen wir uns mit den Tischlern noch über gewisse Details an den Fenstern. Anschließend wird die neue Holzverschalung nach und nach montiert. Sie war beim Maler und ist bereits zweifach beschichtet. Der letzte Anstrich erfolgt, wenn alles angebracht ist und danach werden noch die Fugen aufgemalt, die der Fassade ja den Anschein eines Mauerwerks geben sollen. Und dann kann das Gerüst auch schon abgebaut werden – das heißt, voraussichtlich im Herbst dieses Jahres wird man das Ergebnis der Fassadensanierung sehen können!
 

4. Juni, 11.30 / 13 / 14 Uhr
Niederländische Fliesenkunst im Schloss Caputh

Am UNESCO-Welterbetag erläutert Schlossleiterin Petra Reichelt in Kurzführungen die niederländische Fliesenkunst.
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4. Juni / 11 und 12 Uhr
Obst für den König: Der Holländische Garten im Park Sanssouci

Auf den Spuren von Familiengeschichte, Gartenkunst und Restaurierung, von Friedrich II. bis heute: Ebenfalls am UNESCO-Welterbetag führt Stiftungsmitarbeiterin Alexandra Schmöger durch den Holländischen Garten:
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Blog
holland-in-potsdam.de

Audio-Tour „Holland in Potsdam“ in der Barberini-App
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Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 02.2023

 

 

Was nehmen Sie im Themenjahr 2024 im Veranstaltungsprogramm besonders in den Blick?

Bei dem Thema liegt es nahe, dass man sich nicht im Innenraum aufhält. Das Themenjahr wird sich unter dem Titel „Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können“ im Park Sanssouci abspielen. Dort wird es etwa 30 Stationen geben, an denen wir auf Folgen des Klimawandels hinweisen oder vorführen, was wir als Reaktion darauf tun, ausprobieren oder schon ausprobiert haben. Das Ganze begleiten wir durch ein breites Programm, auch durch künstlerische Interventionen. Uns ist wichtig, nicht nur das Problem zu benennen, sondern auch zu zeigen, dass es Wege vorwärts gibt, die wir gemeinsam gehen wollen.

 

 

 

 

Amtszimmer des Bundespräsidenten während der Sanierung seines Amtssitzes: Gespräch mit dem chilenischen Präsidenten Ricardo Lagos Escobar in der Chinesischen Galerie im Schloss Charlottenburg am 24. Januar 2005.
Foto: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung / Andrea Bienert

Bleiwurz. Die Hochstämme werden ausgegraben und überwintern in der Gärtnerei. Nächstes Jahr werden sie wieder im Orangerieparterre und im Schlosspark Babelsberg zu sehen sein.

Bevor die Pflanzen in ihren neuen Topf mit frischer Erde können, muss die Erde zunächst einmal gedämpft werden, um Keime zu vernichten und sicher zu stellen, dass keine Pilze oder Unkrautsaat in der Erde ist.

Um Schädlingen vorzubeugen und Keimen möglichst keine Chance zu geben, werden die Paletten nach ihrer Benutzung als Töpfe für Jungpflanzen gereinigt. Sie werden für 24 Stunden in eine Wanne mit einem speziellen Mittel gelegt und danach erst wieder benutzt.

Wandgestaltungen ganz anderer Art lassen sich mit unterschiedlichen Applikationen erreichen. Neben der Materialvielfalt im Grottensaal wartet eine weitere Besonderheit auf ihre dauerhafte Enthüllung: Die beiden Scherbenkabinette in der Prinzesswohnung im Heinrichflügel.

Auch die Fenster des Kellergeschosses waren in keinem guten Zustand. Morsche Hölzer der Rahmen und Flügel wurden ausgebessert, die Beschläge nachjustiert und anschließend ein neuer Anstrich auf Leinölbasis aufgetragen.

Nord- und Südparterre

Auf der Grundlage historischer Pläne und Fotografien aus der Zeit um 1880 erfolgte die gartendenkmalpflegerische Wiederherstellung der beiden Parterres nördlich und südlich des Hauptbaus. Rasenspiegel und Blumenbeete wurden angelegt sowie 2016 im Innenhof und auf dem Südparterre 4 Pyramidenpappeln und 3 Robinien an ihren – bereits vor und während der Bauzeit des Marmorpalais nachweisbaren – ursprünglichen Standorten nachgepflanzt.

Halt 7: Nachdem Friedrich Wilhelm (IV.) von Florenz aus nach Siena und Cività Castellana gereist war, befand er sich am 23. Oktober 1828 auf dem Weg nach Rom. Die Landschaft, die sich ihm dort bot, beschrieb der preußische Kronprinz folgendermaßen: „Alle Augenblicke fielen mir Ähnlichkeiten mit der Potsdammer Gegend auf - nur was dort Brauhaus Berg & Consorten sind, vertritt hier das Sabiner & Latiner Gebirge. Je weiter wir kamen je öder & unfruchtbarer wurde das Land – dasselbe Land, das mit Villen, Tempeln, Ortschaften, Kirchen & Prachtbauten aller Gattung so bedeckt war, […].“

Weitere Informationen zum Führungsprogramm finden Sie hier
 

Alles Informationen zum Besuch des Neuen Palais finden Sie hier
 

 

 

 

Standortliste und Kennzahlverzeichnis (PDF)

Weitere Informationen zum Schloss Charlottenhof
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War Friedrich schwul? Daran kann kein vernünftiger Zweifel bestehen. Er hätte seine Homosexualität darüber hinaus sicher gern lebenslang ausgelebt, wenn er nicht König und – wichtiger – zu halbwegs freier leidenschaftlicher Sexualität und tiefergehender emotionaler Beziehung überhaupt in der Lage gewesen wäre. Das war er scheinbar nicht. Friedrich lebte seine Homosexualität nicht aus, weil er seine Sexualität nicht auslebte, nicht ausleben konnte. „Es könnte durchaus sein“, schreibt Christopher Clark, „dass er nach seiner Thronbesteigung auf geschlechtlichen Verkehr mit wem auch immer verzichtet hat und möglicherweise schon davor“. Dies wohl weniger aufgrund „körperlicher“ Schwächen, wie immer wieder kolportiert wurde, sondern vornehmlich aufgrund seelischer Belastungen und Narben, die zeitlebens nicht verheilten und die ihn letztlich zu einem bedauernswerten selbsternannten Misanthropen machten. Auch hier spielte er seine Rolle: am Glück des Lebens verzweifelt. Friedrich riss den Schutzwall, den er nach seinem Fluchtversuch gegen das von seinem Vater verhängte grausame Regime errichtet hatte, niemals wieder ein. Als Sublimation dienten ihm, solange es ging, Flöte und Philosophie, Gesprächspartner und Gesellschaft, später, nachdem die engen Vertrauten verstorben oder geflüchtet waren, nur noch die überschwängliche Liebe zu seinen Hunden.

Da Ausstattungen und Schmuckobjekte nicht für die Fördermittel der SIP-Projekte zugelassen sind, müssen die Spendengelder für deren Restaurierung und Instandsetzung auf anderen Wegen eingeholt werden. Für die Römischen Bäder haben sich die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten dieser wichtigen Aufgabe angenommen. So wird die Restaurierung der Kunstobjekte parallel zur Renovierung der Gebäude stattfinden und das Ensemble bald wieder in altem Glanz erstrahlen können.
 

1836 wird eines der beiden Panoramenteile im Ovalen Saal des Schlosses Charlottenburg in einem vergoldeten Rahmen im neogotischen Stil aufgestellt. Scharniere ermöglichen es, den Winkel der einzelnen Bilder zueinander zu verändern. Später gelangte das Werk ins Dachgeschoss des Belvedere im Park von Charlottenburg und wurde seit 1970 im Schinkel-Pavillon (heute Neuer Pavillon) präsentiert und ab 2005 deponiert. 2021 fand es erneut eine würdige Aufstellung im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg, in der Wohnung König Friedrich Wilhelms III. von Preußen. Hier wird es umgeben von weiteren Darstellungen Gaertners gezeigt, der mit seinen Stadtansichten als einer der herausragendsten Chronisten Berlins der Zeit um 1825–1860 gilt. So sind hier unter anderem Darstellungen der beiden Innenhöfe des Berliner Schlosses zu sehen, eine Ansicht von „Unter den Linden“, die berühmte Darstellung der „Schlossbrücke“ sowie kleiner Komplex zum Thema des Panoramas. Durch die Zusammenarbeit vieler Kolleg:innen der SPSG  – aus den Abteilungen Architektur, Schlösser und Sammlungen, Restaurierung, Schlossmanagement, Bildung und Marketing, Baudenkmalpflege, und dem Schirrhof – konnte die Dauerpräsentation in der Wohnung Friedrich Wilhelms III. hiermit um zwei Räume erweitert werden. Sie waren seit den 1960er Jahren als Aufenthaltsräume für die Schlossaufsichten genutzt worden und konnten 2021 für die museale Nutzung umgebaut und neu ausgestattet werden.
 

Der moderne Komfort war ein teurer Luxus, wie Kirchstein ebenfalls für sein Buch recherchierte: »Der Verbrauch an Brennmaterial war enorm. Bei einer Außentemperatur von 0 Grad Celsius wurden für die Zentralheizung und die Kamine im Neuen Palais täglich drei Tonnen Steinkohle, zwei Hektoliter Koks und sieben Festmeter Erlenholz verbraucht. Bei Festlichkeiten, die anlässlich von fürstlichen Besuchen stattfanden, verdoppelte sich der Verbrauch.«

Englischer Tudorstil trifft Danziger Barock

Die Treppe in der großen Halle von Schloss Cecilienhof

Das Schloss Cecilienhof wurde zwischen 1913 und 1917 als letzter großer Schlossbau der Hohenzollern im Neuen Garten errichtet. Vermutlich aufgrund der Vorliebe des Kronprinzen für die englische Lebensweise entwarf der Architekt Paul Schultze-Naumburg ein Landhaus im englischen Tudorstil. Auch wenn das Schloss auf die Bedürfnisse und Abläufe des Kronprinzenpaares mit ihrem Hofstaat konzipiert war, folgen einzelne Räume eher dem Vorbild – bürgerlicher – Landhäuser des beginnenden 20. Jahrhunderts, wie beispielsweise die 26 Meter lange und 12 Meter hohe, mit Eichenholz vertäfelte Wohnhalle als zentralen – und größten – Raum des Gebäudes (später als Halle für die Potsdamer Konferenz genutzt). Von hier aus lassen sich alle wichtigen Gesellschaftsräume im Erdgeschoss erreichen. Blickfang ist jedoch die mehrläufige Treppe aus geschnitzter Eiche, die zu den Privaträumen des Kronprinzenpaares im Obergeschoss führt. Im Unterschied zum englischen Tudorstil griff man hier auf Formen des Danziger Barocks zurück – war die Treppe nämlich ein Geschenk der Stadt Danzig an das Kronprinzenpaar. Neben ihrer eigentlichen Funktion vermag diese Treppe das Hinauf- und besonders das Hinabschreiten der Benutzenden eindrucksvoll zu inszenieren – Besucher:innen, die eine Besichtigung der Kronprinzenwohnung buchen, können diesem Erlebnis bis heute nachspüren.
 

Wie können Besucher:innen die SPSG dabei unterstützen, um derartige Fälle zukünftig zu vermeiden oder – wenn sie denn eingetreten sind – zu reagieren?

Im Grunde genommen ist es eine Frage der Zivilcourage, inwieweit ich mich selber verantwortlich und in der Lage fühle, Menschen anzusprechen, so etwas nicht zu tun. Aber natürlich soll sich auch keiner in Gefahr bringen.
Wenn man merkt, dass wirklich eine Straftat passiert, kann man sofort die 110 anrufen. Nach den Vorfällen in diesem Jahr hat sich unser Sicherheitsreferat mit der Polizei und den örtlichen Sicherheitskräften über eine Verbesserung der gegenseitigen Information und der Abläufe verständigt.  
Also: Aufmerksam durch die Parkanlagen gehen und die Leute freundlich ansprechen, wenn man über etwas Seltsames stößt. Vielleicht helfen einige der eben besprochenen Argumente. Und wenn es die Situation nicht zulässt, dann sollte man die Polizei anrufen oder Anzeige erstatten. Berichte von Augenzeugen und Fotos mit dem Handy geben wichtige Hinweise für die Ermittlungen durch die Polizei.  

Liebe Frau Lange, ich danke Ihnen für das Gespräch.
 

Das Interview führte Carlo Paulus, Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit der SPSG.

 

 

 

Je nach Protokoll und Bedeutung der Ehrengäste wird traditionsbewusst von Neuausformungen zweier historischer Service der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) gespeist: Bei einem hochrangigen Besucher ist es das Modell „Rocaille“ mit dem Dekor „Stadtschloss Breslau“, bei rangniedrigeren Gästen das Modell „Kurland“.

Im 18. Jahrhundert sollten die Farben der Blumen "emallieren". Bedeutet: Der Farbverlauf der Bepflanzung sieht unbestimmt aus, hat aber einen Rhythmus. Zum Beispiel stehen höhere Pflanzen mittig und die anderen Blumen verteilen sich rundherum.

Das Deckenbild im benachbarten Marmorsaal von Amédée van Loo entstand 1768 und stellt das „Göttermahl mit der Einführung Ganymeds in den Olymp“ dar. Es dürfte mit über 22 m Länge und über 12 m Breite das größte Gemälde auf Leinwand in der SPSG sein.

Ebenfalls beachtlich sind die vier Wandbilder dieses beeindruckenden Raumes. Carle van Loo schuf die „Opferung der Iphigenie“, Jean Restout den „Triumph des Bacchus und der Ariandne“, Jean-Baptiste Marie Pierre das „Urteil des Paris“ und Antoine Pesne mit Bernhard Rode den „Raub der Helena“. Die Wandbilder konnten im Rahmen der Sanierung des Fußbodens konserviert werden, für das Deckengemälde gab es zunächst aufgrund der Höhe und des sensiblen Bodens keine Variante der Zugänglichkeit für die Restaurierung.

Die Blüte der Agave – Eine symbolische Ankündigung

Neben der künstlerischen Anziehungskraft hat man der Agave auch symbolische Bedeutung zugeschrieben. Das Blühen und das darauffolgende Absterben der Agave verband man mit den bevorstehenden Ereignissen in einem Herrscherhaus, nämlich mit dem Tod eines Königs und der Geburt eines künftigen Thronerben. Der Originaltext aus der „Geschichte Friedrichs des Großen“ von Franz Kugler, der diese Begebenheit über die Agave schildert, bestätigt die Wertung der Pflanze als symbolische Ankündigung zur Endzeit und gleichzeitig als ein Symbol für die generative Kraft einer Dynastie. Das Absterben der Pflanze im Jahr 1713 wurde damit mit dem Tod des Königs Friedrich I. in Zusammenhang gebracht:  

„Einige Monate nach der Geburt des Prinzen, im Frühjahr und Sommer 1712, erblühte im königlichen Lustgarten zu Köpenick, in der Nähe von Berlin, eine amerikanische Aloe, welche daselbst schon vierundvierzig Jahre ohne zu blühen gestanden hatte, zu ungemeiner Größe und Fülle. Sie trieb einen Stamm von ein und dreißig Fuß Höhe, an welchem man 7277 Blüten zählte. Tausende strömten von nah und fern herzu, um dies Wunder der Natur zu sehen; […] Den Hoffnungen, welche die Geburt des künftigen Thronerben belebt hatte, schien hier eine neue Bestätigung gegeben. Aber man ließ auch nicht unbemerkt, daß die Pflanze selbst absterbe, während die Blütenkrone sich in vollster Pracht zeige; man deutete dies auf den bevorstehenden Tod des Königs.
Eine solche Deutung war freilich so gar nicht verwegen, da der König schon längere Zeit kränkelte. Die Geburt seines Enkels war der letzte freudige Glanz seines Lebens gewesen. Am Geburtstage desselben im folgenden Jahre, bei dem Fest, welches der Kronprinz zur Feier des Tages veranstaltet hatte, erschien er zum letzten Male öffentlich.“

Die Agave americana können Sie am 11. August 2018 in schönster Blüte erleben! Bitte beachten Sie, dass der Zugang zur Parkgärtnerei Charlottenburg ausschließlich über Fürstenbrunner Weg 62–70, 14059 Berlin erfolgt.

Heute, rund 45 Jahre nach der letzten großen Sanierung, ist die Holzverschalung so geschädigt, dass auch das darunterliegende Fachwerk in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Umfang dieser Folgeschaden ist bisher noch nicht untersucht worden. Die Herausforderung liegt bei der anstehenden Sanierung darin, dass der Austausch der Außenhaut und die Ertüchtigung der Konstruktionsholzer unter größtmöglicher Schonung der Substanz des Inneren stattfinden muss!

Mehr zur Pfaueninsel finden Sie hier!

Die kompakte Form, die hoch gelegenen Fenster und der auf den ersten Blick nicht einsehbare Eingang geben dem Mausoleum zunächst einen abweisenden Charakter. Tritt man jedoch durch das Portal, das sich zum Atrium der Friedenskirche richtet, ein, ist man überrascht, was für ein hoher, lichtdurchfluteter Raum sich im Inneren verbirgt. Der Blick wandert von den Seiten nach oben: Zwei übereinanderliegende Reihen aus schwarzen Marmorsäulen tragen Rundbögen, dazwischen Figuren von Engelsköpfen und (ursprünglich) goldenen Palmenblättern. Weiter nach oben richtet sich der Blick auf die Kuppel, die mit einem goldglänzenden Mosaik ausgekleidet ist – auch hier wechseln sich Palmenzweige und Engelsfiguren ab. Anders als eine unterirdische Gruft oder das etwas düster-sakral anmutende Mausoleum in Charlottenburg ist die Atmosphäre geradezu heiter und luftig.

Johann Georg Ziesenis: Friedrich der Große
Johann Georg Ziesenis: Friedrich der Große © SPSG / Wolfgang Pfauder

Mag Homosexualität für das Werk eines Künstlers beispielsweise von ausschlaggebender Bedeutung sein, erschließt sich dies für Friedrich und sein Werk an keiner Stelle. Wäre er ein anderer geworden, hätte er die Frauen geliebt? Wohl kaum. Schon eher, hätte er überhaupt geliebt.

Die Erhaltung der Biodiversität ist eine wichtige Umweltfrage, denn zahlreiche Biotope, die uns mit lebenswichtigen Ressourcen versorgen, sind durch den Klimawandel, dem Sterben einzelner Arten und die Übernutzung gefährdet. Der Verlust der Biodiversität stellt für uns eine existenzielle Bedrohung dar. Denn mit ihrer Zerstörung nehmen die von der Natur bereitgestellten Leistungen, wie frischer Sauerstoff, stetig ab. Doch sie sind für das menschliche Leben unverzichtbar.

Der „Palace Day“ gab in diesem Jahr eine Gelegenheit, auf die Vielfalt und den Reichtum in den verschiedenen Schlossanlagen Europas aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein dafür in der Öffentlichkeit zu schaffen.

 

 

Gut, dass diese Heizung heute nicht mehr Dienst tut. Das Neue Palais ist an Fernwärme angeschlossen, andere Schlossgebäude haben Öl- oder Gasheizung, wenn diese für Dienst- und Arbeitsräume erforderlich ist. Die historischen Schlossräume werden lediglich temperiert auf 12–15 Grad Celsius. Also: Mantel anziehen, Mütze aufsetzen, dicke Socken tragen – und schon steht dem Schlossbesuch in der kalten Jahreszeit nichts mehr im Wege.

Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 04.2022
 

Bei der Führung durch die Pflanzenhalle werden nicht nur die Palmen, Lorbeeren und Agaven vorgestellt. Der Weg führt durch den Park, vorbei am Sizilianischen Garten und Nordischen Garten mit seinen gärtnerischen Kunstwerken. Neben dem Pflanzenhallen wird die Architektur des imposanten Schlosses mit seinen Plastiken, Brunnen, Arkaden und Terrassen eine große Rolle spielen.
 

Für hochrangige Besucher gedeckt: Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen lud zum Festbankett mit KPM-Porzellan in die Ahnengalerie im Schloss Charlottenburg ein.
Foto: Uwe Pfeiffer / Berlin-Gala

Pantoffelblumen – kleine Blüten, die in freundlichem Gelb strahlen. Nächstes Jahr zu sehen im Park Charlottenhof bei dem Wasserbecken und Fächerbeet sowie im Park Babelsberg in der Schlossrabatte.

Jetzt ist die Erde bereit und kann genutzt werden. Tausende Pflanzen werden nun auf dem Topftisch getopft. Gerade wurden die Wandelröschen getopft, die nächstes Jahr im Pleasureground und beim kleinen Schloss im Park Babelsberg, am Schloss Charlottenhof beim Wolfskopf und im Schlosspark Glienicke zu sehen sein werden.

Die Pflanzen in der Parkgärtnerei werden durch Folgevermehrung vermehrt, das bedeutet, die Pflanzen werden gestutzt und gesteckt. Wenn genug Pflanzen einer Art vorhanden sind, müssen die Pflanzen jedoch weiterhin gestutzt werden, damit sie einen kompakten Wuchs erreichen. Die Alternative zum Stutzen wäre das Stauchen. Hierbei werden der Pflanze Chemikalien zugeführt, um sie klein zu halten, also das Wachstum zu verlangsamen. Diese Vorgehensweise ist allerdings nicht historisch und deshalb wird sie in der Parkgärtnerei von Sanssouci auch nicht in Betracht gezogen. An den Blättern einer Pflanze ist ersichtlich ob sie gestaucht oder gestutzt wurde, denn durch das Stauchen werden die Abstände zwischen den Blättern, die Internodien, verkleinert.

Die spielerischen Methoden kommen gut an – bei den Grundschülern ebenso wie bei ihren Lehrern. Gemeinsam Motive zu suchen und Bedeutungen zu erraten oder „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ vor einem Bild zu spielen, ist eben etwas anderes als der normale Unterricht in der Schule. Besonders beeindruckend finden die Kinder die ungewöhnlichen Materialen, die sie im Schloss sehen: das viele Gold und Silber, die wertvollen Ausstattungsstücke, die Seidenstoffe auf Möbeln und Wänden. Letztere können sie mit Hilfe von Stoffproben sogar haptisch erkunden, was jedes Mal sichtlich Wirkung zeigt.

Mal ein anderes Thema: Was haben Kühe mit den Pflanzen in der Parkgärtnerei von Sanssouci zu tun? Direkt haben sie nichts mit den Pflanzen zu tun. Aber überrascht hat mich, dass das Horn der Kuh in Form von Hornspänen als Düngemittel für die Hochstämme verwendet wird. Diese Art der Düngung wird als Kopfdüngung bezeichnet. Es wird die oberste Schicht der Erde entfernt und eine dünne Schicht der Hornspäne wird auf die restliche Erde gegeben. Anschließend wird der Topf mit frischer Erde aufgefüllt und fertig! Hornspäne werden hier als Dünger verwendet, weil Horn viele Nährstoffe besitzt, doch nach einigen Monaten hat sich dieser organische Dünger abgebaut und die Kopfdüngung muss wiederholt werden. Für alle, die sich auch fragen, was mit der unteren Schicht Erde passiert: Diese wird alle 2 bis 3 Jahre ebenfalls erneuert.

Halt 8: Seit dem 23. Oktober 1828 hielt sich Friedrich Wilhelm (IV.) in Rom auf. Die Ewige Stadt hatte dem preußischen Kronprinzen und seinen Begleitern diverse Sehenswürdigkeiten und beeindruckende Bauwerke zu bieten. Darunter war auch das Kolosseum: „Nach 8 Uhr beym hellsten Mondschein fuhren wir nach dem Capitol, […] & fanden uns plötzlich auf dem Forum Romanum !!!!!!! Langsam hindurch, […] in´s Coloseum das so interessant aussah wie ein Gebirge !!!“

Der Beitrag ist eine gekürzte Version des Aufsatzes „Don’t ask – don’t tell – war Friedrich schwul?“ von Reinhard Alings aus dem Katalog zur Ausstellung „Friederisiko. Friedrich der Große“ (2012):

Reinhard Alings: Don’t ask – don’t tell – war Friedrich schwul? In: Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (hrsg.): Friederisiko. Friedrich der Große. Die Ausstellung. Katalogbuch zur Ausstellung im Neuen Palais, Potsdam, 28. April bis 28. Oktober 2012. München 2012. S. 238-247.

 

 

 

Nach diesem ersten Überblick setzt sich die Ausstellung auf dem Rest des Ensembles fort. Die nächste Station liegt links des Haupteingangs in der großen Arkadenhalle und führt dann über die Thermenräume durch den Garten und über die Terrasse am Maschinenteich, bevor sie in dem tempelartigen Teepavillon ihren Abschluss findet. Dieser zweite Teil beschäftigt sich mit den gewonnenen Erkenntnissen aus restauratorischen und bauphysikalischen Untersuchungen und präsentiert sowohl die Befunde als auch die Lösungsvorschläge. Die durch klimatische Bedingungen, Fundamentverschiebungen und Starkwetterphänomene eingetretenen Bauschäden werden aufgezeigt, benannt und die geplanten Maßnahmen erläutert. Den Abschluss bildet eine Übersicht über bereits fertiggestellte Projekte und eine auf Videoaufnahmen basierende Erläuterung zum gesamten Prozess und der Kunstausstattung des Ensembles Römische Bäder.
 

Information

Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel
Spandauer Damm 10-22
14059 Berlin

April bis Oktober
Dienstag bis Sonntag 10–17:30 Uhr

November bis März
Dienstag bis Sonntag 10–16:30 Uhr

www.spsg.de/schloss-charlottenburg-neuer-fluegel

 

 

 

Infos

Sommersaison endet am
Mo, 31. Oktober in Brandenburg
So, 30. Oktober in Berlin

Öffnungszeiten ab 1. November

Potsdam, Park Sanssouci

Schloss Sanssouci
Di – So 10 – 16.30 Uhr

Neues Palais
Mi – Mo 10 – 16.30 Uhr

Potsdam, Neuer Garten

Schloss Cecilienhof
Di – So 10 – 16.30 Uhr

Marmorpalais
Sa / So 10 – 16 Uhr

Berlin, Charlottenburg
Altes Schloss, Neuer Flügel
Di – So 10 – 16.30 Uhr

Neuer Pavillon
Di – So 12 – 16Uhr

Rheinsberg / Oranienburg
Di – So 10 – 16 Uhr

Besichtigung mit Führung

Schloss Glienicke / Jagdschloss Grunewald / Schloss Caputh / Schloss Paretz / Schloss Königs Wusterhausen
Sa / So 10 – 16 Uhr

Buchtipp

Das Neue Palais in Potsdam
Familienidyll und kaiserlicher Glanz
Jörg Kirschstein; edition q im be.bra Verlag, Berlin, 192 Seiten, 169 Abbildungen, Fotografien und Pläne

 

 

 

 

 

Unter Berücksichtigung kulturhistorischer Speisegesetzte werden landestypische, von wechselnden Gastronomen im ehemaligen Küchenflügel des Schlosses vorbereitete Gerichte serviert. Nicht nur in diesem Bereich gilt das von Martin Löer, dem einstigen Protokollchef des Bundespräsidenten und mehrerer Regierender Bürgermeister, formulierte Bonmot: „Protokoll ist, wenns klappt“.

Von der Leistung der nur wenige Jahre älteren Guides sind die Kinder beeindruckt: nicht jeder würde sich diese Tätigkeit zutrauen.

Im Oberen Konzertzimmer finden wir das nächste Deckenbild auf Leinwand von Johann Christoph Frisch. Das Gemälde zeigt „Diana mit Jagdhund“ und ist im Vergleich zur restlichen Deckengestaltung auf den ersten Blick relativ gut erhalten. Die zugehörigen Medaillons an der Wand sind auf Holz gemalt.

 

Informationen zum Besuch des Neuen Palais von Sanssouci finden Sie hier!

In der Mitte des kreisrunden Raums stehen die großen Sarkophage von Kaiser Friedrich III. und seiner Frau Victoria (sie wurde 1901 hier beigesetzt) aus weißem Marmor, meisterhaft geschaffen vom Bildhauer Reinhold Begas. In einer Art Altarnische befinden sich rechts und links zwei weitere Grabmäler mit aufwendigem Skulpturenschmuck aus Marmor: Hier liegen zwei der acht Kinder des Paares, die früh verstorbenen Söhne Sigismund (1864-1866) und Waldemar (1868-1879). In der Mitte der Nische fällt der Blick jedoch auf einen vergleichsweise schlichten Sarg aus Kupfer. Es handelt sich dabei um die jüngste Ergänzung des Mausoleums: Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) – der so genannte Soldatenkönig und Vater Friedrichs des Großen – wurde, wie sein Sohn, ursprünglich in der Potsdamer Garnisonkirche bestattet. Ihre Särge wurden im Zweiten Weltkrieg ausgelagert und blieben bis 1991 auf der Burg Hohenzollern in Baden-Württemberg. Erst nach der Wende kehrten sie nach Potsdam zurück – Friedrich der Große fand seine letzte Ruhe nach über 200 Jahren in der erwähnten Gruft am Schloss Sanssouci, sein Vater im Mausoleum an der Friedenskirche, das erst rund 150 Jahre nach seinem Tod errichtet wurde.

Sa., 19.11.2022 / 15 Uhr / Potsdam, Park Sanssouci, Orangerieschloss
Sanssoucis Pflanzen im Winterschlaf

Führung durch die Pflanzenhallen und den Heizgang der Orangerie
Treffpunkt: Besucherzentrum Historische Mühle
10 Euro / ermäßigt 8 Euro
Tickets: tickets.spsg.de
barrierefrei (nur in der Pflanzenhalle)
 

Aus welchem Holz ist die neue Verschalung?

Das Material nennt sich „Accoya“, dies ist ein Markenname für veredeltes Holz. Dabei handelt es sich vorwiegend, aber nicht zwingend, um Holz einer bestimmten, ursprünglich aus Neuseeland stammenden Kiefernart, in das bei hohen Temperaturen Essigsäure eingebracht wird, die das Holz feuchtigkeitsresistent macht. Das Verfahren kam 2007 auf den Markt und hat sich seitdem sehr bewährt.
 


Dieser Text ist ein Auszug aus dem zur Ausstellung erschienen Begleitband im Sandstein Verlag:
Schlösser für den Staatsgast – Schönhausen und Augustusburg. Staatsbesuche im geteilten Deutschland
Herausgegeben von der Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und der UNESCO-Welterbestätte Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl
ISBN: 978–3–95498–216–5
In der Ausstellung erhältlich zum Preis von 19,80 Euro, im Buchhandel 34,00 Euro

Weitere Informationen zur Ausstellung und zur Publikation finden Sie hier »

 

Die Dahlien werden, zusammen mit verschiedenen Sorten Buntnesseln, 2017 unter anderem bei den Römischen Bädern im Park Sanssouci zu bewundern sein.

Nach der Frühjahrsbepflanzung des Parks im März kümmern sich die GärtnerInnen um das Mutterpflanzenquartier. Dieses wird im Juni bepflanzt. Hier finden Pflanzen Unterkunft, die erhalten oder kultiviert werden sollen. Oft werden hier aber auch Pflanzen getestet. Moment mal, getestet? Ja, denn bei einigen Pflanzen muss kontrolliert werden, ob sie überhaupt parktauglich sind. Es wird geprüft, wie und wie lange die Pflanze blüht, wie robust und wettertauglich sie ist.

In ihrem normalen Topf haben die Hochstämme noch zusätzlich einen kleineren Metallkorb. Die Hochstämme sind in den Parks und Gärten verteilt, aber wenn es langsam kühler wird und sie in ihr Winterquartier umziehen, dann kommen sie alle in der Parkgärtnerei oder der Orangerie von Sanssouci zusammen. Der Transport eines Hochstamms ist nicht immer leicht, vor allem bei einem alten und großen Hochstamm mit großem Kübelumfang. Also wird der metallene Korb, der den Hauptwurzelballen einschließt, entnommen und die Wurzeln, die aus dem Gitter heraus ranken, werden entfernt. Dadurch wird die Pflanze kompakt gehalten und der Transport erleichtert. Nicht nur für den Transport ist der Metallkorb sinnvoll, denn er gewährleistet auch, dass immer ein Wurzelhauptballen der Pflanze vorhanden ist.

In den Parks und Gärten wurde und wird noch immer viel mit Grabungen oder verschiedenen historischen Quellen gearbeitet. Ein Beispiel dafür ist ein Reisebericht des kurhessische Hofgartendirektors Wilhelm Hentze aus dem Jahr 1857, welcher Auskunft über die Gestaltung des Parks Babelsberg gibt. Durch Quellen ist nicht nur die Lage der Beete bekannt, sondern auch deren Bepflanzung.

„Moderne“ Fenster

Trotz der eher traditionell wirkenden und handwerklich gestalteten Fassaden ist das Schloss Cecilienhof seinerzeit ein modernes Haus gewesen. Es gab nicht nur von Anfang an eine Zentralheizung – hinter der Schaufassade kamen auch industrielle Materialien zum Einsatz: Es wurden sehr solide Stahlsteindecken eingezogen und Stahlträger verwendet.

Modern waren auch die ca. 550 Stahlfenster mit Ihrer Bleiverglasung, die aus vorgefertigten Stahlprofilen bestanden, die damals zeitgleich im Gewerbe- und Industriebau Verwendung fanden. Im Zuge der Sanierung konnten nun sämtliche Fenster sorgfältig demontiert, sandgestrahlt und mit einem Korrosionsschutz versehen werden. Die historischen Verglasungen wurden wieder eingebaut bzw. ergänzt.

Die Treppengeländer: Filigrane Handwerkskunst

An allen im Laufe des 19. Jahrhunderts angefügten Außentreppen des Marmorpalais gab es vergoldete Geländer mit aus Kupfer gefertigten und farbig gefassten Handläufen. Stilistisch orientierten sie sich an den Geländern des Belvederes auf dem Dach des Hauptbaus und des Treppenhauses im Inneren. Die Geländer umfassten jeweils die Podeste und die in Rundungen endenden Treppen. Ornamentik und Größe der schmiedeeisernen Gitterfelder waren typisiert, die Verbindungen zwischen den Zierelementen genietet, die Pfosten in der Natursteintreppe sowie im Mauerwerk verankert. Die Geländer mussten Ende der 1980er Jahre demontiert und deponiert werden, bevor sie jetzt dank der Cornelsen Kulturstift restauriert werden konnten.

Halt 9: Am 8. November 1828 führte die Italienreiseroute Friedrich Wilhelm (IV.) nach Neapel. Den Eindruck, den die Anreise zu diesem Ort auf den preußischen Kronprinzen gemacht hat, hielt er in folgenden Worten fest: „Neapel wahrhaftig ein Paradys auf Erden [...]. Plötzlich […] liegt Neapel zu den Füßen, gradeaus der rauchende Vesuv, am Horizont die schönen Gebirge von beyden Seiten des Golfs mit Häusern übersäht & im Meere die einzige Form von Capri.“

In der Ausstellung konnten wir nach vielen Jahren auch wieder Einblicke in lange geschlossene Räume ermöglichen. Wir freuen uns, dass Sie nun abschließend noch einmal – vielleicht gar zum ersten Mal – die Chance haben das Billardzimmer, die prachtvoll ausgemalte Exedra, den Innenhof (Viridarium) und den Wassergang mit den Terrakottasäulen zu sehen. Die Öffnung dieser Räume dient dabei auch der Vermittlung weiterer Themen, wie Schadstoffbelastung und Absturzsicherung, denn nicht alle Areale eines Schlosses können zugänglich gemacht werden, da sie den Anforderungen für eine sichere Begehung nicht entsprechen oder eine Veränderung gegebenenfalls ein zu großer Eingriff in die Denkmalsubstanz ist.

Ich hoffe dieser Einblick in die Thematik hat Ihr Interesse geweckt und würde mich freuen Sie in der Ausstellung zu sehen. Dort können Sie auf diesen Informationen aufbauen und sich ein eigenes Bild über die geplanten und so dringend notwendigen Restaurierungsarbeiten machen.

Die Ausstellung ist noch bis 31. Oktober 2022 zu sehen.

DENK × PFLEGE
Zukunft für das Welterbe Römische Bäder

Potsdam / Park Sanssouci / Römische Bäder
1. Mai bis 31. Oktober 2022
Di–So, 10–17.30 Uhr
5 | 4 € (inkl. Römische Bäder)
nicht barrierefrei
www.spsg.de/denk-x-pflege

Das heißt, obwohl es sich um eine Restaurierungsmaßnahme nach historischem Vorbild handelt, steckt auch durchaus moderne Technologie darin, richtig?

Ja, das ist auch bei der Eisengussbrücke der Fall. Hier haben wir auch ein Spezialverfahren angewendet, das „Metalock-Verfahren“. Dabei werden Riegel in die Rissnähte quer zum Riss eingesetzt und anschließend Schraubgewinde entlang der Rissnaht eingeschraubt. Das Verfahren führt dann zu einer großen Festigkeit. Wir haben zuvor viele Verfahren getestet, aber „Metalock“ war am Ende die einzige Vorgehensweise, die man für die Eisengussbrücke anwenden konnte. Dennoch wird die Brücke nach Abschluss der Sanierung für Besucher nicht begehbar sein, das wäre weiterhin eine zu große Belastung. Aber für Revisionszwecke wird man sie wieder begehen können.
 

Tausende fertig getopfte Pflanzen überwintern in den insgesamt 6 Gewächshäusern und den Frühbeetkästen der Parkgärtnerei von Sanssouci. Kaum vorstellbar, dass hier insgesamt tausende Pflanzen für das Jahr die kühlen Monate verbringen und Platz finden.

Das Projekt ist ein voller Erfolg – auch für unsere Stiftung. Die Kooperation mit der Schule am Schloss ergänzt, ebenso wie die schon seit mehreren Jahren laufende Kooperation mit der Jugendkunstschule Charlottenburg-Wilmersdorf, die Kulturelle Bildung am Standort Schloss Charlottenburg. Während der Schwerpunkt der Jugendkunstschule auf der künstlerisch-kreativen Arbeit liegt, steht bei dem neueren Projekt „Schüler führen Schüler…“ eher die Geschichtsvermittlung im Vordergrund. Beide Kooperationen unterstützen uns bei einem wichtigen Ziel: Jedes Kind, das in der Umgebung des Schlosses Charlottenburg aufwächst, sollte einmal hier gewesen sein!

Einige Wandmalereien aus dem Neuen Palais befinden sich im Depot oder sind verschollen. So sind auch die drei Deckengemälde, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Berliner Schloss ins Neue Palais kamen, deponiert. Zwei davon waren ursprünglich Fresken aus Italien, die nach der Putzabnahme auf Textil gezogen wurden (nach 1901 für Raum 208 und 209 des Berliner Schlosses). Ein guter Übergang zur eigentlichen Wandmalerei auf Putz.

Als Friedrich III. 1888 den Thron bestieg, setzte die Bevölkerung große Hoffnung in den offen liberalen Kaiser, der sich von der Politik seines Vaters und Bismarcks zeitlebens deutlich abgrenzte. Diese Hoffnung wurde frühzeitig zunichtegemacht. Auch wenn dieses „Was-wäre-wenn“ nach seinem Tod und spätestens nach dem Ersten Weltkrieg zuweilen bis hin zur Legende überhöht und verklärt wurde, fragen sich Historiker:innen bis heute, wie sich die Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert weiterentwickelt hätte, wenn Kaiser Friedrich III. länger am Leben geblieben wäre. Auch wenn er schon als Kronprinz wichtige Impulse auf dem Gebiet der Kunst und Architektur gab – so geht beispielsweise das Bode-Museum, ihm zu Ehren ursprünglich „Kaiser-Friedrich-Museum“ genannt, auf seine Initiative zurück – gibt es keinerlei Neubauten, die er als Kronprinz oder Kaiser in Auftrag gab. Einzig das Mausoleum in Potsdam-Sanssouci, freilich nicht mehr zu Lebzeiten errichtet, kann als wirklicher baulicher Nachlass Friedrichs III. gelten. Und genauso, wie der 99-Tage-Kaiser in der Geschichte Preußens und des Deutschen Reichs oft im Schatten seiner Vorgänger und Nachfolger zu stehen scheint, ist auch das Mausoleum ein Bauwerk „auf den zweiten Blick“, das sich in all seiner Eigentümlichkeit doch immer wieder neu zu entdecken lohnt.

Tipp

So., 14.08. / 14 Uhr  Potsdam / Park Sanssouci / Römische Bäder
Von der Idee zur Ausstellung

Expertenführung mit Alexander Reich, wissenschaftlicher Volontär, SPSG
12 | 10 €
Tickets: tickets.spsg.de
Treffpunkt: Kasse Römische Bäder
nicht barrierefrei

 

 

Danke an Nadine Löffler (Schlossassistentin Orangerieschloss) für die Informationen zu den Führungen und den fachlichen Input der Gartenkustodin Kartrin Schröder sowie dem Gartenmeister der Orangerie Tilo Seeger.

 

 

Was stehen im Inneren des Schlosses für Maßnahmen an?

Im Inneren führen wir hauptsächlich Konservierungsmaßnahmen, keine größeren Restaurierungen, durch. Ausnahme ist das schon erwähnte Treppenhaus, das wir in das ursprüngliche Erscheinungsbild zurücksetzen, wobei auch dieses bereits eine Zweitfassung aus dem frühen 20. Jahrhundert ist. Ansonsten wird nur konserviert und ein Laie kann danach im Grunde nicht wirklich erkennen, dass etwas passiert ist. Es gibt einzelne Maßnahmen an Textilien, an den Papiertapeten, an der Holzvertäfelung sowie an den Holzfußböden, die im Wesentlichen in diesem Jahr stattfinden.
 

Einige Pflanzen brauchen bestimmte Bedingungen, um zu keimen. Es gibt Lichtkeimer, Dunkelkeimer und Frostkeimer. Lichtkeimer liegen auf der Erde und benötigen das Licht der Sonne zum Auskeimen. Dunkelkeimer werden in die Erde gegeben, da sie die Wärme und Feuchtigkeit der Erde brauchen. Die Frostkeimer werden im Januar ausgesät und für zehn Tage dem Frost ausgesetzt, damit die Keimung des Saatgutes angeregt werden kann und danach ziehen sie ins Gewächshaus ein. Auf dieses und auf viele weitere spannende Themen bin ich nächstes Jahr sehr gespannt. Ich hoffe Sie sind dann auch wieder mit dabei. Vorab wünsche ich allen eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Fotos: Wolfgang Pfauder, Mathilda Fischer

Weil Erfolg mutig macht, führen wir das Projekt weiter: Die erfahrenen Schülerinnen und Schüler des letzten Durchgangs laden jeweils zu Familienführungen im Neuen Flügel ein! Familien und Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren können das Schloss erkunden und sich Geschichte und Geschichten von den jugendlichen Guides erzählen lassen – aber auch fragen, beobachten und selbst aktiv sein.

Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind!

Allmählich wird es immer wärmer und für die kleinen Pflanzen, die Teil der Frühjahrsbepflanzung sind, geht es raus in die Beete! Schon seit Anfang März werden die ersten Pflanzen in die Gärten ausgepflanzt und schmücken Sanssouci mit einem ersten Hauch von Frühling. Die Hochstämme müssen noch bis Mai warten bevor sie wieder ihren Platz draußen einnehmen können. Nichtsdestotrotz – hier schon ein kleiner Vorgeschmack:

Malereien auf Putz und Stuck

Von den ca. 25 Malereien auf Putz und Stuck sollen hier nur Beispiele gezeigt sein. Unbedingt muss als erstes natürlich das Deckenbild des Grottensaals genannt werden. Dieses Bild kann durch die Materialtechnologien samt Deckenbildern in den Seitenschiffen in drei Kategorien unterteilt werden: es gibt hochempfindliche Leimfarbenfassungen (Tritonenfries und Rahmung des runden Mittelbildes), unempfindlichere Temperafassungen (dekorative Elemente des Gemäldeumfeldes) und relativ stabile Ölfarbfassungen an den eigentlichen Malereien. Alle gemalten Elemente sind harmonisch eingebettet in eine Rahmung aus Stuckmarmor und Grottierung. Die Bereiche der Decke wurden zwischen 2013 und 2015 restauriert.

Halt 10: Während seines Aufenthaltes in Neapel besuchte Friedrich Wilhelm (IV.) am 15. November Pompeji. Der Besuch wirkte folgendermaßen auf den preußischen Kronprinzen: „Vom Eindruck von Pompeji schweige ich. Das muß man gesehen haben. [...] diese deliziose Architectur, dies heitre Wesen in allen Formen der Wohnlichkeit, [...] diese schöne & liebliche Anlage des Forums, […].“

Diese vielfältige bunte Pflanzenpracht ist Teil der Sommerbepflanzung 2017, die bereits jetzt schon vorbereitet werden muss. Die Frühjahrsbepflanzung ist in weiten Teilen schon fertig, aber trotzdem wartet auf die Gärtnerinnen und Gärtner der Parkgärtnerei in den kalten Jahreszeiten immer viel Arbeit.

Fotos: Mathilda Fischer, Elvira Kühn und Matthias Röhl


 

Ein weiteres Mal bin ich fasziniert von der enormen Arbeit, die hier betrieben wird, um die königlichen Parks in ihrer gewohnten Schönheit erstrahlen zu lassen. Ich bin schon sehr gespannt, was mich bei meinem nächsten Besuch in der Parkgärtnerei von Sanssouci erwartet und hoffe, Sie sind wieder dabei!

Fotos: Gesine Beutin, Mathilda Fischer

Nach diesen Eindrücken aus den Parks Babelsberg und Sanssouci, möchte ich die Kustodin Katrin Schröder abschließend zu Wort kommen lassen: sie erklärt uns die Besonderheiten des landschaftlichen Teils von Sanssouci - und zwar des wunderschönen Marlygartens.

Die Schornsteine

Ab August 2017 erfolgte der Rückbau aller Wetterdachkonstruktionen und der Fassadenrüstungen. Neben reinen Restaurierungsarbeiten an Eichenholz, Putzflächen, Sicht- und Natursteinmauerwerk wurden mit dem Abbau der Planen und Schutznetze wieder die charakteristischen Schornsteingruppen sichtbar. Aufgrund von schadhaften Verfugungen, Frostschäden und korrodierten Eisengliedern an den 40 im Tudorstil gestalteten Schornsteinen war deren Standfestigkeit gefährdet. Durch behutsames Abtragen, Sichern und handwerkliches Wiederaufbauen ist es gelungen, alle originalen Ziegelformsteine zu erhalten. Sämtliche demontierten Teile wurden wieder mit neuem Mauer- und Verstrichmörtel zusammengefügt.

Mehr Informationen zum Marmorpalais erhalten Sie Hier

Aus konservatorischen Gründen ist das Mausoleum für Besucher:innen leider nicht zugänglich.

 

 

 

 

Nach Abbau des Gerüstes ist die Sanierung aber keineswegs beendet…

Genau, es wird danach noch immer ein Bauzaun um das Gebäude stehen, da es mit der Abdichtung des Kellersockels weitergeht. Der Keller hatte bisher keine Abdichtung, aber wir haben festgestellt, dass von unten Feuchtigkeit ins Gebäude vordringt, was zu Schäden an den Fußböden im Erdgeschoss führen kann. Dieses Risiko wollen wir in Zukunft nicht mehr eingehen und daher haben wir uns nach längeren Abwägungen dazu entschieden, horizontale und vertikale Abdichtungen einzubringen, Edelstahlbleche im Mauerwerk und außen eine Dichtschlämme. Das ist noch eine etwas größere Maßnahme, die voraussichtlich im Frühjahr 2024 ansteht. Anschließend müssen die Außenanlagen wiederhergestellt werden und dann muss das ganze Mobiliar, das derzeit in Charlottenburg gelagert wird, wieder zurück ins Schloss gebracht werden, was bis Ende 2024 andauern wird. Von einer Fertigstellung könnte man dann Ende 2024 ausgehen, sodass wir das Schloss aller Voraussicht nach zum Saisonbeginn 2025 wieder für Besucher öffnen können.
 

 

Halt 11: Im Rahmen seiner Italienreise gelangte Friedrich Wilhelm (IV.) am 5. Dezember 1828 nach Venedig und schrieb sogleich seine Eindrücke der Stadt nieder: „In ihrer Art ist Venedig wie Rom. Unvergleichlich durch Merkwürdigkeit, Reitz & Geschichte. […] Wir alle waren wie trunken von dem herrlichen Anblick. Wir gingen gleich in die Marcus Kirche & verstummten vor der Würde & der Pracht. Nichts als Gold & Mosaik & Marmor. Es wird Einem wenn man die Wunder von S: Marco beschaut, wie by Lesung der Apocalypse; anders kann ich meine Gefühle gar nicht ausdrücken.“

Werden die Besucher:innen denn von außen sichtbare Unterschiede zum Vorzustand sehen können?

Das ganze Schloss wird zunächst wie neu erstrahlen, weil ja eigentlich fast alle Oberflächen neu gefasst sein werden, abgesehen von den Natursteinoberflächen. Wobei sich dieser Effekt nach einigen Monaten auch wieder abmildern wird, da eine natürliche Patina entsteht. Im Gegensatz zur Sanierung in den 1970er Jahren bringen wir dieses Mal eine Ölfarbe, keine Kunstharzdispersionsfarbe auf. Die Ölfarbe altert auf eine angenehme Art, sie bleicht sozusagen ein wenig aus und sie wird nicht so stark verschmutzen.
 


Nun noch ein paar Fragen zu Ihrer Person: Was genau sind in der SPSG und konkret bei diesem Projekt Ihre Aufgaben?

Bei der SPSG bin ich in der Abteilung Architektur tätig und arbeite als Projektleiter. Ein Projektleiter vertritt den Auftraggeber, also die SPSG, gegenüber den Gewerken. Das heißt, dass ich die ganzen Planungs- und Bauverträge ausschreibe und nachher kontrolliere, ob die vertraglichen Pflichten eingehalten werden. Als Projektleiter stellt man zudem innerhalb der Stiftung ein Projektteam zusammen, in dem die Anforderungen aus den jeweiligen Fachabteilungen zusammengetragen werden. Und dort hat der Projektleiter die Aufgabe, nach einer zufriedenstellenden Lösung zu suchen, wenn es beispielsweise Zielkonflikte gibt, weil sich Anforderungen unterschiedlicher Fachkollegen widersprechen. Außerdem vertritt der Projektleiter auch die denkmalpflegerischen Belange der Stiftung gegenüber anderen Behörden, wie beispielsweise Naturschutz- oder Wasserschutzämtern, und hat auch hier die Aufgabe, nach einvernehmlichen Lösung zu suchen.
 

Zum Weiterlesen:

Zwei Schüler-Guides des Schuljahrs 2015/16 berichten, wie sie das Projekt erlebt haben und welcher Raum im Schloss ihnen besonders gefallen hat. – Lesen Sie ihren Erfahrungsbericht in unserem Magazin sans,souci. Ausgabe 4.2016 (PDF, 4 MB) auf Seite 13.

Musik im Video: Vivaldi-Concerto E major RV 269 Spring (Complete Concert) interpretiert vom European Archive (Musopen.de)

Fotos: Mathilda Fischer & Matthias Röhl

Eine weitere Deckenmalerei auf Putz befindet sich im Frühstückszimmer. Die Malereien sind mit Reflexen in der Art einer Mordentversilberung versehen, wie sie der Maler Friedrich Wilhelm Höder gern ausführte. Bei dieser Art der Versilberung wird Blattsilber auf eine Wachsgrundierung aufgetragen, so dass reliefartige grafische Strukturen entstehen (vergleichbare Malereien sind als Mordentvergoldung für Schloss Sanssouci und Charlottenburg als seine Arbeiten belegt – für das Neue Palais fehlt noch der Nachweis).

Weitere Informationen zum Sanierungsprojekt Cecilienhof sind der kürzlich erschienen Publikation „Zwischen Welt und Erbe – 10 Jahre Masterplan für die preußischen Schlösser und Gärten“ zu entnehmen (Michael Imhof Verlag, 272 Seiten, 310 Abbildungen, 29,95 Euro, ISBN: 978-3-7319-0617-9).

Halt 12: Die letzte Station der Italienreise Friedrich Wilhelms (IV.) war Venedig. Von dort aus machten sich der preußische Kronprinz und seine Begleiter wieder auf den Rückweg in den Norden. Zunächst nutzten sie jedoch am 6. und 7. Dezember 1828 noch die Zeit für eine ausgiebige Besichtigungstour und lernten so auch die Rialtobrücke kennen: „Heut bin ich so froh & glücklich- Ich habe Venedig gesehen [...]. Nachdem wir uns an etwas Bouillon erwärmt setzten wir uns in zwey Gondeln & fuhren umher, […] in den Canal Grande an den unzähligen [...] Pallästen entlang, [...] unter dem Rialto durch, […]. Am Rialto ausgestiegen. [...] Zu Fuß durch die engen, aber höchst ansprechenden Gassen, über den Marcus Platz […].“

Fotos: Christiane Schrübbers

Leiten Sie mehrere Projekte gleichzeitig?

In der Regel werden von einem Projektleiter ein bis zwei Projekte zeitgleich, je nach Größe, bearbeitet. Die Projekte dauern ja meist einige Jahre. Mein derzeit zweites Projekt ist die Sanierung der Meierei am Kuhtor im Park Sanssouci.
 

Alle Abbildungen: © SPSG

Malereien auf Holz

Im Neuen Palais gibt es auch ca. 20 Malereien auf Holz. Beispiele dafür sind wieder im Unteren Fürstenquartier sowohl im unrestaurierten als auch im restaurierten Zustand zu finden. Hier ist als Beispiel für die Mordentvergoldung die Holzvertäfelung im kleinen Vorzimmer zu sehen:

Gästeappartement

Das Gästeappartement ist ein Ensemble von vier Räumen und besteht aus Wohn-, Schlaf- und Badezimmer sowie einer Dienerkammer. Alle Entwürfe für die Ausstattung stammen von dem Architekten Paul Ludwig Troost (1878-1934). Vom originalen Mobiliar sind nur wenige Stücke erhalten, wozu neben einem wandfesten Garderobenschrank und einem Frisiertisch zwei Stühle und ein kleiner Tisch im Schlafzimmer gehören.

Von herausragender Bedeutung ist die ursprüngliche textile Ausstattung der beiden Haupträume, die seit 1974 deponiert war. Mit erheblichen Aufwand wurden die originalen textilen Wandbespannungen und Fensterdekorationen gereinigt, besonders fragile Stoffe mit passend eingefärbtem Stützgewebe unterlegt, nähtechnisch gesichert und anschließend ihren Funktionen entsprechend in den Räumen montiert. Die Teppichbodenbeläge wurden mit der überlieferten Technik verlegt, wodurch die Räume nun wieder einen authentischen Eindruck von der Wohnkultur und Innenarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts vermitteln. Das Badezimmer wurde behutsam gereinigt, fehlende Sanitärobjekte und Armaturen wurden im Antikhandel erworben bzw. anhand historischer Vorbilder nachgefertigt.

Wie ist Ihr Werdegang; wie sind Sie zur Stiftung gekommen und was waren hier ihre bisherigen Projekte?

Ich habe Architektur an der TU Berlin studiert, anschließend als Architekt gearbeitet und dann ein Referendariat beim BBR – Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung – gemacht. Dort habe ich im Projektmanagement der Museumsinsel meine Liebe zum Denkmal entdeckt. Diese Verbindung aus Projektmanagement und Denkmalpflege war gewissermaßen auch ausschlaggebend, mich bei der SPSG zu bewerben. Hier bin ich nun seit 2008. Eines meiner ersten Projekte war die Sanierung des Schlosses Babelsberg, die ich geleitet habe.
 

Prinzenhof und Blumengarten

Als der Bau des Schlosses Cecilienhof 1917 beendet war, befanden sich die Außenanlagen kriegsbedingt in einem vergleichsweise rudimentären Zustand. Der Hofhaltung des Kronprinzen standen dann nach 1918 nur begrenzt Material und Personal für die wünschenswerte Komplettierung zur Verfügung. Es folgte die Zeit der Potsdamer Konferenz 1945 und die Einbeziehung der Gedenkstätte in den sowjetischen Kulturpark.

Erst nach 1954 konnte der Neue Garten wieder durch die Schlösser- und Gartenverwaltung gepflegt werden. Ging es anfangs hauptsächlich um Substanzerhaltung und Herausnahme sowjetischer Zutaten, konnte ab den 1970er Jahren die Gartenumgebung des Schlosses nach gründlicher Recherche zur Entstehungsgeschichte entsprechend den ursprünglichen Intentionen schrittweise ergänzt werden. In dieser Zeit entstanden die rahmenden Gehölzpflanzungen. Formschnittgehölze und – wie einst von der Kronprinzessin gewünscht – mit Foerster-Stauden bepflanzte Beete ergänzten das Konzept, an dem sich auch die aktuelle Wiederherstellung orientiert.

Eine letzte Frage: Macht es einen Unterschied, wenn das Projekt, an dem man arbeitet, nicht nur ein „normales“ Baudenkmal, sondern auch Teil eines UNESCO-Welterbes ist?

Zunächst die fachliche Antwort: Jedes Denkmal, ob UNESCO-Welterbe oder nicht, hat die gleiche Aufmerksamkeit verdient, insofern macht es eigentlich keinen Unterschied. Dennoch spürt man bei der Arbeit an einem solchen Projekt natürlich das besondere Augenmerk der Öffentlichkeit – allerdings als Herausforderung, die man gerne annimmt und als zusätzlichen Ansporn begreift!
 

In der Vorkammer zum Ovalen Kabinett wurden die Malereien 2011 konserviert, die ursprüngliche Fassung mit Mordentvergoldung ist durch Übermalung wegen eines Brandschadens um 1955 nur noch in Resten zu sehen. Ein kleiner Bereich an der Tür zum Ovalen Kabinett konnte freigelegt werden.

Lieber Herr Daiber, vielen Dank für das Gespräch!

Nach Abschluss der Hüllensanierung 2018 wurde im Rahmen der durch die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V. geförderten denkmalpflegerischen Wiedergewinnung die Chance genutzt, die vorher teils stark überalterten Gehölz- und Staudenflächen in enger Anlehnung an die Originalpläne in neuer Frische anzulegen. Die während des Baumaßnahmen in der Gärtnerei des Neuen Gartens gesicherten Formbäumchen wurden in die wiederhergestellten Flächen integriert.

Ausblick: 75 Jahre Potsdamer Konferenz 2020

Anlässlich des 75. Jahrestages der Potsdamer Konferenz 2020 plant die SPSG im Schloss Cecilienhof eine Ausstellung über das Treffen des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Harry S. Truman, des Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Josef W. Stalin, und der Premierminister Großbritanniens, Winston Churchill und Clement R. Attlee, sowie der Außenminister der drei Regierungen, der Stabschefs und anderen Berater auf der von den drei Mächten beschickten „Berliner Konferenz“ von 1945.

Für das Schreibkabinett im Unteren Fürstenquartier kommt beim Restaurieren vermutlich eine vergleichbare Lösung wie im Ovalen Kabinett zum Tragen. Hier wurden schädigende Überfassungen vom Original des Malers Sebastian Chevalier abgenommen, die Ursprungsfassung restauriert und stellenweise mit einem Firnis nach historischem Rezept entsprechend dem erhaltenen Bestand lackiert. 

Vom 1. Mai bis zum 31. Oktober 2020 sollen nicht nur der Ablauf der Konferenz und die Themen, die am Verhandlungstisch geregelt und hinter den Kulissen besprochen wurden, betrachtet werden, sondern – zeitgemäß, nüchtern, ideologiefrei und daher an vielen Stellen herausfordernd – auch die Auswirkungen, die diese Absprachen auf
den Fortgang der Weltgeschichte seither hatten. Am authentischen Ort Schloss Cecilienhof wird darum die bestehende Dauerausstellung durch eine temporäre Präsentation ergänzt.

Das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten

Mit dem Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan) haben der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg bedeutende Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor
dem Verfall gerettet. Das Abkommen sah vor, dass die SPSG bis 2017 insgesamt 155,03 Millionen Euro in die Wiederherstellung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren konnte.
Der Bund trug 77,5 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 53 Millionen Euro (2/3 von 50 Prozent) und das Land Berlin 24,53 Millionen Euro (1/3 von 50 Prozent).

Im Jahr 2018 konnte überdies das zweite Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan, SIP 2) starten. Durch dieses 400 Millionen Euro umfassende Abkommen zur Fortsetzung des SIP 1 kann die SPSG bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro zusätzlich in die Rettung nationaler Kulturgüter investieren. Der Bund stellt 200 Millionen Euro zur Verfügung, auf das Land Brandenburg entfallen 131 Millionen Euro und auf das Land Berlin 69 Millionen Euro. Die Vorbereitungen für die ersten Vorhaben laufen. In den kommenden fünf Jahren sollen 25 von insgesamt 60 Projekten begonnen bzw. umgesetzt werden.

Mehr Informationen zum Schloss Cecilienhof »

 

Nicht ohne vorherige Musterflächen und Diskussionen wird die Restaurierung der Malereien im Schreibkabinett der Friedrichwohnung verlaufen. Hier erfolgte in den 1960er Jahren eine Neufassung der Fondflächen. Ältere Fotos belegen, dass Jahre zuvor die bereits damals sehr fleckige Firnisoberfläche abgenommen wurde. Da dieser Raum ein bedeutendes Lackkabinett der Künstlerfamilie Martin aus Frankreich war, werden wir auch hier extrem auf die Erhaltung jedweder originalen Bestände (auch in Resten) achten.

Hochwertige Lackarbeiten ohne Malerei befanden sich auch noch im Konzertzimmer und der Fleischfarbenen Kammer der Königswohnung (derzeit wegen der Sanierungsarbeiten noch nicht zugänglich).

Weitere vier Malereien auf Holz, die in die Wand integriert sind, finden wir im Oberen Konzertzimmer. Die Darstellung von Putten mit Jagdgerät nimmt jeweils thematisch Bezug auf das Deckenbild des Raumes (siehe oben unter Leinwandbildern).

Im zweiten Teil stellen wir die verborgenen und teilweise noch schlummernden Schätze kostbarer Wandoberflächen vor.

Weitere Information zum Neuen Palais finden Sie hier »

 

Zum Saisonauftakt gibt es im Marmorpalais in Potsdam Neuigkeiten.

von Matthias Simmich

„In Bewegung“ – so könnte man den gegenwärtigen Zustand im Schlossbereich des Marmorpalais beschreiben. Der idyllisch am Heiligen See in Potsdam gelegene frühklassizistische Landsitz Friedrich Wilhelms II. (1744–1797) empfängt seine Besucher:innen pünktlich zum Beginn der Sommersaison mit einem neu eingerichteten Willkommensbereich im Südflügel.
 

Gleich zu Beginn werden die Gäste persönlich vom Hausherren als lebensgroße Figurine begrüßt und über die Nutzung des Schlosses im ausgehenden 18. Jahrhundert informiert. An seiner Seite: die kunstsinnige Vertraute des Königs, Wilhelmine Enke (spätere Gräfin Lichtenau), die maßgeblichen Einfluss auf die erlesene Gestaltung der Räume im Marmorpalais nahm.
 

Skulpturen und Möbel wurden bewegt, um den angrenzenden Ovalen Saal, als lichterfülltes Skulpturenkabinett im antiken Stil geplant, wieder in seiner eindrucksvollen Raumwirkung mit reizvollen Gartenausblicken erlebbar zu machen. Ein Marmorthron als vermeintlich antikes Stück in Rom erworben sowie die fast lebensgroße Figur eines Chronos als Personifizierung der Zeit setzen auffallende Akzente. Sie geben Einblick in den Kunstgeschmack Friedrich Wilhelms II., der diese Werke zur Ausstattung seiner Wohnung im Berliner Schloss erwarb.
Die prominent platzierte Figur des Chronos – einst Schmuck einer imposanten Uhr mit Musikautomaten – wurde vom König auch als Mahnung verstanden, seine Regierungszeit sinnvoll und tatkräftig zu nutzen.
 

Neu sind zwei Büsten im Vestibül des Südflügels. Sie sind Werke des Berliner Bildhauers Johann Gottfried Schadow, dessen ruhmreicher Aufstieg von Friedrich Wilhelm II. und Wilhelmine gefördert wurde: Der im Zivilrock gekleidete König wirkt lebensnah und zugewandt, während sein Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm III. sich kühl von seinem Vater abkehrt. Treffend wird auf diese Weise das schwierige Verhältnis der beiden charakterisiert – belastet durch die von seinem Sohn als unmoralisch empfundene Liebe des Königs zur Bürgerlichen Wilhelmine. Eine Parkbank fordert hier zum Verweilen auf und erinnert zusammen mit einer Kollektion königlicher Spazierstöcke an den Naturgenuss, den das Marmorpalais mit seinem Garten bietet. Führungen laden zu dessen Erkundung ein.

Wer noch mehr erfahren möchte, den erwartet zur Vertiefung ab dieser Saison eine kostenlos zugängliche Gartenausstellung im Südflügel. Sie befindet sich in einem großzügigen Aufenthaltsraum im Untergeschoss, der individuell zum Ausruhen oder zur Planung weiterer Aktivitäten genutzt werden kann.

Spezielle Führungsangebote zum Skulpturenbestand des Marmorpalais, zur königlichen Tafelkultur oder zu den Uhren runden das diesjährige Saisonangebot ab. Und wer das Schloss einmal in außergewöhnlicher und zauberhafter Atmosphäre erleben möchte, der ist am 10. November 2024 herzlich zur Licht- und Klangveranstaltung „Königliches Leuchten am Heiligen See“ eingeladen. Es erwarten Sie also wahrlich bewegte Zeiten im Marmorpalais.


Matthias Simmich ist Leiter des Schlossbereichs Neuer Garten.


Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 02.2024
 

Öffnungszeiten Marmorpalais
Im April: Samstag und Sonntag von 10 bis 17.30 Uhr
Von Mai bis Oktober: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17.30 Uhr
Weitere Informationen zum Marmorpalais

Zu Tisch! Abendführung mit Kustodin Eva Wollschläger:
30. Mai 2024, 18. Juli 2024, 22. August 2024, jeweils 18 Uhr

Skulpturenführung mit Kustodin Dr. Silke Kiesant
7. Juni 2024, 16 Uhr

Uhrenführung mit Kustodin Dr. Silke Kiesant:
30. August 2024, 16 Uhr

 

In der Bildergalerie ist nun wieder ein historischer Prominenter zu bewundern: Die bronzene Büste von Kardinal Richelieu nach dem Modell des Bildhauers Gian Lorenzo Bernini wurde im vergangenen Jahr von einem internationalen Forschungsteam untersucht und anschließend behutsam restauriert. Rechtzeitig zur Öffnung der Bildergalerie zum 1. Mai ist sie nun wieder zurück auf ihrem Platz, dem kleinen Kabinett.

Von Dr. Silke Kiesant und Birgit Morgenroth
 

Die Fragen stellte Michael Wolf

Herr Hannemann, Sie sind seit über zwanzig Jahren für die Stiftung tätig. Wie hat sich die Arbeit in den Gärten verändert?

Kardinal Richelieu kennen viele als intriganten Bösewicht aus dem Roman „Die drei Musketiere“ des Schriftstellers Alexandre Dumas – erstaunlicherweise findet sich eine bronzene Büste des französischen Adeligen in der Bildergalerie von Sanssouci. Nicht nur irgendeine, denn Jean du Plessis, Premier Duc de Richelieu, Kardinal Richelieu (1585-1642) wurde von keinem geringeren als Gian Lorenzo Bernini (1598-1680), dem bekanntesten italienischen Bildhauer seiner Zeit, porträtiert.

Für diese seltene Bronze interessiert sich auch ein internationales Forschungsteam. Die Restauratorinnen und Wissenschaftlerinnen Jane Bassett vom J. Paul Getty Museum in Los Angeles, Lisa Ellis von der Art Gallery of Ontario in Toronto und Evonne Levy von der kanadischen University of Toronto spüren überall in der Welt die Bronzen Berninis auf und untersuchen sie nach einem einheitlichen System.
 

Als ich angefangen habe, brauchte ich ungefähr eine DIN-A4-Seite, um die Schäden an den Bäumen in meinem Revier aufzulisten. Inzwischen fülle ich damit einen ganzen Aktenordner.

Den Bäumen geht es schlecht.

Ja, vor allem den alten. Viele haben bis heute unter dem extremen Sommer 2018 zu leiden. Wenn Bäume durch Sonnenbrand oder Trockenheit geschwächt werden, sind sie oft noch lange danach anfällig für Schadorganismen. So haben wir die stärkste Eiche im Park Sanssouci verloren. Die war über 350 Jahre alt und hatte einen Stammumfang von 5,80 Metern.
Geht ein solcher Baum verloren, ist das für die ganze Umgebung eine Katastrophe, weil die Krone bis zu 500 Quadratmeter abdeckt. Da kann man jetzt stattdessen den Himmel sehen, und die Bäume daneben, die vorher geschützt waren, stehen komplett in der Sonne. Das treibt den Verfall natürlich noch weiter an. Überall haben wir jetzt ein dramatisch schnelles Absterben von alten Bäumen.

Auch der bronzene Kardinal musste dafür von seinem Ausstellungsort, dem kleinen Kabinett in der Bildergalerie, entnommen werden. In der Metallrestaurierungswerkstatt im Neuen Garten konnten dann umfangreiche Analysen vorgenommen werden, um die Zusammensetzung des Materials zu untersuchen. Außerdem wurden 3D-Scans und hochauflösende Fotografien sowie Videos hergestellt. Die Forscherinnen erfassten kleinste Details auf der Außen- und Innenseite der Büste, wie Gießnähte, winzige Gussfehler, Ausbesserungen und Flicken. Alle aufgenommenen Daten fließen in eine umfangreiche Datenbank ein. Die Recherchen zu den Bernini-Bronzen sind längst noch nicht abgeschlossen.
 

Das Bild der Parks wird sich in den nächsten Jahrzehnten stark verändern. Die SPSG hat aber die Aufgabe, das Gartendenkmal zu bewahren. Wie lässt sich dieser Anspruch noch halten?

Wir versuchen in den Lücken wieder dieselben Arten nachzupflanzen. Aber dann mit Individuen aus eigenen Nachzuchten, die wahrscheinlich schon an die Bedingungen angepasst sind. Oder wir verwenden Saatgut aus südlicheren Regionen, weil wir erwarten, dass diese Bäume genetisch noch auf viel trockenere Bedingungen eingestellt sind. Rotbuchen zum Beispiel gibt es nicht nur bei uns, sondern auch auf Sizilien. Wir wissen noch nicht, ob wir damit Erfolg haben, aber wir werden es in unserer Baumschule ausprobieren. Schon jetzt ist der Park Sanssouci eine Art Labor, in dem wir an über 350 Arten Experimente durchführen können.

Das klingt, als wäre das gerade eine zugleich deprimierende, aber auch aufregende Zeit für Sie und Ihre Kolleg:innen.

Das kann man so sagen. Vor sechs Jahren stand ich mit Tränen in den Augen auf dem Ruinenberg. Man konnte die Bäume dort regelrecht nach Wasser schreien hören. Das war wirklich schlimm, weil wir überhaupt nichts tun konnten. Es ist nicht möglich, den ganzen Park Sanssouci mit seinen 26.000 Bäumen zu bewässern und daran wird sich auch nichts ändern. Aber trotzdem bin ich zuversichtlich, weil wir aktiv nach Lösungen suchen. Auf dem Ruinenberg haben wir ein Planquadrat komplett mit jungen Eichen gepflanzt. Wasser haben wir nicht  gegeben, damit eine natürliche Selektion stattfindet und nur die widerstandsfähigsten  Individuen durchkommen. Und die kommen dann aber auch durch! Ich bin sehr froh, dass wir all diese Versuche durchführen. Viele davon werden wahrscheinlich misslingen, aber einige werden funktionieren. Da bin ich mir sicher.
 

Sven Hannemann ist Diplomingenieur für Landespflege. Seit 2002 arbeitet er für die SPSG. Er ist einer der drei Parkrevierleiter im Park Sanssouci.
 

Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 02.2024

 

 

Die Geschichte der Büste ist dagegen bekannt. Gian Lorenzo Bernini wurde von Kardinal Maffeo Barberini, der 1623 zum Papst Urban VIII. gewählt wurde, gefördert. Bernini wurde durch ihn zum begehrten, hoch angesehenen und bestens bezahlten Künstler. Bernini schuf fast ausschließlich Werke für die Familie Barberini, denn um einen Auftrag als Außenstehender an Bernini geben zu dürfen, bedurfte es einer Genehmigung des Papstes. Kardinal Richelieu hatte gehofft, über Beziehungen eine ganzfigurige Skulptur bei Bernini in Auftrag geben zu können, doch Papst Urban VIII. erlaubte dies nicht, und so wurde die Statue zu einer Büste, die Bernini im Winter 1640 anfertigte. Er arbeitete nach einem Gemälde mit dem Porträt von Kardinal Richelieu, das aus Frankreich nach Rom geschickt worden war. Nach ihrer Fertigstellung wurde die Büste nach Paris transportiert. Dort kam sie im August 1641 an, aber Richelieu war mit dem Werk nicht zufrieden. Die Marmorausführung des Bildnisses von 1640/41 befindet sich heute im Pariser Louvre. Bernini fertigte – wohl als Modell für den Guss – auch eine heute verschollene Terrakotta-Büste von Richelieu an, die ein Inventar seines Hauses erwähnt.

Das bronzene Richelieu-Bildnis in der Bildergalerie von Sanssouci stammt aus der 1742 von Friedrich dem Großen erworbenen Kunstsammlung des französischen Kardinals Polignac. Dass die Büste von Bernini stammte, war sicher sehr bedeutsam für Friedrich, auch die Person Richelieu war ihm zeitgeschichtlich wichtig. 1756 schrieb der König eine satirische Flugschrift, in der Friedrich den Umschwung in der französischen Politik und das Bündnis mit Österreich, das Richelieu bekämpft hatte, kritisierte.

Die bronzene Skulptur wird nach Untersuchung und Restaurierung wieder auf ihren Sockel in der Bildergalerie von Sanssouci gesetzt. © SPSG / Nicole Romberg

Zunächst stand das Kunstwerk im Schloss Charlottenburg. Später wechselte es mehrfach den Standort vom Antikentempel in den Neuen Garten, zurück in den Antikentempel und bereits im 19. Jahrhundert in die Bildergalerie. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Restaurierung der Bildergalerie zierte die Büste den Marmorsaal im Schloss Sanssouci. Seit 1996 können sie Besucher im Kleinen Kabinett am östlichen Ende der Bildergalerie bewundern.

Was bei den Untersuchungen nun sichtbar wurde, ist die große Ähnlichkeit des Bronzegusses mit der Büste in der National Gallery of Victoria in Melbourne, die die bislang einzig bekannte zweite Bronzeausformung des Modells aufbewahrt. Wie diese nach Australien gelangte, konnte noch nicht geklärt werden. Auch der Name der Gießerei ist (noch) unbekannt, ziemlich sicher aber ist, dass beiden Bronzefassungen aus einer Werkstatt stammen.

Der Ausflug in die Metallwerkstatt wurde von Restaurator Benjamin Glasberger, SPSG, genutzt, um eine Stabilisierung im Inneren des Sockels einzubringen. Sie wurde gereinigt und neu konserviert. Die Recherchen zur Büste des Kardinals Richelieu in der Skulpturensammlung der SPSG wurde unterstützt durch die Metallrestauratoren Martin Engel, Benjamin Glasberger und Christian Bode, Dr. Jens Bartoll, naturwissenschaftliches Labor der SPSG und Sammlungskustodin Dr. Silke Kiesant.
 

Die Bildergalerie von Sanssouci ist vom 1. Mai bis zum 31. Oktober
von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 17.30 Uhr geöffnet.
www.spsg.de/bildergalerie
 

Weitere Informationen über das Bernini-Bronzen-Projekt (auch mit einem Foto der zweiten bisher bekannten Bronze-Büste von Richelieu):
blogs.unimelb.edu.au und www.biblhertz.it


Mehr zur Sammlung Skulpturen

 

 

 

von Michael Wolf

Mit Kreativität und Ausdauer versuchen die Gärtner:innen der SPSG die Parks vor den Folgen des Klimawandels zu bewahren. Ab April informiert die Open-Air-Ausstellung »Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können« über ihre Arbeit. Und stiftet Hoffnung für die Zukunft.
 

Fragt man die Gärtner:innen der SPSG, wann sie bemerkten, dass etwas nicht stimmte, dann erzählen sie vom Sommer 2018. Schon im Frühling hatten sie einen deutlich größeren Teil ihrer Arbeitszeit als zuvor dem Totholz gewidmet. Vertrocknete Äste, die einen Durchmesser von fünf Zentimetern überstiegen, mussten entfernt werden, weil sie den Besucher:innen der Parks und Gärten gefährlich werden konnten. Doch nicht nur sie waren in diesem Jahr bedroht, sondern auch ein immer größerer Teil des Baumbestands. Ein Grund dafür war die anhaltende Dürre. In Potsdam wurde nur ein Jahresniederschlag von 360 Litern pro Quadratmeter verzeichnet. An besonders trockenen Stellen wie auf dem Ruinenberg im Park Sanssouci kapitulierte in den heißen Monaten ein Baumindividuum nach dem anderen. Der Grundwasserspiegel fiel deutlich, genau wie der Wasserspiegel der Havel, aus dem die SPSG eine festgelegte Menge an Gießwasser entnehmen darf. Auch eine deutliche Erhöhung hätte nicht geholfen, denn so große Areale wie der Park Babelsberg, der Neue Garten oder der Park Sanssouci mit seinen 300 Hektar Fläche lassen sich nur partiell künstlich bewässern.
 

Und selbst wenn Wasser und Personal keine Probleme gewesen wären, hätten viele Bäume wohl nicht gerettet werden können. Sie gingen am Sonnenbrand zugrunde, der nicht nur Menschen im Sommer zu schaffen macht. Im Normalfall beschattet das Laub die gesamte Baumkrone. Bei andauernder Hitze krümmen sich die Blätter jedoch leicht, um weniger Verdunstungsoberfläche zu bieten. Das Laubdach ist nun nicht mehr so dicht, weshalb das Sonnenlicht direkt auf den Stamm fällt, was dieser nicht gewohnt ist. Im schlimmsten Falle löst sich die Rinde komplett ab und gibt den letzten Schutz auf, den der Baum noch hat. Direkt darunter verlaufen die Leitbahnen, die das Wasser transportieren. Sind diese erst einmal geschädigt, kann der Baum sich nicht mehr ernähren und vertrocknet von oben nach unten.

Gehölze, die einen Sonnenbrand überstehen, leiden oftmals noch Jahre später an seinen Folgen. Auch wenn ein Sommer mal etwas milder oder feuchter ausfällt, gibt es also keinen Grund zur Entwarnung – ganz im Gegenteil. Im Park Sanssouci sind inzwischen beinahe 80 Prozent der Bäume durch intensive Sonneneinstrahlung, extreme Hitze und anhaltende Trockenheit geschädigt. Viele von ihnen werden nicht zu retten sein.

Was heißt das für das Welterbe? Die Antwort ist unbequem: Niemand weiß es genau. Aber man nimmt an, dass die meisten Altbäume in den nächsten Jahrzehnten verschwinden könnten, was den Charakter der Parks stark verändern würde. Niedrigere junge Bäume dominieren dann das Bild. Die Hoffnung liegt auf dieser neuen Generation.
 

Das Welterbe zu bewahren ist heute also eine Aufgabe, die sich ebenso sehr in die Zukunft orientiert, wie sie sich der Vergangenheit verpflichtet fühlt. Die Gärtner:innen und Denkmalpfleger:innen arbeiten seit Jahren daran, die Widerstandsfähigkeit junger Bäume gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu stärken. Von ihren Plänen und Experimenten berichtet in diesem Themenjahr die Open-Air-Ausstellung »Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können«. Sie findet vom 27. April bis zum 31. Oktober im Herzen des Park Sanssouci statt. An 30 Ausstellungsstationen möchte die SPSG ihre Erkenntnisse teilen und mit den Besucher:innen ins Gespräch kommen. Und ja, es gibt jede Menge Gesprächsbedarf. Nicht nur, weil die Lage ernst ist, sondern auch, weil die Kreativität und Beharrlichkeit der Gärtner:innen dringend notwendigen Optimismus stiftet.
 

So gießt man heute
 

Westlich der Weinbergterrassen steht das Thema Wasser im Mittelpunkt der Ausstellung. Forschungen gehen davon aus, dass die Niederschlagsmenge in der Region zwar nicht drastisch zurückgehen wird, es aber seltener und dann heftiger regnen wird. Die in der vorherigen Dürrezeit ausgetrockneten Böden können die plötzlich herabfallenden Wassermassen nicht aufnehmen. Es bleibt also trocken. Den Gärtner:innen wird es nicht möglich sein, die normalen Regenfälle künstlich auszugleichen, aber sie können das Wasser und ihre Arbeitskraft gezielter und klüger einsetzen. Schon lange werden zum Beispiel Hecken im Park Sanssouci mit sogenannten Tröpfchenschläuchen bewässert. Sie transportieren das Wasser direkt zu den Wurzeln und verhindern seine Verschwendung. Entwickelt wurde diese Technik bereits vor gut 60 Jahren in Israel. Der Klimawandel war damals noch nicht der Grund, vielmehr wollte man möglichst wirtschaftlich Obst und Gemüse anbauen, was dank der Erfindung inzwischen auch in sehr trockenen Gebieten der Erde möglich ist. Aber die Methode hat auch ihre Nachteile. Weil das Gießwasser aus der Havel stammt, verstopfen die Schläuche schnell und müssen deshalb alle paar Jahre ersetzt werden.
 

Wichtiger als das Gießen sind jedoch ohnehin die Wurzeln und wie sie wachsen. Jüngere Baumindividuen kommen bereits jetzt besser mit dem Wassermangel zurecht, weil sie tiefer wurzeln und so auch in Dürreperioden noch an das gesunkene Grundwasser heranreichen. Bäume passen sich also an die gegebenen Bedingungen an. Das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse auf dem Weg zum Umbau des Parks. Denn es bedeutet auch, dass die Bäume langfristig genau dort die besten Überlebenschancen haben, wo sie angezogen wurden.

Deshalb wird die SPSG in den nächsten Jahren eine Baumschule direkt im Park Sanssouci errichten. Sie geht damit in gewisser Weise »back to the roots«, hatte Gartenkünstler Peter Joseph Lenné (1789–1866) doch schon vor 200 Jahren eine Baumschule gegründet. Genau wie Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871) in Branitz. Die Stiftung »Fürst-Pückler-Museum – Park und Schloss Branitz« ist mit einer Station zu Gast in der Ausstellung und stellt im Rahmen der Kooperation »Historische Gärten im Klimawandel. Perspektiven für das grüne Kulturerbe aus Sanssouci und Branitz« ihre wiederbegründete Baumuniversität vor.
Für die Potsdamer Baumschule ist bereits ein Standort gefunden. Unweit des Ruinenbergs werden künftig Bäume unter genau den Bedingungen angezogen, mit denen sie sich auch später arrangieren müssen. Diese Art der Anzucht ist vergleichsweise neu. Konventionelle Baumschulen garantieren ihren Setzlingen ideale Bedingungen, um sie möglichst schnell verkaufen zu können. Wenige Jahre später gehen sie dann aber häufig ein, weil sie Trockenperioden, Hitze und nährstoffarme Böden nicht gewohnt sind. Die neue Strategie lautet also: Abhärtung.

Vielversprechend sind darüber hinaus Experimente mit Saatgut. Die Gärtner:innen sammeln gezielt die Früchte widerstandsfähiger Bäume und pflanzen sie ein, in der Erwartung, dass sie die Gene ihrer fitten Eltern in sich tragen. Auch bilden Bäume, die dem Klimastress ausgeliefert und kurz vor dem Absterben sind, noch einmal übermäßig viel Saatgut. Es spricht einiges dafür, dass die Nachkommen solcher Individuen genetisch bereits auf die Bedingungen vorbereitet sind, denen die Generation zuvor zum Opfer fiel. Über diese und viele weitere innovative Strategien informiert »Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe«.
Wahrscheinlich werden nicht alle von ihnen erfolgreich sein. Nichtsdestoweniger bieten das Engagement und der Forschergeist der Gärtner:innen Gründe, mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen. Die Ausstellung ist ein Angebot, die Krise ernst zu nehmen, ohne sich entmutigen zu lassen. Denn sie zeigt Möglichkeiten auf, Wertvolles zu bewahren und dabei Neues zu entdecken.

Der Beitrag ist zuerst erschienen im SPSG-Magazin SANS,SOUCI. 02.2024
 

Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können
Open-Air-Ausstellung im Park Sanssouci
27. April – 31. Oktober 2024
Eintritt: frei
www.spsg.de/regeneration

 

 

 

Der Marmorsaal Friedrichs des Großen im Neuen Palais ist restauriert und poliert – und wieder geöffnet

Nach der Wiedereröffnung des Grottensaals im Neuen Palais ist ab dem 13. April 2016 auch der prachtvolle Marmorsaal wieder für die Öffentlichkeit zugänglich – womit die wichtigsten Sanierungsarbeiten in den beiden zentralen Festsälen Friedrichs des Großen glücklich abgeschlossen sind! Die Gesamtsanierung des größten Schlossbaus in Potsdam dauert noch an.

Nach fast einem Jahrhundert sind die Wasserspiele des Fürsten Pückler im Park Babelsberg wieder erlebbar! Dafür wurden seit 2013 rund zehn Kilometer des originalen gusseisernen Leitungsnetzes saniert und zahlreiche Brunnen, Fontänen, Seen und Teiche, Bachläufe und Wasserfälle wieder hergestellt. Mit dem Abschluss der Hüllensanierung des Schlosses und der raffiniert angelegten Terrassen zeigt sich die gesamte Anlage wieder in ihrer ganzen kaiserzeitlichen Pracht.

Die SPSG nahm ihr neues Wissenschafts- und Restaurierungszentrum (WRZ) am südöstlichen Rand des Parks Sanssouci in Betrieb. Auf rd. 10.000 m² sind hier wichtige, bisher verstreut und nicht immer optimal untergebrachte Forschungs-, Archiv- und Restaurierungsbereiche vereint. Über die hervorragenden Bedingungen für Betreuung und Kunstgut hinaus bietet die junge Häuserfamilie einen weiteren Vorteil: Zwischen Park und Stadt gelegen, ermöglicht sie der SPSG nun auch eine direkte und intensive Betreuung des Fachpublikums aus dem In- und Ausland.

Am 25. Juli 2017 jährt sich zum 153. Mal der Besuch der preußischen Königin und späteren deutschen Kaiserin Augusta (1811 – 1890) beim Fürsten Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871) in dessen Schloss Branitz. Mit diesem Besuch ging für den Fürsten ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung - er war ein Höhepunkt in der Beziehung Pücklers zu der Monarchin. Die nicht immer unkomplizierte Freundschaft zwischen Augusta und dem „Zauberer“ ist Thema in der Ausstellung „Pückler. Babelsberg – Der grüne Fürst und die Kaiserin“ ist, die bis zum 15. Oktober 2017 im Schloss und Park Babelsberg in Potsdam zu sehen ist.

Im Schloss Cecilienhof in Potsdam ist das Gästeappartement des Kronprinzenpaares Cecilie und Wilhelm nach vielen Jahrzehnten erstmals wieder zu sehen. BesucherInnen erhalten damit 100 Jahre nach der Einweihung des letzten Schlossbaus der Hohenzollern neue intime Einblicke in den Alltag in einem Schloss, das kronprinzlicher Wohnsitz war und 1945 als Schauplatz der Potsdamer Konferenz weltweite Aufmerksamkeit fand.

Friedrich der Große ließ direkt nach dem Ende des Siebenjährigen Kriegs das prachtvolle Neue Palais in Sanssouci errichten. Der 1768 vollendete, größte und letzte Schlossbau des Königs beherbergte vier Festsäle, zehn opulent eingerichtete Appartements und ein großes Theater. Ab Ende des 19. Jahrhunderts verwandelten Kaiser Friedrich III. und schließlich Wilhelm II. das Rokokoschloss in eine kaiserliche Residenz, die mit Elektrizität, Fahrstuhl, Zentralheizung, fließendem Wasser sowie über 40 Badezimmern und Toiletten alle Annehmlichkeiten der frühen Moderne bot.

Fashion Queen, It-Girl, Working Mom, Königin der Herzen? Vielleicht war Königin Luise, die am 10. März 1776 geboren wurde, von all dem etwas. Thomas Weiberg, Assistent im Schloss Charlottenburg, nähert sich dem preußischen Mythos Luise anlässlich ihres Geburtstages vor 242 Jahren.

Fast 13.000 Menschen haben unseren Instagram-Kanal @spsgmuseum abonniert und verfolgen unsere Posts – Fotos, Texte und Videos – die wir dort veröffentlichen. Instagram ist ein schnelles Medium. Kurze, knackige Texte und nicht zu detailreiche Fotos bestimmen das Bild. Was Instagram zudem ausmacht: Die Fans („Follower“) liken und kommentieren die Posts nicht nur, sie teilen sie auch fleißig in ihren eigenen Kanälen und senden die Bilder der Schlösser und Gärten somit in die ganze Welt. Es entsteht ein virtueller Austausch. Daneben gibt es eine reale Form des Austausches, den sogenannten „Take over“. Aber was ist das eigentlich?

Von Birgit Morgenroth und Nicole Koppe

15 Schülerinnen und Schüler aus zwei deutschen und zwei polnischen Schulen besuchten vom 13.-16. September den Park Babelsberg und den Neuen Garten. Sie nahmen am Auftaktworkshop von „Young Climate Action for World Heritage“ teil. Das ist ein internationales Projekt, bei dem Teilnehmende aus verschiedenen Ländern sechs UNESCO-Welterbestätten kennenlernen und sich im Laufe eines Schuljahres mit der Bedrohung der Gärten durch den Klimawandel auseinandersetzen. Initiiert wurde das Vorhaben vom Institute Heritage Studies (IHS) und der Deutschen UNESCO-Kommission, die SPSG ist Projektpartner.

Von Silke Hollender und Nicole Romberg
 

Seit einigen Jahren wird im Februar auch in Deutschland der „Black History Month“ zelebriert, um auf die Geschichte und die Leistungen Schwarzer Menschen aufmerksam zu machen. Dazu passend stellen wir vier Schwarze Personen vor, welche über den Versklavungshandel nach Preußen kamen und einen Bezug zum preußischen Königshaus hatten oder auf Gemälden in den preußischen Schlössern abgebildet sind. Über diese aus Afrika stammenden Menschen sind nur wenige Informationen erhalten. Für die Sonderausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial.“, die vom 4. Juli bis 31. Oktober 2023 im Berliner Schloss Charlottenburg zu sehen sein wird, wurde zu ihren Biografien geforscht. Dabei entstanden vier – allerdings nur bruchstückhafte – Lebensgeschichten.
 

Der Künstler Nando Nkrumah hat im Rahmen unserer Sonderausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“ eine zeitgenössische Intervention am Reiterdenkmal des „Großen Kurfürsten“ gestaltet. Nando Nkrumah ist ein bildender Künstler mit ghanaisch-deutschen Wurzeln. Er ist in dem westafrikanischen Staat Ghana geboren und als Kind mit seinen Eltern in den 80er Jahren nach Westdeutschland geflohen. Hier hat er Industriedesign studiert und anschließend ein Studium an der Kunsthochschule für Medien in Köln abgeschlossen.

Sein Lebensweg ist für seine künstlerische Praxis Inspiration und Triebkraft zugleich. Dabei spielen einerseits die Mythologie und Geschichte Ghanas und andererseits auch seine biografischen Erfahrungen in Deutschland eine große Rolle. Er nutzt unterschiedliche Medien, um mit seiner Kunst Mauern und Barrieren zu durchbrechen. In Charlottenburg ist es „Augmented Reality“, eine Form der computergestützten Einblendung von Bildern. Seit Anfang Juli ist sein Kunstwerk im Ehrenhof vor dem Charlottenburger Schloss zu sehen und zu erleben.
 

Die bildende Künstlerin Lizza May David ist auf den Philippinen geboren und lebt seit ihrer Kindheit in Berlin. Sie ist Malerin und transdisziplinäre Künstlerin und studierte an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, der École des Beaux Arts de Lyon in Frankreich und der Universität der Künste Berlin. In Form von abstrakter Malerei, Installationen und architektonischen Interventionen sowie kollektiven Arbeiten befasst sie sich mit den Leerstellen in persönlichen und kollektiven Archiven.

Für die Sonderausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“ produzierte Lizza May David ein Gemälde, dessen Maße der Umgebung ausgestellter Porzellanfiguren im zentralen Kunstdepot der SPSG entsprechen. Die Arbeit trägt den Titel „Wessen Tränen?“
 

Der Künstler Emeka Okereke begleitete die Restaurierung von Statuen, beide Schlüsselwerke der Sonderausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“. Sie wurden erst kürzlich in einem Depot aufgefunden: angegriffen, beschädigt und abgelegt, ohne dass bekannt ist, wie es dazu kam. Die auf mysteriöse Weise fehlende Episode in der Geschichte der Statuen hat einen Raum für Fragen, Reflexionen und eine Neuinterpretation der Geschichte der Statuen eröffnet, den diese fotografisch-performative Intervention von Emeka Obereke mit dem Titel: „Tracing Presence(s)… of place, body and time“ erkundet.

Emeka Okereke ist ein nigerianischer bildender Künstler der zwischen Lagos und Berlin lebt und arbeitet. 2015 nahm er an der 57. Biennale von Venedig mit der Installation A Trans-African Worldspace teil. Emeka Okereke ist Gründer und künstlerischer Leiter des Invisible Borders Trans-African Project, einer von Künstler:innen geleiteten Initiative, die sich mit den Lücken und Missverständnissen befasst, die durch die Grenzen zwischen den 54 Ländern des afrikanischen Kontinents entstehen. Okerekes Werk oszilliert zwischen verschiedenen Medien. Er setzt Fotografie, Video, Poesie und performative Interventionen ein, um ein übergreifendes Thema zu erforschen: das der Grenzen.
 

Satelliten der Ausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial.“

Die Ausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“ im Schloss Charlottenburg widmet sich der Auseinandersetzung mit den Einflüssen des Kolonialismus und seiner Vorgeschichte in den Schlössern und Gärten und beleuchtet dessen nachhaltige Auswirkungen bis in die Gegenwart.

Spuren der Kolonialgeschichte Brandenburg-Preußens sind auch in anderen Schlössern der SPSG zu finden, denn die Stiftung bewahrt eine Vielzahl von Kunstwerken, Objekten und Raumausstattungen mit kolonialen Bezügen. Informationstafeln in verschiedenen Schlössern und Parks vermitteln während der Ausstellungslaufzeit Hintergründe und bisher nicht erzählte Geschichten.

Ein Blick hinter die Hüllen des kleinen Schlosses

Seit fast zwei Jahren verhüllt ein Gerüst das romantische kleine Schlösschen auf der Pfaueninsel. Nachdem das Bauwerk vom Keller bis zum Dach auf Schadensursachen untersucht wurde, arbeiten nun die Restaurator:innen und Handwerker:innen innen und außen am Bau, damit das Schloss wieder im alten Glanz erscheint. Im Frühjahr 2024 sollen auch bereits die Hüllen fallen.

Was geht auf der Baustelle vor sich? Wie sieht es hinter dem Gerüst aus und welche Maßnahmen wurden bisher umgesetzt? Projektrestauratorin Ute Joksch und der Leiter des Hochbaus II Dirk Dorsemagen führen im Video über die Baustelle.

 

Zum Jahresende blicken wir noch einmal zurück auf unsere Sonderausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial.“, die von Juli bis Oktober 2023 in Schloss Charlottenburg zu sehen war.
 

Von Ute Joksch und Christopher Lawrence Matz

Die sanierte Fassade des Schlösschens auf der Berliner Pfaueninsel leuchtet wieder über die Havel hinweg bis zum Neuen Garten in Potsdam. Und im Innenraum führte die Restaurierung der kunstvollen Wandoberflächen auch zu einer interessanten Entdeckung.
 

Ein Beitrag von Max Daiber und Marco Geisler, Masterplan-Projektleiter für das Schloss und den Park Babelsberg, sowie Katrin Schröder, SPSG-Gartendirektion

Friedrich der Große konnte seine kostbaren Gemäldesammlungen im Neuen Palais nur am Tage oder abends eher vage bei schummrigem Kerzenlicht genießen. Seine Kronleuchter, kostbar und immer Teil der ausgeklügelten Raumschöpfung, strahlten nicht, sie leuchteten sanft – die teuren Wachskerzen waren nicht kraftvoll genug zum Ausleuchten der Säle. Zusätzliche Leuchten an den Wänden, Wandbranchen genannt, halfen den Schlossbewohnern, das kostbare Inventar oder einfach nur ihren Weg zu finden.

Übernahme der SPSG – aber anders als man denkt

Bei einem „Take Over” (englisch: übernehmen) übernimmt ein Gast vorübergehend unseren Instagram-Kanal und veröffentlicht direkt dort in unserem Namen Texte, Bilder und Videos. Gleichzeitig postet er den Inhalt auf seinem eigenen Kanal. Dieser Gast ist zumeist ein Instagramer der/die selbst ein großes Publikum hat und mit dem die Stiftung verbunden ist. Die Person ist tatsächlich vor Ort, fotografiert, recherchiert und reist zu den Schlössern und Gärten. Es entstehen oft außergewöhnliche Fotos und Inhalte aus einem anderen Blickwinkel. Wir sind selbst immer wieder gespannt auf die Ergebnisse.
 

August Albrecht Sabac El Cher

August Albrecht Sabac El Cher wurde im Jahr 1836 im Kurdufan, dem heutigen Sudan geboren. Sein Geburtsname ist unbekannt. Im Februar 1843 gab Vizier Mehmet Ali – ein hoher ägyptischer Beamter – ihn „als Geschenk“ an Prinz Albrecht von Preußen auf dessen „Orientalischer Reise“. Der junge Afrikaner war damals sieben Jahre alt. Der Name Sabac El Cher, den er von Prinz Albrecht erhielt, klingt so ähnlich wie „Guten Morgen“ auf Arabisch, eines der wenigen Wörter, die Prinz Albrecht kannte. Die Reise des Prinzen, auf der ihn der kleine Junge begleitete, führte durch Gebiete, in denen sich heute Ägypten, Israel, Libanon und die Türkei befinden.
 

Park Sanssouci

Das Neue Palais im Potsdamer Park Sanssouci ist ein Ort, an dem zahlreiche Verbindungen zum Kolonialismus erlebbar sind. An der Balustrade der Gartenseite des Neuen Palais finden sich Informationen zu den Statuen zweier Schwarzer Menschen, die als Kandelaberträger neben zwei Germanen und zwei Römern sowie zahlreichen Nymphen und Satyrn stehen. Wir wissen nicht, wer für die Statuen der Afrikaner Model gestanden haben könnte. Sie entstanden zeitgenössisch zu den zahlreichen sogenannten „Völkerschauen“, die in Berlin und in Potsdam stattfanden. Im Grottensaal und hinter den Communs fanden ab 1884 sogenannte „Völkerschauen“ statt, die auch als „Menschenzoos“ bekannt waren.
 

Friedrichs beeindruckendes Neues Palais, zwischen 1763 und 1769 in der Rekordbauzeit von nur sieben Jahren errichtet, zählt zwar Dank seiner raffinierten und kostbaren – und vor allem: zu großen Teilen originalen – Ausstattung zu den bedeutendsten Schlossbauten Europas. Es ist aber auch eines der großen Sorgenkinder, die derzeit im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms für die preußischen Schlösser und Gärten auf dem Sanierungsplan der SPSG stehen.

Das WRZ-Ensemble aus fünf Baukörpern zeichnet sich nicht nur durch eine zielgerichtete Funktionalität aus, sondern ist auch äußerst behutsam in den südöstlichen Rand des Parks Sanssouci eingegliedert. Die vielfältigen Sichtachsen aus dem Park und die historisch belegten Nutzungen sind in den Planungen von Anfang an berücksichtigt worden. Federführend für den Entwurf des Neubaus war das Architekturbüro Staab Architekten aus Berlin.

Die Reise der Königin dauerte nur einen Tag und begann früh um sieben Uhr mit der Abfahrt per Zug vom Bahnhof Neuendorf bei Potsdam (heute Babelsberg). Nach drei Stunden erreichten Augusta und ihr Gefolge Guben; von dort ging es per Kutsche weiter nach Branitz, das die höfische Gesellschaft gegen Mittag erreichte.

Schloss Cecilienhof wurde mit der Taufe der jüngsten Tochter des Kronprinzenpaares eingeweiht. Das Mädchen war am 5. September 1917 im Schloss Cecilienhof geboren worden, nur 14 Tage nachdem die Kronprinzessin ihren neuen Wohnsitz bezogen hatte. Bei der Taufe, die in der großen Halle des Schlosses stattfand, erhielt sie die Namen Cecilie Victoria Anastasia Zita Thyra.

Im letzten Jahr des Ersten Weltkrieges fand am 9. November 1917 die Einweihung des Schlosses Cecilienhof durch Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) „dem Ernst der Zeit entsprechend (…) im engsten Familienkreise“ (Potsdamer Zeitung, 10.11.1917) statt. Am selben Tag wurde in der großen Wohnhalle durch Oberhofprediger Dryander die jüngste Tochter des Kronprinzen Wilhelm (1882-1951) und seiner Gemahlin Cecilie (1886-1954) von Preußen getauft. Die Prinzessin erhielt den Namen Cecilie (1917-1975). Auf den Tag genau ein Jahr später verkündete Reichskanzler Max von Baden die Abdankung Wilhelms II. Die Monarchie war beendet. Das neue Schloss Cecilienhof wurde konfisziert, die Familie behielt hier nur ein Wohnrecht.

Doch wo liegen Wurzeln der späteren Königin?

Herzog Karl zu Mecklenburg [-Strelitz], Luises Vater, war ein Schwager des britischen Königs Georg III. Der nachgeborene Prinz, der aus der Mirower Seitenlinie der Strelitzer Herzöge stammte (Friedrich der Große nannte diesen Familienzweig spöttisch »die Mirokesen«), diente in der hannoverschen Armee und wurde von seinem Schwager 1776 zum Gouverneur von Hannover ernannt. Dort also, im sogenannten »Alten Palais«, wurde Luise als sechstes von zehn Kindern geboren.

Ihre Mutter Friederike war eine Prinzessin von Hessen-Darmstadt. Nach dem frühen Tod der Mutter und auch ihrer Stiefmutter (Herzog Karl hatte eine Schwester seiner verstorbenen Frau geheiratet) wuchs Luise seit 1785 bei ihrer Großmutter in Darmstadt auf. Die zumeist nur »Prinzessin George« genannte Prinzessin Marie Luise prägte mit ihrer warmherzigen, stets fröhlichen Art, der Volkstümlichkeit und ihrem Familiensinn ihre Enkelin Luise nachhaltig.

Wasser, Wege und Gehölze im Park Babelsberg

Bei der Vor-Ort-Erkundung zeigten und erläuterten die Babelsberger Gartenmeister die Folgen des Klimawandels am lebendigen Beispiel von Vegetation, Wasser/Bewässerung und Wegebau. An den Nachpflanzungen auf der KERES-Fläche, beim Mulchen mit den Algen aus dem Schwarzen Meer, an der Benjes-Hecke am Südhang des Babelsberges konnten die 14-17jährigen Jugendlichen erfahren, mit welchen Maßnahmen die SPSG dem Klimawandel begegnet.

Am Nachmittag wurden die Lernenden praktisch tätig: sie säuberten Wegerinnen, beschnitten vertrocknete Gehölze, wässerten Jungbäume und „ernteten“ Algen aus dem Schwarzen Meer. Lebhaft reflektierten sie anschließend ihre Eindrücke und entwarfen Ideen für die kommende Projektarbeit an ihrem Heimatschulen.
 

Herr Nkrumah, was ist die Intervention im Ehrenhof?

„This is not only hi(s)story. This is OUR STORY” ist ein Statement, eine Stellungnahme und ein Eingriff am Reiterdenkmal Friedrich Wilhelms von Brandenburg und besteht im Wesentlichen aus drei Elementen. Wir haben zum einen die Stelen, die als physische Objekte um das Denkmal herum platziert sind. Zum anderen haben wir aber auch eine digitale, virtuelle Ebene, die mittels QR-Codes zugänglich ist und erlaubt, virtuelle Skulpturen hier auf dem Ehrenhof zu platzieren. Und es gibt auch eine Animation innerhalb der Sonderausstellung, die auf die Intervention auf dem Ehrenhof verweist. Bei der Intervention ging es mir darum aufzuzeigen, dass wir mehr Orte der Trauerverarbeitung brauchen und auch mehr Möglichkeiten des Empowerments. Ich habe die Farben Schwarz und Rot gewählt, weil diese auch bei den Akan-Völkern in Ghana eine besondere Rolle spielen. Dort werden zum Beispiel Häuser mit schwarzen und roten Bändern verkleidet, um zu zeigen, dass jemand verstorben ist und getrauert wird. Auf der anderen Seite ging es mir auch darum, eine Art unfertige Gerüstinstallation zu erschaffen, die es ermöglicht, in naher Zukunft einen Dialog auf Augenhöhe zu führen. Deshalb ist auch die Höhe der Skulpturen oder der Strukturen besonders wichtig und zeigt eine Ermächtigungsmöglichkeit für die angeketteten Menschen im Hintergrund auf. Also gedanklich sollen sich diese lösen und dann auf diese Podeste klettern, um dadurch einen Dialog mit Friedrich Wilhelm von Brandenburg einzufordern.

Ihre Intervention in der Ausstellung ist ein Gemälde, das einen besonderen Bezug zum ZED, dem zentralen Kunstdepot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat.

Das Bild setzt sich mit der Ausstellung an sich auseinander. Es geht mir überwiegend um koloniale Kontinuitäten und was für emotionale und körperliche Empfindungen dabei entstehen. Vor der Ausstellung habe ich an den Workshops teilgenommen, die ja so angelegt waren, dass wir in einer Art kollaborativer Zusammenarbeit bestimmte Aspekte von den ausgesuchten Objekten besprochen haben und an den entsprechenden Kapiteln für die Ausstellung kritisch mitwirken durften. Und es gab immer Momente, wo allein durch das Vorstellen überhaupt, das Ausmaß der Gewalt durchkam, das Ausmaß der Gewalt ist so groß, dass ich immer wieder in ein körperliches Schütteln komme. Beim Vor-Ort Sein im Depot habe ich diese Stimmung auch aufgenommen. Ich habe daher den Prozess einer emotionalen Landkarte entwickelt, Emotional Mapping, wo ich bestimmte Begriffen, die so im Prozess aufkamen, wie Wut, farblich übersetzt habe. Wut, das ist die Farbe Rot. Und dann gab es eine Farbe, die speziell eher mit schwarz war. Und diese farbliche Übersetzung kombiniert dann in so eine Art Mischungsverhältnis Farben, die sich dann zu so etwas Dunklem, Bräunlichem entwickelt hat.
 

Wie war Ihre Reaktion, als Sie die Statuen zum ersten Mal sahen? Was war ihre Idee der künstlerischen Begleitung?

Nun, es war in diesem Depot in Potsdam und ich hatte sie schon auf Fotos und Skizzen gesehen, aber sie dort zu sehen, hat mich, ich würde sagen, darin bestätigt, dass ich sie fotografieren würde. Das Interessante ist, je mehr ich fotografierte, desto deutlicher wurde mir, dass es sich um etwas Performatives handelt. Für mich als Bildgestalter, als Fotograf geht es um Bewegung, darum, wie man seinen Körper um das Motiv herumbewegt und wie man die Perspektive verändert. Je mehr ich also fotografiert habe, desto mehr wollte ich, dass dies zu dem wird, was die Arbeit für mich ausmacht.
 

In den vier Monaten Laufzeit besuchten über 15.000 Personen die Ausstellung und konnten erleben, wie für die SPSG neue Wege beschritten wurden. Es ging um ein aktuelles Thema, das in der Gesellschaft diskutiert wird, und das nun auch Einzug in die Schlossräume hielt. Die kritische Auseinandersetzung mit Kolonialismus und Rassismus in der deutschen Geschichte sowie der Blick auf koloniale Kontinuitäten bis heute fand anhand von Kunstwerken aus den Schlössern und Parks statt. Nicht die Schönheit und Qualität der fürstlichen Sammlungsobjekte stand im Vordergrund, sondern das Aufzeigen ihrer kolonialen Spuren. Es wurde sichtbar, dass die höfische Gesellschaft und preußische Monarchie durch ihr gezieltes Mitwirken Verantwortung für die Fortschreibung von autoritärer Macht, Kolonialismus und Rassismus trägt. Zeitgenössische künstlerische Interventionen ergänzten die Aussagen der Kunstwerke durch weitere Perspektiven.
 

Das Sommerschlösschen auf der Pfaueninsel ist eines der außergewöhnlichsten Häuser der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) im UNESCO Welterbe. Es wurde 1794 bis 1795 unter Friedrich Wilhelm II. von Hofzimmermeister Johann Gottlieb Brendel erbaut, als ländliche Dependance zum nahegelegenen Marmorpalais im Neuen Garten in Potsdam. Das Gebäude sollte eine Ruine andeuten und wirkt wie eine Theaterkulisse. Der mit Holz verkleidete Fachwerkbau erzeugt die Illusion einer Fassade aus Naturstein. Dies wurde durch Beimischen von Sand in die Ölfarbe erreicht, damals als „Versteinerung“ bezeichnet, sowie mit aufgemalten Quaderfugen. Die beiden Türme verband einst eine Holzbrücke, welche schon um 1807 durch eine Gusseisenbrücke ausgetauscht werden musste: Es war der zweite Großguss, den die 1804 gegründete Königlich Preußische Eisengießerei in Berlin realisierte.

Nachdem 2015 bereits die Hüllensanierung des Schlosses Babelsberg – sie umfasste Fassade und Dach – abgeschlossen werden konnte, sind nun sind auch die fünf Terrassen, die das Schloss umgeben, mit ihren Brunnen, Setzstufen und Stützmauern aus Naturstein fertig gestellt.

Wiederhergestellt wurden auch 10 Kilometer des insgesamt ca. 20 Kilometer langen gusseisernen Leitungsnetzes, das nun wieder die Wasserspiele speist und der Bewässerung des Parks Babelsberg dient: Zur Ausstattung des Parks, der wesentlich durch Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785–1871) gestaltet wurde, gehören nämlich zahlreiche Brunnen und Fontänen, Seen und Teiche, Bachläufe und Wasserfälle. Die meisten dieser Anlagen waren nach dem Ende der Monarchie 1918 stillgelegt worden und sind nun erstmals wieder zu erleben.

So zeigt sich ehemalige Sommerresidenz Wilhelms I. (1797–1888), die seit 1990 zur UNESCO-Welterbestätte „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ gehört, wieder ganz in der kaiserzeitlichen Pracht der Ära zwischen 1870 und 1890.

Möglich wurde die Wiederherstellung von Schloss und Park Babelsberg durch den „Masterplan“, das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten, das der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin für die Jahre 2008 bis 2017 zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt haben. Insgesamt über 40 Firmen und Gewerke waren an dem Großprojekt beteiligt.

Nach Friedrichs Tod ließen seine Nachfolger einige der wertvollen Kristallleuchter nach Berlin, in andere Potsdamer Schlösser oder in die Möbelkammer bringen. Erst Kaiser Wilhelm II., der ab 1888 das Neue Palais umfassend modernisieren ließ, holte die Kronleuchter wieder aus ihrer Vergessenheit zurück, ließ die meisten elektrifizieren und brachte sie auf bis dahin ungeahnte Weise zum Strahlen.

Mit Fürst von Metternich eröffnete sie den Ball in Frankfurt

1790 machte Luise mit einigen Geschwistern anlässlich der Kaiserkrönung Leopolds II. in Frankfurt die Bekanntschaft von Goethes Mutter, die sich lebenslang gerne an die Prinzessin erinnerte. Auch die nächste Kaiserkrönung 1792 (es sollte die letzte sein) erlebte Luise mit ihrer Großmutter in Frankfurt. Anlässlich des Balls in der Residenz des österreichischen Krönungsgesandten eröffnete die 16 Jahre alte Prinzessin den Tanz mit dem später berühmt-berüchtigten Fürsten von Metternich, der mit 19 Jahren bereits der Zeremonienmeister der Feierlichkeiten war. In Briefen und auch in seiner Autobiographie erinnerte sich der Staatskanzler noch Jahrzehnte später an diesen Ball mit der »jungen Prinzessin von Mecklenburg«, die so gerne tanzte.

Ihren 17. Geburtstag beging Luise 1793 im Kreis ihrer großen Verwandtschaft bei ihrer Schwester Charlotte, der Herzogin von Sachsen Hildburghausen. Dorthin, in die beschauliche Residenz in Thüringen, war die Prinzessin George mit einem Teil ihrer Familie vor den heranrückenden französischen Truppen geflohen. Doch wenig später schien die Gefahr gebannt, Prinzessin George konnte mit ihren Enkelinnen Luise und Friederike nach Hessen zurückkehren. 

Was bisher geschah

Der erste Take Over fand im August 2021 statt. Dafür konnten wir als Gast den Franzosen Antoine Bonin gewinnen. Ihm gehört der europaweit bekannte Schlösser-Kanal „PalaceLiving“ (https://www.instagram.com/palace_living/ ).

In Vorbereitung auf den Take Over haben wir mit ihm an drei Tagen Schlösser der Stiftung in Berlin und Potsdam besucht, wo er Fotos und Videos aufgenommen hat. Schloss Charlottenburg, Schloss Schönhausen und die Schlösser im Park Sanssouci und im Neuen Garten wählte er für den Take Over aus. Ein persönliches Highlight für Ihn: Er durfte auch Orte sehen und fotografieren, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, wie das damals noch geschlossenen Marmorpalais und die Königswohnung im Neuen Palais.

Im Take Over nahm er dann die Nutzer:innen mit durch die Schlösser und präsentierte seine Fotos und Inhalte in Form eines Reisetagebuchs. Antoine Bonin hat vor allem Follower in Frankreich, die durch die Zusammenarbeit die preußischen Schlösser kennengelernt haben. Einige seiner Follower sind nun auch unsere Fans und wir freuen uns sehr über die französischen Instagramer, die ein „J`aime“ zu unseren Posts geben. Selbst der Instagram-Account von Schloss Versailles, – ein Kanal, den wir großartig finden und von dem wir uns gerne inspirieren lassen – ist mit uns seitdem fest verbunden.
 

Sie haben um das Denkmal vier Stelen platziert. Was für eine Bedeutung haben die Stelen?

Es gibt vier Stelen mit unterschiedlichen Symboliken. Ich habe dafür ghanaische Adinkasymbole verwendet. Sie stehen für die Begriffe Einheit, Wahrheit, Mut und Freiheit. Und das sind für mich persönlich elementare Bestandteile des Empowerments und deshalb besonders wichtig. Diese Begriffe werden über Texte verhandelt und dazu habe ich drei Personen eingeladen: Angel Maxine und Wanlov the Kubolor aus Ghana sowie Mirjam Nuenning aus Berlin. Gemeinsam haben wir Texte entwickelt, diese Allegorien für uns zu beschreiben, aber auch zu verarbeiten.
 

Im Grottensaal spielten sich auch andere wichtige Momente der preußischen Kolonialgeschichte ab, wie die Sühnemission des chinesischen Prinzen Zaifeng (chin. 載灃), auch bekannt als Prinz Chun, im Jahr 1901. Er musste sich im Grottensaal vor Kaiser Wilhelm II. für den sogenannten „Boxeraufstand“ entschuldigen und danach den Raum rückwärtsgehend mit vierfacher Verbeugung verlassen.
 

Die frühklassizistische Innenausstattung der Räume wurde maßgeblich von Gräfin von Lichtenau (1752–1820) gestaltet. Die frühere Mätresse und später enge Vertraute des Königs ist auch bekannt unter ihrem Mädchennamen Wilhelmine Enke und als verheiratete Madame Ritz. Weder andere Nutzungen späterer Generationen des Preußischen Königshauses noch sonstige Einflüsse führten zu einer Veränderung der ursprünglichen Gestaltung. Die Oberflächen der Innenräume und Raumausstattungen sind lediglich patiniert und zeigen heute ihre einzigartigen Spuren der Zeit. Die Holzverkleidung des Fachwerkbaus musste jedoch von Anfang an ständig repariert und mehrfach erneuert werden, zuletzt in den 1970er-Jahren. Ermöglicht durch das vom Bund und den Ländern Brandenburg und Berlin finanzierte Sonderinvestitionsprogramm II begann im Herbst 2017 ein interdisziplinäres Team von internen und externen Fachleuten mit der Vorbereitung der Gesamtsanierung des Schlosses. Federführend bei dem Projekt, das noch bis 2025 läuft, ist die Abteilung Architektur der SPSG in enger Zusammenarbeit mit der Abteilung Restaurierung.
 

Hatte sich Friedrich mit Familie und Freunden in den Sommermonaten gerade ein wenig ‚eingewohnt’, musste er schon 1774 die gesamte Decke zwischen den beiden großen zentralen Sälen wieder aufnehmen lassen: Im oberen Marmorsaal hatte sich der Boden bedenklich gesenkt, da der Marmor zu schwer und das eingebaute Holz aufgrund des Termindrucks nicht genügend ausgetrocknet war. Hinzu  kam, dass durch das Schleifen des Marmorbodens weitere Feuchtigkeit in die Konstruktion drang und diese schädigte.

Das Problem war, dass beim Bau der Decke zwischen Grotten- und Marmorsaal die beachtliche Spannweite von 18,40 m überbrückt werden musste. Zwar hatten die Baumeister Friedrich empfohlen, die Decke als Gewölbekonstruktion aus Mauerwerk herzustellen, doch lehnte Friedrich diese Lösung ab: Sie hätte u.a. im unteren Grottensaal eine engere Pfeilerstellung erforderlich gemacht. Es wurde dann eine extrem flache Sprengwerk-Konstruktion mit einer Schubverzahnung entwickelt, die die erforderliche Spannweite mit einer Bauhöhe von nur einem Meter überspannte.

Der Pleasureground

„Pläscherground“ nannte der Babelsberger Hofgärtner Christoph Ferdinand Kindermann (1805–1865) den mit Blumen, blühenden Sträuchern und Zierrat reich geschmückten Gartenbereich, der nordwestlich an die Babelsberger Schlossterrassen heranreicht. Er nahm mit dieser umgangssprachlichen Adaption des englischen Begriffs „Pleasureground“ wohl den vorherrschenden Klang dieses Areals auf – das allgegenwärtige Plätschern der Fontänen und Brunnen.

Drei Gartenräume mit je einem eigenen Wasserspiel gliedern den Pleasureground:

Im Zentrum des reich verzierten Goldenen Rosengartens reckt ein bronzener Reiher seinen Hals und sprüht inmitten der Rosenpracht eine zierliche Fontäne nach oben.

Grundgedanke des Entwurfs ist eine zusammenhängende Struktur der Baukörper mit verbindenden Zwischenzonen. In Anknüpfung an das Motiv der in diesem Bereich nachzuweisenden historischen Gewächshausbebauung fügen sich die Baukörper mit ihren flach geneigten Satteldächern harmonisch in ihr Umfeld ein. Im Zusammenspiel der neuen Gebäude entsteht eine bewegte Staffelung vom Park bis zur Stadtkante. Die in Lage, Größe, Dachneigung und Höhe differenzierten Baukörper vermitteln in ihrer Maßstäblichkeit behutsam von der Parklandschaft zur städtischen Bebauung. Die Fassaden- und Dachoberflächen sind zurückhaltend aus denkmalgerechten und würdig alternden, in ihrer Wirkung lebendigen Materialien hergestellt.

Nach einer kurzen Erholungspause erwartete der Hausherr seine Gäste im Empfangszimmer, und gemeinsam begab man sich ins festlich geschmückte Speisezimmer. Der Fürst hatte größte Sorgfalt auf die Auswahl und Zubereitung der Speisen gelegt, wusste er doch, dass die Königin – genauso wie er selbst – größten Wert auf Tafelkultur, Tafelkunst und Tafelgenuss legte. Die Menüfolge des denkwürdigen Diners an jenem 25. Juli 1864 ist überliefert: Nach zwei verschiedenen Suppen wurde zunächst ein spektakulärer Fischgang (“Karpfen à la Chambord“) serviert, der von Trüffeln, Champignons, Krebsen und anderen Köstlichkeiten begleitet wurde. Es folgten eine Gänseleberpastete mit Römischem Punsch, ein eigener Gang mit verschiedenen Gemüsen und schließlich als Höhepunkt die Desserts, bestehend aus kunstvoll angerichteten Gelees, Eis, frischen Früchten und anderen Köstlichkeiten. Den Abschluss des Diners bildete vermutlich ein feiner Mokka, der im Tafelbuch allerdings nicht eigens verzeichnet ist.

Der letzte Schlossbau der Hohenzollern wurde von 1913 bis 1917 als Wohnsitz für Kronprinz Wilhelm, den ältesten Sohn Kaiser Wilhelms II., errichtet. Unter der Leitung des Architekten Paul Schultze-Naumburg (1869-1949) erbauten die Saalecker Werkstätten im Neuen Garten eine Residenz im Stile eines englischen Landhauses, die bis 1945 als Domizil für das Kronprinzenpaar und dessen Familie, zu der vier Söhne und zwei Töchter gehörten, diente.

Kronprinzessin Cecilie entwickelte das Schloss zu einem Treffpunkt von Künstlern. Schauspieler wie Max Reinhardt, Curt Goetz, Otto Gebühr und Heinz Rühmann, Musiker wie Elly Ney, Wilhelm Furtwängler, Wilhelm Kempff oder der junge Herbert von Karajan gehörten zu ihren Gästen.
Politiker der Weimarer Republik wie Gustav Stresemann und Heinrich Brüning sowie die Botschafter von England, Frankreich, Amerika, Polen und Italien waren regelmäßig in Cecilienhof zu Gast. Vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden Adolf Hitler, Hermann Göring, Joseph Goebbels und Benito Mussolini vom Kronprinzenpaar empfangen.

„… ein Kuß besiegelte diesen feierlichen Augenblick!“

Die Reisegesellschaft machte auf dem Weg nach Darmstadt in Frankfurt Station und traf dort auf König Friedrich Wilhelm II. von Preußen sowie seine Söhne Friedrich Wilhelm und Ludwig, die sich wegen des Krieges mit Frankreich in der Nähe der kämpfenden Truppen aufhielten. Im »Comoedienhaus« begegnete der König erstmals den beiden anmutigen Prinzessinnen Luise und Friederike — und war hingerissen: »Wie ich die beiden Engel das erste Mal sah, war ich so frappiert von ihrer Schönheit, […], ich wünsche sehr, daß meine Söhne sich in sie verlieben!« Die gehorsamen Söhne hatten verstanden und suchten die Bekanntschaft der Schwestern …

Der schüchterne Kronprinz Friedrich Wilhelm schwankte kurz, für welche der beiden Prinzessinnen er sich entscheiden sollte — für die ältere, ihm ernster erscheinende Luise oder für ihre etwas jüngere, hübsche Schwester Friederike. Am 19. März schließlich sprach er im Hotel »Zum weißen Schwan« mit Luise. In seinen Erinnerungen schrieb der König später wehmütig: »Mit jungfräulicher Bescheidenheit, aber mit herzlichem Ausdruck willigte sie ein! Ich frug, ob ich dürfe – ein Kuß besiegelte diesen feierlichen Augenblick!« 

Nachhaltiges Gärtnern im Neuen Garten

Auch im Neuen Garten erlebten die Schülerinnen und Schüler einen anschaulichen Rundgang zum Thema Klimawandel. Dabei wurden ganz konkrete Beispiele, wie abgestorbene Bäume, die Austrocknung des Heiligen Sees am Marmorpalais und des Hasengrabens und die Vermüllung auf der Liegewiese genutzt, um den Schülerinnen und Schülern die Probleme deutlich zu machen.

In der Gärtnerei erläuterten die Gärtner:innen Aspekte der Kompostwirtschaft. Die wissbegierigen Jugendlichen konnten verschiedene Erden anfassen und den Feuchtigkeitsgehalt der durch Niederschlagsmangel ausgetrockneten Komposthaufen prüfen. Im Gewächshaus zeigten die Gärtner:innen das Aussäen selbst geernteter Samen und die Anzucht von Jungpflanzen. Begeistert gewannen die Schülerinnen und Schüler Saatgut der diesjährigen Blumenpracht – so werden im kommenden Jahr in Legnica, Żagań, Beeskow und Berlin unsere Blumen erblühen.
 

Nach der Reise nahm ihn Prinz Albrecht mit nach Berlin. Im August 1843 kam August Albrecht Sabac El Cher dort an und arbeitete als „Lakai“ für den Prinzen. Am 25. November 1867 heiratete er Anna Maria Jung, die Tochter eines Berliner Kleidermachers. Ihr gemeinsamer Sohn, Gustav Albrecht Sabac El Cher wurde ein bekannter Militärmusiker. Im Oktober 1882 erhielt August Albrecht Sabac El Cher die preußische Staatsbürgerschaft. Knapp drei Jahre später, am 21. September 1885, starb er in seinem Haus in Berlin.
 

Das Gemälde hat eine interessante Form. Woher stammt diese Form?

Die Außenform ist inspiriert von einer Arbeit, die ich im Depot des Rautenstrauch-Joest-Museums, dem ethnologischen Museum in Köln gemacht habe. Das Gemälde hier ist eine Ausrichtung an die Architektur des Zentraldepots der Stiftung. Und zwar habe ich mich entschieden, auf das Regal hinzuweisen, wo Porzellanfiguren, die auch hier in der Ausstellung im Raum ausgestellt sind, stehen. Die Außenmaße sind direkt abgeleitet aus den Regalen in den Depots, die ich damals besucht hatte. 1,88 m breit ist dieser Gang, an den Ecken hier sind Einbuchtungen, die darauf hinweisen. Ich beziehe mich auf die Architektur, statt zu reproduzieren oder zu zeigen, was es in den Depots gibt. Also statt die Figur nochmal darzustellen und damit das Rassistische daran nochmal zu reproduzieren, verweise ich auf die Architektur und damit auf die Struktur der Institution. Und was ist die Struktur der Institution? Das sind die Fragen, die damit einhergehen würden.

Sie sprechen in ihrer Arbeit viel über Grenzen und Ihr Verhältnis zu Grenzen. Wenn Sie von Bewegung sprechen, wie ist das Thema der Grenze? Wie können wir das in Ihrem Endprodukt sehen? Ist das ein Thema, das Sie immer im Kopf hatten, während Sie an den Statuen arbeiteten, oder ist es zu etwas anderem geworden?

Auf jeden Fall geht es um Grenzen und es geht um Bewegung. Es geht darum, was Grenzen damit zu tun haben und was sie möglich machen. Ich wurde gebeten über diese Statuen aus dem Kontext der Tatsache heraus nachzudenken, dass sie Relikte der kolonialen Vergangenheit Deutschlands sind. Und natürlich gibt es eine Art und Weise, wie wir über all diese Relikte sprechen, ohne dass sich viel bewegt. Ich wollte ein bisschen mehr Flexibilität, mehr Bewegung. Ich wollte nicht, dass es in der Vergangenheit stecken bleibt und wir dieselbe Geschichte wiederkäuen, ich wollte etwas, das viel mehr mit der Gegenwart zu tun hat.

Als ich die Statuen fotografiert habe, habe ich all diese Trümmer gesehen, all diese Verschmutzungen und Dinge um sie herum. Dann habe ich gesehen, es ist organisch, grün, lebendig, es ist um sie herum gewachsen. Und ich begann, diese Lebenszeichen um dieses tote Ding, um dieses weggeworfene Objekt herum zu fotografieren. Und so kam ich auf dieses Eingangsstatement: „Wir sind hier, um das Leben zu nähren / Nicht um die Toten wiederzubeleben“. Und in dem Moment, als ich diesen Ausdruck hatte, hatte ich ein klares Bild davon, wohin ich damit gehen wollte. Ich begann also, die Statuen nicht mehr als Objekte zu betrachten, sondern als Kartografie, als Landkarte eines Ortes, eines verlorenen Ortes. Und das ist natürlich ein zentraler Punkt des postkolonialen Problems, in dem wir uns heute befinden, nämlich, dass so viel von dieser Geschichte, von so vielen Geschichten, durch den Kolonialismus negiert worden ist. Aber die Tatsache, dass etwas verloren ist, bedeutet nicht, dass es nicht existiert.

Das ist also die leitende Prämisse dieser Arbeit, mir zu erlauben, mir einen Ort vorzustellen, der hätte existieren können, an dem ich hätte sein können. Und natürlich geht es letztlich darum, sich auf diesen Prozess der Neuinterpretation der Geschichte einzulassen, denn dieser imaginierte Ort, diese imaginierte Kartographie hat irgendwann existiert. Dieses Wechselspiel zwischen dem, was verloren ist, und dem, was da ist, was man in die Gegenwart zurückholen kann, ist es, was für mich bei dieser Arbeit sehr interessant wurde. Und ich begann, mich mehr auf die Texturen, die Merkmale, die Risse als auf das Eigentliche zu konzentrieren. Ich habe mich also irgendwann verirrt, ohne darüber nachzudenken, aber hin und wieder werde ich daran erinnert, dass es sich um dieses Objekt handelt, denn da ist der Kopf, der im Grunde vom Körper abgetrennt ist.
 

Die Ausstellung wurde in den Medien durchaus unterschiedlich bewertet, aber stets intensiv diskutiert. Die Reaktion der Besuchenden, zu denen mehr als üblich jüngere Menschen zählten, belegen ca. 350 schriftliche Kommentare, die gerade ausgewertet werden. Es zeigt sich, dass sich die ganze Bandbreite der gesellschaftlichen Diskussion dieses Themas in den Reaktionen findet, dass jedoch Zustimmung zu den Themen und zu der Art der Aufbereitung überwiegen. Demnächst soll die Analyse der Kommentare auf der Homepage der SPSG veröffentlicht werden.

Das wieder eröffnete Gästeappartemenet

Das Gästeappartement liegt im ersten Stockwerk, direkt über dem Haupteingang des Schlosses. Da sich die Suite in unmittelbarer Nähe der Schlaf- und Ankleidezimmer des Kronprinzenpaares befindet, logierten hier nur Gäste, die mit der Familie verwandt waren. Dazu gehört die Schwester der Kronprinzessin, Königin Alexandrine von Dänemark (1879-1952). Die Großmutter der heutigen dänischen Königin Margrethe weilte 1927 zur Konfirmation der Prinzen Hubertus und Friedrich, 1934 zur Konfirmation der Prinzessinnen Alexandrine und Cecilie, 1936 während der Olympischen Spiele in Berlin und 1938 zur Vermählung von Prinz Louis Ferdinand und Großfürstin Kira von Russland im Schloss Cecilienhof.

Alexandrine und Cecilie waren Liebhaber der Musik von Richard Wagner. 1932 und 1937 machte Königin Alexandrine auf der Durchreise nach Bayreuth Station in Potsdam, um gemeinsam mit Kronprinzessin Cecilie die Wagner-Festspiele zu besuchen.

Wie im Neuen Palais das Licht der Gründerzeit anging – und noch viel mehr –, erzählt uns SPSG-Mitarbeiter Jörg Kirschstein in seinem Buch „Das Neue Palais in Potsdam. Familienidyll und kaiserlicher Glanz“.

Hier ein Auszug aus dem Buch:

Im Hier und Jetzt

In der Woche vom 14. März bis 20. März 2022 findet ein weiterer Take Over unseres Kanals SPSGmuseum statt. Dieses Mal mit dem deutschlandweit bekannten Instagram-Kanal von Schlossliebhaber Frank Burchert „FranksFotografie“ (https://www.instagram.com/franksfotografie/ ).

Gemeinsam mit Frank Burchert haben wir jene Schlösser besucht, die auf seiner „Must-See“-Liste standen. Er hatte Gelegenheit mit den Schlossleiter:innen zu sprechen und besondere Orte aufzuspüren. Auf unserem Instagram-Kanal verrät er, welche Schlösser er empfiehlt, die unbedingt einmal mit eigenen Augen gesehen werden sollten und was für Frank Burchert das Highlight der Besuche war. Wir wollen jetzt nicht zu viel verraten, nur so viel: Frank Burchert durfte in die Bibliothek von Schloss Sanssouci!
 

Wie hat sich das Projekt entwickelt ab dem Zeitpunkt, als Sie das Reiterstandbild gesehen haben bis zur Fertigstellung der Intervention?

Ein besonderer Punkt innerhalb der Entstehung war die Reise nach Großfriedrichsburg oder besser gesagt nach Ghana, zur Ruine der Festung Großfriedrichsburg. Es war ein ganz wichtiger Kickoff, weil ich dort die Möglichkeit hatte, mit den Menschen zu sprechen und mich auszutauschen, welche Eindrücke die Menschen von der Kolonialzeit und der Zeit der Brandenburger und der Preußen haben und wie die Festung heute existiert bzw. von den Menschen wahrgenommen und angenommen wird. Ich habe dann lange zu der Historie der Brandenburger und der Preußen innerhalb des Versklavungshandels und den Bezügen zu Ghana recherchiert. Dann habe ich diese Stelen entwickelt. Relativ früh kam der Gedanke, dass diese vier Personen am Reiterdenkmal eine Ermächtigung brauchen und aufsteigen müssen. Und dann war es eine sehr detaillierte und lange Entwicklung, zu schauen, wie soll das geschehen oder wie soll das physisch aussehen? Am Anfang waren die Stelen noch Festkörper, es waren geschlossene Festkörper, die auch ein bisschen tiefer waren. Aber irgendwann habe ich gesehen, dass es wichtig ist, eine gewisse Höhe zu haben, um diesen Moment auf Augenhöhe zu erzeugen. Und auch die Durchlässigkeit ist besonders wichtig, um eine Sichtbarkeit zu gewährleisten, so dass die Personen dahinter, die Statuen sozusagen, sichtbar sind und sichtbar bleiben.

Diese Porzellanfiguren sind ja Figuren, figürliche Skulpturen. Wie haben sie sich damit auseinandergesetzt? Was zeigen diese Figuren und wie beeinflusst sie Ihre Arbeit oder Ihre Gedanken?

Was für mich explizit interessant ist, ist, sich die Zeit aus dem 17./18. Jahrhundert vorzustellen und deren Überlegungen zur Darstellung von anderen Kulturen. Ich habe mich gefragt, was die Menschen aus der Zeit damals getrieben hat, diese Figuren in diesen teilweise absurden Formen und Farben darzustellen. In der Malerei interessiert mich die Darstellung von Figuration und Abstraktion. In welchem Verhältnis kann das in der Malerei praktiziert werden? Und deswegen habe ich die beiden Ebenen abstrakte Malerei und die Darstellung der Tränen zusammengebracht.

Während des Besuchs von Zaifeng wurden astronomische Geräte vor dem Orangerieschloss im Park Sanssouci aufgestellt, die während der Bekämpfung des Boxeraufstands aus dem Pekinger Observatorium geplündert wurden. Eine Tafel auf der Terrasse des Orangieschlosses informiert darüber.

Beim weiteren Rundgang durch das Neue Palais trifft man auf „exotisierende“ Darstellungen, die europäische Vorurteile gegenüber Menschen aus anderen Erdteilen zeigen, die teilweise bis heute aktuell sind. Das Historienbild „Der gefangene Sultan Bayazet vor Tamerlan“ des venezianischen Künstlers Andrea Celesti, das Friedrich II. für ein Gästeappartement erwarb, ist ein Beispiel dafür.

Koloniale Spuren lassen sich auch im Unteren Fürstenquartier des Neuen Palais‘ nachverfolgen. Ein Kaffeeservice der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) aus dem Jahr 1770 im Konzertzimmer des Unteren Fürstenquartiers weist auf die enge Beziehung zwischen dem Konsum von Kaffee und Zucker und dem Versklavungshandel hin.

Auch Tee gehörte zu den Genussmitteln, die auf Wegen des Kolonialwarenhandels nach Europa kamen. In den Neuen Kammern von Sanssouci zeugt ein Tête-à-tête-Service der KPM von der besonderen Bedeutung, die Tee am preußischen Hof spielte.

Am Chinesischen Haus im Park Sanssouci stößt man auf weitere Hinweise zu kolonialen Spuren. Trotz seines Namens hat dieser Pavillon nichts Chinesisches an sich, sondern entspringt einer europäischen Fantasie.
 

Besondere Aufmerksamkeit galt der in den 1970er-Jahren erneuerten Fassade, die Mängel aufwies. Eindringende Feuchte hatte zu Schäden an den Hölzern geführt und der äußere Anstrich war mit Asbestfasern belastet. Der Rückbau der Holzverschalung erforderte entsprechend umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen, ein Arbeiten war nur im Schutzanzug möglich. Erst nach vollständiger Freilegung konnten am Fachwerk weitere Schäden begutachtet und entsprechend saniert werden. Hierbei wurden schadhafte Balken und Ständer behutsam ausgebaut und ersetzt, denn zu starke Erschütterungen am Gebäude hätten die kostbaren Oberflächen im Inneren gefährdet. Fachwissen und Feingefühl der erfahrenen Zimmerleute waren hier entscheidend.
 

Mit einer ergänzenden, später abermals sanierten Holzkonstruktion überstand die Decke die nächsten Jahrhunderte. Weitere hätte sie allerdings nicht mehr geschafft: Bei Untersuchungen entdeckten Fachleute 2007/8, dass Holzbauteile und Mauerwerksbereiche stark geschädigt waren. Und dann begann die intensive Suche nach einer Lösung für ein Problem, das zunächst unlösbar erschien.

Wie sollte eine Holzbalkendecke saniert werden, die nach unten eine filigrane Schicht aus Mineralien, Edelsteinen, Muscheln und Fossilien trägt und nach oben geschmückt ist von 600 qm schönstem und sehr einzigartigem friderizianischen Rokoko – ein künstlerisches und handwerkliches Meisterwerk, das europaweit seinesgleichen sucht? Ein vom damals verantwortlichen Natursteinrestaurator Stefan Klappenbach gedrehter und 2009 veröffentlichter Film beschreibt die Überlegungen sehr schön:

Einen rauschenden Grundton erzeugen die vier löwenköpfigen Wasserspeier des Adlerbrunnens, der künftig wieder von Miniatur-Obstbäumen in Tontöpfen umgeben sein wird. Die ursprünglich vorhandene Adlersäule ist nicht erhalten.

Bereichert wird das Gebäudeensemble in ausgewählten Innenräumen durch einen Beitrag im Rahmen von „Kunst am Bau“: Mit seinem Konzept „Freilegung“ hat der Berliner Künstler Roland Fuhrmann ein klassisches Thema aus dem Bereich Denkmalpflege in ein zeitgenössisches Bauwerk transferiert.

Das Gelände wurde historisch als Gastronomie genutzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte hier das Hans-Otto-Theater knapp fünf Jahrzehnte lang seine feste Spielstätte, bevor es 2006 an seinen jetzigen Standort in die Schiffbauergasse zog. Das Vorderhaus und Teile des Seitenflügels sind auf Grund ihrer bauhistorischen Bedeutung eingetragenes Denkmal in der Denkmalliste der Stadt Potsdam.

Zur großen Enttäuschung des Fürsten reiste der königliche Besuch noch am selben Tag wieder zurück nach Potsdam, so dass das eigens für die Königin bereits 1857 ausgestatte Schlafkabinett ungenutzt blieb. Wie sehr Augusta trotz des kurzen Aufenthalts die Tagesreise nach Branitz und besonders auch die Gastfreundschaft und das Diner genossen hat, geht aus einem Brief hervor, den die Königin einen Tag nach dem Branitz-Besuch an ihren Gatten, König Wilhelm, schrieb. Darin heißt es : „Wir hatten das beste Diner dessen ich mich seit langen erinnern kann beim Fürsten gleich nach der Ankunft“.

In Darmstadt und Berlin rüstete man nun zu der bevorstehenden Hochzeit. Über Aschaffenburg, Würzburg, Leipzig und Dessau begab sich der Brautzug nach Berlin – wobei diese Reise in so bewegter politischer Zeit, glaubt man den Aussagen der Zeitgenossen, mehr und mehr einem begeisterten Triumphzug glich.

Ideen für die Zukunft

Im Mittelpunkt der folgenden Diskussionsrunden standen Fragen wie: Was bedeutet uns das gemeinsame Erbe? Inwiefern ist es durch den Klimawandel bedroht oder hilft es, diesen abzumildern? Wie können wir Verantwortung für den nachhaltigen Erhalt der Welterbestätten und die Bekämpfung des Klimawandels vor Ort übernehmen?

In den kommenden Monaten heißt es nun für die jungen Leute: Ideen schmieden und ausarbeiten, sich vernetzen – und im Frühjahr 2023 ein Projekt präsentieren. Die kreativen Einfälle reichten hier von Podcasts über Beiträge in Schülerzeitungen und als TED Eds bis zum Planen von Events und Führungen. Natürlich unterstützen die Lehrer:innen, die Teams des IHS, der Deutschen UNESCO-Kommission und der SPSG dabei.

In den kommenden Wochen reisen weitere Schüler:innen u.a. ans Wattenmeer, in die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří, nach Haithabu und Danewerke sowie zur Brüdergemeinde Herrnhut.
Wir sind nach dieser lehrreichen und ermutigenden Woche ganz gespannt auf die Produkte der Schülerinnen und Schüler und bedanken uns von Herzen bei allen Kolleginnen und Kollegen, die an der Umsetzung beteilig waren – es war ganz großartig!
 

Weitere Informationen über das Projekt

 

 

 

Friedrich de Coussy (oder Cussi)

Friedrich de Coussy (oder Cussi) wurde in Guinea geboren und befand sich vermutlich am Hof von Kurfürstin Dorothea von Brandenburg. 1681–1684 wurde er zum Maler ausgebildet, möglicherweise in der Werkstatt von Jacques Vaillant. Nach 1680 ließ Kurfürstin Dorothea im Schloss Caputh neue Raumdekorationen ausführen, Jacques Vaillant wurde jüngst das Deckengemälde der Porzellankammer zugeschrieben, dass eine Schwarze Frau als „Abunantia“ (übersetzt: der Überfluss) zeigt und einen kleinen Schwarzen Jungen, der Tee aus einer Porzellankanne gießt. Zur Zeit der Entstehung des Deckengemäldes hatte Friedrich de Coussy seine Lehrzeit gerade abgeschlossen. Er könnte im Anschluss daran an dem Deckengemälde beteiligt gewesen sein.

Und wie hat sich Ihre Beziehung zum Reiterstandbild im Verlauf der Arbeit an der Intervention entwickelt?

Als ich gestartet habe, war das Reiterstandbild als solches sehr, sehr mächtig und dominierend. Aber während des Aufbauprozesses hatten wir diesen Moment, als wir die erste neue Stele errichtet haben, da haben wir gemerkt, dass da so eine Art Energiekörper existiert, dass da ein Kraftfeld arbeitet. Das hat das Ganze wiederum ausgeglichen bzw. sogar noch erhabener gemacht und das Reiterstandbild in seiner Wirkung geschwächt. Ich finde, dass es jetzt ein ausgeglichener Dialog ist, der wirklich existiert und keine Machthegemonie mehr, die nicht durchbrochen werden kann. Jetzt ist es in gewisser Weise ein gleichberechtigter Austausch und eine andere Situation einer Verhandlung.
 

Der Titel „Wessen Tränen?“ referiert ja auch auf einen bestimmten Künstler und ein Werk. Um wen handelt es sich?

Der Titel der Malerei verweist auf die Arbeit des amerikanischen Künstler Fred Wilson, geboren 1954. Er hat bereits in den 90er Jahren begonnen mit Interventionen in amerikanischen Museen im Zusammenhang und auch in der Infragestellung von Dekolonialisierung. „Mining the Museum“ ist eine Installation und ein Statement von ihm von 1994. Es geht mir bei dem Verweis auch um die Infragestellung der Malerei, im Kontext von Kolonialismus. Inwiefern kann ich überhaupt in dieser Ausstellung das Medium der Malerei verwenden, weil Malerei explizit mit der eurozentristischen Perspektive verbunden ist. Wie kann ich aus dieser Perspektive heraus, aus meinem eigenen situiert sein, aus der Ausbildung, die ich hier in Deutschland genossen habe: Wie kann ich mich selber da dekolonialisieren? Auch weil die Geschichte der Sklaverei jetzt nicht in meinen Ahnen oder meinem Erbe verankert ist. Aber ich kann mich empathisch oder solidarisch dazu verhalten, weil ich von den Philippinen komme und durch die 350 Jahre spanische Kolonialisierung dementsprechend auch Verbindungen herstellen kann.
 

Sie haben auch gesehen, wie das Restaurierungsteam mit den Statuen gearbeitet hat. Wie haben Sie das gesehen, und was sehen Sie jetzt, wo sie hier ist?

Nun, was mir aufgefallen ist, ist die große Vorsicht, mit der man sich den Statuen als Objekt oder als etwas, das eine sehr umstrittene Vergangenheit hat, nähert. Die Leute sind also sehr vorsichtig. Ich erlebe das oft, denn ich unterrichte auch an der Kunsthochschule hier, und manchmal, wenn man den Studenten sagt: „Okay, sprich das an“, sagen sie: „Oh, ich bin mir nicht sicher, ob ich mir die Kultur aneignen werde“ und so weiter. Man merkt, dass die Leute nicht so recht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Und das habe ich oft erlebt. Wie kann man sich einbringen? Viele wissen nicht, was sie tun sollen, oder sie wissen nicht, wie. Ich denke, es ist wichtig, dass Menschen, die sich mit diesen Fragen beschäftigen, die Möglichkeit haben, sich damit auseinanderzusetzen und sie zu durchdenken. Ich war also zu jedem Zeitpunkt sehr vorsichtig damit zu sagen: „Hey, so muss es laufen.“ Ich weiß bis jetzt nicht, ob das, was wir jetzt hier haben, ob ich sagen kann, dass es allen Fallstricken, die problematisch sein können, entgangen ist. Ich weiß es nicht. Solange wir diese Dinge einfach als einen Raum behandeln, in dem wir gemeinsam denken, gemeinsam reflektieren, aber auch gemeinsam die Geschichte neu erfinden können, dann ist das der Weg nach vorne.
 

Neu für die SPSG war auch der partizipative Entstehungsprozess der Ausstellung. Durch die Entwicklung der Konzeption gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Akteur:innen wollten wir ein möglichst breites Spektrum an Perspektiven in der Ausstellung zusammenführen. Rückblickend haben alle Teilnehmende diese Zusammenarbeit als gelungen, ergebnisreich und wirksam empfunden. In einem Auswertungsworkshop mit den kuratorischen Berater:innen im Dezember 2023 wurde deutlich, dass die externen Expert:innen die SPSG darin unterstützen, den einmal eingeschlagenen Weg mit Nachdruck weiter zu verfolgen. Als kritische Begleitung sind sie bereit, den dringend angemahnten Prozess der Verstetigung aktiv mitzugestalten. Dabei geht es um die Fortführung des Themas in den Schlossräumen, in den Dauerausstellungen und in den Parks, sowie um die Nachfolgeprojekte rassismuskritischer Kulturvermittlung. Einige dieser Projekte werden wir bereits Anfang nächsten Jahres umsetzen können. Einen detaillierten Fahrplan für die Realisierung der Verstetigung wollen wir bis Mitte des Jahres 2024 erstellen. Die Ergebnisse aus dem Ausstellungsprojekt sollen langfristig und nachhaltig auf die Arbeitsprozesse sowie dauerhaften Präsentationen der SPSG einwirken. Zu diesem Zweck wird ein extern moderiertes Evaluierungstreffen der für den Transformationsprozess entscheidenden Mitarbeitenden der SPSG in der ersten Jahreshälfte 2024 die Weichen stellen.
 



Unterhalb des Goldenen Rosengartens sprüht die Gotische Fontäne einen Wasserstrauß nach oben und bildet seitlich zugleich kleine bogenförmige Wasserstrahlen, die an die Linien gotischer Architektur erinnern. Dieser Wassermusik lässt sich nun erstmals wieder lauschen.

„Die Elektrifizierung der Schlossräume

Abb. 5 Statt teurer Wachskerzen, die nur zu besonderen Anlässen angezündet wurden, erleuchteten Öl- oder Petroleumlampen die Schlossräume. Unsere Abbildung zeigt das Modell einer Petroleumlampe um 1890

Bevor elektrisches Licht zum ersten Mal die Schlossräume des Neuen Palais im neuen Glanz des Fortschritts erstrahlen ließ, waren Öl- und Petroleumlampen sowie Wachskerzen in Gebrauch. Die Öllampen dienten als Hauptlichtquelle in der Wohnung des Kaiserpaares. Zur Einrichtung jedes Schlossraumes gehörten Kronleuchter und Wandbranchen, die mit Wachskerzen bestückt waren, sie wurden nur zu besonderen Anlässen, wie Festlichkeiten, angezündet. Im Arbeitszimmer und im Vortragszimmer des Kaisers waren je acht Öllampen aufgestellt. Die Kaiserin hatte in ihrem Wohnzimmer sogar 18 Öllampen in Gebrauch. Im Salon und im Speisezimmer der Prinzen waren 14 Lampen aufgestellt … Insgesamt waren im Neuen Palais 172 Öllampen und 316 Petroleumlampen aufgestellt.

Im April 1906 ereignete sich ein tragischer Unfall mit einer Petroleumlampe im Schloss Militisch bei Breslau, dem Besitz des Grafen von Maltzan. Ein Diener war dabei, der Gräfin Elisabeth den Weg zu leuchten, als er stolperte und daraufhin das Abendkleid der Hausherrin in Brand setzte. Die 37-Jährige erlitt an den Beinen schlimme Verbrennungen. Diesen Unfall nahm Wilhelm II. zum Anlass die Petroleumlampen auf Grund ihrer hohen Feuergefährlichkeit aus den preußischen Schlössern zu verbannen. Seitdem waren nur noch Öllampen in Gebrauch, dessen aus Raps gewonnener Brennstoff nicht leicht entzündbar war …

„Es ist eine schreckliche Sache, das Heiraten.“

Im Weißen Saal des Berliner Schlosses fand dann am 24. Dezember 1793 die Trauung statt. Luise sah ihrem neuen Leben etwas beklommen entgegen. An ihre Schwester, Fürstin Therese von Thurn und Taxis, schrieb sie: »… ade Jugenzeit, […] ade Fröhlichkeit. Es ist eine schreckliche Sache, das Heiraten.« Doch »janz Berlin« war begeistert von den beiden Prinzessinnen. Luise war nicht alleine gekommen, ihre Schwester Friederike heiratete zwei Tage später Prinz Ludwig von Preußen. 

Märkische Schlösser

Im Schloss Caputh, südwestlich von Potsdam an der Havel gelegen, beauftragte Kurfürstin Dorothea von Brandenburg um 1685 ein Deckengemälde, das ganz im Zeichen der ersten kolonialen Schritte Brandenburgs steht. Dorotheas Ehemann Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte gleichzeitig den Handelsstützpunkt Großfriedrichsburg an der Küste des heutigen Ghana gegründet.

Ein im frühen Kolonialhandel beliebter Rohstoff war Elfenbein. Das Schlossmuseum Oranienburg, nördlich von Berlin, beherbergt eine Sammlung von Elfenbeinmöbeln, die vermutlich von versklavten afrikanischen Künstler:innen geschnitzt wurden.
 

Die neue Konstruktion der Holzverschalung stellt nun sicher, dass auftretende Feuchte wieder abtrocknen kann und Feuchteschäden so verhindert werden. Als Material kam ein spezielles, mit Säure behandeltes Holz zum Einsatz, welches eine hohe Resistenz gegen holzzerstörende Pilze und Insekten aufweist. Auch die Fenster und Außentüren wurden instandgesetzt. Die Dächer wurden sorgfältig neu verblecht, um eine optimale Regenwasserableitung zu gewährleisten. Eine weitere Herausforderung war und ist die Logistik, denn alle Baufahrzeuge müssen die kleine Fähre passieren und neben dem umfangreichen Gerüst und den zu schützenden Grünanlagen Platz finden.

Den Tafelfreuden des Fürsten Pückler kann man in der Babelsberger Austellung nachspüren, denen im Tanzsaal des Schlosses ein eigener Themenbreiech gewidmet ist. Einer der Höhepunkte ist die in der Mitte des prächtigen Saals aufgestellte, unter anderem mit Augustas und Wilhelms Hochzeitssilber festlich gedeckte Tafel, die die höfische Kultur der Kulinarik in der Zeit des Fürsten Pückler anschaulich dokumentiert.

Es ist anzunehmen, dass die Suite bei Abwesenheit von Gästen auch von Cecilie, der jüngsten kronprinzlichen Tochter, genutzt wurde. Eine Fotografie zeigt die Prinzessin am Kamin des Wohnzimmers stehend. Hierbei handelt es sich um die einzig bekannte Innenaufnahme des Gästeappartements (mit freundlicher Genehmigung des Hauses Hohenzollern). Gleichzeitig erwies sich das Foto als wichtige Quelle für die Wiedergewinnung der historischen Innenraumgestaltung.

Anders als im Berliner Schloss, in dem bereits seit 1889 eine partielle elektrische Beleuchtung vorhanden war, wurde das Neue Palais erst im Jahr 1911 an das Stromnetz angeschlossen. Die Voraussetzungen hierfür waren erst durch den Bau des städtischen Elektrizitätswerks in Potsdam im Jahr 1902 gegeben. Die Versorgung der Räume mit Strom erfolgte in mehreren Abschnitten... In einem ersten Schritt wurden die Kronleuchter und ein Teil der Wandbranchen in den Gesellschaftsräumen des Unteren Fürstenquartiers, dem Grottensaal, der Marmorgalerie und im Schlosstheater elektrifiziert. Noch 1911 wurden die Arbeiten mit der Elektrifizierung der Beleuchtung im gesamten Kellergeschoss fortgesetzt. Im selben Jahr schloss man die Kronleuchter und Wandbranchen in den Wohnräumen des Kaiserpaares und der Princess Wohnung an das Stromnetz an.

Friedrich de Coussy war verheiratet mit Eleanora de Blumentroß. Ihre gemeinsame Tochter, die 1698 getauft wurde, hieß Sophia Amalia de Coussy. Unter ihren Paten war unter anderem der Künstler Paul Carl Leygebe, der um 1710 das Bild „Tabakskollegium“ malte, auf dem auch Schwarze Menschen abgebildet sind.
 

Was für Auswirkungen der Intervention auf die Ausstellung erwarten Sie?

Das ist auf jeden Fall ein Prozess. Ich habe in meiner Vergangenheit schon mehrfach in Museen gearbeitet, auch in einem ethnologischen Museum, wo es immer um die Frage geht, was zeigen wir aus der Kolonialzeit und wie stark wirken eigentlich die Bilder, die damit immer noch behaftet sind und transportiert werden. Was wollen wir an neuen Bildern auch bieten? Deshalb würde ich jetzt in Bezug auf die Ausstellung im Schloss Charlottenburg sagen, dass es erst mal ein interessanter Impuls und aus verschiedenen Gründen auch sehr lohnenswert ist. Insbesondere, weil es so viele Perspektiven und Menschen gibt, die diese Ausstellung bereichert haben, nicht nur als Künstler:innen, sondern auch durch beratende Tätigkeiten. Das ist das wirklich Besondere an der Ausstellung, diese konstante Reflexion, dieses Verhandeln, das ist sehr wichtig und auch sehr innovativ. Aber es muss noch weitergehen und es wird auch weitergehen. Und ja, es sind auf jeden Fall sehr viele lohnende Impulse, die es da zu entdecken gibt.

Neben dem Gemälde ist auch eine Postkarte für die Ausstellung entstanden.

Die Postkarte ist der Schlüssel bzw. ein Hilfsmittel, um darauf zu verweisen, wie das Depot vor Ort ausschaut. Es gibt eine schwarz-weiße Fotografie vom Depot und darauf ist der Entwurf der Malerei mit den Tränen zu sehen. Ich frage, wessen Tränen sind damit überhaupt gemeint, wenn es um die Kolonialgeschichte in deutschen Museen geht? Diese Frage gebe ich an die Besucher:innen weiter. Und ich habe auch noch eine zweite Karte gemacht, sie nennt sich „Wessen Tränen? (Sonnenblumenhaus)“. Darauf ist eine Zeichnung zu sehen mit den drei Sonnenblumen von Rostock Lichtenhagen, also dem Schauplatz und dem Symbol für das Progrom. Damit verweise ich auf die Gewalt, die in den 90er Jahren bis heute in Deutschland passiert. Und meine Frage ist, lässt sich eine Beziehung zwischen den Kolonialfiguren oder den Porzellanfiguren, die hier zu sehen sind, zum Progrom in Rostock Lichtenhagen herstellen? Und wenn ja, wie? Und wie hängt das alles zusammen? Auch diese Frage gebe ich den Besucher:innen mit.

 

Die fehlende Episode in der Geschichte dieser Statuen eröffnete Ihnen eine Neuinterpretation. Wie können wir sie in einen größeren Zusammenhang mit dem Thema der Ausstellung stellen?

Diese jüngste Episode in der Genealogie der Statue, bei der niemand genau wusste, wie sie beschädigt wurde, wie sie den Besitzer wechselte und wie sie weiß gestrichen wurde und all das, hat einen Raum für Fragen eröffnet. Für mich ist das ein Raum, der es mir erlaubt nachzudenken und zu reflektieren. Ein Großteil der Texte, die die Arbeit begleiten oder diesen Raum der Vermittlung zwischen den Bildern schaffen, sind Texte, die ich geschrieben habe. Einige von ihnen sind Gedichte, andere Auszüge aus Recherchen. Aber ich habe sie so zusammengestellt, dass sie wie ein stiller, fast nachträglicher Gedanke im Kopf des Publikums sein können, die leiten und herausfordern, aber auch Räume für das Publikum zum Denken lassen. Es sind nicht nur Objekte und Bilder mit unzähligen Perspektiven der Statuen. Sie führen auch zu einem Ort.

Die Idee, an einen Ort zu gehen, sich dort zu verirren und wieder zurückzukommen, ist ein Weg, um diese Disparität zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft aufzulösen, was mich auch sehr interessiert. Wie können wir die Linearität der Zeit überwinden? Wie schaffen wir nicht nur ein Archiv der Vergangenheit, sondern auch ein Archiv der Zukunft, weil wir uns Dinge vorstellen? Wie können wir all das in das Jetzt bringen, so dass die Zuschauer, wenn sie dort stehen, tatsächlich etwas verändern oder etwas wirklich mit nach draußen nehmen können? Daran bin ich sehr interessiert, und so habe ich all diese Fragen, die ich mir selbst gestellt habe, als Ausgangspunkt genommen.

 

Wir sagen Danke an alle, die die Ausstellung mit ihrem Wissen, ihrer Perspektiven, ihren Fähigkeiten sowie Interventionen bereichert und ermöglicht haben. Dank auch an alle Besuchenden, die sich auf die Ausstellung eingelassen haben.

Die MItwirkenden der Ausstellung waren

KONZEPT Carolin Alff, Hatem Hegab, Dr. Susanne Evers IN KRITISCHEM AUSTAUSCH MIT Marianne Ballé Moudoumbou/PAWLO-Masoso e.V., Dr. Fekadu Bekele, Lizza May David/korientation e.V., Dr. Ibou Diop, Nataly Jung-Hwa Han/Korea Verband, Kilian Kindelberger/Berlin-Brandenburgische Auslandsgesellschaft (BBAG) e.V., Mnyaka Sururu Mboro/Berlin Postkolonial, Annette Steyn/Postcolonial Potsdam; Dekoloniale. Erinnerungskultur in der Stadt AUTOR:INNEN DER AUSSTELLUNGSTEXTE Carolin Alff (C.A.), Lizza May David (L.M.D.), Dr. Susanne Evers (S.E.), Nataly Jung-Hwa Han (N.J.H.H.), Hatem Hegab (H.H.), Constantijn Johannes Leliveld (C.J.L.), Marianne Ballé Moudoumbou (M.B.M.), Nando Nkrumah (N.N.), Emeka Okereke (E.O.) PROJEKTMANAGEMENT UND KAUFMÄNNISCHE LEITUNG Heike Borggreve, Bagus Markito WISSENSCHAFTLICHE MITARBEIT, BILDBESCHAFFUNG UND -REDAKTION Constantijn Johannes Leliveld PRAKTIKANTINNEN Frederike Feja, Marla Stach PROJEKTGRUPPE Carolin Alff, Heike Borggreve, Dr. Susanne Evers, Anja Fielauf, Bettina Harz, Hatem Hegab (bis 28.2.2023), Mechtild Most MARKETING Heike Borggreve unter Mitarbeit der Abteilung Marketing (Leitung Martina Miesler) BEGLEITPROGRAMM Carolin Alff, Anja Fielauf, Bettina Harz FUNDRAISING Sarah Kimmerle, Tina Schümann PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT ARTEFAKT Kulturkonzepte, Frank Kallensee, Birgit Morgenroth, Carlo Paulus, Nicole Romberg KAMPAGNENGESTALTUNG Julius Burchard VORBEREITUNG DER AUSSTELLUNGSRÄUME UND TECHNISCHE UMSETZUNG Frank Karalus und die Meisterbereiche des Schirrhofs der SPSG (Leitung Torsten Janke) RESTAURATORISCHE BETREUUNG Mechtild Most, unter Mitarbeit der Abteilung Restaurierung der SPSG (Leitung Kathrin Lange) AUSSTELLUNGSGESTALTUNG, GRAFIK, LICHT UND INSTALLATIONEN TheGreenEyl AUSSTELLUNGSBAU, GRAFIKPRODUKTION, EXPONATEINRICHTUNG molitor MEDIENHARDWARE Eidotech GmbH SPRECHER:INNEN Marianne Ballé Moudoumbou, Benito Bause, Celina Bostic, Kim Josephine Biebow ÜBERSETZUNG DER AUSSTELLUNGSTEXTE Anna von Rath, the Kolenda group MULTIMEDIAGUIDE soundgarden audioguidance GmbH AUSSTELLUNGSTRAILER art/beats AUFSICHTEN, SERVICE, REINIGUNG Fridericus Servicegesellschaft der Preußischen Schlösser und Gärten mbH MIT INTERVENTIONEN VON Marianne Ballé Moudoumbou, Lizza May David, Nando Nkrumah, Emeka Okereke, Dr. SinhaRaja Tammita-Delgoda und Arshad Najumudeen, Creative Congress, Patricia Vester ZUSAMMENARBEIT Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, Laia RiCa, Lehrbeauftragte für Theaterpädagogik an der Universität der Künste, Berlin


Am Ende noch ein Videosprint durch die Ausstellung für alle, die sie zum ersten Mal sehen oder sich erinnern wollen:
 

Eine Restaurierungswerkstatt im Schloss

Das gesamte mobile Kunstgut aus den Innenräumen des Schlosses befindet sich noch ausgelagert in verschiedenen Depots der SPSG und wurde in den vergangenen Jahren konserviert. Seit Ende 2022 gleichen die Innenräume einer großen Restaurierungswerkstatt. Neun Firmen waren in sechs Fachgebieten der Restaurierung tätig. Komplex war die Bearbeitung der handwerklich und künstlerisch hochwertigen Raumschalen, der textilen Wandbespannungen, der Papiertapeten, Täfelungen und Schnitzereien, der Wand- und Deckenmalereien sowie der Tafelparkette. Das Gesamtkonzept sah vor, nur jene Oberflächen restauratorisch zu bearbeiten, die vom Verlust bedroht waren, in erster Linie also den Bestand zu konservieren, das heißt ihn gut zu erhalten, aber nicht zu ergänzen. Eine Ausnahme bildeten die kaum noch erkennbaren illusionistischen Architekturmalereien an den Wänden des Treppenturms. Nach umfangreichen Retuschen auf den behutsam reduzierten Rissschließungen aus den 1970er-Jahren entsteht nun wieder die Illusion einer Wand aus Naturstein. Über die Wendeltreppe ist das obere Geschoss zu erreichen und es öffnet sich die Tür zum holzvertäfelten Saal, in dem Friedrich Wilhelm II. einst sein Cello spielte. Hier konnte das matt gewordene, noch ursprüngliche Bienenwachs auf den Furnieren der Wandvertäfelung großflächig wieder poliert werden. Dagegen hatte Anobienfraß der Unterkonstruktion der Tafelparkette stark zugesetzt. Sie wurde partiell stabilisiert und neu verleimt.
 

Nach den Untersuchungen begannen im Mai 2013 die Sanierungsarbeiten, die den Beteiligten vor Ort mitunter körperliche Höchstleistungen abverlangten. Über ca. 70 Zentimeter schmale Revisionsstreifen an den Saalwänden wurden die weit ins Mauerwerk ragenden Balkenköpfe freigelegt und das Mauerwerk oberhalb der Arbeitsbereiche abgefangen. Die besonders stark geschädigten Balkenköpfe erhielten eine Art Prothese aus neuem Holz mit eingeklebten Stahlstäben.

Schmale gewundene Fußwege verbinden die Gärten wie eine nuanciert geführte Melodie. Kontrapunkte setzen die zahlreichen ovalen Blumenbeete mit üppiger Sommerblumenpracht, die mit ihren farbig glasierten Beetziegeln wie zufällig im Rasen abgestellte Blumenkörbe wirken.

Der Neubau ist direkt mit dem Seitenflügel des Vorderhauses verbunden. Der dadurch entstehende Innenhof vermittelt zwischen Neu- und Altbau. Die vorhandene Raumstruktur des Vorderhauses bleibt erhalten, die ehemalige Kassenhalle wurde restauriert.

Folgende Einrichtungen der SPSG sind im WRZ untergebracht:

  • Gemälde- und Rahmenrestaurierung
  • Textilrestaurierung
  • Fotowerkstatt
  • Atelier für Architektur- und Wandfassungen
  • Papierrestaurierung
  • Naturwissenschaftliches Labor
  • Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ)
  • Graphische Sammlung
  • Archiv der KPM Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin (Land Berlin)
  • sowie Büroräume
  • und eine öffentlich zugängliche Cafeteria

Viel ist in den vergangenen 200 Jahren über Königin Luise geschrieben worden, ihr Leben wurde mehrmals verfilmt. Dabei geriet der Mensch Luise häufig aus dem Blickfeld, die Königin wurde dem jeweils herrschenden Zeitgeist entsprechend dargestellt. Die »echte« Luise empfand immer wieder, dass sie in ihrer Jugend zu wenig Bildung erfahren hatte und war lebenslang bestrebt, diese Defizite auszugleichen. Sie las gerne und viel ­– und trank morgens gerne im Bett eine Tasse Schokolade, um dann mit ihren Kindern ausgelassen zu toben. Getanzt hat Luise auch als Königin noch gerne auch volkstümlich blieb sie und wusste die Menschen durch die ihr eigene Mischung aus Würde und Offenheit für sich zu gewinnen.

 

 

Wie können wir aus Ihrer Perspektive heute kritisch mit Denkmälern wie dem Reiterstandbild umgehen?

Wir können diese Denkmäler nicht mehr kommentarlos im Raum stehen lassen. Insbesondere wenn ein direkter geschichtlicher Zusammenhang mit der Versklavung von Menschen existiert. Da müssen wir auf jeden Fall neue Denkmäler und auch neue Erzählungen entwickeln. Das ist auch hier ein Beispiel, dass man Narrative fortsetzen kann. Und diese Fortsetzung von Erzählungen ist eine tolle Chance, um nicht das Alte komplett auszuradieren, aber gleichzeitig für Empowerment in der Zukunft zu sorgen.

Das Interview ist ein Auszug aus einem filmischen Interview mit der Künstlerin Lizza May David für die Sonderausstellung im Schloss Charlottenburg.

Auswahl und Transkription: Birgit Morgenroth

 

Schlösser. Preußen. Kolonial.
Biografien und Sammlungen im Fokus
Sonderausstellung
4. Juli – 31. Oktober 2023
Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel, Spandauer Damm 10-22, 14059 Berlin

www.spsg.de/kolonial

 

 

Das Interview ist ein Auszug aus einem englischsprachigen filmischen Interview mit dem Künstler Emeka Okereke für die Sonderausstellung im Schloss Charlottenburg.

Auswahl, Transkription und Übersetzung: Birgit Morgenroth

 

Schlösser. Preußen. Kolonial.
Biografien und Sammlungen im Fokus
Sonderausstellung
4. Juli – 31. Oktober 2023
Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel, Spandauer Damm 10-22, 14059 Berlin

www.spsg.de/kolonial

 

 

Das Schlossmuseum Oranienburg zeigt auch das Gemälde „Die Kurbrandenburgische Flotte“ des niederländischen Malers Lieve Verschuier. Zwei dieser Schiffe brachen 1680 zur westafrikanischen Küste auf, um dort Brandenburgs Beteiligung am Kolonialhandel zu sichern.

Zu den beliebten Luxusgütern, die über den Kolonialhandel nach Preußen kam, gehörte auch Tabak. In der Ausstellung im Schloss Charlottenburg hängt derzeit das Gemälde „Das Tabakskollegium Friedrichs I.“ von Paul Carl Leygebe
 

Die Restaurierung des Gästeappartements

Das Gästeappartement ist ein Ensemble von vier Räumen und besteht aus Wohn-, Schlaf- und Badezimmer sowie einem Adjutantenzimmer. Alle Entwürfe für die Ausstattung stammen von dem Architekten Paul Ludwig Troost (1878-1934). Vom originalen Mobiliar sind nur wenige Stücke erhalten, wozu neben einem wandfesten Garderobenschrank und einem Frisiertisch zwei Stühle und ein kleiner Tisch im Schlafzimmer gehören.

Von herausragender Bedeutung ist die ursprüngliche textile Ausstattung der beiden Haupträume, die seit 1974 deponiert war. Mit erheblichen Aufwand wurden die originalen textilen Wandbespannungen und Fensterdekorationen gereinigt, besonders fragile Stoffe mit passend eingefärbtem Stützgewebe unterlegt, nähtechnisch gesichert und anschließend ihren Funktionen entsprechend in den Räumen montiert. Die Teppichbodenbeläge wurden mit der überlieferten Technik verlegt, wodurch die Räume nun wieder einen authentischen Eindruck von der Wohnkultur und Innenarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts vermitteln. Künftig können die Besucher im Rahmen von Führungen das Schlafzimmer betreten und in die anderen Räume hineinsehen.

Legendär wurde ihr Treffen mit „Nöppel“

Gleichzeitig versuchte Luise ihrem Mann in schwierigen Zeiten eine Stütze zu sein und ihn immer wieder zu stärken. Luise, eine politische Königin? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Legendär ist ihr Treffen mit dem inzwischen zum Kaiser der Franzosen avancierten »Nöppel« Napoleon I. Der Kaiser sah in der Königin lediglich die charmante Frau aber politischeVerhandlungen wollte er mit ihr genau deswegen nicht führen. Auf Luise hatte Napoleons Persönlichkeit einen gewissen Eindruck gemacht, tief enttäuscht zog sie sich nach diesem Treffen zurück. In ihr Tagebuch schrieb sie im Juli 1807: »Denn wenn ich gleich den Mann nicht hasse, so sehe ich ihn doch als den an, der den König und sein Land unglücklich gemacht. Seine Talente bewundere ich; aber seinen Charakter, der offenbar hinterlistig und falsch ist, kann ich nicht lieben. «

»Du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert,

Wenn er durch finstre Wetterwolken bricht!«

So schrieb Heinrich von Kleist in seinem Gedicht, das er der Königin von Preußen zu ihrem Geburtstag 1810 widmete. Wenige Monate später war Königin Luise tot, tief betrauert vom König und seinen Kindern. Nicht erst ihr früher Tod stieß bei den deutschen Dichtern ihrer Zeit und vielen anderen auf großen Widerhall. Ihre Anmut bezauberte schon zu ihren Lebzeiten nicht nur den Kaiser Napoleon, den sie verächtlich »Nöppel« nannte. August Wilhelm Schlegel dichtete 1798:  

»Louisens Lächeln heißt den Kummer scherzen,

  Vor Ihrem Blick ist jedes Leid entflohn.

  Sie wär' in Hütten Königin der Herzen,

  Sie ist der Anmuth Göttin auf dem Thron…«

Nach aufreibenden Jahren, einer anstrengenden Flucht bis in den äußersten Nordosten der Monarchie und persönlichen Schicksalsschlägen schien mit der Rückkehr der königlichen Familie nach Berlin im Dezember 1809 das Leben Luises in ruhigere Bahnen zu gleiten.

Nando Nkrumah, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

Schlösser. Preußen. Kolonial.
Biografien und Sammlungen im Fokus
Sonderausstellung
4. Juli – 31. Oktober 2023
Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel, Spandauer Damm 10-22, 14059 Berlin
www.spsg.de/kolonial

 

 

 

Weitere Informationen zur Ausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial.

Weitere Informationen zum Forschungsschwerpunkt „Koloniale Kontexte

 

 

 

Im angrenzenden Raum mit textiler Wandbespannung, die inzwischen stark verbräunt und verblichen ist, machten die Textilrestauratorinnen unter einem Holzpaneel eine überraschende Entdeckung. Zum Vorschein kam die ursprünglich kraftvolle rote, grüne, blaue und violette Farbigkeit der mit üppigen Blüten, Blättern und kleinen Vögeln bedruckten weißen Baumwolle. Und sogar die Stempel der seinerzeit tätigen Drucker wurden sichtbar, was auch die bisher offene Frage nach der Herkunft der Textilien beleuchtet.

Die Anlage des Pleasuregrounds geht in ihrer Grundstruktur bereits auf das erste Jahrzehnt der Parkgestaltung unter Peter Joseph Lenné (1797–1866) zwischen 1833 und 1843 zurück. Nach dem Bau des Maschinenhauses und des Bewässerungssystems im Park Babelsberg ließ Hermann Fürst von Pückler-Muskau ab 1843 den Pleasureground mit Wasserspielen, weiteren Gärten, Wegen, Beeten und Ziergehölzen bereichern. Die Atmosphäre dieses exklusiven Gartenbereichs unterstrich ein zierlicher eiserner Pleasureground-Zaun, der jedoch nicht mehr vorhanden ist.

Finanzierung wurde das Projekts, das der Optimierung der wissenschaftlichen und restauratorischen Arbeit der SPSG dient, durch das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), das die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) für die Jahre 2008 bis 2017 zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt haben.

Eine besondere Art der elektrischen Beleuchtung erhielt das gemeinsame Schlafzimmer des Kaiserpaares (R. 272). Als Abschluss der Wand zur Decke wurden versteckt hinter der Voute in dichter Folge 155 „elektrische Glühlicht-Röhrenkerzen“ installiert. Mithilfe dieser etwa 30 Zentimeter langen Röhren konnte der Raum indirekt beleuchtet werden … Mit der Stromversorgung von Dienerzimmern im Dachgeschoss konnten die Arbeiten schließlich im zweiten Kriegsjahr 1915 abgeschlossen werden.“

Kendah oder Heinrich Carl Albrecht Kerallah

Kendah oder Heinrich Carl Albrecht Kerallah wurde in der Gegend von Darfur im Westen des heutigen Sudans geboren. Sein Geburtsname war Kandah. Kandah wurde vermutlich auf dem Sklavenmarkt in Kairo im September 1820 von der Frau von Heinrich Menu von Minutoli gekauft. Minutoli war Generalleutnant der preußischen Armee und Leiter einer vom preußischen Staat beauftragten Expedition nach Ägypten. Kandah wurde von der Reisegesellschaft über Triest, Venedig und Rom mit nach Preußen gebracht und erlernte offenbar sehr schnell mehrere Sprachen. Er berichtete später „auf welche Art man ihn, mit verschiedenen Brüdern und Schwestern, in dem Augenblick entführt habe, wo alle in einem Garten spielten“. Im August 1822 kam er in Berlin an.
 

Auch im Schloss Königs Wusterhausen befindet sich ein Gemälde mit einem Tabakskollegium. Tabak war nicht nur ein wichtiges Exportgut und anerkanntes Zahlungsmittel, sondern aufgrund des aufwendigen Anbaus in Südamerika und Kuba ohne den Arbeitseinsatz versklavter Menschen nicht profitabel.

Mit der aktuellen Ausstellung im Schloss Charlottenburg wird insbesondere der Versuch unternommen, Biografien Schwarzer Menschen am preußischen Hof nachzuzeichnen. Die Frage nach deren biografischen Details stellt sich immer wieder beim Betrachten von Gemälden, die zum Bestand der SPSG gehören. Im Schloss Rheinsberg hängt ein Gemälde der idyllischen Landschaft rund um den Grienericksee, das unter anderem einen bisher nicht identifizierbaren Schwarzen Diener darstellt. Vermutlich befindet er sich in Gesellschaft des Kornprinzen Friedrich und dessen Mutter.

Parallel zu den Zimmerleuten und Maurern, die die Balkenkonstruktion sanierten, arbeiteten zeitgleich mehrere Restauratorenteams an der Restaurierung des Marmorfußbodens und der Grottensaaldecke.

Das Schwarze Meer, Wasserfälle, Bachlauf und Geysir

Das von Pückler erdachte Zusammenspiel von Seen, Fontänen, Bachläufen und Wasserfällen bereichert das Parkbild in einmaliger Weise. Vor der Einweihung der Fontänen 1845 hielt sich der Fürst über einen längeren Zeitraum in Babelsberg auf, um die Arbeiten persönlich anzuleiten.

Im 20. Jahrhundert waren die Wasserspiele verschwunden – nun wurden (und werden) sie Stück für Stück reaktiviert. Dort, wo sich jahrzehntelang eine überwachsene Senke befand, ist nun 200 Meter oberhalb des Schlosses das Schwarze Meer neu zu erleben.

Das Badezimmer wurde behutsam gereinigt, fehlende Sanitärobjekte und Armaturen wurden im Antikhandel erworben bzw. anhand historischer Vorbilder nachgefertigt. Die Livree im Adjutantenzimmer ist ein Beispiel für die Dienstkleidung von Lakaien am kaiserlichen Hof. Sie veranschaulicht im Zusammenspiel mit einem Foto von der Prinzenhochzeit am 2. Mai 1938 die kronprinzliche Hofetikette. Auf einer Tafel und auf Aufstellern sind Fotografien aus den 1930er Jahren sowie Zeichnungen und Entwürfe aus dem Nachlass von Paul Ludwig Troost zu sehen.

Sie hielt sich wieder im Schloss Charlottenburg auf, besuchte das ländlich-heitere Paretz und brach dann zu einer Visite bei ihrem Vater, der seit 1794 das Herzogtum Mecklenburg-Strelitz regierte, auf. Es war das erste Mal, dass Luise das Land, dem ihre Familie entstammte, besuchte.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Neustrelitz reiste die Königin nach Hohenzieritz, dem Sommersitz ihres Vaters. Im dortigen Schloss ist Luise an den Folgen einer Lungenentzündung am 19. Juli 1810 gestorben.

In beiden oben angeführten Gedichten, mehr noch einem langen Epos von Max von Schenkendorf auf den Tod der Königin, ist bereits der Keim für die rasch einsetzende Verklärung der verstorbenen Königin gelegt. Luise wurde zu einem preußischen Mythos …

Preußens literarischer Chronist Theodor Fontane merkte 1892 dazu kritisch an: »Mehr als von der Verleumdung ihrer Feinde hat sie von der Phrasenhaftigkeit ihrer Verherrlicher zu leiden gehabt.«

Ermäßigter Eintritt

Ein Besuch der hier aufgeführten Orte lohnt sich nicht nur wegen der aufschlussreichen Geschichten, die dort zu erleben sind. Während der gesamten Ausstellungslaufzeit von „Schlösser. Preußen. Kolonial.“ erhalten Besucher:innen der Ausstellung bei Vorlage ihres Tickets ermäßigten Eintritt im Neuen Palais und den Neuen Kammern in Potsdam sowie in den Märkischen Schlössern, zu denen Schloss Rheinsberg, Schloss Königs Wusterhausen, das Schlossmuseum Oranienburg und Schloss Caputh zählen. Und auch auf umgekehrten Wege gilt für Besucher:innen der ermäßigte Eintritt, wenn das Ticket einer der genannten Schlösser beim Ausstellungsbesuch im Schloss Charlottenburg vorgezeigt wird. Der ermäßigte Eintritt gilt nur bei Vorlage des Ausstellungsticket an der Kasse, der Ticketshop ist von dieser Regelung ausgeschlossen.

Natur-, kunst- und restaurierungswissenschaftliche Forschungen können nun folgen. Die stark gealterten fragilen Stoffe werden vor Ort erhalten und mit einer unauffälligen Tüllüberspannung gesichert, denn nur das Original kann in Zukunft die Vergangenheit verankern. Im Erdgeschoss beeindrucken die noch gut erhaltenen bedruckten Papiertapeten, die 1794 von der in Berlin ansässigen Manufaktur des Engländers John Christian gefertigt wurden. Die nach 230 Jahren immer noch leuchtenden Muster zeigten jedoch Schäden in Form von pudernden Malschichten, Silberfischfraß und wellig gewordener Leinwandbespannung unter den aufgeklebten Papierbögen. Eine geradezu sportliche Aufgabe war es, einige Tapeten, die für die Bearbeitung abgenommen werden mussten, in feuchtem Zustand wieder in die kleinsten Räume zu bugsieren, ohne diese dabei zu schädigen. Verdunkelte Retuschen der 1950er-Jahre konnten erfolgreich mit Laserlicht reduziert werden. Nun sind diese Maßnahmen fast abgeschlossen. Die opulenten Kronleuchter mit den vielen neu zu verdrahtenden Bergkristallen werden im Sommer wieder im Saal aufgehängt. Außerdem beginnen im Keller die Abdichtungsarbeiten gegen aufsteigende Feuchtigkeit – eine Grundvoraussetzung, um die tragende Holzkonstruktion und damit auch die wertvollen Tafelparkette im Inneren nachhaltig zu schützen. Anschließend kann mit der Neubepflanzung des Schlossumfelds und dem Wegebau der Grünanlagen begonnen werden. Dann ist alles für die Rückkehr der mobilen Ausstattung vorbereitet. Derzeit wird das Gerüst abgebaut. Ab diesem Frühjahr ist das Pfaueninselschlösschen wieder leuchtend bis zum Neuen Garten hin zu sehen. Und im Jahr 2025 wird es mit seinem erhaltenen historischen Charme wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
 

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Vermutlich gab Minutoli im Jahr 1825 Kandah als „Geschenk“ dem Prinzen Carl von Preußen. Minutoli erwähnte ihn in einem Brief an Prinz Carl. Ein Bild zeigt ihn vor dem Prinzenpalais mit einem Hund, der ein monogrammiertes Halsband mit den Initialen „P. C.v.P.“ (Prinz Carl von Preußen) trägt. Am 18. April 1828 wurde er im Berliner Dom auf den Namen Heinrich Carl Albrecht Kerallah getauft. Seine Taufpaten waren u. a. das Kronprinzenpaar (Kronprinz Friedrich Wilhelm und Kronprinzessin Elisabeth), Prinz Wilhelm und Prinzessin Augusta, das Ehepaar Minutoli sowie Prinz Albrecht.
 

Ausblick

Zur Zeit denkt das Ausstellungsteam über Lösungen nach, wie all diese bisher nicht erzählten Geschichten und Zusammenhänge auch nach Ende der Ausstellung weiter präsent bleiben können. Welche Vorschläge und Ideen haben Sie? Wie kann man die Informationen zu kolonialen Spuren verstetigen?

 

Schlösser. Preußen. Kolonial.
Biografien und Sammlungen im Fokus
Sonderausstellung
4. Juli – 31. Oktober 2023
Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel, Spandauer Damm 10-22, 14059 Berlin

www.spsg.de/kolonial

 

 

 

Dr. Ute Joksch ist Projektrestauratorin der Abteilung Restaurierung.
Christopher Lawrence Matz ist Projektleiter der Abteilung Architektur und hat diese Aufgabe 2023 von Max Daiber übernommen.

Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 01.2024

 

Die Pfaueninsel ist bis Ende Februar zwischen zwischen 10 und 16 Uhr mit der Fähre zu erreichen, ab März zwischen 10 und 18 Uhr. Letzte Überfahrt jeweils 45 Minuten vor Schließung.

 

 

 

 

Im Zuge der Baumaßnahme musste eine neue Dichtungsschicht aus Tonmaterialien eingebaut und die Ufermodellierung wiederhergestellt werden.

Übrigens: Wir werden ab dem 16. Juni 2018 anlässlich des 100. Jahrestages des Endes der Monarchie im November 1918 eine Ausstellung im Neuen Palais ausrichten: Mit der Schau „Kaiserdämmerung“ sollen die Ereignisse im Neuen Palais erzählt werden – von 1918 bis 1927, als der Kaiser die Koffer packte, Staat und Kaiser über Kunstwerke und Liegenschaften stritten, Herrschaftshäuser zu Museen wurden – und Friedrich der Große wieder in das Neue Palais zurückkehrte. Es werden Begegnungen mit bisher eher unbekannten Seiten eines mächtigen Schlosses sein.

Bei der Restaurierung des Marmorbodens wurden Stück für Stück in enger Absprache zwischen den Restauratoren der SPSG und den ausführenden Restauratoren Methoden und Techniken festgelegt, jeweils entsprechend der vorgefundenen Substanz – original, Ergänzungen, Reparaturmaterial u.a. Historischen Technologien wie der Steinschneide- und Schmelzklebetechnik wurde dabei der Vorzug gegeben, dann folgte ein materialschonendes Polieren und der Auftrag des Schutzwachses.

Möglich wurden die Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen im Schloss Cecilienhof durch das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten. Mit diesem Programm (Masterplan) retten der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg bedeutende Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis einschließlich 2017 insgesamt 155,03 Millionen Euro in die Wiederherstellung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 77,5 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 53 Millionen Euro (2/3 von 50 Prozent) und das Land Berlin 24,53 Millionen Euro (1/3 von 50 Prozent).

Die Besichtigung ist vom 11. November 2017 an im Rahmen von stündlich stattfindenden Führungen in der Zeit von 10.00-17.00 Uhr täglich außer montags möglich (Tickets: 6 Euro, ermäßigt 5 Euro).

Fotos: Elvira Kühn

Alexander Anastasius Achmet Feryallah (Frighalla / Feryalla)

Alexander Anastasius Achmet Feryallah (Frighalla / Feryalla) wurde in Sennaar, im heutiger Sudan geboren und 1835 in Nubien von einem Herrn Schropp „aus der Sklaverei gekauft“. Am 4. Juni 1839 wurde er in der Evangelischen Kirche im Waisenhaus Rummelsburg getauft. Seine Taufpaten waren unter anderem Kronprinzessin Elisabeth und Prinzessin Marianne von Preußen.
 

Finanziert werden konnte die Rettung dieses ‚Herzstücks’ des Neuen Palais aus Mitteln des Sonderinvestitionsprogramms, aber es beteiligten sich auch viele Privatpersonen und Unternehmen im Rahmen der Spendenaktion „Ein Quart Geschichte“ an der Finanzierung der zweieinhalbjährigen Restaurierungsarbeiten. Wir möchten uns auch an dieser Stelle nochmals für das Engagement herzlich bedanken!

Besucher-Informationen zum Neuen Palais »

Fotos:
SPSG / Julius Burchard, Michael Lüder, Wolfgang Pfauder
Büro Petersen, Knud Petersen

Durch die geschickte Reliefgestaltung ergeben sich reizvoll bewegte Uferlinien, die zusammen mit den vier bewusst positionierten Inseln dazu führen, dass das eigentlich kleine Gewässer von keinem der umlaufenden Wege vollständig überblickt werden kann und dadurch für den Betrachter die Illusion eines größeren Gewässers – eines Meeres – entsteht.

Die Wasserfälle entlang der Havel mit ihren malerischen Felsen sind vom Uferweg (Drive) aus zu sehen. Insgesamt drei Wasserfälle wurden im Verlauf des Projekts aufwendig aus den angewachsenen Bodenschichten freigelegt. Zerstörte Steinsetzungen wurden ergänzt; viele Bereiche konnten aber nach der Freilegung erhalten und durch Erneuerung der Fugen sowie Replatzierung loser Steine restauriert werden.

Der in der Nähe des Maschinenhauses gelegene Wilhelmswasserfall wird über ein Teichbecken betrieben, das sich sowohl aus dem Wasser des Städtebrunnens auf der Porzellanterrasse speist, als auch aus einem kleinen angeschlossenen Bachlauf, der sich von der Quellfontäne aus den Hang hinunter schlängelt. Am Beginn dieses Bachlaufs befindet sich ein kleiner Quelltopf, der in einer Blickbeziehung zu dem bis zu 40 Meter hohen Geysir in der Havel steht. Mit seiner Fontäne greift er das Motiv des Geysirs im kleineren Maßstab auf.

Aus seinem sonstigen kurzen Leben ist sehr wenig bekannt. Er lebte vermutlich eine Zeitlang am preußischen Hof und ist auf mehreren Bildern des Malers Franz Krüger abgebildet. Ein Bild von ihm befand sich im Nachlass von Prinz Carl, was über lange Zeit zu der Annahme führte, dass er ein Diener von Prinz Carl war. Achmet starb am 13. Juni 1843 an der Schwindsucht (Tuberkulose) im Arbeitshaus Berlin-Rummelsburg, einem Gefängnis für Männer und wurde dort am 16. Juni 1843 auf dem Armenkirchhof begraben. Warum Achmet vom Hof in das Arbeitshaus gelangte, ist nicht belegt. Möglicherweise hatte er Widerstand geleistet und war zur Bestrafung nach Rummelsburg geschickt worden.
 

 

Mehr Informationen zur Sonderausstellung
Schlösser. Preußen. Kolonial.
Biografien und Sammlungen im Fokus
Schloss Charlottenburg
4. Juli bis 31. Oktober 2023
spsg.de/schloesserpreussenkolonial/

 

Die Terrassen am Schloss

Fünf Terrassen umgeben das Schloss Babelsberg: Auf unterschiedlichen Ebenen angelegt und von den Innenräumen aus erreichbar, verbinden sie das Schloss mit dem von Fürst Pückler gestalteten Pleasureground. Jede Terrasse ist spezifisch ausgestattet.

Die Wiederherstellung dieser Terrassen erwies sich als außergewöhnliche Herausforderung. Dekontaminationsmaßnahmen auf der Abdichtungsebene waren ebenso erforderlich wie die Restaurierung stark geschädigter Metall- und Kunststeinvasen, Fialspitzen, Wasserspeier, Tierskulpturen und der ca. 100 Meter langen gusseisernen Brüstungsgeländer in Maßwerkform.

Nach Fertigstellung des ersten Bauteils 1835 hatte das Schloss ursprünglich keine Terrasse; stattdessen war es nur von einem schmalen Weg und einer steilen Rasenböschung umgeben. Der Vorschlag, mit der Erweiterung des Schlosses auch Terrassen zu errichten, geht auf Pückler zurück, der sich 1842 um die Weitergestaltung des Babelsberger Parks bewarb und dem es gelang, den Architekten Ludwig Persius (1803–1845) von der Terrassen-Idee zu begeistern.

Die Terrassen, die sukzessive zwischen 1843 und 1848 entstanden, sollten nach Pücklers Bekunden wie „Schlossräume in vergrößertem Maßstab unter freiem Himmel“ wirken. Sie waren daher reich mit Blumen, Skulpturen, Mosaiken und exotischen Pflanzen geschmückt.

Im Zentrum der Porzellanterrasse steht der jetzt wieder funktionierende Städtebrunnen, der um 1863 in Gestalt einer gotischen Fiale und als Geschenk der Dombauhütte Köln zum Dank für die Bemühungen Friedrich Wilhelms IV. (1796–1861) und Wilhelms I. um die Vollendung des Kölner Domes errichtet wurde. Die Brunnenspitze ziert eine Kopie der von Christian Mohr (1823–1888) geschaffenen Brunnenfigur des 1271 verstorbenen Dombaumeisters Gerhardt van Ryle, die dank großzügiger Spenden angefertigt werden konnte.

Die Goldene Terrasse verdankt ihren Namen einem vergoldeten, bepflanzten Rankgerüst unmittelbar vor dem Erkerfenster des einstigen Arbeitszimmers von Prinzessin Augusta (1811–1890). Das Gerüst konnte nach erhaltenen Teilen rekonstruiert werden und wird schon bald wieder Blütenfreude versprühen. Restauriert wurden zudem die stark geschädigten ornamentierten Bodenmosaike der Porzellanterrasse und der Goldenen Terrasse sowie die Beeteinfassungen aus vergoldeten Stahlseilen, die an Schiffstaue erinnern.

Verloren gegangen war der blau gebänderte Belag der Blauen Terrasse. Die jetzt fertig gestellte Gliederung der Bodenoberfläche nimmt Materialität und Dimension der Babelsberger Terrassen in einem neuen Entwurf auf. Der östliche Teil der Blauen Terrasse wurde Anfang des 20. Jahrhunderts abgetragen. Die Bruchkante markiert ein einfaches Eisengeländer.

Gartenmöbel aus Gusseisen zieren die Terrassen. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ist eine Sitzgruppe mit Motiven aus Eichenlaub und -ästen wieder auf der Blauen Terrasse aufgestellt worden.

Südlich des Schlosses schließt sich die gestufte Voltaireterrasse an. Nachgüsse neogotischer Vasen schmücken die Balustraden der Terrassenabsätze. Der Tonfliesenbelag wurde saniert und ergänzt, die Pflanzflächen unter den Linden mit Efeu bepflanzt.

Von der Voltaireterrasse führt in der Achse des Tanzsaales eine Treppe zum Michaelsdenkmal.
Das von Johann Heinrich Strack geschaffene Erinnerungsmal an den Badischen Feldzug (1849) war ein Geschenk des königlichen Bruders Friedrich Wilhelm IV. an den Prinzen Wilhelm. Dieser Terrassenteil konnte bislang noch nicht saniert werden.

Fotos: © SPSG / Gesine Beutin, Max Daiber, Marco Geisler, Leo Seidel


EXTRA-TIPP: „Wasser marsch!“ – Führungen durch den Park

Drei Sonderführungen mit Experten der Stiftung bieten in den kommenden Wochen Gelegenheit, mehr über die Wiederherstellung von Schloss und Park Babelsberg zu erfahren:


VORSCHAU: Pückler in Babelsberg – Sonderausstellung 2017

Dem berühmten „Parkomanen“ gewidmet ist die Sonderausstellung „Pückler. Babelsberg“, die vom 29. April bis zum 15. Oktober 2017 im Schloss und Park Babelsberg zu sehen sein wird. Die Schau wird in den noch nicht restaurierten Schlossinnenräumen – dann temporär erstmals wieder zugänglich – und im Park das Wirken des „grünen Fürsten“ in Babelsberg und am preußischen Hof thematisieren. Besuchern der Ausstellung bietet sich die einmalige Gelegenheit, Hermann Fürst von Pückler-Muskau inmitten einer seiner wichtigsten Schöpfungen zu begegnen.


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Das Neue Palais, 1763 bis 1769 von Friedrich dem Großen in Sanssouci errichtet, ist wie kaum ein anderes Schloss in Europa im Original erhalten. Selbst in der Kaiserzeit, als die Bewohner auf die Errungenschaften der frühen Moderne nicht mehr verzichten wollte, nahm man Rücksicht auf das große Vermächtnis des Königs: Die Bäder verschwanden dezent in Puderkammern oder Schränken.

Provenienzforschung zu ausgewählten Objekten für Schloss Charlottenburg

von Sylva van der Heyden und Benjamin Sander

Derzeit werden in der Abteilung Schlösser und Sammlungen der SPSG in zwei Forschungsprojekten die Hintergründe der Kunsterwerbungen nach 1945 für das Schloss Charlottenburg erforscht. Das erste Projekt widmet sich den Möbelankäufen durch die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin (SSG) von 1950 bis 1990 und wird vom Berliner Senat finanziell getragen. Im zweiten Projekt, gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, werden die Provenienzen (die Herkunft) der Ankäufe des Freundeskreises der SPSG von 1983 bis 2013 untersucht. Die Recherchen sollen klären, ob es sich bei den erworbenen Objekten um einen verfolgungsbedingten Entzug durch das NS-Regime handeln könnte.

Zwischen den beiden Forschungsbereichen bestehen sehr viele Schnittmengen, denn im Zentrum aller Erwerbungen, die sowohl von der SSG wie auch vom Verein der Freunde getätigt wurde, stand die Wiedereinrichtung des Schlosses Charlottenburg. Die Sommerresidenz der Königinnen und Könige von Preußen war im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer zerstört und durch Feuer massiv beschädigt worden. Das Schloss – bestehend aus dem Alten Schloss (erbaut 1695–1699), dem östlich angrenzenden Neuen Flügel (vollendet 1743) und der westlich angrenzenden Orangerie (vollendet 1712) – wurde von 1949 an abschnittsweise wiederaufgebaut.
 

Das Neue Palais war nach dem Siebenjährigen Krieg die weithin sichtbare Fanfaronade Friedrichs des Großen, aber eben auch der Schlussakkord des friderizianischen Rokoko: Die so kostbaren wie raffinierten Raumschöpfungen beeindruckten noch 17 Jahre lang die Hofgesellschaft und die Gäste, dann wurde das Schloss nur noch für größere Festlichkeiten genutzt.

In guter Entfernung zu seinem Rückzugsort Schloss Sanssouci ließ Friedrich der Große 1763 bis 1769 am westlichen Rand des Parks Sanssouci das Neue Palais errichten. Der Bau des mächtigen Schlosses war von Beginn an eine Herausforderung: Mit nur sieben Jahren Bauzeit musste es sehr schnell gehen, keine Details wie Regenrinnen sollten die schöne Fassade stören und der nasse Baugrund erforderte eine ausgeklügelte Fundamentierung. Als die Familie des späteren Kaisers Friedrichs III. 1859 das Schloss bezog, war es, trotz erster Restaurierungsmaßnahmen, sicherlich feucht und manchmal auch sehr kühl, so dass erste Öfen eingebaut wurden. Doch erst die Zentralheizung Kaiser Wilhelms II. machte ab 1890 auch ein gemütliches Weihnachtsfest im Neuen Palais möglich.

Das Neue Palais ist uns wie kaum ein anderes europäisches Schloss dieser Größenordnung in weiten Teilen im Original erhalten. Wenn das Schloss Friedrichs des Großen im Jahre 2019 seinen 250. Geburtstag feiert, können wir hier immer noch seinem Bauherrn begegnen – trotz der wechselvollen Nutzungsgeschichte und Jahren der Vergessenheit, trotz und gerade wegen der behutsamen und doch ersten Sanierung diesen Umfangs, die derzeit das Schloss vor dem sicheren Verfall rettet.

Bisher weniger Aufmerksamkeit in der Geschichte des Neuen Palais fanden andere Bewohner der Neuen Palais, etwa die Zeit, als Kaiser Friedrich III. und später Kaiser Wilhelm II. mit ihren Familien das Schloss bewohnten. Wilhelm, der hier mit seinen Eltern und Geschwistern aufgewachsen ist, bewohnte die Residenz seines berühmten Vorfahren Friedrich II. erstmals auch in den Wintermonaten: von Mai bis Mitte Januar, also auch in der Weihnachtszeit. Das in diesen Jahren modernisierte Schloss diente dem Kaiser bis 1918 als bevorzugte und repräsentative Familienresidenz.

Die Wiedereinrichtung des Schlosses Charlottenburg

Für die Einrichtung der Schlossräume konnte zum Teil das vor der Bombardierung ausgelagerte Inventar verwendet werden. Alle verbliebenen Lücken im Mobiliar und der Kunstgegenstände wurden über Jahrzehnte durch Ankäufe, Schenkungen und Dauerleihnahmen ergänzt. Für die Auswahl kamen nur Objekte in Frage, die bestimmte Kriterien erfüllten, die Margarete Kühn (1902–1995), Direktorin der Verwaltung der SSG und zugleich federführende Akteurin im Wiederaufbau des Schlosses Charlottenburg, und ihre Mitarbeiter festgelegt hatten. Im Idealfall gehörte das Objekt bereits früher zur Ausstattung der Schlösser und konnte durch Ankauf wiedergewonnen werden. Dabei handelte es sich oftmals um Teile der Einrichtung, die nach dem Ende der Monarchie an die Familie der Hohenzollern abgegeben wurden und durch sie danach auf dem Kunstmarkt verkauft wurden. Eine weitere Kategorie, die ein Objekt interessant erscheinen ließ, war eine Beziehung zu Preußen. Das konnte bedeuten, dass das Objekt etwa in Preußen hergestellt wurde oder von einem preußischen Künstler oder einer Künstlerin stammte. Wenn es dazu noch von herausragender Qualität war, konnte auch dies ein Ankaufsgrund sein. Die letzte große Kategorie sind qualitätvolle Äquivalente, die angeschafft wurden, da sie fehlenden und nicht ersetzbaren Objekten in Stil und Motiv entsprechen.
 

Erst 1859 kehrte wieder Leben ein in das Schloss: Der spätere Kaiser Friedrich III. und seine Frau Victoria wohnten regelmäßig im Schloss. Victoria, die britische Prinzessin aus dem Hause Sachsen-Coburg und Gotha, muss entsetzt gewesen sein, als sie hier die gewohnten Annehmlichkeiten suchte: Das Neue Palais, nun aus Achtung vor dem großen Vorfahren Schloss Friedrichskron genannt, hatte seinen friderizianischen Charme im Original erhalten, zu finden waren weder Bäder und Toiletten noch eine akzeptable Heizung.
Bald darauf erlebte das Neue Palais seine ersten Veränderungen, dies allerdings unter größter Wahrung des Originals: Bäder und Toiletten sowie die Leitungen verschwanden in Puderkammern, Wandzwischenräumen und sogar in einem barocken Holzschrank, um die friderizianischen Räume nicht in ihrer Wirkung zu beeinträchtigen.
Kaiser Wilhelm II. und seine Gemahlin Auguste Victoria, die das Neue Palais ab 1889 mehrere Monate im Jahr bewohnten, ließen das Haus weiter modernisieren – bis sie nach dem Ende der Monarchie 1918 ihre Koffer packten und in die Niederlande abreisten.

SPSG-Mitarbeiter Jörg Kirschstein erzählt in seinem Buch „Das Neue Palais in Potsdam. Familienidyll und kaiserlicher Glanz“ die spannende Geschichte vom größten und letzten Schlossbau Friedrichs des Großen – von seiner Einweihung über die Kaiserzeit, die NS- und DDR-Zeit bis in die Gegenwart. Ausführlich widmet er sich dabei auch diesen bisher weniger erforschten Jahrzehnte, in denen das Neue Palais bevorzugter Aufenthaltsort der Kaiser Friedrich III. und Wilhelm II. mit ihren Familien war.

Hier ein Auszug aus dem Buch zur Modernisierung des Neuen Palais zur Kaiserzeit, diesmal zum Thema Heizung:

SPSG-Mitarbeiter Jörg Kirschstein erzählt in seinem Buch „Das Neue Palais in Potsdam. Familienidyll und kaiserlicher Glanz“ die spannende Geschichte vom größten und letzten Schlossbau Friedrichs des Großen – von seiner Einweihung über die Kaiserzeit, die NS- und die DDR-Zeit bis in die Gegenwart.

Hier ein Auszug aus dem Buch zur Modernisierung des Neuen Palais zur Kaiserzeit:



Durch die historischen Inventarbücher, die zu einem großen Teil das Kriegsgeschehen überdauert haben, konnte in Einzelfällen genau geprüft werden, ob Ersatzobjekte in Material, Stil und Motiv in Frage kamen. Der Kunstmarkt in Deutschland war nach dem Zweiten Weltkrieg noch unübersichtlich und der Handel mit Antiquitäten erfolgte über einzelne Geschäftsleute, die sich gezielt mit Einzelstücken an die Direktorin Kühn wandten. Die Ankäufe der West-Berliner Schlösserverwaltung ab den 1950er Jahren fanden zunehmend auf dem nationalen und internationalen Kunstmarkt statt, indem auf Auktionen, Messen oder direkt im Kunsthandel gekauft wurde. In der Orangerie des Schlosses Charlottenburg kam zwischen 1982 und 1995 jährlich der Verband der Berliner Kunst- und Antiquitätenhändler e. V. zusammen und veranstaltete eine national und international beschickte Kunstmesse.

1983 wurde der Verein der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V. gegründet. Durch dessen gemeinnütziges Engagement konnten in Absprache mit der Verwaltung der SSG bedeutende Kunstobjekte für die Schlösser Charlottenburg, Grunewald, Pfaueninsel und Glienicke erworben werden. Seit dem Mauerfall weitete der Freundeskreis sein Engagement auf alle ehemaligen preußischen Schlösser in Berlin und Brandenburg aus. Heute befinden sich in allen Schlössern der SPSG Dauerleihgaben des Freundeskreises.

Die drei folgenden Beispiele illustrieren, wie eine Erwerbung verläuft. Wir berichten aus laufenden Forschungen, so dass eine abschließende Bewertung der Rechtmäßigkeit zum jetzigen Zeitpunkt nicht in jedem Fall erbracht werden kann.




„Die Beheizung der Schlossräume

Verborgener Heizkörper im Marmorsaal. Foto: Hagen Immel

Wilhelm II. bewohnte das Neue Palais jährlich bis in den Januar hinein. Die Heizung, die sein Vater ab Ende der 1870er Jahre in mehreren Etappen eingebaut hatte, ist ab 1890 gegen eine modernere, leistungsfähigere Zentralheizung ausgetauscht worden. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass in den Wohn- und Arbeitszimmern des Kaiserpaares, die an der Gartenseite lagen, auf den Einbau der Heizung verzichtet wurde. Es ist anzunehmen, dass die ab 1865 im Neuen Palais eingebauten englischen hohen Kamineinsätze aus Gusseisen die Wärme so gut speicherten, das die Raumluft entsprechend erwärmt werden konnte.
Hingegen gab es im Toilettenzimmer der Kaiserin und im gemeinsamen Schlafzimmer eine zusätzliche Wärmequelle. Flankierend zu beiden Seiten der Kamine waren kleine „Tonöfen“ von einem Meter Höhe aufgestellt worden, die in den privaten Wohnräumen für angenehme Temperaturen sorgten.

Die Heizkörper wurden in fast allen Räumen in den Fußböden der Fensternischen platziert. Durch vernickelte Ausströmgitter, die von der Kunstgießerei Lauchhammer gefertigt waren, wurde die Wärme in die Räume abgegeben. Wo der Einbau im Fußboden nicht möglich war, hatte man in den Täfelungen der Wände Gitterwerk eingesetzt, hinter dem sich die Heizkörper verbargen.

„Einbau von Bädern und Toiletten

Als der kaiserliche Hof unter Wilhelm II. das Neue Palais im Frühjahr 1889 zum ersten Mal bezog, waren in den Schlafzimmern des Kaiserpaares bereits sanitäre Anlagen wie Toiletten mit Wasserspülung und Badekabinette vorhanden. Die Eltern des Kaisers hatten die sanitären Anlagen in den 1860-er Jahren einbauen lassen. Die Ausstattung war verhältnismäßig schlicht.

Das Badekabinett Wilhelms II. lag zunächst in einem kleinen Verschlag, der sich im Durchgang zwischen dem Schlaf- und seinem Toilettenzimmer befand. Der kleine Raum entsprach nicht mehr den gestiegenen hygienischen Ansprüchen des Herrschers. Stattdessen entstand im Jahr 1903 in seinem Toilettenzimmer in einer ehemaligen Puderkammer ein neues Badezimmer.


Zwei Kommoden – Preußische Handwerkskunst in Wien

1961 wurden zwei Kommoden des preußischen Hoftischlers Johann Gottlob Fiedler (1735–1818) im Schloss Loosdorf im Norden von Wien entdeckt. Der Fund ging auf das Konto von Franz Windisch-Graetz, damaliger Möbelkurator am Museum für angewandte Kunst in Wien. Rund 20 Jahre später wendete sich die Familie Piatti, im Besitz des Schlosses seit 1833, über einen Mittelsmann aus Wien an die Verwaltung der SSG und bot die beiden Kommoden zum Kauf an. Die Verwaltung ging auf das Angebot ein, denn die beiden Objekte stellen Zeugnisse der herausragenden Qualität der Preußischen Handwerkskunst dar. So wurden bei der Lotto Stiftung Berlin Gelder zur Finanzierung des Ankaufs beantragt und die Hürde bestand nur noch in der Ausfuhrgenehmigung des österreichischen Bundesdenkmalamts. Doch das Denkmalamt verweigerte zur Überraschung aller Beteiligten die Genehmigung. Drei Jahre später kam zumindest eine Kommode in Schloss Charlottenburg an, nachdem die Lotto Stiftung fortwährend darum gebeten wurde, den hohen dreistelligen Ankaufbetrag vorzuhalten, der Besitzer zusehends entgangene Zinsen geltend machte und sogar ein Bundespräsident bei einem Besuch in Wien das Thema aufs Tapet brachte. Die Ausfuhr einer der zwei Kommoden war der Kompromiss des österreichischen Bundesdenkmalamtes nach drei Jahren Verhandlung. Dabei stützte sich das Amt auf die unbelegte Provenienz, der nach die Kommoden zusammen mit dem Schloss 1833 von den Fürsten zu Liechtenstein erworben wurden, die aus Berlin mit den Möbeln für ihre Verdienste im Krieg gegen Napoleon belohnt worden sein sollen. So gehören die Kommoden historisch zu dem Schlossbau und damit zum schützenswerten Kulturerbe Österreichs. Doch weiter bestand immer noch die Möglichkeit, dass die Familie Piatti die Kommoden erworben hatte, nachdem sie das Schloss gekauft hatten. Darauf ging das Denkmalamt aber nicht ein. So stehen sich zwei unbelegte Thesen gegenüber, die jeweils noch darauf warten, bestätigt oder verworfen zu werden.
 

Die Wände waren mit niederländischen Fliesen versehen worden. Jede der handgemalten weiß-blauen Fliesen zeigt ein anderes historisches Motiv. Neben einer Zinkgusswanne, die in einer weiß gefassten Holzverschalung eingebaut war, gehörte ein Bidet zur Ausstattung des Bades. Über der Wanne befand sich ein fest eingebauter Duschkopf, so dass der Kaiser zwischen Wannenbad oder Duschbad wählen konnte. Drei Knöpfe mit einem Kristallknauf trugen die Bezeichnung „Kalt, Warm, Brause“. Die Toilette war separiert, sie befand sich in einer Wandnische.

Die Befeuerung erfolgte vom Keller aus. Hier waren 14 Heizkessel aufgestellt worden, so dass es möglich war, einzelne Schlossbereiche entsprechend ihres Bedarfs zu beheizen. So konnten je nach Anwesenheit der kaiserlichen Familie oder ihrer Gäste die Wohnungen und Festsäle einzeln mit Wärme versorgt werden. Dies traf auch für den Hofdamen- und Adjutantenflügel und die Räume des Oberhofmarschallamtes zu.

Sechs Bibliotheksschränke im Tausch für ein Gemälde

1965 kamen sechs Schränke aus der Bibliothek Friedrichs II. in Schloss Charlottenburg zurück aus den Händen der Familie Hohenzollern. In den hohen Kastenmöbeln mit vier Glastüren waren die Bücher des Königs untergebracht. Ihren Weg durch die Jahrhunderte belegen eine Reihe historischer Dokumente. Im Plünderungsbericht von 1760 hielt der Kastellan Daun fest, was die österreichischen Truppen nach dem Einmarsch in Berlin und der Besetzung des Schlosses angerichtet hatten: „In der Bibliothec sind in denen 6. Cedernen Holz Spinden 3. Gläser zerschlagen sonst ohnbeschädigt. Einige Bücher sind mitgenommen, jedoch viele gerettet.“

Anhand zweier Inventareinträge lassen sich die Schränke noch im späten 18. und 19. Jahrhundert als Einrichtung des Schlosses nachweisen. Dem zweiten Eintrag aus dem Jahr 1892 zufolge standen die sechs Bücherschränke im Erdgeschoss des Neuen Flügels in Raum 311, der Bibliothek. Der Eintrag korrespondiert mit dem angebrachten Inventaraufkleber an einem der Stücke.
 

Das Badekabinett der Kaiserin, 1898 mit „Kacheln in Delfter Manier“ geschmückt

Die Kaiserin nutze in ihrem Toilettenzimmer ein Badekabinett, das bereits ihre Schwiegermutter Victoria eingebaut hatte. Die Wände waren lediglich mit einer weiß gefassten Holzvertäfelung versehen worden. Erst 1898 erfolgte eine Aufwertung, indem man die Wände ebenfalls mit blau-weißen „Kacheln in Delfter Manier“ flieste.

Beim Ausbau der Wohnungen für die Kinder im zweiten Stockwerk sind 1889 die Bäder und Toiletten neu entstanden. Die Ausstattung richtete sich nach dem Rang der Kaiserkinder. Das Bad des Kronprinzen hatte eine luxuriösere Ausstattung erhalten als dies bei seinen jüngeren Brüdern der Fall war. Während über der Wanne des Thronfolgers ein blauer Fliesenspiegel vorhanden war, sind die Bäder der anderen Kaiserkinder nur mit Ölfarbe gestrichen und grau marmoriert worden.
Neben jeder Wanne stand ein kupferner Badeofen, nur beim Kronprinzen war darauf verzichtet worden. Hier war der Badekessel, wie in den Bädern des Kaiserpaares, im Keller aufgestellt worden. So wurde die Schmutz verursachende Befeuerung aus den Bädern heraus in das Sockelgeschoss verlegt. Ein Grundriss des Kellergeschosses nennt neun Heizkessel zur Aufbereitung des Badewassers. Außer den Bädern des Kaiserpaares und des Kronprinzen wurden alle Gästewohnungen, die Bäder der Hofdamen, der Adjutanten und des Oberhof- und Hausmarschalls vom Keller aus befeuert.

Pyramidenöfen im zweiten Stockwerk des Neuen Palais
Einer der Pyramidenöfen im zweiten Stockwerk. Foto: Hagen Immel

Die Zentralheizung umfasste nur die Zimmer des Erdgeschosses und der ersten Etage. Die Räume im zweiten Stockwerk mit den Kinderzimmern und den Gästewohnungen mussten durch Öfen einzeln beheizt werden. Hofbaurat Reinhold Persius hatte um 1880 Entwürfe für Pyramidenöfen gefertigt, die sich in ihrer Grundform an barocken und klassizistischen Vorbildern orientierten. Die Öfen hatten ein eisernes Unterteil und ein Kacheloberteil. Wilhelm II. hatte sie nach 1889 anfertigen und aufstellen lassen.

Die durchgestrichene laufende Nummer 5 sowie die durchgestrichene Anzahl an Schränken bedeutet, dass sie aus dem Inventar ausgetragen wurden. In der Spalte Abgang ist das Datum dazu eingetragen, der 3.12.1919. Wie die Schränke dann nach Haus Doorn, dem Wohnsitz des 1918 exilierten Kaisers Wilhelm II. in den Niederlanden gelangten, ist unklar, standen der kaiserlichen und königlichen Familie gemäß dem „Vertrag über die Vermögensauseinandersetzung zwischen dem Preußischen Staat und den Mitgliedern des vormals regierenden Königshauses“ doch nur Objekte aus Schloss Monbijou zu und all jene, die nach 1888, dem Zeitpunkt des letzten Regierungsantritts, gefertigt wurden. Sicher ist aber in jedem Fall, dass die Verwaltung der SSG von der Vermögensverwaltung des Hauses Brandenburg-Preußen die sechs Schränke im Tausch gegen ein Gemälde des Hofmalers Antoine Pesne (1683–1757) zurückerhielten.
 

Die Kamine hatten auch nach dem Einbau der Heizung ihre Funktion als Wärmequelle behalten. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt war die behagliche Stimmung, die sie verbreiteten. Bereits Friedrich III. hatte als Kronprinz begonnen, die Seitenwände der Kamine mit Fliesen der Firma Villeroy & Boch verkleiden zu lassen. Wilhelm II. ließ die Arbeiten ab 1889 weiterführen. Bis 1895 waren alle Kamine mit den Hoheitszeichen, dem preußischen Adler und dem Monogramm „FR“ (Fridericus Rex) in den Farben rot oder blau versehen worden. Die Rückwand wurde mit einer Eisenplatte versehen, die als Referenz an den Bauherren ebenfalls das Monogramm „FR“ trägt.

Mit dem Ausbau des Neuen Palais als kaiserliches Wohnschloss wurden bis 1896 neun Wohnungen für fürstliche Gäste geschaffen. Die bereits vorhandenen Appartements sind modernisiert worden, um die Gäste standesgemäß unterbringen zu können. Die Schlafzimmer wurden 1891 mit neuen sanitären Anlagen ausgestattet, so dass sie den Standards moderner Hotelbauten entsprachen. Wenn keine Wandnische zum Einbau von Bädern vorhanden war, nutze man historische Barockschränke, um darin Badewannen unterzubringen. Auf diese Weise bleib der barocke Raumeindruck gewahrt.“


Klein gegen groß – Die Marmorstatuette von Kaiserin Alexandra

Im Jahr 1995 erwarben die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten auf der Auktion in Baden-Baden bei Sotheby's eine Marmorstatuette der Kaiserin Alexandra von Russland, geborene Prinzessin Charlotte von Preußen (1798–1860).
 



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Die 43 cm große Skulptur, die sich heute als Dauerleihnahme im Schloss Charlottenburg befindet, war bis 1995 im Besitz der Markgrafen und Großherzöge von Baden. Dieses Bildwerk des Berliner Bildhauers Carl Wichmann (1775–1836) ist eine verkleinerte Ausführung einer lebensgroßen Version, die 1828 auf der Berliner Akademieausstellung vorgestellt wurde. Erwähnt werden im Katalog der Akademieausstellung zwei lebensgroße Ausführungen in Marmor; eine davon befand sich bereits im Besitz des preußischen Königs (datiert 1827), die andere wurde für den Kaiser von Russland gefertigt (Kopie davon heute im Winterpalast, St. Petersburg). Im April 1828 wies König Friedrich Wilhelm III. an, die „sitzende Statue Meiner Tochter, der Kaiserin von Rußland Majestät“ im Gartensaal des Schlosses Charlottenburg aufzustellen, wo sie fortan blieb.
 

Der Verbrauch an Brennmaterial war enorm. Bei einer Außentemperatur von null Grad Celsius wurden täglich für die Zentralheizung und die Kamine im Neuen Palais drei Tonnen Steinkohle, zwei Hektoliter Koks und sieben Festmeter Erlenholz verbraucht. Bei Festlichkeiten, die anlässlich von fürstlichen Besuchen stattfanden, verdoppelte sich der Verbrauch.
Für die Hofküche im Commun I sind täglich 300 Kilogramm und für die Küche der Dienerschaft nochmals eine halbe Tonne Steinkohle verbraucht worden. Für die Beheizung der Wohnräume der Hofdienerschaft mussten 700 Kilogramm Steinkohle zur Verfügung gestellt werden.“

Übrigens: Wir werden ab dem 16. Juni 2018 anlässlich des 100. Jahrestages des Endes der Monarchie im November 1918 eine Ausstellung im Neuen Palais ausrichten: Mit der Schau „Kaiserdämmerung“ sollen die Ereignisse im Neuen Palais erzählt werden – von 1918 bis 1927, als der Kaiser die Koffer packte, Staat und Kaiser über Kunstwerke und Liegenschaften stritten, Herrschaftshäuser zu Museen wurden – und Friedrich der Große wieder in das Neue Palais zurückkehrte. Es werden Begegnungen mit bisher eher unbekannten Seiten eines mächtigen Schlosses sein.



Im November 1943 stürzte die Decke des Gartensaals als Folge der Bombardierung ein und zerstörte die Skulptur.

Was sich in der Zeit vom Ende der Monarchie im November 1918 bis zur Gründung der „Preußischen Verwaltung der der Staatlichen Schlösser und Gärten“ am 1. April 1927 im Neuen Palais abspielte, wird in der Ausstellung „Kaiserdämmerung“ von Juni bis November 2018 zu sehen sein. Anlässlich des 100. Jahrestages des Endes der Monarchie wird erstmals an diesem authentischen Ort an die Zeit erinnert, als der Kaiser die Koffer packte, Staat und Kaiser über Kunstwerke und Liegenschaften stritten und Herrschaftshäuser zu Museen wurden.

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Noch sind nicht alle Abschnitte der Biografie dieses Stückes geklärt: Wie viele Versionen der Skulptur hatte der Bildhauer Wichmann geschaffen? Neben den drei bekannten Ausführungen, der beiden lebensgroßen und der Reduktion, soll sich Mitte des 19. Jahrhunderts eine weitere Reduktion im Besitz von Kaiser Nikolaus I. (1796–1855) befunden haben. Seit wann war die Statuette im Besitz der Markgrafen von Baden? Kam diese über die dynastischen Verbindungen zwischen dem Großfürstentum Baden, dem Königreich Preußen und dem Zarenreich Russland in badischen Besitz? Oder über andere Wege? Diese Fragen werden im Laufe des Projektes zu klären sein.

Recherche in der Vergangenheit, um die Zukunft zu klären

Welche wichtige Rolle die Recherchen über die Klärung eines NS-verfolgungsbedingten Entzugs hinaus für die Erwerbungsprozesse spielen können, machen die drei kurzen Objektbiografien deutlich. So wurde im Falle der zwei Kommoden ihre Auslieferung nach Deutschland von ihrer Provenienz abhängig gemacht. Beim Ankauf der sechs Bibliotheksschränke stellt sich nach der Provenienzrecherche die Frage, warum sie Schloss Charlottenburg überhaupt verlassen hatten und wie es zu dem Tauschgeschäft kam. Der Erwerb der Wichmann-Statuette auf der Auktion in Baden-Baden durch den Freundeskreis hingegen war eine einmalige Gelegenheit, eine verlorene Skulptur durch diese authentische Version der Berliner Bildhauerkunst zu ersetzen und mit ihrer Hilfe die wechselvolle Geschichte des Ortes Schloss Charlottenburg zu erzählen.

Sylva van der Heyden (Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V.)
Benjamin Sander (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg)

 

Mehr Infos zum Wiederaufbau: www.spsg.de/stilbruch

Weitere Informationen zur Provenienzforschung in der SPSG

 

 

 

Von Rahul Kulka und Verena Wasmuth
 

Seit jeher lagern die reichsten Bernsteinvorkommen der Welt im südlichen Ostseeraum, zwischen Danzig (Gdańsk, Polen) und Königsberg (Kaliningrad, Russland). Als Herrscher über diese Region sammelten und verschenkten die Hohenzollern in der Frühen Neuzeit mit Vorliebe Kunstobjekte aus dem seltenen Material – man denke nur an das legendäre Bernsteinzimmer. Auch Kronleuchter wurden aus dem fossilen Baumharz gefertigt und kamen als diplomatische Geschenke zum Einsatz. Oft schlicht „Kronen“ genannt, waren sie glanzvoller Schmuck an Europas Fürstenhöfen, Symbole für Macht und Wohlstand. Sie dienten der Repräsentation, der fürstlichen Selbstdarstellung.

Rund 2500 Objekte umfasst die Sammlung „Leuchter und Beleuchtungskörper“ der SPSG, eine der größten ihrer Art in Europa. Eines ihrer kostbarsten Exemplare ist dieser Bernsteinkronleuchter, der seit Mai im Schloss Oranienburg ausgestellt ist. Aus zwei Gründen ist er etwas ganz Besonderes: Es handelt sich dabei um das einzige großformatige Objekt aus Bernstein im Bestand der SPSG, zudem ist er weltweit der einzige überlieferte Kronleuchter ganz aus Bernstein. Die beiden anderen bekannten Beispiele im Schloss Rosenborg (Kopenhagen, Dänemark) – davon einer in Miniaturformat – haben Bernstein-geschmückte Arme aus Metall.
 

1977 erwarb die West-Berliner Schlösserverwaltung das vermutlich um 1650 in Königsberg hergestellte Bernsteinkunstwerk auf dem englischen Kunstmarkt. Es sollte kein historisch überliefertes Stück ersetzen, sondern wurde stellvertretend für jene Gegenstände und Ensembles aus Bernstein angekauft, die einst die brandenburgisch-preußischen Kunstkammern geziert hatten.  Zuvor gehörte der Kronleuchter zum Inventar des südenglischen Landsitzes Mentmore Towers, von 1852 bis 1854 durch den Architekten des Londoner Kristallpalasts, Sir Joseph Paxton, für den renommierten Kunstsammler Baron Mayer Amschel de Rothschild errichtet. Dieser präsentierte die Krone gemeinsam mit sechs anderen Bernsteinarbeiten in einem Raum im Erdgeschoss, der auch aufgrund seiner honigfarbenen Wandbespannung als „Amber Room“ bezeichnet wurde. Aufzeichnungen im Familienbesitz zufolge hatte Baron Mayer den Kronleuchter am 27. Dezember 1854 für 350 Pfund von dem Kunsthändler und „importer of curiosities“ David Falcke aus der New Bond Street angekauft, dessen Wurzeln im Westfälischen lagen. Leider ist nicht bekannt, woher dieser wiederum das Stück bezogen hatte.

Und auch die Entstehungsgeschichte des Leuchters ist nicht mehr genau nachzuvollziehen. Aufgrund stilistischer Parallelen kommt ein Hersteller aus dem Umkreis des Bernsteindrehers Jakob Heise infrage, der zwischen 1654 und 1675 in Königsberg nachweisbar war. Ebenfalls ist eine Entstehung in Danzig nicht auszuschließen. Hier wurde nämlich ein sehr ähnlicher Kronleuchter hergestellt, den Kurfürst Friedrich Wilhelm 1689 an die russischen Zaren verschenkte.
 

Der bei dem „Mentmore Sale“ erstandene Neuankauf war bei seiner Ankunft in Berlin allerdings nur in Bruchstücken erhalten. Fünf Jahre dauerte die Restaurierung. Zunächst hing er bis in die 1990er-Jahre in einer eigenen Vitrine im Obergeschoss des Alten Schlosses Charlottenburg. Nach der deutschen Wiedervereinigung und der Zusammenführung der West-Berliner Schlösserverwaltung mit den Staatlichen Schlössern Potsdam-Sanssouci 1995 kam es zu einer Neueinrichtung der verschiedenen Schlösser und der Kronleuchter wurde in das Zentraldepot der SPSG verbracht. 2001 war er noch einmal in der Ausstellung „Preußen 2001“ zum 300. Jahrestag der Erhebung Preußens zum Königreich in der Großen Orangerie von Charlottenburg zu sehen.
 

Vorbild für diesen Kronleuchter war der im 17. Jahrhundert häufigste Leuchtertypus, der flämische Messingkronleuchter. Dieser bestand aus einem zentralen Schaft mit runden Segmenten unterschiedlicher Größe, in den geschwungene Arme eingehängt wurden. Als Bekrönung verbreitet war ein heraldischer Doppeladler, das Emblem des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. All diese Elemente finden sich auch bei diesem Bernsteinkronleuchter: Auf einer Eisenstange reihen sich die hohlen Schaftelemente aus Balustern im Wechsel mit der Mittelkugel und der großen Abschlusskugel, die in einem Zapfen endet. Die Hohlkörper sind aus gebogenen, mit Nut und Feder zusammengesteckten Bernsteinplättchen gefertigt, mit Oberflächen in reichem Relief. Neben Rank- und Blattwerk finden sich Früchtestillleben und Vögel in Zweigen.

Die Arme weisen einen fein gravierten Schuppendekor auf und sind in zwei Etagen übereinander angeordnet. Sie bestehen ausschließlich aus Bernsteinsegmenten, gegliedert durch je drei gewölbte Zwischenstücke aus transparentem Bernstein über einer Reliefschnitzerei aus weißem Knochenbernstein bzw. radierter Goldfolie. Als Motive erkennbar sind Halbfiguren, Vögel und Früchtekompositionen in opulentem Astwerk. Die Tüllen und Tropfteller wurden aus Horn ergänzt. Die Arme sind mit Elfenbeinschrauben und Bernsteindübeln befestigt.
 

Bernstein ist ein sehr vielfältiges Naturmaterial und wird seit Jahrtausenden für Schmuck und Kunstgegenstände verwendet. Das versteinerte Harz wird aufgrund seiner typischen Rot- beziehungsweise Gelbfärbung sowie seiner Brennbarkeit mit Sonne und Flammen assoziiert. Ein Kronleuchter aus Bernstein steht gewissermaßen als Sinnbild für Licht und Feuer. Das überaus leichtgewichtige Material ist jedoch empfindsam gegenüber Wärme, Licht und Feuchtigkeit. Dies führte dazu, dass Kunstgegenstände aus Bernstein in der Regel nicht für den praktischen Gebrauch bestimmt waren. Stattdessen entstanden sie als symbolisch aufgeladene Schaustücke. Der Kronleuchter der SPSG wurde also nie als künstliche Lichtquelle verwendet, sondern sollte als Kunstkammerstück das gelehrte Gespräch über das Material und seine Rolle als Sinnbild verborgener Naturkräfte befeuern. Die fein gravierte Schuppung an den Armen erinnert an die Haut von Drachen und untermalt den Bezug zu den Elementen Luft und Feuer.
 

Das einzigartige Kunstkammerobjekt hat nun seit Mai im Schlossmuseum Oranienburg in einer maßgeschneiderten Vitrine im Groteskensaal eine dauerhafte Bleibe gefunden. Ein Begleitbuch mit weiteren Informationen zu Material, Bedeutung und Verwendung der Krone sowie ein Kindertext in einfacher Sprache liegen in Deutsch und Englisch aus.

 

Informationen:
Schlossmuseum Oranienburg
Schlossplatz 1
16515 Oranienburg

Öffnungszeiten
April bis Oktober, Dienstag-Sonntag 10-17.30 Uhr
November bis März, Dienstag-Sonntag 10-16 Uhr
Letzter Einlass jeweils 30 Minuten vor Schließzeit.

Eintritt: 8 €, ermäßigt 6 €

www.spsg.de/schlossmuseum-oranienburg

 

 

 

Rund 300 historische Bauwerke, jedes für sich ein Kunstwerk, gefüllt mit tausenden Gemälden, Skulpturen, Seiden, Möbelstücken, Kandelabern, Kronleuchtern… - die Fülle der Kunstwerke in den preußischen Schlössern und Gärten ist immens! Betreut werden die Objekte von den SPSG-Restauratoren in zehn Fachbereichen, mit dabei auch ein naturwissenschaftliches Labor. Nach 25 Jahren als Chefrestaurator ist Hans-Christian Klenner nun in Rente gegangen. Seine Nachfolge tritt Kathrin Lange an, selbst seit 26 Jahren in der Stiftung tätig und seit 2006 Leiterin des Fachbereichs Skulpturen. Kurz vor dem Wechsel haben wir beide zu einem gemeinsamen Interview getroffen. Wir wollten wissen, wie sich eine solche Staffelübergabe denn nun wirklich anfühlt.

Ein Interview mit dem ehemaligen Chefrestaurator Hans-Christian Klenner und der neuen Chefrestauratorin Kathrin Lange

Herr Klenner, wird Ihnen etwas fehlen?

Klenner: Naja, ich hatte ja einige Kolleginnen und Kollegen "in die Rente geschickt" und die sagen, die ersten Wochen sind wie Urlaub und danach kommt natürlich ein bisschen die Sehnsucht, ein Loch, und man muss sich und seinen Tag völlig neu strukturieren. Mir werden meine ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlen, damit meine ich nicht nur die aus meiner Abteilung. Da ich nicht so weit weg wohne, denke ich, dass ich den einen oder anderen hier öfter treffen werde und dass man sich natürlich unterhalten und erinnern wird. Ansonsten habe ich keine Sorge, dass mir etwas fehlen wird.

Worauf freuen sie sich?

Klenner: Der Standardsatz wäre, dass ich endlich mal das machen kann, was ich mir schon immer mal vorgenommen habe - aber den benutze ich jetzt nicht. Ich habe mich sehr intensiv mit dem Thema Eis, Eisernte, Eiskeller und Eis in der Küche auseinander gesetzt und bin froh, dass ich das jetzt alles etwas aufarbeiten kann. Dass ich vielleicht zusammen mit Dr. Samuel Wittwer, Direktor der Schlösser und Sammlungen der SPSG, eine gemeinsame Ausstellung zu dem Thema machen kann, freut mich sehr.

Wie würden Sie Ihre Jahre in der Stiftung kurz und knapp beschreiben?

Klenner: Kurz und knapp würde ich erstmal sagen: Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich diese 25 Jahre mit meinen Kolleginnen und Kollegen hier zusammenarbeiten konnte. Ich habe von allen viel gelernt, nehme vieles im Herzen mit.

Ich hatte das große Glück, dass wir gerade diese Phase nach 1990 erleben durften. Es wurden viele nach 1945 fremd genutzten Schlösser in die Obhut der SPSG übertragen, und da hieß es mal ganz schnell: Das Schloss muss dann und dann eröffnet werden, zum Beispiel aus landespolitischen Gründen, denn auch die jeweiligen Gemeinden wollten immer schnell, dass die Schlösser als touristischer Faktor ans Netz gingen. Wir haben mit dieser geballten Kraft, die wir als Abteilung und als SPSG haben, ein Haus nach dem anderen eröffnet: Rheinsberg, Marmorpalais, Caputh, Königs Wusterhausen, Oranienburg, später noch Schönhausen. Diese Häuser mussten zum Teil von Grund auf saniert, restauriert und ausgestattet werden ehe sie als Museumsschloss eröffnet werden konnten. Es war wirklich ein großes Erlebnis, das mitmachen zu dürfen.

Dann kam eine andere Zeit, klar. Wir haben damals, als wir ein Schloss nach dem anderen saniert und restauriert haben - manchmal auch zwei parallel - Dinge liegen lassen müssen. Die Infrastruktur, die großen Schlösser Neues Palais, Sanssouci und Charlottenburg stehen jetzt dringend an. Und das können wir nun glücklicherweise mit den Sonderinvestitionsprogrammen umsetzen bzw. Weiteres in Angriff nehmen.

Welches Objekt, das Sie betreut haben, ist Ihnen besonders im Kopf geblieben?

Klenner: Für mich ist die Muschelgrotte im Neuen Garten ein besonderes Projekt, das ich zusammen mit Andreas Liebe über 20 Jahre betreut habe. Die Muschelgrotte ist jetzt in einem Zustand, der zwar noch einiges an Arbeit erfordert, aber auch gezeigt werden kann. Und dann war mir Rheinsberg sehr nahe, weil es einfach – und das geht vielen Kolleginnen und Kollegen so – traumhaft ist, dort arbeiten zu dürfen. Aber ein Objekt, an dem ich selbst Hand angelegt habe, gibt es leider nicht. Das wird Frau Lange sicher auch nicht mehr machen können – vielleicht im Urlaub mal eine Kopie in Marmor schlagen… [lacht]

Gibt es etwas, was Sie Frau Lange oder auch allen anderen Nachfolgern mit auf den Weg geben würden?

Klenner: Also, das Leben geht ja manchmal verschlungene Wege und ich bin sehr froh, dass Kathrin Lange meine Nachfolgerin ist. Sie hat 2006 den Fachbereich Skulpturenrestaurierung, der ansonsten nur aus Männern besteht, übernommen und geleitet. Und hat mich schon immer, auch fachbereichsübergreifend unterstützt. Insofern brauchte ich ihr nichts mit auf den Weg geben. Frau Lange wird vielleicht Einiges übernehmen, mit ihren Erfahrungen Manches sicher anders machen. Und ihr steht dafür eine tolle Abteilung zur Seite.

Frau Lange, Sie gehen von der Skulpturenrestaurierung über ins Chefbüro. Werden Sie etwas vermissen?

Lange: Vorher war ich in dem Fachbereich Skulpturenrestaurierung ausschließlich für die Skulpturen zuständig und konnte tatsächlich zwar nicht viel, aber immerhin doch noch selbst restaurieren. Hier ist es dann schon etwas anders. Den Fokus von der Skulptur auf die Gesamtanlagen der Schlösser und Gärten zu richten und Einblicke in die anderen Fachbereiche stärker als bisher zu bekommen, das ist der größte Schritt. Natürlich ist nichts aus der Welt. Wir sind ins Wissenschafts- und Restaurierungszentrum (WRZ) eingezogen, mit den Werkstätten und Büros. Es ist ein Neubau, der jetzt mit Leben zu füllen und gestalten ist. Das ist eine Aufgabe, die jetzt zu tun ist.

Gibt es irgendetwas, das Ihnen im Kopf geblieben ist, etwas, das Sie betreut haben oder wo Sie Hand angelegt haben, wo Sie rückblickend sagen: Ja, das ist die Sache?

Lange: Da gibt es hier einfach zu viele Objekte. Ich bin mittlerweile schon 26 Jahre in der SPSG. Von daher habe ich die SPSG sehr einfach für mich als Restauratorin kennengelernt, ich habe Stück für Stück restaurieren können. Bis es dann immer mehr wurde und man dann auch mal administrative Aufgaben übernommen hat oder auch Projekte, und auch abteilungs- und fachübergreifende Themen mitgestaltet hat. Auf die Objekte der Skulpturenrestaurierung bezogen sind es Einzelobjekte, wie die Mosesgruppe an der Friedenskirche oder die Wiederherstellung der Schießmauer in der Friedenskirche, aber auch komplexere Objekte wie die Skulpturen von der Kolonnade am Neuen Palais oder die Skulpturen vom Neuen Palais. Das sind dann riesige Aufgaben, bei denen ich selber zwar nicht mehr Hand angelegt habe, aber über Musterrestaurierung, Vergaben, Gespräche mit den Kollegen, Ausschreibungen und das Schreiben von Leistungstexten schon sehr intensiv dran war.

Was macht eine gute Restauratorin oder einen guten Restaurator aus?

Lange: Ein Restaurator ist kreativ, geduldig, aber auch strukturiert - um am Ende dorthin zu kommen, wo er hin will, nämlich zum restaurierten und konservierten Objekt.

Klenner: Und natürlich gehört ein bisschen Demut dazu, weil er ja sozusagen nichts neu erschafft, sondern Erschaffenes bewahren will und sich hinten "anstellen" muss.

Lange: Anders als ein Künstler, der seine eigenen Arbeiten kreiert, gestaltet und entwickelt, sind wir Restauratoren ja immer diejenigen, die sich in die Objekte, in die Zeit der Objekte und in den Künstler dieser Zeit hineindenken. Wir stellen unseren eigenen Anspruch hinten an. Natürlich mit unserem Anspruch der guten Konservierung und Restaurierung.

Frau Lange, wie sehen Sie die Zukunft des WRZ?

Lange: Das WRZ ist ein wunderbarer Gebäudekomplex und gerade die Konzentration der Werkstätten hier ist natürlich mit Synergie-Effekten verbunden. Es bietet einfach eine tolle Möglichkeit, hier etwas aufzubauen. Das wird auch so passieren, man merkt es ja schon: Die Kolleginnen und Kollegen treffen sich auf dem Flur und man ist schnell im Gespräch. Das sind tolle Aussichten, hier und mit den Standorten im Neuen Garten und in Charlottenburg etwas zu kreieren, gestalten und aufzubauen.

Ein letztes Wort?

Klenner: Ich weiß, dass sie das gut macht.

 

Interessante Einblicke in die Arbeiten der Abteilung Restaurierung

Seit Mai lädt die Kunst-Wiese Jung und Alt ein, Eindrücke aus dem Park Sanssouci mit Pinsel oder Zeichenstift festzuhalten. Das kommt bei Besucher:innen sehr gut an und es entstehen kleine und große Meisterwerke.

Bilder von Annette Paul

Auch 2023 ist die Kunst-Wiese wieder jeden Samstag und Sonntag bis zum 1. Oktober von 12 Uhr bis 16 Uhr nördlich der Römischen Bäder geöffnet. Künstler:innen unterstützen beim Malen und Zeichnen, für das passende Material ist auf Decken unter Sonnenschirmen gesorgt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Weitere Informationen >

 

 

Im Schloss Caputh können Besucher:innen einen aufregenden Fund aus dem Schlosspark bewundern, der bei Erdarbeiten während der Sanierung des Logierhauses entdeckt wurde. Das Sandstein-Fragment zeigt einen kopflosen Frauenkörper in einem antiken Gewand. An dem gut erhaltenen Torso lässt sich eine sehr feine Bearbeitung des Steins beobachten: die zartgliedrigen Finger, der raffinierte Faltenwurf des Gewandes, die detaillierte Darstellung der Schnur oder des Bandknotens sind von außerordentlicher künstlerischer Qualität. Aus welcher Zeit stammt die Statue, wen stellt sie dar und wer hat sie beauftragt? Diese Fragen beschäftigten die Forscher:innen und Restaurator:innen, und über die Untersuchung des Torsos und im Zusammenhang mit der Geschichte des Schlosses Caputh näherten sie sich den Antworten. Gewissheit gibt es nicht.

Von Silke Kiesant, Petra Reichelt und Birgit Morgenroth
 

Die Brandenburgische Kurfürstin Dorothea ließ ab 1671 das kleine Anwesen in Caputh zu einer fürstlichen Sommerresidenz umgestalten. Auf der Gartenseite entstand ein gepflasterter quadratischer Platz, der von einer Mauer und Balustraden begrenzt war. Von hier gelangten die Bewohner:innen über eine Treppe in den barocken Lustgarten. Aus einer Inventar-Liste von 1713 ist bekannt, dass in der Caputher Anlage einst 74 Statuen standen. Lustgarten, Schlossplatz, die Terrassenmauer und die Treppe waren reichlich mit Sandstein-Statuen geschmückt. Frühere archäologischen Untersuchungen brachten leider nur wenige kleine Fragmente zu Tage, und man ging davon aus, dass der Skulpturenbestand zerstört oder entwendet wurde. Im Zuge der Bauarbeiten rund um das Logierhaus wurde eine archäologische Begleitung beauftragt und tatsächlich: Auf der östlichen Seite des Schlosses wurde in einem Leitungsgraben, der zu DDR-Zeiten angelegt wurde, das Sandstein-Fragment gefunden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Torso ein originaler Rest der ehemals reichen Ausstattung ist.
 

Vermutlich ist die Skulptur um 1680/1700 von einem norddeutschen oder flämischen Bildhauer geschaffen worden. Bei der Spurensuche kamen zwei Künstler in die engere Wahl: Der Berliner Hofbildhauer Michael Döbel (1635-1702) war als Bauleiter an verschiedenen kurfürstlichen Schlossbauten beteiligt, während seine Werkstatt u.a. auch die Gartenskulpturen dazu anfertigte. Für den Flamen Gabriel Grupello (1644-1730) spricht der Stil. Seine „Diana“, für den Grafen Lamoral von Thurn und Taxis als Gartenskulptur für dessen Brüsseler Palais angefertigt, zeigt eine ebenso feine Bearbeitung der Oberfläche und erinnert stilistisch an die Caputher Schöne. Grupello hatte bereits eine Marmorstatue des Kurfürsten Friedrich III. (1657-1713) modelliert. Friedrich III. war ein Stiefsohn von Kurfürstin Dorothea und nutzte nach ihrem Tod das Schloss Caputh als Landsitz. Es lässt sich heute nur vermuten, wer hier dargestellt sein sollte. Ein Vergleich mit antiken Statuen legt nahe, es könnte die Blumengöttin Flora sein, ein Motiv, das sich für die Gartengestaltung geradezu aufdrängt.
 

Das Schloss Caputh und der barocke Garten wurden über ein Jahrhundert von den Brandenburger Herrschern liebevoll gepflegt und weiter ausgestaltet. Erst Friedrich der Große interessierte sich nicht mehr für die kleine Residenz, und der Garten wurde für eine Färberei genutzt, später als Obstbaumschule. 1820 wurde das Anwesen an die Familie von Thümen verkauft. Der adelige Hausherr beauftragte den Gartenkünstler Peter Joseph Lenné, den Garten in einen Landschaftspark umzuwandeln. Die Stützmauern der barocken Terrasse wurden abgebrochen und aufgefüllt, so dass eine sanfte und leicht geschwungene Hügellandschaft entstehen konnte. Ob zu diesem Zeitpunkt noch Statuen vorhanden waren, ist unbekannt, es lässt sich nicht rekonstruieren, wann der Torso unter die Erde geriet.
 

Trotz der vermutlich Jahrhunderte währenden Lagerung im Erdreich ist die Statue in einem guten Zustand. Für die Präsentation im Schloss Caputh wurde der Torso von den Steinrestauratoren der Stiftung gereinigt und mit Hilfe eines Edelstahldübels mit einem Sandsteinpostament verbunden. So kann die Skulptur wieder aufrecht stehen und einen Eindruck von der einstigen Aufstellung im Park vermitteln.
 

Dr. Silke Kiesant ist Kustodin für Skulpturen der SPSG,
Petra Reichelt Leiterin des Schlossbereiches Caputh und
Birgit Morgenroth Kommunikationsmanagerin der SPSG.
 

Weitere Informationen zu Schloss & Park Caputh

 

 

Rund 500 Jahre bestimmten Kurfürsten, Könige und Kaiser die Geschicke der märkischen, preußischen und deutschen Geschichte. Die Frauen an ihrer Seite – Ehefrauen und Töchter – sowie deren Bedeutung für die Entwicklung Brandenburg-Preußens wurden von der Geschichtsschreibung oft vernachlässigt oder bewusst „herausgeschrieben“. Vor sieben Jahren wurde mit der Ausstellung „FRAUENSACHE“ erstmals die Geschichte der Hohenzollern-Dynastie aus der Perspektive der Frauen erzählt. Besonders deutlich zu erkennen – Frauen haben auch die Schlösser in und um Berlin geprägt. Im Schloss Sanssouci hat Elisabeth von Bayern Spuren hinterlassen, in Glienicke wirkte Marie von Sachsen-Weimar und Schloss Schönhausen war rund 50 Jahre lang bevorzugter Sommersitz von Königin Elisabeth Christine.
 

Wohnen wie Friedrich der Große – aber als glückliches Paar zu zweit: Elisabeth von Bayern und Friedrich Wilhelm (IV.)

von Vanessa Krohn

Es war eine Liebesheirat, die 1823 für eine dynastische Verbindung des bayerischen Südens mit dem preußischen Norden sorgte. Selbst konfessionelle Unterschiede wurden überwunden, um die Eheschließung Elisabeth Ludovikas von Bayern mit dem preußischen Thronfolger Friedrich Wilhelm (IV.) zu ermöglichen. Bereits als Kronprinzenpaar hielten sich die beiden gern in Sanssouci auf, dem Lieblingsschloss Friedrichs des Großen.

Nach der Thronbesteigung 1840 richteten sich Elisabeth (1801–1873) und Friedrich Wilhelm (1795–1861) in den Gästezimmern des Schlosses ganz nach ihren Wünschen und Bedürfnissen als Paar wohnlich ein. Das Dritte Gästezimmer wurde zum Schlafzimmer umfunktioniert. Da jedoch Ehebetten in Friedrichs Sanssouci nicht vorgesehen waren, mussten diese vor der zu schmalen Bettnische aufgestellt werden und ragten so in den Raum hinein.

Elisabeth gefielen die weißblauen Wandbespannungen in Sanssouci sicherlich besonders gut, da sie den Wappenfarben ihrer bayerischen Familie glichen. So ließ sie die Wandstoffe in ihrem Wohnzimmer nach altem Vorbild erneuern und durch gleichfarbige Polstermöbel ergänzen. Die kühle Farbigkeit sorgte für eine angenehme Atmosphäre in den vorrangig im Sommer bewohnten Räumen.

Der Höhepunkt der Raumfolge war das sogenannte Voltairezimmer mit seinen ausgefallenen Tierschnitzereien. Hier richtete sich Elisabeth ein Toilettezimmer ein. Dabei behielt sie die hochgeschätzte Rokoko-Einrichtung Friedrichs bei, ergänzte sie allerdings üppig mit einem porzellanbesetzten Konsoltisch samt Wandspiegel aus Meißen und Sitzmöbeln im Stil des Neurokoko. Die Stickereibezüge der Möbel, die heute im Damenflügel von Sanssouci aufbewahrt werden, zeigen Tierszenen nach den Fabeln La Fontaines. Und auch der Papierkorb Elisabeths, der jetzt in Sanssouci zu sehen ist, bezieht sich, mit Affenfiguren versehen, auf die naturalistische Wandvertäfelung des Voltairezimmers. Dennoch verrät schon dieses kleine Möbel, dass es sich um eine Ausstattung des 19. Jahrhunderts handelt: Friedrich der Große benutzte noch keine Papierkörbe dieser Art.

Elisabeth verbrachte insgesamt 38 Sommer in ihrem Sanssouci – mehr Zeit als Friedrich der Große selbst. Nach dem Tod ihres Mannes 1861 nutzte sie das Schloss auch als Witwensitz und inszenierte sich als zurückgezogene und trauernde Witwe. Elisabeth von Bayern war nicht nur die letzte, sie war auch die einzige langjährige Bewohnerin des Schlosses Sanssouci. Das hätte sich Friedrich der Große wohl nicht träumen lassen.

 

Eine Salonnière in Glienicke – Bei Marie von Sachsen-Weimar-Eisenach traf sich die geistige Elite Berlins in ungezwungener Atmosphäre zum Tee

von Kristin Bahre

Angeblich war es Liebe auf den ersten Blick, als sich Prinz Carl (1801–1883) und Marie von Sachsen-Weimar-Eisenach (1808–1877) zum ersten Mal begegneten. Allerdings war Liebe im Konzept dynastischer Heiratspolitik keine Notwendigkeit. Zwischen Fürstenhäusern wurden Ehen nach ganz anderen Kriterien arrangiert – hier ging es um Macht, Ansehen und Einfluss. Maries Eltern nun, Carl Friedrich Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach und Großfürstin Maria Pawlowna Romanowa, hielten Ausschau nach einem geeigneten Kandidaten für ihre Tochter. Einen Thronfolger hätten sie sich gewünscht.

Der drittgeborene Sohn des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. und Königin Luises hatte da kaum Chancen. Doch nach mehr als zwei Jahren Verhandlungen zwischen Berlin, Weimar und St. Petersburg – Zar Alexander I. war Maries Onkel – gelang es schließlich, die Großherzöge zu einer Einwilligung zu bewegen. Carl und Marie heirateten 1827. Als Sommersitz wählte das Paar Schloss Glienicke am Ufer der Havel. Das Anwesen hatte Prinz Carl 1824 von seinem Vater als Geschenk erhalten. Nach einer Italienreise von der Leidenschaft für den Süden gepackt, ließ Carl das einstige Gutshaus des verstorbenen Staatskanzlers Fürst von Hardenberg zu einem vornehmen Landhaus im Stil einer römischen Villa ausbauen. Karl Friedrich Schinkel lieferte die Pläne für die umfangreichen Umbauarbeiten, Peter Joseph Lenné wurde mit der Gestaltung des Gartens beauftragt. So entstand ein paradiesisches Fleckchen Erde, auf dem man sich in Italien wähnen konnte.

Vor allem aber sollte in den folgenden Jahren Marie mit ihrer Weimarer Herkunft die Atmosphäre in Glienicke prägen. Der Hof in Weimar galt als politisch äußerst liberal. Zudem wurden dort Kunst, Literatur und Wissenschaften mit großem Interesse gefördert. Man war stolz, Begegnungsort von Dichtern wie Wieland und Herder, Goethe und Schiller zu sein. Und: im Zentrum der deutschen Aufklärung schienen Standesgrenzen zwischen der großherzoglichen Familie und den bürgerlichen Künstlern keine Rolle zu spielen! Marie wächst in dieser Umgebung auf, erhält eine umfassende humanistische Bildung und erlebt den selbstverständlichen Umgang mit Künstlern und Literaten. Ihre Vorstellungen von Geselligkeit unterscheiden sich deshalb erheblich vom steifen, eher militärisch geprägten Berliner Hof. Aber der Patentochter Goethes soll es gelingen, Glienicke zu einem Ort des lebhaften Austauschs zu machen, zu einem bedeutenden Anziehungspunkt für Künstler und Intellektuelle. Wie in Berlin damals eigentlich nur in bürgerlichen Salons üblich, trifft sich die geistige Elite bei Marie in ungezwungener Atmosphäre zum Tee.
Alexander von Humboldt gehört ebenso zu diesem Kreis wie Schinkel und Lenné. Der Architekt von Schloss Glienicke und der Gestalter des Parks werden nicht als bloße Bedienstete angesehen. Man schätzt sie als ebenbürtige Gesprächspartner. Und die liberale Haltung zeigt sich nicht allein im Umgang der hochadligen Gastgeber mit ihren bürgerlichen Gästen. Marie empfängt auch die Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy und Giacomo Meyerbeer, die wegen ihrer jüdischen Herkunft andernorts antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt sind.

Was für eine Vorstellung: In dem von Schinkel entworfenen weißen Salon sitzt der Künstler selbst mit der Prinzessin am Tisch und beide plaudern angeregt mit Lenné über den wunderschönen Garten direkt vor den Fenstern. Humboldt blickt unterdessen über die Havel und schildert Mendelssohn seine Überfahrt nach Südamerika, während Meyerbeer in Gedanken an seiner nächsten Oper feilt...

 

Eine glänzende Partie – Königin Elisabeth Christine

von Alfred Hagemann

War es Elisabeth Christine in die Wiege gelegt, Königin zu werden? Wohl eher nicht: Als sie am 8. November 1715 in einem Fachwerkhaus neben dem Schloss von Wolfenbüttel das Licht der Welt erblickte, erhielt sie den Namen ihrer Großtante. Diese Elisabeth Christine war keine Geringere als die Gattin das Habsburgers Karls VI. und damit Kaiserin in Wien. In dem Spannungsfeld zwischen Fachwerkhaus und Kaiserfamilie drückt sich der Zwiespalt von Elisabeth Christines Herkunft aus: Ihr Vater war der jüngere Sohn aus einer Nebenlinie des Hauses Braunschweig. Somit gehörte die Familie zu den Welfen, zu einem der ältesten Adelshäuser Europas. Doch die reale Macht des Fürsten von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern war gering.

Aufgrund dieser Herkunft geriet Elisabeth Christine als junge Frau in den Fokus dynastischer Politik. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen war ein Freund ihres Vaters. Die beiden waren sich einig, dass eine Ehe Elisabeth Christines mit dem Kronprinzen von Preußen eine gute Sache wäre. Die Preußen könnten ihre Verbindung zu Wien stärken, die Prinzessin aus der Provinz hingegen würde eine glänzende Partie machen.
Kronprinz Friedrich in Berlin schwebte allerdings eine Annäherung an das britische Königshaus, der Familie seiner Mutter, vor; nur widerwillig fügte er sich den Plänen des Vaters. Unverhofft sah sich Elisabeth Christine so 1733 als die zukünftige Königin von Preußen nach Berlin reisen – herzlich empfangen von ihrem Schwiegervater, sehr reserviert von Schwiegermutter und Ehemann.

Elisabeth Christine lernte schnell, aus dieser schwierigen Lage das Beste zu machen. Sie verstand es, sich anzupassen und füllte für Jahrzehnte ihre Rolle als erste Frau Preußens verlässlich und skandalfrei aus. Auch als während des Siebenjährigen Krieges der Hof in überstürzter Flucht aus Berlin in ein mehrjähriges Exil in Magdeburg gezwungen wurde, erwarb sich Elisabeth Christine durch ihre Ruhe allgemeine Bewunderung.

Andererseits gab es klare Grenzen der Anpassung, wenn sie den Kern ihrer Identität angegriffen sah. Das beste Beispiel hierfür sind ihre religiösen Überzeugungen. Um ihrem Gatten Friedrich zu gefallen, wäre es am einfachsten gewesen, dessen Helden Voltaire und die gesamte kirchen- und religionskritische Haltung seines Hofes zu übernehmen. Doch Elisabeth Christine, die von der geradlinigen Frömmigkeit ihrer Eltern geprägt war, ließ sich auch vom Spott des Berliner Hofes nicht beirren. Im Gegenteil: Die Königin trat öffentlich für ihre Überzeugungen ein und publizierte in den 1770er Jahren in insgesamt zwölf Büchern religiöse Texte deutscher Autoren, die sie ins Französische übersetzt hatte.

Elisabeth Christine liebte ihren Sommersitz Schloss Schönhausen in Berlin-Pankow. Im Erdgeschoss des Schlosses geben die ehemaligen Wohnräume der Königin mit der erhaltenen Gestaltung einen Eindruck von Elisabeth Christines persönlichem Geschmack.
Insbesondere die in den 1790er Jahren hochmodernen Papiertapeten machen einen Charakterzug deutlich: Bis ins hohe Alter blieb die Königin für die neuesten Strömungen aufgeschlossen und achtete auf eine zeitgemäße Ausstattung ihres Schönhausen.

 

 

 

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Ob im 18., 19. oder im 20. Jahrhundert – Tische der feinen Gesellschaft wurden nicht mit schnöden weißen Tellern geschmückt. Nein – ausgefallene Motive, Farben und Formen sollten es sein. Vergoldete Ränder, Wappen, seltene Sujets waren gefragt. Handbemalte Porzellanteller waren ein Luxusgut am preußischen Hof und sollten bei den Gästen Eindruck machen. Wir geben einen Abriss darüber, wie sich das Design solcher Porzellanteller im Verlauf der Zeit geändert hat, welche kuriosen Formen entstanden sind und wie sie genutzt wurden.
 

Einfach einzigartig, wie detailvoll die Porzellanteller in unseren Sammlungen ausgearbeitet sind. Doch wusstet ihr, dass Porzellan im 18. Jahrhundert ausschließlich für den Dessertgang oder für inoffizielle Essen genutzt wurde. Für die großen Staatsbankette wurde das Prunkgeschirr aus Gold und Silber aufgefahren.

 

Alles Mal nicht so ernst nehmen. Das dachte sich vielleicht Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) als er das sog. Butt-Service in Auftrag gab. Im Zentrum dieses blau marmorierten und vergoldeten Tellers ist ein Butt zu sehen. Dieser steht sinnbildlich für den Kronprinzen, denn in Familienkreisen wurde er in Anlehnung an den Titel französischer Kronprinzen „Dauphin“ (Delphin) wegen seiner Dicklichkeit „Butt“ genannt.

Bewundern könnt ihr es im Original im Potsdamer Schloss Charlottenhof.

 

Erkennt ihr den Ort in Berlin wieder? Auf dem Hochzeitsservice für Prinzessin Luise Marie von Preußen wurden einige Berliner Wahrzeichen verewigt. Bestaunen könnt ihr dieses und noch viele weitere in unserer Schatzkammer – der Silberkammer im Berliner Schloss Charlottenburg. Hier führen wir euch die Tischkultur der preußischen Könige vor Augen und zeigen, wie die Tafeln damals über und über mit Gold, Silber und Porzellan beladen wurden.

 

Hand-made seit 1763 bis heute! In der Königlichen Porzellan Manufaktur werden seit der Gründung durch Friedrich den Großen bis heute die Porzellane mit Hand bemalt. Ab dem späten 19. Jahrhundert wurden erstmals auch Schablonen verwendet, doch mehr mechanischer Einsatz kam bei der Bemalung nicht dazu. Jeder Teller ist so also ein Unikat.

 

Briefmarken, Sammelteller und Münzen… es gibt vieles, woran sich das Sammelherz erfreuen kann. Die Sammelteller waren ab dem 19. Jahrhundert en vogue. Diese wurden bewusst als Serie gedacht, die man sich nicht auf einmal, sondern nach und nach zulegte und so die Reihe mit der Zeit vervollständigte. Zu sehen ist hier das Potsdamer Tor in Berlin.

 

Alle Teller der Königlichen Porzellan Manufaktur Berlin, zu denen auch dieser zählt, wurden nach dem folgenden Schema gefertigt: Porzellanmasse herstellen, im Model formen, glasieren, brennen, bemalen. Dieser Ablauf ändert sich über Jahrhunderte nicht – never change an running system… Nur die Zusammensetzung der Farben ist neu, da musste man mit dem Trend gehen.

 

Hier wurden nicht irgendwelche Personen verewigt, sondern Königin Luise und Napoleon. Der Teller war wahrscheinlich ein Auftragswerk oder aber die Königliche Porzellan Manufaktur setzte von sich aus darauf, dass sich das Motiv gut verkaufen würde. Ein Glücksspiel wie heute, denn auch damals musste der Hersteller frühzeitig erkennen, was seiner Zielgruppe gefallen wird, um guten Umsatz zu machen.

 

Einfach mal von den Gewohnheiten abweichen und einen Teller in Laubform, statt der bekannten kreisrunden anfertigen. Das dachte sich Ende des 19. Jahrhunderts die Königliche Porzellan Manufaktur in Berlin und stellte einen Teller in eben dieser Form her. Meist wurden solche Teller nicht genutzt, sondern in Etagèren oder in Vitrinen präsentiert.

 

Nach der Gründung der Königlichen Porzellan Manufaktur durch Friedrich den Großen wurden Teller auf Vorrat produziert, um diese in Geschäften und auf Messen zu verkaufen. Auch schufen die Mitarbeitenden der Manufaktur ständig neues Porzellan nach den Wünschen der Auftraggeber, zu denen auch der König selbst gehörte. Besonders begehrt waren aber die Lotterien, auf denen man Porzellan gewinnen konnte. Denn Porzellan war ziemlich teuer und wenn einem Fortuna hold war, konnte man sich etwas Luxus in traute Heim stellen.

 

Anna Petrova ist Kulturwissenschaftlerin, stammt aus Odessa, ist von dort im Februar 2022 geflüchtet und seit einem Monat für die SPSG tätig. Wie sie nach Deutschland und zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten gekommen ist, beantwortet sie im Blog.
 

750 Hektar Park mit etwa 80.000 Bäumen und 650 Baudenkmälern aus fünf Jahrhunderten verwalten wir bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Das ist eine Menge Arbeit und Verantwortung für die mehr als 500 Menschen, die dort tätig sind. Es sind Gärtner:innen, Restaurator:innen, Handwerker:innen oder Schlossverwalter:innen mit Berufung, die sich für den Erhalt der Schlösser und Gärten einsetzen. Klimaschutz und historischer Bauunterhalt sind für uns keine Gegensätze. Und weil wir unser Wissen gerne teilen, bilden wir auch aus!

Von Birgit Morgenroth und Elke Herrmann
 

2022 waren es sieben Azubis, die in die Stiftungsfamilie aufgenommen wurden. Warum sie sich für eine Ausbildung bei uns entschieden haben? Das erzählen sie selbst:
 

Marvin Petri

Marvin Petri ist ein Stiftungskind. Er ist im Park Sanssouci aufgewachsen, die Familie lebte in einer Dienstwohnung. Der Park ist seine Heimat, er hat schon als Kind die Blumen und Pflanzen bewundert und irgendwann war ihm dann auch klar: Er mag es nicht in einem engen Büro zu sitzen, er braucht das Gefühl von Freiheit und in der Natur zu arbeiten. Er macht seine Ausbildung zum Gärtner im Park Babelsberg bei Gartenmeister Robert Wöhl.

 

Odessa ist Ihre Heimatstadt – was war ihre Aufgabe dort?

Seitdem ich 19 Jahre alt bin, also seit drei Jahren, arbeite ich im Nationalen Kunstmuseum. Ich habe zunächst Ausstellungen kuratiert, dazu gehörte eine Retrospektive des Avantgarde-Künstler Nikolai Petrovich Glushchenko, und dann den Bereich „Lehre“ geleitet, das entspricht etwa Bildung und Vermittlung hier in Deutschland. Es ist ein kleines Haus mit großer Kunst, hier ist jeder für alles verantwortlich und nicht nur für einen Teil. Die Kunstwerke des Museums wurden als „sowjetische Reichskunst“ bezeichnet, ein Sammelbegriff, den es eigentlich nicht gibt. Wir haben dann angefangen, ukrainische Kunst aus dem russischen Kontext zu ziehen. Die Avantgarde aus den 30er und 40er Jahren als das zu bezeichnen, was es ist: ukrainische Kunst und das Kolonialtrauma zu überwinden. Ukrainische Kunst muss erst sichtbar gemacht werden.

Moses Klappenbach

Moses Klappenbach macht eine Ausbildung zum Elektriker / Energie- und Gebäudetechniker und wird betreut von Elektromeister Holger Lessel. Elektriker zu werden war schon lange sein Wunsch, da das Handwerk ihm einfach liegt und er ist überzeugt: das sind nützliche Fähigkeiten, die er lernt und diese bringen ihn im Leben voran. Sein Großvater hat bereits auf dem Handwerkerhof der Stiftung, dem „Schirrhof“ gearbeitet und seine Großmutter war ebenfalls in der Stiftung tätig. Sie haben ihn auf die Stellenanzeige aufmerksam gemacht. Er findet besonders spannend, dass er in seiner Ausbildung historische Bauwerke betreut.

 

Ukrainische Kunst sichtbar zu machen – was genau meinen Sie damit?

Kasimir Malewitsch (1879, Kiew – 1935, Leningrad) war ein Maler und Hauptvertreter der sogenannten Russischen Avantgarde, Wegbereiter des Konstruktivismus und Begründer des Suprematismus. Sein abstraktes Gemälde „Das Schwarze Quadrat auf weißem Grund“ aus dem Jahr 1915 gilt als ein Meilenstein der Malerei der Moderne und wird als „Ikone der Moderne“ bezeichnet. Malewitsch wurde in der Ukraine geboren, sprach Ukrainisch und bezeichnete sich selbst als Ukrainer. Aber überall auf der Welt halten die Museen daran fest, das Wort „russisch“ auf die Etiketten zu kleben. Genau dagegen kämpfen wir – für das Recht, unsere Nation zu vertreten, für unser kulturelles Erbe.

Lilly Krense

Lilly Krense beginnt ein duales Studium BWL/Tourismus in der Abteilung Marketing. Sie liebt es zu planen und zu organisieren und gleichzeitig verreist sie gerne, daher ist für sie das Studium die ideale Kombination. Den Tipp sich bei der Stiftung zu bewerben erhielt sie über eine Freundin, die ihre Ausbildung in der SPSG gerade abgeschlossen hat. Lilly wird betreut von der Referatsleiterin Tourismus Jeannette Birk.

 

Im Februar 2022 sind Sie aus Odessa geflüchtet. Wie sind Sie nach Berlin gekommen?

Mein Rucksack war schon lange gepackt. Am 24. Februar morgens um 5 Uhr bin ich mit dem Rucksack und meinem Kater so schnell wie möglich zum Museum geeilt und wir haben Kunst evakuiert, eingepackt, verschnürt, gelagert, Listen angefertigt. Wir hatten Angst und wussten nicht, ob wir eine Stunde oder einen Tag oder einen Monat Zeit hatten, bevor die Bomben fallen und die Truppen in die Stadt einmarschieren. Am nächsten Tag bin ich mit dem Auto 2000 km nach Berlin gefahren. Wir waren drei Tage unterwegs, fast nur gefahren. Am meinem Geburtstag am 28. Februar waren wir da, erst dann fühlte ich mich sicher. Mein Bruder lebt hier.

Jannes Hoernicke

Jannes Hoernicke hatte nach dem Abitur zunächst Gartenbauwissenschaft studiert, doch das Online-Studium Zuhause war zäh und langweilig. Die Stellenanzeige der Stiftung  – Ausbildung zum Gärtner – fand er über das Arbeitsamt und es war sofort seine Top 1, das wollte er machen und es klappte. Er freut sich darauf, bald selbstständig im Garten zu arbeiten. Der Babelsberger hat es nicht weit – er wird im Park Babelsberg eingesetzt.

 

Wie ging es dann weiter für Sie?

Ich habe gleichzeitig mit der Arbeit im Museum Kunst- und Kulturwissenschaften studiert und erst vor kurzem abgeschlossen. Ich wollte unbedingt arbeiten. Ich habe mich bei der Ernst-von-Siemens-Stiftung und der Hermann-Reemtsma-Stiftung um ein Arbeitsstipendium beworben. Sie sagten „Ja gerne, wir finanzieren Sie. Doch Sie brauchen einen Partner in Deutschland. Wo werden Sie arbeiten?“ Dann habe ich recherchiert und die Provenienzforscherin Ulrike Schmiegelt der SPSG kennengelernt. Sie beschäftigt sich im Rahmen eines Projekts mit dem Verbleib der Kunstwerke, die im Schloss Schönhausen in den 1930er Jahren als „entartete Kunst“ beschlagnahmt und rechtswidrig verkauft wurden. Das war interessant für mich, weil es Parallelen zum ukrainischen kulturellen Kontext jener Jahre gibt. So ist die Verbindung entstanden.

Tim Westphal

Tim Westphal wusste nach der Schule zunächst nicht so richtig, wohin er wollte und begann mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr. Das war nicht sein Ding, denn er ist ein „Draußenkind“ und eine Gärtnerausbildung spricht ihn viel mehr an. Er genießt, dass er viel für sich machen kann, fast schon meditativ und entspannt bei der Arbeit. Er wird bei Gartenmeisterin Andrea Badouin im Berliner Schlosspark Charlottenburg ausgebildet.
 

Seit Anfang Juli arbeiten Sie für die Stiftung, was genau können Sie tun?

Ich unterstütze Frau Schmiegelt bei dem Projekt und nehme Kontakt auf zu Bibliotheken und Museen. Außerdem übersetze ich Text und Audioguides ins Ukrainische bzw. lese Korrektur. Ich sehe die Stiftung aus der Perspektive der ukrainischen Besucher:innen: Da gibt es viele Fragen. Wo darf ich selbst hingehen? Wo gibt es eine Führung? Gibt es ukrainische Texte? Zusätzlich bin ich immer noch ehrenamtlich als Koordinatorin für ukrainische Flüchtlinge tätig, vor allem Menschen aus dem Bereich Kultur. Ich gebe emotionale und praktische Hilfe, z.B. bei der Suche nach einem Arbeitsplatz in Deutschland.

Für das Ausbildungsjahr 2023 werden acht Menschen gesucht, die Lust haben in einem historischen Umfeld einen handwerklichen Beruf zu erlernen. Zierpflanzengärtner:in, Gärtner:in im Garten- und Landschaftsbau, Maurer:in oder Maler:in / Lackierer:in sind im Angebot. Die Einstiegsvergütung im ersten Lehrjahr liegt bei 1.086,82 Euro brutto plus Sonderzahlung im November. Ein bezahltes Praktikum im Ausland gehört in der Stiftung bei guten Leistungen (fast) dazu, ist aber selbstverständlich freiwillig. Von Malta bis Finnland sind die Azubis der letzten Jahre gereist.

 

Wie wird es für Sie in Deutschland weitergehen?

Das Stipendium ist für ein Jahr – das ist noch lange. Ich habe jetzt eine Wohnung in Berlin und ich werde abwarten, wie der Krieg in der Ukraine sich entwickelt. Ich warte und arbeite.

Niklas Dehnel in der Metallwerkstatt

Niklas Dehnel war nach seiner Ausbildung zum Metallbauer mit einem Erasmus-Programm für drei Wochen in Malta. Dort arbeitete er in einem kleinen Schlosserbetrieb, hatte aber auch ausreichend Zeit die Insel zu erkunden.

 

Die ukrainische Kultur ist für viele Deutsche sehr vermischt mit Russland und der russischen Kultur. Können Sie uns ein paar ukrainische Kunst- und Kulturwerke vorstellen, damit wir die für uns noch fremde Kultur besser kennenlernen?

Die ukrainische Kunst ist ein großes Thema. Ihre Fähigkeit, ihre Traditionen mit Anleihen in komplexen Kombinationen zu verbinden, hat zur Entstehung eines einzigartigen Erbes geführt. Die folgenden Bilder sind meine ganz persönliche Auswahl und ein Versuch, Sie in unsere Kultur einzuführen:
 

Elke Herrmann

Betreut werden unsere Azubis in der Stiftung von Personalsachbearbeiterin Elke Herrmann, die mit Rat und Tat allen zur Seite steht und als Mediatorin auch vermitteln kann, falls es mal schwieriger wird.

 

Ikone der Fürbitte der Gottesmutter mit dem Bildnis von Bogdan Chmelnizki und Erzbischof Lazar Baranowitsch (Ende 17. – Anfang 18. Jahrhundert)

Ein erfolgreicher mittlerer Schulabschluss bis Juli 2023 und handwerkliches Geschick sind die wichtigsten Voraussetzungen für die Bewerbung. Um in den Beruf „reinzuschnuppern“ ist ein Praktikum vorgesehen und nach der Ausbildung gibt es bei guten Leistungen eine garantierte Übernahme für mindestens ein Jahr.
Bewerbungen sind für die Ausbildungsberufe Gärtner:in/Zierpflanzenbau und Gärtner:in/Garten- und Landschaftsbau bis zum 31.01.2023 und für Maurer:in und Maler:in/Lackier:in bis zum 28.02.2023 möglich!
 

Alle Informationen zur Ausbildung bei der SPSG

 

 

Die Herstellung von Ikonen dieser Art hat in der orthodoxen Kirche ihre eigenen Besonderheiten. Der Legende nach schützte die Jungfrau Maria Konstantinopel vor Feinden, indem sie die Stadt mit einem heiligen Schleier bedeckte. Dieser Kult war im Mittelalter im Gebiet der heutigen Ukraine am weitesten verbreitet.

Die lebendigste Verehrung der Fürbitte der Theotokos gab es in der „christlichen Kosakenrepublik“ – Saporoger Sitsch. In der Mitte von Saporoger Sitsch befand sich eine Kirche der Fürbitte der Jungfrau Maria, die als himmlische Schutzherrin der Kosakenarmee galt. Die Kosaken beteten zur Jungfrau Maria und baten um Hilfe in den Schlachten und um Schutz bei feindlichen Angriffen.

Die viereckige Ikone ist an den Rändern mit einem geformten Ornament verziert, während der obere Teil die Form eines Kircheneingangs hat. Sie wird von einem geformten Lorbeerblattornament eingerahmt und die Ecken der Ikone sind mit Pflanzenkompositionen verziert. All diese dekorativen Elemente sind typisch für den Barockstil der Region. Die Mutter Gottes ist in der Mitte der Ikone in frontaler Ganzkörperdarstellung abgebildet, sie scheint aus dem Tempel herauszuragen. Die Komposition der Ikone selbst sowie die Art der Darstellung der Jungfrau Maria auf der Ikone sind keineswegs charakteristisch für die Ikonographie der orthodoxen Kirche.

Oleksandr Murashko: In einem Pariser Café (1902)

Murashko ist ein Meilenstein der ukrainischen Kunst, dessen künstlerische Suche zu einem einzigartigen Stil führte, der Impressionismus, Jugendstil und Realismus miteinander verbindet. Ein Mann, dem es gelungen ist, die Ukraine in die europäische Kunstszene einzubringen, und der den Weg zu seiner eigenen lebendigen Identität begonnen hat.

Murashko besuchte die Höhere Kunstschule der St. Petersburger Akademie. Er ging bei Repin in die Lehre, der die realistischen Grundlagen von Murashkos Kunst schuf. Repin gestand später, dass er seinen Landsmann für einen der begabtesten ernsthaften Künstler hielt, die in seinem Atelier arbeiteten.

Im Jahr 1900 reiste Murashko ins Ausland. Der impressionistische Geschmack von Paris und das moderne formale Streben von München hatten einen großen Einfluss auf Muraschkos expressive Sprache, die in den Werken dieser Jahre unverhüllt zum Ausdruck kommt.
Eines davon, „Im Café“ aus dem Jahr 1902, ist heute im Kunstmuseum von Odessa zu sehen. Murashko schickte es unter anderem von Paris aus als Bericht über seine Leistungen an die Akademie.

In der Zwischenzeit kehrt der Künstler, inspiriert von seinen europäischen Kollegen, nach Kiew zurück und widmet sich der aktiven kreativen und organisatorischen Arbeit.

Das historische Jahr 1917 ist ein bemerkenswertes Jahr in seiner Biografie. Die Teilnahme des Künstlers an den Ausstellungen in St. Petersburg und Moskau wurde abgesagt, und die Aussicht auf die Verleihung des Titels eines Akademikers wurde unwichtig. Die von ihm gegründete Ukrainische Akademie – die erste höhere Kunstschule der Ukraine - beginnt sich zu verselbständigen.
Heorhii Narbut, Fedir Krychevskiy, Abram Manevych, Mykhailo Boichuk und Mykola Burachek waren an ihrer Organisation beteiligt. Murashko selbst leitete eines der akademischen Malateliers.
 

Maria Primachenko: Die vierte Machteinheit (1988)

Maria Prymachenko ist die klügste Vertreterin der ukrainischen naiven Kunst. Ihre Fantasietiere sind anders als alles andere und die Kapazität ihrer Kreationen ist beeindruckend.

Das große Gedenkwerk „The Fourth Power Unit“ ist eine Art Denkmal für die 1986 oder später an ihrer Krankheit verstorbenen Liquidatoren des Unglücks. Auf dem Bild – einem geblümten Kraftwerk, über das Vögel fliegen – kommen die Seelen der Verstorbenen, die nächsten Generationen kommen dazu, um das Andenken der Helden zu ehren. Die Blumen symbolisieren die Überzeugung des Künstlers, dass das Land von Tschernobyl wiedergeboren wird.

„So träumte die vierte Einheit. Blumen werden darauf wachsen. Und die Kinder werden Blumen tragen. Als Denkmal wird er für immer in seiner Nähe sein. Unsere Helden werden Tauben fliegen
Diejenigen, die uns gerettet haben, haben uns verlassen“, – so wurde das Gemälde von Maria Prymachenko signiert.

Die größte Sammlung von Prymachenkos Werken (600 Werke) wurde in einem Museum in der Nähe von Kiew aufbewahrt. Kürzlich fiel dieses Museum einer russischen Rakete zum Opfer. Die Werke des Künstlers sind teilweise gerettet.
 

Oleksandr Roitburd: Leb wohl, Caravaggio (2008)

Oleksandr Roitburd ist ein glänzender Vertreter der Neuen Ukrainischen Welle (eines künstlerischen Phänomens, das sich in den 1980er Jahren vor dem Hintergrund des Zusammenbruchs der UdSSR, des Wiederaufbaus und der Errichtung der Unabhängigkeit der Ukraine bildete).

Das Werk „Leb wohl, Caravaggio“ entstand als Widerspiegelung des Kunstdiebstahls von Caravaggios Leinwand aus dem Museum für westliche und östliche Kunst in Odessa. Die Rede ist von der „Gefangennahme Christi“ 1602. Dies ist das einzige Werk von Caravaggio in der Ukraine. 2008 wurde es aus dem Museum gestohlen, als das Gebäude renoviert wurde. Die Eindringlinge drangen durch das Dach eines Nachbarhauses in das Museumsgebäude ein und schnitten die Leinwand aus dem Rahmen. 2010 wurde das Gemälde in Berlin gefunden.
 

Der Name des Zyklus folgt dem Namen der Stadt, in die der Künstler aus dem angegriffenen Kiew evakuiert wurde. Dies ist der zweite Band von Ralkos Tagebüchern. Die vorherige – Kiew – wurde 2013 gestartet.

Ralkos Arbeiten sind wie fotografische Filme Abdrücke des Chaos der heutigen Realität. Fast augenblicklich zeichnen sie Ereignisse auf und schaffen eine Reihe von Zuständen, Emotionen und Bildern.
 

Maryna Solomennikova: Kyiver Madonna

In den ersten Tagen der russischen Invasion in der Ukraine ging ein Foto einer Frau, die auf dem Bahnsteig der U-Bahn von Kiew ein Baby stillt, in sozialen Netzwerken und Massenmedien viral. Die Frau, die sich mit ihrem zwei Monate alten Kind in der U-Bahn vor Bomben versteckte, wurde zur Verkörperung der Unbeugsamkeit aller ukrainischen Mütter und inspirierte Künstler. Das Foto wurde vom ungarischen Journalisten der Teleks-Publikation András Fjoldes aufgenommen.

Die Illustratorin Maryna Solomennikova von Dnipro sah zufällig ein Foto von Tatiana aus Kiew in den Sozialen Medien. Dieses Foto inspirierte sie, ein Bild zu malen, dessen Heldin alle Mütter der Ukraine in dieser schwierigen Zeit verkörpern würde.

„Alle Rätsel dessen, was ich gesehen und gelesen habe, bildeten sich bereits in meinem Kopf – diese Frau mit einem Kind war ein Symbol für alle ukrainischen Mütter, die sich in Luftschutzbunkern vor russischen Waffen verstecken müssen“, sagt Marina.

 

 

Die SPSG betreut rund 9000 textile Kunstwerke aus der Zeit vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert in den preußischen Schlössern. Dieses Gut wird von unserem Raumausstattermeister Maximilian Busch gehegt, gepflegt und mit viel Liebe behandelt. Er kommt aus einer Familie, die seit drei Generationen in diesem Beruf tätig ist. Seine Arbeit in der Stiftung ist daher für die Familie sehr interessant und er profitiert von der langjährigen Erfahrung von Vater und Großvater Busch.

Zurzeit kümmert er sich um die Wandbespannung im oberen Herrenschlafzimmer des Neuen Palais und nimmt Sie anlässlich unserer Instagram-Themenwoche zu Wandbespannungen mit in seinen beruflichen Alltag.
 

Was war bisher Ihre größte Herausforderung?

Die aktuelle Wandbespannung im oberen Herrenschlafzimmer ist schon eine große Herausforderung. Ich durfte bereits mit meinem Vater in historischen Gebäuden Wandbespannungen machen, u.a. in Wörlitz. Das ist sozusagen das erste Mal in Eigenregie. Da bin ich natürlich schon etwas aufgeregt. Zum Glück kann ich bei Fragen immer auf das Wissen meines Vaters, aber natürlich auch auf das Wissen meines Vorgängers und meiner Kolleginnen zurückgreifen.

In welchem der historischen Gebäude der SPSG hätten sie gerne gewohnt und warum?

Ich könnte mir gut vorstellen, im Schloss Rheinsberg zu wohnen. Ich finde die Möbel und Stoffe im Schlafzimmer Prinz Heinrichs atemberaubend schön. Im Arbeitszimmer im Turm könnte ich mir auch für mich ein ideales Arbeitsumfeld vorstellen. Außerdem ist die direkte Nähe zum Wasser wunderbar. Dann könnte man zum Feierabend die Beine im und die Seele über dem Wasser baumeln lassen.

Sie arbeiten für eine UNESCO Welterbestätte – wie beeinflusst Sie das persönlich und bei Ihrer Arbeit?

Ich denke, dass hat ganz praktische Auswirkungen auf die Arbeit. Nicht dass der Umgang mit historischen Objekten in der Privatwirtschaft weniger behutsam wäre, aber hier hat jedes Objekt seine eigene, ganz besondere Geschichte, die manchmal förmlich spürbar ist. Es ist schon etwas sehr besonderes, ein Möbel in den Händen zu haben, auf dem eventuell ein Preußenkönig oder seine engsten Berater und Verwandten gesessen und miteinander geredet und sich beratschlagt haben.

Was begeistert Sie persönlich am meisten?

Die Vielfältigkeit der Arbeit. Ich denke, dass mir hier niemals langweilig werden wird, da immer die verschiedensten Aufgaben anstehen. Es ist toll, mit den Händen an Kulturschätzen arbeiten zu dürfen, aber auch theoretisch zu arbeiten. In Zusammenhang mit dem Bestandskatalog über friderizianische Möbel konnte ich schon den ein oder anderen polstertechnischen Schatz entdecken. Das ist für meinen Berufsstand von großer Bedeutung, da bis dato die Forschung hinsichtlich historischer Polstertechniken eher weniger Beachtung fand und mir hier die Möglichkeit gegeben wird, in dieses Thema einzutauchen und es voranzutreiben.

Mit welcher historischen Persönlichkeit aus unseren Schlössern würden Sie gerne für einen Tag tauschen?

Ich würde gerne einmal mit einem der Hoftapezierer tauschen. Am besten gleich zweimal – Mitte 18. und Mitte 19. Jahrhundert. Mich würde sehr interessieren, wie das Arbeitsleben damals aussah. Welche Techniken haben sie genutzt, wie sind sie mit den Objekten umgegangen, und natürlich auch, wie viel Zeit bestimmte Arbeiten in Anspruch genommen haben.

Was würden Sie nachts allein im Schloss tun?

Die Tatsache außer Acht lassend, dass das in einem museal genutzten Schloss nie möglich sein wird – ich denke, am liebsten den Kamin anmachen und einen guten Wein öffnen. Diesen genieße ich dann in einem gemütlichen Sessel sitzend bei Kerzenschein vor dem Kaminfeuer. Wenn ich dann müde bin, würde ich mich ins Bett im Alkoven fallen lassen und einen wohl sehr besonderen Schlaf haben.

Wenn Familie und Freunde einen Ausflug machen wollte, was raten Sie ihnen sich von den Anlagen der SPSG anzugucken?

Die Schlösser Sanssouci und das Neuen Palais inklusive der Parkanlage sind absolut sehenswert und unbedingt einen Ausflug wert. Aber auch, ganz im eigenen Sinne als Pankower, finde ich das Schloss Schönhausen mit der dazugehörigen Parkanlage sehr schön. Neben den tollen Einrichtungsgegenständen des 18. Jahrhunderts ist der Raum des ehemaligen Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck sehr interessant und ein spannendes Zeugnis der jüngeren Vergangenheit.

Geschrieben von Maximilian Busch

Mehr Informationen zur Textilrestaurierung

 

 

 

Baselitz trifft Schinkel auf dem Pfingstberg

Unter dem Titel „Schinkel nach Athen tragen“ wird in den nächsten Wochen der weltweit gefeierte Künstler Georg Baselitz im Pomonatempel auf dem Pfingstberg neun neue Arbeiten auf Papier zeigen. Der Titel verweist auf die griechischen Ursprünge des klassizistischen Pomonatempels, dem Erstlingswerk des Architekten Karl Friedrich Schinkel. Ein zartes, fast zärtliches Gipfeltreffen des wichtigsten deutschen Architekten des 19. Jahrhunderts und des Großmeisters der Malerei. Kuratiert wird die Ausstellung von Cornelius Tittel, ehemaliger Kulturchef der WELT-Gruppe und Chefredakteur des Kunstmagazins „Blau“. Am 27. August 2022 wird die Ausstellung eröffnet, bis 31. Oktober sind die Werke zu sehen. Wir haben im Vorfeld der Vernissage mit Cornelius Tittel gesprochen.

Wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Georg Baselitz?

2010, in meiner Zeit als Feuilletonchef der Welt, fragte ich Georg Baselitz ob er zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit eine komplette Ausgabe der Zeitung gestalten würde. Er sagte zu, und die Ausgabe wurde ein großer Erfolg und der Start einen jährlichen Serie. Seitdem haben wir immer Kontakt gehalten, ich habe seine Arbeit wiederholt publizistisch begleitet. Im vergangenen Jahr zeigte er mir bei einem Studiobesuch zwei neue und für seine Verhältnisse ungewöhnlich kleine Gemälde. Ich war begeistert und fragte ihn, ob er gedenke diese irgendwann auszustellen. Aber er lachte nur, und sagte, er sei Großmaler. Und für so kleine Gemälde gäbe es gar nicht die richtigen Räume. Das hat mich herausgefordert und ich habe begonnen über einen idealen Ausstellungsort nachzudenken.
 

Und so sind sie auf den Pomonatempel gekommen?

Genau. Ich kannte ihn von Besuchen des Pfingstberges. Es ist einer meiner Lieblingsorte in Potsdam. Und er ist erstaunlich unverbraucht, nicht nur als Ort um Kunst zu zeigen. Viele Berliner haben weder von ihm gehört, geschweige denn ihn besucht. Dort eine kleine, leise Ausstellung für Georg Baselitz einzurichten, hat mich gereizt.
 

Nun sind es für die Ausstellung dennoch nicht die kleinen Gemälde geworden, sondern neue Arbeiten auf Papier. Warum?

Georg Baselitz liebt historische Rahmen. Er kennt sich extrem gut aus auf diesem Gebiet. Und als klar war, dass wir eine Ausstellung in Schinkels Erstlingswerk machen, erinnerte er sich an die Rahmen, die Schinkel einst für die Nationalgalerie entworfen hat. Und er fand es passender, Tinte-Zeichnungen in Rahmen nach den Entwürfen Schinkels zu zeigen, als die Gemälde auszustellen, über die wir ursprünglich gesprochen hatten.
 

Zur Eröffnung werden Mitglieder der Staatskapelle Dresden spielen, mit einer Einführung von Christian Thielemann. Wie kommt es zu dieser hochkarätigen Begleitmusik?

Ich wusste, dass Christian Thielemann sowohl Schinkel, als auch Baselitz-Fan ist. Die beiden kennen sich aus Salzburg, wo Baselitz ein Haus hat, und Thielemann in den vergangenen Jahren entscheidend die Festspiele geprägt hat. So lag es nahe, ihn für ein kleines Konzert mit den Dresdnern zu gewinnen – umso mehr Baselitz Sachse ist und aus der Nähe von Dresden stammt. Der Pomonatempel hat diese wunderschöne Dachterrasse mit dem Schinkel`schen Zeltdach. Von hier oben den Pfingstberg zu beschallen hat Thielemann sogleich gereizt. Ich stelle mir das wunderbar vor: Unten Baselitz, oben die Dresdener. Dazu ein Glas Wein. Ich hoffe das Wetter ist so, dass es sich lohnt Picknick-Decken mitzubringen.

Haben Sie für den Pomonatempel weitere Pläne für die nächsten Jahre?

Der Pomonatempel ist durch das große bürgerliche Engagement des Fördervereins Pfingstberg nach der Wende wieder aufgebaut worden. Es ist für mich eine absolute Ehre dort mit einem der größten lebenden Maler eine Ausstellung machen zu dürfen, auch wenn sie denkbar klein ist. Nun hoffe ich, dass die Mitglieder des Vereins Spaß an der Ausstellung und der ungewohnten Nutzung ihres Tempels haben. Natürlich fände ich es schön, wenn dies nicht die letzte Schau eine Künstlers von Weltruf wäre. Soviel habe ich jedenfalls schnell gelernt: Der Name Schinkel und die Tatsache, dass es sein erster Bau überhaupt ist, haben in der Kunstwelt eine unglaublich große Strahlkraft.


Schinkel nach Athen tragen
Georg Baselitz
Potsdam / Neuer Garten / Pomonatempel auf dem Pfingstberg
27. August bis 31. Oktober 2022
Sa/So, 14–17 Uhr
Eintritt frei, Spenden erwünscht
nicht barrierefrei
zur Ausstellungsseite

Vernissage: Samstag, 27. August 2022, 16 Uhr
Eintritt frei, Spenden erwünscht

 

 

Inmitten der Havellandschaft zwischen Potsdam und Berlin, auf der Pfaueninsel, wirkte vor über 330 Jahren einer der wichtigsten Alchemisten, Chemiker und Glasmacher des 17. Jahrhunderts: Johann Kunckel. In der Meierei auf der Pfaueninsel wird sein Wirken der Öffentlichkeit präsentiert. Die Kustodinnen Dr. Susanne Evers und Dr. Käthe Klappenbach berichten hier über ein faszinierendes Stück Inselgeschichte.
 

Drei kolossale Hermenbüsten kehren in den Park Sanssouci zurück.

Seit heute steht die über vier Meter hohe Skulptur „Sommer“ wieder an ihrem angestammten Platz im Rehgarten des Parks Sanssouci, neben der Skulptur „Herbst“. In der nächsten Woche folgen die beiden Büsten „Frühling“ und „Winter“.

Von Silke Kiesant und Roland Will

 

Gold, Rubin, Glas – Johann Kunckels geheime Experimente auf der Pfaueninsel
Ein Beitrag von Susanne Evers und Käthe Klappenbach

Noch bevor Friedrich Wilhelm II. von Preußen, Königin Luise, die Gärtner Fintelmann und Lenné auf der Pfaueninsel ihre Spuren hinterließen, betrieb der Glasmacher und Alchemist Johann Kunckel (ca. 1635–1703) von 1686 bis 1688 auf der Insel ein geheimes Laboratorium. Damit begann vor 330 Jahren das früheste Kapitel der Inselgeschichte – das auch in der erweiterten Dauerausstellung in der Pfaueninsel-Meierei aufgeblättert wird.

Alchemisten waren begehrt an europäischen Fürstenhöfen, da man sich von ihnen die Umwandlung von unedlen Metallen zu Gold erhoffte – eine Unmöglichkeit, wie der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm wusste. Gleichwohl holte er 1678 Johann Kunckel von Sachsen nach Brandenburg.

Der  Alchemist, Chemiker und Glasmacher Johann Kunckel betrieb vor rd. 330 Jahren ein geheimes Laboratorium auf der Pfaueninsel. In der Abgeschiedenheit der Insel stellte er höchst kenntnisreich z.B. das damals so kostbare Goldrubinglas her. Jetzt wird sein Wirken und Leben auf der Pfaueninsel erstmals kommentiert der Öffentlichkeit präsentiert. Die Kustodinnen Dr. Susanne Evers und Dr. Käthe Klappenbach erläutern die spannende Ausstellung, die noch bis zum 30. Oktober an den Wochenenden, und dann wieder ab April 2017 in der Meierei auf der Pfaueninsel zu sehen ist.

Um seinem Chemiker Johann Kunckel ein ungestörtes Experimentieren zu ermöglichen, hatte ihm der Kurfürst Friedrich Wilhelm 1685 die Pfaueninsel geschenkt. Hier sollte wissenschaftliche Forschung stattfinden, die für die Wirtschaft des Landes von außerordentlicher Bedeutung war. Um die Geheimhaltung zu gewährleisten, durften die Arbeiter die Insel nicht verlassen und nur der Kurfürst diese betreten. So war auch die Infrastruktur der Insel auf  Selbstversorgung eingerichtet und es durfte nicht nur Brot gebacken und Bier gebraut werden, es war auch erlaubt Branntwein zu brennen.

Nach dem Bau von Wohnhaus, Laboratorium, Glasofen und weiterer für das tägliche Arbeiten Leben wichtiger Gebäude konnte Kunckel mit seiner Tätigkeit auf der Insel beginnen, die vor allem aus Versuchen bestand. Das Experiment war die einzige Autorität, die er  als Grundlage naturwissenschaftlicher Erkenntnis akzeptierte.

Das Laboratorium und die dazugehörigen Gebäude sowie die Ergebnisse der Experimente und die mit Sicherheit von Kunckel dazu angefertigten Dokumentationen fielen nach dem Tod des Großen Kurfürsten 1688 einer Brandstiftung – vermutlich von Neidern – zum Opfer. Und noch 1802 wird in einem Inselführer erwähnt: „Von seinem Laboratorium siehet man noch in einiger Entfernung am Wasser Überbleibsel, und man findet noch Eisenschlacken und glasierte Steine in Menge, die ohne Zweifel von seinem Schmelzofen herrühren“.

Die viereinhalb Meter hohen Skulpturen, die die vier Jahreszeiten darstellen, sind sogenannte Hermen, d.h. Kopf und Oberkörper sitzen auf hohen Pfeilerschaften. Der Sommer hat die Gestalt der römischen Göttin Ceres mit Ährenkranz, Frühling ist die Göttin Flora mit Blumen, der Winter ein bärtiger Mann mit Kürbis in der Hand und der Herbst wird vom Gott Faun mit Flöte verkörpert.

Der Sohn eines Glasmachers sollte die Glasproduktion im Land aufbauen und voranbringen. So konnten die Ressourcen des Landes, das sich nach den Verwüstungen des 30-jährigen Krieges im Aufbau befand, optimal genutzt werden. Denn die Grundstoffe, die man für die Glasherstellung und Veredelung benötigte, waren in Brandenburg im Übermaß vorhanden: Sand, Holz und Wasser.

Nach Erfolgen bei der Herstellung von Kristallglas in den Glashütten Potsdam und Drewitz schenkte der Kurfürst seinem „Chymicus“ die damals Pfauenwerder genannte Insel, damit dieser dort ungestört arbeiten könne.

Frühling vor der Restaurierung
Frühling vor der Restaurierung © SPSG

Wegen statischer Probleme, die unter anderem durch Risse entstanden, wurden drei der vier Kolosshermen 2006 aus Sicherheitsgründen abgebaut und aufwendig restauriert. Die vierte Büste, der „Herbst“, war nur leicht beschädigt und konnte vor Ort bearbeitet werden. Besonders die Skulptur „Frühling“ hatte extreme Schäden durch Wind, Eis und Schnee erlitten. Die Oberfläche der Büste war so stark verwittert, dass an manchen Stellen mehrere Zentimeter fehlten.

Die Steinrestaurator:innen der SPSG konnten das Kunstwerk mit einem feinen Mörtel aus Marmormehl vorsichtig wiederherstellen und so vor dem Verfall retten. Alle drei Figuren erhielten zudem ein neues Innenleben: jetzt sichert ein 1,80 m langes Edelstahlrohr mit einem Durchmesser von fünf Zentimetern die Skulpturen von innen. Das Rohr befindet sich 60 cm tief im Fundament und 1,20 m in Fuß und Schaft von Frühling, Sommer und Winter.

Letzte Reste wurden bei einer landschaftsgärtnerischen Umgestaltung in den Jahren 1910/1911 beseitigt, glücklicherweise allerdings nicht vollständig. Bei der Abtragung der sogenannten Kunckel-Wiese verschob man Scherben, Schlacken und ganze Schutthalden mit dem Erdreich. Diese fanden sich bei den großflächig angelegten archäologischen Grabungen der Jahre 1972–1974 unter Leitung von Günter Rau an entfernter liegenden Orten wieder. Ein großer Teil dieser sich im Eigentum der Staatlichen Museen Berlin, Museum für Vor- und Frühgeschichte, befindlichen Bodenfunde belegt nun erstmals kommentiert das Schaffen Kunckels.

In dessen Mittelpunkt stand die Vervollkommnung der Farbglasherstellung. Weitere Versuche galten der Verbesserung von Techniken der Glasveredelung, z. B. der Herstellung von Gläsern in mehreren Schichten (Über- oder Unterfanggläser) und der Fertigung von „opakem“ weißem Glas (Milchglas). Auch die Verzierung von Gläsern mit unterschiedlichen Farben und Einlagen oder die Herstellung der sogenannten „Millefiori“ (Tausendblumen)-Stäbe mit verschiedenen Farben, die im Querschnitt Blumenmuster ergeben, erprobte Kunckel.

Herme in Sanssouci

Hermen bezeichneten ursprünglich Pfeilerschäfte mit aufgesetztem Kopf und Schultern. Sie dienten bereits in der Antike als Wegemarkierung und trugen mitunter das Bildnis des bärtigen Wegegotts Hermes. Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. bildete man auch andere Götter in dieser Form ab, wobei die Bezeichnung Herme für Kopfbildnisse auf vierkantiger Basis erhalten blieb. Daneben verwendete man diese Porträtköpfe in verkleinerter Form auch als private Kultbilder. In lebens- oder überlebensgroßen Darstellungen dienten sie der Repräsentation.

Während seiner Experimente gelang es Kunckel, die Technologie der Goldrubinglasherstellung wiederzubeleben und zu vervollkommnen. Bis heute ist sein Name mit dem roten Rubinglas verbunden. Erfolgreiche Versuche mit Metalloxiden führten zur Produktion weiterer farbiger Zier- und Gebrauchsgläser. Es gelang ihm aber auch, eine verbesserte klare Glasmasse herzustellen, die leicht zu bearbeiten war und der Qualität böhmischer Erzeugnisse nicht nachstand. Märkisches Glas errang in der Folge einen überregional guten Ruf, die Exporte stiegen deutlich an.

Markierung am Wegesrand

In der Funktion als Wegemarkierung im Park Sanssouci erwähnt sie Heinrich Ludwig Manger im 2. Band seiner 1789 erschienenen „Baugeschichte von Potsdam“. Er berichtet, dass 1769 zwölf Sandsteinhermen „in verschiedenen Plätzen, die an die krummen Gänge anstießen, zu einem unversehenen Anblick aufgestellet [wurden]“. Es ist nicht nachzuvollziehen, ob sich Manger beim Material irrt oder ob es ursprünglich sowohl sandsteinerne als auch marmorne Hermen gab. Die heute noch erhaltenen fünf Kolossalbüsten bestehen aus Marmor. Dies bestätigen auch die Beschreibungen des Galeriedirektors Matthias Oesterreich aus dem Jahr 1775, wobei dieser nur sechs angibt, diese aber näher beschreibt.
 

Ein weiteres Thema war die Erforschung des Fließverhaltens des Glases bei der Fertigung von Abdrücken, um die technisch schwierige Herstellung von Glasmedaillons zu verbessern und Luftblasen-Ausbrüche zu vermeiden.
Bei den Versuchen zur Fertigung von Farbgläsern hatte er das Ziel, wertvolle und seltene Edelsteine zu imitieren.

Kunckels dem Kurfürsten gewidmetes Buch „Ars Vitraria oder die Vollkommene Glasmacherkunst“ gilt als erstes Standardwerk der Glastechnologie der Neuzeit und steht am Übergang von Alchemie zur Naturwissenschaft. Es brachte ihm die ehrenvolle Aufnahme in die Akademie der Naturforscher „Leopoldina“ ein.

Nach dem Tod des Großen Kurfürsten 1688 hatte Kunckel seinen Gönner verloren. Intrigen wurden gegen ihn gesponnen und sein Laboratorium auf der Insel wohl aus Missgunst in Brand gesteckt.

Bei Ausgrabungen in den 1970er Jahren wurden große Mengen Glasscherben, Glasabfälle, Scherben von Tiegeln und Laborgeräten sowie Spuren des Alltags aus der Kunckel-Zeit ans Licht gebracht. Zusammen mit Material zur Glasherstellung und zur Zusammensetzung des roten Goldrubinglases dokumentieren diese Bodenfunde das Wirken Johann Kunckels auf der Pfaueninsel. Sie werden nun als Erweiterung der Dauerausstellung in der Meierei in der ehemaligen Futterkammer gezeigt.

Ein Bacchant mit Trauben und Bocksfell von Jean Chérin, ein Faun mit Flöte (Der Herbst) sowie Ceres/junge Frau mit Ährenkranz im Haar (Der Sommer) von Philipp Gottfried Jenner verortet er „in der Allee à l'Angloise, welche nach dem Antiquitäten=Tempel führet“. Auf der gegenüberliegenden Seite „in der Allee à l'Angloise“, wenn man vom Freundschaftstempel kommt, standen drei weitere Hermen: Flora/junge Frau mit Blumen (Der Frühling), ein bärtiger alter Mann mit Pelzumhang (Der Winter) von Johann Kaplunger sowie eine Bacchantin mit einer Maske von Jean Chérin. Das wahrlich kolossale Maß aller sechs Hermen wird mit 15 Fuß, also etwa 4,65 m angegeben!

In der Gartenpartie um den Antiken- und Freundschaftstempel herum standen die riesigen Büsten auf ihren hohen Pfeilerschäften tatsächlich wie in der Antike als Wegeorientierung an den geschwungenen Wegen. Zugleich konnte man sie bereits aus der Ferne erkennen mit ihren strahlend weißen Carrara-Marmorsockeln. Nähert man sich ihnen, so erzählen die dargestellten mythologischen Figuren von den vier Jahreszeiten sowie den dionysischen Vergnügungen mit Wein, Musik und Spiel.

Die Bacchantin mit der Maske ging wohl schon im 18. Jahrhundert verloren, wie auch einige andere der laut Manger ursprünglich zwölf Hermen. Carl Ludwig Häberlin, genannt Belani, berichtet 1855, dass „im Waldesdunkel anmuthig geschlungener Wege, rechts und links vom Eichenhain“ wieder „einige Colossalhermen“ aus Marmor aufgestellt wurden, die „schon unter Friedrich dem Großen dem Wandernden Überraschung gewährt hatten“.

Von den heute noch vorhandenen fünf Kolossalbüsten stammen nur noch drei von Kaplunger aus dem 18. Jahrhundert: Herbst, Sommer und Frühling. Dagegen wurden „Der Winter“ und „Der Bacchant“ um 1844/45 von Eduard Stützel (1806-1877) kopiert. Das Schicksal der anderen Stücke ist bislang unbekannt. Anzunehmen ist, dass sie aufgrund ihres schlechten Zustandes aus dem Park entfernt wurden.

Grundlage dafür war sein Wissen um die Herstellung eines kristallklaren Glases. Für die Färbung experimentierte er mit unterschiedlichen metallhaltigen Mineralen, die der Glasschmelze als färbende Zusätze beigefügt wurden. Dabei durfte nichts dem Zufall überlassen werden: Jede Zutat musste auf eine besondere Art vorbereitet und in den richtigen Mengen verwendet werden, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Auch die Dauer der Schmelze spielte eine große Rolle. In seinem großen Werk, der „Ars Vitraria experimentalis oder vollkommene Glasmacher-Kunst“ von 1678, sind die meisten Rezepte genau beschrieben.

Das Wissen über die sehr komplizierte Technologie der Fertigung eines roten Glases mit Hilfe von Gold – dem Goldrubinglas, dem wie auch dem Edelstein Rubin besondere Kräfte zugeschrieben wurden – hat Kunckel bewusst geheim gehalten. Es ist in der Ausstellung auf der Tafel GOLD-RUBIN-GLAS erläutert. Trotz der Geheimhaltung verbreitete sich die Kenntnis über das Verfahren unter den Glasmachern der Zeit relativ schnell.

Ein weiteres Thema sind die gläsernen Laborgeräte, die auf der Insel gefertigt und vor allem für die eigenen Versuche benötigt wurden. Reste von fehlerhaften Produkten zeigen die breite Palette der Glasproduktion auf der Pfaueninsel.

Aber auch Spuren des täglichen Lebens wurden bei den Ausgrabungen am Ort des Kunckel-Laboratoriums entdeckt. Neben Glasscherben gibt es eine große Masse an zerbrochenem Hafnergeschirr (handwerklich hergestelltes Geschirr aus Ton mit farbigem Überzug). Zusammen mit den Scherben von Flaschen, Schalen, Krügen und Töpfen aus Steinzeug zeugen sie vom Leben der Werkstattmitarbeiter Kunckels.

Ein teures Vergnügen

Der Bildhauer Stützel erhielt seine Ausbildung in der Berliner Akademie der Künste und arbeitete außer in Marmor auch in Holz, Elfenbein und Gips. Für Friedrich Wilhelm IV. führte er zahlreiche Restaurierungen und Kopien antiker Bildwerke durch. In diesem Zusammenhang übertrug man ihm auch die Anfertigung der Kopien der friderizianischen Kolossalhermen. Aus einem Dokument vom Dezember 1843 erfährt man, dass der König Ludwig Persius den mündlichen Befehl erteilte, „drei Hermen (...), die zur Zeit Friedrichs II. im Garten von Sanssouci aufgestellt waren“ wiederherzustellen.

Die Beauftragung an Stützel erfolgte über Persius. Der König nahm bei dessen Anwesenheit auf Schloss Sanssouci das Modell der ersten Herme (Der Winter) in der Werkstatt des Künstlers in Augenschein und äußerte sich „beifällig“ darüber. Die Höhe wurde nun jedoch mit 13 Fuß (ca. 4 Meter) angegeben. Somit ergaben sich erhebliche Kosten von insgesamt 4.200 Talern: 2.700 Taler für Modell und Ausführung sowie 1.500 Taler für den Marmor.

Friedrich Wilhelm IV. bewilligte am 26. Dezember 1843 – vermutlich zähneknirschend – die Zahlung dieser 4.200 Taler, die dem Kronfideikommissfonds entnommen wurde. Eigenhändig fügte der König eine Bemerkung auf demselben Blatt hinzu: „Ich bemerke, daß der Preis exorbitant ist. Ein ganzer neuer „Winter“ in Carara bestellt, würde kaum 400 rt oder höchstens 100 Ld’or kosten – So darf die Sache nicht fortgehen. Ja ist es möglich, so muß auf „diesen Winter“ noch zurückgegangen werden. Wie der rohe Marmor 1500 rt kosten soll, ist mir ganz und gar unbegreiflich, da eine jede, der, an Umfang und Inhalt viel bedeutendere Säulen in Charlottenburg, nur 110 rt gekostet hat!!!!!!!!“

Bislang konnte der Fortgang der Sache für die anderen Hermen in den Akten nicht gefunden werden. Vielleicht aber ist der hohe Preis dafür verantwortlich, dass nur zwei statt der ursprünglich geplanten drei Kopien ausgeführt wurden. Auf jeden Fall sollte man die fünf „Riesen“ genauer ansehen, denn trotz ihrer enormen Ausmaße sind sie außerordentlich fein gearbeitet und mit vielen Details ausgestattet: Der Faun beispielsweise mit seinem verschmitzten Gesichtsausdruck, den großen spitzen Ohren und detailliert gestaltetem Pelz oder der windbewegte wilde Bart des „Winters“. So ist ihre Betrachtung nicht nur aus der Ferne lohnenswert!

 

 

 

Hier geht es zum zweiten Teil des Beitrags!

 

Extra-Tipp:
Hörstation am Kunckelstein auf der Pfaueninsel –
abrufbar per Telefon unter der Nummer 089.210 833 777 104
(Hördauer 2:42 Minuten)

Dr. Susanne Evers ist Kustodin für Textil und Glas, Dr. Käthe Klappenbach Kustodin für Leuchter und Beleuchtungskörper und verantwortlich für die Pfaueninsel.

Dieser Text erschien in leicht abgeänderter Form zuerst im SPSG-Besuchermagazin sans,souci., Ausgabe 1/2016.
 

Ein wichtiges Produkt, für welches Kunckel das Privileg der Herstellung vom Kurfürsten erhalten hatte, waren Glasperlen. Diese zu allen Zeiten sehr beliebten Schmuckstücke setzte man auch als Zahlungsmittel im Tauschhandel mit den afrikanischen Kolonien ein. Nur wenige Bruchstücke von Perlen sind bei den Grabungen 1972–1974 zu Tage getreten. Vermutlich galt das Interesse der schatzsuchenden Inselbesucher, die bereits seit 1802 durch gedruckte Reisebeschreibungen auf die Überreste der Kunckelschen Glashütte hingewiesen wurden, vor allem diesen dekorativen Fundstücken.

Fotos: Daniel Lindner, P.-M. Bauers

 

Lesen Sie auch Teil I dieses Beitrags!

 

Im Atrium der Friedenskirche lädt die restaurierte Großplastik wieder zu Momenten der Ruhe ein

3,49 Meter groß, rund eine Tonne schwer: Der »Segnende Christus« ist eine stattliche Erscheinung, wenn auch von fragiler Gestalt. Seine äußere Hülle aus Kupfer ist sehr dünn und zerbrechlich. Vor 170 Jahren wurde die Galvanogroßplastik auf Wunsch des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. (1795 – 861) im Atrium der Friedenskirche im Park Sanssouci aufgestellt.

Angefertigt wurde die Statue im Königlichen Galvanoplastischen Institut Berlin mit einem damals neuen elektrochemischen Verfahren, bei dem sich Kupfer aus einer Lösung von Kupfersulfat niederschlägt. Zu den Eigenschaften dieses Verfahrens zählen unterschiedliche, teils papierdünne Wandstärken und sehr formgetreue Wiedergaben des Modells. Um dem Hohlkörper Standfestigkeit zu verleihen, werden bei der Herstellung Stabilisierungen aus Stahl und Blei an den Innenseiten der dünnen Kupferschicht aufgebracht. Im Lauf der Zeit wird das Material jedoch spröde, was zu Rissen, Brüchen und Deformationen führt. Bei der ersten Restaurierung unter Obhut der SPSG 1998/99 wurden weiter stabilisierende Edelstahlstützen ins Innere der Figur eingefügt. 20 Jahre später zeigten sich erneut witterungsbedingte Risse in der Kupferhaut und Schmutzablagerungen in den Vertiefungen.

In der Berliner Werkstatt für Metallrestaurierung Haber & Brandner, fachlich betreut von den Restaurator*innen der SPSG, wurde jetzt die Innenkonstruktion erweitert und verstärkt, um einer erneuten Rissbildung durch Bewegungen der Plastik entgegenzuwirken. Beschädigungen im Kupfer konnten wieder gefügt und stabilisiert werden. Die geschlossene Oberfläche erhielt abschließend eine neue schützende
Wachskonservierung, die alte Patina blieb erhalten.

Unterstützt wurden die aufwendigen, zehn Monate dauernden Restaurierungsmaßnahmen durch eine großzügige Spende der Irene und Karl Blumenberg Stiftung. Zum Andenken an ihre Eltern hatte Hildegard Blumenberg die »kleine Stiftung für Kunst, Kultur und Denkmalschutz« vor zehn Jahren gegründet. Schon einmal engagierte sich die Potsdamerin für ein Restaurierungsprojekt der SPSG. 2018 ermöglichte sie die Wiederherstellung einer Exedra-Bank an den Terrassen des Orangerieschlosses. Die halbkreisförmige Sandsteinbank auf einem Podest mit Bodenmosaik ist Aussichtspunkt mit herrlichem Blick auf das Orangerieschloss und ein beschaulicher Ruheplatz, einladend für alle Besucher*innen des Parks.

Nun ist ein weiterer Lieblingsort hinzugekommen. Das architektonische Ensemble der Friedenskirche nach italienischem Vorbild mit dem weithin sichtbaren Campanile, Kreuzgang und Säulenhof »ist einfach wunderschön«, sagt Hildegard Blumenberg. Besonders das von  Säulen umgebene Atrium mit Ausblick in den reizvollen Marlygarten und mit der Christusstatue auf dem Brunnensockel »ist ein fast meditativer Ort, an dem man die Hektik des Alltags hinter sich lassen und zur Ruhe kommen kann«. Am Segnenden Christus gefällt ihr neben der »jetzt frischen Optik« die »erhabene und freundliche Geste«. Mit weit geöffneten Armen scheint er die christliche Einladung auszusprechen: »Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid«.

Auch die »Karriere« dieser Großplastik ist beeindruckend. Das Original aus Carrara-Marmor schuf 1821 der dänische Bildhauer Bertel Thorwaldsen (1770 – 1844) für die Frauenkirche in Kopenhagen. Erst 1838 wurde der Segnende Christus dort aufgestellt. Bereits 1835 gelangte ein Gipsabguss nach Berlin. Nach dem Bau der Friedenskirche in Potsdam (1844) und der Gestaltung des Atriums und Brunnens (1846/47) nach Entwürfen des Architekten Ludwig Persius (1803 – 1845) bestimmte Friedrich Wilhelm IV. die Säulenvorhalle zum Standort der Galvanoplastik, der 1851 fertig war.

Bei einem Besuch in der Berliner Metallwerkstatt – ein kleines Dankeschön an die Spenderin – erfuhr Hildegard Blumenberg auch von all den anderen Galvanonachbildungen, die bis heute auf Friedhöfen zu finden sind. Auf Gräbern symbolisiert die Figur als »Christus Consolator« (Christus der Tröster) den auferstandenen Christus, der den Zurückbleibenden Trost und Segen spendet. Was viele auch nicht wissen: Im 19. Jahrhundert zierten verkleinerte Repliken der Statue viele Arbeitszimmer in Pfarrhäusern.

 

Weitere Informationen zu Spendenprojekten

 

Wer mehr über die Technik der Galvanoplastik und die Besonderheit dieser frühen Großplastik erfahren will, findet hier interessante Forschungsergebnisse:
Jörg Freitag: Zur frühen galvanoplastischen Herstel­lungstechnik von Kunstwerken in Berlin. In: Arbeitshefte des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums 36, 2015, S. 26–42.

 

 

Er war ein aufgehender Stern am Bildhauerhimmel, wurde aber nicht einmal 36 Jahre alt: Ridolfo Schadow starb am 31. Januar vor 200 Jahren. Die Skulpturenkustodin der SPSG Dr. Silke Kiesant zeichnet den kurzen Lebensweg des begabten Künstlers nach und gibt uns Einblicke in die geplante Präsentation einer besonderen Aufstellung.

Am 23. Januar 1822 besuchte der in Rom tätige Bildhauer Ridolfo Schadow einen Ball, auf dem er sich erkältete. Obwohl ihn heftige Brustschmerzen plagten, ritt er tags darauf pflichtbewusst noch einmal mit seinem Pferd aus, da es vorher lange im Stall gestanden hatte. Sein Gesundheitszustand verschlimmerte sich in der Folge drastisch. Schon am 31. Januar erlag er einer Lungenentzündung, noch nicht 36 Jahre alt. Die Künstlerschaft in Rom, aber auch im heimatlichen Berlin, war tief bestürzt. Denn Ridolfo Schadow galt damals als aufgehender Stern am Bildhauerhimmel. Seine Werke fanden Käufer in Preußen, Bayern, Italien, England, Irland und Russland.

Als ältester Sohn des berühmten Hofbildhauers und Direktors der Königlichen Akademie der Künste Johann Gottfried Schadow (1764-1850) wurde Carolus Zenon Ridolphus (Ridolfo) am 9. Juli 1786 in Rom geboren. Seine Eltern hatten dort geheiratet, und Johann Gottfried Schadow betrieb in der Ewigen Stadt künstlerische Studien.

Wenig später kehrte die Familie nach Berlin zurück. Ridolfo lernte im Atelier des Vaters das Zeichnen und die Bildhauerkunst und unterstützte ihn schon früh bei wichtigen Aufträgen. So gilt das Grabmal des Prinzen Ferdinand von Preußen (1804-1806), Sohn von König Friedrich Wilhelms III. und Königin Luise, als Gemeinschaftswerk der beiden Schadows. Es befindet sich in der Kapelle von Schloss Charlottenburg.

Die Sehnsucht nach seiner Geburtsstadt zog Ridolfo nach Rom, wo viele junge Künstler einen Teil ihrer Ausbildung absolvierten. Gemeinsam mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder, dem Maler Wilhelm Schadow (1788- 1862), brach er im Herbst 1810 auf. Genau elf Jahre vor Ridolfos Tod, am 31. Januar 1811, sahen die beiden zum ersten Mal aus ihrer Reisekutsche die Kuppel des Petersdoms. Wilhelm beschrieb die Begeisterung bei diesem Anblick und auch einen denkwürdigen Schwur in seinen Jugenderinnerungen: „Hier gaben wir uns das Wort, lieber tot in Rom zu bleiben, als ruhmlos in unsere Vaterstadt zurückzukehren.“

Mit Empfehlungsschreiben des Vaters ausgestattet, öffneten sich in den römischen Künstlerkreisen viele Türen: So machte Ridolfo Bekanntschaft mit dem italienischen Bildhauer Antonio Canova (1757-1822), mit dem sein Vater in regem Briefverkehr stand. Vor allem aber übte der dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen (1770-1844) mit seinen streng an der Antike orientierten Skulpturen einen großen Einfluss auf ihn aus. Mit Thorvaldsen, aber auch mit anderen Künstlern, wie den Malern Wilhelm Wach (1787-1845) und Adolf Senff (1785-1863) lebte Ridolfo Tür an der Tür in der Casa Buti. Dieses Haus, geführt von der Familie Buti und unweit der Spanischen Treppe gelegen, diente damals als eine Art Künstlerpension. Ebenfalls fußläufig zu erreichen war das Atelier, das Ridolfo von dem nach Berlin zurückgerufenen Bildhauer Christian Daniel Rauch (1777-1857), einem Schüler seines Vaters, übernahm.

Mit wenigen Unterbrechungen lebte der junge Bildhauer nun ausschließlich in Rom. Interessiert an der Antike und ihren Kunstwerken schrieb er dem Vater von Ausgrabungen in einer Villa bei Tivoli oder auf dem Forum Romanum, wobei dort „nichts schönes Statuarisches gefunden (wird), wahrscheinlich weil das Forum schon öfter umgewühlt worden.“ Langsam tastete sich Ridolfo an die Motive und Themen seiner Marmorwerke heran. Er sah die Werke Thorvaldsens direkt nebenan entstehen, studierte in den Museen auf dem Kapitol und im Vatikan, aber auch das alltägliche Leben seiner Umgebung. Kurz nach seiner Ankunft entstand in Rom bezeichnenderweise die Figur des Paris (1811), jenes trojanischen Königssohns, der im Auftrag von Göttervater Zeus die Entscheidung darüber fällen sollte, wer unter den Göttinnen Hera, Athena und Aphrodite die Schönste sei. Schon ein Jahr später war der heute verschollene Gipsabguss auf der Berliner Akademie-Ausstellung zu sehen. Johann Gottfried Schadow veranlasste mit Billigung Ridolfos 1819/20 den ersten von Mathias Léquine (Lebensdaten unbekannt) gefertigten und von Louis Coué (1784-1840) ziselierten Bronzeguss, der 1820 in der Akademie in Berlin ausgestellt wurde. Den zweiten Bronzeguss von 1826 erwarb der spätere König Friedrich Wilhelm IV. noch als Kronprinz. Er steht noch heute auf der Terrasse von Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci.

1816 ernannte die Berliner Akademie Ridolfo zum Ordentlichen Mitglied, sicher nicht ohne Zutun von Johann Gottfried Schadow. Der Sohn nutzte die regen Verbindungen, die sein Vater als Direktor der Akademie der Künste besaß, um seine Werke auch in Berlin zu verkaufen. Johann Gottfried Schadow veranstaltete in seinen Atelierräumen kleine Ausstellungen und lud Interessierte und Kauflustige ein, darunter auch Angehörige der preußischen Königsfamilie. Ridolfo nahm mit Freude zur Kenntnis, dass seine Skulpturen auch in der Heimat wohlwollend aufgenommen und sogar vom König angekauft wurden. Teilweise auf Bestellung, teilweise ohne Auftrag entstanden in Ridolfos römischem Atelier unter Mithilfe von Angestellten zahlreiche Marmorskulpturen, darunter Büsten, Grabmale, Reliefs, Einzelfiguren und Gruppen.

Einem seiner Ensembles ist ab 28. Mai bis 31. Dezember 2022 eine Sonderpräsentation im Vestibül des Neuen Flügels im Schloss Charlottenburg gewidmet: Unter dem Titel Das Urteil des Amor werden vier Marmorstatuen betrachtet, deren Zusammenspiel der Künstler von Anfang an im Sinn hatte: Die Sandalenbinderin, die Spinnerin und das Mädchen mit Tauben (Die Unschuld) stehen der Darstellung des Liebesgottes gegenüber. Jedes der Mädchen ist in eine alltäglich scheinende Haltung vertieft, keines bemerkt, wie aufmerksam Amor sie betrachtet. Die drei Mädchenfiguren und der Amor wurden von König Friedrich Wilhelm III. jeweils einzeln angekauft. Ob dem König der Gedanke Schadows bewusst war, alle vier Skulpturen in Beziehung zueinander aufzustellen, ist nicht gewiss. Drei von ihnen wurden im Königlichen Palais platziert, die vierte Figur (Die Unschuld) blieb im Berliner Schloss. Erst jetzt, im Jahr seines 200. Todestages, wird Ridolfo Schadows ursprüngliche Idee der gemeinsamen Präsentation erstmals umgesetzt.

In seiner Hand hält Amor einen Blumenkranz, bereit – wie Paris –, die Schönste unter ihnen zu küren. Jede einzelne Statue erzählt von den Anregungen, die dem Bildhauer vor Augen gestanden haben: Seien es antike Vorbilder, Werke seiner Künstlerkollegen oder eben die Schwestern Buti. Mit der ältesten, Elena (1797-1883), soll Ridolfo verlobt gewesen sein. Sie begleitete ihn auch in seinen letzten Stunden am Totenbett.

Wer mehr über Ridolfo Schadows Werke erfahren will, kann ab Mai 2022 ein neues Themenportal bei museum-digital besuchen. Während der Sonderpräsentation wird es hier auf der Website der SPSG vertiefende Informationen zu Ridolfos Gruppe und seinem Leben in Rom geben.

 

Ridolfo Schadow. Das Urteil des Amor
Sonderpräsentation zum 200. Todestag Ridolfo Schadows
28. Mai bis 31. Dezember 2022
Schloss Charlottenburg, Berlin
Neuer Flügel, Vestibül

 

 

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1980: Frühling im Park Babelsberg. Während eines Spaziergangs durchquerte Hans-Joachim Saßik mit seiner Familie den menschenleeren Park Babelsberg in Richtung Schloss. Vor dem Schloss stehend erklärte er seiner Frau aufgeregt gestikulierend den Aufbau der davor befindlichen, aber durch Wildwuchs schwer einsehbaren, Grenzanlage. Lautes Hundegebell ließ erahnen, dass die Grenze nicht fern sein konnte. Auf dem Rückweg wurde die Familie von einer Motorradstreife der Polizei aufgehalten. Wahrscheinlich war ihr Interesse am Aufbau der Grenzanlage aufgefallen. Die Familie hatte das Gefühl, von ihnen gezielt gesucht worden zu sein. Sie wurden ausführlich zu ihrem Besuchsgrund befragt und die Personalien aufgenommen. Bei der Kontrolle der Ausweispapiere wurden alle Angaben laut und deutlich vorgelesen, vermutlich schrieb eine zweite Seite alles mit. Das beängstigende Ereignis war letztlich einer von vielen Gründen, warum die Familie später aus der DDR floh. [Basierend auf Zeitzeugenbericht von Hans-Joachim Saßik.]

Wie dieses Erlebnis zeigt, sind die preußischen Schlösser und Gärten rund um die Glienicker Brücke auch im 20. Jahrhundert Spiegel von Weltgeschichte. Die deutsch-deutsche Grenze zerschnitt brutal zahlreiche Lebensentwürfe und gleichzeitig auch die als Einheit gedachten Park- und Schlossensembles der Potsdamer Kulturlandschaft. Als realer Schauplatz der Teilung wurden diese Orte zu Speichern von unterschiedlichen Erlebnissen und Wegmarken von Menschen, die lebten, liebten, hofften, sich an Tatsachen gewöhnten aber auch zweifelten und Auswege suchten. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten möchte all diese biografischen Erinnerungen sammeln, bewahren und vermitteln. So startete sie unterschiedlichste Zeitzeug:innen-Aufrufe, um mit der Erlebnisgeneration in Ost und West in den Dialog zu treten.

Erfahrungsberichte aus dem Bereich Schloss und Park Glienicke machen die westliche Perspektive auf die Grenze deutlich. Für Ausflügler aus Berlin (West) vermischte sich im Bereich der Glienicker Brücke häufig der Wunsch nach Erholung mit der kalten Realität der Grenzsicherungsanlagen. Auch Klaus Dittmer aus Reinickendorf kennt als Wassersportler die Bereiche der Brüderschlösser Glienicke und Babelsberg gut. Vor der Teilung besuchte er häufig seine Familie in Potsdam-Babelsberg. Nach 1961 beschränkten sich seine Ausflüge gezwungenermaßen auf den Umkreis des Schlosses Glienicke. Bei Bootsausflügen entlang der Havel bis zur Glienicker Brücke fiel sein Blick mit Bedauern hinüber zu den Potsdamer Parkanlagen, wo man durch die Grenzanlagen kaum noch etwas von der Gartenkunst erahnen konnte. Ein Besuch war völlig ausgeschlossen. Dieser wurde schließlich erst nach der Wiedervereinigung erneut möglich. [Basierend auf Zeitzeugenbericht Klaus Dittmer.]

Und so zog es Klaus Dittmer direkt nach der Öffnung der Grenze wieder in den Park Babelsberg. Neben den klar sichtbaren Überresten der Sicherungsanlagen sind ihm vielleicht auch die zahlreichen stummen Zeugen der Zeitgeschichte aufgefallen: die Buchen. In ihren Stämmen tragen sie bis heute Einritzungen, die den Baum auch lebensbedrohlich hätten schädigen können. Mitunter finden sich kyrillische Schriftzeichen, die vermutlich aus der Sowjetischen Besatzungszeit stammen. Häufig ist das Kürzel „EK“ zu finden. „EK“ steht hier vermutlich für Entlassungskandidat der Grenztruppen. Zudem war es wohl bei den ehemaligen Grenzsoldaten üblich, im Park die letzte Kragenbinde der Uniform als Erinnerung mit allen Unterschriften des Jahrgangs möglichst hoch an einen Baum zu nageln. Einige Bäume im Grenzbereich hatten zudem unter Verletzungen von den Drahtseilen zu leiden. Diese gehörten zur Laufanlage, an denen die Grenzhunde des Sicherheitsbereichs angekettet waren.

Nach dem Eingang zahlreicher Erinnerungen von Zeitzeug:innen stellt sich die SPSG nun der Herausforderung, diese Geschichten an ein breites Publikum zu vermitteln. Zu dem Zweck hat sich in der Stiftung eine Projektgruppe gebildet. Geplant sind u.a. Veranstaltungen im Schloss Babelsberg und Glienicke, die Zeitzeugnisse präsentieren und zum gemeinsamen Austausch einladen.

Zudem finden auch modernste, digitale Formate Anwendung. So werden im derzeit laufenden Gaming-Projekt „Border Zone“, eine Kooperation mit dem Cologne Game Lab, einige dieser Zeitzeugenberichte Grundlage von Spielepisoden sein. In der Game-App können Spieler:innen dann mithilfe ihres Tablets und Smartphones sowie neuster Mixed-Reality-Technologie die Spuren der Zeitgeschichte im Park Babelsberg erkunden. Dabei lernen sie in kurzen, interaktiven Missionen die Teilungsgeschichte und ihre Auswirkungen auf den Schlosspark aus verschiedenen Perspektiven kennen.

Bettina Harz, Referat Bildung und Teilhabe, Mitglied der SPSG-Arbeitsgruppe „Zeitgeschichte der Schlösser und Gärten rund um die Glienicker Brücke“

Sara Oslislo, Referat Bildung und Teilhabe, Projektbetreuerin „Border Zone“

 

Der Königliche Weinberg lädt zum Jubiläum und begrüßt einen neuen Botschafter.

von Ortrun Egelkraut

Sie arbeiten »im Auftrag seiner Majestät«, wie der Aufkleber auf einem Transporter verrät. Den königlichen Auftrag haben sich die Mosaik-Werkstätten für behinderte Menschen und die SPSG 2006 gemeinsam gegeben. Damals startete das Projekt »Königlicher Weinberg« mit der »Vision 2019«. In diesem Jahr wird der Weinberg Friedrichs des Großen, wie das Neue Palais, 250 Jahre alt. Zum Jubiläum wird das Königliche Weinfest gefeiert – und stolz vorgeführt, was bislang geleistet wurde. Nächstes Ziel: »Vision possible«.

Einen Überblick auf die historischen Etappen des Weinbergs – und des Weinbaus in Brandenburg – gibt die neue Ausstellung »Wein wie am Rhein« im Alten Heizhaus. Auf Tafeln mit Fotos und Texten, auch in leichter Sprache werden die Fortschritte der vergangenen Jahre zur Sanierung und Rekultivierung des königlichen Gartendenkmals hervorgehoben. Und im Weinberg unterhalb des friderizianischen Belvedere sind sie längst sichtbar. Inzwischen wächst der Wein an 3000 Rebstöcken. Gekeltert werden die Weißweinsorte Phönix und der rote Regent. Das Hitzejahr 2018 brachte mit rund 2000 Flaschen den bisher größten Ertrag.

»Wir haben viel geschafft, aber es bleibt noch sehr viel zu tun«, fasst Andreas Kramp den aktuellen Stand zusammen. Als größte Herausforderung nennt der Projektleiter der Mosaik-Werkstätten die Sicherung und Sanierung der historischen Talutmauern. Durch ihre schräge Ausrichtung und frühere Verglasung bieten sie ideale Bedingungen für gutes Gedeihen der Reben. Eine zehn Meter lange Musterachse konnte dank einer Förderung durch das Brandenburger Landwirtschaftsministerium wiederhergestellt werden. Aber für 750 laufende Meter an den oberen Terrassen »braucht es Millionenbeträge«. Mit einer Viertelmillion Euro wird die komplette Sanierung des Heizhauses aus der Kaiserzeit veranschlagt. Dringend nötig ist ein neues Dach anstelle des Provisoriums. Ob eines der kaiserlichen Gewächshäuser wieder aufgebaut werden kann, liegt in weiter Ferne.

Das Mosaik-Projekt, in dem Menschen mit Behinderung eine berufliche Perspektive in Gartenbau und Denkmalpflege erhalten, ist auf Zuwendungen jeder Art angewiesen. Mosaik und die SPSG danken allen bisherigen Spendern, Sponsoren und Unterstützern und bitten um weiteres Engagement. Viele Privatpersonen haben Rebstock-Patenschaften übernommen und spenden für Anbau und Pflege. Der Lions Club Potsdam ermöglichte mit einer Großspende unter anderem den Einbau eines Ofens im kaiserlichen Heizhaus. Einzelne Lions-Mitglieder engagieren sich auch tatkräftig zupackend.

Gelegenheit zum Spenden, zum Kaufen, zur Information und zum Genuss bietet das 8. Königliche Weinfest am 12. und 13. Juli. Dort werden auch die ersten Flaschen des »Jubiläumsweins, Spitzenjahrgang 2018« zu Gunsten der weiteren Verschönerung der Anlage versteigert.

Dass die Initiative und Art und Weise der gärtnerischen Wiedererschaffung auch international Beachtung finden soll, dafür will der neu ernannte Botschafter werben. Hartmut Dorgerloh hat als langjähriger Generaldirektor der SPSG das Projekt von Anfang an begleitet und unterstützt. Als jetziger Generalintendant des Humboldt Forums sieht er viele Möglichkeiten, dieses bemerkenswerte Inklusionsprojekt »in die Welt hinaus zu tragen«. Und eine Flasche Wein vom Königlichen Weinberg in Sanssouci bietet sich als »ganz besonderes Gastgeschenk« an.

Ausstellungsaufbau in Schloss Schönhausen

Vor dem Schloss Schönhausen weht nach vielen Jahren wieder eine Flagge, am Eingangsrondell fahren Lastwagen vor. Drinnen sind Handwerker, Restauratoren und Kuratoren an der Arbeit. Am 1. April öffnet hier die Ausstellung „Schlösser für den Staatsgast“. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

Impressionen vom Eröffnungstag

Morgens Pressekonferenz, abends Festakt – und dann war es endlich soweit: Gestern wurde im Schloss Schönhausen unsere Ausstellung „Schlösser für den Staatsgast. Staatsbesuche im geteilten Deutschland“ feierlich eröffnet. Ein kleiner Rückblick in Bildern auf einen ereignisreichen Tag.

Ein Spaziergang in Bildern durch den blühenden Schlossgarten.

UPDATE: Neuer Termin: Freitag, 03. Juni 2016!

Hermann Fürst von Pückler-Muskau, der schillernde Gartenkünstler, war immer für eine Überraschung gut: Er war der erste, der es in Preußen schaffte, einen großen alten Baum zu verpflanzen. Dank seiner spektakulären „Baum-Maschine“ – das Know-how dazu hatte er aus England mitgebracht – konnte er seine Träume vom perfekten Landschaftsgarten verwirklichen. Der Nachbau eines solchen Großbaumverpflanzwagens kündigt jetzt vor dem Schloss Babelsberg die große Ausstellung „Pückler. Babelsberg – Der grüne Fürst und die Kaiserin“ an.

Daran hätte Pückler seine Freude gehabt: Der erste Logiergast in der Babelsberger Ausstellung „Pückler. Babelsberg – Der grüne Fürst und die Kaiserin“ ist ein blauer Ara! Der exzentrische Fürst wusste sich mit diesen schillernden Tieren fabelhaft zu inszenieren und schenkte auch seiner Babelsberger Auftraggeberin, der späteren Kaiserin Augusta, einen solchen Ara.

Seit dem Jahr 2011 präsentiert die SPSG im Jagdschloss Grunewald die größte Cranach-Sammlung Berlins in einer neuen Präsentation. In ihrem Ursprung geht diese Sammlung auf einen Auftrag des brandenburgischen Kurfürsten Joachim II. an die Werkstatt von Lucas Cranach d. Ä.  zurück. Schlossbereichleiterin Kathrin Külow stellt anlässlich des Osterfestes den Passionszyklus vor.

1536 war Joachim, der im Vorjahr die Regierung übernommen hatte, in die Residenz seines Onkels, des Kardinals Albrecht von Brandenburg gereist und hatte während der Osterfeiertage die prachtvolle Ausstattung des Hallenser Domes erleben können. Kardinal Albrecht, der zugleich Kurfürst und Erzbischof von Mainz und Erzbischof von Magdeburg war, hatte der Cranach-Werkstatt im Jahr 1519 einen Auftrag für 140 Bildtafeln erteilt. Die Klosterkirche der Dominikaner ließ er mit päpstlicher Erlaubnis in eine Stiftskirche des Magdeburger Erzbistums umwandeln und umbauen. Neben Cranach erhielt auch Matthias Grünewald einen Auftrag. In der Stiftskirche wurde während der kirchlichen Hochfeste das „Hallesche Heilthum“ präsentiert, eine mehr als 20.000 Reliquien umfassende Sammlung des Kardinal Albrechts.

Machtanspruch der Hohenzollen

Die Idee einer neuen, dem gestiegenen Herrschaftsanspruch der Hohenzollern entsprechenden Hofkirche in Berlin hatte bereits Kurfürst Joachim I. verfolgt. 1536 hob sein Sohn mit päpstlicher Erlaubnis das dem Schloss benachbarte Dominikanerkloster auf und transferierte das seit 1465 an der Erasmuskapelle im Berliner Schloss angesiedelte Kollegiatstift in das ehemalige Kloster. Die Klosterkirche, die nun Maria Magdalena, dem Heiligen Erasmus und dem Heiligen Kreuz geweiht wurde, ließ er zur Stifts- und Hofkirche umgestalten und bestimmte sie zur neuen Grablege der Hohenzollern.

Für die Ausstattung der Neugründung erteilte der Kurfürst Lucas Cranach d. Ä. einen Auftrag für einen Passionszyklus ähnlich dem in Halle, den die Werkstatt in den Jahren 1537/38 ausführte.  Allein die Wittenberger Werkstatt war in dieser Zeit in der Lage, derartig umfangreiche Aufträge in kurzer Zeit umzusetzen.

Joachim II. reformierte Brandenburg in Spandau

Nachdem Joachim II. 1539 das Abendmahl nach evangelischen Ritus in der St. Nikolai Kirche in Spandau empfangen hatte, wurde die Reformation auch in der Mark Brandenburg eingeführt. Öffentlich bekannte sich der Kurfürst erst 1563 zum Protestantismus. Seine Gemahlin Hedwig blieb bis zum Ende ihres Lebens katholisch.

Nach der Umwandlung der Domkirche in eine reformierte Kirche verblieben die Altartafeln nach dem Bildersturm von 1615 in der Erasmuskapelle. Anders als ihr Mann, Kurfürst Johann Sigismund, hatte Anna von Preußen den Glaubenswechsel nicht vollzogen. Sie wurde zur Fürsprecherin der lutherischen Bevölkerung in Brandenburg und verhinderte durch ihr energisches Auftreten einen Verkauf der Altartafeln.

Neun von zehn erhaltenen Tafeln sind im Grunewald zu sehen

Von den Wandelaltären sind heute noch zehn Mitteltafeln erhalten. Sechs gehören zum Bestand der SPSG, drei weitere zum Bestand der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Eine Tafel befindet sich im Kunsthistorischen Museum Wien.

Im Jagdschloss Grunewald werden die neun in Berlin befindlichen Gemälde gezeigt. Sie machen deutlich, dass die Cranach-Werkstatt in den 1530er Jahren noch für Auftraggeber aus beiden konfessionellen Lagern arbeiten konnte. Insbesondere die Darstellung Christi in der Vorhölle verweist auf katholische Vorstellungen. Dabei ist die Vorhölle nicht mit dem Fegefeuer zu verwechseln. Sie war für Seelen reserviert, die ohne eigenes Verschulden vom Paradies ausgeschlossen waren.

Noch ist es nicht soweit, doch die Ausstellung „Kaiserdämmerung. Das Neue Palais 1918 zwischen Monarchie und Republik“, die die SPSG ab dem 16. Juni präsentiert, wirft bereits ihre Schatten voraus. Als eine der ersten Leihgaben ist mittlerweile der Schreibtisch Wilhelms II. in Potsdam eingetroffen, kostbarer Besitz der Stichting Huis Doorn in den Niederlanden. Die Stiftung verwaltet die Kunstwerke und Objekte, die Wilhelm nach dem Ende der Monarchie zugesprochen wurden und die er in sein niederländisches Exil bringen ließ.

Am 29. Oktober 1918 speiste Kaiser Wilhelm II. zum letzten Mal im Neuen Palais in Potsdam. Seine Gemahlin, Kaiserin Auguste, und beider Sohn Prinz Oskar leisteten ihm Gesellschaft. Danach verließ Wilhelm II. die Stadt, um in das Große Hauptquartier nach Spa zu fahren. 10 Tage später beendeten Novemberrevolution und Abdankung die preußische Monarchie. Rückblickend endete mit der Abreise Wilhelms II. auch die höfische Tafelkultur im Neuen Palais.

Die Situation des letzten Abendessens des Kaisers wird in der Ausstellung „Kaiserdämmerung – Das Neue Palais 1918 zwischen Monarchie und Republik“ am historischen Ort mit einer gedeckten Tafel nachgestellt, u.a. mit dem um 1900 in der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin angefertigten Tafelservice „Neuosier“ als Leihgabe des Museums Huis Doorn in den Niederlanden und Gläsern und Karaffen, um 1912 in Schlesien hergestellt, ebenfalls aus Huis Doorn. Alle Objekte, auch das teils vergoldete Silberbesteck, die Salièren und die Schale, stammen aus dem ehemaligen Besitz des Kaiserpaares.

Als Speisezimmer nutzte die Familie im Neuen Palais das einstige Konzertzimmer. Wilhelm II. griff damit auf eine Tradition seiner Eltern zurück, die den Raum über eine Tapetentür mit einem Anrichtezimmer hatten verbinden lassen. Das wegen seines Wandschmuckes als „Apollosaal“ bezeichnete Speisezimmer diente für private Essen. Hier wurde täglich um 13 Uhr das Mittagessen als zweites Frühstück sowie um 20 Uhr das Abendessen eingenommen. Im Gegensatz zur hungernden Bevölkerung war die kaiserliche Tafel während des Ersten Weltkrieges verhältnismäßig reich gedeckt, wenngleich auch sie die eingeschränkte Versorgungslage des Krieges spiegelte. Hofberichten zufolge bestand im April 1916 die Abendtafel der Kaiserin aus kaltem Fleisch, Kartoffeln mit Schwarzwurzeln, Salat, Schokoladenflammeri und Obst.

Im Kabinett der Bildergalerie des Schlosses Sanssouci ist zur Öffnung der Bildergalerie am 1. Juli eine Madonna wieder zu bewundern, die seit fast 80 Jahren nicht mehr zu sehen war.
Gemäldekustodin Franziska Windt und Gemälderestaurator Daniel Fitzenreiter berichten von der Rückkehr und der Restaurierung der „Madonna mit dem Johannisknaben“.

Die Kunstsammlung der SPSG ist weltweit berühmt. Regelmäßig reisen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt an, um sich die Werke vor Ort anzusehen. Ruta Nazaraite, Studentin der Restaurierung an der Kunstakademie Vilnius, schreibt aktuell ihre Masterarbeit über ein Gemälde, das erst seit 2014 ins Schloss Caputh zurückgekehrt ist: „Drei Frauen am Grabe Christi“ von Antonio Campi (ca. 1524 – 87). Stiftungs-Restaurator Daniel Fitzenreiter begleitete sie bei ihren Recherchen in Caputh und beschreibt die Hintergründe des Besuchs.

Im Rokoko-Festsaal des Schlosses war am Vormittag zur Pressekonferenz geladen. Zahlreich waren die Vertreterinnen und Vertreter der Medien angereist, worüber wir uns sehr gefreut haben – ebenso wie über die vielfältige und positive Berichterstattung.

Auf dem Podium zugegen waren selbstverständlich auch die Kollegen der UNESCO-Welterbestätte Schlösser Augustusburg und Falkenlust bei Brühl, mit denen gemeinsam die Ausstellung konzipiert wurde. 

Kuratorenführung in der Ausstellung „Schlösser für den Staatsgast“

Kurator Jörg Kirschstein führt durch die Ausstellung. © SPSG / Foto: Daniel Lindner

Am Freitag, dem 03. Juni 2016, laden wir um 18 Uhr zu einem TweetUp durch die Sonderausstellung „Schlösser für den Staatsgast. Staatsbesuche im geteilten Deutschland“ ein: Ausstellungskurator Jörg Kirschstein führt interessierte Twitterati und BloggerInnen exklusiv durch die Ausstellung im Schloss Schönhausen. Unter dem Hashtag #staatsgäste darf live getwittert & gepostet werden.

Wie kann man teilnehmen?

Wenn Sie einen Twitter- und/oder Instagram-Account haben und/oder ein Blog betreiben, sind Sie herzlich willkommen! Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, bitten wir um Anmeldung bis spätestens 29.05.2016 an die Mail-Adresse socialweb(at)spsg.de. Bitte geben Sie dabei Ihren Twitter- und ggf. Instagram-Handle an sowie, falls vorhanden, die Adresse Ihres Blogs.

20 Plätze stehen zur Verfügung. Sollten mehr Anmeldungen eingehen als Plätze vorhanden sind, gibt es eine Warteliste – schnelles Anmelden lohnt also! Alle TeilnehmerInnen erhalten am Montag, den 30.05.2016 eine Bestätigungsmail.

Hashtag:

Der Hashtag zur Ausstellung / zum TweetUp lautet: #staatsgäste

Veranstaltungsort:

Schloss Schönhausen
Tschaikowskistraße 1
13156 Berlin

Anreise: Tram M1 oder Bus 250 bis Tschaikowskistraße; S2 oder U2 bis Bahnhof Pankow.
Parkplätze sind nur begrenzt vorhanden

Ausführliche Informationen zum Schloss Schönhausen finden Sie hier »

Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung!

Das Projekt sowie die beiden Ausstellungsorte präsentierten (v.l.n.r.): Dr. Heinz Berg, Ständiger Vertreter des Generaldirektors der SPSG; Heinz Kracht von der UNESCO-Welterbestätte Schlösser Augustusburg und Falkenlust bei Brühl; Jörg Kirschstein, SPSG-Kurator und Schlossbereichsleiter von Schloss Schönhausen; sowie die Kuratorin der Brühler Ausstellung, Christiane Winkler.

Flora, die antike Göttin der Blumen und der Gärtnerei, ist im Park Sanssouci ganz in ihrem Element und auch gleich mehrfach als Marmorbild anzutreffen – hier zu sehen in einer Version des Bildhauers A. Wolff. Sie steht im Marlygarten in unmittelbarer Nähe der Friedenskirche. Wer an dieser Stelle einen frühlingshaften Rundgang durch den Park startet, wird gleich mit großer Pracht ins Thema eingeführt!

„Es ist dies die Freiheit der Bäume, nach der wir uns ebenfalls so sehr sehnen.“ – Großbaumverpflanzung und Baumuniversität à la Pückler

Dass das Gärtnern nicht nur traumhafte Parklandschaften hervorbringen, sondern sich dabei auch höchst spektakulärer Mittel bedienen kann, bewies allen einmal mehr Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785–1871). Womit konnte man die ländliche Bevölkerung in der Mitte des 19. Jahrhunderts wohl mehr überraschen, als damit, einen 8, 12 oder 15 Meter hohen Baum auf einem sonderbaren hölzernen Karren mit übermannshohen Rädern und von Pferden gezogen über weite Strecken in Richtung Park zu transportieren?

Der blaue Ara, dessen Konterfei bereits diverse Plakate, Flyer und Busse in Potsdam ziert, wurde von Präparator Stephan Klaue extra für die Ausstellung „angefertigt“. Selbstverständlich ist das Tier eines natürlichen Todes gestorben und lebte bis zuletzt in einem deutschen Zoo.

Fußwaschung Christi

Der erhaltene Zyklus beginnt mit der Fußwaschung Christi. Während des letzten Abendmahls wusch Jesus seinen Jüngern die Füße.Cranach stellt hier den Moment dar, als Petrus nach anfänglichem Sträuben einwilligt. Jesus hatte zuvor zu ihm gesagt: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du keinen Anteil an mir. In der katholischen Kirche gehört die Fußwaschung bis heute zur Liturgie des Gründonnerstags.

Auf kaiserzeitlichen Fotos ist der Schreibtisch im Arbeitszimmer Wilhelms II. im Neuen Palais in Potsdam zu sehen. Damals befand er sich in einem weitaus besseren Zustand als heute, was nicht verwunderlich ist, denn der Zahn der Zeit hat dem Möbel arg zugesetzt. Trotzdem vermittelt der Tisch – der eigentlich ein Stehpult ist, denn bei einer Höhe von 125 cm und seiner beweglichen Arbeitsplatte kann man angenehm im Stehen an ihm arbeiten – mit seiner weiß-goldenen Fassung und den bronzenen Beschlägen immer noch einen guten Eindruck seines ursprünglichen noblen Erscheinungsbildes.

Das im Stil des Rokoko gestaltete Schreibpult wird nun für die Ausstellung hergerichtet und befindet sich zur Zeit in der Restaurierungswerkstatt für Möbel der SPSG im Potsdamer Neuen Garten. Auf der Agenda stehen die Festigung der Fassung sowie eine vorsichtige Reinigung des Möbels.

SPSG-Restaurator Thomas Kühn wird dabei tatkräftig unterstützt von Diplom-Restauratorin Grit Broschke vom Atelier für Restaurierung mit Sitz in Potsdam. Vom 16. Juni bis zum 12. November ist der „kaiserliche Besuch“ dann wieder an seinem angestammten Platz im Neuen Palais in Potsdam zu sehen.

Das Gemälde ist nun restauriert und in seinem ursprünglichen prachtvollen Rahmen an zentraler Stelle im Kabinett der Bildergalerie zu sehen. Die Madonna gehört zum Originalbestand der Gemäldegalerie und das führte nach 1990 zu einer Jagd nach dem Kunstwerk, die viele Jahre dauerte.

 

Der in Berlin lebende englische Kaufmann und manische Kunstsammler Edward Solly (1776–1848) erwarb Antonio Campis Bild „Drei Frauen am Grabe Christi“ nach 1800 aus Italien. 1821 gelangte seine umfangreichen Berliner Kunstsammlungen in das Königliche Museum im Berliner Lustgarten, einige Gemälde in die preußischen Schlösser. Das kleine Gemälde von Campi war in verschiedenen preußischen Schlössern, zuletzt von 1926 bis 1945 im Berliner Stadtschloss. Ende des Zweiten Weltkrieges reiste es im Gepäck eines heimkehrenden Soldaten der Roten Armee in die Sowjetunion. 1951 kam es aus der Sammlung des Schauspielers Vincas Steponavičius in das National Lithuanian Art Museum. Über sechzig Jahre gehörte es zum Museumsbestand in Vilnius, 2014 kam es in die Gemäldesammlung der SPSG zurück. In einer Präsentation im Neuen Palais wurde das kleine Gemälde in Anwesenheit S.E. Herrn Deividas Matulionis, Botschafter der Republik Litauen, übergeben, es erhielt seinen Platz im Schloss Caputh.
In dieser Aufzählung fehlen die Namen vieler Menschen, die das Bild auf seinem Weg in den Händen hielten – und sich von dem Bild verzaubern ließen.

Zugegeben, in der Restaurierung beschränkt sich das Interesse auf die Konservierungen und Restaurierungen am jeweiligen Bild, aber auch immer (mehr) auf die Personen, die in der Vergangenheit konserviert und restauriert haben.
Eine Gelegenheit hierüber genaueres zu erfahren, bot sich im August dieses Jahres, denn es gibt eine lebendige Erinnerung an dieses Bild in Vilnius. Das zeigte sich in der Anfrage von Ruta Nazaraite, Masterstudentin der Restaurierung an der Kunstakademie Vilnius (Vilniaus dailės akademija). Sie schreibt in ihrer Masterarbeit über die technischen Besonderheiten von italienischen Holztafelgemälden.

Das kleine Gemälde von Antonio Campi (ca. 1524 – 87) aus Cremona ist auf eine Pappelholztafel gemalt und wurde in den letzten 200 Jahren mehrfach bearbeitet. Ruta Nazaraite konnte berichten, dass kleine fragile Farbschichtpartikel in der Mitte des kleinen Gemäldes während der Zeit in Vilnius mehrfach mit Störleim wieder angeklebt wurden. Auch ist das Bild mit einer Glasscheibe geschützt worden.

Aus der vorherigen „preußischen“ Zeit ab 1830 sind beim „Campi“ beispielsweise auf der Rückseite Spuren einer Brettstabilisierung sichtbar. Diese waren typisch für die Restaurierungen im Berliner Königlichen Museum der Restauratoren Köster und Schlesinger bis 1850. Christian Köster (1784–1851) und Johann Jakob Schlesinger (1792–1855) restaurierten nicht nur Campis Gemälde – sie hatten die in Paris erworbenen Italiener aus der römischen Sammlung Giustiniani, die aus ganz Europa stammenden Gemälde des erwähnten Edward Solly, und etliche Meisterwerke aus den Königsschlössern in ihren Händen. Beide trugen mit diesen Arbeiten erheblich zur Professionalisierung des Restauraurierungsberufs bei. Dank ihrer Expertise konnte einigen Scharlatanen im Geschäft der Einfluss genommen werden. Köster veröffentlichte später ein vielbeachtetes Buch zu Restaurierung, Schlesinger wurde der erste verbeamtete Restaurator in Preußen.

Alle Geschichten der Bilder, die in die Sammlungen der SPSG zurückkehren sind berührend, häufig verstörend, spannend, am Ende erfreulich. Die Bilder verstreute machtpolitischer Irrsinn im Deutschland der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der den Tod von Millionen Menschen, Leid und zerstörte Länder brachte. Daher danken wir der Republik Litauen, die das Gemälde „Die drei Frauen am Grabe“ zurück in unsere Hände gegeben hat.

Vielen Dank auch für den Besuch von Ruta Nazaraite und den direkten Austausch über ein kleines und sehr besonderes Bild.
 

Beim anschließenden Presserundgang bot Jörg Kirschstein spannende Einblicke ins Zeremoniell der Staatsbesuche in Ost und West und stellte ausgewählte Exponate vor: Darunter die gedeckte Tafel, die mit originalen Porzellanen, Gläsern und Bestecke einen Eindruck von den Staatsbanketten der DDR im Schloss Schönhausen sowie der BRD im Schloss Augustusburg vermittelt ...

Gleichgültig wie groß der Aufwand war: Die Verpflanzung großer Bäume war ein Markenzeichen des Fürsten Pückler, vereinte er doch damit die Besänftigung der eigenen gärtnerischen Ungeduld mit dem Hang zum Aufsehenerregenden. Die Inspiration hierzu kam aus England. Insbesondere war es der Landschaftsgärtner Sir Henry Steuart (1759–1836), der seine Erfahrungen mit der Großbaumverpflanzung in dem Fachbuch The Planter's Guide festgehalten hatte, das Pückler 1828 in London erwarb und überaus lobte.

Die Ausstellung stellt die Schlösser Augustusburg in Brühl und Schönhausen in Berlin-Pankow als Repräsentationsorte zweier gegensätzlicher politischer Systeme einander gegenüber. Schloss Schönhausen war Staatsgästehaus der DDR-Regierung, Augustusburg Kulisse für Staatsempfänge der Bundesregierung. Die Ausstellung wird an beiden historischen Schauplätzen gezeigt: Zunächst in Berlin, später in Brühl.

... sowie eine Reihe von Staatsgeschenken, welche hochrangige Gäste aus aller Welt anlässlich ihres Besuchs in der Hauptstadt mitbrachten.

Sternmagnolie und Blumenrabatten im Friedensgarten.

Geißelung

Zur Hinrichtungsmethode der Kreuzigung gehörte die Entkleidung und öffentliche Geißelung. Diese erfolgte mit dem Flagrum, einer Art Peitsche mit zwei oder drei Lederriemen, die am unteren Ende mit Blei beschwert und zusätzlich mit Kugeln, Widerhaken und Ähnlichem bestückt sein konnten. Neben der Erniedrigung des Verurteilten wurde sein Organismus durch den Schmerz und den Blutverlust geschwächt, so dass bereits die Geißelung tödlich enden konnte.

Auf der Tafel sehen wir fünf Soldaten. Drei sind damit beschäftigt, Jesus zu schlagen. Der rechte Soldat hat das beschriebene Flagrum in Händen, während die anderen beiden Ruten verwenden. Zu Füßen des Verurteilten flicht ein Soldat die Dornenkrone. Im Hintergrund sind in orientalischer Kleidung der römische Statthalter Pontius Pilatus und in rotem Kleid mit weißer Kopfbedeckung der Hohepriester Kaiphas zu erkennen.

Im benachbarten Gebäude der Bundesakademie für Sicherheitspolitik fand am Abend dann die feierliche Eröffnung statt. Im vollbesetzten Saal sprachen Pankows Bezirksbürgermeister Matthias Köhne, Dr. Heinz Berg und Jörg Kirschstein zu den Gästen.

Musikalisch ebenso stimmungsvoll wie thematisch passend umrahmt wurde der Festakt von sechs Nationalhymnen, arrangiert für Sopran und Klavier – ein kleiner Vorgeschmack auf die „Nationalhymnen-Revue“, die am 5. Juni im Schloss aufgeführt wird.

Bereits im Muskauer Park setzte der Fürst Verpflanzmaschinen ein, etwa bei den bekannten Gehölzpflanzungen der ca. 40 Jahre alten gepflanzten Blutbuche am Schloss im Jahr 1826 und der Dreiergruppe von Pappeln auf der Schlosswiese 1830.

Ob Pücklers Großbaumverpflanzwagen auch bei der Gestaltung des Parks Babelsberg zum Einsatz kam, ist nicht gesichert. Während seiner Tätigkeit dort beklagte er sich darüber, dass es in Babelsberg „zum Verpflanzen großer Bäume leider an einer zweckmäßigen Maschine“ fehle. Vermutlich wurden Großbaumverpflanzungen dort erst ab 1865 durch den Obergärtner Otto Ferdinand Kindermann (1843–1 918) vorgenommen, der aber zuvor bei Pückler in dessen Branitzer Park gesehen hatte, wie die Arbeiten mit der Baum-Maschine ausgeführt wurden.

In Branitz hatte Pückler – anders als in Muskau und Babelsberg – nicht das Glück, einen alten und entwicklungsfähigen Baumbestand vorzufinden. Die wenigen brauchbaren Gehölze vor Ort hatte er sogar in den Jahren zuvor nach Muskau bringen lassen. So musste sein Alterswerk sozusagen aus dem Nichts gestaltet werden, und die aufwändige Großbaumverpflanzung war insbesondere auch deshalb erforderlich, weil der bereits über 60jährige Fürst die Bildwirkung noch mit eigenen Augen sehen wollte. Haushaltsunterlagen sprechen von etwa 700 Großbäumen, die zwischen 1846 und 1850 im Branitzer Park gepflanzt wurden. Die Gehölze suchte er vermutlich vor allem bei Ausritten in einem Umkreis von bis zu 40 Kilometern aus.

Die meisten Bäume, die versetzt wurden, hatten eine Höhe von sechs bis zehn, in Einzelfällen bis zu 22 Metern und einen Stammdurchmesser bis ca. 50 cm. Etwa 12 Arbeiter waren für die anschließende Pflanzung erforderlich, um mit Seilen und überkreuzten Stangen, sogenannten Scheren, die Baum-Maschine mit dem aufgelegten Großbaum nach und nach in Position zu bringen. Mit Hilfe der Scheren wird die Baum-Maschine allmählich in die Senkrechte gebracht, danach wird der Baum losgebunden und sitzt im Pflanzloch. Zu guter letzt wird die Baum-Maschine zu Boden gelassen und das Pflanzloch verfüllt.

Der blaue Ara, oder wie man fachlich korrekt sagen würde, der Anodorhynchus hyacinthinus, entstammt der Gattung der sogenannten Blauaras. In kleinen Familienverbänden leben diese normalerweise in den tropischen Gefilden Südamerikas (Brasilien, Paraguay). Mit ihrer Körpergröße von bis zu einem Meter sind sie die größte Papageienart, ihr kräftiger Schnabel eignet sich perfekt zum Knacken von Samen und Nüssen. Die Weltnaturschutzorganisation (IUCN) musste den blauen Ara als gefährdet einstufen.

Der blaue Ara ist ein Tier, welches bereits im 18. und 19. Jahrhundert die Massen faszinierte und als Ziervogel gehalten wurde. In den adligen Salons dieser Zeit erfreuten sich die schillernden Vögel großer Beliebtheit. Berühmt wurde der Vasa-Papagei Alexander von Humboldts. Augustas Schwiegervater König Friedrich Wilhelm III. besaß mindestens acht Papageien, die nach seinem Tod als Kostbarkeiten weitervererbt wurden. Königin Elisabeth, Augustas Schwägerin, unterhielt eine besonders enge Beziehung zu ihrem Rosella-Sittich „Lorchen“.

Auch Fürst Pückler schwärmte damals für die schönen Aras und besaß selbst mehrere Papageien. Um im Jahr 1818 seine Anreise zum Aachener Kongress zu inszenieren, schickte Pückler von Brüssel einen Wagen mit seinen Papageien, von denen er sich angeblich nicht trennen konnte, voraus. Auf dem Weg brach allerdings ein Pferd zusammen, so dass die exotischen Vögel viel später als Pückler selbst am Ziel ankamen.

Im Frühjahr oder Sommer 1849 schenkte Pückler seiner Babelsberger Auftragsgeberin, der Prinzessin Augusta, einen ebensolchen blauen Ara. Seine exotische Herkunft aus Südamerika sowie die geringe Anzahl an Aras machte dieses Geschenk besonders kostbar.

Die Prinzessin nahm den Vogel mit nach Koblenz und sorgte sich dort um sein Wohlergehen. Einen Brief an Pückler vom 2. Oktober schließt sie:

„(…) Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit muß ich leider berichten dass der blaue ara schon friert. Wie wird er im Winter fühlen! Stets Ihre dankbare Prinzessin Augusta“

Der blaue Ara, Pücklers ausgefallenes Präsent für die Prinzessin, starb nach nur wenigen Jahren. Die Trauer bei Augusta war groß, sie schrieb an Pückler am 18. Februar 1855:

„Wo Sie auch jetzt weilen mögen, – denn leider haben wir keine Kunde von Ihnen – mein Trauerbericht muß Sie doch erreichen! Es war 10 Uhr morgens, den 15. febr als ich in der Erwartung des Frühstücks, Ara grüßend, ins Nebenzimmer trat. Kaum einen Augenblick später hörte ich seinen Angstschrei, ich kehrte zurück um den Grund zu erforschen und sah meinen blauen Freund leblos herabsinken!- Ich schrie nach Hilfe, Angst und Schmerz erschütterten mich, ich (?) würde alles aufgeben um das threue Wesen wieder zu beleben, umsonst – ein plötzlich eingetretener Krampf oder Schlagfluß hatte seinem friedlichen Leben ein Ende gemacht!

Ich gestehe dass mir die Thränen in die Augen traten: Abgesehen davon, dass der herrliche Ara, mein lieber Zimmergenosse, durch jeden Augenblick der Gegenstand meiner freundlichsten Beschäftigung geworden war, dass seine Anhänglichkeit so zugenommen hatte wie man sie gewiß selten findet; und dass ich stets durch die Freude über seinen Besitz an den gütigen Urheber denselben denken musste abgesehen von diesen egoistischen Gründen der Vorliebe war er ein so prächtiges Exemplar seiner Race, ein so gesche(i)tes und vornehmes Geschöpf (…).

Da nichts versäumt worden ist in der Pflege und der Körper alle Jahre vollster Gesundheit dankt, kann nur der Einfluß des deutschen Winters trotz aller Vorsichtsmaßgaben seinen nachtheiligen Effect hier gehabt haben, (…). Bis vor etwa 14 Tagen wo sich einige Tage hindurch Thauwetter einstellte war ara munter und lustig, hatte vortrefflichen Apetit und war, bei gleicher Gunst für mich etwas kampflustig in Betreff einzelner Glieder des Hoftheater. Seit dem aber die Kälte wieder anwuchs bemerkte ich Müdigkeit und Stille, ja zuweilen Schlafsucht am Tage was ihm sonst nicht eigen war. So ging es fort bis zu jenem Morgen, der mir den blauen Freund raubte, ohne jedoch das dankbare Andenken an seinen Geber zu trüben, dass sich stets erhalten wird (…).“

Friedrich II. erwarb dieses Gemälde für das Kabinett der Bildergalerie als ein Werk des wichtigsten italienischen Renaissancemaler Tizian (um 1488–1576). 1942 wurde es wie fast alle Gemälde der Galerie nach Rheinsberg ausgelagert und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges von der sowjetischen Armee beschlagnahmt. Die Spur des Gemäldes verlor sich, die Geschichte ist inzwischen bekannt: Stalin selbst machte dem staatstreuen Komponisten Isaak Dunajewski das Kunstwerk zum Geschenk. Die Madonna landete auf verschlungenen Wegen in den 90er Jahren in Maastricht. Dort wurde sie Jahre später der Stiftung zu einem enormen Preis zum Kauf angeboten. Es zeigte sich, dass es sich um das vermisste Gemälde handelte, doch bevor über einen Finderlohn verhandelt werden konnte, war das Kunstwerk verschwunden. Mit Hilfe eines Privatdetektives gelang es 2014, das Werk aus einer Insolvenzmasse wieder zurück zu gewinnen. Ein echter Krimi!

Die Sammlung Solly 1821–2021. Vom Bilder-„Chaos“ zur Gemäldegalerie

Eine Sonderausstellung der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin
3. November 2021 bis 16. Januar 2022

„Drei Frauen am Grabe Christi“ gehörte zur Sammlung Solly, die im November 1821 – also vor 200 Jahren – verkauft und zur Grundlage der Galerie im 1830 eröffneten Königlichen Museum wurde. Eine Sonderausstellung in der Gemäldegalerie erinnert an diesen Ankauf, die besonderen Werke und den ungewöhnlichen Sammler Edward Solly:

Weitere Informationen zur Ausstellung auf der Homepage der Staatlichen Museen zu Berlin

 

 

Im Schloss Schönhausen richten Gemälde-Restauratorin Mechthild Most und das Hängeteam gerade das Foyer im ersten Stock wieder so her, wie es 1978 ausgesehen hat. Gemälde und alte Möbel sind aus den Depots geliefert worden. Jetzt werden sie mit Zentimetermaß und viel Fingerspitzengefühl wieder in Position gebracht.

Anschließend strömte das Publikum hinüber ins Schloss. Wo man sich im Laufe der nächsten zwei Stunden auch tummelte in den Ausstellungsräumen auf drei Etagen: Überall angeregte Gespräche, interessierte Nachfragen, amüsierte Aha-Effekte – und allgemein allerbeste Stimmung. Zur großen Freude des Ausstellungsteams!

Die Sternmagnolie blüht ein wenig früher als ihre Verwandte, die ein wenig weiter im Parkinneren kurz vor der Blüte steht:

Dornenkrönung

Drei der vier Evangelien berichten, dass die Soldaten ihn mit den „königlichen“ Insignien, einem purpurfarbenen Mantel, einem Schilfrohr als Zepter und einer Dornenkrone ausstatteten, während sie ihn weiter schlugen und verspotteten

Jesus umstehen vier Personen. Zwei sind damit befasst, ihm die Dornenkrone aufs Haupt zu drücken, während ein dritter ihm mit höhnischer Geste das Schilfrohr reicht. Links neben den Soldaten steht ein feister Mann, der im Habitus an einen Priester erinnert. Pontius Pilatus schaut der Szene mit weiteren Bewaffneten von einem Balkon aus zu.

Ab heute und bis zum 3. Juli  heißt es nun: Herzlich willkommen bei den „Staatsgästen“ im Schloss Schönhausen – die Ausstellung ist ERÖFFNET!

Die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Schloss und Park Branitz (SFPM) ist heute im Besitz eines Nachbaus der Pücklerschen Baum-Maschine. Parkgärtner und Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Branitz haben sie in den vergangenen Jahren mit der (Schau-)Pflanzung wieder von zwei etwa 10 Meter hohen Stiel-Eichen zum Leben erweckt. Die Rekonstruktion des „Großbaumverpflanzwagens“ hat eine Gesamthöhe von 2,60 m; die Räder haben einen Durchmesser von 2,17 bei einer Achsbreite von 3,85 m.

Im Schloss Babelsberg hing bis 1945 ein Gemälde, heute nur noch durch eine Schwarzweißfotografie überliefert. Es zeigt einen besonders großen und schönen Papageien auf einer Stange sitzend – war er blau?

Wir wissen heute, dass es sich nicht um ein Werk Tizians handelt und dass das Gemälde deutlich später entstanden ist. Um Tizian zu imitieren, hat sich der unbekannte Maler einen Stich nach einer späten Madonnendarstellung des Meisters zum Vorbild genommen, die sich heute in der National Gallery London befindet. Er erweiterte die Komposition um die Figur des Johannesknaben, änderte Kopfhaltung und Blick der Maria und ergänzte die Landschaft im Hintergrund. Der nach der Restaurierung wieder strahlend blaue Himmel wurde mit Lapislazuli gemalt, einem sehr teuren Pigment.

Im Parterre von Schloss Sanssouci können Sie noch einmal eine große Sternmagnolie bewundern, außerdem die Frühjahrsbepflanzung in den umliegenden Beeten. Hier duftet es übrigens auch intensiv nach Hyazinthen  – ein Fest nicht nur für die Augen, sondern auch für die Nase!

Ecce Homo

Nach seiner Gefangennahme wurde Jesus vom Hohepriester und dem Hohen Rat verhört, der Gotteslästerung für schuldig befunden und an den römischen Statthalter Pontius Pilatus übergeben.  Während der Befragung durch Pontius Pilatus schwieg er. Jener gab nach den Evangelien den Zeloten Barrabas auf Verlangen der Volksmenge frei und verurteilte Jesus zum Tod am Kreuz.

Cranach hat hier eine ungewöhnliche Form der Darstellung gewählt. Die beiden Schächer werden unten rechts aus dem Kerker geführt, während Jesus auf einem Balkon darüber vom Statthalter der Menge präsentiert wird. Eine Person reagiert mit einer obszönen Geste.

Der überaus prächtige und in Schnitzerei und Goldfassung restaurierte Rahmen verdeutlicht die Wertschätzung die diesem Bild entgegengebracht wurde.

Das Arbeitszimmer Wilhelm Piecks, Mitbegründer der SED und von 1949 bis zu seinem Tode 1960 Präsident der DDR:

Fotos: Daniel Lindner (5), Gesa Pölert (1), Gesine Beutin (2)

 

„Einen alten Baum verpflanzt man nicht“, lautet ein Sprichwort, und so gilt auch, dass nicht jeder Pflanzversuch Pücklers von Erfolg gekrönt war, so dass er teilweise wiederholt werden musste. Für die in fortgeschrittener Größe zu versetzenden Bäume richtete Pückler zudem ein eigenes Areal ein – die sogenannte Baumuniversität.

In der Baumuniversität wurden größere Bäume in angemessener Entfernung voneinander eingepflanzt, so dass sie sich zu jeder Seite gut ausbilden konnten, um sie später als große Bäume in den Anlagen zu verwenden.

Blieb es in Muskau und Babelsberg nur bei der Planungsebene, so richtete Pückler in Branitz nachweislich vier Baumuniversitäten ein. Die älteste in der Schlossgärtnerei stammt aus dem Jahr 1853. Die Branitzer Baumuniversität wurde 2011 wiederbelebt. Wo Pückler einst Großbäume zur späteren Verpflanzung in seinen Park bereithielt, werden heute einzelne, für das Parkbild des Gartenkunstwerks Branitz unverzichtbare Gehölze vermehrt, um sie bei Bedarf als neue, genetisch identische Generation punktgenau nachpflanzen zu können. In Kooperation mit Baumschulen und Universitäten werden die Gehölze dabei zuvor sowohl auf konventionelle Weise veredelt, als auch im Labor im sogenannten „In-vitro-Verfahren“ in Reagenzgläsern vermehrt.


Für bessere Anwachserfolge ließ Pückler die Gehölze übrigens ganz anders als heutzutage düngen. Angeblich wurden komplette Tierkadaver als organischer Dünger mit im Wurzelraum vergraben. Was kurios anmutet, stimmt tatsächlich. Von einem Pferdefleischer erhielt der Fürst zu diesem Zweck sämtliche tierischen Abfallprodukte, und nachweislich hat er auch verendete Parkpferde, Schafe und eine Kuh zur Düngung verwendet.

Wer hätte gedacht, dass das Pflanzen von Bäumen so viel Kreativität und Risikobereitschaft erfordert? Fürst Pückler hatte es perfektioniert und zum Charakteristikum seiner Parkgestaltungen erhoben.

+++ Und jetzt sind Sie dran: Unser Hyazinth-Ara braucht einen Namen! +++

Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf und schreiben Sie Ihre Namensvorschläge bis DIENSTAG, den 25. April 2017, 11 Uhr, in die Kommentare – hier im Blog oder auf unserer Facebook-Seite. Unter allen eingegangenen Vorschlägen wird unser Ausstellungsteam (nach hemmungslos subjektiven Kriterien ;-)) den schönsten auswählen. Der/dem Namensgeber/-in winken 2 Freikarten für die Ausstellung #PücklerBabelsberg und ein druckfrisches Exemplar des „Kleinen Kunstführers“ Park Babelsberg, der in Kürze erscheint. Wir sind gespannt!

Kreuztragung

Die römischen Soldaten entkleideten Jesus, zogen ihm ein Purpurgewand an und setzten ihm eine Dornenkrone auf. Die Geißelung war Bestandteil der Hinrichtungsmethode und wurde oft so brutal ausgeführt, dass die Verurteilten bereits zu diesem Zeitpunkt starben. Den Querbalken mussten sie selbst zur Richtstätte tragen.

Auf dem Gemälde ist der Moment dargestellt, als Simon von Kyrene Jesus hilft, das Kreuz zu tragen. Die römischen Soldaten im Vordergrund sind nach der Mode der Landsknechte gekleidet. Die mit einem Spieß ausgerüsteten Soldaten schnitten ihr Beinkleid gelegentlich über einem Knie ab, um bessere Bewegungsfreiheit zu haben und gleichzeitig mit Stolz auf ihren Stand hinzuweisen. Der Landsknecht auf dem Bild rechts führt eine sogenannte Mordaxt, eine Stangenwaffe wie Spieß oder Hellebarde. Der römische Statthalter, orientalisch gewandet, reitet mit dem Hohepriester im Hintergrund aus dem Tor.

Durch die vielen unsachgemäßen Transporte hatte das Bild drei Knicke und große Farbschichtverluste an den Rändern. Die Leinwand war sichtbar deformiert, die Schäden trotz vergangener Restaurierungen sehr auffällig. Hier half eine langsame Erhöhung der Bildspannung die Knicke und Beulen zu reduzieren.

Im Gartensaal wird in wenigen Tagen eine Festtafel mit Stühlen und Porzellan aus BRD- und DDR-Beständen aufgestellt. Es wurde bereits eine Bodenplatte verlegt, auf der die Tafel aufgebaut wird.

Ein Stück weiter in den Park hinein liegt der Sizilianische Garten, wo jetzt zu Beginn des Gartenjahres die Azaleen blühen:

Pflanzwagen auf Reisen: Von Branitz über Bonn nach Babelsberg

Die Rekonstruktion der Pücklerschen „Baum-Maschine", die die SFPM uns dankenswerter Weise als Leihgabe zur Verfügung stellt, weist ab sofort als Attraktion vor dem Schloss Babelsberg auf die große Ausstellung „Pückler. Babelsberg – Der grüne Fürst und die Kaiserin“ hin, die von Ende April bis Mitte Oktober 2017 Pückler und seine gartenkünstlerischen Arbeiten im Park Babelsberg sowie seine Stellung am preußischen Hof in den Mittelpunkt stellt.

Der Wagen war bis zum 18. September 2016 in der Ausstellung „Parkomanie. Die Gartenlandschaften des Fürsten Pückler“ in der Bundeskunsthalle Bonn zu sehen. Beiden Einrichtungen danken wir herzlich für die Unterstützung bei der Präsentation der Baum-Maschine am Schloss Babelsberg!
 

Christus in der Vorhölle

„Hinabgestiegen in das Reich des Todes“ heißt es im Glaubensbekenntnis der katholischen und evangelischen Kirchen. In den Evangelien wird der Abstieg Christi in die Unterwelt nicht erwähnt. In der christlichen Vorstellung ist Jesus Christus nach seiner Kreuzigung in die Unterwelt hinabgestiegen und hat dort die Seelen der Gerechten seit Adam befreit.

Nach katholischer Vorstellung können die Gerechten des Alten Bundes (Altes Testament/jüdische Bibel) sowie alle Kinder, die ungetauft verstorben sind, auf Grund der Lehre von der Erbsünde, der Taufe und der Erlösung durch Jesus Christus nicht in das Paradies gelangen.Ungetauften Kindern wurde deshalb ein würdiges christliches Begräbnis verwehrt, eine Tatsache, gegen die sich die Reformation wandte.

Oben links sind die durch das geöffnete Tor flatternden Höllenwesen zu erkennen, während Christus mit der Rechten Eva heraufführt, in der Linken hält er die Kreuzesfahne. Ein alter Mann ergreift den im Höllenwind aufgebauschten Mantel.

Die Fehlstellen hatten verschieden farbige Kittungen und Übermalungen. Teils konnten diese belassen werden, einige musste man entfernen. Erfreulich war es, dass einige originale Farbschollen dadurch wieder zum Vorschein kamen.

Und auf diesem aktuell noch nicht ausgepackten Sofa entstanden die offiziellen Pressefotos der DDR-Staatsempfänge. Im historischen Foto unten – ebenfalls ein Ausstellungsstück – ist Erich Honecker mit seinem Gast Wojciech Jaruzelski im Jahr 1989 auf dem Sofa zu sehen.

Überall im Park wachsen unter Bäumen und Büschen und in den Wiesen kleine Frühlingsblumen in vielen Farben: Scharbockskraut und Blaustern, oder (im dirtten Bild) das weiße Buschwindröschen:

Auferstehung Christi

Am dritten Tag nach der Kreuzigung gingen Maria Magdalena und die „andere Maria“ zum Grab und fanden es leer. Der Grabstein war weggewälzt worden. Innerhalb der auf Ostern folgenden 40 Tage erschien Christus den beiden Marien und seinen Jüngern mehrmals, bevor er zum Himmel auffuhr.

Die Auferstehung Jesu Christi ist für Christen die zentrale Glaubensbotschaft. Die frühe lutherische Kirche feierte die Osternacht noch häufiger als heute. Einige Elemente wurden ausgeschieden, so zum Beispiel die Kerzenweihe und die Anrufung der Heiligen. Das Osterevangelium, das bis zum 5. Jahrhundert zentraler Bestandteil der Feier war, wurde wieder vollständig gelesen.

Auf dem Gemälde sehen wir das offene Grab, davor die schlafenden Wächter. Einige von ihnen schauen schlaftrunken und ungläubig auf den auferstandenen Christus mit der Kreuzesfahne.

 

Alle Informationen zum Jagdschloss Grunewald finden Sie hier.

Viele verfärbte Übermalungen und ein deutlich gelber Firnis führten zur Entscheidung diese Zutaten der letzten ca. 60 Jahre abzulösen. Das Bild zeigt jetzt eine kühlere und leuchtende Farbigkeit.


Wir danken Claudius Wecke, Fachbereichsleiter Parkpflege/Gartendenkmalpflege der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz für seine wertvolle Unterstützung bei der Entstehung dieses Artikels!


Wenige Stunden später: das Foyer sieht fast so aus wie vor Jahrzehnten!

Sieben Personen und ein spezielles Gerüst wurden dann benötigt, um die Madonna wieder im Kabinett der Gemäldegalerie an die Wand zu bringen.

Im übrigen Haus wird noch bis in die kommende Woche hinein ausgepackt, aufgestellt, wieder eingerichtet – damit Sie als Besucher einen Eindruck bekommen, wie es hier aussah, als Schloss Schönhausen zwischen 1966 und 1990 offizielles Gästehaus der DDR-Regierung war. Auch Video- und Hörstationen, Fotos, Dokumente und andere Objekte wie Porzellan und Staatsgeschenke lassen ab dem 1. April dieses Kapitel des Schlosses im 20. Jahrhundert lebendig werden. Kommen Sie uns besuchen und machen Sie sich selbst ein Bild!

Wir kommen zum Parkgraben von Sanssouci – hier tragen die Weiden ganz helles, frisches Grün, am Wasser blühen die Osterglocken, und Forsythien säumen den Weg. Was in unseren Fotos leider nicht zu sehen ist, sind die vielen Vögel, die von morgens bis abends im Park zwitschern und singen und so richtig Frühlingsstimmung machen. Kommen Sie selbst vorbei, um zu sehen, zu riechen und zu hören!

Der Park Sanssouci ist von Tagesanbruch bis Einbruch der Dunkelheit für Sie geöffnet und hält jetzt im April jeden Tag neue blühende Überraschungen bereit.

 

 

Übrigens: Für Besucherinnen und Besucher mit Mobilitätseinschränkungen empfehlen wir eine barrierearme Route durch den Park Sanssouci. Eine detaillierte Routenbeschreibung mit Übersichtsplan zum Download finden Sie hier.

Fotos: Gesa Pölert

Frühling!

Das Jahr bewegt sich auf den Frühling zu, und im Park Sanssouci sprießen an vielen Ecken wieder die Frühblüher aus der Erde!

Wahrscheinlich ab kommender Woche wird im Parterre von Sanssouci auch die Frühjahrsbepflanzung eingebracht, damit sie zu Ostern in voller Blüte steht. In den vergangenen Tagen haben die Kollegen aus dem Parkrevier schon einmal die Beete frei von Unkraut gemacht. Wir zeigen Ihnen dann, wie es weiter geht!

Spätestens seitdem die Kunstsammlung des Münchner Kunsthändlersohnes Cornelius Gurlitt unter Raubkunstverdacht gestellt wurde, ist das Stichwort „Provenienzforschung“ vielen ein Begriff. Doch für die Stiftung ist dieser Forschungsbereich nicht neu, denn bereits seit 2004 ist man hier in verschiedenen, zeitlich befristeten Projekten bemüht, die Herkunft von Sammlungsobjekten zu erforschen. Aktuell erarbeiten zwei Kunsthistorikerinnen die Gemäldeprovenienzen und den damit verbundenen Erwerbungskontext. Im Folgenden berichten sie uns von der Provenienzforschung im Allgemeinen sowie von ihrem aktuellen Projekt im Speziellen.

Ganz konkret handelt es sich bei der Provenienzforschung um die Erforschung der Herkunft von Sammlungsobjekten. Im Zuge der „Washingtoner Prinzipien“ (1998) und der „Gemeinsamen Erklärung“ (1999) des Bundes, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände, sind öffentliche Einrichtungen in Deutschland aufgerufen, ihre Sammlungen auf einen NS-verfolgungsbedingten Hintergrund hin zu untersuchen. Das heißt zu klären, wem ein Kunstwerk zwischen 1933 und 1945 gehört hat. Stellt man dabei fest, dass das Werk in diesem fraglichen Zeitraum einer vom NS-Regime verfolgten Person oder Institution gehört hat, ist man bemüht mit den Erben oder Nachfolgeinstitutionen eine sogenannte „faire und gerechte Lösung“ zu finden. Das kann die Rückgabe eines Objektes sein, oder aber auch ein Rückkauf, eine Leihnahme oder Schenkung des Kunstwerkes. In den vergangenen Jahren erweiterte sich jedoch sowohl das inhaltliche als auch das historische Gebiet der Provenienzforschung. So wird neben Gemälden, Graphiken und Skulpturen, mittlerweile auch „Nicht-Kunst“ erforscht. Hierzu zählen beispielsweise Bibliotheken, Gebrauchsgegenstände, naturkundliche und technische Sammlungen. Dabei wurde der historische Kontext auf Entzüge aus deutschen Kolonien, der Sowjetischen Besatzungszeit und der DDR erweitert.

Die Erforschung der Provenienzen ist aus dreierlei Gründen wichtig für eine Sammlung:

1. Sie kann die Echtheit von Kunstwerken nachweisen.
2. Sie kann Kunstwerke durch eine prominente Provenienz aufwerten.
3. Sie schafft Rechtssicherheit.

Das laufende Forschungsprojekt untersucht 350 Gemälde, die von der Westberliner Schlösserverwaltung zwischen 1954 und 1990 angekauft wurden, auf einen sogenannten NS-verfolgungsbedingten Hintergrund. Dabei gilt es zu klären, wem die Kunstwerke unter der NS-Diktatur zwischen 1933 und 1945 gehört haben.

Die Erforschung der Geschichte von Bildern ist sehr aufwendig und zeitintensiv und bedarf einer Vorgehensweise die den jeweiligen Arbeitsbedingungen und dem Untersuchungsgegenstand angepasst ist.

Die Recherche zu den Objekten erfolgt in mehreren Schritten und beginnt bei der hauseigenen Dokumentation. Hier werden Informationen aus Karteikarten, Inventarbüchern, Gemäldeakten, Ankaufsunterlagen und Korrespondenzen zusammengetragen und dokumentiert. Anschließend weitet sich die Recherche auf Bibliotheken und Archive aus, wo in Werkverzeichnissen, Künstlermonographien oder historischen Aufzeichnungen, Auktions- und Ausstellungskatalogen Hinweise zu einem früheren Aufenthaltsort eines Kunstwerkes aufgespürt werden. Zudem werden im worldwideweb sämtliche Datenbanken zum NS-Kunstraub, Biografien und Provenienzmerkmalen abgefragt. Parallel dazu werden, wenn möglich, die Rückseiten der Gemälde auf Provenienzhinweise wie Sammlerstempel, -etiketten und Aufschriften untersucht. Unabdingbar ist dabei ein ständiger Austausch mit Kollegen im Haus, Provenienzforschern im In- und Ausland, Kunsthändlern und Privatpersonen. Alle Rechercheschritte und Korrespondenzen müssen stets gründlich dokumentiert werden um die Ergebnisse dann abschließend auswerten zu können.

Sollte die Untersuchung bei einem Gemälde ergeben, dass es sich zwischen 1933 und 1945 im Besitz einer von NS-Regime verfolgten Person oder Institution befunden hat, beispielsweise einer jüdischen Sammlerfamilie oder einer Freimaurerloge, dann werden die Forschungsergebnisse zur juristischen Prüfung an das Justitiariat übergeben, dass dann darum bemüht ist eine faire und gerechte Lösung im Sinne der 1998 verabschiedeten „Washingtoner Prinzipien“ zu finden. Das kann die Rückgabe eines Objektes, ein Rückkauf, eine Leihnahme oder Schenkung sein.

Weitere Informationen zur Provenienzforschung finden Sie auf unserer Website: <link forschung-sammlungen forschung provenienzforschung>
www.spsg.de/forschung-sammlungen/forschung/provenienzforschung/

und auf der Internetseite der Institution "Deutsches Zentrum Kulturgutverluste": https://www.kulturgutverluste.de/Webs/DE/Start/Index.html

Bei einem ausgiebigen Spaziergang in Potsdams und Berlins historischen Gärten kommt eine Bank mitunter sehr gelegen. Mathilda Fischer, für ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst in der Denkmalpflege, machte sich auf den Weg und entdeckte Gartenbänke, die zum Baumeln der Seele einladen. Gartenkünstler erschufen diese erholsamen Ruhepunkte nicht zufällig. Wo Sie die schönsten Parkbänke finden und welche Formen von Gartensitzen es gab, erfahren Sie hier im Blog.

Schon Fürst Hermann von Pückler-Muskau wusste es: Ein Gartensitz ist ein Ruhepunkt, an dem die schönsten Aussichten genossen werden können. Bänke, Stühle und Hocker fügen sich in das Gesamtbild des Gartens ein und erschaffen im Zusammenspiel mit den Wegen ein stimmiges Gesamtkunstwerk. Keine Bank hat einen zufälligen Standtort, denn ihre Form und ihr künstlerisch ermittelter Ort sind Teil des Gartenbildes. Neben Gartenbänken gab es im 19. Jahrhundert als wichtiges Element der Parkgestaltung auch Gartensitze. Im Inventar der Pfaueninsel sind um 1820 sogar drei sogenannte „Baumstühle“ vermerkt. Ihr Aussehen erinnert an den Stumpf eines Eichenbaums, geschmückt mit einem Kissen.

PFAUENINSEL

PFAUENINSEL

Überzeugen Sie sich beim nächsten Spaziergang in den Parks von Potsdam und Berlin doch einmal selbst von den schönen Aussichten und genießen Sie eine besondere Ruhepause!

Wissen Sie, in welcher Schlossanlage dieses Detail zu finden ist?

Nehmen Sie an unserem Gewinnspiel teil und mit etwas Glück schenken wir Ihnen zwei Eintrittskarten für das gesuchte Schloss!

Schreiben Sie die Lösung – bitte ausschließlich per E-Mail – an facebook(at)spsg.de. Für die glücklichen GewinnerInnen liegen dann die Freikarten zusammen mit einer kleinen Überraschung an der Kasse im gesuchten Schloss bereit.



#goldsuche

#goldsuche | 03 | Auflösung

Die #Goldsuche dieser Woche ist beendet! Gesucht war das Schloss Neue Kammern im Park #Sanssouci – wie es u.a. Philipp Peterson richtig erkannt hatte. Wir gratulieren und danken allen anderen Teilnehmern für ihre Antwort.

Und Achtung: Unter allen Teilnehmern verlosen wir in einer Woche eine Jahreskarte für die preußischen Schlösser!

Unser Detailfoto zeigte Amor, zu sehen auf einem der 14 vergoldeten Stuckreliefs mit Szenen aus den Metamorphosen des römischen Dichters Ovid, hier: Jupiters Werben um die schöne Danae.

Mehr zu den Neuen Kammern, einst Gästeschloss Friedrichs des Großen, finden Sie hier: <link schloesser-gaerten objekt neue-kammern>www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/neue-kammern/
Die nächste Runde unseres Gewinnspiels startet am Montag!
Und hier Jupiter und Danae in ganzer Schönheit (Foto: Gerhard Murza)

#goldsuche | 03 | 17. Oktober 2016


#goldsuche | 02 | Auflösung

Die #Goldsuche dieser Woche ist beendet! Lisa Hennicke ist unsere glückliche #Gewinnerin. Die Karten liegen ab Samstag, dem 15. Oktober, zusammen mit einer kleinen Überraschung an der Kasse im Schloss Glienicke bereit. Wir gratulieren und wünschen viel Spaß beim Schlossbesuch in #Glienicke :-)

Unser Foto zeigte die Pranke eines goldenen Löwen. Dieser ist Teil des Löwenbrunnen im Schosspark Glienicke. Die beiden Bronzelöwen erhielt Prinz Carl als Geburtstagsgeschenk von seiner Lieblingsschwester Charlotte, der russischen Zarin Alexandra Feodorowna. Sie sind Abgüsse von Löwen aus Sankt Petersburg mit antiker Vorlage aus Rom. Die Fontänenanlage wurde durch Friedrich Schinkel entworfen und sprudelte zum ersten Mal am 2. Juni 1838.

Und nicht vergessen: Die nächste Verlosung startet am Montag.

Unter allen Teilnehmern wird am Ende des Monats eine Jahreskarte für die preußischen Schlösser verlost!

Mehr zum Schloss Glienicke: <link schloesser-gaerten objekt park-glienicke>www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/park-glienicke/
Foto: Widbert Giessing

#goldsuche | 02 | 10. Oktober 2016


#goldsuche | 01 | Auflösung

Erfolgreiche #Goldsuche: Frau Witt-Kunstmann wurde bei unserem Gewinnspiel im Schloss Rheinsberg fündig. Wir gratulieren und wünschen einen anregenden Schlossbesuch!

Unser Foto zeigte ein Detail des verspielt-chinoisen Wandschmucks aus dem Lackkabinett im Schloss Rheinsberg. Prinz Heinrich ließ es 1762 mit vergoldeten Schnitzereien und Teilen eines ostasiatischen Wandschirms für seine Schwester Amalie einrichten – für einen einzigen Besuch der eigenwilligen Prinzessin aus Berlin…

Und nicht verpassen: Die nächste Verlosung startet am Montag

<link aktuelles ausstellung rheinsberg-25>www.spsg.de/aktuelles/ausstellung/rheinsberg-25/

#goldsuche | 01 | 03. Oktober 2016


Teilnahmebedingungen

Der/die GewinnerIn wird durch das Los ermittelt und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Die Aktion steht in keiner Verbindung zu Facebook und wird in keiner Weise von Facebook gesponsert, unterstützt oder organisiert.

Nicht teilnahmeberechtigt am Gewinnspiel sind alle an der Konzeption und Umsetzung des Gewinnspiels beteiligten Personen sowie MitarbeiterInnen der SPSG und deren Familienmitglieder.

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Hier steht der Text zu unserem ersten eigenen Blog-Artikel.

Natürlich kann man auch verlinken, wohin man mag: auf eine interne oder externe Seite oder eine Datensatz.

Natürlich wird der Artikel noch viel schöner mit Bildern...

Eine Subline braucht man an dieser Stelle wahrscheinlich eher selten?

Ohne Text is alles nix. Klar.

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Kai, hier kannst Du Inhalt eingeben (ausgewählter Typ: Text)

Hier steht der Text.

Achtung: Inhaltselement Typ "Text und Bilder": bei Einstellung "Erscheinungsbild / oben mittig volle Breite" erscheint der Text *unterhalb* des Bildes. (Logisch eigentlich...)

im weiteren Verlauf des Textes allerdings können Zwischenüberschriften sinnvoll sein

hier geht der Text weiter...

... und weiter ...

... und weiter ...

Achtung: Wir stellen fest: Wenn in einem Inhaltselement ZWEI Bilder angelegt werden, erscheinen sie trotz Einstellung "Erscheinungsbild / Bild oben mittig volle Breite" NICHT auf voller Breite, sondern schmaler, wie hier. Weshalb?

Element vom Typ "nur Bilder", aber diesmal mit Überschrift