Für die Wiederherstellungsmaßnahmen wurde der 42 Meter hohe Turm eingerüstet. Die im September 2021 begonnenen Gerüstarbeiten waren eine besondere Herausforderung, weil nur die östliche Turmseite freisteht. Die drei verbleibenden Seiten mussten mit auskragenden Konstruktionen „schwebend“ über den unmittelbar anschließenden Dächern der umgebenden Gebäude erschlossen werden.
Zur Vorbereitung der Restaurierung der historischen – aus Schmiede- und Gusseisen bestehenden – Deckenkonstruktionen im Turminneren wurden zunächst Freilegungs- und Strahlarbeiten ausgeführt. Da es sich um bleihaltige Anstriche handelte, waren besondere sicherheitstechnische Vorkehrungen notwendig. Beim Rückbau der Betondeckenplatten war es erforderlich, von oben beginnend, jede Ebene einzeln zu bearbeiten und wieder zu stabilisieren, bevor die nächste in Angriff genommen werden konnte. Danach folgte der Einbau eines Edelstahl-„Korsetts“ in allen Deckenebenen, das die geschwächte historische Konstruktion stützt und zugleich wieder sichtbar macht. Übrigens hat jede Decke andere Maße, weshalb alle Deckenelemente individuell angefertigt werden mussten. Für die neue Edelstahl-Überfangung mussten Auflagerkonstruktionen hergestellt werden. Alle originalen Deckenverspannungen im Mauerwerk wurden ertüchtigt, Mauerwerksschäden an den Turminnenseiten beseitigt und Verfugungen ergänzt. Das flache Turmdach wurde instandgesetzt und die farbig gefasste Holzkassettendecke unterhalb des Daches restauriert. Besonders anspruchsvoll war die Restaurierung der verzierten gusseisernen Tragelemente und Treppenstufen sowie der applizierten Zinkgussornamente. Fehlende Teilstücke der Gusseisenelemente wurden nachgegossen und in einem Kaltschweißverfahren eingebracht, ebenso wurden Bruchstellen und Längsrisse in zwei tragenden Gusseisensäulen geschlossen.
Eine wichtige Komponente der Sanierung war der Einbau einer funktionstüchtigen Entwässerungsanlage für alle Turmebenen, deren Fehlen die Ursache für die umfangreichen Schäden an den Eisenkonstruktionen war. Das bei Schlagregen durch die Turmöffnungen eindringende Regenwasser wird nun künftig durch Schlitze, Tropfkanten und Ablaufrinnen in den Decken durch Regenfallrohre in den Friedensteich an der Kirche abgeleitet.
2023/24 folgte in einem weiteren Bauabschnitt die Restaurierung der gesamten Ziegeloberflächen der Fassaden inklusive des Austauschs von schadhaften Vollziegeln und Baukeramiken, die in einer Ziegelmanufaktur speziell für den Turm in Form und Farbe passend hergestellt wurden. Speziell sind auch die Verfugungen der Ziegel, die als Hohlfugen ausgebildet, dem Bestand entsprechend ergänzt wurden. Die Oberfläche der Ziegel konnte außerdem durch ein Laserverfahren erfolgreich gereinigt werden.