Die Skulpturensammlung der SPSG umfasst ca. 5.000 Werke. Ihr weit gefasstes Spektrum reicht von der antiken Skulptur bis zur Blüte der Berliner Bildhauerschule im 19. Jahrhundert. Skulpturen aus Marmor, Sandstein, in wenigen Fällen aus Holz- und Elfenbein, Kupfertreibarbeiten, Plastiken aus Bronze, Eisen, Zinkguss, Terrakotta, Elfenbeinmasse, Gips sowie Galvanoplastiken dienten dem Schmuck der Schlösser und der Gärten bzw. der Ausstattung der Schlossinnenräume. Durch Aufträge und Erwerbungen des brandenburgisch-preußischen Hofes wurden sie zu Bestandteilen der komplexen Gesamtkunstwerke, die zwischen dem 17. und frühen 20. Jahrhundert entstanden. Mit ihren künstlerischen Aussagen sind sie Teil des kunst- und kulturgeschichtlichen Erbes Brandenburg-Preußens und geben in vielfältiger Weise über den geistigen, philosophischen und religiösen Kontext der Auftraggeber Auskunft.
Trotz der umfangreichen Abgaben antiker Bildwerke 1723-1727 als Geschenk an den Kurfürsten August von Sachsen und 1830 zur Gründung des Königlichen Museums in Berlin weisen die Schloss- und Gartenanlagen zahlreiche Antiken auf: Es sind Erwerbungen Friedrichs II. in Schloss Charlottenburg, dem Park Sanssouci und seinen Schlössern, besonders in der Bibliothek und der Kleinen Galerie von Schloss Sanssouci, der Bildergalerie und den Neuen Kammern, Erwerbungen des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.) in Schloss Charlottenhof und den Römischen Bädern sowie des Prinzen Carl in Glienicke.
Friedrich Wilhelm IV. und vor allem sein jüngster Bruder, Prinz Carl, haben in Italien mittelalterliche Sammlungsobjekte erworben. Sie sind als Spolien im Kreuzgang der Friedenskirche in Sanssouci (hier teils durch Nachgüsse ersetzt) und im „Klosterhof“ des Prinzen Carl in Schloss Glienicke angebracht.
Niederländische und deutsche Bildwerke des 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts von François Dieussart, Gabriel Grupello, Bartholomeus Eggers, Andreas Schlüter und Michael Döbel, die durch den „Großen Kurfürsten“ Friedrich Wilhelm von Brandenburg sowie seinen Nachfolger Friedrich III./I. beauftragt wurden, sind Teil der musealen Präsentation in den Schlössern von Oranienburg, Caputh und Charlottenburg.
Mit den Bildwerken französischer Meister wie Jean-Baptiste Pigalle, Lambert Sigisbert Adam, François Gaspard Adam, Jean-Baptiste Lemoyne, Louis Claude Vassé, Guillaume Coustou d. J., Charles-Philippe und Edme Bouchardon sowie Jean-Pierre Tassaert, die Friedrich II. in Schloss und Park Sanssouci, in der Bildergalerie und den Neuen Kammern platzierte, wurde ein neuer künstlerischer Maßstab gesetzt, der die spätere Entwicklung der Bildhauerkunst in Berlin vorbereitete. Einen Höhepunkt im späten 18. Jahrhundert bildeten die Bildnisbüsten von Jean-Antoine Houdon aus dem Besitz des Prinzen Heinrich, eines jüngeren Bruders Friedrichs II., in Schloss Rheinsberg. Im 19. Jahrhundert kamen Tierplastiken von Christophe Fratin hinzu, die im Sizilianischen Garten von Park Sanssouci sowie am Schloss Babelsberg des Prinzen Wilhelm (I.) zu finden sind.
Auch italienische Bildhauerkunst ist in der Sammlung vertreten, am bemerkenswertesten durch die Porphyrkopie eines Bildnissses des Grafen Bracciano von Gian Lorenzo Bernini sowie Bronzestatuetten aus dem weiteren Umfeld Giambolognas im Neuen Palais. Im Park Sanssouci schmücken den westlichen Lustgarten und die Fassade der Neuen Kammern dekorative Bildhauerarbeiten aus Carrara von 1749, die antike Vorbilder, aber auch Werke von Bernini oder Giambologna zitieren. Im Park von Schloss Rheinsberg sind die von Prinz Heinrich beauftragten Gartenskulpturen von Giovanni Antonio Cybei erhalten.
Aufträge erhielten auch Bildhauer aus dem Berliner Raum wie Friedrich Christian Glume oder Bildhauer, die nach 1740 aus anderen Regionen dem Ruf Friedrichs II. gefolgt waren, wie Georg Franz Ebenhecht, Johann Peter Benckert, Johann Gottlieb Heymüller und später die Familie Wohler und die Brüder Räntz. Sie arbeiteten überwiegend in Sandstein, hatten aber zunehmend auch Aufträge in Marmor auszuführen, mit denen der Park Sanssouci und seine Schlösser verziert wurden.
In der Epoche des Frühklassizismus, die in Brandenburg-Preußen erst mit Beginn der Herrschaft Friedrich Wilhelms II. 1786 Fuß fasste, bildeten die Meisterwerke von Johann Gottfried Schadow den Auftakt zur Entwicklung der Berliner Bildhauerschule. Seine Werke sind in Paretz, Charlottenburg und im Neuen Garten zu sehen.
Im späten 18. und vor allem im 19. Jahrhundert erlangte die Berliner Bildhauerschule eine enorme Blüte und Popularität. Sie wurde wesentlich durch Christian Daniel Rauch und Friedrich Tieck geprägt. Ihre Werke und die der folgenden Schülergenerationen, zu denen die Brüder Karl und Ludwig Wichmann, Julius Simony, Ridolfo Schadow, die Bildhauer der Familie Wolff, Heinrich Drake, Gustav Bläser, Julius Franz, Ernst Rietschel, Julius Troschel, Eduard Mayer und viele andere gehörten, sind aus dem öffentlichen Raum von Berlin und Brandenburg nicht wegzudenken und bilden auch einen großen Teil der Skulpturensammlung der SPSG. Vor allem die Bauten der Regierungszeit Friedrich Wilhelms III. und des IV. sowie die dazugehörigen Gartenanlagen wurden mit diesen Bildwerken ausgestattet.
Einige der Bildhauer dieser Generation wie Emil Wolff, Ridolfo Schadow oder Karl Steinhäuser arbeiteten längere Zeit in Rom. Ihre Klassizismus und Romantik vereinende Arbeitsweise kam dem Geschmack der Auftraggeber entgegen. Den Sammlungsbestand des 19. Jahrhunderts charakterisieren mehrere Aspekte: die hohe Bildniskunst der Rauchschule mit Beispielen im Neuen Pavillon in Charlottenburg, die Romantik der „Deutsch-Römer“ im Orangerieschloss in Sanssouci sowie im Vestibül des Neuen Flügels von Schloss Charlottenburg und die in allen Anlagen gegenwärtige große und kunsthandwerklich perfekt eingesetzte Materialvielfalt der Bildhauerkunst.
Spätwerke der Berliner Schule von Carl und Reinhold Begas bzw. Walter Schott sind eher dem Neobarock verpflichtet, einige wurden zur Zeit des letzten Kaisers Wilhelm II. vor allem im Umfeld des Neuen Palais eingesetzt.
Nach den historischen Abgaben von Kunstwerken führten im 20. Jahrhundert die Vermögensregelungen mit dem vormals regierenden Haus Hohenzollern von 1926 sowie die Beutenahme in der Folge des 2. Weltkriegs zu großen Verlusten für die Schlossanlagen. Erwerbungen nach 1945 konnten diese nur partiell ausgleichen.
Im Park Sanssouci, in dem sich der größte Bestand an im Freien aufgestellten Marmorskulpturen nördlich der Alpen befindet, haben Bildhauer wie Eduard Stützel im 19. Jahrhundert begonnen, durch Kopien die Verluste auszugleichen und so eine Tradition zum Erhalt der Bildwelten im Park entwickelt. Auch heute entstehen handwerkliche Kopien von Sandstein- und nach 1990 auch von Marmorskulpturen, die so zu Stellvertretern der von Verwitterung bedrohten Meisterwerke in den Parkanlagen werden.
Kustodin
Dr. Silke Kiesant