Zusammen mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Wilhelm (1788-1862), einem ausgebildeten Maler, unternahm Ridolfo Schadow Ende 1810 die weite Reise nach Rom. Die finanziellen Mittel der Familie reichten nicht aus, den Aufenthalt in der italienischen Hauptstadt zu finanzieren. König Friedrich Wilhelm III. unterstützte die beiden Künstler jedoch mit einem Stipendium.
In Rom, wo sie im Frühjahr 1811 ankamen, nahmen die beiden Schadow-Brüder Quartier in der Künstlerpension Casa Buti. Durch die Vermittlung des Vaters fanden sie unmittelbaren Anschluss an die führenden Künstler und deren Werkstätten. Der berühmte italienische Bildhauer Antonio Canova (1757-1822) und der nicht weniger bekannte dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen (1770-1844) wurden Ridolfos Mentoren. (6) Im Atelier in der Via Quattro Fontane des preußischen Bildhauers Christian Daniel Rauch (1777-1857) konnte Ridolfo sofort tätig werden.
Rom wurde für ihn ein Ort der Inspiration: Wohin man sich auch wendete, Zeugnisse jeglicher Epochen – Antike, Renaissance, Barock – waren hier sichtbar und erlebbar: Bauten und Ruinen, Bilder und Skulpturen, Musik und Traditionen. Was sich für Goethe „überdrängt und überfüllt“ anfühlte, war für Ridolfo der Schmelztiegel, in dem er seine Formensprache, sein künstlerisches Abbild der Wirklichkeit suchte. Doch zunächst zweifelte der junge Bildhauer an seinen Fertigkeiten. Er unterbrach nach nicht einmal einem Jahr seinen Aufenthalt, um sich in Berlin zu sammeln. Nach seiner Rückkehr nach Rom erfuhr er endlich die gesuchte Bestätigung durch den Erfolg seiner freien und beauftragten Arbeiten.
Dabei zeigt die Korrespondenz mit seinem Vater, die als Nachlass im Zentralarchiv der Staatlichen Museen Berlin aufbewahrt wird, die enge Verbundenheit mit seiner Familie und wie wichtig Ridolfo der private und professionelle Austausch mit seinem Vater war.