Der menschengemachte Klimawandel betrifft auch den Park Sanssouci in Potsdam. Durch extreme Hitze, intensive Sonneneinstrahlung und anhaltende Trockenheit sind nahezu 80 Prozent der Gehölze im UNESCO-Welterbe-Park geschädigt. Seit 2017 mussten in jedem Jahr zwischen 160 und 300 Bäume gefällt werden.
Schon seit Langem erforschen die Gärtner:innen und Denkmalpfleger:innen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) wie sich die Widerstandsfähigkeit der Bäume gegen die Auswirkungen des Klimawandels stärken lässt. In der Open-Air-Ausstellung „Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können“, die im Herzen des Parks Sanssouci gezeigt wird, möchte die SPSG ihre bisher gewonnenen Erkenntnisse mit den Besuchenden teilen und mit ihnen ins Gespräch kommen. An 30 Ausstellungsstationen werden zahlreiche Ansätze, Strategien und Fortschritte im Umgang mit dem Klimawandel vorgestellt. Zudem erhalten Interessierte Tipps, wie sie sich im Alltag für den Umwelt- und Klimaschutz einsetzen können.
Staatsministerin und Schirmfrau Claudia Roth, die am 26. April 2024 die Ausstellung eröffnen wird, erklärt: „Die Folgen der Klimakrise für die historischen Parks und Gärten sind dramatisch, sie sind sichtbar. Die gepflanzten Zeitzeugen, sie sterben. Unser grünes Kulturerbe ist besonders stark von der Klimakrise betroffen. Das Themenjahr und die Sonderausstellung sollen die Folgen der Klimakrise, die täglichen Herausforderungen im Umgang mit ihr, aber auch mögliche Lösungen aufzeigen, um dieses Kulturerbe auch für die kommenden Generationen zu bewahren. Ich danke der Stiftung für dieses wichtige Themenjahr und hoffe, dass damit auch ein breites Bewusstsein geschaffen werden kann, wie jeder und jede Einzelne zum Schutz unserer Natur, unseres Kulturerbes, beitragen kann.“
„Dürre, Hitze, Stürme: Unsere historischen Parks und Gärten ächzen unter dem Klimawandel“, sagt Dr. Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. „Die beiden Stiftungen – Preußische Schlösser und Gärten und Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz – haben mit Forscherinnen und Wissenschaftlern vielfältige Initiativen ergriffen, um mit Anpassungsstrategien und Rettungsmethoden den Folgen klimatischer Veränderungen entgegenzuwirken – großartig! Dazu passt die neue Open-Air-Ausstellung der SPSG bestens, die zur weiteren Sensibilisierung und Aufklärung in Bezug auf den Klimawandel beitragen wird. Denn die Bewahrung unseres grünen Kulturerbes ist eine alternativlose Mammutaufgabe – für uns alle! Deshalb: Besuchen Sie ‚Re:Generation‘, lassen Sie sich für Klimaschutz begeistern und zum Handeln bewegen!“
Axel Vogel, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg, sagt: „Die Klimaanpassung stellt für Brandenburg neben dem Klimaschutz die zweite Säule der Klimapolitik dar. In unserer Klimaanpassungsstrategie haben wir den Schutz des Kulturellen Erbes verankert, das – wie viele Bereiche unseres täglichen Lebens – bereits stark die Auswirkungen der Klimaveränderung zu spüren bekommt. Das macht die Ausstellung im Themenjahr zum Klimawandel im grünen Welterbe deutlich und erlebbar. Die Ausstellung zeigt aber auch, dass es sich lohnt, aktiv nach Lösungen zu suchen, um Schäden durch Dürre, Starkregen und anderen Extremwetterereignissen zu begrenzen und die Parkanlagen fit für die Zukunft zu machen und zugleich historisch Wertvolles zu bewahren.“
Im Fokus: „Ressource Wasser“ und „Baumleben und -sterben“
Nahe der westlichen Weinbergterrassen steht das Thema Wasser im Mittelpunkt, während nordwestlich des Chinesischen Hauses über das Baumleben und -sterben informiert wird. So lernen die Besuchenden unter anderem eine vielversprechende neue Generation von Bäumen in einer „Eichenkita“ kennen und können vielfältige alternative und ressourcensparende Bewässerungsmethoden in Aktion erleben. In Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten der Universität Potsdam und dem Botanischen Garten Berlin wird im Paradiesgarten das Citizen Science Projekt „Pflanze, KlimaKultur!“ präsentiert. „Für uns ist es wichtig“, sagt Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor der SPSG, „nicht nur auf Probleme aufmerksam zu machen. Vielmehr wollen wir Ideen, wissenschaftliche Ansätze oder zukunftsweisende Experimente präsentieren, mit denen den Auswirkungen des Klimawandels begegnet werden kann. Klima- und Naturschutz sind aber nicht nur Herausforderungen für den Erhalt unseres grünen Welterbes, sondern Aufgaben für uns alle. Unsere Besuchenden sind deshalb dazu eingeladen, selbst aktiv zu werden. Und wir freuen uns auf alle, die mit dabei sind.“
Auch die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz (SFPM) ist im Rahmen der Kooperation „Historische Gärten im Klimawandel. Perspektiven für das grüne Kulturerbe aus Sanssouci und Branitz“ mit einer Station zu Gast. Am Standort der Königlichen Baumschule am Ökonomieweg wird der große Baumverpflanzwagen des Fürsten Pückler auf die Branitzer Baumuniversität verweisen. Hier wurde 2011 ein eigener modellhafter Baumschulbetrieb eröffnet, der zeigt, dass Bäume aus wärmeren und trockeneren Regionen, wie dem Libanon und Balkan, dem Klimawandel in unseren Gärten effektiv begegnen. Dazu sagt Dr. Stefan Körner, Vorstand der SFPM: „Nur gemeinsam und mutig können wir den Folgen des Klimawandels begegnen. Somit ist die Kooperation von Branitz und Sanssouci in diesem Themenjahr ein sichtbares und positives Zeichen, dass Brandenburgs bedeutendste Gärten die Zukunft gemeinsam meistern können und werden.“ In der vom 1. Mai 2024 an im Branitzer Park zu sehenden Open-Air-Ausstellung „Zukunftsreich. Klima Wandel Branitz“ ist die SPSG mit einer Station und zahlreichen Vorträgen vertreten.
Einladung zum eigenen Engagement
Eine Vielzahl von Anregungen, wie sich Besuchende selbst für den Schutz von Klima und Natur engagieren können, ergänzt die Ausstellung. Denn nur gemeinsam können wir eine Zukunft für das Welterbe gestalten. Entsprechende Veranstaltungsangebote flankieren deshalb die Ausstellung: Wiederkehrende Formate sind beispielsweise die regelmäßigen Klimawandelführungen über den Ruinenberg, die After-Work-Führung „Gartenpraxis und Klima“ mit wechselnden Themen und die „Mitmach-Termine“ im Park Sanssouci. Da können beispielsweise Eicheln gesammelt und an ausgewählter Stelle ausgesät werden. Für einen persönlichen Austausch in der Ausstellung stehen jeden Samstag und Sonntag die – mit Anschauungsmaterial ausgestatteten – Klima-Guides bereit. Darüber hinaus bieten sie von 15 Uhr bis 16 Uhr kleine, saisonal wechselnde Workshop-Einheiten im Forum (siehe Ausstellungsplan) an. Hier können im Frühjahr Samenkugeln und im Herbst Kastanienwaschmittel hergestellt werden.
Das Forum unweit des Chinesischen Hauses ist täglich zwischen 11 Uhr und 17 Uhr geöffnet. Bei einem Kalt- oder Heißgetränk können Besuchende miteinander ins Gespräch kommen. An ausgewählten Tagen finden dort Workshops oder Vorträge rund um das Thema Klimawandel statt: Die DAUCUM Werkstatt für Biodiversität gibt ini zwei Veranstaltungen praktische Tipps zum klimaangepassten Gärtnern, die Psychologists for Future beteiligen sich mit einem Achtsamkeitsspaziergang und einem Vortrag zum Thema Klimaangst und das Festival LIT:potsdam wird dort unter dem diesjährigen Festivalmotto „Vorwärts zur Natur“ ein Schulprogramm durchführen.
Neue Patenschaftsmodelle
Anlässlich der Open-Air-Ausstellung bietet die SPSG eine Vielzahl neuer Patenschaftsmodelle an. Hier sind Privatleute oder Unternehmen eingeladen, sich mithilfe von Spenden für den Erhalt der historischen Parks zu engagieren. So kann beispielsweise die symbolische Patenschaft eines Altbaums (ab 3.000 Euro), eines Weideschafs (200 Euro) oder einer Blühwiese (ab 1 Euro pro Quadratmeter) übernommen werden. Weitere Informationen unter www.spsg.de/patenschaft
Im Rahmen unserer Kooperationen finden folgende Veranstaltungen in größerem Rahmen statt:
Das Festival LIT:potsdam wird unter dem Motto „Vorwärts zur Natur“ am 2. Juli 2024 im Schlosstheater des Neuen Palais im Park Sanssouci mit den Autorinnen Helen Macdonald und Judith Schalansky eröffnet.
Während des Festivals „Kunst und Klima“ der fabrik Potsdam wird eine Tanzdarbietung in Form eines Performance Walks im Park Sanssouci stattfinden.
Die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz entsendet zwei Referent:innen für Vorträge nach Glienicke.
Aktionstag für alle
Als Auftakt zur Ausstellung sind am Sonntag, dem 28. April 2024, von 11 Uhr bis 17 Uhr die Besucher:innen des Park Sanssouci zum Aktionstag eingeladen. Am Forum unweit des Chinesischen Hauses warten viele kostenfreie Angebote. Vom Filzen mit Schafwolle, über das Pikieren von Salatpflanzen bis hin zu Führungen ist für Klein und Groß etwas dabei.
Programm
11–16 Uhr: Samenkugeln formen, Anzuchtkästen basteln (offener Workshop mit SPSG-Mitarbeiter:innen)
11–16 Uhr: Alte Salatsorten im Hausgarten (offener Workshop mit DAUCUM-Werkstatt für Biodiversität)
11–17 Uhr: Filzen und Stricken mit Wolle (offener Workshop mit Schäferin Nicola Kluftinger an der Schafwiese)
11.30 und 13.30 Uhr: Wassermanagement im Park Sanssouci. Lebenselixier für den Garten (Expertenführung mit Gartenvermittler Sven Kerschek, SPSG)
12.30 und 14.30 Uhr: Gehölzentwicklung im Park Sanssouci – Ideen und Umsetzungsbeispiele (Expertenführung mit Ralf Kreutz, Projektleiter Gärten, SPSG)
Informationen zur Ausstellung:
Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können
Open-Air-Ausstellung im Park Sanssouci
27. April – 31. Oktober 2024
Park Sanssouci
Zur Historischen Mühle
14469 Potsdam
www.spsg.de/regeneration
Eintritt: frei
Die Ausstellung ist für mobilitätseingeschränkte Personen zugänglich.
Ausstellungsgestaltung: Studio Prugger mit Ohne Furcht & Tadel, Berlin
Alle Ausstellungstexte stehen online unter https://www.spsg.de/re-generation-ausstellungstexte/ (deutsch) und unter https://www.spsg.de/regeneration-exhibition-texts/ (englisch) zur Verfügung.
Schirmfrau: Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien
Pressekontakt:
im Auftrag der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
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