Das gläserne Gedächtnis
Die preußischen Schlösser in historischen Ansichten
1. Mai bis 31. Oktober
Römische Bäder, Park Sanssouci, 14471 Potsdam
Die Erfindung der Glasgelatinetrockenplatten revolutionierte vor 1900 die Fotografie – und gewährt uns heute Rück- und Einblicke in Zustände der Schlösser und Gärten in ihrem historischen Umfeld. Mehr als 20.000 Glasnegative werden in der Fotosammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) aufbewahrt. Sie stammen aus der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang der 1980er Jahre und sind ein bedeutender Teil des visuellen Gedächtnisses der Stiftung.
Besonders wertvoll sind Fotografien, die vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden. Sie bilden den Schwerpunkt der Ausstellung „Das gläserne Gedächtnis“, die vom 1. Mai bis 31. Oktober in den Römischen Bädern im Potsdamer Park Sanssouci zu sehen sein wird.
Die Ausstellung zeigt neben historischen Aufnahmen der Schlösser in Berlin und Brandenburg vor allem Fotografien von Schloss- und Gartenensembles, die vor 1945 als Museumsschlösser zur preußischen Schlösserverwaltung gehörten. In Folge des Zweiten Weltkriegs und der deutsch-deutschen Teilung werden sie heute von anderen Institutionen verwaltet, so unter anderem die Schlösser im Rheinland, Schloss Mohlsdorf in Thüringen oder Kassel-Wilhelmshöhe. Andere wurden zerstört, wie die Stadtschlösser in Königsberg, Berlin und Potsdam. Die historischen Aufnahmen dokumentieren Kriegseinwirkungen und Bauschäden, Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen. Andere Konvolute entstanden im Zusammenhang mit den Auslagerungen des Kulturguts seit Kriegsbeginn. Auch Aufnahmen von Kunstobjekten, die seit Kriegsende verschollen sind, befinden sich in der Sammlung.
Bei den historischen Aufnahmen handelt es sich um Negative auf Glasgelatinetrockenplatten. Dieses Fotomaterial, das um 1878 auf den Markt kam, war erstmals lagerungsfähig. Zudem ermöglichte es durch sehr kurze Belichtungszeiten Momentaufnahmen und dokumentarische Fotografien außerhalb der Ateliers. Die Sammlung der SPSG enthält auch einige farbige Glasplattendias, sogenannte Autochrome, aus der Werkstatt des Berliner Fotopioniers Ottomar Anschütz (1846-1907).
Nicht zuletzt sind die Aufnahmen für die Forschung und die konservatorisch-restauratorische Betreuung von Kunstwerken von unschätzbarem Wert. In der Ausstellung werden ausgewählte Kunstobjekte und Architekturfragmente neben den Fotografien mit ihrer Abbildung präsentiert.
Zur Ausstellung liegt ein Begleitband vor:
Jürgen Becher: Das Gläserne Gedächtnis – Preußische Schlösser in historischen Ansichten. Herausgegeben von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Edition Braus, Berlin 2020, 144 Seiten, 120 Abbildungen, 28 Euro (ISBN 978-3-86228-207-4).
StilBRUCH?
Die Moderne im Wiederaufbau von Schloss Charlottenburg
Online-Ausstellung
Mai 2021
Google Arts and Culture
Im Mai 2021 wird die SPSG erstmals eine aufwendige Online-Präsentation veröffentlichen. Die Ausstellung auf der Plattform Google Arts & Culture widmet sich der Rolle der Moderne im Prozess des Wiederaufbaus von Schloss Charlottenburg. Der Schwerpunkt liegt auf dem zeitgenössischen Deckenbild des Malers Hann Trier (1915-1999) von 1972 im Weißen Saal des Neuen Flügels. Diesem war eine langjährige Diskussion über eine mögliche Rekonstruktion des – vom preußischen Hofmalers Antoine Pesne (1683-1757) geschaffenen – barocken Deckenbildes vorausgegangen. Die Ausstellung liefert einen Beitrag zur Rekonstruktions-Debatte, die seit der Wende mit Bauprojekten wie dem Berliner Humboldt Forum oder zuletzt dem Paradeappartement im Dresdner Schloss neu entfacht wurde. Nicht nur die neuen Erkenntnisse aus Archivmaterialien der 1940er bis 1970er Jahre und der Fund der großen Entwürfe zum Deckenbild erlauben einen Einblick in die spannende Zeit des Wiederaufbaus, sondern auch Interviews mit Zeitzeugen.
Fünf frei wählbare Themenschwerpunkte informieren die Besucherinnen und Besucher der Onlineplattform über den unterschiedlichen Umgang mit kriegszerstörten Schlössern in Berlin und der Rolle der ehemaligen Direktorinnen und Direktoren der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin Margarete Kühn (1902-1995) und Martin Sperlich (1919-2003) beim Wiederaufbau von Schloss Charlottenburg. Die verschiedenen denkmalpflegerischen Ansätze, die im Schloss umgesetzt wurden, werden vorgestellt und besonders der Umgang mit den verlorenen Deckenbildern beleuchtet. Das verlorene Deckenbild von Antoine Pesne im Weißen Saal wird in den Fokus gerückt sowie der langjährige, öffentlich geführte Entscheidungsprozess über den Umgang mit diesem Verlust dargestellt. Hann Trier und seine vielen Entwürfe für den Weißen Saal spielen dabei eine besondere Rolle, aber auch die Entwürfe für eine mögliche Rekonstruktion von Karl Manninger (1912-2002) werden vorgestellt. Die Auswirkungen der Debatte um das Deckenbild im Weißen Saal auf Folgeprojekte im Schloss Charlottenburg und die Kunst Hann Triers bilden den Abschluss, bevor der Bogen in die Gegenwart gezogen wird: Persönlichkeiten, die sich theoretisch oder praktisch mit der Thematik beschäftigen, geben kurze Statements zur Frage: Die Moderne heute in der Denkmalpflege – eine Alternative?
Als Ergänzung zur virtuellen Präsentation wird 2022 eine Sonderausstellung im Neuen Flügel von Schloss Charlottenburg gezeigt. Dort werden unter anderem die Entwürfe Hann Triers und Karl Manningers zum Weißen Saal zu sehen sein.
Potsdamer Konferenz 1945 – Die Neuordnung der Welt
Mai bis 31. Oktober
Schloss Cecilienhof, Im Neuen Garten 11, 14467 Potsdam
Aus Anlass des 75. Jahrestags der Potsdamer Konferenz präsentierte die (SPSG) 2020 die Ausstellung „Potsdamer Konferenz 1945 – Die Neuordnung der Welt“ im Schloss Cecilienhof in Potsdam. Wegen coronabedingter Schließungen und der großen Nachfrage wird die Schau nun bis zum 31. Oktober 2021 verlängert. Der Ausstellungsort ist der authentische Schauplatz des Ereignisses von welthistorischer Bedeutung, dessen lokale und globale Dimension die SPSG erstmals in einer großen Schau thematisiert.
Neben der Darstellung der Entscheidungen und Abläufe der Potsdamer Konferenz steht in allen Ausstellungsbereichen auch die Sicht derjenigen im Fokus, die von den Verhandlungen und weitreichenden Entscheidungen der Zusammenkunft unmittelbar und mittelbar betroffen waren. Damit wird erstmals der Gegensatz zwischen den abstrakten Entscheidungen der Siegermächte und dem konkreten Erleben der Konsequenzen sichtbar. Bekannten historischen Persönlichkeiten wie Churchill, Stalin und Truman stehen hier die Schicksale vieler „Namenloser“ der Geschichte (Atombombenopfer, Vertriebene, Kollaborateure etc.), vertreten durch zum Teil bewegende Exponate, gegenüber. Aussagekräftige Exponate in Verbindung mit multimedialen Elementen vermitteln eine lebendige und anschauliche Atmosphäre und nehmen die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Zeitreise vom Jahr 1945 bis in die Gegenwart.
Machtmensch. Familienmensch. Der Große Kurfürst
400 Jahre Friedrich Wilhelm von Brandenburg – Spurensuche in den Schlössern seiner Frauen
Mai bis 31. Oktober
Schlossmuseum Oranienburg, Schlossplatz 1, 16515 Oranienburg
Schloss Caputh, Straße der Einheit 2, 14548 Schwielowsee
Am 16. Februar 1620 kam Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der als „Großer Kurfürst“ zu den prominentesten Hohenzollern zählt, im Berliner Schloss zur Welt. Das Edikt von Potsdam 1685 und die Aufnahme tausender Hugenotten, Religionsflüchtlinge aus Frankreich, hat ihn über die Grenzen Brandenburgs hinaus bekannt gemacht. Bis zu seinem Tod 1688 war seine 48-jährige Regierungszeit von den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges und auch in der Folge von ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt. Die Familienpolitik Friedrich Wilhelms zielte auf seine Machtentfaltung und die Erhaltung der Dynastie ab.
Anlässlich des 400. Geburtstags Friedrich Wilhelms 2020 hat die SPSG den Großen Kurfürsten in zwei Häusern in den Fokus gerückt und Facetten seines Lebens und Herrschens in den ehemaligen Wohnsitzen seiner beiden Ehefrauen thematisiert. Wegen coronabedingter Schließungen wird auch diese Ausstellung wird bis zum 31. Oktober 2021 an beiden Standorten verlängert.
Macht- und Familienpolitik laufen im Krieg, der Dynastie, dem Handel und der Repräsentation zusammen und offenbaren in den Ausstattungen der Schlösser, wie Friedrich Wilhelm seine Herrschaft festigte und entfaltete. In der Kunst präsentierte sich der Kurfürst als Machtmensch in Herrscherpose oder in Rüstung, bereit, in den Krieg zu ziehen. Andere Gemälde zeigen ihn als Familienmensch mit seinen Gemahlinnen in erster und zweiter Ehe und mit seinen Kindern.
Online-Ausstellung
https://short.museum-digital.de/kurfuerst