Die Corona-Pandemie hatte 2020 erhebliche Auswirkungen auf die Arbeit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Erstmals in ihrer 25-jährigen Geschichte musste sie vom 13. März 2020 an alle Schlösser über einen längeren Zeitraum schließen und sämtliche Veranstaltungen absagen. Entschieden hatte das die Stiftung in Abstimmung mit ihren drei Zuwendungsgebern – dem Bund sowie den Ländern Brandenburg und Berlin – am 12. März 2020, um einen Beitrag zur Eindämmung des gefährlichen Virus zu leisten. Unmittelbar darauf wurden aber auch schon Szenarien für eine Wiedereröffnung unter den geltenden Hygienevorschriften erarbeitet. Dabei stand die SPSG in engem Austausch mit den Zuwendungsgebern sowie anderen Schlösserverwaltungen und Museen.
Den behördlichen Vorgaben entsprechend wurde für den 12. Mai 2020 ein „Soft-Opening“ mit dem Ziel festgelegt, schnellstmöglich wieder ein Besuchsangebot machen zu können. In einem ersten Schritt wurden Schlösser geöffnet, die ausreichend Raum für die geforderte Personenvereinzelung und die Umsetzung der Hygienevorschriften boten. Weitere Kriterien waren:
- Ausflugs- und Besichtigungsziele für die Menschen in der Region zu bieten,
- besondere Besuchsanreize zu nutzen (z. B. die Ausstellung „Machtmensch. Familienmensch. Der Große Kurfürst“ in Caputh und Oranienburg),
- sowohl große als auch kleine Häuser an Standorten im Land Brandenburg sowie in Potsdam und Berlin zu berücksichtigen.
Aus den Erfahrungen dieser ersten Öffnung und der fortwährenden Beobachtung der Pandemie-Entwicklung wurden weitere Schlösser für eine Öffnung geprüft. In der zweiten Runde waren u. a. die personellen Möglichkeiten der Fridericus Servicegesellschaft mbH (FSG) ein entscheidender Faktor. Gleichzeitig sollte ein Angebot für den – sehr eingeschränkten, aber vorhandenen – Tourismus geschaffen werden.
Öffnungen ab 12. Mai 2020:
- in Potsdam: Neue Kammern von Sanssouci, Bildergalerie von Sanssouci, Chinesisches Haus sowie die beiden Besucherzentren im Park Sanssouci,
- in Berlin: Schloss Charlottenburg / Neuer Flügel, Mausoleum im Schlossgarten Charlottenburg, Schloss Schönhausen,
- in Brandenburg: Schloss Rheinsberg, Schloss Caputh, Schlossmuseum Oranienburg.
Öffnungen ab 9. Juni 2020:
- in Potsdam: Schloss Sanssouci, Neues Palais mit Kurztour,
- in Berlin: Charlottenburg / Altes Schloss mit Kurztour, Neuer Pavillon im Schlossgarten Charlottenburg, Jagdzeugmagazin des Jagdschlosses Grunewald (ab August 2020 Schließung des Jagdzeugmagazins und Öffnung des Jagdschlosses),
- in Brandenburg: Schloss Paretz mit Remise, Schloss Königs Wusterhausen
Öffnung ab 23. Juni 2020:
- Sonderausstellung „75 Jahre Potsdamer Konferenz – Die Neuordnung der Welt“ im Schloss Cecilienhof in Potsdam
Öffnung ab 27. Juni 2020:
- Pfaueninsel: Hier war und ist die Fähre der limitierende Faktor. Die Personenzahl wurde auf rund 20 % reduziert (maximal 35 statt 150 Personen), ein Onlineticket eingeführt und ein Kassenautomat installiert, um den Zugang zu beschleunigen.
Von Fördervereinen betriebene Einrichtungen wie die Historische Mühle im Park Sanssouci, das Belvedere Pfingstberg oder das Jagdschloss Stern öffneten parallel. Damit waren rund zwei Drittel der Häuser der SPSG wieder zugänglich.
Geschlossen blieben:
- in Berlin: Belvedere im Schlossgarten Charlottenburg, Schloss Glienicke, Meierei und Fährhaus auf der Pfaueninsel,
- in Potsdam: Schloss Sanssouci / Schlossküche, die Königswohnung im Neuen Palais, Orangerieschloss mit Turm, Schloss Charlottenhof, Römische Bäder, Marmorpalais, die Kronprinzenwohnung im Schloss Cecilienhof, der Flatowturm im Park Babelsberg.
Immer geöffnet waren hingegen die Park- und Gartenanlagen der SPSG, die Besucherinnen und Besucher aber auch ausdrücklich aufgefordert, die jeweiligen Parkordnungen zu beachten und sich an die geltenden Abstands- und Hygieneregeln zu halten, um Infektionsrisiken durch das Coronavirus zu reduzieren. Die SPSG konnte durch die Öffnung der Parks in Corona-Zeiten ein wichtiges Angebot, gerade auch für die Potsdamerinnen und Potsdamer, machen.
Überhaupt hatte der Schutz der Besucherinnen und Besucher bzw. der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von SPSG und FSG bei allen Maßnahmen Priorität. Dies machte teils massive Einschränkungen erforderlich, die im Rahmen eines ständigen Monitorings angepasst wurden. So konnte die Personenzahl im Schloss Sanssouci, im Neuen Palais und im Schloss Cecilienhof langsam auf zehn Personen alle zehn Minuten erhöht werden (zum Vergleich: normalerweise werden in das Schloss Sanssouci 30-40 Personen alle fünf Minuten eingelassen).
Die Öffnung aller Märkischen Schlösser war als Signal in den jeweiligen Regionen wichtig und wurde auch so wahrgenommen. Vor allem Schloss Rheinsberg, aber auch die Schlösser Paretz und Königs Wusterhausen wurden gut besucht. Schloss Sanssouci war in der Ferienzeit mitunter bis zu einer Woche im Voraus ausgebucht. Der Ticketverkauf verlagerte sich zu einem großen Teil in den Onlinebereich.
Im Sommer wurden erste Veranstaltungen geplant, zunächst im Außenbereich. Ab September 2020 wurden Gruppen zugelassen, allerdings nur in limitierter Zahl in vier Häusern mit Audioguides. Des Weiteren konnten Parkführungen mit maximal zehn Personen gebucht werden. Mitte September konnte schließlich auch das Schlosstheater im Neuen Palais mit der „Faust“-Inszenierung des Ensembles „Poetenpack Potsdam“ eröffnet werden. Coronabedingt wurden hier allerdings nur rund ein Drittel der Plätze – also 80 statt 223 Tickets – verkauft.
So positiv die öffentliche Resonanz war, durch die stark limitierten Zugangsmöglichkeiten sind jedoch die Verluste an Besuchen und Einnahmen sehr hoch. Zumal seit dem 2. November 2020 im Zuge des zweiten Lockdowns erneut alle Häuser geschlossen und die geplanten Veranstaltungen abgesagt wurden.