Unter den 54 Sandstein-Skulpturen an der Balustrade auf der Gartenseite des Neuen Palais befinden sich mehrere figürliche Kandelaberträger-Paare: Römer und Germanen sowie zwei Schwarze Männer. Geschaffen wurde der Balustradenschmuck zwischen 1892 und 1893 nach Modellen des Bildhauers Walter Schott (1861–1938). Der Auftraggeber Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) steuerte eigene Ideen zur Umgestaltung der Terrasse bei. Mit der Anlage der repräsentativen Auffahrt sollte der Empfang von Staatsbesuchen wirkungsvoll in Szene gesetzt werden. Bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 schritt Wilhelm II. mit den jeweiligen Vertreter:innen der europäischen Königshöfe hier die Ehrenparade ab.
Die Skulpturen auf der Balustrade nehmen zum einen Bezug auf den Figurenschmuck des 18. Jahrhunderts, zum anderen auf die Gedankenwelt Wilhelms II. Während das Deutsche Reich bereits Kolonien in Afrika kontrollierte, stellte Wilhelm vor dem Neuen Palais seine historische und mythologische Vorstellung verschiedener Völker zur Schau. Seine kolonialen und imperialen Ambitionen schwingen indirekt mit. Die Darstellung der Schwarzen Männer als Kandelaberträger mit ihren antikisierend-idealisierenden Gewändern unterscheidet sich eklatant von den ab Ende des 19. Jahrhunderts unter menschenunwürdigen Bedingungen in Europa stattfindenden „Völkerschauen“ und ihrem Bild von „Exotik“. Ob Schott mit lebenden Modellen gearbeitet hat, ist nicht bekannt, aber möglich. 1882 ist in Berlin eine Gruppe von 60 Schwarzen Personen dokumentiert, die wohl meist als Diener oder Warenausträger arbeiteten.