Schlitten aus deutschem Adelsbesitz

Die Büste eines Schwarzen Mannes mit Turban, Goldkette und Sternanhänger bekrönt die Kufen dieses Schlittens. Sie erinnert an die seit dem 16. Jahrhundert an den großen Fürstenhöfen veranstalteten Karussells, bei denen die Teilnehmenden zu Pferde, in Schlitten oder kleinen Wagen auf solche Figuren einstachen und schossen. Die Zielfiguren stellen dabei Anspielungen auf ein Feindbild dar, das sich in dreihundert Jahren Bedrohung durch das Osmanische Reich und die „Türkenkriege“ (bis 1699) verfestigt hatte. In den Wettkämpfen während der Karussells wurde noch bis weit in das 18. Jahrhundert hinein daran festgehalten. Die Schlittenskulptur ist möglicherweise eines der wenigen erhaltenen Exemplare dieser Turnierrequisiten.

Für den Besitzer des Schlittens, dessen Wappen die Kastenfront ziert, war der geschnitzte Kopf des Schwarzen Mannes Zeichen für Macht und Ansehen. Fürsten verdeutlichten damit ihren vermeintlichen Anspruch auf universale Herrschaft, die sie im Sinne ihrer herausgehobenen Stellung in der göttlichen Weltordnung angenommen haben. Schließlich waren diese Skulpturen auch vertraute Motive für Schlittenfahrten zur Fastnacht, bei der gern eine „verkehrte“, nichtchristliche Welt dargeboten wurde.

Der Schlitten dürfte um 1740 angefertigt worden sein. Er gelangte Mitte des 20. Jahrhunderts in die Sammlungen der preußischen Schlösser.

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