Das Reiterdenkmal des „Großen Kurfürsten“ Friedrich Wilhelm

Wie ein Gott sitzt Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg mit hoch erhobenem Kopf und ohne Steigbügel auf seinem Pferd. Bis zum Zweiten Weltkrieg stand das Monument auf der Langen Brücke (heute: Rathausbrücke) in Berlin. Der Blick des Kurfürsten war auf das benachbarte Schloss gerichtet. Als Zeichen seiner militärischen Befehlsgewalt zeigt sein rechter Arm mit dem Kommandostab jedoch in Richtung Stadt. Das Denkmal sollte Ausdruck seines Herrschaftsanspruchs sein.

Auftraggeber war Kurfürst Friedrich III. – Sohn des dargestellten Kurfürsten Friedrich Wilhelm und seit 1701 König Friedrich I. in Preußen. Der Bildhauer Andreas Schlüter schuf ab 1696 das Modell, das ab 1700 von Johann Jacobi in Bronze gegossen wurde. 1703 kam es zur Einweihung des Denkmals, das 1709 mit den Sockelfiguren und Reliefs vervollständigt wurde.

Heute nicht mehr vorhandene Reiterdenkmäler in Paris dienten Schlüter als Vorbilder, auch für die an den Sockelecken sitzenden gefesselten Männer. In Paris symbolisierten sie die von Frankreich besiegten europäischen Mächte. Im Fall des Berliner Reiterdenkmals können die angeketteten Männer als die unterworfenen Feinde des Kurfürstentums Brandenburg und späteren Königreich Preußen gedeutet werden. Inzwischen wird diese Darstellung allerdings auch mit der Rolle des Kurfürsten Friedrich Wilhelm in der europäischen Kolonialpolitik verbunden. Als Gründer der Brandenburgisch-Afrikanischen Compagnie (BAC) ließ der Kurfürst nach 1682 u. a. den Stützpunkt Großfriedrichsburg im heutigen Ghana errichten und beteiligte sich am transatlantischen Versklavungshandel. In 30 Jahren wurden ca. 20.000 Menschen von Westafrika in die Karibik verschleppt. Zur Ausweitung seiner Macht setzte zunächst auch König Friedrich I. die Kolonialpolitik seines Vaters fort.

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