Das Fehlen der Insekten macht auch Sven Kerschek Angst: „Vor zehn Jahren ist man im Sommer über die Autobahn gefahren und konnte danach sein Auto grundreinigen. Das haben wir schon seit Jahren nicht mehr. Da müssen wir auch mal was liegen lassen. Rasen, zum Beispiel, hat die schlechteste Biodiversität, die es überhaupt gibt. Wenn man unbedingt Rasen haben will, kann man den vielleicht verkleinern und daneben auch mal etwas wachsen lassen.“ Den Rasen schon früh im Jahr kurz zu mähen sei ohnehin nicht mehr ratsam, meint auch Dr. Born: „Wenn ich den erst im Juni mähe, dann hält sich die Feuchtigkeit im Wurzelbereich viel besser. Der Biodiversität und letztlich auch der Klimaanpassung tue ich damit einen Gefallen. Rasenbewässerung ist dagegen nicht mehr zeitgemäß in Brandenburg.“ Kurz geschorener Rasen verdunste über die gekappten Kapillaren wesentlich mehr Wasser. Übrig bleibt dann oft nur eine gelb verbrannte Steppenlandschaft, wie wir sie in den vergangenen Jahren in vielen Parks und Privatgärten gesehen haben.
Neben der Strukturvielfalt im Garten rät Dr. Born auch dazu, die kalte Jahreszeit im Garten zu nutzen. Im Juli sei das Zeitfenster für Wintergemüse wie zum Beispiel Endivien-Salate. „Der Vorteil ist ganz klar, dass die Winter zuverlässiger geworden sind, was die Extremwetter angeht. Wenn ich im Spätsommer nochmal Gemüse anbaue, das auch kältere Temperaturen aushält, kann ich mir das viele Gießen sparen“, so Dr. Born. Dafür würden sich Rote Bete, viele Rettichsorten oder auch Pastinaken eignen. Und wenn man dann alte und samenfeste Sorten nimmt, die man so nicht im Supermarkt bekommt, steigere man gleichzeitig noch die genetische Vielfalt im eigenen Garten und trage zu deren Erhalt bei.
Und die gelte es in jedem Fall zu bewahren, denn Biodiversität sei eine Art Versicherung für krisenhafte Umbrüche, wie sie mit dem Klimawandel einhergehen, meint Dr. Born. Auch Sven Kerschek rät Gartenbesitzer:innen, auszuprobieren, was sich mit dem heißeren und trockeneren Klima verträgt und dabei auf Vielfalt zu setzen. „Einfach darüber nachdenken, was man da genau anpflanzt und vielleicht auch mal ein einheimisches Gehölz nehmen, das wenig Wasser braucht. Dann haben Sie schon ganz viel getan.“
Veranstaltungen
Wintergemüse anbauen – jetzt ist die richtige Zeit!
Workshop für Groß und Klein ab 6 Jahre mit DAUCUM, Werkstatt für Biodiversität
Samstag, 13. Juli, 14 Uhr
Park Sanssouci, Zur Historischen Mühle, 14469 Potsdam, Forum an der Teeküche am Chinesischen Haus
Treffpunkt: Chinesisches Haus
Eintritt: 18 Euro / ermäßigt 10 Euro inkl. Material
mehr…
Alte Sorten und Saatgutgewinnung bei Tomaten
Workshop für Groß und Klein ab 6 Jahre mit DAUCUM, Werkstatt für Biodiversität
Donnerstag, 29. August, 14 Uhr
Park Sanssouci, Zur Historischen Mühle, 14469 Potsdam, Forum an der Teeküche am Chinesischen Haus
Treffpunkt: Chinesisches Haus
Eintritt: 18 Euro / ermäßigt 10 Euro inkl. Material
mehr…
Ausstellung
Re:Generation
Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können
Open-Air-Ausstellung im Park Sanssouci
27. April – 31. Oktober 2024
Park Sanssouci, Zur Historischen Mühle, 14469 Potsdam
Eintritt: frei
mehr…
Ihr Kommentar