In der Bildergalerie ist nun wieder ein historischer Prominenter zu bewundern: Die bronzene Büste von Kardinal Richelieu nach dem Modell des Bildhauers Gian Lorenzo Bernini wurde im vergangenen Jahr von einem internationalen Forschungsteam untersucht und anschließend behutsam restauriert. Rechtzeitig zur Öffnung der Bildergalerie zum 1. Mai ist sie nun wieder zurück auf ihrem Platz, dem kleinen Kabinett.
Von Dr. Silke Kiesant und Birgit Morgenroth
Kardinal Richelieu kennen viele als intriganten Bösewicht aus dem Roman „Die drei Musketiere“ des Schriftstellers Alexandre Dumas – erstaunlicherweise findet sich eine bronzene Büste des französischen Adeligen in der Bildergalerie von Sanssouci. Nicht nur irgendeine, denn Jean du Plessis, Premier Duc de Richelieu, Kardinal Richelieu (1585-1642) wurde von keinem geringeren als Gian Lorenzo Bernini (1598-1680), dem bekanntesten italienischen Bildhauer seiner Zeit, porträtiert.
Für diese seltene Bronze interessiert sich auch ein internationales Forschungsteam. Die Restauratorinnen und Wissenschaftlerinnen Jane Bassett vom J. Paul Getty Museum in Los Angeles, Lisa Ellis von der Art Gallery of Ontario in Toronto und Evonne Levy von der kanadischen University of Toronto spüren überall in der Welt die Bronzen Berninis auf und untersuchen sie nach einem einheitlichen System.
Auch der bronzene Kardinal musste dafür von seinem Ausstellungsort, dem kleinen Kabinett in der Bildergalerie, entnommen werden. In der Metallrestaurierungswerkstatt im Neuen Garten konnten dann umfangreiche Analysen vorgenommen werden, um die Zusammensetzung des Materials zu untersuchen. Außerdem wurden 3D-Scans und hochauflösende Fotografien sowie Videos hergestellt. Die Forscherinnen erfassten kleinste Details auf der Außen- und Innenseite der Büste, wie Gießnähte, winzige Gussfehler, Ausbesserungen und Flicken. Alle aufgenommenen Daten fließen in eine umfangreiche Datenbank ein. Die Recherchen zu den Bernini-Bronzen sind längst noch nicht abgeschlossen.
Die Geschichte der Büste ist dagegen bekannt. Gian Lorenzo Bernini wurde von Kardinal Maffeo Barberini, der 1623 zum Papst Urban VIII. gewählt wurde, gefördert. Bernini wurde durch ihn zum begehrten, hoch angesehenen und bestens bezahlten Künstler. Bernini schuf fast ausschließlich Werke für die Familie Barberini, denn um einen Auftrag als Außenstehender an Bernini geben zu dürfen, bedurfte es einer Genehmigung des Papstes. Kardinal Richelieu hatte gehofft, über Beziehungen eine ganzfigurige Skulptur bei Bernini in Auftrag geben zu können, doch Papst Urban VIII. erlaubte dies nicht, und so wurde die Statue zu einer Büste, die Bernini im Winter 1640 anfertigte. Er arbeitete nach einem Gemälde mit dem Porträt von Kardinal Richelieu, das aus Frankreich nach Rom geschickt worden war. Nach ihrer Fertigstellung wurde die Büste nach Paris transportiert. Dort kam sie im August 1641 an, aber Richelieu war mit dem Werk nicht zufrieden. Die Marmorausführung des Bildnisses von 1640/41 befindet sich heute im Pariser Louvre. Bernini fertigte – wohl als Modell für den Guss – auch eine heute verschollene Terrakotta-Büste von Richelieu an, die ein Inventar seines Hauses erwähnt.
Das bronzene Richelieu-Bildnis in der Bildergalerie von Sanssouci stammt aus der 1742 von Friedrich dem Großen erworbenen Kunstsammlung des französischen Kardinals Polignac. Dass die Büste von Bernini stammte, war sicher sehr bedeutsam für Friedrich, auch die Person Richelieu war ihm zeitgeschichtlich wichtig. 1756 schrieb der König eine satirische Flugschrift, in der Friedrich den Umschwung in der französischen Politik und das Bündnis mit Österreich, das Richelieu bekämpft hatte, kritisierte.
Der Ausflug in die Metallwerkstatt wurde von Restaurator Benjamin Glasberger, SPSG, genutzt, um eine Stabilisierung im Inneren des Sockels einzubringen. Sie wurde gereinigt und neu konserviert. Die Recherchen zur Büste des Kardinals Richelieu in der Skulpturensammlung der SPSG wurde unterstützt durch die Metallrestauratoren Martin Engel, Benjamin Glasberger und Christian Bode, Dr. Jens Bartoll, naturwissenschaftliches Labor der SPSG und Sammlungskustodin Dr. Silke Kiesant.
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