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Tempel der Gegenwartskunst

26. August 2022 Von SPSG

Baselitz trifft Schinkel auf dem Pfingstberg

Unter dem Titel „Schinkel nach Athen tragen“ wird in den nächsten Wochen der weltweit gefeierte Künstler Georg Baselitz im Pomonatempel auf dem Pfingstberg neun neue Arbeiten auf Papier zeigen. Der Titel verweist auf die griechischen Ursprünge des klassizistischen Pomonatempels, dem Erstlingswerk des Architekten Karl Friedrich Schinkel. Ein zartes, fast zärtliches Gipfeltreffen des wichtigsten deutschen Architekten des 19. Jahrhunderts und des Großmeisters der Malerei. Kuratiert wird die Ausstellung von Cornelius Tittel, ehemaliger Kulturchef der WELT-Gruppe und Chefredakteur des Kunstmagazins „Blau“. Am 27. August 2022 wird die Ausstellung eröffnet, bis 31. Oktober sind die Werke zu sehen. Wir haben im Vorfeld der Vernissage mit Cornelius Tittel gesprochen.

Wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Georg Baselitz?

2010, in meiner Zeit als Feuilletonchef der Welt, fragte ich Georg Baselitz ob er zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit eine komplette Ausgabe der Zeitung gestalten würde. Er sagte zu, und die Ausgabe wurde ein großer Erfolg und der Start einen jährlichen Serie. Seitdem haben wir immer Kontakt gehalten, ich habe seine Arbeit wiederholt publizistisch begleitet. Im vergangenen Jahr zeigte er mir bei einem Studiobesuch zwei neue und für seine Verhältnisse ungewöhnlich kleine Gemälde. Ich war begeistert und fragte ihn, ob er gedenke diese irgendwann auszustellen. Aber er lachte nur, und sagte, er sei Großmaler. Und für so kleine Gemälde gäbe es gar nicht die richtigen Räume. Das hat mich herausgefordert und ich habe begonnen über einen idealen Ausstellungsort nachzudenken.
 

Und so sind sie auf den Pomonatempel gekommen?

Genau. Ich kannte ihn von Besuchen des Pfingstberges. Es ist einer meiner Lieblingsorte in Potsdam. Und er ist erstaunlich unverbraucht, nicht nur als Ort um Kunst zu zeigen. Viele Berliner haben weder von ihm gehört, geschweige denn ihn besucht. Dort eine kleine, leise Ausstellung für Georg Baselitz einzurichten, hat mich gereizt.
 

Nun sind es für die Ausstellung dennoch nicht die kleinen Gemälde geworden, sondern neue Arbeiten auf Papier. Warum?

Georg Baselitz liebt historische Rahmen. Er kennt sich extrem gut aus auf diesem Gebiet. Und als klar war, dass wir eine Ausstellung in Schinkels Erstlingswerk machen, erinnerte er sich an die Rahmen, die Schinkel einst für die Nationalgalerie entworfen hat. Und er fand es passender, Tinte-Zeichnungen in Rahmen nach den Entwürfen Schinkels zu zeigen, als die Gemälde auszustellen, über die wir ursprünglich gesprochen hatten.
 

Zur Eröffnung werden Mitglieder der Staatskapelle Dresden spielen, mit einer Einführung von Christian Thielemann. Wie kommt es zu dieser hochkarätigen Begleitmusik?

Ich wusste, dass Christian Thielemann sowohl Schinkel, als auch Baselitz-Fan ist. Die beiden kennen sich aus Salzburg, wo Baselitz ein Haus hat, und Thielemann in den vergangenen Jahren entscheidend die Festspiele geprägt hat. So lag es nahe, ihn für ein kleines Konzert mit den Dresdnern zu gewinnen – umso mehr Baselitz Sachse ist und aus der Nähe von Dresden stammt. Der Pomonatempel hat diese wunderschöne Dachterrasse mit dem Schinkel`schen Zeltdach. Von hier oben den Pfingstberg zu beschallen hat Thielemann sogleich gereizt. Ich stelle mir das wunderbar vor: Unten Baselitz, oben die Dresdener. Dazu ein Glas Wein. Ich hoffe das Wetter ist so, dass es sich lohnt Picknick-Decken mitzubringen.

Haben Sie für den Pomonatempel weitere Pläne für die nächsten Jahre?

Der Pomonatempel ist durch das große bürgerliche Engagement des Fördervereins Pfingstberg nach der Wende wieder aufgebaut worden. Es ist für mich eine absolute Ehre dort mit einem der größten lebenden Maler eine Ausstellung machen zu dürfen, auch wenn sie denkbar klein ist. Nun hoffe ich, dass die Mitglieder des Vereins Spaß an der Ausstellung und der ungewohnten Nutzung ihres Tempels haben. Natürlich fände ich es schön, wenn dies nicht die letzte Schau eine Künstlers von Weltruf wäre. Soviel habe ich jedenfalls schnell gelernt: Der Name Schinkel und die Tatsache, dass es sein erster Bau überhaupt ist, haben in der Kunstwelt eine unglaublich große Strahlkraft.


Schinkel nach Athen tragen
Georg Baselitz
Potsdam / Neuer Garten / Pomonatempel auf dem Pfingstberg
27. August bis 31. Oktober 2022
Sa/So, 14–17 Uhr
Eintritt frei, Spenden erwünscht
nicht barrierefrei
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Vernissage: Samstag, 27. August 2022, 16 Uhr
Eintritt frei, Spenden erwünscht

 

 

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