Statt Wein und Blumen lässt sich das Berliner Ehepaar Fischer zum „runden“ Geburtstag lieber Geld für die Schlösser und Gärten schenken
„Man hat doch alles, was man braucht, und was man nicht hat, das braucht man nicht.“ Marion Fischer sieht das ganz pragmatisch und sagte vor ihrem runden Geburtstag: „Ich wünsche mir etwas für eine ordentliche Spende an die Schlösser und Gärten“. Die Freunde waren überrascht, aber gaben gern und nach einem Gespräch mit Leonie von Gadow, bei der Stiftung für Fundraising zuständig, war bald klar: Die Spende kommt – rechtzeitig zum 250. „Geburtstag“ der Bildergalerie Sanssouci – der Rekonstruktion von zwei Bilderrahmen zugute, die Melchior Kambly 1767 geschaffen hatte.
Die beiden kleinformatigen Bilder, Kopien (um 1630) nach zwei Gemälden von Gerard Dou, gelangten 2010 aus Privatbesitz wieder in die Bildergalerie, wo sie von 1767 bis 1942 hingen. Doch die vergoldeten Schmuckrahmen mit ovalem Bildausschnitt und Blattmotiven als Eckornamente waren verschollen. Als Marion und Wolfgang Fischer bei der Eröffnung der Jubiläumsausstellung im Kabinett der Bildergalerie vor den Porträts standen, „waren wir doch eher verlegen. Wir haben ja nur einen kleinen Beitrag geleistet angesichts der Fülle an bedeutenden Werken. Doch das Entscheidende ist, dass man selbst Freude am Geben hat und anderen damit Freude macht.“
Ein Besuch im Berliner Atelier des Bildhauers Bernhard Lankers, der die Rekonstruktion ausführte, einer von nur zwei Künstlern in Deutschland, die „so etwas überhaupt noch können“, war für Marion und Wolfgang Fischer ein spannendes Erlebnis. Zu sehen, wie kostbar so ein Rahmen ist, wie aufwendig die Arbeit daran, welche Fingerfertigkeit notwendig ist und welches Auge, um nur nach Fotos als Vorlagen präzise zu arbeiten: das ruft Respekt und Bewunderung hervor. Und: „Wir haben gelernt, einen Rahmen als eigenständiges Kunstwerk wahrzunehmen.“ Auch „dass man als Spender vieles über die Objekte erfährt und hinterher schlauer ist als vorher, das macht einfach Spaß und das halten wir für eine große Belohnung.“
Marion und Wolfgang Fischer genießen das freie Leben als „Ruheständler“. Schlossbesuche und Spaziergänge in den preußischen Gärten gehören zu ihren bevorzugten Unternehmungen. Das Berliner Ehepaar ließ sich nicht zum ersten Mal für eine Spende beschenken. Und wer weiß: Der nächste runde Geburtstag kommt bestimmt.
von Ortrun Egelkraut