Schloss Rheinsberg / 1942

Evakuierung von Kunstgut zum Schutz vor Kriegseinwirkungen

Am 3. Juli 1942 hielten vier große Möbelwagen vor dem Schloss in Rheinsberg. Deren überaus kostbare Fracht bestand aus 293 Gemälden aus der Bildergalerie, dem Schloss Sanssouci und dem Neuen Palais in Potsdam. Auch im dritten Kriegsjahr setzte die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten unter ihrem Direktor, Dr. Ernst Gall, ihre Anstrengungen fort, bedeutende Kunstwerke und historisches Inventar von außerordentlichem Wert in sicher geglaubte Orte fernab der von Bombenangriffen bedrohten Metropolenregion Berlin zu evakuieren. Die Hofkammerverwaltung des vormals regierenden Preußischen Königshauses, der das Schloss Rheinsberg bis 1945 unterstand, hatte ihr dafür Räume zur Verfügung gestellt. Im Jahr 1944 kamen weitere Transporte an, darunter etwa 150 Objekte der Möbelkunst aus dem Potsdamer Neuen Palais sowie Bilder und Möbel aus dem Schloss Königsberg in Ostpreußen.

Ein kleiner Teil des Auslagerungsguts wurde in die weiterhin zur Besichtigung geöffneten Schlossräume integriert. Die meisten Objekte waren im Mezzaningeschoss, in der geräumigen Bibliothek des Prinzen Heinrich sowie im Erdgeschoss des Südflügels untergestellt worden. Für die Betreuung der Schätze schickte die Berliner Schlösserverwaltung eigenes Aufsichtspersonal nach Rheinsberg. Eine besondere Dienstanweisung regelte die Aufgaben dieser Mitarbeiter, um den größtmöglichen Schutz der Kunstgüter unter den beengten und klimatisch schwierigen Bedingungen vor Ort zu gewährleisten. Fotos von der damaligen Nutzung dieser Räume sind bislang nicht auffindbar.

Am 29. April 1945 traf die Rote Armee in Rheinsberg ein. Bei den Kampfhandlungen hatte das Schloss, abgesehen von Glasbruch, keinen Schaden genommen. Russische Truppen besetzten das Gebäude und nahmen hier Quartier. Wenig später wurde ein Großteil der Gemälde als „Beutekunst“ in die Sowjetunion abtransportiert. Dorthin sind nach dem Krieg jedoch nicht alle verlorengegangenen Kunstwerke und Inventarstücke gelangt. Einzelne Werke kamen über verschlungene Wege auch in den Besitz von Rheinsberger Familien – und erst nach Jahren wieder zurück in die Potsdamer Schlösser.

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