Schah Mohammad Reza Pahlavi in Schloss Charlottenburg
Schloss Charlottenburg, 2. Juni 1967, 18.30 Uhr
Der 2. Juni 1967 ist ein Schlüsseltag der alten Bundesrepublik. Der Schah des Iran, Mohammad Reza Pahlavi, und seine Gemahlin Farah Diba sind in Berlin. Es ist ein umstrittener Staatsbesuch. Der Berliner Senat empfängt die Gäste in Schloss Charlottenburg. Heinrich Albertz, der Regierende Bürgermeister, begrüßt sie im Unteren Ovalen Saal des Schlosses. Noch ist alles ruhig auf den Straßen, obgleich sich vor dem Schloss schon knapp tausend Schaulustige versammeln, darunter 200 Gegner des autoritären Schah-Regimes. Nur vereinzelt kommt es zu kleineren Rangeleien.
Im Anschluss an den Empfang will das Herrscherpaar in der nahe gelegenen Deutschen Oper die Aufführung von Mozarts »Zauberflöte« besuchen. Um 19:45 Uhr eskaliert dort die Situation. Rund 3.000 Menschen sind vor dem Opernhaus versammelt, darunter nun mehrere hundert Gegner des Schahs. Gegen sie gehen die Polizei und mit Latten bewaffnete »Jubelperser« vor, Agenten des Schahs, die auf die Demonstranten einprügeln. Von der Polizei verfolgt, wird der Student Benno Ohnesorg in einen Innenhof in der Krummen Straße abgedrängt und von dem Polizisten Karl Heinz Kurras aus kurzer Distanz erschossen. Später stellt sich heraus, dass Kurras Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes der Deutschen Demokratischen Republik (Stasi) ist. Es ist die Initialzündung einer Radikalisierung der Studentenbewegung, die zur gesellschaftspolitischen Umwälzung der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft führt.