Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) setzt die im Sommer 2023 begonnene Instandsetzung des Orangerieschlosses im Potsdamer Park Sanssouci fort. Ziel der bis 2029 andauernden Baumaßnahmen ist es, Dächer und Fassaden des gesamten Gebäudes zu sanieren und den derzeit eingelagerten Skulpturenschmuck wieder auf den Dachbalustraden zu platzieren. Darüber hinaus soll die technische Infrastruktur in den beiden Pflanzenhallen für deren Doppelnutzung wesentlich verbessert werden. Diese dienen im Winter der Überwinterung der kälteempfindlichen Kübelpflanzen aus dem Park Sanssouci und während der Sommermonate als außergewöhnliche Veranstaltungsorte.
Aktuell werden die Fassadengerüste und Wetterschutzdächer an der Östlichen Pflanzenhalle und am Nordost-Pavillon errichtet. Zunächst werden dann die hölzernen Dachstuhlkonstruktionen ertüchtigt, danach die Kupferdächer erneuert und die Fassaden restauriert. Nach Abschluss der Hüllensanierung geht es in den Innenräumen weiter. Zur Verbesserung der Überwinterungsbedingungen für die exotischen Kübelpflanzen, Palmen, Zitrus- und Lorbeerbäume wird die historische Heizungsanlage restauriert und das Leitungsnetz für Trink- und Brauchwasser modernisiert. Für die Veranstaltungsnutzung in den Sommermonaten werden die elektrotechnischen Anlagen erneuert sowie der Servicebereich durch einen neuen Sanitärbereich und eine Cateringküche aufgewertet.
Für die Gerüstbauarbeiten muss der Bereich der oberen Terrasse auf der Südseite von Mitte Oktober 2024 bis Mitte Februar 2025 gesperrt werden. Der Besuchsverkehr wird über die mittlere Terrasse auf der Südseite und über die westliche Zufahrt auf der Nordseite umgeleitet. Nach Abschluss der Gerüstbauarbeiten Ende Februar 2025 wird die obere Terrasse wieder frei zugänglich sein.
Die Arbeiten an der Östlichen Pflanzenhalle sowie am Nordost-Pavillon werden voraussichtlich bis Ende 2027 dauern. Die Bauarbeiten am Säulenhof sowie die Dach- und Fassadensanierung der westlichen Pavillons sollen Mitte 2026 beginnen und Ende 2028 abgeschlossen sein. Die Innensanierung der Westlichen Pflanzenhalle und die Herrichtung der Außenanlagen auf der Nordseite ist von Ende 2027 bis Mitte 2029 geplant.
Finanziert wird das Projekt mit Mitteln aus dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die Preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2, Masterplan), das der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt) bis 2030 für die Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Kulturlandschaft aufgelegt haben. Aus dem Budget von insgesamt 400 Millionen Euro stehen für die Sanierung und Modernsierung des Orangerieschlosses ca. 30 Millionen Euro zur Verfügung.
Neues Service-Areal
In den anstehenden Bauabschnitten werden die die Dächer und Fassaden der Östlichen Pflanzenhalle und des Nordost-Pavillon widerhergestellt. Zur energetischen Verbesserung wird im Pavillon eine Wärmedämmung auf der obersten Geschossdecke eingebaut.
Im Fokus der Arbeiten steht darüber hinaus die Optimierung der technischen Infrastruktur in den beiden Pflanzenhallen. So sollen die bisher nur jeweils provisorisch installierte Veranstaltungstechnik (Elektrik, Beleuchtung, Notausgänge etc.) denkmalgerecht eingebaut und die erforderlichen Brandschutzeinrichtungen auf den neuesten Stand gebracht werden.
Für die Nutzung der Pflanzenhallen während der Wintermonate ist eine funktionierende Temperierung bis 5° Celsius erforderlich. Das vorhandene historische Rohrheizsystem in beiden Pflanzenhallen wurde umfassend im Bestand untersucht und ist deutschlandweit die einzige Anlage aus dem Jahr 1937, die noch in Betrieb ist. Die Anlage soll auch in Zukunft weiter genutzt werden und wird dafür repariert.
Im Nordost-Pavillon soll überdies ein neues Entrée entstehen. Neben einem bisher fehlenden Cateringbereich, wird hier auch ein Service-Areal für die Besucherinnen und Besucher mit Räumlichkeiten für eine Garderobe und ein neuer Sanitärbereich geschaffen. In der ehemaligen Schlossküche wird ein ganzjährig nutzbarer Veranstaltungsraum für Lesungen, kleine Konzerte, Seminare etc. entstehen. Der Zugang zum Nordost-Pavillon sowie der Übergang in die Östliche Pflanzenhalle werden barrierefrei umgestaltet.
Das Orangerieschloss als Masterplan-Projekt
Das imposante Orangerieschloss mit den seitlichen Pflanzenhallen, Brunnen, Arkaden und Terrassen dokumentiert anschaulich die Italiensehnsucht König Friedrich Wilhelms IV. (1795-1861). Das von Renaissance-Villen inspirierte Ensemble wurde zwischen 1851 und 1864 errichtet. Während der langen Bauphase waren Ludwig Persius (1804-1845), August Stüler (1800-1865) und Ludwig Ferdinand Hesse (1795-1876) mit den Planungen beschäftigt, wobei die Entwürfe des Königs berücksichtigt wurden.
Der mehr als 300 Meter lange Bau umfasst neben den Pflanzenhallen auch ehemalige Herrschafts- und Bedienstetenwohnungen. Im Mittelbau befinden sich die fürstlichen Wohnräume und der Raffaelsaal. Die im Sommer frei verfügbaren Pflanzenhallen gehören zu den größten innen liegenden Veranstaltungsflächen in der Region. Vor dem ersten Sonderinvestitionsprogramm (SIP 1, Masterplan) mit einem Volumen von 155,03 Millionen Euro war das stark sanierungsbedürftige Gebäude in seinem Bestand hochgradig gefährdet. In dieser ersten Phase des Masterplans wurden zwischen 2008 und 2018 bereits 9 Millionen Euro für grundlegende Rettungsmaßnahmen am Orangerieschloss aufgewendet.
Bisherige Sanierungsmaßnahmen
Die erste Sorge galt der Erhaltung der intensiv genutzten Pflanzenhallen, die insbesondere im Dach- und Fassadenbereich erhebliche Schäden aufwiesen. Bis 2010 erhielten beide Pflanzenhallen auf der Südseite zunächst neue Eisenkunstgussfenster. Gleichzeitig wurden die Südfassaden inklusive der Konchennischen, in denen heute wieder Marmorskulpturen aufgestellt sind, umfänglich saniert. Die Arbeiten erfolgten von West nach Ost, so dass auch die Nordfassade der Westlichen Pflanzenhalle samt den Blechabdeckungen im Dachbereich wiederhergestellt werden konnte.
Von 2014 bis 2018 wurden das Hauptdach des Mittelbaus mit den beiden Türmen und den Turmgalerien sowie das Dach und die Fassaden des Südost-Pavillons saniert. Insbesondere galt es, witterungsbedingte Schäden an den Außenfassaden, an den Türen und Fenstern sowie undichte Dächer und Regenentwässerungen zu beseitigen, um Verluste der Originalsubstanz zu verhindern und Schäden in den historischen Innenräumen zu vermeiden.
2023/24 wurde im Außenbereich die technische Erschließung (Strom- und Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung) sowie die Versickerung des Regenwassers neu hergestellt. Parallel zu den Außenarbeiten wurden die historischen Außenfenster der Museumsräume restauriert.
Das Sonderinvestitionsprogramm 2 (Masterplan, SIP 2)
Mit dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan, SIP 2) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt) wesentliche Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro in die Rettung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (33 Prozent) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (17 Prozent).