Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) errichtet auf dem Grundstück Friedrich-Engels-Straße 78 am Potsdamer Hauptbahnhof ihr Zentrales Skulpturendepot (ZES). Im Beisein der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und stellvertretenden Stiftungsratsvorsitzenden der SPSG, Frau Dr. Manja Schüle, dem Berliner Architekten Volker Staab und dem Generaldirektor der SPSG, Herrn Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr, wird am 18. September 2023 das Richtfest für den Neubau auf dem Areal des ehemaligen Reichbahnausbesserungswerks Potsdam gefeiert.
Ermöglicht wird das Projekt durch das Sonderinvestitionsprogramm 2 (SIP2, Masterplan) für die preußischen Schlösser und Gärten, das der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin bis 2030 zur Rettung bedeutender Denkmäler und Kulturgüter der Berliner und Potsdamer Kulturlandschaft aufgelegt haben. Die Gesamtkosten sind aktuell mit 12 Millionen Euro zu beziffern. Für die bauliche Umsetzung der Maßnahme sind ca. 2 Jahre geplant (von August 2022 bis Juni 2024).
Brandenburgs Kulturministerin Dr. Manja Schüle sagt dazu: „Richtfest für eine zukunftsweisende Schatztruhe: Langlebige Baustoffe, ein kompakter Baukörper für verlässlichen Klimaschutz, Photovoltaik auf dem Dach – das neue zentrale Skulpturendepot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg wird ein nachhaltiges Gebäude, wenn es fertig ist. Einzigartige Schätze aus mehreren Jahrhunderten bekommen damit einen angemessenen und sicheren Platz in Potsdam. Hier sind die wertvollen Objekte künftig nicht nur sicher untergebracht, sondern können auch unter optimalen Bedingungen erforscht werden. Das Zentrale Skulpturendepot steht für eine gelungene Verbindung von Wissenschaft und Kultur. Und das Richtfest können wir auch deutlich früher als geplant feiern – hervorragend!“
Anlässlich des Richtfestes erklärt Kulturstaatsministerin Claudia Roth: „Mit dem neuen Skulpturendepot setzt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten den Spagat zwischen Kunst und Nachhaltigkeit auf vorbildliche Weise um. Als Haus mit deutlich reduzierter Anlagentechnik und einer ressourcenschonenden Bauweise bewahrt es künftig tausende Skulpturenschätze ohne Abstriche bei den hohen konservatorischen Anforderungen. Im Gesamtpaket mit seiner riesigen Photovoltaik-Anlage unterstreicht der Neubau den Aufbruch der Stiftung in eine klimafreundlichere Zukunft des Museums- und Archivbetriebs.“
„Das nun als Rohbau stehende neue Skulpturendepot wird vom kommenden Jahr an das 2018 fertiggestellte Zentrale Kunstgutdepot komplettieren“, sagt der Generaldirektor der SPSG, Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr. „Dann können sowohl die kostbaren Skulpturenbestände als auch die Objekte der Keramischen Sammlungen unserer Stiftung unter guten räumlichen, klimatischen und sicherheitstechnischen Bedingungen aufbewahrt werden. Besonders stolz sind wir auf den nachhaltigen Betrieb, den das neue Gebäude ermöglicht. Wir danken ausdrücklich dem Bund sowie den Ländern Brandenburg und Berlin, die dieses Neubauprojekt durch das von ihnen aufgelegte Sonderinvestitionsprogramm ermöglicht haben.“
Das Gebäude
Das Skulpturendepot entsteht im Rahmen eines zweiten Bauabschnitts in Ergänzung zu dem bereits realisierten Zentralen Kunstgutdepot der SPSG. Das Gebäude soll die Aufbewahrung von Sammlungsbeständen unter Berücksichtigung klimatischer, konservatorischer und sicherheitstechnischer Bedingungen ermöglichen, so dass künftig eine optimale wissenschaftliche und restauratorische Betreuung der Kunstobjekte gewährleistet werden kann.
Das Skulpturendepot wird als eigenständiger, funktionaler Baukörper mit ca. 3.900 m² Bruttogeschossfläche in einer dem benachbarten Zentraldepot ähnlichen Architektursprache errichtet. Das Gebäude entwickelt sich von zwei auf drei Geschosse in Richtung Bahngleise empor und setzt mit zurückhaltender Klinkerfassade und gestaffelter Sheddachkonstruktion den Industriecharakter der in der Nachbarschaft vorhandenen Bautypologie fort.
Zwischen den beiden Baukörpern entsteht ein zweckmäßig gestalteter Innenhof mit Bäumen und pflegeleichter Bepflanzung.
Die geplante Nutzung
Die SPSG bewahrt eine umfangreiche Skulpturensammlung. International bedeutend sind insbesondere die deutschen und französischen Werke des 18. und 19. Jahrhunderts. Bisher sind diese Skulpturenbestände an verschiedenen Standorten über mehrere Liegenschaften verteilt und lagern unter äußerst beengten Verhältnissen. Im neuen Skulpturendepot werden künftig mehr als 5.100 Skulpturen und 6.000 Objekte der keramischen Sammlung zentral zusammengeführt. Dabei erstreckt sich das Spektrum von überlebensgroßen Skulpturen bis hin zu kleinteiligen, fragilen Fragmenten aus unterschiedlichen Materialgruppen. Größtenteils bestehen die hier zu bewahrenden Kunstobjekte aus Naturstein, Kunststein, Porzellan, Gips, Metall oder Terrakotta.
Die Einlagerung der Objekte in fachgerechte Lagersysteme erlaubt später eine optimierte wissenschaftliche Arbeit und restauratorische Kontrolle. Breite Gänge zur Nutzung mobiler Hubfahrzeuge werden die Arbeitsbedingungen der Belegschaft erheblich verbessern.
Aufgrund strenger sicherheitstechnischer Anforderungen und zur Stabilisierung des erforderlichen Raumklimas wird das Skulpturendepot nicht öffentlich zugänglich sein.
Nachhaltigkeit
Das Thema der Nachhaltigkeit ist im Leitbild der SPSG verankert, daher lehnt sich die Planung des Skulpturendepots an den Leitfaden für Nachhaltiges Bauen des Bundes an. Schwerpunkte der Nachhaltigkeitsziele liegen bei der Verwendung von langlebigen Baustoffen, einem massiven, kompakten Baukörper, der für eine stabile Klimahülle sorgt und einem energie- und ressourcenschonenden Betrieb.
Es wird ein einfaches, robustes Raumklimakonzept mit minimiertem Energie- und Wartungsaufwand umgesetzt. Als Low-Tech-Gebäude konzipiert, kommt das Skulpturendepot künftig mit wenig Anlagentechnik aus. Eine zentrale Klimaanlage wird nicht notwendig sein. Der hygienisch notwendige Luftwechsel wird über dezentrale Fassadenlüfter mit Wärmerückgewinnung und Zuluftführung in den Innenraum hinein sichergestellt. Das geneigte Dach erhält eine hochwertige Photovoltaik-Anlage, die nicht nur das Skulpturendepot, sondern auch das Zentrale Kunstgutdepot mit eigenproduziertem Strom versorgt.
Für die Entwässerung der Dachflächen werden westlich und östlich des Gebäudes Versickerungsmulden in die Rasenfläche eingebaut, sodass eine vollständige Vorortversickerung auf dem Grundstück gewährleistet werden kann.
Barrierefreiheit
Das Gebäude wird weitgehend barrierefrei sein. Es verfügt über schwellen- und stufenlose Übergänge in allen Geschossen, einen Lasten- und Personenaufzug sowie ein barrierefreies WC für Menschen mit Mobilitätseinschränkung.
Planungsbeteiligte
Staab Architekten, Berlin
Mathes Beratende Ingenieure, Dresden: Tragwerksplanung
IPROconsult, Dresden: Technische Ausrüstung
Beusch Landschaftsarchitekten BDLA, Potsdam: Freianlagengestaltung
Dr. Zauft Ingenieurgesellschaft für Bauwesen mbH, Potsdam: Brandschutz
NovaBiotec Dr. Fechter GmbH, Berlin: Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator (SiGeKo)
Beteiligte Firmen
HTI Hoch-, Tief- und Industriebau GmbH, Greußen: Rohbau
Fa. Werder Bedachungen: Dachdeckungsarbeiten
Fa. Xervon GmbH: Gerüstbau
Fa. Boels, Mainz: Baustelleneinrichtung
Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)
Mit dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2, Masterplan) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt) wesentliche Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro in die Rettung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (33 Prozent) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (17 Prozent).
Bilanz nach dem Baukran-Unfall
Am 14. März 2023 ereignete sich während eines Sturmes ein schwerer Baukran-Unfall auf der Baustelle des Skulpturendepots. Personen kamen nicht zu Schaden. Jedoch wurde das Dach des benachbarten Zentralen Kunstgutdepots durch die tonnenschweren Gegengewichte (Ballastierungskörper) des Kranauslegers stark geschädigt. Unter großer Einsatzbereitschaft eines engagierten internen und externen Helferteams wurden etwa 6.000 Kunstobjekte aus Porzellan und Glas aus der darunter liegenden Depotzelle unversehrt geborgen.
Die für die weitere Gefahrenabwehr erforderlichen baulichen Notsicherungsmaßnahmen am Zentraldepot sind abgeschlossen. Der nordöstliche Gebäudeteil ist eingerüstet und gegen eindringenden Niederschlag gesichert.
Derzeit laufen die ersten Schritte zum Wiederaufbau des Stahlbetondaches unter Beteiligung eines versierten Planer- und Gutachterteams an. Nach derzeitigem Stand wird die Schadenshöhe auf ca. 1 Million Euro geschätzt. Die Kosten übernimmt die Versicherung der Rohbaufirma in vollem Umfang. Die bauliche Wiederherstellung wird voraussichtlich Ende des Jahres 2023 abgeschlossen sein.