Biografien Schwarzer Menschen am preußischen Hof (Auswahl)

Die auf den Gemälden dargestellten Bediensteten hatten zunächst den rechtlichen Status von Sklaven, wenn sie über den Versklavungshandel erworben wurden. Ihre Freiheit mussten sie erst erhalten oder nachweisen. Verwoben mit dem Versklavungshandel, bilden ihre Biografien einen Teil der preußischen Geschichte. Viele dieser Geschichten lassen sich nicht vollständig rekonstruieren. Hauptgrund dafür ist, dass ihre Biografien fast ausschließlich auf Basis von höfischen Quellen – Taufbüchern und den Sammlungen der Schlösser – erzählt werden können. Diese fragmentierten Geschichten und ihre Lücken können also nur aus der Perspektive der Monarchie erzählt werden und berichten dabei auch von Gewalt, Unterdrückung und Klassenunterschieden.

Bereits im 17. Jahrhundert bemühte sich der kurfürstliche Hof aktiv um die „Integration“ von Bediensteten. Kriegsgefangene und versklavte Menschen wurden in der christlichen Religion unterwiesen, wurden zwangsgetauft, erhielten Taufnamen und wurden für die Arbeit am Hof ausgebildet. Die Patenschaften zeigen das Netzwerk der getauften Person oder ihrer Eltern, wenn die Paten einem ähnlichen sozialen Umfeld zugeordnet werden können. Paten aus einer höheren gesellschaftlichen Klasse können Abhängigkeitsverhältnisse darstellen. Die Anzahl der Paten variierte und hängt auch stark davon ab, welche Informationen in den Taufbüchern überliefert wurden.

Die Zeit vor ihrer Versklavung bleibt weitestgehend unbekannt mit Ausnahme einzelner Namen und Geburtsdaten. Aus den fragmentarischen Quellen lassen sich einige Lebenswege punktuell nachvollziehen.

 

A. 18. Jahrhundert

A(h)ly
Geburtsdatum unbekannt
Bestattung 21.02.1712 auf dem kleinen Kirchhof am Berliner Dom
Taufname Friedrich Albrecht (Albert)
Beruf „Cammer M_“ (von Markgraf Albrecht)
Taufe 27.12.1703 / Berliner Dom
Die Paten Friedrich I., der König; Friedrich Wilhelm, Kronprinz; Markgraf Philipp Wilhelm; Markgraf Christian Ludwig; Prinz Wilhelm von Sachsen-Gotha; Graf von Wartenberg; Graf von Wittgenstein; Graf von Wartensleben (eine weitere Person, nicht lesbar); Sophie Charlotte, Königin; Markgräfin Johanna Charlotte (später Äbtissin von Herford); die Markgräfin Maria Dorothea
Weitere Infos A(h)ly war Taufpate von:
Anna Sybilla Ludwig (1706)
Charlotta Louisa Christian (1708)
unbekannt
Geburtsdatum unbekannt
Taufname Johann Francois
Beruf Pfeifer im Regiment von Markgraf Carl, später Tanzmeister. Nach dem Tod von Markgraf Carl möglicherweise für den König tätig.
Ehefrau Anna Judith Bollen
   
SEINE KINDER  
Name Johann Francois
Mutter Maria Magdalena More
Taufe 05.10.1758 in der Dreifaltigkeitskirche in Berlin
Die Paten Monsieur Gaisaume (?), Chandelier; Monsieur Neural, Materialist (Kaufmann); Herr Bethmann, Kastellan; Monsieur la Chamber; Monsieur Claude; Frau Margaret Seimarte; Frau Maria Christiana Erbin; Jungfrau Wilhel. Wegener; Jungfrau Anna Margarethe Balzer
   
Name Johann Ludwig Bollen
Taufe seines Sohnes mit: Anna Judith Bollen in der Dreifaltigkeitskirche in Berlin
Mutter Anna Judith Bollen
Taufe 15.06.1763 in der Dreifaltigkeitskirche in Berlin
Die Paten Gille Schütz; Frau Bollen, Frau eines Husaren (Reiter im Regiment); Jungfrau Maumann
   
Name Maria Charlotte Francois
Mutter Anna Judith Bollen
Taufe 09.07.1765 in der Dreifaltigkeitskirche in Berlin
Die Paten Meister Otto; Herr Edler; Frau Friesen; Frau Fellert, Jungfrau Maumann; Jungfrau Doroth. Charl. Krausen
   
Name Carl Gotthilf Francois
Mutter Anna Judith Bollen
Taufe 19./21.01.1767 in der Dreifaltigkeitskirche in Berlin
Die Paten Monsieur Philipp Mathisier; Monsieur Freyer; Monsieur Tietze; Jungfrau Blasmann; Jungfrau Genhalin; Jungfrau Seflin
   
Name Johann Francois
Mutter Anna Judith Bollen
Taufe 18.07.1768 in der Dreifaltigkeitskirche in Berlin
Die Paten Herr Beringraeber; Monsieur Gaugt; Monsieur Krüger; Jungfrau Jamiett; Jungfrau Oesl; Jungfrau Popp
   
Name Johann Martin Francois
Mutter Anna Judith Bollen
Taufe 29.09.1769 in der Dreifaltigkeitskirche in Berlin
Die Paten Herr Andre; Herr Gieseler; Monsieur Masdar; Mademoiselle Bieg; Mademoiselle Kraus
   
Name Joachim Samuel Francois
Mutter Anna Judith Bollen
Taufe 08.05.1771 in der Dreifaltigkeitskirche in Berlin
Die Paten Joachim Samuel Gerielle, Barter (?); Monsieur Canib; Frau Kraus; Madam Lauis
   
Name Frederica Wilhelmina Carolina Francois
Mutter Anna Judith Bollen
Taufe 12.11.1772 in der Dreifaltigkeitskirche in Berlin
Die Paten Herr Lüpke, Gastwirt; Monsieur Heinrich, Bademeister; Frau Miletta; Jungfrau Manner, diese Marg. Brar

B. 19. Jahrhundert

Bis ins 19. Jahrhundert können Biografien von Menschen, die aus dem Versklavungshandel nach Preußen gebracht wurden, ausfindig gemacht werden.

Kandah
Geburtsjahr 1810
Geburtsort heutige Region Darfur
Geburtsname Kandah
Taufname Heinrich Carl Albrecht Kerallah
Taufdatum /-ort 18.04.1828 / Berliner Dom
Todesdatum / Sterbeort unbekannt / Berlin

Kandah, „Heinrich Carl Albrecht Kerallah“ wurde ca. 1810 in Darfur, im Sudan, geboren. Über Kerallah ist nur wenig bekannt, abgesehen von Erwähnungen in königlichen Kommuniqués und einem Eintrag im Taufbuch.

Die Ehefrau von General Heinrich Minutoli schrieb, dass Kerallah als Kind entführt und in Ägypten in die Sklaverei verkauft wurde. Sie berichtet auch, dass ihre Reisegruppe den Jungen auf einem Sklavenmarkt in Kairo erwarb. Er wurde im Juli 1821 nach Berlin gebracht.
Kerallah war gebürtiger Muslim, wurde aber am 18. April 1828 getauft. Den Taufunterlagen zufolge war er etwa 18 Jahre alt und wurde bis dahin Kandah genannt. Bei der Taufe im Beisein von Prinz Albrecht, Minutoli und seiner Frau erhielt er den Namen Heinrich Carl Albrecht Kerallah.

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Schlösser. Preußen. Kolonial.
Biografien und Sammlungen im Fokus
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4. Juli – 31. Oktober 2023
Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel, Spandauer Damm 10-22, 14059 Berlin
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