Die auf den Gemälden dargestellten Bediensteten hatten zunächst den rechtlichen Status von Sklaven, wenn sie über den Versklavungshandel erworben wurden. Ihre Freiheit mussten sie erst erhalten oder nachweisen. Verwoben mit dem Versklavungshandel, bilden ihre Biografien einen Teil der preußischen Geschichte. Viele dieser Geschichten lassen sich nicht vollständig rekonstruieren. Hauptgrund dafür ist, dass ihre Biografien fast ausschließlich auf Basis von höfischen Quellen – Taufbüchern und den Sammlungen der Schlösser – erzählt werden können. Diese fragmentierten Geschichten und ihre Lücken können also nur aus der Perspektive der Monarchie erzählt werden und berichten dabei auch von Gewalt, Unterdrückung und Klassenunterschieden.
Bereits im 17. Jahrhundert bemühte sich der kurfürstliche Hof aktiv um die „Integration“ von Bediensteten. Kriegsgefangene und versklavte Menschen wurden in der christlichen Religion unterwiesen, wurden zwangsgetauft, erhielten Taufnamen und wurden für die Arbeit am Hof ausgebildet. Die Patenschaften zeigen das Netzwerk der getauften Person oder ihrer Eltern, wenn die Paten einem ähnlichen sozialen Umfeld zugeordnet werden können. Paten aus einer höheren gesellschaftlichen Klasse können Abhängigkeitsverhältnisse darstellen. Die Anzahl der Paten variierte und hängt auch stark davon ab, welche Informationen in den Taufbüchern überliefert wurden.
Die Zeit vor ihrer Versklavung bleibt weitestgehend unbekannt mit Ausnahme einzelner Namen und Geburtsdaten. Aus den fragmentarischen Quellen lassen sich einige Lebenswege punktuell nachvollziehen.
A. 18. Jahrhundert
B. 19. Jahrhundert
Bis ins 19. Jahrhundert können Biografien von Menschen, die aus dem Versklavungshandel nach Preußen gebracht wurden, ausfindig gemacht werden.
Kandah, „Heinrich Carl Albrecht Kerallah“ wurde ca. 1810 in Darfur, im Sudan, geboren. Über Kerallah ist nur wenig bekannt, abgesehen von Erwähnungen in königlichen Kommuniqués und einem Eintrag im Taufbuch.
Die Ehefrau von General Heinrich Minutoli schrieb, dass Kerallah als Kind entführt und in Ägypten in die Sklaverei verkauft wurde. Sie berichtet auch, dass ihre Reisegruppe den Jungen auf einem Sklavenmarkt in Kairo erwarb. Er wurde im Juli 1821 nach Berlin gebracht.
Kerallah war gebürtiger Muslim, wurde aber am 18. April 1828 getauft. Den Taufunterlagen zufolge war er etwa 18 Jahre alt und wurde bis dahin Kandah genannt. Bei der Taufe im Beisein von Prinz Albrecht, Minutoli und seiner Frau erhielt er den Namen Heinrich Carl Albrecht Kerallah.