Letzte Skulpturen zurück an den Neuen Kammern

Endlich komplett!

Aufstellung der Skulptur „Pomona mit Früchten“
Aufstellung der Skulptur „Pomona mit Früchten“ © SPSG / Nicole Romberg

Die vier letzten Skulpturen sind an die Südseite der Neuen Kammern von Sanssouci zurückgekehrt

Mit der Wiederaufstellung der noch fehlenden vier Fassadenskulpturen am heutigen Donnerstag, dem 1. Juni 2023, kann die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) das langjährige Restaurierungsprogramm der „Freiluftgalerie“ an den Neuen Kammern von Sanssouci erfolgreich abschließen.

Die Neuen Kammern sind mit dem dazugehörigen südlichen Gartenbereich, den Figurenrondellen auf der Hauptachse sowie dem Boskettgarten ein Pendant zum östlichen Lustgarten mit der Bildergalerie. Beide Gebäude geben den Rahmen für das mittig gelegene Schloss Sanssouci. In dieser Gesamtansicht spielen die Fassaden mit ihrem Skulpturenschmuck eine wesentliche Rolle. In Betrachtung der Gesamtanlage fiel lange Zeit die „nackte“ Fassade der Neuen Kammern auf, die nun mit der Wiederherstellung des Skulpturenschmuckes mit den insgesamt 24 Marmorskulpturen ihr ursprüngliches Aussehen zurückerhält.

Von den Skulpturen aus Carrara-Marmor, die seit 1982 aufgrund starker Witterungsschäden im Depot lagerten, konnte ein Großteil in den vergangenen Jahren restauriert werden: 2019 kehrten bereits acht zurück, 2021 folgten zwölf weitere. Vier Skulpturen – dabei handelt es sich um den „Apoll mit Lyra“, die „Vestalin“, die „Pomona mit Früchten“ und die „Diana mit Hund“ – wiesen jedoch so starke Schäden auf, dass sie nicht mehr im Außenraum aufgestellt werden konnten. Es war daher notwendig, bildhauerische Kopien dieser Skulpturen anzufertigen. Diese aufwendige Maßnahme wurde von freiberuflichen Bildhauer:innen in enger Abstimmung mit der SPSG durchgeführt und konnte nun erfolgreich zum Abschluss gebracht werden. Die jetzt erfolgte Wiederaufstellung der Skulpturen zeigt die letzte überlieferte Präsentation von 1929.

Das gesamte, 1,2 Millionen Euro umfassende Skulpturenprojekt – Restaurierung sowie Herstellung von Kopien von Skulpturen und Postamenten – wurde durch Spenden ermöglicht. Die Cornelsen Kulturstiftung hat dafür mit einer großzügigen Fördersumme in Höhe von 278.000 Euro die Initiative übernommen und weitere Spender:innen „angestiftet“.

Geschichte der Skulpturen

Der preußische König Friedrich der Große (1712-1786) ließ 1749 in Italien bei dem Grafen Francesco del Medico Skulpturen erwerben und in Sanssouci an der 1747 von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753) errichteten Orangerie, die von 1771 bis 1774 zum Gästeschloss Neue Kammern umgebaut wurde, sowie im westlichen Lustgarten aufstellen. Die Marmorskulpturen wurden in bislang noch nicht erforschten Werkstätten in Carrara gefertigt, deren Bildhauer sich meist an berühmten antiken Vorbildern orientierten.

Die Skulpturen wurden passend zur Orangerie-Nutzung des Gebäudes gewählt: Die der Natur verbundenen Gestalten der antiken Mythologie ergänzen die der Sonne, der Zeit und der Gartenarbeit gewidmete Attikakartusche von Friedrich Christian Glume (1714-1752) über dem Mittelrisalit der Neuen Kammern.

Sowohl das Motiv der ungezügelten Natur als auch der kunsttheoretische Ansatz des Antikenzitats stehen in Beziehung zu den Fassadenskulpturen der von 1755 bis 1763 östlich des Schlosses Sanssouci erbauten Bildergalerie. An der Bildergalerie verwirklichte Friedrich der Große ein akademisches Lehrprogramm der Bildenden Künste. Gemeinsam mit den Neuen Kammern bilden diese beiden Gebäude mit ihren Darstellungen von Kunst und Natur also thematische Pendants.

Aufgrund starker Schädigungen mussten 1982 alle 24 Skulpturen aus konservatorischen Gründen in das Depot versetzt werden.

Das Restaurierungsprojekt

Die Erhaltungszustände der Skulpturen und Postamente waren sehr heterogen, obwohl sie in einem engen Zeitraum geschaffen wurden und am gleichen Standort unter gleichen klimatischen Bedingungen 230 Jahre gestanden hatten. Die Gesteinsqualität variiert von sehr gutem bis minder gutem Bildhauerstein mit Äderungen und Störungen wie Rissen, Kavernen oder geringeren Festigkeiten. Die Skulpturen waren durch witterungsbedingte Prozesse sowie durch extreme Temperatur- und Feuchteeinflüsse an der Südfassade massiv gefährdet und wiesen erhebliche Materialverluste auf. Ein weiteres Schadensphänomen waren die starken Grünverfärbungen durch Kupferverbindungen. Die Skulpturen standen auf ihren Postamenten in einer Reihe direkt unter der Dachtraufe der Neuen Kammern. Niederschläge fielen auf das Kupferblechdach und brachten kupferhaltiges Wasser über die Tropfkante direkt auf die Skulpturen.

Zunächst reinigten die Mitarbeiter:innen der Skulpturenrestaurierung der SPSG die Skulpturen mit Laser- und Mikrodampfstrahltechnik. Anschließend fand eine sogenannte Entkupferung statt, bei der wasserunlösliche Kupferverbindungen durch die Reaktion mit Ammoniak in wasserlösliche Verbindungen umgewandelt wurden, die daraufhin infolge einer gerichteten Feuchteströmung in einer Kompresse auf die Oberfläche transportiert werden konnten. Nach einer Acrylharzvollkonservierung konnten weitere Maßnahmen – Schließung von Rissen oder Ergänzung von fehlenden Details – durchgeführt werden.

Erstellung der vier Kopien

Der Zustand von vier Skulpturen und fünf Postamenten war derartig schlecht, dass ihre statische Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden konnte. So war die „Diana mit Hund“ beispielsweise mehrteilig zerbrochen; eine erneute Aufstellung im Außenklima hätte Spannungen und Scherkräfte zur Folge gehabt, die einen sicheren Stand gefährdet hätten. Bei den fünf Postamenten war die Marmorstruktur von einem dichten Netz großer und kleiner Risse durchzogen, sodass auch hier die Stabilität nicht gewährleistet werden konnte.

Die SPSG entschied sich daher, diese vier Skulpturen und fünf Postamente durch material- und werkgetreue Kopien am originalen Standort zu ersetzen. Für derartige Kopien wird das Original vorbereitet – gefestigt, ergänzt, in Teilbereichen abgeformt und rekonstruiert – ein neuer Marmorrohblock aus Carrara bezogen und beides dem/der ausführenden Kopisten/Kopistin übergeben. Die Fertigstellung wurde in enger Abstimmung mit den Mitarbeiter:innen der Skulpturenrestaurierung der SPSG betreut. Die fünf freiberuflichen Bildhauer:innen Bärbel Hempel, Kai Röttger, Josefine und Stefan Zimmermann sowie Steffen Werner benötigten etwa zwei Jahre für die Herstellung der Kopien.
 

Kontakt

Birgit Morgenroth
SPSG | Abteilung Bildung und Marketing
Öffentlichkeitsarbeit
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Carlo Paulus
SPSG | Abteilung Bildung und Marketing
Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0331.96 94-457
Anne Biernath
SPSG | Abteilung Bildung und Marketing
Öffentlichkeitsarbeit
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