04. Juli bis 31. Oktober
Schloss Charlottenburg, Ehrenhof, Berlin
In der Sonderausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“, die im Rahmen des SPSG-Themenjahres „Churfürst – Kaiser – Kolonien“ vom 4. Juli bis zum 31. Oktober 2023 im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg in Berlin gezeigt wird, befasst sich die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) umfassend mit kolonialen Bezügen in ihren Schlössern, Gärten und Sammlungen.
Das Reiterstandbild des „Großen Kurfürsten“ Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688) im Ehrenhof des Schlosses wird für die Dauer der Ausstellung durch eine zeitgenössische künstlerische Intervention kommentiert. Dafür hat die SPSG im August 2022 einen internationalen Kunstwettbewerb ausgelobt, den Nando Nkrumah (geboren 1979 in Kumasi / Ghana, lebt und arbeitet in Köln) mit seinem Beitrag „This is not only hi(s)story. This is OUR STORY” gewonnen hat.
Mit der Intervention und einer begleitenden Animation kommentiert der bildende Künstler das Reiterstandbild des Kurfürsten vor dem Schloss Charlottenburg angesichts der Teilhabe Brandenburgs am transatlantischen Versklavungshandel.
Der Wettbewerb
Insgesamt 69 Künstler:innen aus verschiedenen Ländern, u. a. Belgien, Deutschland, Frankreich, Ghana, Großbritannien, Kanada, Österreich und den USA, reichten Bewerbungen ein. Aus diesen Einsendungen hat eine fünfköpfige Jury, bestehend aus Dr. Ibou C. Diop, Julia Hagenberg, Dr. Natasha A. Kelly, Lerato Shadi und Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr, drei Ideen ausgewählt, die von den Künstler:innen im Rahmen einer zweiten Phase detaillierter ausgearbeitet und der Jury im November 2022 präsentiert wurden. Der Vorschlag von Nando Nkrumah erhielt am Ende das Votum der Jury.
Digitale Technik
Vier hohe Sockel aus Holz sollen das Reiterstandbild Friedrich Wilhelms und die in Ketten gelegten Figuren an dessen Sockel umringen. Damit thematisiert der Künstler die Beteiligung Brandenburgs an Handelsaktivitäten und am Versklavungshandel an der Küste Süd-West-Afrikas und verweist auf die Schicksale der durch Sklaverei getöteten und verschleppten Menschen und ihrer geraubten Würde. Die Stelen stehen für die Elemente „Einheit“, „Wahrheit“, „Freiheit“ und „Mut“, die der Künstler als Grundvoraussetzungen für die Dekonstruktion kolonialer Kontinuitäten und die Schaffung von nachhaltigem Empowerment definiert.
Mittels Augmented Reality, die die Besucher:innen mithilfe von QR-Codes auf ihren eigenen Smartphones abrufen können, werden vier Statuen in den Ehrenhof vor dem Schloss Charlottenburg projiziert, die die genannten Elemente allegorisch abbilden. Durch die Platzierung der Figuren auf dem Ehrenhof entsteht ein dynamisches Spannungsfeld zwischen den Figuren und dem umgebenden Stadtraum. Die neu geschaffenen Kompositionen sind als eine Einladung zu verstehen, festgefahrene Geschichtsbilder neu zu verhandeln und eine Debatte über historische Verantwortung anzustoßen.
Der Künstler
Nando Nkrumah ist ein bildender Künstler aus Köln mit ghanaisch-deutschen Wurzeln. Sein Lebensweg ist für seine künstlerische Praxis Inspiration und Triebkraft zugleich. Dabei spielen einerseits die Mythologie und Geschichte Ghanas und andererseits auch die Erschließung von neuen Räumen in Deutschland eine große Rolle. Er setzt dazu sowohl klassische Techniken – wie Malerei – als auch digitale Technologien ein.