Besuchszahlen
Zu Beginn des Jahres 2022 wurde der Betrieb der Schlösser zunächst noch durch die behördlichen Corona-Auflagen (Impf- und Maskenpflicht, unterschiedliche Regelungen in Berlin und Brandenburg) und den damit verbundenen Schließungen bzw. Zugangsbeschränkungen beeinflusst. Erst nach Aufhebung der Impfnachweispflicht im Februar 2022 konnten die Personenzahlen für die Schlossbesuche und die Veranstaltungen sukzessive erhöht werden. Im Laufe des Jahres stabilisierten sich die Bedingungen.
2022 verzeichnete die SPSG in ihren Schlössern insgesamt 1.077.613 Besuche und konnte durch Ticketverkäufe Einnahmen in Höhe von 6.728.736 Euro generieren. Mithin wurden im Vergleich zum Vorjahr die Einnahmen und Besuchszahlen deutlich mehr als verdoppelt (2021: 495.238 Besuche, 2.868.740 Euro). Etwa 24.000 Gäste kamen zur Potsdamer Schlössernacht und feierten eine Open-Air-Veranstaltung ohne die strengen Hygieneregeln des Vorjahres. Der Gruppenservice hat im Jahr 2022 wieder Gruppen aus dem In- und Ausland betreut. Es kamen 6.008 Gruppen mit 103.840 Personen.
Gleichwohl sind die Gästezahlen des Vor-Corona Jahres 2019 noch nicht wieder erreicht worden. Gründe mögen neben den Corona-Auswirkungen die Folgen des Ukraine-Krieges sowie der Energie- und Wirtschaftskrise sein, die den langsam wieder erstarkenden nationalen und internationalen Tourismus erneut beeinträchtigten. 2022 lagen die Besuche bei etwa 69 Prozent im Vergleich mit 2019 (1.562.311 Besuche). Dies spiegelten auch die Einnahmen wider: 2022 wurden ca. 66 Prozent der Einnahmen von 2019 (10.236.439 Euro) erzielt.
Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)
Auch das Arbeitsjahr 2022 stand im Zeichen der erfolgreichen Umsetzung des Masterplans. Mit dem Sonderinvestitionsprogramm 2 (SIP2) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) bedeutende Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall.
Das Abkommen ermöglicht der SPSG, bis 2030 zusätzlich insgesamt 400 Millionen Euro in die Wiederherstellung nationaler Kulturgüter zu investieren. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 %) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (2/3 von 50 %) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (1/3 von 50 %). Im Jahr 2022 wurden für die Sanierungs- und Restaurierungsprojekte rund 17 Millionen Euro (inklusive Personalkosten) ausgegeben.
So konnte die Bearbeitung von 21 der 26 Projekte des ersten Lustrums (5 Jahre) mit einem Volumen von ca. 190 Millionen Euro weitgehend planmäßig vorangebracht werden. Projekte wie das Logierhaus am Schloss Caputh und das Damenhaus im Neuen Garten wurden 2022 fertiggestellt. Bei nahezu allen anderen Projekten wurde mit der Planungsvorbereitung bzw. mit der Planung begonnen. Weitere Maßnahmen wie der Neubau des Skulpturendepots am Potsdamer Hauptbahnhof, die Gesamtsanierung des Weißen Hauses im Neuen Garten, die Instandsetzung des Kleinen Schlosses im Park Babelsberg sowie der Um- und Neubau des Parkreviers II/III im Park Sanssouci wurden begonnen.
Für das Jahr 2023 sind Planungs- und Bauleistungen im Umfang von ca. 32,2 Millionen Euro (inklusive Personalkosten) vorgesehen.
Die 2022 im Rahmen des Masterplans abgeschlossenen und im Jahr 2023 geplanten Maßnahmen sind einem gesonderten Informationsblatt zu entnehmen.
Denkmalpflege und Restaurierung
Rückbau in Paretz
Ende 2021 wurde mit der Planung des Rückbaues des ehemaligen Bürogebäudes (Sutterbau) in Paretz begonnen (Erstellung Schadstoffkataster mit Entsorgungskonzept, Artenschutzgutachten, Medientrennung, Freiräumung des Hauses, Anträge bei den entsprechenden Behörden z.B. für den Artenschutz und die Denkmalpflege).
Die öffentliche Ausschreibung der Abbruch- und Entsorgungsarbeiten erfolgte im Sommer, der Rückbau begann im Herbst 2022. Zunächst gab es eine ökologische Begleitung (Kontrolle und Umsiedlung von Fledermäusen). Am Jahresende wurden der Keller und die Fundamente zurückgebaut. Da dies einen Eingriff in ein Bodendenkmal darstellte, erfolgten die Arbeiten – entsprechend einer Auflage der Unteren Denkmalschutzbehörde – mit archäologischer Begleitung. Derzeit wird der restliche Bauschutt (Abfall) abgefahren und die Baugrube verfüllt, so dass die Fläche im Frühjahr begrünt werden kann.
Paradebett im Neuen Palais
Mit der Aufstellung eines barocken Paradebettes fand im Juni 2022 die zwei Jahre währende Restaurierung des oberen kleinen Schlafzimmers im Neuen Palais im Park Sanssouci ihren erfolgreichen Abschluss. Vor allem durch den zunehmenden Zerfall der lichtempfindlichen Seiden war dringender Handlungsbedarf gegeben und zugleich Anlass für eine Raumrestaurierung mit Maßnahmen an der vergoldeten Stuckdecke, an der Architekturfassung und der textilen Wandbespannung.
Kolossalhermen zurück in Sanssouci
Im Juli 2022 kehrten drei kolossale Hermen-Büsten aus dem 18. Jahrhundert an ihre Standorte im westlichen Bereich des Potsdamer Parks Sanssouci zurück. Die viereinhalb Meter großen Skulpturen aus Carrara-Marmor prägen diesen Parkbereich und wurden für die Aufstellung im Freien aufwendig konserviert und restauriert. Sie stellen die Jahreszeiten Sommer, Frühling und Winter dar.
Weingott am Klausberg
Der „Bacchus auf dem Weinfass“, eine kleine Marmorskulptur aus dem 18. Jahrhundert, konnte nach mehr als 60 Jahren Depotaufenthalt restauriert werden und anlässlich des 10. Königlichen Weinfestes am 8. Juli 2022 an seinem historischen Platz unterhalb des Belvedere auf dem Potsdamer Klausberg aufgestellt werden.
Ausstellungen
Anlässlich des 200. Todestages des Bildhauers Ridolfo Schadow (1786-1822) wurde unter dem Titel „Ridolfo Schadow. Das Urteil des Amor“ erstmals eine Idee des Künstlers im Rahmen einer Sonderpräsentation im Vestibül des Neuen Flügels des Berliner Schlosses Charlottenburg umgesetzt: Drei junge Mädchen sitzen dem geflügelten Liebesgott Amor gegenüber. Sie sind versunken in ihre jeweilige Beschäftigung und scheinen seine Anwesenheit gar nicht zu bemerken. Amor grübelt, wem er den Blumenkranz in seiner Hand überreichen wird. Diese Zusammenstellung der vier Marmorskulpturen erinnert an die Geschichte vom „Urteil des Paris“ aus der griechischen Mythologie. Der trojanische Königssohn Paris sollte im Auftrag des Göttervaters Zeus eine Entscheidung fällen, welche der Göttinnen Hera, Athena und Aphrodite die Schönste sei.
Hier sind es jedoch Menschen, deren Haltungen Alltagssituationen einfangen: der junge „Amor“, das „Mädchen mit Tauben“ („Die Unschuld“), die „Sandalenbinderin“ sowie die „Spinnerin“. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770-1840) hatte die vier von Ridolfo Schadow in Rom geschaffenen Skulpturen angekauft. Drei standen im Königlichen Palais (Kronprinzenpalais in Berlin), die vierte wurde im Berliner Schloss aufgestellt. Somit erfüllte sich erst mit dieser Präsentation die ursprüngliche Absicht des Bildhauers, der alle vier Figuren in Beziehung zueinander wirken lassen wollte.
Die Präsentation wurde verlängert und ist noch bis zum 31. Dezember 2023 zu sehen.
Im Oktober und November 2022 waren im Berliner Schloss Schönhausen „Kinderzeichnungen aus der Charkiwer U-Bahn“ zu sehen. Nachdem am 24. Februar 2022 der russische Angriffskrieg in der Ukraine und damit der massive Beschuss der Städte des Landes begonnen hatte, suchten die Menschen Schutz. In Charkiw wurde die U-Bahn zur wichtigsten Fluchtmöglichkeit. Familien mit Kindern waren gezwungen, wochenlang auf den Bahnsteigen und in bereitgestellten Waggons zu leben. In dieser Situation half die Theater- und Kulturszene, um die Kinder mit Kunst-Angeboten abzulenken. So entstanden die 46 Zeichnungen, die vom Überleben im Krieg und von der Hoffnung auf Frieden erzählten.
Die Ausstellung wurde von der Stiftung „Kharkiv Renovation Fund“ mit Unterstützung der Stiftung „Kolo Haty“ organisiert. „Kharkiv Renovation Fund“ wurde im März 2022 gegründet, um kriegsversehrten und traumatisierten Kindern zu helfen. „Kolo Haty“ war bereits seit 2021 tätig.
Ausstellungen im Rahmen des Jahresthemas „Welterbe: Bauen und Bewahren für die Zukunft“
Von Mai bis Oktober 2022 präsentierte SPSG in den Römischen Bädern die Ausstellung „DENK × PFLEGE. Zukunft für das Welterbe Römische Bäder“, bevor der Gebäudekomplex im Potsdamer Park Sanssouci von 2023 an für mehrere Jahre wegen dringend erforderlicher Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten geschlossen bleiben muss. Die Sanierung der Römischen Bäder wird bis 2027 dauern und ist Teil des zweiten Sonderinvestitionsprogramms für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan).
Ein Rundgang führte durch das von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) und Ludwig Persius (1803-1845) im Auftrag König Friedrich Wilhelms IV. (1795-1861) errichtete Ensemble. Dabei erhielten Interessierte erstmals wieder Einblicke in Räume und Bereiche, die seit Jahren nicht zugänglich waren. So waren etwa der tempelartige Pavillon am Teich geöffnet, ebenso das ehemalige Billardzimmer und der Vorraum zum sogenannten Viridarium – einem Innenhof, der an eine antike römische Villa erinnert. Gezeigt wurden unrestaurierte Ausstattungsgegenstände der Römischen Bäder, Skulpturen und Mobiliar. An 15 Stationen konnte das Publikum zudem mehr über die Arbeit der SPSG und vor allem über die Themen Denkmalschutz, Sanierungsbedarf und Tourismus erfahren.
So ging die von 21.633 Gästen besuchte Ausstellung der Frage nach, wie ein denkmalgeschütztes Gebäude barrierefrei werden kann. Wie repariert man eine gesprungene Fliese im UNESCO-Welterbe? Wie funktionieren Brandschutz oder Klimaanlagen in einem Schloss? Was ist nachhaltig und was wirtschaftlich vertretbar und wieviel Planungsleistung und Arbeit steckt eigentlich in einem Sanierungsprojekt? Die Ausstellung richtete sich bewusst nicht an ein Fachpublikum, sondern an alle Interessierten. Denn häufig sehen diese in den Parks und Schlössern von den Bauvorhaben der SPSG nur die Hüllen und Bauschilder.
Die Ausstellung „StilBRUCH?! West-Berlin streitet um ein Deckenbild“, die von Mai bis Oktober 2022 im Neuen Flügel des Berliner Schlosses Charlottenburg allen Besuchenden des Schlosses zugänglich war, konzentrierte sich auf die Ereignisse und den jahrelangen politischen und gesellschaftlichen Streit um das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Deckenbild im Weißen Saal. Letztlich führte 1972 der Künstler Hann Trier (1915-1999) einen eigenen, modernen Entwurf aus. Dem Publikum wurde die Zeit des Wiederaufbaus des Schlosses nach der Zerstörung anhand von originalen, zuvor noch nie ausgestellten Objekten, historischem Bildmaterial und partizipativen Elementen nähergebracht. Zudem konnten die Gäste selbst kreativ werden und ein eigenes Deckenbild erschaffen.
Als Höhepunkt führte der Rundgang in den Weißen Saal, wo unter dem imposanten Deckenbild die Gesamtentwürfe von vier Künstlern der 1950er und 1960er Jahre sowie die monumentalen Probestücke von Hann Trier und Karl Manninger (1912-2002) aus dem Jahr 1971 gezeigt wurden.
In Vorbereitung auf die Ausstellung wurde bereits 2021 die auch weiterhin abrufbare Online-Präsentation „StilBRUCH? Die Moderne im Wiederaufbau von Schloss Charlottenburg“ auf der Plattform Google Arts & Culture veröffentlicht: www.spsg.de/stilbruch-online.
Im Schloss
Befragung in den märkischen Schlössern
Ein Gemeinschaftsprojekt zur Besuchsforschung der SPSG, der Kunstsammlungen Chemnitz, der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt und der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha wurde erfolgreich abgeschlossen. 2020 bis 2022 wurden für das Projekt knapp 2500 Besucher:innen und über 250 Nicht-Besucher:innen befragt. Zahlreiche Ergebnisse liegen nun für die beteiligten Häuser der vier Institutionen vor. Die SPSG hatte mit ihren märkischen Schlössern Caputh, Königs Wusterhausen, Oranienburg, Paretz, Rheinsberg und dem Berliner Schloss Schönhausen an der gemeinsamen Untersuchung teilgenommen.
868 Besucher:innen wurden in den Märkischen Schlössern und im Schloss Schönhausen im Untersuchungszeitraum für die SPSG befragt: In der Regel bleiben die Gäste ein bis zwei Stunden in den Häusern. 87 Prozent geben dabei an, dass sie mit ihrem Besuch zufrieden sind. 81 Prozent interessieren sich für Geschichte, 53 Prozent wollen mit dem Besuch das eigene Wissen sogar noch vertiefen.
Wie in allen anderen untersuchten Häusern auch, sind zwei Drittel der Besucher:innen über 50 Jahre alt, mehr als jeder zweite hat einen Hochschulabschluss und fast die Hälfte verfügt über ein monatliches Haushaltseinkommen von über 3.000 Euro. Ein Drittel der Gäste kommt aus der Region, zwei Drittel reisen aus Berlin und dem restlichen Bundesgebiet an. Mehr als die Hälfte der Besucher:innen (58 Prozent) sind zum ersten Mal in den Schlössern.
Trotz hoher Zufriedenheit haben die Befragten auch deutliche Kritikpunkte. So wünschen sich 29 Prozent mehr gastronomische Angebote, ein Viertel mehr Sitzmöglichkeiten, 21 Prozent mehr Vermittlungsangebote. Auch bei Barrierefreiheit, Multimedia-Informationen und Angeboten zur Selbsterkundung sehen einige Verbesserungsmöglichkeiten.
Insgesamt wurden für die SPSG zudem 70 ausgewählte Multiplikator:innen um ihre Meinung gebeten. Befragt wurden dabei in einem rund einstündigen Leitfaden-Interview ausgewählte Mitarbeitende von Kitas und Schulen, Vereinen und Verbänden sowie Kulturschaffende aus der Region. Viele dieser Expert:innen wünschten sich für die Märkischen Schlösser und das Berliner Schloss Schönhausen niederschwellige Angebote, die zum Mitmachen einladen und den Schlossbesuch zum Erlebnis machen.
Ein wichtiges Ziel des Projekts war es, vergleichbare Ergebnisse zu Struktur, Motivation und Zufriedenheit des Publikums sowie zu sozialen und kulturellen Milieus bzw. Bildungshintergründen zu erheben. Die SPSG will anhand dieser Erkenntnisse in den kommenden Jahren passgenaue Angebote entwickeln, um so dem eigenen bildungspolitischen Auftrag besser nachkommen und neue Publikumsschichten gewinnen zu können.
Die Forschung wurde von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Rahmen der Weiterführung des Audience Development-Projekts der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK) gefördert. Mit der Umsetzung wurde das Leipziger Erhebungsinstitut CONOSCOPE GmbH beauftragt.
Mit Auge und Ohr
Im Rahmen des Kulturdiplomatie-Projekts der First Lady der Ukraine, Frau Olena Selenska, und mit großzügiger Unterstützung der Botschaft der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland konnte die SPSG im Juli 2022 ihre Vermittlungsangebote für Besucher:innen des Berliner Schlosses Charlottenburg um einen Multimediaguide in ukrainischer Sprache erweitern. In Charlottenburg sind damit nun Rundgänge in zehn Sprachen (Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Polnisch, Russisch, Chinesisch und Ukrainisch) möglich.
Die Botschaft der Ukraine hatte die Kosten für die Übersetzungsleistungen und Tonaufnahmen übernommen. Bereits im Jahr 2021 war durch sie ein Audioguide in ukrainischer Sprache für das Schloss Sanssouci in Potsdam gefördert worden.
Tourist-Information im Logierhaus Caputh
Am 26. Januar 2022 wurde ein Teilbereich des im Rahmen des zweiten Sonderinvestitionsprogramms für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan) wiederhergestellten Logierhauses in Caputh an die Gemeinde Schwielowsee als Tourist-Information übergeben. Die verbleibenden Räumlichkeiten werden von der SPSG genutzt. Die Eröffnung fand am 2. Juni 2022 statt. Neu ist auch ein Angebot von Warm- und Kaltgetränken sowie Snacks und Gebäck.
Käthe-Kollwitz-Museum und Kulturstiftung der Länder im Theaterbau des Schlosses Charlottenburg
Nach 36 Jahren hat das Käthe-Kollwitz-Museum seinen Gründungsstandort an der Berliner Fasanenstraße verlassen und ist in das Schloss Charlottenburg umgezogen. Am 1. April 2022 erfolgte die Übergabe von Räumen im Erdgeschoss des repräsentativen Theaterbaus zur Nutzung als Museum. Nach Umbauarbeiten konnte das Museum am 24. September 2022 eröffnet werden.
Auch die Kulturstiftung der Länder ist in den Theaterbau eingezogen. Der entsprechende Mietvertrag wurde zum 1. Juli 2022 abgeschlossen. Vertragspartner ist das Land Berlin, vertreten durch die BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH als Generalmieterin, die das Recht zur Untervermietung an die Kulturstiftung der Länder hat. Diese übernahm im September 2022 durch die SPSG baulich hergerichtete Räume im zweiten Obergeschoss des dreigeschossigen frühklassizistischen Gebäudes, das nach Plänen von Carl Gotthard Langhans (1732-1808), dem Architekten des Brandenburger Tores, errichtet wurde.
Mit dem Käthe-Kollwitz-Museum und der Kulturstiftung der Länder hat die SPSG zwei Institutionen von bundesweiter und internationaler Bedeutung für diesen Standort gewinnen können.
Sonstiges
Parkplätze mit E-Ladesäulen
Im Februar 2022 wurde ein Vertrag geschlossen, um Gästeparkplätze wie z. B. an der Historischen Mühle oder am Neuen Palais in Potsdam mit E-Ladesäulen auszustatten.
Im Garten
Digital im Park Sanssouci
Wie entdeckt man den 300 Hektar großen Park Sanssouci? Mit der App „Park Sanssouci“, die seit Herbst 2022 in den bekannten Stores (Google Playstore / Apple App Store) kostenfrei abrufbar ist. Die Gäste können sich ihren Rundgang selbst zusammenstellen oder einem der Vorschläge folgen. Mehr als 100 Stationen werden beschrieben, dazu sind spannende Geschichten und Erklärungen, historische Bilder und Videos abrufbar. Die Spaziergehenden bekommen Wissenswertes über die Skulpturen, Bauten, Wasserspiele oder Sichtbeziehungen vermittelt, können ihre Lieblingsorte zu einem eigenen Rundgang verbinden und diesen speichern. Als besonderes Angebot enthält die App zudem einen Pflanzen-Scanner. Mit einem Kameraklick können Interessierte alle Blumen und Bäume des Welterbe Parks identifizieren.
Die App ist in Deutsch, Englisch, in deutscher Gebärdensprache und Leichter Sprache nutzbar.
Kampfmittelbeseitigung im Park Babelsberg
Die 2019 begonnene – und aufgrund der Corona-Eindämmungsverordnung des Landes Brandenburg 2021 vorübergehend unterbrochene – Kampfmittelsondierung und -beseitigung im Park Babelsberg wurde 2022 fortgesetzt und abgeschlossen. Die finale Kampfmittelfreiheit musste für die weitere Parkpflege und als Voraussetzung für anstehende Baumaßnahmen hergestellt sein.
Wege rund um den Rheinsberger Gartensalon
Im Schlossgarten Rheinsberg wurden 2022 die Wegeflächen rund um den Gartensalon saniert. Fehlende Entwässerungsmöglichkeiten sorgten dort wiederholt für Ausspülungen und Pfützenbildung. Mit einem mehrschichtigen Wegeaufbau sowie angepassten Entwässerungsvorrichtungen wurden der Gesamteindruck und die Nutzbarkeit deutlich verbessert. Die Maßnahme wird 2023 abgeschlossen.
Gewässersanierung im Schlossgarten Charlottenburg
50Hertz ist der Übertragungsnetzbetreiber im Nordosten Deutschlands und realisiert Höchststrominfrastrukturen für eine erfolgreiche Energiewende. Bei den damit verbundenen ökologischen Kompensationsmaßnahmen ist 50Hertz immer bestrebt, mit lokalen und regionalen Akteuren zu kooperieren. Daher ging das Unternehmen bereits 2017 im Rahmen der Ertüchtigung der 380-kV-Kabeldiagonale Berlin auf die SPSG zu, um gemeinsam mit den Behörden geeignete Kompensationsmaßnahmen zu entwickeln.
Im Ergebnis dieser Kooperation werden seit 2021 Teile der dringend notwendigen Gewässersanierung im Berliner Schlossgarten Charlottenburg realisiert. Dazu gehören u. a. die Sauerstoffanreicherung und der damit verbundene Abbau von Biomasse im Gewässersystem, Schaffung von Brutplätzen für den Eisvogel und Habitataufwertungen. Das Projekt wurde im Juni 2021 mit dem Einbringen eines Belüftungssystems begonnen, ein entsprechendes Informationsschild aufgestellt. Das Belüftungssystem in den Gewässern des Schlossgartens war auch 2022 wie geplant im Einsatz. Die Auswertung der Messergebnisse und die Erstellung der Zwischenberichte sind in Arbeit. Erste Ergebnisse lassen bereits eine Verbesserung des Ausgangszustandes erkennen. Abhängig von den Ergebnissen des Gewässer-Monitorings können weitere Maßnahmen geplant werden. Die Belüftung soll in den kommenden Jahren abgeschlossen werden, sie wird fachlich von dem von 50Hertz beauftragten Büro IB Wüllner GmbH begleitet.
Darüber hinaus wurde die Errichtung von Brutplätzen für Eisvögel im Schlossgarten mit Biolog:innen, dem Landesdenkmalamt und der SPSG abgestimmt. Die Umsetzung der Maßnahme ist für 2023 vorgesehen.
„Wir freuen uns, in Kooperation mit SPSG den Schlossgarten Charlottenburg dabei zu unterstützen, auch künftig ein Ort biologischer Vielfalt zu sein. Dieses wunderbare Gartendenkmal trägt damit auch zu Lebensqualität und zum Artenschutz in Berlin bei“, so Nadja Ballauf, Leiterin Naturschutz und Genehmigungen bei 50Hertz.“
Klimabildung für alle
Anlässlich des 50. Jahrestages der Welterbekonvention im Jahr 2022 beteiligte sich die SPSG an zwei Citizen-Science-Projekten. Das Projekt „Young Climate Action for World Heritage“ unter Federführung des Institute Heritage Studies (IHS) wird von der Deutschen Bundestiftung Umwelt (DBU) gefördert. Über UNESCO-Projektschulen setzten sich junge Menschen in sechs grenzübergreifenden UNESCO-Welterbestätten, darunter auch die Potsdam-Berliner Kulturlandschaft, mit den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 und insbesondere dem Klimawandel auseinander. Ziel war, die Bedeutung der Welterbestätten und ihre Bedrohung durch den Klimawandel kreativ, handlungs- und produktionsorientiert ein Schuljahr lang zu
vermitteln. Das Projekt machte somit das Potenzial des Welterbes als Lernort für Klimabildung sichtbar und förderte die grenzübergreifende Zusammenarbeit von Welterbestätten und Schulen. Zentrale Produkte waren digitale Ausstellungen der von den Lernenden erarbeiteten
Ergebnisse sowie eine Handreichung „Praxisimpulse Welterbildung und Klimawandel“. Das Projekt wird bis 2024 fortgesetzt.
Das zweite Projekt „Pflanze KlimaKultur!“ ist ein Citizen-Science-Projekt des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig, an dem sich die Botanischen Gärten in Berlin, Halle, Jena, Leipzig beteiligen und das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Dafür wurden auch im Botanischen Garten in Potsdam oder im Schlossgarten Charlottenburg in Berlin kleine Beete zur Verfügung gestellt. Mit Interessierten wurde hier der Einfluss des Klimawandels auf das Wachstum von Pflanzen beobachtet und erforscht. In Bürgerdialogen wurden naturnahe Lösungsansätze zu Naturschutz und einer klimaresilienten Stadtgesellschaft erarbeitet und umgesetzt. Auch dieses Projekt wird bis 2024 fortgesetzt.
Wissenschaft und Forschung
Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten
Die öffentliche Debatte über die Folgen des Kolonialismus wirkt sich auf viele Bereiche des gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Lebens und damit auch auf die Arbeit in musealen Einrichtungen aus. Es geht dabei nicht nur um den Umgang mit Objekten aus kolonialen Kontexten, vielmehr sind Museen weltweit, vor allem aber in Europa dazu aufgefordert, die Begriffe, die in Präsentationen, Publikationen und anderen Zusammenhängen verwendet werden, kritisch zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Auch die SPSG stellt sich dieser Aufgabe. Nach aktuellen Erkenntnissen hat sie keine Objekte in ihren Beständen, die auf kolonial bedingte Erwerbungen zurückgehen.
Um die dafür notwendigen Prozesse zu steuern, hat sich in der SPSG eine Steuerungsgruppe Koloniale Kontexte konstituiert. Das Spektrum ihrer abteilungsübergreifenden Tätigkeit reicht dabei von der der Entwicklung wissenschaftlich fundierter Grundlagentexte über die Anfertigung und Aufstellung erläuternder Schilder oder Raum- und Objekttexte bis hin zu Änderungen von Begriffen in unseren Informationssystemen, Publikationen und Datenbanken. Dabei wird auch der Kontakt, der partizipatorische Austausch und ein Raum zur Darstellung unterschiedlicher Perspektiven mit Betroffenengruppen gesucht. Das Thema soll weiter transparent kommuniziert und eine klare Haltung dazu entwickelt werden.
Grundlage ist eine Liste der Objekte aus kolonialen Kontexten, die 2022 weiter wissenschaftlich bearbeitet und fortgeschrieben wurde. Die Ergebnisse sind allgemein zugänglich unter www.spsg.de/kolonialekontexte abrufbar. Zugleich gingen diese Arbeitsergebnisse in die Vorbereitung der Ausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“ ein, die vom 4. Juli 2023 an im Berliner Schloss Charlottenburg gezeigt wird.
Projekte des Research Center Sanssouci (RECS)
Im Research Center Sanssouci (RECS) wurden 2022 drei begonnene Online-Editionsprojekte weiterverfolgt, die 2023 zum Abschluss gebracht werden sollen.
Kommentierte Online-Edition des Tagebuchs der Wilhelmine von Bayreuth von ihrer Reise nach Frankreich und Italien 1754/55
Seit 2020 arbeitet ein Projektteam des RECS an der kommentierten Online-Edition des Reisetagebuchs der Wilhelmine von Bayreuth (1709-1758). Dazu wurde der überlieferte Text digitalisiert, transkribiert und neu übersetzt. Die gegenwärtig noch andauernden Arbeiten an der Kommentierung des Textes stehen ebenso wie die Ausarbeitung der Einleitung zur Edition vor dem Abschluss. Im Anschluss erfolgt die technische Umsetzung der Onlinestellung durch die kooperierende Max-Weber-Stiftung auf der Plattform perspectivia.net, sodass dieses Projekt voraussichtlich 2023 abgeschlossen werden kann.
Online-Edition und Erschließung von ca. 1200 Belegen zur Schatulle der Königin Sophie Dorothea
Das 2020 begonnene Projekt sieht die Transkription und digitale Aufbereitung von ca. 1200 Belegen zur Schatulle der preußischen Königin Sophie Dorothea (1687-1757) vor, die aus dem Nachlass Walter Stengels (1882-1960) stammen und im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin sowie im Archiv der Stiftung Stadtmuseum Berlin verwahrt werden. Die Transkription der Belege ist erfolgt. Kurz vor dem Abschluss steht nun auch die digitale Aufbereitung in Form einer Datenbank. Diese Datenbank soll auch die schon im Rahmen der Ausstellung „FRIEDERISIKO“ 2012 veröffentlichten Schatullrechnungen Friedrichs des Großen (1712-1786) sowie deren Ergänzungen umfassen. Es entsteht zunächst eine Arbeitsdatenbank für die SPSG, die in Zukunft von der Max-Weber-Stiftung auf der Plattform perspectivia.net in eine für die Allgemeinheit zugängliche Forschungsdatenbank umgesetzt werden soll.
Online-Edition der Autobiographie von Friedrich August Alexander von Eversmann
Die Transkription der Autobiografie des preußischen Bergbaubeamten und Publizisten Friedrich August Alexander von Eversmann (1759-1837) sowie die Personenerschließung, wurde abgeschlossen. 2023 steht die Online-Publikation der Autobiografie an. Diese erfolgt wiederum in Zusammenarbeit mit perspectivia.net, der Publikationsplattform der Max Weber-Stiftung.
Darüber hinaus führte das RECS folgende Veranstaltungen zur Stärkung der internationalen Kooperation und Vernetzung in Forschung und Lehre durch:
Sommerschule „The Heritage Effect. Transmission expierences between breaks an continuities“, 13. bis 18 Juni 2022, Berlin / Potsdam / Frankfurt (Oder)
Organisiert und veranstaltet wurde die Sommerschule durch die Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) in Verbindung mit dem RECS, der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne und dem Centre Marc-Bloch, Berlin. Professor Dr. Paul Zalewski vertrat im Organisationskomitee sowohl das RECS als auch die Viadrina und war führend an den Lectures der Summer School beteiligt. Am 14. Juni 2022 sorgte das RECS für den Rahmen des in Potsdam präsentierten Programms. Im Zentrum der Vorträge, Diskussionen und Besichtigungen standen dabei die Potsdamer Schlösser und Gärten der SPSG.