Ausstellung zum Jahresthema „Welterbe: Bauen und Bewahren für die Zukunft“ im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg vom 15. Mai bis zum 31. Oktober 2022
50 Jahre nach einer heute nahezu vergessenen – damals aber ganz West-Berlin aufwühlen-den – Debatte erinnert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) vom 15. Mai bis zum 31. Oktober 2022 in der Ausstellung „StilBRUCH?! West-Berlin streitet um ein Deckenbild“ an die jahrelangen Auseinandersetzungen um das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Deckenbild im Weißen Saal des Schlosses Charlottenburg. In einer Zeit der Neuorientierung nach den Wirren des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs prallten in der Diskussion um Rekonstruktion oder Neuschöpfung unterschiedliche politische und gesellschaftliche Standpunkte beim Aufarbeiten der Vergangenheit aufeinander. Letztlich führte dann 1972 der Künstler Hann Trier (1915-1999) einen eigenen, modernen Entwurf aus. Im Rahmen des Jahresthemas „Welterbe: Bauen und Bewahren für die Zukunft“ wird dem Publikum im Neuen Flügel des Schlosses die Zeit dieses Wiederaufbaus mittels originalen, zuvor noch nie ausgestellten Objekten, historischem Bildmaterial und partizipativen Elementen nähergebracht.
Rekonstruktion oder Neuschöpfung?
Die Zerstörung Berlins und die daraufhin notwendige Neuordnung in der Politik, der Kultur und schließlich auch im Schloss, bilden den Ausgangspunkt der Ausstellung zum Umgang mit dem zerstörten Deckenbild im Weißen Saal. Sieben Jahre dauerte das Tauziehen, in dem verschiedene Persönlichkeiten aus Politik und Kultur sowie die Presse um eine Lösung rangen. Ihre Sichtweisen veranschaulichen die unterschiedlichen denkmalpflegerischen Auffassungen der Zeit. Zugleich stand dahinter die damals aktuelle Frage nach der Bedeutung von Tradition und Moderne, nach dem Verhältnis von preußischem Erbe und Neuanfang. Bereits 1953 stand das Schloss durch die erste Ausstellung der „Galerie des 20. Jahrhunderts“ im Fokus des aktuellen Kunstschaffens, für das sich auch die Belegschaft der Schlösserverwaltung sehr interessierte. Getragen von der Überzeugung, dass verlorene Werke wie die Deckenmalerei von Antoine Pesne (1683-1757) im Weißen Saal nicht rekonstruiert, sondern nur durch erneute künstlerische Auseinandersetzung ersetzt werden können, lösten sie den „Berliner Bilderstreit“ aus.
Monumentale Probestücke
Während des mehrjährigen Konflikts entwickelte Hann Trier seine Vision in einem Entwurfsprozess über eine Vielzahl von Arbeiten. Davon inspiriert, können die Gäste in der Ausstellung selbst kreativ werden und ein eigenes Deckenbild erschaffen.
Nach der Fertigstellung des Werks 1972 folgten weitere Projekte von zeitgenössischen Kunstschaffenden im Schloss Charlottenburg, die in Zusammenhang mit herausragenden Vertreterinnen und Vertretern der West-Berliner Kunstszene vorgestellt werden. Eine Museumswerkstatt lädt sowohl Erwachsene als auch Kinder dazu ein, aktiv zu werden.
Als Höhepunkt führt der Rundgang in den Weißen Saal, wo unter dem imposanten Deckenbild die Gesamtentwürfe von vier Künstlern der 1950er und 1960er Jahre sowie die monumentalen Probestücke von Hann Trier und Karl Manninger (1912-2002) aus dem Jahr 1971 präsentiert werden.
Thematisch knüpft die Ausstellung an die bereits 2021 veröffentlichte Onlinepräsentation „StilBRUCH? Die Moderne im Wiederaufbau von Schloss Charlottenburg“ auf der Plattform Google Arts & Culture an: https://artsandculture.google.com/partner/schloss-charlottenburg.
Zur Ausstellung wird ein umfangreiches Begleitprogramm angeboten.
www.spsg.de/stilbruch
Informationen
Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel
Spandauer Damm 10-22, 14059 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag, 10:00-17:30 Uhr, letzter Einlass 17:00 Uhr
Eintritt: 12 Euro, ermäßigt