Bilanz 2021

Lockdown und Wiedereröffnung

Auch im Jahr 2021 hatte die Corona-Pandemie Auswirkungen auf die Arbeit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Denn der im November 2020 angeordnete Lockdown endete erst im Mai 2021. Eine Wiederöffnung von Kultureinrichtungen konnte nur stattfinden, nachdem die Anzahl der Neuinfektionen an fünf aufeinander folgenden Tagen den Inzidenz-Schwellenwert von 100 unterschritten hatte. Da die Inzidenzen nach Landkreisen definiert waren, beobachtete die SPSG insgesamt sieben Landkreise.

Zum Himmelfahrtswochenende am 12. Mai 2021 konnten die Schlösser Rheinsberg und das Schlossmuseum Oranienburg geöffnet werden. Eine Woche später folgten am Pfingstwochenende in Berlin der Neue Flügel des Schlosses Charlottenburg und das Schloss Schönhausen, in Potsdam Schloss Sanssouci und Schloss Cecilienhof mit der Sonderausstellung „Potsdamer Konferenz 1945 – Die Neuordnung der Welt“ sowie in der Mark Brandenburg Schloss Paretz. Am 1. Juli 2021 öffneten weitere Häuser, so dass die SPSG 2021 rund zwei Drittel ihrer Schlösser für den Besuchsverkehr geöffnet hatte. Allerdings waren die Zugänglichkeiten weiterhin streng limitiert, blieben die Besuchendenzahlen in den Häusern eingeschränkt. Die Hygienevorschriften – inklusive Nachweispflicht und Registrierung – bestimmten nach wie vor den Alltag. Dies erforderte teilweise mehr Personal an den Eingangsbereichen.

Trotzdem wurden die Angebote – wie schon 2020 – sehr gut angenommen. Ab September 2021 wurde auch der Gruppenbetrieb wiederaufgenommen, in den Schlössern mit Audioguides, im Park mit persönlichen Führungen. Auch hier galten und gelten geringere Teilnehmendenzahlen als im Normalbetrieb.

Immer geöffnet waren hingegen die Park- und Gartenanlagen der SPSG, die Besuchenden aber auch ausdrücklich aufgefordert, die jeweiligen Parkordnungen zu beachten und sich an die geltenden Abstands- und Hygieneregeln zu halten, um Infektionsrisiken durch das Coronavirus zu reduzieren. Die SPSG konnte durch die Öffnung der Parks in Corona-Zeiten allen Gästen ein wichtiges Angebot machen.

Im Jahr 2022 werden die meisten Schlösser wieder für das Publikum geöffnet sein. Ebenso wird es Veranstaltungen geben, die Theater- und Konzertaufführungen, Sonderführungen etc. umfassen.

Besuchszahlen

Die Bilanz für das Jahr 2021 weist insgesamt 495.238 Besuche aus. Damit wurden ca. 11.000 Besuche weniger als im Vorjahr und folglich ein weiterer Rückgang um ca. 2 Prozent registriert. Dies führte zu einem Verlust von Einnahmen aus Eintritten in Höhe von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr (Einnahmen 2021: 2.873.610 Euro; Einnahmen 2020: 3,0 Millionen Euro). Gründe für diese Rückgänge waren die coronabedingten Schließungen der Schlösser von Januar bis Mai 2021 und die mit strengen Hygieneregeln einhergehenden Zutrittsbeschränkungen nach deren Wiederöffnungen.

Anders als die Schlösser war die Pfaueninsel in Berlin ab dem 1. Januar 2021 durchgehend zugänglich. Als Open Air-Ziel erfreute sie sich großer Beliebtheit, obwohl das Schloss Pfaueninsel wegen Baumaßnahmen geschlossen war. So überstieg die Zahl der Besuche (139.626) sogar die des Vor-Corona-Jahres 2019 um 11 Prozent.

Um trotz der beschränkten Zugangsbedingungen den Gästen attraktive Angebote machen zu können, wurden viele Aktivitäten in die Park- und Gartenanlagen verlegt und sehr gut angenommen: von kreativen Formaten für Familien wie „In Nachbars Garten“ oder die „Kunstwiese“ über die mit entsprechenden Hygieneregeln organisierte Potsdamer Schlössernacht, zu der 21.130 Menschen kamen, bis hin zu den Führungen durch die historischen Gärten. Zahlreiche Gruppenanfragen, die aufgrund der limitierten Zugangskapazitäten in den Häusern nicht angenommen werden konnten, sind auf Parkführungen umgelenkt worden. Mit 165 Führungen im Park Sanssouci wurden die Zahlen des Jahres 2019 dann um mehr als das Doppelte übertroffen.

Während der fünf Monate von August bis Dezember 2021, in denen die Schlösser in Potsdam, Brandenburg und Berlin für Gruppen geöffnet waren, kamen 1383 Gruppen mit 15.766 Besuchenden. Im Unterschied zum Vorjahr konnte die SPSG auch wieder erste internationale Gäste begrüßen. Aktuell liegen Anfragen und Buchungen für Reisegruppen bereits für das Jahr 2023 vor.

Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)

Auch das Arbeitsjahr 2021 stand im Zeichen der erfolgreichen Fortführung des Masterplans. Mit dem Sonderinvestitionsprogramm 2 (SIP 2) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) bedeutende Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall.

Das Abkommen ermöglicht der SPSG, bis 2030 zusätzlich insgesamt 400 Millionen Euro in die Wiederherstellung nationaler Kulturgüter zu investieren. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 %) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (2/3 von 50 %) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (1/3 von 50 %). Im Jahr 2021 sind für die Sanierungs- und Restaurierungsprojekte rund ca. 8,65 Millionen Euro (inklusive Personalkosten) abgeflossen.

So konnten die Planungen für 25 von 26 Projekten des ersten Lustrums (5 Jahre) mit einem Planungsumfang von ca. 190 Millionen Euro deutlich und fristgerecht vorangebracht werden. Projekte wie das Logierhaus am Schloss Caputh und das Damenhaus im Neuen Garten befanden sich in der Baudurchführung, werden 2022 fertiggestellt und machen die erfolgreiche Umsetzung des Programms erneut sichtbar. Bei nahezu allen anderen Projekten wurde mit der Planungsvorbereitung bzw. mit der Planung begonnen. Weitere Baustellen werden in diesem Jahr eröffnet.

Für das Jahr 2022 sind Planungs- und Bauleistungen im Umfang von ca. 23,3 Millionen Euro (inklusive Personalkosten) vorgesehen.

Die 2021 im Rahmen des Masterplans abgeschlossenen und im Jahr 2022 geplanten Maßnahmen sind einem gesonderten Informationsblatt zu entnehmen.

Denkmalpflege und Restaurierung

Wiederherstellung des Grottenbergs in Paretz

Dank der großzügigen Unterstützung durch die Hermann Reemtsma Stiftung, die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V., die Kulturstiftung der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten und die Rudolf-August Oetker-Stiftung konnte die SPSG die bauliche Wiederherstellung des Grottenbergs im Park des Schlosses Paretz abschließen und diesen im September 2021 mit einem Festakt wieder für das Publikum öffnen. Das Denkmalensemble entstand in den Jahren 1798 und 1799. Dazu gehört eine künstliche Ruine am Rand eines aufgeschütteten Hügels sowie eine am südöstlichen Abhang des sogenannten Grottenberges eingeschnittene Grotte mit einem darüber errichteten Japanischen Pavillon. Die vermutlich von Friedrich Gilly (1772-1800) im englisch-chinoisen Stil entworfene Anlage im östlichen Bereich des Parks war für die Gartengestaltung von herausragender Bedeutung. Im Zuge der Umnutzung des Schlossensembles nach 1945 wurde der Komplex abgetragen und die Reste um 1962 durch Erdaufschüttungen abgedeckt, wobei die Ruine mit dem versunkenen Tempel bereits 1964 nahezu komplett zerstört war.

Nach geophysikalischen und archäologischen Untersuchungen legte die SPSG 2014 ein Konzept für die Rekonstruktion vor. In einer ersten Stufe wurde die Ruine und in einer zweiten die Grotte mit dem Gewölbe wiedererrichtet. Das gärtnerische Umfeld wurde 2020/21 wiederhergestellt.

Sanierung der Villa Illaire im Park Sanssouci

Ende 2020, Anfang 2021 wurden die dringend notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen an der Villa Illaire im Potsdamer Park Sanssouci abgeschlossen. Die im September 2019 begonnen Arbeiten umfassten die konstruktive Ertüchtigung des Dachtragwerks und die Neueindeckung des Daches, die behutsame Mauerwerkssanierung samt Reparatur geschädigter Putze und Stuckaturen sowie einen Neuanstrich der Fassaden. Ziel der Wiederherstellung war der größtmögliche Erhalt der originalen Substanz. Die speziellen Arbeiten am Bestand übernahm das Fachpersonal der SPSG in Eigenleistung. Darüber hinaus waren Fachfirmen mit jahrelanger Praxiserfahrung mit der Ausführung beauftragt.

Als Kleines Kabinettshaus von 1844 bis 1846 durch Ludwig Ferdinand Hesse (1795-1876) nach Plänen von Ludwig Persius (1803-1845) im italienischen Villenstil erbaut, besteht der Gebäudekomplex aus einem Haupt- und einem Gehilfenhaus, beide mit qualitätvollem Terrakotta- und Hausteinschmuck dekoriert. Die Anlage umschließt eine Pergolamauer mit einem ostseitigen Stibadium.

Figuren in den Park- und Gartenanlagen

Skulpturen und Plastiken im Außenraum sind ständig der Witterung mit Schnee, Regen, Sonne, Hitze und Kälte ausgesetzt. Sie bedürfen deshalb einer kontinuierlichen Pflege und Revision. In Zeitabständen von etwa 30 Jahren sind weiterführende Restaurierungs-maßnahmen erforderlich, um beispielsweise die ca. 180 Bildwerke aus Carrara-Marmor an ihren originalen Standorten zu erhalten.

Der „Segnende Christus“, eine 1851 nach dem Original von Bertel Thorvaldsen (1770-1844) gefertigte Galvanogroßplastik, kehrte im August 2021 in das Atrium der Friedenskirche zurück. Ebenso ist seit Herbst 2021 die Gartenfassade der Neuen Kammern mit den restaurierten Marmorwerken wiederhergestellt.

2022 kehren vier Bronzeplastiken nach Abschluss der Restaurierung an ihre originalen Standorte im Sizilianischen Garten im Park Sanssouci zurück, ebenso die imposanten, marmornen Kolossalhermen im Rehgarten vor dem Neuen Palais.

Ausstellungen

Die im Juni 2020 eröffnete Ausstellung „Potsdamer Konferenz 1945 – Die Neuordnung der Welt“ wurde wegen coronabedingter Schließungen und der großen Nachfrage bis zum 31. Oktober 2021 gezeigt. Ausstellungsort war mit dem Schloss Cecilienhof in Potsdam der authentische Schauplatz dieses Ereignisses von welthistorischer Bedeutung, dessen lokale und globale Dimension die SPSG erstmals in einer großen Schau zum Thema machte.

Neben der Darstellung der Entscheidungen und Abläufe der Potsdamer Konferenz stand in allen Ausstellungsbereichen auch die Sicht derjenigen im Fokus, die von den Verhandlungen und weitreichenden Entscheidungen der Zusammenkunft unmittelbar und mittelbar betroffen waren. Damit wurde erstmals der Gegensatz zwischen den abstrakten Entscheidungen der Siegermächte und dem konkreten Erleben der Konsequenzen sichtbar. Bekannten historischen Persönlichkeiten wie Churchill, Stalin und Truman standen hier die Schicksale vieler „Namenloser“ der Geschichte (Atombombenopfer, Vertriebene, Kollaborateure etc.), vertreten durch zum Teil bewegende Exponate, gegenüber. Aussagekräftige Exponate in Verbindung mit multimedialen Elementen vermittelten eine lebendige und anschauliche Atmosphäre und nahmen 75.318 Interessierte mit auf eine Zeitreise vom Jahr 1945 bis in die Gegenwart.

2021 jährte sich der Todestag des französischen Malers Antoine Watteau (1684-1721) zum 300. Mal. Watteau gilt neben Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770) als einer der größten Maler des 18. Jahrhunderts. Nach dem Louvre in Paris besitzt die SPSG die bedeutendste und berühmteste Sammlung seiner Werke. Im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg in Berlin zeigte sie deshalb von Oktober 2021 bis Januar 2022 die Ausstellung „Antoine Watteau. Kunst – Markt – Gewerbe“ und rückte eines der Hauptwerke des Künstlers in den Mittelpunkt: das „Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint“. Dieses 1746 für die königliche Sammlung Friedrichs des Großen (1712-1786) erworbene Gemälde gilt heute als ein zentrales Meisterwerk der Malerei des 18. Jahrhunderts. Ursprünglich als Medium der
(Geschäfts-)Werbung und als „Aushängeschild“ des Pariser Kunsthandels entstanden, fasziniert das Gemälde bis heute und regt Fragen an, die den Handel mit Kunst, deren Vermarktung, aber auch das Sammeln von Kunst und die intellektuelle Auseinandersetzung mit ihr betreffen.

Mit Blick auf die Aspekte „Kunst – Markt – Gewerbe“ wurde aber nicht nur die wechselvolle Geschichte des 1720 entstandenen „Ladenschilds“ erzählt, vielmehr lernten 11.911 Gäste mit Edmé-François Gersaint (1694-1750) auch einen einflussreichen Protagonisten des Pariser Kunsthandels im 18. Jahrhundert kennen. Dem Geschäftssinn dieses Kunsthändlers war es zu verdanken, dass unsere Vorstellungen vom Künstler Watteau immer noch durch die Vermarktungsstrategien dieser Zeit geprägt sind.

In der Ausstellung machte eine virtuelle 3D-Rekonstruktion die Pariser Pont Notre Dame mit dem Geschäft Gersaints erlebbar. Auch wurden von Gersaint entwickelte Werbemedien und -formate vorgestellt und zugleich anhand von ausgewählten Werken gezeigt, dass nicht zuletzt Watteau selbst mit seiner Arbeitsweise der lukrativen Vermarktung seines Œuvre den Weg bereitete.

Unter dem Titel „Das gläserne Gedächtnis – Preußische Schlösser in historischen Ansichten“ präsentierte die SPSG von Juli bis Oktober 2021 in den Römischen Bädern im Potsdamer Park Sanssouci eine Auswahl von Fotografien aus ihrer mehr als 20.000 Glasnegative umfassenden Fotosammlung. Die Erfindung dieser Glasgelatinetrockenplatten hatte vor 1900 die Fotografie revolutioniert – und gewährte nun Rück- und Einblicke in Zustände der Schlösser und Gärten in ihrem historischen Umfeld. Die Aufnahmen stammten aus der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang der 1980er Jahre und sind ein bedeutender Teil des visuellen Gedächtnisses der Stiftung.

Die Ausstellung zeigte neben historischen Aufnahmen der Schlösser in Berlin und Brandenburg vor allem Fotografien von Schloss- und Gartenensembles, die vor 1945 als Museumsschlösser zur preußischen Schlösserverwaltung gehörten. In Folge des Zweiten Weltkriegs und der deutsch-deutschen Teilung werden sie heute von anderen Institutionen verwaltet, so unter anderem die Schlösser im Rheinland, Schloss Mohlsdorf in Thüringen oder Kassel-Wilhelmshöhe. Andere wurden zerstört, wie die Stadtschlösser in Königsberg, Berlin und Potsdam. Die historischen Aufnahmen, die Kriegseinwirkungen und Bauschäden, Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen dokumentieren, sahen sich insgesamt 12.005 Interessierte an.

Im Schloss

Befragung in den märkischen Schlössern

Die SPSG führte 2020/21 in den märkischen Schlössern Caputh, Königs Wusterhausen, Oranienburg, Paretz, Rheinsberg und im Berliner Schloss Schönhausen Befragungen von Besuchenden sowie eine Nicht-Besuchsanalyse durch. Die dafür erforderlichen Mittel wurden von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Rahmen der Weiterführung des Audience Development-Projekts der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK) bewilligt. Das Besondere des Projektes ist eine bundesländerübergreifende Ausrichtung mit dem Fokus auf Kultureinrichtungen im Umfeld von Metropolen. KNK-Einrichtungen in fünf Bundesländern sollen vergleichend evaluiert und analysiert werden.

Bei dem Gemeinschaftsprojekt der SPSG, der Kunstsammlungen Chemnitz, der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt | Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) und der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha geht es um die Erhebung der Besuchendenstruktur in den genannten Einrichtungen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der kulturellen Teilhabe und der Nicht-Besuchsanalyse, für die Verfahren und methodische Ansätze entwickelt wurden. Die am Projekt Beteiligten beabsichtigen damit, vergleichbare Untersuchungsergebnisse zu Besuchendenstruktur, -motivation und -zufriedenheit sowie zu sozialen und kulturellen Milieus bzw. Bildungshintergründen erheben und diese künftig für die zielgruppenorientierte Ausrichtung der Angebote nutzen zu können. Dies mit der Zielsetzung, dem sozialen und bildungspolitischen Auftrag der Institutionen besser nachzukommen, neue Publikumsschichten zu gewinnen, die bestehende Nachfrage zu stabilisieren und das Publikum langfristig zu interessieren und zu binden.

Grundlage ist ein gemeinsam mit den Projektpartnern entwickelter Fragebogen, der auch standortspezifische Fragemodule umfasst. Mit der Umsetzung wurde das Leipziger das Erhebungsinstitut CONOSCOPE GmbH beauftragt.

Schauplätze der Geschichte

Unter dem Titel „Schauplätze der Geschichte“ hat die SPSG 2020 damit begonnen, weitere Facetten der Geschichtsvermittlung anzubieten. In Form einer Intervention werden künftig historische Ereignisse in den Schlössern vorgestellt, die bisher in den Dauerausstellungen nicht thematisiert werden konnten. Das Projekt wurde durch die großzügige Unterstützung der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V. ermöglicht.

Als Objektträger für die Intervention dient der Ghost Chair. Der extravagante Klassiker des 1949 in Paris geborenen französischen Designers Philippe Starck, besteht aus Polycarbonat, ist leicht transportabel und transparent. Diese Eigenschaften waren für die Auswahl des

Objektträgers entscheidend, da auf diese Weise historische Raumeindrücke nicht beeinträchtigt werden. Der Titel „Schauplätze der Geschichte“ kann zudem in doppeltem Sinn verstanden werden: Die Gäste können auf dem Ghost Chair Platz nehmen.

Die Rückenlehne des Ghost Chair wird als Präsentationsfläche genutzt. Hier werden die Jahreszahl sowie eine Kurzbeschreibung des historischen Ereignisses präsentiert, die das Interesse für das Thema wecken sollen. Der Ghost Chair wird immer in dem Schlossraum aufgestellt, in dem das historische Ereignis stattfand. Mit Hilfe eines digitalen Codes kann die Website https://www.spsg.de/schauplaetze-der-geschichte/ aufgerufen werden. Hier werden ausführliche Informationen und Bildergalerien angeboten.

Die Website ist das verbindende Element zu den anderen Stationen der Intervention. 2020 waren dies im Potsdamer Neuen Palais „Kotau vor dem Deutschen Kaiser“, im Berliner Schloss Charlottenburg „Abgeschirmt – Empfang des iranischen Schah“ sowie im Berliner

Schloss Schönhausen „Der letzte Staatsgast im Schloss“. 2021 folgten im Berliner Jagdschloss Grunewald „Die Quadriga – das Wahrzeichen Berlins“, im Schloss Oranienburg „Das Dreikönigstreffen. Porzellan gegen Soldaten“, im Potsdamer Neuen Palais „Die Marmorgalerie als Ort nationalsozialistischer Inszenierung“ sowie in den Neuen Kammern im Park Sanssouci „Sieg ist ein gutes Wort / 1945“.

Im Garten

Ufermauer im Lustgarten Rheinsberg

Im Jahr 2021 wurde die bogenförmige Ufermauer aus Feldsteinen im Lustgarten Rheinsberg umfassend saniert. Die Mauer wies starke Schäden und Fehlstellen auf, weshalb die Sperrung des angrenzenden Uferweges drohte. Das Bauwerk wurde neu aufgesetzt und nachhaltig gesichert. Die Instandsetzung des Uferweges erfolgt 2022.

Gewässersanierung im Schlossgarten Charlottenburg

50Hertz ist der Übertragungsnetzbetreiber im Nordosten Deutschlands und realisiert Höchststrominfrastrukturen für eine erfolgreiche Energiewende. Bei den damit verbundenen ökologischen Kompensationsmaßnahmen ist 50Hertz immer bestrebt, mit lokalen und regionalen Akteuren zu kooperieren. Daher ging das Unternehmen bereits 2017 im Rahmen der Ertüchtigung der 380-kV-Kabeldiagonale Berlin auf die SPSG zu, um gemeinsam mit den Behörden geeignete Kompensationsmaßnahmen zu entwickeln.

Im Ergebnis dieser Kooperation werden seit 2021 Teile der dringend notwendigen Gewässersanierung im Schlossgarten Charlottenburg realisiert. Dazu gehören u. a. die Sauerstoffanreicherung und der damit verbundene Abbau von Biomasse im Gewässersystem, Schaffung von Brutplätzen für den Eisvogel und Habitataufwertungen.

Das Projekt wurde im Juni 2021 mit dem Einbringen eines Belüftungssystems begonnen, ein entsprechendes Informationsschild aufgestellt. Die Belüftung wird voraussichtlich spätestens 2026 abgeschlossen sein. Die limnologische Begleitung der Maßnahme wurde von 50Hertz beauftragt (Büro IB Wüllner GmbH), erste Resultate werden im Frühjahr 2022 erwartet. Abhängig von den Ergebnissen des Gewässer-Monitorings können weitere Maßnahmen geplant werden.

„Wir freuen uns, den Schlossgarten Charlottenburg dabei unterstützen zu können, auch in Zukunft ein Gartendenkmal und Ort biologischer Vielfalt zu sein. Damit trägt dieser wunderbare grüne Fleck auch zu Lebensqualität und Artenschutz in der Stadt bei“, so Nadja Ballauf, Leiterin Naturschutz und Genehmigungen bei 50Hertz.

Instandsetzung des Wasservogelteichs auf der Pfaueninsel

Auf der Berliner Pfaueninsel wurde 2021 der Wasservogelteich instand gesetzt. Damit ist das um 1824 in der Mitte der Pfaueninsel zusammen mit einer Tier-Menagerie angelegte Gewässer wieder erlebbar. Von einer zeitgleich am Havelufer errichteten Dampfmaschine wurde Wasser über einen Römischen Brunnen in einen Hochbehälter gepumpt. Von dort lief es zu einer künstlichen Quelle, die über einen „Gebirgsbach mit Wasserfall“ den Teich befüllte. Nach der letzten Instandsetzung 1984 war der Wasservogelteich seit etwa 15 Jahren ausgetrocknet. 2021 wurde die Teichsohle mit einer neuen Tonschicht abgedichtet und mit einer mineralischen Schutzschicht überdeckt.

Der Wasservogelteich leitet in eine lange Wiese Richtung Schloss über. Seine Grundform entspricht etwa einem Trapez mit geschwungenen Uferlinien und gerundeten Ecken. Von einem um den Teich führenden schmalen Fußweg, der zur Felsenquelle ansteigt und wieder herunterführt, wird der Blick über die ausgebuchteten Ecken geführt und die Wasserfläche damit optisch verlängert. Für die Bilderwelt der Pfaueninsel ist der Wasservogelteich eine wichtige Gestaltungskomponente.

Wissenschaft und Forschung

Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten

Die öffentliche Debatte über die Folgen des Kolonialismus wirkt sich auf viele Bereiche des gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Lebens und damit auch auf die Arbeit in musealen Einrichtungen aus. Es geht dabei nicht nur um den Umgang mit Objekten aus kolonialen Kontexten, vielmehr sind Museen weltweit, vor allem aber in Europa dazu aufgefordert, die Begriffe, die in Präsentationen, Publikationen und anderen Zusammenhängen verwendet werden, kritisch zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Auch die SPSG stellt sich dieser Aufgabe. Zwar hat sie nach aktuellen Erkenntnissen keine Objekte in ihren Beständen, die auf kolonial bedingte Erwerbungen zurückgehen, gleichwohl soll das Thema transparent kommuniziert und eine klare Haltung dazu entwickelt werden.

Um die dafür notwendigen Prozesse zu steuern, hat sich in der SPSG eine Steuerungsgruppe Koloniale Kontexte konstituiert. Das Spektrum ihrer abteilungsübergreifenden Tätigkeit reicht dabei von der der Entwicklung wissenschaftlich fundierter Grundlagentexte über die Anfertigung und Aufstellung erläuternder Schilder oder Raum- und Objekttexte bis hin zu Änderungen von Begriffen in unseren Informationssystemen, Publikationen und Datenbanken. Dabei wird auch der Kontakt, der partizipatorische Austausch und ein Raum zur Darstellung unterschiedlicher Perspektiven mit Betroffenengruppen gesucht.

Grundlage für die Arbeit ist eine Liste der Objekte aus kolonialen Kontexten. Eine der ersten Maßnahmen war die Rückbenennung des seit Mitte des 20. Jahrhunderts als „Mohrenrondell“ bezeichneten Skulpturenensembles im Park Sanssouci. Mit Saisonbeginn 2021 hat es den Namen „Erstes Rondell“ zurückerhalten, der schon im 19. Jahrhundert in alten Reiseführern Verwendung fand. Vor Ort wurde ein neues Informationsschild aufgestellt und parallel dazu ein vertiefender Text für die Webseite https://www.spsg.de/forschung-sammlungen/forschung/koloniale-kontexte/ erarbeitet.

Projekte des Research Center Sanssouci (RECS)

Neue Professur für Brandenburgisch-Preußische Geschichte, Universität Potsdam (UP)

Seit dem 1. Oktober 2021 ist die in der Kooperationsvereinbarung von 2020 beschlossene Professur für Brandenburgische-Preußische Geschichte an der UP mit Frau Professor Dr. Monika Wienfort besetzt. Ein erstes Abstimmungsgespräch zwischen SPSG, UP und der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) hat im Dezember 2021 stattgefunden. Gegenwärtig wird die Zusammenarbeit auf der Ebene der Direktion präzisiert und ein Programm erarbeitet, das das bisherige für 2022 und darüber hinaus erweitert.

Im RECS wurden im Jahr 2021 vornehmlich zwei begonnene Online-Editionsprojekte weiterverfolgt, die 2022 weiterbearbeitet werden sollen:

Kommentierte Online-Edition des Tagebuchs der Wilhelmine von Bayreuth von ihrer Reise nach Frankreich und Italien 1754/55

Nach der kommentierten Online-Edition der 1754/55 geschriebenen Reisebriefe Wilhelmines von Bayreuth (1709-1758) aus Frankreich und Italien, die 2019 bei perspectivia.net erschienen ist (https://quellen.perspectivia.net/de/wilhelmine/start), wurde die kommentierte Online-Publikation des Reisetagebuchs weiterbearbeitet. Der Text liegt digitalisiert vor. Die Texttranskription konnte im August 2021 abgeschlossen werden, die Übersetzung Mitte November 2021. Mit der Kommentierung wurde begonnen, ebenso mit der Einrichtung der Texte für eine Online-Veröffentlichung bei perspectivia.net.

Online-Edition von ca. 1200 Belegen zur Schatulle der Königin Sophie Dorothea

Das 2020 begonnene Projekt sieht die Transkription und digitale Aufbereitung von ca. 1200 Belegen zur Schatulle der preußischen Königin Sophie Dorothea (1687-1757) vor, die aus dem Nachlass Walter Stengels (1882-1960) stammen und im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin sowie im Archiv der Stiftung Stadtmuseum Berlin verwahrt werden. Der Kunsthistoriker Walter Stengel war von 1925 bis 1952 Direktor des Märkischen Museums in Berlin. Die Transkription der Belege wurde im November 2021 abgeschlossen, mit der digitalen Aufbereitung in Form einer Datenbank wurde begonnen. Diese Datenbank soll auch die schon für FRIEDERISIKO 2012 veröffentlichten Schatullrechnungen Friedrichs des Großen (1712-1786) sowie deren Ergänzungen umfassen.

Pressekontakt

Frank Kallensee
SPSG | Generaldirektion
Pressesprecher
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