Fernsehmoderator Günther Jauch, Privatmäzen Gerhard Elsner und die "Potsdamer Schlössernacht" ermöglichen den Beginn der Restaurierung der Neptungrotte im Park Sanssouci
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) kann Dank der großzügigen Unterstützung von Fernsehmoderator Günther Jauch, der Arbeitsgemeinschaft "Potsdamer Schlössernacht" und dem Privatmäzen Herrn Gerhard Elsner mit der Sanierung der Neptungrotte im Park Sanssouci beginnen. Dieses einzigartige Denkmal aus der Zeit Friedrichs des Großen hat im Laufe der vergangenen Jahrzehnte durch Witterungseinflüsse und Vandalismus schweren Schaden genommen.
Günther Jauch gibt mit einer Spende von 1 Million Euro den Anstoß für die Restaurierungsarbeiten. Er weist auf den "beklagenswerten Zustand" des Gebäudes hin und erklärt: "Ich freue mich bei der Wiederherstellung der Neptungrotte im Schlosspark Sanssouci helfen zu können. Es wäre schön, wenn jetzt auch andere mithelfen würden, dieses historische Bauwerk vor dem endgültigen Verfall zu retten."
Die Arbeitsgemeinschaft "Potsdamer Schlössernacht", die mit ihren Erlösen aus dem Ticketverkauf seit 2004 Restaurierungsprojekte im Park Sanssouci finanziert, engagiert sich 2014, 2015 und 2016 für die Neptungrotte und damit erstmals über mehrere Jahre hinweg für ein Objekt. "Nach Jahren erfolgreicher Spendentätigkeit beteiligt sich die Arbeitsgemeinschaft Schlössernacht gern an der Initiative der SPSG, gemeinsam mit weiteren Spendern die Neptungrotte im Park Sanssouci zu retten. Unser Dank richtet sich dabei an unsere Gäste, die mit dem Besuch der Potsdamer Schlössernacht diese Unterstützung möglich machen", sagt der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Reinhard Mann. Der seit vielen Jahren der SPSG eng verbundene Herr Gerhard Elsner, der u.a. schon die Sanierung des Normannischen Turms gefördert hat und aktuell die Instandsetzung des Monopteros auf dem Ruinenberg unterstützt, beteiligt sich mit einer großzügigen Summe zugunsten der Neptungrotte, die historisch betrachtet, eine enge Verbindung zum Ruinenberg aufweist.
Die Instandsetzung der Neptungrotte wird die statische Ertüchtigung tragender Architekturteile, die Restaurierung der Skulpturen, Muschelbecken und der Innenraumdekoration ("Grottierung") mit dem Natursteinboden sowie die Wiederherstellung des Wasserspiels umfassen. Für die Gesamtmaßnahme ist ein Kostenrahmen von 3,5 Millionen Euro geschätzt. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis Ende 2017 dauern.
Knobelsdorffs letzte Schöpfung für den Park Sanssouci
Die von 1751 bis 1757 errichtete Neptungrotte ist die letzte Schöpfung des Baumeisters Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753) für den Park Sanssouci und wurde erst nach seinem Tod vollendet. Die für einen barocken Garten neuartige "Nutzung des landschaftlichen Elements Hügel", dessen Höhepunkt das Schloss Sanssouci mit seiner Terrassenanlage ist, wird im Osten durch die Neptungrotte eingeleitet. Deren bewegter Aufbau und dekorativer Charakter lassen sie zu einem wertvollen Beispiel für die Verbindung von Architektur und Natur im 18. Jahrhundert werden.
In der Hauptansicht bildet die Neptungrotte ein Portal, auf dem sich hoch oben der marmorne Meeresgott Neptun mit seinem Dreizack befindet. Dieser wurde, wie auch die inneren Ausschmückungen der Grotte mit Muscheln, Schilfblumen und Kristallen, von dem Bildhauer Johann Peter Benkert geschaffen. Die beiden Seitenpfeiler der Grotte sind mit je vier untereinander stehenden muschelförmigen Marmorbecken geschmückt. In diese sollte sich aus den Krügen der von Georg Franz Ebenhech geschaffenen marmornen Najaden auf der Plinte des Portals Wasser ergießen und zuletzt in die unteren Becken bandartig niederfallen. Doch erst der Einsatz der Dampfkraft schuf 1842 die technischen Voraussetzungen für den Betrieb der Wasserspiele im Park Sanssouci.
Schwere Schäden an Bau- und Zierteilen
Das Bauwerk wurde mit Ziegeln aufgemauert und außen mit Zierteilen aus Carrara- und Kauffunger Marmor (Attikafiguren, Attika, Kranzgesims, Portaleinfassungen, Säulen und Fassadenplatten) dekoriert. Die Bau- und Zierteile aus Marmor weisen vor allem an den der Witterung ausgesetzten Stellen ausgeprägte materialtypische Schäden durch Abgrusen (Verwitterungsprozess von Gesteinen, durch den sand- bis kiesgroßes Material entsteht), Schalen- und Rissbildungen auf. Da die Architekturglieder aus Marmor teils konstruktiv-tragende Funktionen haben, kommt es auf Grund der Verwitterungsschäden zu statischen Problemen.
Zudem wurden in den 1970er Jahren die Skulpturen auf der Grotte durch Vandalismus schwer beschädigt. Den Najaden wurden Köpfe und Gliedmaßen abgeschlagen. Die abgebrochenen Teile sind geborgen worden und werden im Rahmen der Restaurierung wieder angesetzt.
Zwischen 1962 und 1966 wurden Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen an der Neptungrotte ausgeführt. Auf Grund des Materialmangels zur DDR-Zeit wurde das schadhafte Kupferdach aber nur durch eine Eindeckung mit Bitumenpappe ersetzt. Dieses Provisorium sollte das Bauwerk vor eindringender Feuchte schützen, wurde jedoch wegen mangelnder Pflege undicht, so dass es zu starken Durchfeuchtungen des Mauerwerks – insbesondere im Bereich des Kuppelgewölbes kam. Die Schädigung des Mauerwerks und der Verlust von erheblichen Teilen der Grottierungen im Inneren waren die Folge.
Seit 1996 wurden umfangreiche Untersuchungen zum Bauzustand der Grotte, insbesondere der Architekturelemente aus Marmor durchgeführt. Die Untersuchungsergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer schnellen und tiefgehenden Konservierung der Marmorteile, wenn weitere Schäden und Substanzverluste vermieden werden sollen. 1997 und 1998 wurde als Sicherungsmaßnahme die Dachkonstruktion erneuert und wieder mit Kupferblech eingedeckt. Dazu mussten die Skulpturen auf der Attika abgenommen werden. Sie wurden konserviert und restauriert und kehren nach der Instandsetzung des Gebäudes auf ihren Platz zurück. Derzeit werden sie im Depot der SPSG zwischengelagert.
Im Januar 2013 haben die Baudenkmalpfleger und Restauratoren der SPSG mit der aktuellen Bestandserfassung begonnen. Als Grundlage für die zu erstellenden Schadenskartierungen wurden für den Innenraum und die Außenfassaden Aufmasszeichnungen sowie Messbilder erstellt beziehungsweise vervollständigt. Die Grotte wurde dafür von Bewuchs befreit, ein bestehendes Gerüst demontiert, ein Lapidarium für geborgenes Grottierwerk und Fußbodenfragmente eingerichtet und das Eisengitter geborgen. In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Potsdam wird die Grottierung des Innenraums restauratorisch untersucht. Da der diagnostizierte Schadensgrad des Marmorfußbodens keine Belastung zulässt, muss dieser im nächsten Schritt als erstes geborgen werden, bevor im Innenraum Gerüste für weitere Untersuchungen aufgestellt werden können. Auch der Außenbau wird in 2014 zeitweilig für tiefer gehende Untersuchungen eingerüstet werden.
Da statisch relevante Architekturteile voraussichtlich demontiert und einer Volltränkung unterzogen werden müssen, liegt der Zeitbedarf für die Baudurchführung ab Mitte 2015 bei geschätzten zweieinhalb Jahren. Die Arbeiten im Innenraum können parallel beginnen, werden aber nach dem Wiederaufbau der Architektur ein Jahr in Anspruch nehmen.