Der Campanile, der freistehende Glockenturm der Potsdamer Friedenskirche, ist in seiner Substanz gefährdet und benötigt dringend Hilfe. Aus diesem Grund starteten die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) und dem Bauverein Friedenskirche Potsdam e. V. eine bundesweite Spendenkampagne.
Dass gleich mit Beginn der Aktion von der riesengroßen Summe in Höhe von 4,3 Millionen Euro „nur noch“ als fehlende Mittel ein Betrag von rund 500.000 Euro an Spenden eingeworben werden muss, ist zwei großen Potsdamer Denkmalfreunden, der HERRMANN REEMTSMA STIFTUNG, die durch ihren Geschäftsführer, Dr. Sebastian Giesen, bei dem Termin vertreten ist, und dem Ehepaar Günther und Thea Jauch, die bereits bei der Restaurierung des wertvollen venezianischen Apsismosaiks aus dem frühen 13. Jahrhundert im Inneren der Kirche tatkräftig mitgeholfen haben.
Die drei Partner bündeln jetzt alle Aktivitäten unter dem Motto „Helfen Sie mit! Es ist Zeit zu handeln.“ Das gemeinsame Spendenkonto für die Potsdamer Friedenskirche lautet:
Deutsche Stiftung Denkmalschutz
IBAN: DE71 500 400 500 400 500 400 * BIC: COBADEFFXXX
Kennziffer: PR06397-01X Friedenskirche Potsdam
Weitere Informationen unter: https://www.denkmalschutz.de/denkmal/friedenskirche-potsdam.html
Der Glockenturm
Beim Bau des Ensembles der Friedenskirche wurden die damals schon industriell gefertigten, modernen Materialien wie Zinkblech, Zink- oder Eisenguss verwendet. Die Gestaltung des in den oberen Geschossen rundum mit Arkaden geöffneten Turms soll von dem zu Beginn des 12. Jahrhunderts errichteten Glockenturm der römischen Kirche S. Maria in Cosmedin inspiriert sein. Der mittelalterlich anmutenden Campanile der Friedenskirche bestand – wie das Innere der New Yorker Freiheitsstatue oder der Pariser Eifelturm – ursprünglich aus einer reinen Eisenkonstruktion.
Durch mangelnde Wartung und ungehindert eindringendes Regenwasser bei unzureichender Entwässerung mussten 1906 die geschossweise eingebauten, bauzeitlichen Eisenträger wegen starker Korrosionsschäden ausgebaut werden. Auf ihnen lagerte die mittlere Wendeltreppe. Aus konstruktiven Erwägungen verzichtete das damalige Hofbauamt auf eine Erneuerung dieser grazilen Originalkonstruktion und ließ stattdessen massive Geschossebenen einbauen. Diese in Zement vergossenen Betondielen sind seit mehr als 100 Jahren den Witterungseinflüssen ausgesetzt und haben ebenfalls nur noch eine eingeschränkte Tragfähigkeit. Seit dem Ende des vergangenen Jahrhunderts ist der Zugang zum Turminneren daher gesperrt.
Zeitrahmen
Die Planung dieses Projekts liegt vollständig vor.
Baubeginn: ca. Anfang 2021
Bauende: ca. Ende 2023 / Anfang 2024
Kosten
Die Kosten werden kalkuliert mit 4,3 Millionen Euro.
Der SPSG liegen verbindliche Förderzusagen über insgesamt 3,8 Millionen Euro vor. Weitere Mittel werden dringend benötigt.
Ansprechpartnerin SPSG
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG)
Postfach 60 14 62, 14414 Potsdam
Tina Schümann Fundraising
0331 / 9694-432, t.schuemann(at)spsg.de
Im vergangenen Jahr konnte bereits die Sanierung der Kirchendächer und Restaurierung des Apsismosaiks im Kircheninneren auch mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz abgeschlossen werden.
Das Kirchenensemble
Nachdem die Neubaupläne König Friedrich Wilhelms IV. von Preußen (1795-1861) für den Berliner Dom an den revolutionären Ereignissen von 1848/49 gescheitert waren, nahm der am 24. September 1848 geweihte Kirchenneubau am Südostrand der historischen Parkanlage von Sanssouci den Status seiner offiziellen Hofkirche an. Das im Hinblick auf diesen gewaltsamen gesellschaftlichen Umbruch als „Friedenskirche“ bezeichnete Bauwerk ist bewusst am 14. April 1845 erbaut worden, genau 100 Jahre nach der Grundsteinlegung des benachbarten Weinbergschlosses. Es drückt in seinen an der Spätantike und dem italienischen Mittelalter orientierten klassizistischen Bauformen die Sehnsucht des Bauherrn nach einer an christlichen Werten orientierten gesellschaftlichen Erneuerung aus.
Das ausnahmslos nach persönlichen Ideenskizzen des künstlerisch begabten königlichen Auftraggebers von den Architekten Ludwig Persius, August Stüler, Ludwig Ferdinand Hesse, Ferdinand von Arnim und den Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné und Gustav Meyer gestaltete Gesamtensemble zeichnet sich durch seine raffinierte landschaftliche Einbettung und seine hochrangige bildhauerische Ausstattung mit historischen Fragmenten und Werken aus der Berliner Bildhauerschule von Christian Daniel Rauch (1777-1857) aus.