Sicherheit fürs Schlosstheater

Sicherheit fürs Schlosstheater

Vor Beginn der Baumaßnahmen: Blick in den Zuschauerraum des Schlosstheaters im Neuen Palais. Foto: SPSG/Hans Bach

Komplizierte Brandschutz- und Dekontaminationsarbeiten im Neuen Palais

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) konnte dank des zweiten Sonderinvestitionsprogramms (SIP 2, Masterplan) für die preußischen Schlösser und Gärten, das der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin bis 2030 für die Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Kulturlandschaft aufgelegt haben, bereits im September 2018 mit den für die Wiederinbetriebnahme des Schlosstheaters im Potsdamer Neuen Palais erforderlichen Sanierungsmaßnahmen beginnen. Es ist das erste auf einer Liste von ca. 60 Projekten, die innerhalb der kommenden 12 Jahre mit diesen Sondermitteln realisiert werden.

Das Schlosstheater im Neuen Palais
Das von 1763 bis 1769 im Auftrag Friedrichs des Großen (1712-1786) als Sommerresidenz und Gästeschloss errichtete Neue Palais beherbergt neben prächtigen Festsälen und aufwendig dekorierten Wohnräumen auch eines der schönsten noch erhaltenen barocken Theater. Auch nach den Umbauten des Zuschauerraums 1865 unter Wilhelm I. (1797-1888) und der Modernisierung der Bühnentechnik um 1929 blieb der Charakter des Theaters und die künstlerisch gestaltete Originalsubstanz erhalten. Weitere Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten fanden in den 1960er und 1970er Jahren und dann wieder um die Jahre 1990 und 2000 statt, damit der Spielbetrieb weiter gewährleistet werden konnte. Das Schlosstheater wurde ganzjährig bespielt und insgesamt (inkl. Proben und technischer Einrichtungen) zwischen 150 und 180 Tagen im Jahr genutzt.

Die während der Sanierungsmaßnahmen in den 1960er und 1970er Jahren auf alle Holzkonstruktionen aufgebrachten Holzschutzmittel werden heute als für Menschen gesundheitsschädlich bewertet. Nach entsprechenden Befunden sind die Auswirkungen einzudämmen. Im Ergebnis von aktuellen Brandverhütungsschauen wurden außerdem Brandschutzmängel festgestellt. Das Schlosstheater ist deshalb seit Juli 2013 geschlossen.

Bereits abgeschlossene Baumaßnahmen
In den Jahren 2014 bis 2016 wurde im Rahmen des ersten Sonderinvestitionsprogramms (SIP 1) bereits das Dach des Theaterflügels des Neuen Palais instandgesetzt. Die Maßnahme umfasste neben der statischen Ertüchtigung der bauzeitlichen, denkmalgeschützten Dachkonstruktion und der Erneuerung der Dachdeckung auch den Neubau des Schnürbodens über der Bühne und des Schutzvorhangs zwischen Bühne und Zuschauerraum. Die gesamte mit Holzschutzmitteln belastete Dachkonstruktion wurde gereinigt. Im Bereich des mit dem Bühnenraum im Luftverbund stehenden Schnürbodens wurden die Hölzer einem speziellen Vakuum-Waschverfahren unterzogen und im Anschluss mit einer Lackbeschichtung maskiert, die weitere Ausdünstungen verhindert.

Aktuelle Baumaßnahmen
Kern der derzeit laufenden Baumaßnahmen und Voraussetzung für die Wiedereröffnung des Schlosstheaters sind die Dekontamination der Holzkonstruktionen in den Innenräumen des Theaters und die Beseitigung von Defiziten beim Brandschutz. Das Theater wird für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für Besucherinnen und Besucher von gesundheitlich relevanten Gefahrstoffbelastungen befreit. Das Risiko des Ausbruchs und der Ausbreitung von Bränden wird mit baulichen Mitteln minimiert und eine Rettung der Menschen im dennoch eintretenden Brandfall sichergestellt. Restaurierungsmaßnahmen und Schönheitsreparaturen sind dagegen nicht Teil der Maßnahmen.

Ähnlich wie im Dachbereich müssen auch in den Innenräumen die unter Denkmalschutz stehenden bauzeitlichen Holzkonstruktionen trotz ihrer Holzschutzmittelbelastung erhalten bleiben. In den Schächten beidseitig des Bühnenvorhangs und unter dem Besucherparkett wird die Konstruktion daher gereinigt und unter der Bestuhlung zum Schutz ebenfalls das Vakuum-Wasch- und Maskierungsverfahren angewandt. Zusätzlich werden regelmäßige Reinigungen der Bereiche stattfinden. Der aus jüngerer Zeit stammende Bühnenboden wird hingegen erneuert. In die Dekontamination ist auch ein Teil der haustechnischen Versorgung einzubeziehen. Lüftungskanäle sind in hohen Dichtheitsklassen zu erneuern, eine Umluftheizung durch andere Heizverfahren zu ersetzen. Der nicht belastete Zuschauerraum wird auf allen Oberflächen von möglicherweise kontaminierten Stäuben gereinigt. Der Erfolg der Dekontaminationsmaßnahmen wird durch Schadstoffmessungen der Luft nachgewiesen und dauerhaft überwacht.

Die Brandschutzmaßnahmen umfassen neben der Erneuerung bestehender, abgelaufener Systeme vor allem der Rauchdetektion und der Rettungswegekennzeichnung, Abschottungen in Leitungskanälen und Schächten sowie die Ertüchtigung von Türen und Zwischenwänden. Hinzu kommt der Austausch brennbarer Oberflächen wie Kunststofffenster, Gardinen und Teppichbeläge. Die von den geschilderten Bauarbeiten betroffenen Nebenräume, Garderoben, Fluchttreppenhäuser und WCs werden instandgesetzt.

Die Gesamtbaukosten der Maßnahmen belaufen sich auf ca. 2,6 Millionen Euro. Die Bauzeit ist mit ca. 1,5 Jahren kalkuliert, auf die eine zweimonatige Einrichtungsphase folgt, so dass eine Wiederinbetriebnahme des Schlosstheaters Anfang Juni 2020 angestrebt wird.  
 
Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)
Mit dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2, Masterplan) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) wesentliche Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro in die Rettung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (33 Prozent) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (17 Prozent). In den kommenden fünf Jahren sollen ca. 25 von insgesamt 60 Projekten begonnen bzw. umgesetzt werden.

Pressekontakt

Frank Kallensee
SPSG | Generaldirektion
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