Ein Leben für die Kunst – ein Leben für die Schlösser
Zum 100. Geburtstag von Martin Sperlich
Martin Sperlich, dessen Geburtstag sich am 9. Januar 2019 zum 100. Mal jährt, war einer der bedeutendsten Denkmalpfleger, Museumsdirektoren und Kunstförderer im Berlin der Nachkriegszeit. 1919 in Darkehmen in Ostpreußen geboren, wirkte er ab 1956 als rechte Hand von Margarete Kühn am Wiederaufbau des Schlosses Charlottenburg mit. Von 1969 bis 1984 prägte er als Direktor die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin. Ohne seine Tatkraft und die Gabe, seine Leidenschaft für die Schlösser auf andere zu übertragen, hätte wohl Charlottenburg nie zu seiner eigenständigen und doch aus der Geschichte abgeleiteten Ausstrahlung gefunden.
Sperlich, der sich zeitlebens für zeitgenössische Kunst begeisterte, verdanken wir nicht nur die bis heute bildgewaltig wirkenden Deckenmalereien von Hann Trier und Peter Schubert oder die von Bildhauern der Gegenwart geschaffenen Figuren auf der Attika der Gartenfassade, sondern auch die Rekonstruktion des barocken Gartenparterres. Schloss und Garten als sich gegenseitig bedingende Teile eines Ganzen zu sehen und zu vermitteln war eines seiner Leitbilder, im Schlösseralltag ebenso wie in der universitären Lehre.
Die Unbeirrtheit – seine politischen Gegenspieler mochten von Sturheit sprechen – und die fehlende Furcht vor öffentlicher Debatte halfen ihm, seiner Vision des Schlosses als einem künstlerischen Erbe und einer künstlerischen Verpflichtung treu zu bleiben. Er prägte Schloss Charlottenburg als einen Ort, an dem sich Kunstschaffende, Sammler, Studierende und die interessierte Öffentlichkeit trafen, sei es in wiedererstandenen Räumen, den Gärten oder auch in der von ihm geförderten Kunstmesse „Orangerie“. An die Vorlesungen und Vortragsreihen in der Schlosskapelle mag sich noch manch einer mit Freude erinnern. Martin Sperlich verstarb 2003 in Berlin. Seine Vision lebt in Schloss Charlottenburg weiter. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) erinnert zu diesem Jubiläum in Dankbarkeit an einen ihrer herausragendsten Vertreter.
Dr. Samuel Wittwer Direktor, Abteilung Schlösser und Sammlungen, SPSG