Das Preußische Königshaus – Eine Einführung in die Dynastie

Das Preußische Königshaus - Eine Einführung in die Dynastie

Funeralhelm © SPSG

Neuer Ausstellungsbereich im Schloss Charlottenburg präsentiert Aspekte der Herrschaftsgeschichte der Hohenzollern

Vor einhundert Jahren, im November 1918, endete mit dem Ersten Weltkrieg auch die Monarchie in Deutschland. Damit war die Herrschaft der Hohenzollern am Ende; die im Jahr 1061 erstmals in Quellen nachweisbare Dynastie hatte ununterbrochen seit 1415 zunächst das Kurfürstentum Brandenburg, ab 1701 das Königreich Preußen und ab 1871 das Deutsche Kaiserreich regiert. Diese lange Herrschaft der Hohenzollern hat Spuren in unserer Region, in Deutschland und ganz Europa hinterlassen, die bis heute Geschichte und Gegenwart prägen.

Mit der neuen Dauerausstellung mit dem Titel "Das Preußische Königshaus" im Schloss Charlottenburg folgt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) in vier Räumen diesen Spuren und bietet Antworten auf folgende Fragen: Woher kamen die Hohenzollern? Welche Entwicklungen haben die 500 Jahre ihrer Herrschaft in Berlin-Brandenburg geprägt? Was verbindet sie mit anderen Dynastien - und was unterscheidet sie?

Im Zentrum der Ausstellung steht die Vermittlung des auch von Rückschlägen geprägten Aufstiegs der Dynastie durch Herrscherporträts rund um die Neupräsentation des Kronschatzes. Die Karkassen der für König Friedrich I. und Königin Sophie Charlotte angefertigten Kronen glänzen hier im Wettstreit mit Reichsapfel, Zepter, dem brandenburgischen Kurschwert und dem preußischen Herzogsschwert sowie dem Reichssiegel.

Zuvor widmet sich die Ausstellung der Frage nach dem Selbstverständnis hohenzollernscher Herrschaft. Wie in anderen Dynastien spielen dabei Rang und Altehrwürdigkeit die entscheidenden Rollen. Die Erfindung früher Familienmitglieder, verdeutlicht durch ein fiktives Porträt, macht dies ebenso sichtbar wie die Rückbesinnung auf überkommene Traditionen. So reaktivierte Friedrich Wilhelm IV. das Huldigungszeremoniell und ließ die Ruine der Stammburg am Rand der Schwäbischen Alb in neogotischen Formen wiederaufbauen.

In weiteren Räumen wird den Mitteln nachgespürt, die den Aufstieg der Hohenzollern ermöglichten. Die Heiratspolitik, die hier zu nennen ist, wird nicht nur durch die Porträtpräsenz verschiedener Gemahlinnen von Hohenzollern-Herrschern erfahrbar. Insbesondere macht eine Medienstation anhand von Medaillenprägungen auf zwölf Vermählungen das dadurch entstandene europaweite Netzwerk auf interaktive Weise nachvollziehbar.

Selbstverständlich erfolgte die Herrschaftserweiterung nicht immer auf friedlichem Wege. In einem weiteren Ausstellungsbereich wird die Bedeutung des Militärs unter den Hohenzollern thematisiert, für deren männliche Familienmitglieder seit der Zeit Friedrich Wilhelms I. die Uniform zur Alltagskleidung wurde. Im Mittelpunkt dieser Präsentation stehen 16 von einstmals 140 Soldatenfigurinen, die um 1830 geschaffen wurden, um dem männlichen Nachwuchs die Kennzeichen der verschiedenen Regimenter nahezubringen.

Schloss Charlottenburg ist für diesen historischen Überblick der ideale Ort. Seit dem späten 17. Jahrhundert haben alle Könige und Königinnen Preußens hier gelebt oder an Schloss und Park gebaut und ihre Spuren hinterlassen. Trotz der schweren Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges ist es beim Wiederaufbau gelungen, diese historischen Schichten wieder erlebbar zu machen und Schloss Charlottenburg als authentischen Ort der Hohenzollern-Dynastie zu präsentieren. Mit der neuen Dauerausstellung "Das Preußische Königshaus" werden für die Besucher auf ihrer Entdeckungsreise durch die Schlossräume die zahlreichen historischen Bezüge zwischen ihrer Ausstattung und den ehemals königlichen Bewohnern lebendig und nachvollziehbar.


Raumtexte:

Hohenzollern - Preußen - Deutschland

Erstmals 1061 erwähnt, stieg das Haus Hohenzollern zu einer der bedeutendsten Dynastien auf. Neben der schwäbischen Stammlinie entwickelte sich aus einem fränkischen Familienzweig die brandenburgisch-preußische Linie, die ab 1871 den deutschen Kaiser stellte. Mit der Revolution von 1918 endete die Herrschaft der Hohenzollern.

Im Ostseeraum entstand 1525 das Herzogtum Preußen unter hohenzollernscher Herrschaft, das 1657 souverän wurde. Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg, krönte sich 1701 zum König in Preußen, wie bald sein gesamtes Herrschaftsgebiet bezeichnet wurde. Erst 1947 wurde der Staat Preußen von den Alliierten aufgelöst.

Das staatlich zersplitterte Deutschland war über Jahrhunderte als Heiliges Römisches Reich geeint. Die Kurfürsten, darunter seit 1415 auch die Hohenzollern, wählten den deutschen König, den der Papst meist zum Kaiser krönte. Nationale Tendenzen und der Deutsch-Französische Krieg führten 1871 zum Deutschen Kaiserreich, das 1918 durch eine Republik abgelöst wurde. Nach der nationalsozialistischen Diktatur und der folgenden innerdeutschen Teilung entstand 1990 die wiedervereinigte Bundesrepublik Deutschland.

Vom Fels zum Meer

Ahnengalerien, Krone, Zepter, Orden oder Funeralhelm zeigen Abstammung und Rang einer Dynastie, Zeremonien inszenieren ihre Bedeutung. Den Hohenzollern war dies noch im 19. Jahrhundert wichtig. König Friedrich Wilhelm IV. knüpfte bewusst an mittelalterliche Traditionen an, um seine Legitimation zu unterstreichen. 1840 ließ er sich anstelle einer Krönung vor dem Berliner Schloss von den Ständen huldigen. Das Zeremoniell sollte die althergebrachte, gottgewollte Ordnung zwischen Herrscher und Untertanen sichtbar machen.

In einer Zeit, in der Revolutionen die Monarchie bedrohten, baute Friedrich Wilhelm IV. zudem die verfallene Stammburg Hohenzollern in Schwaben wieder auf. Den Hausorden der älteren katholischen Hohenzollern-Linie übernahm er für ganz Preußen. Dessen Devise "Vom Fels zum Meer" veranschaulichte in den Augen des Königs die vorherbestimmte Ausdehnung des Herrschaftsgebiets vom Berg Zollern über die Nürnberger Burggrafenburg bis zur Ostsee.

Grafen, Kurfürsten, Könige, Kaiser

Die Hohenzollern zählten anfangs nicht zu den einflussreichsten Familien des Heiligen Römischen Reiches. Erst dank geschickter Heiratspolitik im 14. Jahrhundert gelangten sie in den Reichsfürstenstand.

1415 stieg Burggraf Friedrich VI. von Hohenzollern-Nürnberg durch die Übernahme der Herrschaft in Brandenburg in den Kurfürstenrang auf. Nach langem Ringen um Anerkennung erlangte die Dynastie 1701 mit der Selbstkrönung Kurfürst Friedrichs III. in Königsberg die Königswürde.

Friedrich Wilhelm I. setzte ab 1713 auf das Militär, das sein Sohn Friedrich der Große nutzte, um Land und Ruhm zu vergrößern. Dieses alte Preußen ging im Kampf gegen Napoleon 1806 unter, und nur an der Seite verbündeter Truppen konnte sich der Staat von Frankreich befreien. Nationale Bestrebungen der Folgezeit gipfelten 1848 in einer gewaltsam niedergeschlagenen Revolution. Erst drei Reichseinigungskriege und das Betreiben Otto von Bismarcks führten 1871 zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs unter Wilhelm I. Die Novemberrevolution 1918 setzte der Herrschaft seines Enkels Wilhelm II. und damit der Hohenzollernmonarchie ein Ende.

Ein Jawort für die Dynastie

Hochzeiten waren immer schon ein Mittel dynastischer Politik. Ob die Brautleute sich mochten, war ohne Belang. Die Ehen sollten das Ansehen der jeweiligen Dynastie stärken, politische Verbindungen schaffen, Erbansprüche sichern und, wenn möglich, den eigenen Einfluss über die Landesgrenzen hinweg ausdehnen. Auf diese Weise vernetzten sich auch die Hohenzollern im europäischen Raum.

Nicht nur diese Erwägungen spielten bei der Wahl der Braut eine wichtige Rolle, sondern zuweilen auch wirtschaftliche und kulturelle Belange. So verdankte sich der Aufschwung Brandenburgs nach dem Dreißigjährigen Krieg auch der Hochzeit von Kurfürst Friedrich Wilhelm mit Luise Henriette von Oranien-Nassau.

Neben der Herkunft aus einer ranghohen, angesehenen Familie war wichtig, dass die Braut derselben Konfession angehörte wie ihr Gemahl. Die Ehefrauen der Hohenzollern stammten seit der Reformation überwiegend aus lutherischen, seit dem Übertritt Johann Sigismunds zum Calvinismus 1614 aus reformierten Häusern. Die meisten in diesem Raum vorgestellten Frauen hinterließen ihre Spuren auch in Schloss Charlottenburg.

In Reih und Glied

Friedrich Wilhelm, der "Große Kurfürst", setzte seine Soldaten gezielt als Mittel der Politik ein. Er begründete damit den Ruhm der brandenburgischen Truppen. In der Folge identifizierten sich die Hohenzollern - stärker als andere Königshäuser - mit dem Militär. Der Aufstieg der Dynastie basierte im 18. Jahrhundert und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts überwiegend auf den Erfolgen ihrer Armee. Diese Triumphe gingen mythenhaft in das eigene Geschichtsbild ein. In der Kunst, etwa in Herrscherporträts oder Bildprogrammen in den Schlössern, wurde das Militärische inszeniert und in Erinnerung gehalten.

Seit Friedrich Wilhelm I. mit Bildnissen im schlichten Uniformrock die Regeln des Herrscherporträts durchbrach, wurde die Uniform in der Selbstdarstellung der Hohenzollern zum prägenden Kleidungsstück. Militärische Kleidung bestimmte von Kindesbeinen an Auftreten und Selbstverständnis der Herrscher und beeinflusste etwa durch Schnitte oder Tressen selbst die Mode der weiblichen Hohenzollern.

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Dr. Ulrich Henze
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