Friedrichs Göttinnen kehren zurück

Die SPSG kann die stark gefährdeten Skulpturen am Neuen Palais restaurieren

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) kann im Rahmen der Sanierung des Neuen Palais auch die 172 Skulpturen restaurieren, die auf dem Sockelgeschoss aufgestellt sind. Dafür mussten die bis zu 2,50 m hohen und zum Teil sehr gefährdeten Skulpturen abgenommen und in Werkstätten bearbeitet werden. Jetzt kehrten die letzten beiden restaurierten Skulpturen im nördlichen Bereich des Neuen Palais wieder auf ihre Postamente zurück: Die zwei weiblichen Gewandfiguren stellen Pomona und Ceres dar, die als Allegorien der Fruchtbarkeit verstanden werden können. Friedrich der Große ließ sie 1766 als Teil seines komplexen ikonographischen Skulpturenprogramms am Neuen Palais aufstellen.

Das Neue Palais mit den dazugehörenden Communs und der Kolonnade ist mit nahezu 500 Skulpturen an den Fassaden ein äußerst reich ausgestaltetes Gebäudeensemble. So finden sich allein am Neuen Palais 267 überlebensgroße Skulpturen und 196 Putten in kleinen Gruppen. Davon sind 172 Skulpturen auf dem unteren Umgang im Erdgeschoss als Einzelskulpturen oder als Zweiergruppen nach einem vielseitigen ikonographischen Programm zusammengestellt.

Im Erdgeschoss des Neuen Palais nehmen die Skulpturen inhaltlich sowohl auf die antike Mythologie als auch auf die dahinterliegenden Gebäudeteile z.B. am Theaterflügel Bezug. Höhepunkte sind die Darstellungen antiker Heldengeschichten an den zentralen Mittelrisaliten, so die Perseus-Sage auf der Gartenseite und der Siegeszug der Künste im Ehrenhof. An den eingeschossigen Seitenflügel wird mit Musen- und Götterdarstellungen den Fragen nach der Identität, der Selbstdarstellung aber auch der Gesundheit und des Lebensinhaltes nachgegangen.

Die ca. 2,50 m hohen Skulpturen am Hauptbau und ca. 2,20 m hohen Skulpturen an den Nebenflügeln spiegeln darüber hinaus die Kraft der Bildhauer im preußischen Barock wieder, die in nur 7 Jahren dieses mengenmäßig aber auch inhaltlich gewaltige Programm geschaffen haben. Die ersten Skulpturen am Friedrichsflügel sind noch von Johann Peter Benckert und Johann Gottlieb Heymüller, an den Mittelrisalitten von den Gebrüdern Räntz und Christoph Wohler d. Ä. bzw. seinen Söhnen, gefolgt von der neuen Bildhauergeneration mit Johann Eckstein, Johann Kaplunger, Johann Schneck, Georg Hennicke, Gottfried Jenner u. a.

Schadensbilder und Maßnahmen
Die Skulpturen im Erdgeschoss präsentieren sich heute in ganz unterschiedlichen Erhaltungszuständen. Neben zahlreichen Originalskulpturen wurden im Laufe der 2 ½ Jahrhunderte viele der Figuren im Erdgeschoss bereits durch Kopien ersetzt bzw. haben eine mehrfache restauratorische Bearbeitung erfahren. So erlebt der Besucher heute ein inhomogenes Bild im Erhaltungszustand der Skulpturen, von hellen Kopien bis zu dunkel patinierten Originalskulpturen. Mit dem Alter der Sandsteinfiguren werden die Oberflächen dunkelgrau bis schwarz, was der natürlichen Patina mit z.T. fest aufliegenden schwarzen Krusten entspricht. In den größeren Regenschattenzonen z.B. im Beinbereich unterhalb des Gewandes bleibt die Farbigkeit des bruchfrischen Sandsteines erhalten.

Das Spektrum der Schadensbilder reicht von oberflächigen Ablöseprozessen (Absanden, Aufblättern, Abschalen), Formen- und Materialverlusten (Alveolarverwitterung, Pitting, Abbrüche), Ablagerungen (Salze, Schwarze Krusten), Risse sowie Biologischen Bewuchs (Algen, Pilze, Flechten, Moose).

Ursachen der Hauptschäden sind natürliche Verwitterungsprozesse, oft begünstigt durch die Verarbeitung des Sandsteines in aufgestellter Lagerrichtung. D.h. die Blöcke wurden aus dem natürlichen Lager abgebaut, für die Skulpturen senkrecht aufgestellt und bearbeitet. Dadurch dringt das Wasser verstärkt zwischen den natürlichen Lagerschichten ein.

Mit konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen wird der Wasserhaushalt der Skulpturen optimiert, so dass Regenwasser über eine möglichst geschlossene Oberfläche abläuft und in den Sandstein eindringendes Wasser über eine offenporige Oberfläche wieder abdampfen kann. Mit diesem Ziel wurden an Hand einer Musterfigur Methoden und Materialien festgelegt, so für die Reinigung, die Entsalzung, die Antragung mit Restauriermörtel, die Rissbehandlung oder die Ergänzung fehlender Elemente. Darüber hinaus erhalten alle Skulpturen ihre oft fehlenden Finger und Attribute zurück, um das erzählende Gesamtbild wieder herzustellen.

Pressekontakt

Dr. Ulrich Henze
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