Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) und die Universität Potsdam (UP) haben am 24. Januar 2016 das Research Center Sanssouci (RECS) im Schloss Lindstedt in Potsdam mit einer feierlichen Matinee eröffnet. Den Festvortrag hielt Dr. Avi Lifschitz vom University College London über das Thema „Frederick the Great as a thinker: or why do his philosophical works matter?“ Zuvor kam das Kuratorium des RECS zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Dessen Vorsitz übernahm Staatssekretär Martin Gorholt vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK).
Das RECS wurde als gemeinsame Forschungseinrichtung gegründet. Die entsprechende Kooperationsvereinbarung ist am 2. Dezember 2015 vom Generaldirektor der SPSG, Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, und vom Präsidenten der Universität Potsdam, Prof. Oliver Günther, Ph. D., unterzeichnet worden.
Das Research Center Sanssouci (RECS)
Das RECS wird künftig die Kompetenzen in Forschung und Lehre beider Institutionen vernetzen. Thematisiert werden sollen sowohl die historischen als auch die naturwissenschaftlichen Grundlagen der heutigen globalen Wissensgesellschaft. Zudem geht es um neue Impulse im Umgang mit dem brandenburgisch-preußischen Kulturerbe und mit der Geschichte der europäischen Aufklärung. Das RECS soll die Internationalisierung dieser Forschungsfelder, den Wissenstransfer und die Wissenschaftskommunikation befördern sowie die internationale Sichtbarkeit und Attraktivität des Wissenschafts- und Forschungsstandorts Brandenburg stärken.
Geleitet wird das RECS von zwei Direktoren aus den beiden Trägereinrichtungen. Sie verantworten das wissenschaftliche Programm und die sich daraus ergebenden Projekte. Seitens der SPSG wird Dr. Jürgen Luh dieses Amt übernehmen. Geboren 1963, sind die Forschungsschwerpunkte des promovierten Historikers die Geschichte des Heiligen Römischen Reiches, die Militär- sowie die brandenburgisch-preußische Geschichte. Seit 2008 ist Dr. Jürgen Luh in der SPSG für Wissenschaft und Forschung zuständig. Er kuratierte u. a. 2012 die Jubiläumsausstellung „Friederisiko“ zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen im Neuen Palais in Potsdam. Zuletzt veröffentlichte er die Bücher „Der Große“ (2011) und „Der kurze Traum der Freiheit. Preußen nach Napoleon“ (2015).
Die Universität Potsdam wird durch Prof. Dr. Iwan-Michelangelo D’Aprile als Direktor vertreten. Geboren 1968, war der Germanist und Historiker und von 2009 bis 2015 Juniorprofessor für Europäische Aufklärung an der Universität Potsdam. Nach Gastprofessuren und Forschungsaufenthalten an den Universitäten Bordeaux, München und Galway ist er seit 2015 Inhaber der Professur „Kulturen der Aufklärung“ und Sprecher des Frühneuzeit-Zentrums der Philosophischen Fakultät an der Universität Potsdam. Sein Forschungsfeld ist die Kultur- und Ideengeschichte der Aufklärung, sowohl in ihren transnationalen Verflechtungen als auch im Hinblick auf ihre Wirkungsgeschichte. Auf diesem Gebiet hat er zahlreiche nationale und internationale Forschungsprojekte koordiniert.
Das Kuratorium
Dem Direktorium steht ein fünfköpfiges Kuratorium beratend und unterstützend zur Seite. Die Kooperationspartner stellen paritätisch je zwei Mitglieder. Für die SPSG sind dies der Generaldirektor Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh und der Marketingdirektor Dr. Heinz Buri. Die Kuratoriumsmitglieder der Universität Potsdam sind Universitätspräsident Prof. Oliver Günther, Ph.D., und der Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Thomas Brechenmacher. Vorsitzender des Kuratoriums ist Staatssekretär Martin Gorholt (MWFK).
Der Wissenschaftliche Beirat
Beratung in inhaltlichen Fragen und zur wissenschaftlichen Ausgestaltung des RECS leistet ein Wissenschaftlicher Beirat. Die Mitglieder sind Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland, die auf ihren Forschungsgebieten international ausgewiesen sind. Für zunächst drei Jahre sind dies:
Prof. Dr. Liliane Weissberg, geboren 1953, ist Christopher H. Browne Distinguished Professor in Arts and Sciences an der University of Pennsylvania, Philadelphia. Nach der Promotion an der Harvard University lehrte sie u. a. an der Johns Hopkins University, der ETH Zürich und der Princeton University. 2012 erhielt sie den Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung. Die Literaturwissenschaftlerin hat einschlägige Werke zur Literatur der Aufklärung und zur deutsch-jüdischen Kulturgeschichte seit dem 18. Jahrhundert vorgelegt. Mit ihren Erfahrungen in zahlreichen internationalen Wissenschaftsförderprogrammen in den USA, Europa und Israel wird sie das RECS im Hinblick auf Forschungskooperationen und den Wissenschaftler-Austausch im transatlantischen Raum beraten.
Prof. Dr. Elisabeth Décultot, geboren 1968, ist Alexander von Humboldt Professorin am Germanistischen Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und Mitglied des Direktoriums des Interdisziplinären Zentrums zur Erforschung der Aufklärung in Halle (IZEA). Nach dem Studium an der Ecole Normale Supérieure Paris, an der Université Sorbonne Paris und der Freien Universität Berlin wurde sie 1995 promoviert und habilitierte im Jahr 2004 in Paris zum Thema „Geschichte des kunsttheoretischen und kunsthistorischen Diskurses in Deutschland und Frankreich, 1750-1850“. Sie war Forschungs- und Gastprofessorin am Centre National de la Recherche Scientifique Paris und an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales Paris und ist Mitglied führender Institutionen auf dem Gebiet der Kunstgeschichte wie dem Deutschen Forum für Kunstgeschichte Paris und dem Musée du Louvre Paris. Die Germanistin wird das RECS im Hinblick auf Kooperationen in Frankreich und im frankophonen Raum beraten.
Dr. Michael Kaiser, geboren 1965, ist seit 2010 Leiter des Referats perspectivia.net, Bibliotheken, IT der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland, Bonn. Nach dem Studium der Fächer Geschichte, Latein und Mittellatein an der Universität zu Köln wurde er dort 1997 mit der Arbeit „Politik und Kriegführung. Maximilian von Bayern, Tilly und die katholische Liga im Dreißigjährigen Krieg“ promoviert. Er ist Mitherausgeber der online-Zeitschrift „zeitenblicke“. Der Historiker berät das RECS in allen Fragen des digitalen Auftritts sowie der digitalen Editionen und öffentlichkeitswirksamen Vermittlung wissenschaftlicher Ergebnisse. Über die Max Weber Stiftung fördert er zudem den intensiven Austausch mit den Deutschen Historischen Auslandsinstituten.
Projekte des RECS
Mit der Bündelung, Koordination und dem Ausbau der Aktivitäten der beiden großen Potsdamer Wissenschafts- und Kultureinrichtungen werden Synergien auf den Gebieten der Kulturerbe-Forschung, der Materialitätsforschung zwischen Kultur- und Naturwissenschaften, der praxisorientierten Lehre und der Internationalisierung des Wissenschaftsstandortes Potsdams gefördert.
Zu den Projekten des RECS zählen wissenschaftliche Erschließungs- und Editionsprojekte wie die erste englischsprachige Studienausgabe der philosophischen Schriften Friedrichs des Großen (1712-1786), die im weltweit führenden Wissenschaftsverlag Princeton University Press erscheinen wird. Im Rahmen eines Promotionsvorhabens an der Universität Potsdam entsteht eine kommentierte Online-Edition der Briefe Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth (1709-1758), die sie während ihrer Reise nach Frankreich und Italien in den Jahren 1754 und 1755 geschrieben hat.
Internationale Kooperationen in Forschung und Lehre werden durch die jährliche Ausschreibung von „RECS Voltaire Fellowships“ an exzellente internationale Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler gestärkt, denen so die Möglichkeit geboten wird, in den hier vorhandenen Beständen, Bibliotheken und Archivalien zu forschen. Über ein regelmäßiges internationales Sommerschulprogramm werden zudem Studierende und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus fünf Kontinenten nach Potsdam kommen.
Schließlich greift das RECS mit dem studentischen Projekt „Sanssouci global“ zur brandenburgischen Kolonialgeschichte seit dem 17. Jahrhundert öffentliche Debatten auf und stellt dazu fundierte wissenschaftliche Informationen zur Verfügung. Das Projekt wird in Kooperation mit dem neu bewilligten Graduiertenkolleg „Minor cosmopolitanisms“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Master-Studiengang „Kulturelle Begegnungsräume der Frühen Neuzeit“ durchgeführt und von gemeinsamen Lehrveranstaltungen begleitet. Durch die gezielte Verbindung von Studium und Praxis werden die Qualifizierungschancen und beruflichen Anschlussmöglichkeiten Potsdamer Studierender verbessert.
Kooperationsprojekte zu den Naturwissenschaften sind in Vorbereitung.
Weitere Informationen und Kontakt
Research Center Sanssouci.
Für Wissen und Gesellschaft
Postfach 601462
14414 Potsdam
recs.hypotheses.org
daprile(at)uni-potsdam.de
j.luh(at)spsg.de