Rechtzeitig vor Ende der Saison konnte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) die Instandsetzungsarbeiten an den von Peter Joseph Lenné und Karl Friedrich Schinkel entworfenen Wasserspielen am Schloss Charlottenhof, die Teil der noch bis zum 31.10.2014 im Park Sanssouci präsentierten Open-Air-Ausstellung PARADIESAPFEL sind, abschließen. Damit erhält das Schlossensemble ein wesentliches Element seiner künstlerischen Gesamtgestalt, bestehend aus Architektur, Parkanlage und Wasserspielen, zurück.
Schloss und Garten Charlottenhof entstanden ab 1825 für den damaligen preußischen Kronprinz Friedrich Wilhelm, von 1840 bis zu seinem Tod 1861 König Friedrich Wilhelm IV. Karl Friedrich Schinkel entwarf Architektur und Innenraumgestaltung des kleinen Sommerschlosses. Den umliegenden Landschaftsgarten, der sich mit dem nördlich liegenden Park Sanssouci verbindet, gestaltete Peter Joseph Lenné. Er gab dem ehemals flachen, sandigen, stellenweise auch sumpfigen Gelände ein vollkommen anderes Gepräge. Lenné nahm die von Schinkels Architektur ausgebildete Ost-West-Achse in seiner Parkgestaltung auf und verstärkte sie noch durch die Linienführung der Wasserspiele. Sie sollte das Leben mit seinen Stationen symbolisieren, aber auch auf die immer wieder notwendige Prüfung der Gedanken und Erneuerung des Geistes hinweisen. Die Wasserspiele sind bis heute ein Charakteristikum von Schloss und Park geblieben.
Bauhistorische Bedeutung der Fontänenanlage
Bei dem erstmals am Neujahrstag 1828 in Betrieb genommenen hochkomplexen und aufwendigen Brunnen-Ensemble des Schlosses Charlottenhof handelt es sich um die ältesten funktionstüchtigen Fontänenanlagen im Park Sanssouci. Da aus Zeitdruck und Kostengründen eine Erstausführung in der gewünschten Materialgüte nicht möglich war, ließ Friedrich Wilhelm die mit Karl Friedrich Schinkel gemeinsam entworfene Anlage zwischen 1838 und 1848 schrittweise noch einmal in kostbarstem Marmor erneuern.
Insbesondere die aufwendig gearbeitete Fontänenschale mit feingliedrigem Rand, die in ihrer vegetabilen Form an einen Blütenkelch erinnert, ist ein hochrangiges Marmorbildwerk des 19. Jahrhunderts, das nach dem Verlust der Schalenbrunnen auf der Schlossterrasse von Sanssouci als letztes seiner Art die unübertroffene handwerkliche Qualität der Berliner Bildhauerschule in dieser Grundform dokumentiert. Ihr ursprünglich bis zu einer Höhe von sechs Metern aufsteigende Wasserstrahl war der schon aus weiter Entfernung sichtbare Mittelpunkt der von Peter Joseph Lenné und Friedrich Wilhelm IV. gestalteten Gartenanlage des Schlosses Charlottenhof.
Gemeinsam mit den Spolien von der ehemals friderizianischen Beckeneinfassung im Hauptparterre von Sanssouci, die 1838 als zusätzliche Aufwertung auf den unteren Beckenrand der Fontänenanlage versetzt worden sind, bilden Schale und Becken mit den kunstvoll bepflanzten seitlichen Marmorrinnen, die jeweils zu den halbkreisförmigen Carrara-Becken überleiten, ein Denkmalensemble, welches – nach Intention des Bauherrn – an die berühmten Wasserspiele in den Gärten der Alhambra erinnern soll.
Die Instandsetzungsmaßnahme
Bereits seit mehreren Jahren wies die Gesamtanlage derart massive Schäden an ihrer Gründung, der Abdichtung der Brunnenbecken und an den Marmorelementen auf, dass das Betreiben der Fontänen eingestellt werden musste.
Anlässlich des Gartenjahres 2014 mit der Open-Air-Ausstellung PARADIESAPFEL wurde im Jahr 2013 nach umfangreicher Recherche und entsprechenden Sondierungsmaßnahmen am historischen Rohrsystem ein Instandsetzungskonzept erarbeitet, welches das zukünftige Betreiben der Fontänenablage unter weitestgehender Beibehaltung bzw. Ertüchtigung der historischen Technik ermöglicht.
Hierfür wurden im Rahmen der diesjährigen Instandsetzungsmaßnahme zunächst die Gründungen des mittleren Brunnenbeckens, der östlichen und westlichen Marmorschalen sowie die der Marmorrinnen ertüchtigt. Sämtliche Brunnenelemente mussten hierbei aufwändig neu ausgerichtet werden, um das notwendige Gefälle der verschiedenen Wasserläufe und das sensible Zusammenspiel der Gesamtanlage sicher zu stellen. Nach der originalgetreuen Instandsetzung bzw. Wiederherstellung der kunstvollen historischen Aufsätze und Verkleidungen an den Rohrmündungen, wurden seitlich der beiden Marmorschalen Revisionsschächte für zukünftige Wartungsarbeiten angelegt. Neben den notwendigen Brunnenbeckenabdichtungsmaßnahmen, lag der Schwerpunkt der Gesamtmaßnahme auf der Konservierung und Restaurierung der im Laufe der Jahre durch das Havelwasser stark in Mitleidenschaft gezogenen kostbaren Marmorelemente.
Bezüglich der umgebenen Gartenanlage, wurden die unteren Treppenanlagen (soweit notwendig) ertüchtigt. Die Treppenzugänge zur Pergola wurden vollständig zurückgebaut und in ihrer historischen Form wieder rekonstruiert. Zur Rückführung auf die historischen Höhen bei den Garten- und Wegeflächen war letztlich eine umfängliche Geländeneumodellierung notwendig und hiernach eine Neubepflanzung der Gartenterrasse nach historischem Vorbild.
Die Instandsetzungsmaßnahmen wurden weitgehend durch die stiftungseigenen Schirrhof-Handwerker wahrgenommen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf ca. 130.000 Euro.
Außenanlagen und gärtnerisches Umfeld
Im Rahmen der Sanierung der Brunnenanlagen auf der Terrasse, stellte sich heraus, dass die Rasenfläche in den vergangenen 30 Jahren um bis zu 8 cm angewachsen war. Gegenüber der Marmorrinne und der wassergebundenen Wegefläche lag der Rasen deutlich zu hoch. Durch die vielschichtigen Bauarbeiten (Fundamentierung Brunnenanlagen, Einbau Brunnenkammer, Verlegung Zu- und Abwasserrohre, Neuverlegung Treppenstufen Pergolagang, Sandsteinwange Nordosttreppe) waren die Rasenfläche und die wassergebundenen Wegeflächen ohnehin stark in Mitleidenschaft gezogen.
Aufgrund der ca. 3 m über dem üblichen Niveau gelegenen Terrasse, und der dadurch ungünstigen Erreichbarkeit der Fläche mit Maschinen, Geräten und Materialien, bestand ein höherer logistischer Aufwand. Zur Durchführung der Bauarbeiten auf der Terrasse wurde daher ein temporärer, ca. 4 m langer und ca. 3 m breiter Holzsteg an der Nordostseite der Rasenböschung über das Bassin zum An- und Abtransport der Materialien gebaut.
Folgende Maßnahmen wurden durchgeführt: Neubau der wassergebundenen Wegeflächen (115 qm) inkl. Unterbau und Wiedereinbau der Kantensteine, Neuanlage der tiefer gelegten Rasenfläche und Neumodellierung der Böschung (insges. 730 qm) sowie die Verlegung von Rollrasen. Zur Wiederherstellung wurden ca. 60 Kubikmeter Mutterboden bewegt.
Nach neuesten Erkenntnissen gab es ursprünglich am mittig der Anlage gelegenen Marmorbrunnen keine Schmuckpflanzung. Entsprechend werden nur die westlich und östlich gelegenen, halbrunden Brunnen und die Rinnen wieder mit einem begrenzenden Pflanzbeet versehen. Die Pflanzung mit Stauden und einjährigen Pflanzen im Bereich Brunnen und Rinne wird aufgrund der Jahreszeit exemplarisch auf der Ostseite (Exedraseite) angedeutet.
Die Kosten für die gärtnerischen Maßnahmen belaufen sich auf ca. 40.000 Euro.
Die Wasserspiele sind in diesem Jahr noch bis zum 12. Oktober zu besichtigen.