Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat im Beisein der Staatsministerin für Kultur und Medien, Frau Prof. Monika Grütters, und der brandenburgischen Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Frau Prof. Dr. Sabine Kunst, die Kolonnade am Neuen Palais im Park Sanssouci nach einer umfassenden Sanierung wiedereröffnet. Möglich wurde die 2008 begonnene Baumaßnahme durch das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), das der Bund (Staatsministerin für Kultur und Medien) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten) zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt haben.
Friedrich der Große (1712–1786) hatte die Kolonnade zusammen mit dem Neuen Palais und den Communs von 1763 bis 1769 errichten lassen. Nach Bombentreffern im April 1945, die den Einsturz der Kuppel über dem zentralen Triumphtor zur Folge hatten, blieb dieses größte Natursteinbauwerk im Park Sanssouci über Jahre weiter dem Verfall ausgesetzt. Erste Sicherungsmaßnahmen wurden 1982 durchgeführt, vier Jahre später wurde mit den Arbeiten am Nordpavillon angefangen, die jedoch nach der Währungsunion abgebrochen werden mussten. 1994 konnte schließlich eine Haushaltsunterlage für die Instandsetzung vorgelegt werden, doch die erforderlichen Mittel standen damals nicht zur Verfügung. 2003, nachdem wichtige Museumsschlösser im Land Brandenburg erfolgreich wiederhergerichtet waren, konnte die SPSG die Gesamtsanierung der Kolonnade planen. Baustart war 2008. Mit den Sanierungsmaßnahmen konnte das Ensemble wiederhergestellt und die Wunden des Krieges mit den lange andauernden Notsicherungsmaßnahmen der Nachkriegsjahre geschlossen werden. Leitbild dabei war immer, soviel wie möglich von der vorhandenen Bausubstanz zu erhalten. Die Gesamtbaukosten betrugen 24, 7 Millionen Euro.
Baugeschichte
Die Kolonnade wurde in kurzer Bauzeit von 1767 bis 1769 errichtet. Erste Pläne fertigte Jean Laurent Le Geay (1710–1786), die bereits alle Elemente der späteren Ausführung enthielten. Die Kolonnade verband die Communs und wurde dem Neuen Palais als prospektartige Architektur gegenüber gesetzt. 1765 übernahm Carl von Gontard (1731–1791) die Weiterführung der Planung und veränderte durch eine Überarbeitung der architektonischen und dekorativen Gliederung das Erscheinungsbild.
Die Kolonnade wurde zwischen zwei – mit Obelisken bekrönten – Pavillons eingespannt und mittig mit dem Triumphtor überhöht, das zunächst ebenfalls einen Obelisk trug. Heinrich Ludwig Manger (1728–1790) berichtete in seiner 1789 erschienenen „Baugeschichte von Potsdam“, dass der Obelisk auf dem Triumphtor dem König missfiel, so dass er ihn wieder abbrechen und durch eine niedrige, oben offene Kuppel ersetzen ließ.
Die Kolonnade besteht aus 158 Säulen und ist mit 62 Skulpturen geschmückt. Die Pavillonbauten sind einschließlich der Obelisken knapp 30 Meter hoch, das Triumphtor misst 24 Meter in der Höhe.
Schäden
Die Ursachen der Schäden waren konstruktive Probleme, die bereits während der Planungs- und Bauzeit verursacht wurden. Hinzu kamen die Folgen früherer Restaurierungskampagnen, wie anlässlich der Olympiade 1936, die aus heutiger Sicht dem Bauwerk wenig zuträglich waren. Zudem wurde dem Bauwerk im Laufe der Jahrhunderte nicht immer die Pflege zuteil, die es benötigt hätte. Ein Teil der Nordkolonnade musste bereits in der 1980er Jahren abgebaut werden, da die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet war. Einige Säulen in diesem Bereich standen nur noch, weil sie von Hilfskonstruktionen gestützt wurden. Die Kuppel auf dem Triumphtor fehlte seit der Detonation einer Fliegerbombe am Ende des Zweiten Weltkriegs. Aber auch der restliche Baukörper befand sich vor der Sanierung insgesamt in einem kritischen Zustand.
Sanierung
Bevor die eigentlichen Restaurierungsarbeiten gestartet werden konnten, wurde das Bauwerk gründlich untersucht. Die Kolonnade wurde verformungsgerecht vermessen. Da es sich bei diesem Bauwerk nicht um ein gewöhnliches Gebäude mit ebenen Wänden, Decken und Fußböden handelt, sondern alle Formen und Oberflächen dreidimensional gestaltet sind, wurde erstmals von der SPSG ein modernes 3D-Scan-Verfahren eingesetzt, mit dessen Hilfe im Computer ein komplettes dreidimensionales Modell des Bauwerks erstellt werden konnte.
Auf dieser Grundlage wurden Bauschäden und deren Ursachen kartiert, Konstruktion, Gestaltung und Geschichte der Kolonnade am Bauwerk nachvollziehbar. Hinzu kamen Erkenntnisse aus schriftlichen Quellen, Abbildungen und chemischen Analysen.
Die Sanierungsarbeiten erfolgten in mehreren Bauabschnitten. Sockelbereiche, Bodenplatte und Stufen, Kapitelle und Architekturteile wurden saniert und neu aufgesetzt, Deckengewölbe und Gurtbögen aufgearbeitet. In die Dächer der Säulengänge wurde eine Sicherungskonstruktion aus Stahl integriert, welche die nicht zu vermeidenden thermischen Bewegungen der halbkreisförmigen Kolonnade kontrolliert. Damit konnte eine konstruktiv bedingte Schadensursache beseitigt werden, die seit 1777 immer wieder für erhebliche Schäden gesorgt hat. Seit Herbst 2011 ist das Triumphtor wieder mit einer Kuppel bekrönt, 2012 kehrten die Obelisken auf die Eckpavillons zurück. Ebenso wurde der Skulpturenschmuck restauriert. 2014 wurden schließlich die Außenanlagen wiederhergestellt. Neben großflächigen Pflasterungen, dem sogenannten Traufpflaster, Pflasterreparaturen an der Mopke, wurden die Rasenspiegel auf der dem Neuen Palais zugewandten Seite wie auch die Rasenflächen auf der Westseite wieder angelegt. Im Herbst 2014 folgt eine Baumpflanzung ebenfalls auf der Westseite der Säulenhalle.
Der Masterplan
Mit dem Masterplan genannten Sonderinvestitionsprogramm retten der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg bedeutende Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2017 insgesamt 155,03 Millionen Euro in die Wiederherstellung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 77,5 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 53 Millionen Euro (2/3 von 50 Prozent) und das Land Berlin 24,53 Millionen Euro (1/3 von 50 Prozent).
Seit 2008 hat die SPSG 72 Millionen Euro verausgabt, das entspricht 47 Prozent der Gesamtsumme von 155 Millionen Euro. Im Jahr 2014 wird die SPSG voraussichtlich 21 Millionen Euro (inkl. BMVBS- und EFRE-Mittel) in die Masterplanprojekte investieren. Die Sonderinvestitionsmaßnahmen kommen allen großen Häusern der Stiftung zugute.