Bekrönungsgruppe des Neuen Palais im Rahmen des Masterplans restauriert

Die drei Grazien kehrten vergoldet zurück

Bekrönungsgruppe des Neuen Palais im Rahmen des Masterplans restauriert

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) konnte im Rahmen der Gesamtsanierung des Neuen Palais auch die Kuppelbekrönung mit der Figurengruppe der drei Grazien restaurieren. Die vergoldeten Figuren werden bis zum 9. September 2014 auf der mittleren und mit 66 Metern höchsten Kuppel des Neuen Palais nach zwölfmonatiger Abwesenheit wieder aufgestellt.

Möglich wurde diese dringend erforderliche und bisher umfangreichste Sicherung der Figurengruppe durch das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), das der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin aufgelegt haben. Die Gesamtkosten für die Restaurierung inkl. aller Absicherungs- und Stützmaßnahmen sowie Planungsleistungen liegen bei rund 430.000 €.

Die Figurengruppe zeigt die Göttinnen der Anmut, die in der römischen Mythologie Euphrosyne („Frohsinn“), Thalia („Festfreude“) und Aglaia („die Glänzende“) heißen. Sie sind Begleiterinnen der Venus und werden wie sie als Akt mit der Andeutung eines Schleiers dargestellt. Das Neue Palais ließ Friedrich der Große als triumphale Geste unmittelbar nach dem Siebenjährigen Krieg in den Jahren 1763–1769 errichten. Die hohe Kuppel über dem Mittelrisalit, in dessen Innerem sich die großen Festsäle des Schlosses befinden, bekrönte er mit den drei Göttinnen.

Daten zu den drei Grazien

Höhe Figuren 3,63 m
Höhe gesamt mit Kissen und Krone 6,65 m
Durchmesser Krone 2,30 m
Gewicht einer Figur ca. 200 kg
Reparaturen in den Jahren 1911, 1932 und 1966/67

Witterungseinflüsse hatten der Figurengruppe schwer zugesetzt. Aufgrund von starken Korrosionsschäden und Materialverlusten der innen liegenden Stützkonstruktion war die Standsicherheit einer Grazie, der Krone sowie des Kissens nicht mehr gewährleistet. Im August vergangenen Jahres wurden die Figuren mit Hilfe eines Spezialkrans heruntergehoben, in Einzelteile zerlegt und in eine Restaurierungswerkstatt nach Sachsen transportiert.

In den nächsten Monaten folgten umfassende Restaurierungsarbeiten. So wurde die Standsicherheit durch Ertüchtigung bzw. Erneuerung der Stützkonstruktion wiederhergestellt und die Bekrönung durch Abdichtung bzw. gezielte Wasserableitung gegen äußere Einflüsse wie Witterung geschützt.

Vorausgehende Fassungsuntersuchungen und Archivrecherchen zu Beginn der Planung belegten eine ursprüngliche Vergoldung der kupfernen Oberfläche. Daher wurden – analog zu den beiden Figuren auf den Communs – die drei Grazien, die Krone, sowie die Troddeln des Kissens und die Schleifenbänder des Postamentes vergoldet. Die vermutlich seit der Errichtung erste Neuvergoldung wird jetzt einen Eindruck der Erbauungszeit vermitteln. Aus Gründen der längeren Haltbarkeit wählten die Restauratoren eine Doppelvergoldung, für die zwei Lagen Blattgold aufgebracht wurden. Der darunterliegende Anstrich besteht aus 1K-PU Grundierungen und einem 2K-PU Decklack.

Nach der Auskunft des Baukondukteurs Heinrich Ludwig Manger (1728–1790) in seiner Baugeschichte Potsdams von 1789 wurde der Bildhauer „Wohler“ mit dem Modell beauftragt, die Ausführung als Kupfertreibarbeit besorgte Friedrich Jury (seit 1747 in Potsdam tätig), aus dessen Werkstatt auch die anderen kupfergetriebenen Bekrönungsfiguren dieser Zeit in Potsdam stammten. Mit „Wohler“ meinte Manger vermutlich die Werkstatt von Johann Christoph d.J. (1748–1799), der mit seinem jüngeren Bruder ab 1769 in Potsdam arbeitete und die Nachfolge des Vaters antrat.

Am Beispiel der Quadriga auf dem Brandenburger Tor beschreibt der Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadow (1764–1850) in seinen 1849 in Berlin erschienen Erinnerungen „Kunstwerke und Kunstansichten“ die Arbeitsweise, in der solche großformatigen Figuren geschaffen wurden. Danach wurde das Modell aus Holz geschnitzt, die einzelnen Kupferflächen getrieben und dabei immer wieder an das Holzmodell angepasst, um die Form zu kontrollieren. Damit war es möglich, so große Figuren, die zudem erheblichen Windlasten ausgesetzt sind, stabil und haltbar zu schaffen.

Kontakt

Frank Kallensee
SPSG | Generaldirektion
Pressesprecher
Postfach 60 14 62
14414 Potsdam
Telefon: 0331.96 94-318
Fax: 0331.96 94-102

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