Unterzeichnung der "Erklärung von Sanssouci"

Welterbe in Klimanot: Internationale Fachtagung zum Thema „Historische Gärten im Klimawandel“ verabschiedet „Erklärung von Sanssouci“

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat vom 4. bis 6. September 2014 zu der <link aktuelles veranstaltung historische-gaerten-im-klimawandel tid external-link-new-window link im neuen>Internationalen Fachtagung „Historische Gärten im Klimawandel – Empfehlungen zur Bewahrung“ eingeladen. Die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte und in Kooperation mit der UNESCO und dem Internationalen Rat für Denkmalpflege ICOMOS ausgerichtete Konferenz findet im Nikolaisaal  in Potsdam und im Orangerieschloss im Park Sanssouci statt. Vertreter von mehr als 50 Institutionen aus 15 Ländern nehmen teil.

Der Klimawandel ist wissenschaftlich nachgewiesen und gegenwärtig eine weltweite Herausforderung. Seine Auswirkungen sind in der Region Berlin-Brandenburg spürbar. Zunehmende Trockenheit und häufiger auftretende Wetterextreme haben deshalb auch Folgen für den Erhalt und die Pflege der historischen Gärten der zum UNESCO-Welterbe gehörenden Potsdam-Berliner Kulturlandschaft. In welcher Weise auf diese sich verändernden Umweltbedingungen in Zukunft reagiert werden muss, ist Gegenstand der „Erklärung von Sanssouci zum Erhalt von historischen Gärtenn und Kulturlandschaften“, die am 5. September 2014 im Rahmen der Tagung verabschiedet wurde. Die Unterzeichner sind Mónica Luengo, Präsidentin des International Scientific Committee on Cultural Landscapes ICOMOS/IFLA, Dr. Roland Bernecker, Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission, Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) und Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) und 1. Vorsitzender des Schlösser und Gärten in Deutschland e.V.

In der „Erklärung“ wird nachdrücklich darauf hingewiesen, dass die durch den Klimawandel bedingten Gefährdungen für historische Gärten, Bauwerke und Kulturlandschaften „erkannt, beschrieben und erforscht werden“ müssen. Dies ist eine gemeinsame Aufgabe für die Denkmalpflege, die Natur- und die Geisteswissenschaften, denn nur „im intensiven und kontinuierlichen Austausch“ lassen sich „längerfristig wirksame Handlungsstrategien entwickeln“. Unverzichtbar ist darüber hinaus die Einbeziehung der Kenntnisse der Forstwissenschaft, der Pflanzensoziologie, des Naturschutzes sowie Untersuchungen aus Botanischen Gärten und Baumschulen.

Kurzfristig gilt es,  wissenschaftlich begleitete Modellprojekte in den historischen Gärten und Kulturlandschaften zu realisieren. Überdies muss die experimentelle Erprobung von Forschungsergebnissen ermöglicht werden. Durch die fortlaufende Dokumentation aller Maßnahmen, deren regelmäßiges Monitoring und die zeitnahe Veröffentlichung der Ergebnisse sollen Lösungen zum nachhaltigen Schutz und Erhalt gefunden werden, die sich national und international  auf historische Stätten übertragen lassen.

Die „Erklärung von Sanssouci“ ist darum als Impuls für ein internationales Netzwerk zu verstehen, in dem Kultur- und Forschungseinrichtungen, Zivilgesellschaft und Politik „ihre Erkenntnisse und Erfahrungen übergreifend bündeln, vertiefen und gemeinsam – auch mit den Nutzern – ihre Strategien für eine Erhaltung des kulturellen und natürlichen Erbes unserer Welt fortentwickeln“.

Handbuch zum Thema

Zur Tagung „Historische Gärten im Klimawandel – Empfehlungen zur Bewahrung“ ist eine gleichnamige Publikation (deutsch/englisch) erschienen. 90 Autoren behandeln die Auswirkungen der sich verändernden Umweltbedingungen auf die Schlösser und Parks handbuchartig und exemplarisch. Der Band bietet die erste wissenschaftlich fundierte Bestandsaufnahme zu diesem Thema und ist zugleich Grundlage für die weiterführende Forschung. 

Historische Gärten im Klimawandel. Empfehlungen zur Bewahrung.
Herausgeber: Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Konzept: Michael Rohde
Gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Deutsch/Englisch, 368 Seiten, 270 farbige und s/w Abbildungen, 39,95 Euro
ISBN 978-3-361-00700-0 (dt.)
ISBN 978-3-361-00701-7 (engl.)
EDITION LEIPZIG

Erklärung von Sanssouci
zum Erhalt von historischen Gärten und Kulturlandschaften

  1. Historische Gärten sind Kunstwerke, wertvolle Kulturgüter der Menschheit und bedeutende Errungenschaften unserer Zivilisation. Sie sind gemäß der Charta von Florenz (1981) Denkmale von hohem Rang und werden als Orte der Bildung und Erholung von nationaler und internationaler Bedeutung im Sinne der Charta von Venedig (1964) geschützt, gepflegt und erforscht. Aufgrund ihrer Strukturvielfalt und ihres historisch gewachsenen Vegetationsbestandes sind historische Gärten und Kulturlandschaften zudem unverzichtbare Habitate für Flora und Fauna. Sie dienen der Stabilisierung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes.

  2. Historische Gärten und Kulturlandschaften gewinnen im Zuge des weltweiten Bevölkerungswachstums und zunehmender Urbanisierungstendenzen für die Lebensqualität der Menschen in nahe gelegenen Städten und Metropolen an Bedeutung. Die Grünräume dienen der Frischluftversorgung und dem Temperaturausgleich. Sie tragen zur Bindung von Schadstoffen bei und puffern Lärmemissionen.

  3. In den vergangenen Jahrzehnten haben Wetterextreme weltweit zugenommen. Der globale Klimawandel ist wissenschaftlich nachgewiesen und ist eine zentrale Herausforderung für die Menschheit. Die sich dadurch verändernden Umweltfaktoren gefährden auch historische Gärten, Bauwerke und ganze Kulturlandschaften und drohen das globale Kultur- und Naturerbe erheblich zu beeinträchtigen.

  4. Folgen des Klimawandels wie Wetterextreme verringern Umweltressourcen und verändern die Biodiversität. Über Jahrhunderte gewachsene und gepflegte Vegetationsbestände drohen früher abzusterben. Die sich verändernden klimatischen Bedingungen wirken sich auf das Wachstum und die Reproduktion, das heißt auf die Konkurrenzkraft von Pflanzen und Pflanzengesellschaften aus.

  5. Die Gefährdungen durch die Folgen des Klimawandels für die historischen Gärten, Bauwerke und Kulturlandschaften müssen deshalb erkannt, beschrieben und erforscht werden. Das ist eine gemeinsame Aufgabe für Natur- und Geisteswissenschaften, denn nur so lassen sich längerfristig wirksame Handlungsstrategien entwickeln, um den negativen Auswirkungen auf unser kulturelles Erbe nachhaltig und grenzüberschreitend zu begegnen.

  6. Der akute und mittelfristige Forschungsbedarf erfordert die Zusammenarbeit und den intensiven und kontinuierlichen Austausch zwischen Kultur- und Geschichtswissenschaftlern, Denkmalpflegern und Naturwissenschaftlern. Einzubeziehen sind zudem die Kenntnisse der Forstwissenschaft, der Pflanzensoziologie, des Naturschutzes sowie Untersuchungen aus Botanischen Gärten und Baumschulen.

  7. Auf dieser Grundlage sind kurzfristig – wissenschaftlich begleitete – Modellprojekte in den historischen Gärten und Kulturlandschaften zu realisieren. Daraus sollen nachvollziehbare und übertragbare Lösungen zum nachhaltigen Schutz, Erhalt und zur Restaurierung für historische Gärten, Bauwerke und Kulturlandschaften abgeleitet werden. Dabei sollen Geschichts-, Kunst- und Naturwerte weitgehend bewahrt werden.

  8. Zu ermöglichen ist die experimentelle Erprobung von Forschungsergebnissen, die auf historische Gärten und Kulturlandschaften zugeschnitten sind, um die auch für den Naturschutz wichtigen Altbaumbestände und wertvollen Wiesen zu erhalten.

  9. Die auf der Grundlage dieser neuen Forschungen durchgeführten Maßnahmen müssen in Zusammenarbeit aller Beteiligten dokumentiert werden. Notwendig ist ein kontinuierliches Monitoring und die zeitnahe Veröffentlichung von Maßnahmen, Erfahrungen und Ergebnissen, um diese überprüfbar auch auf andere historischen Stätten übertragen zu können.

  10. Globalen Herausforderungen und Gefährdungen für das kulturelle Erbe ist auch im Bereich der Klima- und Umweltpolitik nur gemeinsam zu begegnen. Daher müssen wir unsere Anstrengungen vertiefen und ein internationales Netzwerk etablieren, in dem Kultur- und Forschungseinrichtungen, Zivilgesellschaft und Politik diese Gefahren für unsere kulturelle Überlieferung und Identität erkennen. Sie müssen ihre Erkenntnisse und Erfahrungen übergreifend bündeln, vertiefen und gemeinsam – auch mit den Nutzern – ihre Strategien für eine Erhaltung des kulturellen und natürlichen Erbes unserer Welt fortentwickeln.

Die „Erklärung von Sanssouci“ wurde anlässlich der von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg ausgerichteten <link aktuelles veranstaltung historische-gaerten-im-klimawandel tid external-link-new-window link im neuen>Internationalen Tagung „Historische Gärten im Klimawandel – Empfehlungen zur Bewahrung“ am 5. September 2014 in Potsdam verabschiedet.

  • Mónica Luengo, Präsidentin des International Scientific Committee on Cultural Landscapes ICOMOS/IFLA
  • Dr. Roland Bernecker, Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission
  • Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)
  • Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND)
  • Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, 1. Vorsitzender Schlösser und Gärten in Deutschland e.V. und Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG)

Kontakt

Frank Kallensee
SPSG | Generaldirektion
Pressesprecher
Postfach 60 14 62
14414 Potsdam
Telefon: 0331.96 94-318
Fax: 0331.96 94-102

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