Mit der Rückkehr des Paradebettes am 2. Juni 2022 konnten die zweijährigen Restaurierungsmaßnahmen des oberen kleinen Schlafzimmers im Neuen Palais im Park Sanssouci abgeschlossen und wieder für das Publikum zugänglich gemacht werden.
Friedrich der Große (1712–1786) ließ nach dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763) zwischen 1763 und 1769 das Neue Palais am westlichen Ende der Hauptallee des Parks von Sanssouci errichten. Geplant als Gästeschloss, faszinieren vor allem die sogenannten Fürstenquartiere durch ihre kostbare Ausstattung sowohl der Raumhülle als auch des Mobiliars. Eine Besonderheit sind die farbenprächtigen Wandbespannungen aus wertvollen Seidenstoffen. Das obere kleine Schlafzimmer, auch Herrenschlafzimmer genannt, ist Teil des Oberen Fürstenquartiers im ersten Obergeschoss an der westlichen Seite des Hauptbaus im Neuen Palais.
Im ersten Inventar des Raums von 1784 sind bereits „Tapeten von grünem Dammast und vergoldten Zierrathen“ aufgeführt. Bei der späteren Nutzung des Appartements durch Kronprinz Friedrich Wilhelm (später Kaiser Friedrich III.; 1831–1888) und Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) wurde das obere kleine Schlafzimmer mehrfach renoviert, in seiner Gestaltung aber nicht grundsätzlich verändert. Ein Badeinbau machte den Raum im Inventar von 1896 zum „Toilettezimmer Seiner Majestät des Kaisers“.
Vor allem der zunehmende Zerfall der lichtempfindlichen Seiden erforderte 2020 dringende Maßnahmen und gab den Anlass für eine Raumrestaurierung. Dabei arbeiteten Spezialkräfte aus den verschiedenen Fachbereichen der SPSG eng zusammen.
In der Bettnische (Alkoven) und am schmalen Wandstreifen zwischen Tür und Fenster konnten die Restaurator:innen die historische Seidenbespannung vor Ort restaurieren und erhalten. Der hellgrüne Seidendamast mit Palmettmuster an den übrigen Wänden des Raums war dagegen zu verschlissen und musste durch eine Kopie des historischen Gewebes ersetzt werden.
Die Restauratoren-Teams reinigten und konservierten die Farben an Wänden und Türen und restaurierten die Decke mit der vergoldeten Stuckornamentik. Holzrestaurator:innen bauten die vergoldeten Zierleisen an den Wänden vorsichtig ab und restaurierten sie. Nachdem die Wände mit Seide neu bespannt waren, konnten auch die Zierleisten wieder angebracht werden. Ziel der Restaurierungsmaßnahmen war die Wiederherstellung eines einheitlichen ästhetischen Gesamtbildes, das jedoch die Alterung der Oberflächen nicht verdeckt.
Abschließend wurden die eingelagerten Gemälde und Möbel in die Räume zurückgebracht. Höhepunkt war dabei die Aufstellung des Paradebettes im Alkoven, wo viele tatkräftige Hände erforderlich waren. Ferner gehören zur mobilen Ausstattung des Raums das großformatige Gemälde „Kaiserin Katharina II. von Rußland im Krönungsornat“ von Vigilius Erichsen, das Gemälde „Friedrich der Große“ von Joachim Martin Falbe und Objekte der Raumausstattung wie der Kronleuchter, Wandbranchen und ein Konsoltisch.
Das Bett hat eine bewegte Geschichte. Nach vielen Jahrzehnten im Neuen Palais gelangte es um 1900 in das Berliner Schloss, bevor es 1939 durch die Familie Hohenzollern für das Schloss Celle verkauft wurde. 2013 konnte es von der Erhardt’schen Stiftung Berlin für die SPSG erworben werden, wurde aufwendig restauriert und kehrte nun in sein ursprüngliches Schloss zurück.
Die Gesamtkosten für die Raumrestaurierung beliefen sich auf rund 157.300 Euro. Die Annemarie Hilgemann Stiftung hat die Maßnahme mit insgesamt 60.000 Euro gefördert, 10.000 Euro flossen alleine in die Restaurierung des Paradebettes.