Restaurierung einer französischen Pendule mit Uhr- und Glockenspielwerk

Der preußische König Friedrich der Große (II.) besaß eine Schwäche für kunstvoll gearbeitete und technisch raffinierte Prachtuhren. Wahrscheinlich für das Potsdamer Neue Palais erwarb er das hier vorgestellte außerordentlich prunkvolle, in Boulle-Technik (Schildpatt mit Messingeinlagen) ausgeführte und mit figürlichen sowie ornamentalen Bronzeappliken verzierte Stück. Höchstwahrscheinlich bezog er es damals bereits antiquarisch. Zur weiteren Provenienz wird derzeit noch geforscht.

Aufgrund stilistischer Merkmale muss die Uhr in der Zeit um 1730/35 in Paris hergestellt worden sein, vermutlich im Umkreis der Werkstatt des Kunsttischlers Jean Pierre Latz (1691-1754). Signiert ist jedoch nur das Uhrwerk mit "Stollewerck à Paris", ein Uhrmacher, der des öfteren mit Latz zusammenarbeitete.

Die beachtliche Höhe der Pendule von 1,60 Meter (ohne den später hinzugefügten und jetzt verlorenen frühklassizistischen Untertisch) sowie die künstlerisch qualitätsvolle Arbeit machen sie zu einem besonders beachtenswerten Kunstwerk im Sammlungsbestand der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandneburg (SPSG).

Leider befindet es sich seit der Beschlagnahmung durch die Rote Armee und seiner Rückkehr aus Russland (1958) in einem bedauernswerten ruinösen Zustand. Die SPSG kooperiert deshalb mit der amerikanischen J. Paul Getty-Stiftung, die weltweit spektakuläre Restaurierungsprojekte unterstützt. Mit ihrer Hilfe konnte bereits im Februar 2003 in Potsdam ein internationales Treffen von Restauratoren, Kunsthistorikern und Museologen stattfinden.

Von den in- und ausländischen Fachkollegen kamen wichtige Denkanstöße zur kunsthistorischen Einordnung und zu restauratorischen Fragen. So ist davon auszugehen, dass die Pendule schon sehr lange nicht oder noch nie restauriert worden ist.

Von den Untersuchungsergebnissen der anstehenden Restaurierung werden wertvolle Aufschlüsse zu historischen Arbeitstechniken und -materialien erwartet. Dieser Umstand macht das vorliegende Projekt, das von der J. Paul Getty-Stiftung finanziell und beratend gefördert wird, zu einem Präzedenzfall im Bereich der Forschung und Restaurierung.

Projekt in Zusammenarbeit mit der J. Paul Getty-Stiftung, Los Angeles

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