Die beiden Gemälde mit dem Titel „Brasilianischer Urwald“ (1830) von Johann Moritz Rugendas zählen zu den Werken der sogenannten „Reisekünstler“ des 19. Jahrhunderts. In der Nachfolge Alexander von Humboldts besuchten sie Lateinamerika zu Studienzwecken. Auf zwei Reisen erkundete Rugendas den Kontinent fast 20 Jahre lang. Seine Eindrücke hielt er künstlerisch in Form von Landschaften, Porträts sowie Genredarstellungen der Schwarzen, indigenen und europäischen Bevölkerung fest.
Im Fokus des Bildes liegt die Wiedergabe der üppigen Tropenlandschaft Brasiliens. Nur auf den zweiten Blick sind Menschen der indigenen Bevölkerung während der Jagd zu erkennen. Eher nebensächlich erscheinen sie als Staffagefiguren. Dabei werden sie als nackte, im Einklang mit der Natur lebende „edle Wilde“ stereotypisch dargestellt.
Rugendas hatte vor Ort die Möglichkeit, die Lebensverhältnisse der einheimischen Bevölkerung kennenzulernen. Dabei ist es unklar, unter welchen Umständen seine Beobachtungen zustande kamen oder auch welche Art von Beziehungen zwischen ihm und den Menschen vor Ort bestanden. Fachkundige Zeitgenossen stellten die Echtheit der figürlichen Szenen der indigenen Bevölkerung infrage. Seine Landschaften wurden hingegen für ihre Authentizität gelobt.