Zukunftsweisender Umgang mit der Gehölzvegetation historischer Gärten in Zeiten des Klimawandels
Die Auswirkungen des Klimawandels machen auch vor zu bewahrenden Kulturgütern nicht halt. Parks und Gärten sind hiervon besonders betroffen, da sie unmittelbar dem Einfluss der Witterung und den sich häufenden Witterungsextremen ausgesetzt sind.
Der im September 2014 mit Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) durchgeführte Kongress „Historische Gärten im Klimawandel“ der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat aufgezeigt, dass hierfür wissenschaftlich-basierte Forschungen und daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen erforderlich sind.
Dabei müssen vor allem die Besonderheiten von historischen Parks und Gärten beachtet werden. Ihre Anlage und Konzeption basiert auf ganz verschiedenen Gestaltungsideen und Vorstellungen, die den Zeitgeist vergangener Epochen widerspiegeln. Dadurch vermitteln sie uns einen Eindruck der Weltanschauung, des ästhetischen Empfindens, aber auch des technischen und wissenschaftlichen Verständnisses zurückliegender Jahrhunderte. Der gesetzlich festgeschriebene Auftrag der Erhaltung, Pflege, Bewahrung und Erforschung der Gartendenkmale erfordert jedoch neue Herangehensweisen im Umgang mit den Folgen des Klimawandels. Anders als für forstliche Ökosysteme oder für urbane Grünräume müssen Anpassungsstrategien wie beispielsweise eine Änderung des Artenspektrums oder eine Verlegung des Pflanzstandortes verworfen werden.
Diese besondere Herausforderung verlangt daher neue Konzepte. Im Forschungsprojekt „Zukunftsweisender Umgang mit der Gehölzvegetation historischer Gärten in Zeiten des Klimawandels“ sollen dazu umfassende Grundlagen erarbeitet werden. Das dreijährige Vorhaben der TU Berlin wird durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.
Die Projektstruktur umfasst vier verschiedene Themenfelder:
Bedeutung ökosystemarer Forschung,
Nachpflanzung von Bäumen,
Revitalisierung des Altbaumbestandes,
Auswahl des Pflanzmaterials für historische Parkanlagen in Zeiten des Klimawandels.
Die Fragestellungen werden mit ganz unterschiedlichen Methoden wie der Literaturauswertung und Zusammenfassung bisheriger Forschungsergebnisse oder der Etablierung von Forschungs- bzw. Demonstrationsanlagen bearbeitet.
Grob lässt sich die Forschungsarbeit in die Anlage und Auswertung von Feldversuchen und das Studium historischer Quellen untergliedern. Auf Basis der Analyse des retrospektiven Zuwachsverhaltens und der Zeitreihen von Temperatur und Niederschlag sollen die bisherigen Auswirkungen von Klimaänderungen auf den Altbaumbestand analysiert werden. Inwieweit eine Revitalisierung an Altbäumen zu einer mittelfristig verbesserten Vitalität beitragen kann, wird mittels verschiedener Substrate untersucht. Ebenso sind neu gepflanzte Bäume einem verstärkten Stresslevel ausgesetzt und weisen bei einem erhöhten Hitze- und Trockenstress eine hohe Mortalität auf. Auch hier möchte das Projekt Wege zur Optimierung der Etablierung finden, sodass analog zu den Altbäumen Feldexperimente an Jungbäumen durchgeführt werden. Im Fokus der Untersuchung stehen die Parameter Belaubungsdichte, Trieblängenzuwachs und Aspekte des Wasserhaushalts. Darüber hinaus greift das Vorhaben eine breite Palette von Fragen auf, so soll die Möglichkeit zur Optimierung der Bewässerung analysiert oder der Einfluss von Schädlingen unter höheren Durchschnittstemperaturen untersucht werden.
Die Vielfältigkeit der Fragestellungen und Herausforderungen erfordert einen interdisziplinären Ansatz aus verschiedenen Fachgebieten. Im Projekt arbeiten deshalb die vier Fachgebiete Vegetationstechnik und Pflanzenverwendung, Klimatologie, Bodenkunde sowie Ökosystemkunde/Pflanzenökologie zusammen. Die SPSG ist wesentlicher Projektpartner der Technischen Universität Berlin, die Untersuchungen werden in den Parkanlagen der SPSG durchgeführt.