Bäume sind unverzichtbar für die Gesundheit unseres Planeten. Sie speichern CO2, filtern Schadstoffe aus der Luft, regulieren Temperaturen und bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Seit 2013 beschäftigt sich die SPSG mit den Herausforderungen des menschengemachten Klimawandels. Die sich dadurch verändernden Umweltfaktoren gefährden auch historische Gärten, Bauwerke und ganze Kulturlandschaften. Durch extreme Hitze, intensive Sonneneinstrahlung und anhaltende Trockenheit sind fast 80 Prozent der Bäume im Park Sanssouci geschädigt. Mit der Einrichtung der ersten Baumschule seit 1945 am Ruinenberg reagiert die Stiftung gezielt auf diese Herausforderung, um den UNESCO-Welterbepark für Mensch und Tier zu bewahren. Die Realisierung dieses wegweisenden Projekts wurde ausschließlich durch die großzügigen Spendengelder der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. ermöglicht.
Ein bewusstes Zeichen für Nachhaltigkeit und Klimaanpassung
Der Aufbau der eigenen Baumschule ist ein essenzieller Schritt für die Stiftung. Doch was macht diese Baumschule so besonders und warum ist sie für die Umwelt, die Gesellschaft und dem Park so wichtig? Sven Hannemann, Landschaftsarchitekt und seit 23 Jahren Fachbereichsleiter des Parkreviers Nord im Park Sanssouci, liefert darauf klare Antworten.
„Das Jahr 2018 war ein Wendepunkt“, blickt der Parkrevierleiter zurück. „Mit nur 360 mm Niederschlag – fast die Hälfte des normalen Jahreswerts – haben viele Altbäume stark gelitten. Der Abgang ist seitdem immens. Wir müssen handeln.“ Damit in ein paar Jahren starke und gesunde Jungbäume den Park Sanssouci bereichern und den Herausforderungen des Klimawandels standhalten können, geht die geplante Baumschule jetzt in die Umsetzungsphase. Bis Ende März sollen die Vorarbeiten abgeschlossen sein – einschließlich der Fertigstellung von Zufahrten und Zäunen.
Warum Park Sanssouci auf Eigenanbau setzt
„Wir haben durch lange Beobachtung festgestellt, dass Bäume, die wir in den Parks selbst anziehen und umpflanzen, wesentlich schneller und besser anwachsen als zugekaufte Bäume“, erklärt Sven Hannemann. Ein entscheidender Vorteil liegt darin, dass diese Bäume an das lokale Umfeld angepasst sind. „Die Bäume kennen das Areal – es ist ihr Zuhause.“ Durch die eigene Produktion ist die SPSG nicht auf externe Anbieter angewiesen, deren Fokus oft auf Masse statt auf Qualität liegt. Das bedeutet: weniger Transportwege, eine geringere CO2-Bilanz und mehr Kontrolle über den gesamten Prozess. „In Erwerbsbaumschulen liegen die Wurzeln oft tagelang ohne Substrat, bevor sie zum Käufer transportiert werden“, erklärt Hannemann weiter. „Das ist ein Desaster für die Feinwurzeln.“ In der neuen Baumschule am Ruinenberg werden Bäume hingegen direkt innerhalb von 30 Minuten umgepflanzt. So bleiben die Wurzeln intakt und die Bäume können schneller anwachsen.
Baumgesundheit im Vergleich: Die Kraft der heimischen Aufzucht
Im Park Sanssouci stehen in unmittelbarer Nähe zueinander zwei Stieleichen (Quercus robur), die zur selben Zeit gepflanzt wurden. Die eine Eiche wurde in einer externen Baumschule als Jungbaum angekauft. Die andere wurde zeitgleich im Park Sanssouci großgezogen und lediglich umgesetzt. Der Unterschied ist auch für Besuchende ohne gärtnerische Vorkenntnisse sofort erkennbar: Die Eiche aus der externen Baumschule wächst wesentlich langsamer und sieht weniger vital aus. Die im Park angezogene selbe Baumart sieht viel kräftiger, größer und gesünder aus. „Dieser Unterschied ist so eklatant, dass wir den Weg der eigenen Aufzucht favorisieren. Ein absolut erfolgsversprechender Weg, denn Bäume, die direkt vor Ort aufwachsen, sind widerstandsfähiger und passen sich besser an die Bedingungen des Parks an.“ Das Ziel der neuen Baumschule ist es, diese Erfahrung auf eine größere Fläche auszuweiten und dadurch die langfristige Widerstandsfähigkeit des Baumbestandes zu sichern.
Fitnessprogramm für die Pflanzen
Mit der neuen Baumschule wird eine klare Vision verfolgt: Die gezielte Anzucht von anpassungsfähigen Gehölzen. „Wir wollen keine Bäume, die durchgehend ‚gepampert‘ werden“, betont Sven Hannemann. Stattdessen sollen die Jungbäume bewusst mit Trockenphasen konfrontiert werden. „Das ist eine Art Fitnessprogramm für die Pflanzen. Der Baum, der das durchsteht, hat eine bessere Chance, langfristig zu überleben und ist insgesamt robuster.“ Daher ist auch keine automatisierte Bewässerungsanlage auf dem ca. 1 Hektar großen Gelände geplant. „Wir werden Baumarten aufziehen, die besser mit den Auswirkungen des Klimawandels zurechtkommen.“, so der Parkrevierleiter weiter. Darüber hinaus dient die Baumschule aber auch als ein Experimentierfeld. „Wir können neue Sorten und Arten testen, von denen wir wissen, dass sie klimaresistenter sind als einheimische Arten.“ Beispiele hierfür sind Esskastanien, Zerreichen und mediterrane Eichenarten.
Ein Standort mit Potenzial
Die Wahl des Standorts wurde sorgfältig getroffen. „Wir haben Flächen, die im Besitz der Stiftung und klimatisch einfach gut geeignet sind“, erklärt Hannemann. Aber auch historische Gründe spielen eine Rolle: Bis 1945 gab es auf diesem Gelände bereits eine Baumschule. Das Areal wurde jetzt umfassend auf Kampfmittel untersucht und alte Wasserleitungen konnten erfolgreich reaktiviert werden, die als Backup fungieren, sollte es doch zu längeren Trockenphasen kommen. Die nächsten Schritte umfassen die Bodenaufbereitung durch Gründüngung mit Phacelia, einem natürlichen Stickstoffspender für gesunde Böden sowie die Anzucht der ersten Jungbäume. Insgesamt ist der Aufbau einer Baumschule eine langfristige Aufgabe, die nicht ohne Herausforderungen auskommt. Sven Hannemann betont: „Uns fehlt aktuell noch die richtige Fachkraft. Es muss jemand sein, der für diese Aufgabe brennt. Die Effektivität der Baumschule hängt maßgeblich von der Leidenschaft dieser Person ab.“
Mit Geduld und Leidenschaft: Eine Generationenaufgabe
Die neue Baumschule im Park Sanssouci ist ein Symbol für nachhaltige Landschaftsgestaltung und ein starkes Statement für zukunftsfähige Lösungen. „Das ist eine Generationenaufgabe. Es geht nicht darum, kurzfristige Erfolge zu erzielen, sondern die Grundlage für resiliente Parks zu schaffen.“, schließt Sven Hannemann ab. Die Baumschule steht somit auch für zeitgemäße Lösungen, die auf die Herausforderungen unserer Zeit antworten.
Danksagung
Wir danken an dieser Stelle allen, die mit kleinen oder größeren Spenden über die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V. dazu beigetragen haben, dass mit einer neuen Baumschule ein neuer Weg für die Erhaltung der Gärten beschritten werden kann.
SPSG Baumpatenschaften für eine grüne Zukunft
Wenn auch Sie einen direkten Beitrag zum Erhalt und zur Pflege der Parkanlagen leisten möchten, können Sie bei der SPSG eine Altbaum-, Jungbaum- oder Obstbaumpatenschaft übernehmen. All diese Bäume sind nicht nur unabdingbar für das Klima und die Artenvielfalt, sondern auch für das Landschaftsbild der historischen Gärten. Zudem schaffen Baumpatenschaften eine persönliche Verbindung zum Lieblingspark und eignen sich wunderbar auch als Geschenk.
Eine Übersicht aller derzeit verfügbaren Baumpatenschaften finden Sie hier.
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