Herr Uhlig, was macht die Pfaueninsel aus Ihrer Sicht aus?
Die alten Eichen natürlich. Etwa ein Drittel unseres Baumbestandes besteht aus ihnen, also ungefähr 3000 Exemplare. Wir haben hier auch die älteste Traubeneiche Deutschlands auf der Insel. Die ist mindestens 400 Jahre alt und hat einen Stammumfang von fast sechs Metern. Das ist schon etwas ganz Besonderes.
Das Baumsterben betrifft aber auch Sie auf der Pfaueninsel.
Leider ja, wie aktuell viele Parks und Gärten in Deutschland. Wir bei der Stiftung haben aber vergleichsweise günstige Bedingungen für die Anzucht und Pflege neuer Bäume, weil hier täglich überwiegend dieselben Mitarbeiter arbeiten. Und ein Gärtner, der seine Bäume über viele Jahre begleitet, verfügt über einen enorm wertvollen Wissensschatz. Der betrachtet einen Baum und kann sich noch daran erinnern, wie dieser vor zehn, zwanzig Jahren aussah. Unser Eigenregie-Betrieb ist die beste Chance, die Gehölzbestände wieder zu etablieren. Nicht zuletzt, weil die Gärtner auf diese Art und Weise eine Verbindung zu den Gehölzen aufbauen und dementsprechend motiviert sind.
Was stehen im Winter bei Ihnen für Arbeiten an?
Das hängt von der Witterung ab. Zu den klassischen Aufgaben gehört eigentlich der Winterdienst. Je nach Witterung müssen wir auch die Gehölze aus dem Schilf partiell herausschneiden. Die Pflege der mit Schilf bewachsenen Uferzonen dient dem Erhalt des Parkbildes. Für diese Arbeit braucht man aber mindestens eine Woche Frost, damit sich die Gärtner sicher auf dem Eis bewegen können. Von Oktober bis Ende Februar dürfen wir auch Gehölzschnittmaßnahmen durchführen, weil in diesem Zeitraum beispielsweise die Brutvögel nicht aktiv sind. Wegen der zahlreichen anstehenden Arbeiten sind fünf Monate aber ein ziemlich enges Zeitfenster dafür.
Was schätzen Sie im Winter besonders an der Pfaueninsel?
Ich empfinde Raum und Zeit anders und bewege mich bewusster über die Insel. Die Wege hier wurden damals als Vermittler zwischen den alten Eichen angelegt. Sie führen uns von einem Baum zum nächsten, so ist das bis heute. Wenn die Bäume nun nicht belaubt sind, gewinnen sie stark an Präsenz. Man kann die Eichen in ihrem Habitus besser wahrnehmen. An den Stämmen gehe ich immer sehr ehrfürchtig und voller Respekt vorbei. Wir haben hier einige Eichen, die an Gemälde von Caspar David Friedrich erinnern, und behandeln sie bei der Baumpflege auch entsprechend. Wenn wir beispielsweise einen Ast einkürzen müssen, lassen wir es so aussehen, als wäre es ein natürlicher Bruch gewesen.
Was wünschen Sie sich für die Pfaueninsel im Jahr 2025?
Ich freue mich sehr drauf, dass das Schloss endlich wieder zugänglich sein wird. Und ich hoffe, dass wir eine gute Eröffnung haben werden und viele Besucher zu uns kommen. Wir stecken mitten in den Vorbereitungen. In unserer Gärtnerei werden bereits die Blumen für unsere Frühjahrspflanzung angezogen. Mein Wunsch ist, dass wir den Leuten etwas Schönes bieten, dass sie hier eine positive Erfahrung machen. Und dass wir ihnen zeigen können, was den Gärtnerberuf ausmacht.
Man braucht eine gewisse Leidenschaft. Aber auch viel Geduld. Aus so einer Mischung kann einiges erwachsen. Ich kann mich noch genau an ein Gemälde erinnern, das ich zu Beginn meiner Zeit als Parkleiter betrachtet habe. Es stammte aus den 1820er Jahren und darauf war ein weißer Pfau vor dem Schloss zu sehen. Seitdem hatte ich immer den Wunsch, den Besuchern solch einen Anblick zu präsentieren. 2011, nach Abschluss der Sanierung der Voliere, war dann ein günstiger Zeitpunkt dafür. Wir haben uns mit viel Mühe zwei Zuchtpaare von weißen Pfauen besorgt. Und jetzt ist es unserem Tierpfleger Herr Wunderlich tatsächlich gelungen, diese besonderen Vögel nachzuzüchten. Für mich sind das kleine Glücksmomente: Weiße Pfauen im tiefsten Preußen und noch dazu vor dem weißen Pfaueninsel-Schloss, das ist ein unglaublich schöner Anblick.
Jan Uhlig, Jahrgang 1969, ist Forstwirt, Vermessungstechniker und Diplomingenieur für Landschaftsarchitektur. Seit 2004 arbeitet er als Fachbereichsleiter Pfaueninsel/Glienicke für die SPSG.
Der Beitrag ist zuerst erschienen im SPSG-Magazin SANS,SOUCI. 01.2025
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