Die kaiserliche Weihnachtskrippe kehrt für einige Wochen ins Neue Palais zurück
Die original Weihnachtskrippe aus dem Besitz Kaiser Wilhelms II. wird in diesem Jahr in der Advents- und Weihnachtszeit im Grottensaal des Neuen Palais in Potsdam zu sehen sein.
Es ist eine Leihgabe des Abensberger Krippen- und Kapellenvereins St. Ägidius aus dem Landkreis Kelheim in Bayern, die das Kunstwerk vor einigen Jahren erworben haben. Sie wurde von dem in der bayrischen Stadt geborenen Bildhauer und Krippenschnitzer Sebastian Osterrieder geschaffen und obwohl die Krippe auf Grund ihrer Kleinteiligkeit und Fragilität nicht ausgeliehen wird, gelang es dem Schlossleiter des Neuen Palais, Jörg Kirschstein, den Vorstand des Krippenvereins vom Gegenteil zu überzeugen. Entscheidender Grund war der glückliche Umstand, dass der Grottensaal des Neuen Palais viele Jahre der originale Aufstellungsort des Kunstwerkes war.
Einer mündlichen Überlieferung zufolge hat Osterrieder der Kaiserin Auguste Victoria diese Krippe im Jahr 1907 im Berliner Schloss vorgestellt. Anschließend wurde das Kunstwerk von einem nicht namentlich bekannten Stifter dem Kaiser geschenkt und im Grottensaal des Neuen Palais gezeigt. Eingerahmt wurde die Krippe von den sieben Christbäumen, die für die Kinder Wilhelms und Auguste Victorias aufgestellt wurden.
Die Krippe wurde jährlich bis zum letzten Weihnachtsfest 1917 aufgestellt. Nach dem Ende der Monarchie 1918 gelangte das Kunstwerk im November 1920 in das niederländische Exil Wilhelms II. Dort verliert sich zunächst seine Spur. Erst in den 1980er Jahren wurde die Krippe in einem Auktionshaus angeboten und von dem Kunsthändler Johann Kurt Trütschler aus Adlhausen erworben. In den 1990er Jahren bot Trütschler die Krippe dem Stadtmuseum Abensberg, das bereits einen Großteil des Osterrieder-Nachlasses verwahrte, zum Kauf an. Nach der Gründung des Krippenvereins im Jahr 2000 konnten Spendenmittel akquiriert werden, um das Kunstwerk anzukaufen. Heute ist die „Kaiserkrippe“ als Leihgabe des Krippenvereins St. Ägidius in der Dauerausstellung des Stadtmuseums Abensberg zu sehen.
Sebastian Osterrieder, der als bedeutendster Krippenbauer seiner Zeit galt, entschied sich bei der Kaiserlichen Krippe für die Gestaltung einer mittelalterlichen Ruine. Der Korpus besteht aus Holz, das mit Kork verkleidet ist. Osterrieder entwickelte ein spezielles Hartgussverfahren der Krippenfiguren. Die vollplastischen Figuren wurden mit einer Gussmasse aus Gips, Champagnerkreide und Hasenleim abgegossen, das Innere mit Drahtarmierungen verstärkt, Glasaugen eingesetzt und die Bekleidung mittels leimgetränkter Stoffe drapiert und anschließend farbig gefasst. Osterrieder hat hier zum ersten Mal Figuren verwendet, die seine „orientalischen“ Krippen so berühmt gemacht haben.
Information
Die „Kaiserkrippe“ ist im Rahmen der regulären Führungen im Neuen Palais zu sehen:
Mittwoch bis Montag 10–16:30 Uhr, Karten sind vor Ort im Besucherzentrum am Neuen Palais erhältlich.
Zudem bietet die SPSG im Neuen Palais thematische Weihnachtsführungen an, alle Termine dazu finden sich unter www.spsg.de/weihnachten
Tipp
Bei unserer Instagram Live Führung am 11. Dezember 2023 um 15 Uhr können Sie die Krippe im Grottensaal sehen und zudem erfahren, wie die kaiserliche Familie hier einst das Weihnachtsfest gefeiert hat. Die Führung wird per Livestream auf unseren Instagram Kanal @spsgmuseum übertragen und holt Ihnen eine ordentliche Portion Weihnachtsstimmung ins heimische Wohnzimmer.
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