Sie sprechen in ihrer Arbeit viel über Grenzen und Ihr Verhältnis zu Grenzen. Wenn Sie von Bewegung sprechen, wie ist das Thema der Grenze? Wie können wir das in Ihrem Endprodukt sehen? Ist das ein Thema, das Sie immer im Kopf hatten, während Sie an den Statuen arbeiteten, oder ist es zu etwas anderem geworden?
Auf jeden Fall geht es um Grenzen und es geht um Bewegung. Es geht darum, was Grenzen damit zu tun haben und was sie möglich machen. Ich wurde gebeten über diese Statuen aus dem Kontext der Tatsache heraus nachzudenken, dass sie Relikte der kolonialen Vergangenheit Deutschlands sind. Und natürlich gibt es eine Art und Weise, wie wir über all diese Relikte sprechen, ohne dass sich viel bewegt. Ich wollte ein bisschen mehr Flexibilität, mehr Bewegung. Ich wollte nicht, dass es in der Vergangenheit stecken bleibt und wir dieselbe Geschichte wiederkäuen, ich wollte etwas, das viel mehr mit der Gegenwart zu tun hat.
Als ich die Statuen fotografiert habe, habe ich all diese Trümmer gesehen, all diese Verschmutzungen und Dinge um sie herum. Dann habe ich gesehen, es ist organisch, grün, lebendig, es ist um sie herum gewachsen. Und ich begann, diese Lebenszeichen um dieses tote Ding, um dieses weggeworfene Objekt herum zu fotografieren. Und so kam ich auf dieses Eingangsstatement: „Wir sind hier, um das Leben zu nähren / Nicht um die Toten wiederzubeleben“. Und in dem Moment, als ich diesen Ausdruck hatte, hatte ich ein klares Bild davon, wohin ich damit gehen wollte. Ich begann also, die Statuen nicht mehr als Objekte zu betrachten, sondern als Kartografie, als Landkarte eines Ortes, eines verlorenen Ortes. Und das ist natürlich ein zentraler Punkt des postkolonialen Problems, in dem wir uns heute befinden, nämlich, dass so viel von dieser Geschichte, von so vielen Geschichten, durch den Kolonialismus negiert worden ist. Aber die Tatsache, dass etwas verloren ist, bedeutet nicht, dass es nicht existiert.
Das ist also die leitende Prämisse dieser Arbeit, mir zu erlauben, mir einen Ort vorzustellen, der hätte existieren können, an dem ich hätte sein können. Und natürlich geht es letztlich darum, sich auf diesen Prozess der Neuinterpretation der Geschichte einzulassen, denn dieser imaginierte Ort, diese imaginierte Kartographie hat irgendwann existiert. Dieses Wechselspiel zwischen dem, was verloren ist, und dem, was da ist, was man in die Gegenwart zurückholen kann, ist es, was für mich bei dieser Arbeit sehr interessant wurde. Und ich begann, mich mehr auf die Texturen, die Merkmale, die Risse als auf das Eigentliche zu konzentrieren. Ich habe mich also irgendwann verirrt, ohne darüber nachzudenken, aber hin und wieder werde ich daran erinnert, dass es sich um dieses Objekt handelt, denn da ist der Kopf, der im Grunde vom Körper abgetrennt ist.
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