Eine kurze Geschichte der Beleuchtung
Der Kronleuchter hat seinen Namen nicht von Ungefähr – als kostbares Kunstwerk dient er zuallererst der „Bekrönung“ eines Raumes, war aber auch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein bei besonderen Anlässen der unumstrittene König unter den Beleuchtungskörpern. Dass Licht und Beleuchtung lange Zeit ein Luxusgut darstellten, ist heute fast vergessen. Doch in früheren Jahrhunderten war die Nacht, im wahrsten Sinne des Wortes, finsterer. Wer sein Tagewerk nach Sonnenuntergang fortsetzen wollte, musste unter Umständen tief in die Tasche greifen: Talglichter aus Schlachtabfällen waren zwar durchaus preiswert zu bekommen, aber ihr Licht war vergleichsweise schwach, sie rußten stark und verströmten zu allem Überdruss auch noch einen unangenehmen Geruch. Für höfische Gemächer keine Option.
Für die gesellschaftliche Elite des 18. Jahrhunderts hatten es also Kerzen zu sein. Kerzen aus gebleichtem Bienenwachs, um ganz genau zu sein.
Diese Kerzen waren so kostbar und aufwendig in der Herstellung, dass die sogenannten „Lichtkammern“ von Schlössern in den Zuständigkeitsbereich des Silberkämmerers fiel. Dieser wachte akribisch über die Verteilung dieser kostbaren Leuchtmittel, und stellte sicher, dass ein jeder gemäß Rang und Namens die ihm zustehende Menge an Kerzen erhielt.
Unter diesen Umständen erklärt sich auch die Kostbarkeit des Kronleuchters: Um ihn zu bestücken, bedurfte es gleich mehrerer dieser wertvollen Bienenwachskerzen. Und um ein höfisches Fest, sei es ein Staatsbesuch, ein Bankett oder eine Hochzeit, auszuleuchten, bedurfte es nicht nur eines, sondern einer Vielzahl dieser Kronleuchter, nebst zahlreichen Wand- und Tischleuchtern.
Die Nacht zu erhellen und zum Strahlen zu bringen, war also ein Macht- und Statussymbol sondergleichen. Dabei spielte natürlich auch die handwerkliche und künstlerische Ausformung eine herausragende Rolle, um den Eindruck noch zu steigern – von Glas- und Kristallbehang über Porzellanblumen bis hin zu Geweihen finden sich alle erdenklichen Spielrichtungen in der Gestaltung dieser Prunkstücke, die zudem versilbert, vergoldet oder – im Fall von Messing – auf Hochglanz poliert waren. Übrigens: All diese verschiedenen Formen und Ausführungen lassen sich auch in den Schlössern der SPSG besichtigen.
Auf teure Bienenwachskerzen kann zwar seit dem späten 19. Jahrhundert mit Entdeckung der Elektrizität, verzichtet werden, aber die Kronleuchter haben ihren erhabenen Rang in der Schlosseinrichtung keineswegs verloren.
Eine „Flämische Krone“ für den Saal
„Die Nacht zu erhellen“ war auch Anliegen des Fördervereins des Jagdschlosses Stern-Parforceheide e.V. Die SPSG erreichte die Bitte um eine elektrifizierte „Flämische Krone“, die künftig den Saal des Jagdschlosses bekrönen und Abendveranstaltungen ermöglichen sollte. Ein Kronleuchter des flämischen Typs besteht aus Messing, ein Material, dass sich besonders gut für kleinteilige, filigrane Arbeiten eignet. Er besticht durch elegante geschwungene Linien anstatt durch luxuriösen Glasbehang, und erfreute sich insbesondere in Kirchen, Jagdschlössern und Landsitzen großer Beliebtheit.
Oft ist es einfacher gesagt als getan, die passende Krone für einen Raum zu finden: Leuchter dienten zwar Repräsentationszwecken, waren aber auch Gebrauchsgegenstände. Häufiges Auf-, Ab- und Umhängen haben ihre Spuren an diesen Schätzen gelassen; Korrosion und unsachgemäße Verkabelungen taten ihr Übriges. Ist die Wiederherstellung des Originalzustandes eines Raumes nicht möglich, ist das Ziel eine möglichst getreue Annäherung. Aus der Zeit Friedrich Wilhelms I., Erbauer und Hauptnutzer des Jagdschlosses Stern, haben sich leider keine Inventarbücher erhalten – diese dienen den Kustoden als Hauptquelle, wenn es an die Rekonstruktion von Einrichtungen geht.
Da der Leuchter für den Saal in Jagdschloss Stern und auch wirklich leuchten sollte, war ein elektrifiziertes Stück nötig. Zusätzlich musste er eine bestimmte, der Räumlichkeit angemessene Größe aufweisen. Damit kamen von den knapp 35 Messingkronleuchtern in den Sammlungen der SPSG nicht viele in Frage:
Die Wahl fiel schließlich auf den Messingkronleuchter mit 12 Kerzen in der Offiziersgalerie von Schloss Königs Wusterhausen, der dort als Ersatz für eine verlorene Flämische Krone hing.
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