Audio-Tour und Blog über die Verbindung Potsdams zu den Niederlanden
Das barocke Versailles und die römische Antike inspirierten Friedrich den Großen zur Bau- und Gartenkunst für Schloss und Park Sanssouci. Den Stempel der italienischen Renaissance drückte Italienliebhaber Friedrich Wilhelm IV. der Potsdamer Welterbe-Kulturlandschaft auf. Und wie kam Holland nach Potsdam? Dem können Gäste der Stadt und Potsdamer:innen in den nächsten Monaten auf vielfältige Weise nachspüren.
Im Themenjahr „Holland in Potsdam“ feiern rund 20 Potsdamer Kulturinstitutionen mit über 50 Akteur:innen niederländische Kunst und Einflüsse in der Stadt. Anlass ist die Ausstellung des Museum Barberini „Wolken und Licht. Impressionismus in Holland“, die von Juli bis Oktober rund 100 Werke von niederländischen Künstler:innen zeigt, darunter Vincent van Gogh, Jacoba van Heemskerck und Piet Mondrian. Auch die SPSG beteiligt sich an der vom Museum Barberini initiierten Kampagne, mit historischen Themen bei den gemeinsamen Projekten: Ein kostenloser Audioguide für das Smartphone lädt ein, 20 Orte mit spannendem Holland-Bezug (wieder) zu entdecken. Seit dem 27. April – dem niederländischen Nationalfeiertag Koningsdag, ist ein Blog online, der wöchentlich mit neu eingestellten Beiträgen Lust auf mehr „Holland in Potsdam“ macht. Texte, Fotos und Videoclips stellen die unterschiedlichen Verbindungen der Stadt zu den Niederlanden vor. Auch zahlreiche Führungen und Veranstaltungen stehen auf dem Programm. Den Auftakt macht das Tulpenfest im Holländischen Viertel im April, einen prachtvollen Höhepunkt markiert die Potsdamer Schlössernacht im August mit „Prachtig Sans souci!“ (www.potsdamer-schloessernacht.de). Dabei wird deutlich: Holland in Potsdam ist mehr als das Holländische Viertel und die weithin sichtbare Holländerwindmühle nahe dem Schloss Sanssouci. So viel mehr, denn die preußische Herrscherfamilie hat niederländische Wurzeln.
Hollandverehrung Friedrich des Großen
Der niederländischen Verwandtschaft ließ Friedrich der Große (1712–1786), Urenkel des Großen Kurfürsten, im Park Sanssouci ein Denkmal setzen. Im großen Rund des Oranierrondells an der östlichen Hauptallee verweisen acht Marmorbüsten in einer Art Ahnengalerie auf die dynastische Verbindung der Hohenzollern zum Hause Oranien-Nassau. Alle Skulpturen sind moderne Kopien, entstanden zwischen 1992 und 1998. Die Originale des wallonischen Bildhauers François Dieussart aus den 1640er-Jahren sind im Orange-Saal des Schlosses Oranienburg wetterfest untergebracht. Im Park Sanssouci rahmen die Porträtkopien des Großen Kurfürsten und der Kurfürstin Louise Henriette den Weg zum Holländischen Garten unterhalb der Bildergalerie.
„Ein Lustgarten ohne frische Früchte? Für König Friedrich II. von Preußen undenkbar. In seiner Vision eines idealen Gartenparadieses verband sich das formvollendete Schöne mit dem Nützlichen. Also: Obstkultur auf höchstem Niveau.“
So sprechen zwei fiktive Flaneure in der App für den Park Sanssouci über die geometrisch gestalteten Obstquartiere im Östlichen Lustgarten. Hinter den dicht belaubten Hainbuchenhecken ließ der König Obstbäume pflanzen, Äpfel und Birnen vor allem und genau diese historischen Sorten kehren seit Beginn der Wiederherstellung des Areals Bäumchen für Bäumchen zurück. Die Idee für den Holländischen Garten brachte Friedrich der Große von einem Besuch 1755 in den Niederlanden mit – und gleich dazu den dortigen Gärtner, Joachim Ludwig Heydert. Dieser übernahm auch, ganz nach den Wünschen des Königs, die 1766 vollendete Gestaltung der Schmuckflächen vor der Bildergalerie nach „holländischem Geschmack“. Für die „Holland in Potsdam“-Audiotour hat SPSG-Gartendirektor Michael Rohde die Fakten beigetragen.
Gemälde der Großen Meister
Nicht nur Gärten, auch Kunstsammlungen besuchte Friedrich der Große auf seiner Holland-Reise 1755. Zu diesem Zeitpunkt hatte er die Pläne für den Bau der Bildergalerie bereits in Auftrag gegeben. Der König wünschte den Aufbau einer bedeutenden Sammlung von Gemälden und Skulpturen, die dem Machtanspruch Preußens in Europa Ausdruck verleihen sollte. Seine Kunstagenten waren in Italien, Frankreich und den Niederlanden unterwegs und erwarben Spitzenwerke der flämischen und holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts, der italienischen Renaissance und des Barock.
Friedrich der Große ließ zudem Gemälde aus dem Erbe von Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau (1584–1647), Statthalter der Republik der Vereinigten Niederlande und bedeutender Kunstsammler, nach Potsdam bringen. Die flämischen und holländischen Gemälde, darunter herausragende Werke von Peter Paul Rubens, Anton van Dyck und Thomas Willeboirts Bosschaerts sind in damals üblicher dichter Hängung an der Galeriewand im Westflügel zu bewundern, kleinformatige Bilder im Kabinett am östlichen Ende der Bildergalerie.
Delfter Fliesenarbeiten
Noch mehr Holland ist in Caputh zu entdecken. Den Landsitz am Templiner See machte der Große Kurfürst seiner zweiten Gattin Dorothea 1671 zum Geschenk. Festsaal und Gemächer sind mit Kostbarkeiten aus der kurfürstlichen Kunstsammlung ausgestattet. Von rund 120 im Schloss gezeigten Gemälden stammt mehr als die Hälfte von niederländischen Malern des 17. Jahrhunderts. Das Deckengemälde im Porzellankabinett wird Jacques Vaillant aus Amsterdam zugeschrieben, der als Historienmaler am kurfürstlichen Hof in Berlin tätig war.
Highlight für viele Besucher:innen des Schlosses Caputh ist der Fliesensaal im Sockelgeschoss. Die außergewöhnliche Raumschöpfung aus 7500 niederländischen Fayencefliesen an Wänden, Decke und Gewölbe entstand um 1720. Friedrich Wilhelm I. (1688–1740), der „Soldatenkönig“, der 1732 den Amsterdamer Baumeister Jan Bouman mit dem Bau des Holländischen Viertels in Potsdam beauftragte, nutzte den kühlen Raum als sommerlichen Speisesaal nach seinen Jagdausflügen in der Region.
4. Juni, 11.30 / 13 / 14 Uhr
Niederländische Fliesenkunst im Schloss Caputh
Am UNESCO-Welterbetag erläutert Schlossleiterin Petra Reichelt in Kurzführungen die niederländische Fliesenkunst.
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4. Juni / 11 und 12 Uhr
Obst für den König: Der Holländische Garten im Park Sanssouci
Auf den Spuren von Familiengeschichte, Gartenkunst und Restaurierung, von Friedrich II. bis heute: Ebenfalls am UNESCO-Welterbetag führt Stiftungsmitarbeiterin Alexandra Schmöger durch den Holländischen Garten:
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Blog
holland-in-potsdam.de
Audio-Tour „Holland in Potsdam“ in der Barberini-App
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Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 02.2023
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