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Black History Month – Schwarze Menschen am Preußischen Hof

24. Februar 2023 Von SPSG

Seit einigen Jahren wird im Februar auch in Deutschland der „Black History Month“ zelebriert, um auf die Geschichte und die Leistungen Schwarzer Menschen aufmerksam zu machen. Dazu passend stellen wir vier Schwarze Personen vor, welche über den Versklavungshandel nach Preußen kamen und einen Bezug zum preußischen Königshaus hatten oder auf Gemälden in den preußischen Schlössern abgebildet sind. Über diese aus Afrika stammenden Menschen sind nur wenige Informationen erhalten. Für die Sonderausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial.“, die vom 4. Juli bis 31. Oktober 2023 im Berliner Schloss Charlottenburg zu sehen sein wird, wurde zu ihren Biografien geforscht. Dabei entstanden vier – allerdings nur bruchstückhafte – Lebensgeschichten.
 

August Albrecht Sabac El Cher

August Albrecht Sabac El Cher wurde im Jahr 1836 im Kurdufan, dem heutigen Sudan geboren. Sein Geburtsname ist unbekannt. Im Februar 1843 gab Vizier Mehmet Ali – ein hoher ägyptischer Beamter – ihn „als Geschenk“ an Prinz Albrecht von Preußen auf dessen „Orientalischer Reise“. Der junge Afrikaner war damals sieben Jahre alt. Der Name Sabac El Cher, den er von Prinz Albrecht erhielt, klingt so ähnlich wie „Guten Morgen“ auf Arabisch, eines der wenigen Wörter, die Prinz Albrecht kannte. Die Reise des Prinzen, auf der ihn der kleine Junge begleitete, führte durch Gebiete, in denen sich heute Ägypten, Israel, Libanon und die Türkei befinden.
 

Nach der Reise nahm ihn Prinz Albrecht mit nach Berlin. Im August 1843 kam August Albrecht Sabac El Cher dort an und arbeitete als „Lakai“ für den Prinzen. Am 25. November 1867 heiratete er Anna Maria Jung, die Tochter eines Berliner Kleidermachers. Ihr gemeinsamer Sohn, Gustav Albrecht Sabac El Cher wurde ein bekannter Militärmusiker. Im Oktober 1882 erhielt August Albrecht Sabac El Cher die preußische Staatsbürgerschaft. Knapp drei Jahre später, am 21. September 1885, starb er in seinem Haus in Berlin.
 

Friedrich de Coussy (oder Cussi)

Friedrich de Coussy (oder Cussi) wurde in Guinea geboren und befand sich vermutlich am Hof von Kurfürstin Dorothea von Brandenburg. 1681–1684 wurde er zum Maler ausgebildet, möglicherweise in der Werkstatt von Jacques Vaillant. Nach 1680 ließ Kurfürstin Dorothea im Schloss Caputh neue Raumdekorationen ausführen, Jacques Vaillant wurde jüngst das Deckengemälde der Porzellankammer zugeschrieben, dass eine Schwarze Frau als „Abunantia“ (übersetzt: der Überfluss) zeigt und einen kleinen Schwarzen Jungen, der Tee aus einer Porzellankanne gießt. Zur Zeit der Entstehung des Deckengemäldes hatte Friedrich de Coussy seine Lehrzeit gerade abgeschlossen. Er könnte im Anschluss daran an dem Deckengemälde beteiligt gewesen sein.

Friedrich de Coussy war verheiratet mit Eleanora de Blumentroß. Ihre gemeinsame Tochter, die 1698 getauft wurde, hieß Sophia Amalia de Coussy. Unter ihren Paten war unter anderem der Künstler Paul Carl Leygebe, der um 1710 das Bild „Tabakskollegium“ malte, auf dem auch Schwarze Menschen abgebildet sind.
 

Kendah oder Heinrich Carl Albrecht Kerallah

Kendah oder Heinrich Carl Albrecht Kerallah wurde in der Gegend von Darfur im Westen des heutigen Sudans geboren. Sein Geburtsname war Kandah. Kandah wurde vermutlich auf dem Sklavenmarkt in Kairo im September 1820 von der Frau von Heinrich Menu von Minutoli gekauft. Minutoli war Generalleutnant der preußischen Armee und Leiter einer vom preußischen Staat beauftragten Expedition nach Ägypten. Kandah wurde von der Reisegesellschaft über Triest, Venedig und Rom mit nach Preußen gebracht und erlernte offenbar sehr schnell mehrere Sprachen. Er berichtete später „auf welche Art man ihn, mit verschiedenen Brüdern und Schwestern, in dem Augenblick entführt habe, wo alle in einem Garten spielten“. Im August 1822 kam er in Berlin an.
 

Vermutlich gab Minutoli im Jahr 1825 Kandah als „Geschenk“ dem Prinzen Carl von Preußen. Minutoli erwähnte ihn in einem Brief an Prinz Carl. Ein Bild zeigt ihn vor dem Prinzenpalais mit einem Hund, der ein monogrammiertes Halsband mit den Initialen „P. C.v.P.“ (Prinz Carl von Preußen) trägt. Am 18. April 1828 wurde er im Berliner Dom auf den Namen Heinrich Carl Albrecht Kerallah getauft. Seine Taufpaten waren u. a. das Kronprinzenpaar (Kronprinz Friedrich Wilhelm und Kronprinzessin Elisabeth), Prinz Wilhelm und Prinzessin Augusta, das Ehepaar Minutoli sowie Prinz Albrecht.
 

Alexander Anastasius Achmet Feryallah (Frighalla / Feryalla)

Alexander Anastasius Achmet Feryallah (Frighalla / Feryalla) wurde in Sennaar, im heutiger Sudan geboren und 1835 in Nubien von einem Herrn Schropp „aus der Sklaverei gekauft“. Am 4. Juni 1839 wurde er in der Evangelischen Kirche im Waisenhaus Rummelsburg getauft. Seine Taufpaten waren unter anderem Kronprinzessin Elisabeth und Prinzessin Marianne von Preußen.
 

Aus seinem sonstigen kurzen Leben ist sehr wenig bekannt. Er lebte vermutlich eine Zeitlang am preußischen Hof und ist auf mehreren Bildern des Malers Franz Krüger abgebildet. Ein Bild von ihm befand sich im Nachlass von Prinz Carl, was über lange Zeit zu der Annahme führte, dass er ein Diener von Prinz Carl war. Achmet starb am 13. Juni 1843 an der Schwindsucht (Tuberkulose) im Arbeitshaus Berlin-Rummelsburg, einem Gefängnis für Männer und wurde dort am 16. Juni 1843 auf dem Armenkirchhof begraben. Warum Achmet vom Hof in das Arbeitshaus gelangte, ist nicht belegt. Möglicherweise hatte er Widerstand geleistet und war zur Bestrafung nach Rummelsburg geschickt worden.
 

 

Mehr Informationen zur Sonderausstellung
Schlösser. Preußen. Kolonial.
Biografien und Sammlungen im Fokus
Schloss Charlottenburg
4. Juli bis 31. Oktober 2023
spsg.de/schloesserpreussenkolonial/

 

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