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DENK × PFLEGE – Einblicke in die Ausstellung in den Römischen Bädern

05. August 2022 Von Alexander Reich

Die Römischen Bäder sind einer der vielleicht schönsten Gebäudekomplexe im Park Sanssouci. Ab 1829 entstanden nacheinander das Hofgärtnerhaus, der angrenzende Pavillon als römischer Podiumstempel mit Pfeilerportikus, das Gehilfenhaus, die große Laube, die Arkadenhalle und schließlich die Römischen Bäder im Stil eines pompejanischen Atriumhauses. Mit seiner reichen Bepflanzung aus Gemüsebeeten und Zierpflanzen, den Pergolen und dem überwachsenen Wassergraben hebt es sich von der streng klassizistischen Gestaltung von Schloss Charlottenhof ab.
 

Italienromantik im Park Sanssouci

Während auch das Orangerieschloss die Italienfaszination seines Bauherren ausstrahlt, und die Terrassen und Palmenpflanzen uns in eine südliche Renaissancelandschaft entführen, locken die Römischen Bäder mit einem sehr rustikalen Flair – Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV) und seine Architekten Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius verstanden es Assoziationen an ein italienisches Landgut zu wecken und bereicherten es mit Schmuckelementen der Römischen Antike und Skulpturen bedeutender zeitgenössischer Bildhauer. Die daraus entstandene romantisch verklärte Idealversion eines italienischen Landsitzes, beweist die geistige Schöpfungskraft des Kronprinzen.

Bereits in den vergangenen Jahren wurden in den Römischen Bäder regelmäßig Sonderausstellungen gezeigt. In dieser Saison sind mit der Ausstellung DENK × PFLEGE – Zukunft für das Welterbe Römische Bäder allerdings gleich drei Besonderheiten eingetreten:

  • Sie wurde von Architekt:innen kuratiert und bietet so eine außergewöhnliche Perspektive.
  • Zu sehen sind Räume, die in den letzten Jahren nicht öffentlich zugänglich waren.
  • Die Römischen Bäder schließen nach der Ausstellung ab dem 01. November ihre Türen für die Restaurierung bis ins Jahr 2026.
     

Neue Ideen für alte Substanz

DENK × PFLEGE, Ausstellungsplakat vor den Römischen Bädern
Willkommen in der Ausstellung!

Lange bin ich noch nicht in Potsdam, daher ist es umso schöner, dass ich so schnell Teil eines so spannenden und wichtigen Projekts sein durfte. Als noch relativ neuer Mitarbeiter bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) und Teil des Ausstellungsteams freue ich mich Sie auf eine kleine Reise mitzunehmen, Ihnen Einblicke in die Entstehung der Ausstellung zu geben und Lust auf den Besuch dieses tollen Ensembles zu machen.

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde ich als Wissenschaftlicher Volontär eingestellt. Meine erste Aufgabe wurde es, an der Konzeption der geplanten Denkmalpflege-Ausstellung in den Römischen Bädern mitzuarbeiten, deren Titel DENK × PFLEGE, sich jedoch erst relativ spät herauskristallisierte.

Dieses Jahr war geprägt von vielen Planungssitzungen, Forschungen zum Gebäudeensemble Römische Bäder und den umliegenden Gärten und natürlich zur ursprünglichen Ausstattung.

Das vordergründige Ziel der Ausstellung war immer über das Sonderinvestitionsprogramm (SIP) zu berichten und so auf das vom Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg angestoßene Förderprogramm aufmerksam zu machen. Die für den Zeitraum von 2008 bis 2030 angesetzte Instandsetzung der Schlösser und Gärten wird mit einer Summe von insgesamt 550 Millionen Euro gefördert und ermöglicht auch die einzelnen Bau- und Restaurierungsarbeiten, die in dieser Ausstellung thematisiert werden.
 

Aktuell arbeitet die SPSG mit einer großen finanziellen und personellen Kraftanstrengung an 26 Projekten gleichzeitig, von denen die Römischen Bäder nur eines sind. In diesem Sinne wurde zu Beginn der Ausstellungskonzeption überlegt einzelne Themen aus den verschiedenen SIP-Projekten vorzustellen, Bilder und Videos zu präsentieren und die Probleme und Herausforderungen zu erläutern. Auch um zu verdeutlichen, warum die Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten so dringend notwendig sind und warum die Projekte solch unglaublich hohe Summen verschlingen. Das Ziel der Ausstellung war es dementsprechend auch transparent über die Herangehensweisen und die Entscheidungen zu berichten und Sie in die Unternehmungen zum Schutz unserer Weltkulturerbe-Stätten einzubeziehen.

Bereits abgeschlossene, in Arbeit befindliche und geplante Projekte gemeinsam in der Ausstellung vorzustellen und den Fokus auf diese verschiedenen Prozesse zu legen, stellte sich schnell als zu diffus heraus und hätte auch nur einen schwachen Bezug zum Ensemble der Römischen Bäder gehabt. Das entschied sich also das Konzept auf die Römischen Bäder einzuschränken und nur mit kleinen Exkursen auf die anderen Bau- und Restaurierungsprojekte einzugehen.

Für die Präsentation der Originalobjekte war eine gute Zusammenarbeit mit den Kustod:innen der Schlösser und Sammlungen und den Restaurator:innen unerlässlich. Es gab viele Kunstwerke, die schon eine lange Zeit in den Depots der Stiftung aufbewahrt werden und nun endlich gezeigt werden können.
 

DENK × PFLEGE – Einblicke und Ausblicke

Der Einstieg in die Thematik hängt fest mit der Entstehungsgeschichte der Römischen Bäder zusammen. Die einzelnen Gebäude wurden nicht alle gleichzeitig geplant und errichtet. Es handelte sich um eine fortschreitende Entwicklung aus architektonischen Zugaben, die letztendlich zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt werden konnten. Auch bei unseren Untersuchungen der Außenfassaden konnten Erkenntnisse gewonnen werden, die auf die sukzessive Entstehung zurückzuführen sind. Auch wenn alle Gebäude zuerst in einem hellen Grau gehalten waren, war es den Malern nicht möglich, immer den exakt gleichen Farbton zu treffen. Das heutige Erscheinungsbild der Römischen Bädern mit dem ockerfarbenen Anstrich ist gänzlich verfälscht und gibt dem Ensemble einen zu rustikalen Anschein. Die Farbtöne wurden bei verschiedenen Restaurierungsphasen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts immer wieder angepasst oder verändert. Seinen heutigen Farbeindruck erhielt das Ensemble erst 1957. Im Zuge der Renovierungen wird daher auch die ursprüngliche Farbigkeit wiederhergestellt.
 

Im Hofgärtnerhaus wird zuerst auf die planerischen Prozesse zur Zeit Friedrich Wilhelms (IV.) und die Nutzungsgeschichte der Römischen Bäder eingegangen, bevor dann eine durch die Raumfolge inspirierte thematische Auseinandersetzung mit den Innen- und Außenbereichen des Ensembles stattfindet. Ein Blick auf die Gartengestaltung, die Anlegung und Nutzung des italienischen Kulturstücks mit Gemüse- und Obstbepflanzung sowie die heutige Pflege wird genauso thematisiert, wie die Herausforderungen des Klimawandels. Ein Blick in den nächsten Raum beweist den damaligen Reiz des hochkarätigen Skulpturenschmucks, der im Außenraum und in den halboffenen Arkaden aufgestellt war. Die langjährige Einwirkung von Sonne, Temperaturschwankungen und Niederschlägen hat die Oberflächen angegriffen und lässt eine Aufstellung oftmals nicht länger zu.

Auch der letzte Raum bietet einen besonderen Einblick: Ein Möbelstück aus dem Teepavillon wird hier präsentiert und erzählt nicht nur eine Geschichte der prachtvollen Ausstattung dieses Raums, sondern dient auch der Aufklärung über die vielen Herausforderungen die uns während der Planungen beschäftigten. Das Klumpsofa mit seinen organischen Materialien muss unter anderem vor Sonnenlicht, Temperaturschwankungen und Schädlingsbefall geschützt werden. Die Abdunkelung der Fenster macht die Präsentation überhaupt erst möglich. Dass wir das Sofa zeigen können ist jedoch besonders schön, wenn man bedenkt, dass wir ein Gemälde aus dem Teepavillon nicht in der Ausstellung zeigen konnten, weil seine Größe, sein Erhaltungszustand und die klimatischen Gegebenheiten sowie der Transport eine zu große Gefahr dargestellt hätten. Häufig treten unvorhergesehene Probleme auf, die uns zwingen unsere Planungen zu verändern und neue Wege zu finden, eine Geschichte zu erzählen. Die Ausstellung soll also auch vermitteln, wie viel es zu beachten gilt, wenn Objekte gezeigt werden sollen, welche Möglichkeiten es gibt und was getan werden muss, um die Objekte zu schützen.
 

Um die Bedeutung des mobilen Kunstguts im Hinblick auf die Gestaltung der Römischen Bäder zu unterstreichen, haben wir mit dem Gestaltungsbüro Otyp an einer Präsentation der im Gärtnerhaus ausgestellten Skulpturen und Möbel gearbeitet. Alle Objekte sind an ihrem originalen Aufstellungsort in einer Reproduktion auf Rotem Grund zu sehen. Diese Platzhalter unterstreichen die große Bedeutung für die Gesamtwirkung des Ensembles.
 

Da Ausstattungen und Schmuckobjekte nicht für die Fördermittel der SIP-Projekte zugelassen sind, müssen die Spendengelder für deren Restaurierung und Instandsetzung auf anderen Wegen eingeholt werden. Für die Römischen Bäder haben sich die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten dieser wichtigen Aufgabe angenommen. So wird die Restaurierung der Kunstobjekte parallel zur Renovierung der Gebäude stattfinden und das Ensemble bald wieder in altem Glanz erstrahlen können.
 

Nach diesem ersten Überblick setzt sich die Ausstellung auf dem Rest des Ensembles fort. Die nächste Station liegt links des Haupteingangs in der großen Arkadenhalle und führt dann über die Thermenräume durch den Garten und über die Terrasse am Maschinenteich, bevor sie in dem tempelartigen Teepavillon ihren Abschluss findet. Dieser zweite Teil beschäftigt sich mit den gewonnenen Erkenntnissen aus restauratorischen und bauphysikalischen Untersuchungen und präsentiert sowohl die Befunde als auch die Lösungsvorschläge. Die durch klimatische Bedingungen, Fundamentverschiebungen und Starkwetterphänomene eingetretenen Bauschäden werden aufgezeigt, benannt und die geplanten Maßnahmen erläutert. Den Abschluss bildet eine Übersicht über bereits fertiggestellte Projekte und eine auf Videoaufnahmen basierende Erläuterung zum gesamten Prozess und der Kunstausstattung des Ensembles Römische Bäder.
 

In der Ausstellung konnten wir nach vielen Jahren auch wieder Einblicke in lange geschlossene Räume ermöglichen. Wir freuen uns, dass Sie nun abschließend noch einmal – vielleicht gar zum ersten Mal – die Chance haben das Billardzimmer, die prachtvoll ausgemalte Exedra, den Innenhof (Viridarium) und den Wassergang mit den Terrakottasäulen zu sehen. Die Öffnung dieser Räume dient dabei auch der Vermittlung weiterer Themen, wie Schadstoffbelastung und Absturzsicherung, denn nicht alle Areale eines Schlosses können zugänglich gemacht werden, da sie den Anforderungen für eine sichere Begehung nicht entsprechen oder eine Veränderung gegebenenfalls ein zu großer Eingriff in die Denkmalsubstanz ist.

Ich hoffe dieser Einblick in die Thematik hat Ihr Interesse geweckt und würde mich freuen Sie in der Ausstellung zu sehen. Dort können Sie auf diesen Informationen aufbauen und sich ein eigenes Bild über die geplanten und so dringend notwendigen Restaurierungsarbeiten machen.

Die Ausstellung ist noch bis 31. Oktober 2022 zu sehen.

DENK × PFLEGE
Zukunft für das Welterbe Römische Bäder

Potsdam / Park Sanssouci / Römische Bäder
1. Mai bis 31. Oktober 2022
Di–So, 10–17.30 Uhr
5 | 4 € (inkl. Römische Bäder)
nicht barrierefrei
www.spsg.de/denk-x-pflege

Tipp

So., 14.08. / 14 Uhr  Potsdam / Park Sanssouci / Römische Bäder
Von der Idee zur Ausstellung

Expertenführung mit Alexander Reich, wissenschaftlicher Volontär, SPSG
12 | 10 €
Tickets: tickets.spsg.de
Treffpunkt: Kasse Römische Bäder
nicht barrierefrei

 

 

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