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Bacchus – Gott des Weins, des Rausches und der Ekstase

01. Juli 2022 Von Birgit Morgenroth

Der griechische Gott Bacchus steht für Wein, Rausch, Ekstase und Genuss, eine ideale Figur also für einen Weinberg. Auch inmitten des königlichen Weinbergs, am Fuße der Treppe zum Belvedere auf dem Klausberg stand mehr als ein Jahrhundert eine solche Statue. Nun, sie stand nicht, sie saß mit reifen Trauben in der Hand verträumt auf einem Weinfass. Der kleine Marmorbacchus aus dem 18. Jahrhundert fiel irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg von seinem Sockel, verlor Arme und Beine und wurde nach 1962 in das Depot der „Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci“, der damaligen Verwalter der königlichen Liegenschaften verbracht. Dort lag er fast 60 Jahre. Im Frühjahr 2021 wurde entschieden: Er wird restauriert und soll dann wieder an seinem alten Platz, dem Bacchus-Rondell, die Freude am Wein symbolisieren. Am 8. Juli 2022 ist es soweit, der Bacchus wird wieder aufgestellt.

Mit der Restaurierung der Skulptur waren die Polnischen Werkstätten für Denkmalpflege Poznan (PKZ) beauftragt, die seit über 40 Jahren im Bereich der preußischen Schlösser in Berlin und Potsdam tätig sind. Das Team bestand aus Daniel Bernhardt, Marek Zielonka und Iwona Michniewicz-Laakmann. Wir haben die Steinrestauratorin Iwona Michniewicz-Laakmann bei ihrer Arbeit mit dem Bacchus begleitet. Die Fachfrau absolvierte zunächst Konservierung und Restaurierung im polnischen Torun und schließt gerade ein zweites Masterstudium zum Schutz europäischer Kulturgüter an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) ab.
 

Sie begutachtete im Februar 2021 den Bacchus das erste Mal. Die wichtigste Frage dabei war: In welchem Zustand ist die Statue? Ist eine Wiederaufstellung im Freien möglich? Eine Ultraschallmessung der Steinstruktur weckte Hoffnung. In den filigranen Teilen war das Marmorgefüge zwar stark geschädigt, doch im Innern zeigten die Steinkristalle nur wenige Lücken. Der Bacchus war also bereit für eine Neuerweckung. Bei der Begutachtung zeigt sich auch: Der Sturz vom Sockel nach Kriegsende war wohl nicht die erste Beschädigung der Statue. Arme und Beine waren bereits vorher erneuert worden und mit dem damals üblichen Material, einem mit Blei verstopften Stahldübel am Rumpf befestigt worden.
 

Für die Restaurierung baute die Spezialistin die angesetzten gelockerten Elemente ab. Mit Hilfe eines speziellen Dampf- und Micropartikelgerätes reinigte sie den vergrauten Carrara-Stein Millimeter für Millimeter. Bereits nach wenigen Sekunden erstrahlte der Marmor an der Stelle wieder weiß. Ein großer Teil der Ergänzungen war hochwertig und vollständig und konnte daher wieder angesetzt werden, einige Finger fehlen jedoch.
 

Um den Charakter der Figur zu treffen, recherchierte das Team in der Epoche, in der der Bacchus entstand, denn nicht die Proportionen sind entscheidend für den Neuaufbau, sondern der Geschmack der Zeit. Der Bacchus mit seinem kindlichen Kopf und seinem muskulösen Rücken hat sehr große dicke Finger. Stilecht stellte sie die Finger in Carrara-Marmor neu her und befestigte sie mit Glasfaserstiften an der Hand.

Die Fugen und Verbindungen verschloss die Restauratorin anschießend mit einem mineralischen Mörtel. Feines Marmorgranulat sorgt dafür, dass auch die kleinsten Risse der Statue verschlossen werden.  Zuletzt überzieht das Restauratorenteam die Figur mit einer durchsichtigen Spezial-Lasur um die Oberfläche zu schützen. Die wenigen noch vorhandenen Farbunterschiede werden dadurch nivelliert, Witterung und Grünspan können ihm nun nichts mehr anhaben.
 

Der Sandsteinsockel für die Statue steht noch am alten Ort vor dem Weinberg. Auch er ist bereits umgefallen, dann falsch wieder aufgestellt worden und inzwischen voller Moos und Flechten. Eine Reinigung und Behandlung mit speziellen Schutzmitteln ist notwendig, am Ende soll auch der Sockel rundum neu erscheinen.

Mit Hilfe einer Spende – vom Wasser zum Wein

Die Restaurierung des Bacchus wird über eine Spende der Familie Kaschube finanziert. Adolf Kaschube, von Beruf Ingenieur für Wasserbau, interessiert sich besonders für die Wasserspiele in den Gärten und Parks. Als Mäzen hat er die Stiftung in den vergangenen Jahren mehrfach sehr tatkräftig vor allem dort unterstützt, zuletzt zugunsten des Löwenbrunnens an der mittleren Orangerieterrasse. Danach galt seine Hilfe der Sanierung eines wichtigen Bereichs am Heizhaus auf dem Weinberg Klausberg, das die Aufenthaltsqualität vor allem der Mitarbeiter:innen unseres Kooperationspartners Mosaik e.V. dort deutlich verbessert. Dabei sah er ein historisches Fotos von dem Bacchus auf dem Weinfass: Gibt es die Skulptur noch? fragte er und sprach einen Herzenswunsch aller am Berg aus; er ließ nicht locker, bis die Stiftung Untersuchungen beauftragte, ob das seit Jahrzehnten deponierte Original tatsächlich wieder aufgestellt werden kann. Mit Erfolg. Zum königlichen Weinfest am Klausberg am 8. Juli 2022 wird der Bacchus als Schmuck und Muse für das Vergnügen bereitstehen. Der königliche Weinberg im Park Sanssouci wird von unserem Kooperationspartner Mosaik e.V. betreut.
 

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