Schlösser ohne Kronleuchter, die als kostbare Meublierung des Luftraums und wichtige Repräsentationsobjekte ausgewählte Räume bekrönen – das ist undenkbar. Diese einzigartigen Kunstobjekte werden von uns dokumentiert, restauriert und instandgehalten. Herrin über die Leuchter- und Beleuchtungskörper ist Dr. Verena Wasmuth. Anlässlich unserer Instagram Themenwoche „Kronleuchter“ verrät sie, was ihr Job mit sich bringt und wie ihr beruflicher Alltag aussieht.
Was machen Sie bei der SPSG?
Seit November 2020 bin ich als Kustodin für die Leuchter und Beleuchtungskörper verantwortlich. Die Sammlung zählt zu den größten ihrer Art in Europa und umfasst etwa 2.500 Objekte, die aus dem 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart datieren. Die Tisch-, Wand- und Kronleuchter, Laternen, Öllämpchen und elektrischen Lampen lassen sich verschiedenen Materialgruppen zuordnen. Man kann den Bestand grob unterteilen in jene Leuchter, die als repräsentative Prestige- und Luxusobjekte in Schlossräumen hingen und jene, die in erster Linie einen funktionalen Zweck als Lichtspender erfüllten.
Was begeistert Sie an Ihrem Beruf?
Mir gefällt vor allem die Bandbreite meiner unterschiedlichen Aufgaben. Grundsätzlich bin ich Ansprechpartnerin für alle Themen, die mit der Erforschung und Vermittlung der historischen Leuchter im Bestand der SPSG zusammenhängen. Mitunter betreue ich parallel Restaurierungsvorhaben, Erwerbungen, Um- und Neuhängungen oder die Organisation einer Fachtagung. Besonders spannend finde ich es, Leuchter in unserem Zentraldepot zu inventarisieren, denn immer wieder kommen dabei ganz außerordentliche Objekte zutage. Diese Entdeckungen dann nach außen zu kommunizieren, etwa über unsere Online-Sammlung und hoffentlich bald wieder häufiger bei Präsenzveranstaltungen, gehört ebenfalls zu meinen liebsten Aufgaben.
Was ist Ihre aktuelle Aufgabe?
Derzeit verfolge ich die Spur zweier verschollener Kronenampeln, überarbeite ein anstehendes Restaurierungskonzept und prüfe geeignete Standorte für mehrere deponierte Objekte, darunter unseren Bernsteinkronleuchter. Zudem bin ich in die Inventarisierung unserer Geweihsammlung eingebunden. Wir Kustod:innen sind nicht ausschließlich für unseren eigenen Kustodialbereich zuständig, sondern arbeiten immer wieder projektbezogen an den unterschiedlichsten Themen mit. Diese Abwechslung finde ich großartig, denn so lerne ich kontinuierlich Neues. Manchmal entdecke ich dabei Parallelen in gänzlich ungleichen Forschungsgegenständen, die ich andernfalls übersehen hätte.
Was möchten Sie bei Ihrem Beruf nicht mehr missen?
Da gäbe es Vieles zu erwähnen! Wenn ich mich kurzfasse: den Kontakt mit einmaligen Kunstwerken, die ich hier in ihrer historischen Umgebung erforschen darf; ebenso die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen, deren herausragende Expertise in ihren jeweiligen Spezialgebieten mich immer wieder tief beeindruckt. Mein Beruf ist keine einfache Dienstleistung, er ist ein großes Privileg.
Was machen Sie, wenn Sie nicht für die SPSG arbeiten?
Wenn ich nicht für die SPSG arbeite, bin ich freiberuflich als Kunsthistorikerin und Sachverständige für Glas tätig. Den Großteil meiner Freizeit verbringe ich mit meiner Familie in unserem Garten nahe Templin, seit vielen Jahren ein zweites Zuhause.
Wo ist ihr Lieblingsort innerhalb der Anlagen der SPSG?
Mein Lieblingsort innerhalb der SPSG ist Schloss Glienicke mit Casino und Dampfmaschinenhaus. Beim Anblick von der Havelseite bleibt mir immer kurz das Herz stehen, keinen schöneren Ort kenne ich in unserem Land. Wegen seiner kuriosen Spuren der Zeitgeschichte gehe ich auch immer wieder gerne ins Schloss Schönhausen.
Was würden Sie nachts allein im Schloss tun?
Ich würde die absolute Dunkelheit nutzen und den Glasbehang verschiedener Kronleuchter unter kurzwelligem UV-Licht systematisch miteinander vergleichen. Diese Untersuchungsmethode bringt das Glas ohne Erhitzen in diversen Lichtfarben zum Selbstleuchten. Meine Hoffnung ist, dass diese Farben Aufschluss über die Zusammensetzung der Glasmasse geben und damit Hinweise auf ihre Herkunft und ihr Alter.
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